Profilbild von Mogul

Mogul

Lesejury Profi
offline

Mogul ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Mogul über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.09.2021

Ein magisches Buch - so schön, aber auch so traurig

Nachts unter der steinernen Brücke
0

Langsam wird vom Autor ein Netz von Geschichten gesponnen, die allesamt irgendwie miteinander verknüpft sind. Jede Story kann auch für sich selbst stehen, aber zusammen ergeben sie ein Gemälde des alten ...

Langsam wird vom Autor ein Netz von Geschichten gesponnen, die allesamt irgendwie miteinander verknüpft sind. Jede Story kann auch für sich selbst stehen, aber zusammen ergeben sie ein Gemälde des alten Prags, insbesondere der alten Judenstadt um 1600. Im Zentrum der Geschichten stehen der Jude Mordechai Meisl, welcher zu unglaublichem Reichtum kommt, und der Kaiser. Meisls schöne Frau Esther und der Kaiser sind auf magische Weise ein unglückliches Liebespaar, dass es so nicht geben darf.

Perutz hat über 25 Jahre an diesem Romanprojekt mit jahrelangen Unterbrechungen gearbeitet und es 1951 abgeschlossen. Sprachlich und inhaltlich bilden die Texte eine Einheit, wie man sie selten antrifft. Feiner Humor, groteske Situationen und eine mit viel Feingefühl geschilderte Kultur, die für immer verloren ging, bilden zusammen ein mystisches Ganzes, das man am ehesten als einen historischen Roman bezeichnen kann. Aber das Büchlein ist viel mehr, ein schriftstellerisches Kunstwerk, wie man es selten antrifft.

Fazit: Wer etwas Muse hat, sollte es sich nicht nehmen lassen, dieses fantastisch gut gemachte Buch zu lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.09.2021

Blick hinter die Glitzerfassade

77 Tage
0

In diesem - wie der Autor selbst sagt - auf Tatsachenberichten basierenden Buch wird das Ende der Präsidentschaft Trumps erzählt. Es wird auf die Zeit vor der Wahl, die Wahlnacht und die Zeit danach im ...

In diesem - wie der Autor selbst sagt - auf Tatsachenberichten basierenden Buch wird das Ende der Präsidentschaft Trumps erzählt. Es wird auf die Zeit vor der Wahl, die Wahlnacht und die Zeit danach im engsten Kreis um Trump herum fokussiert- angereichert mit vielen Anekdoten der Insider. Es ist schlichtweg unglaublich, was der Autor hier ans Tageslicht zerrt. Durch das Nicht-Akzeptieren des Wahlergebnisses hat der verrückte Präsident sich endgültig ins Abseits manövriert. Denkt man. Aber so einfach ist es nicht. Trump ist ja bis heute eine wichtige Kraft in Republikanischen Partei.

Michael Wolff gilt als seriöser und ausgezeichneter Journalist. Wenn das nur annähernd wahr ist, was er in diesem Buch schreibt… na dann gute Nacht. Die beschriebenen Vorkommnisse sind teilweise so absurd, dass man laut lachen müsste, würden sie nicht den ehemaligen Präsidenten der USA betreffen. Und mit großer Wahrscheinlichkeit haben sich die Dinge auch in etwa so zugetragen wie beschrieben. Zum Glück ist das Buch wirklich sehr gut und unterhaltsam geschrieben, sonst könnte man sich diese irre Geschichte gar nicht zu Gemüte führen. Ja, die dargelegten Verhältnisse haben es mir ermöglicht, besser zu verstehen, was da in Amerika passierte, was es bedeutete, einen Präsidenten wie Trump zu haben. Und wie brandgefährlich der Typ in seiner Verblendung ist.

Fazit: Klare Leseempfehlung.

bookaddicted

instabook

buch

lesen

booklover

bücherwurm

buchblog

leseempfehlung

meinung

lesenswert

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.09.2021

Queer und Migrantin in Deutschland

Ministerium der Träume
0

Um was geht es? Um Enttäuschung, Liebe, Hass, Ausgrenzung, Einsamkeit, Drogen, Sex, Szene, Migration, Rechtsextremismus, viel Angst und Verlust. Ja der Auslöser zu diesem urbanen Queerkrimi (müsste so ...

Um was geht es? Um Enttäuschung, Liebe, Hass, Ausgrenzung, Einsamkeit, Drogen, Sex, Szene, Migration, Rechtsextremismus, viel Angst und Verlust. Ja der Auslöser zu diesem urbanen Queerkrimi (müsste so als Genre etabliert werden) ist der Unfalltod der Schwester der Ich-Erzählerin Nasrin. Oder war es gar kein Unfall? Nasrin lebt in Berlin und arbeitet als Türsteherin bei einer Queerbar. Und führt nebenher ein ziemlich ungesundes Leben. Der Tod der Schwester bringt ihr Leben komplett durcheinander. Sie erinnert sich an die gemeinsame Kindheit. Alte Geschichten kommen wieder hoch. Neben anderen Stories erzählt sie als Rückblende auch von der tragischen Migration ihrer Mutter mit ihren zwei Töchtern - eine davon Nasrin - aus dem Iran nach Deutschland in den 1970iger Jahren.

