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Veröffentlicht am 26.05.2022

Kann man lesen; es ist aber kein „Must Read“

Das Geheimnis des toten Cellisten
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Die frisch geschiedene Eve Mallow hat einen außergewöhnlichen Job. Sie schreibt Nachrufe für frisch verstorbene Promis. Aus diesem Grund hat es sie nun in das beschauliche britische Örtchen Saxford St. ...

Die frisch geschiedene Eve Mallow hat einen außergewöhnlichen Job. Sie schreibt Nachrufe für frisch verstorbene Promis. Aus diesem Grund hat es sie nun in das beschauliche britische Örtchen Saxford St. Peter verschlagen. Kaum ist sie, zusammen mit ihrem Dackelrüden Gus dort angekommen, belauscht sie am Strand ein besorgniserregendes Gespräch zwischen einem Paar. Eve ist schnell klar, dass es sich bei dem Verblichenen, über den sich die Unbekannten austauschen, nur um den Cellisten Bernhard Fitzpatrick drehen kann. Den Mann, über den sie einen Nachruf verfassen will. Als Eve dann auch noch erfährt, dass Bernard ermordet wurde, ist ihr kriminalistischer Spürsinn geweckt. Obwohl ihr nerviger Exmann verlangt, dass sie umgehend zurückkehrt, nach London zu ihm, den gemeinsamen, erwachsenen Kindern und seiner neuen Freundin, stürzt sich Eve ins Abenteuer.

Schließlich kann sie Beruf und Hobby auf perfekte Weise verbinden. Dazu sind die zahlreichen Dörfler, die sie für ihre Nachrufrecherche kontaktiert, sehr gut bekannt gewesen mit dem berühmten Cellisten. Sie wissen allerdings nicht nur positive Dinge über den Verstorbenen zu berichten, sondern zeichnen ein ambivalentes Bild des Mannes, das nicht gerade schmeichelhaft ist. Doch hat sich Bernard mehr zu schulden kommen lassen, als lediglich ein snobistischer, herrschsüchtiger Zeitgenosse gewesen zu sein? Wen hat er womöglich dermaßen vergrätzt, dass er ihm deswegen nach dem Leben trachtete?
Eves Nachfragen lösen jedoch nicht nur Wohlwollen im Ort aus und schon bald bringt sie sich selbst in Gefahr…

„Das Geheimnis des toten Cellisten“, markiert den ersten Teil der neuen, britischen Cosy-Crime Reihe von Clare Chase. Um dieses Genre abzudecken, schuf der Bastei Lübbe Verlag die Rubrik „Mord in bester Tradition- Mit Schirm, Charme und Krone“ und brachte bereits einige Buchreihen von diversen Autoren zum Thema heraus, die allesamt ein ähnlich gestaltetes Coverlayout aufweisen. Da man mich immer schnell mit einem ansprechen Cover, nebst Klappentext verlocken kann und ich britische Cosy-Krimis im Stile der Barnaby Reihe etc. sehr mag, wollte ich der Autorin und ihrer neuen Reihe unbedingt eine Chance geben.
Der Schreibstil von Clare Chase ist eingängig, der Roman liest sich locker flockig und mit Eve hat die Autorin durchaus eine interessante Romanheldin geschaffen, deren persönlicher Hintergrund neugierig macht auf weitere Bände. Diese werde ich, so leid es mir auch für die Autorin und ihre Reihe tun mag, allerdings nicht mehr zu Gemüte führen, da ich „Das Geheimnis des toten Cellisten“ als überaus langweilig dargeboten empfand.

Die Autorin lässt zahlreiche Nebenfiguren auftreten und beschränkt sich, in weiten Teilen darauf, ihre Romanheldin lediglich von einem Verhör zum nächsten zu schicken oder aber im Cafe des Ortes zwischendurch leckeres Backwerk zu verschnabulieren. Es ist ja nichts gegen gute alte Ermittlungsarbeit von einer Hobbydetektivin einzuwenden, doch leider sind sämtliche Nebenfiguren so konturlos geraten, dass man als Leser große Probleme damit hat, diese und ihre Beziehungen miteinander überhaupt auseinanderklamüsern zu können. Ich erwarte bei einem Cosy Krimi ja nicht gerade Hochspannung oder Nervenkitzel, aber eine so belanglos dahinplätschernde Story nun ebenfalls nicht. Humorig, wie angepriesen, war hier ebenfalls nichts- selbst wenn der gute Simon, seines Zeichens attraktiver Schwerenöter im Ort, der sich an Eves Fersen heftet, ein paar amüsante Anekdoten und Spukgeschichten zum Besten gibt.
Es geschieht einfach nichts, besonders ab der Mitte der Geschichte habe ich mich sehr durchquälen müssen und war beinahe versucht, den Roman vorab wegzulegen. Da man so etwas aber nicht macht , habe ich mich tapfer durchgekämpft und fast eine ganze Woche dafür benötigt. Nun bleibt meine Hoffnung, dass Julia Chapmans Romane, die ebenfalls zur Lübbe Rubrik „Mord in bester Tradition- Mit Schirm, Charme und Krone“, gehören und noch bei mir subben, besser sind.

Kurz gefasst: Eine Hobbydetektivin und Nachrufschreiberin ermittelt in ihrem ersten Fall- Leider sehr belangloser, seichter Cosy-Crime, der nicht gerade Lust auf weitere Bände macht. Kann man lesen; es ist aber kein „Must Read“.

Eve Mallow Reihe:

1. Teil: Das Geheimnis des toten Cellisten
2. Teil: Der Tote am Apple Tree Cottage (Nov. 2022)
3. Teil: Mystery At Seagrave Hall (noch nicht übersetzt)
4. Teil: Mystery At The Old Mill (noch nicht übersetzt)
5. Teil: Mystery At The Abbey Hotel (noch nicht übersetzt)
6. Teil: Mystery At The Church (noch nicht übersetzt)
7. Teil: Mystery At Magpie Lodge (noch nicht übersetzt)
8. Teil: Mystery At Lovelace Manor