Dieses Buch geht unter die Haut, da es ohne großes Tamtam die Geschichte einer Lesbe erzählt, die in einem Umfeld aufwuchs, in dem Homosexualität schlicht nicht existieren darf. Erst durch die Flucht nach Berlin in die Szene gelingt ihr eine gewisse Etablierung ihrer Lebensvorstellung. Auf dem Weg dahin hat sie leider viel Schlimmes erleben müssen, das ihr das Leben auch heute noch sehr schwer macht. Denn lesbisch zu sein ist eines, aber ein mittelloses iranisches Mädchen zu sein, das lesbisch ist, noch einmal etwas anderes.
Das Buch zeigt auch auf, wie das Leben für Migrant:innen in Deutschland aussehen kann. Die einen passen sich an, andere gehen unter und wieder andere ziehen sich in eine Community zurück. Es wird ein äußerst lesenswerter und direkter Einblick in die Welt Migrant:innen in Deutschland gewährt, und was dieses Leben mit den Menschen macht.

Fazit: Schonungslos, aber sehr gut. Klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.07.2021

Superbuch

Identitti
0

Die indische Starprofessorin Saraswati, die in Düsseldorf den Lehrstuhl für Postkoloniale Studien innehat, wird als ursprünglich als weiße Frau geborene Deutsche geoutet, die sich umgemodelt hatte. Ihre ...

Die indische Starprofessorin Saraswati, die in Düsseldorf den Lehrstuhl für Postkoloniale Studien innehat, wird als ursprünglich als weiße Frau geborene Deutsche geoutet, die sich umgemodelt hatte. Ihre ganze Credibility scheint in sich zusammenzubrechen. Tut sie das wirklich? Kann eine weiße Frau mit ihrer Identität und race spielen? Oder ist das kein Spiel sonder ein Art Wahn? Ihre Studentinnen, die größtenteils People of Colour sind, nehmen Sariswati zusammen mit den Medien auf dem 400-seitigen Roman auseinander.

Ein die eigenen Gedanken äußerst anregendes Buch, das unter anderem die Konzepte von race, Identität und Gender dekonstruiert, neu zusammensetzt, wieder dekonstruiert, wieder neu zusammensetzt usw. Dabei werden viele Nuancen, Ideen und aktuelle Diskussionen geschickt in den Text eingeflochten, ohne dass der rote Faden, zum Beispiel die eigentliche Story, ganz aus dem Blickfeld verschwindet. Das ist vielleicht der einzige negative Kritikpunkt, den ich hier aufführen muss: Eventuell ist das Buch teilweise etwas überladen mit Konzepten, Gedankenexperimenten und akademischen Streitgesprächen. Viel mehr hätte es nach meiner Ansicht nicht ertragen, da sonst der Rahmen eines gut lesbaren Romans eindeutig gesprengt worden wäre. Was sehr schade gewesen wäre, da die Themen des Buches brandaktuell sind und unbedingt auch auf diese Weise öffentlich wahrgenommen werden müssen. Jedenfalls steckt in diesem Buch enorm viel Herzblut. Und das merkt man als Leserin. Und das ist auch gut so. Ein sehr engagiertes Buch.

Fazit: Sehr anregende Lektüre - dieses Buch ist eine Herzensangelegenheit und sollte möglichst viele Leser
innen erhalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.07.2021

Ein Meisterwerk

Weiches Begräbnis
0

Eine ungewohnte Lektüre, die sanft beginnt und Türen zu einer schrecklichen Episode der neueren chinesischen Geschichte öffnet: Die Landreform in den 1950er Jahren als die Volksrepublik China aus den Wirren ...

Eine ungewohnte Lektüre, die sanft beginnt und Türen zu einer schrecklichen Episode der neueren chinesischen Geschichte öffnet: Die Landreform in den 1950er Jahren als die Volksrepublik China aus den Wirren des Bürgerkriegs heraus aufgebaut wurde. Dass dabei viel Unrecht geschah, liegt auf der Hand. Was das mit den Menschen gemacht hat, wird bis heute totgeschwiegen. Darum ist das Buch auch unterdessen in China verboten. Fang Fang lässt ihre Protagonisten ein paar dieser Geschichten erzählen und erforschen. Die Autorin lässt einen erfolgreichen Baumanager nach den Wurzeln seiner Familie suchen. Dabei kommen diese beinahe vergessenen Geschichten wieder ans Tageslicht. Auch am Ende des Buches, als Vieles geklärt scheint, bleibt die zentrale Frage, ob es sich lohnt, sich zu erinnern. Oder ob vergessen der bessere Weg ist.

Tja, dieses Buch ist ein Meisterwerk, wenn es uns Menschen aus Westeuropa auch bis zu einem gewissen Punkt fremd bleibt. Die Übersetzung aus dem Chinesischen inklusive der Anmerkungen des Übersetzers, so dass man gewisse Wortspiele (respektive Zeichenspiele) überhaupt nachvollziehen kann, scheint mir als Laie sehr gelungen. Als Leser*in wird man an die Thematik der Land- und Kulturreform auf eine subtile Weise aus verschiedenen Perspektiven herangeführt. Dabei wird viel über die kulturellen Gegebenheiten der einzelnen Generationen in die Erzählungen hineingeflochten, was das Buch äußerst lesenswert macht. Wir haben doch hier in Europa größtenteils keine Ahnung von der Geschichte Chinas, geschweige denn von der einzelnen Regionen in der Zeit der Republik vor der Landreform. Ich fand es jedenfalls sehr interessant mehr über die Leute und ihre Geschichte sowie ihren kulturellen Background in Form eines Romans zu erfahren.

Fazit: Wer Zeit hat und einmal ein etwas anders daherkommendes Buch lesen möchte, dem oder der sei dieses Buch sehr empfohlen. Aber ich musste mich schon etwas durchbeissen .

Rezension

bookstagram

buchblogger

bookaddicted

instabook

buch

lesen

booklover

bücherwurm

buchblog

leseempfehlung

meinung

lesenswert

mitvorablesenumdiewelt

Landreform

FangFang #China

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere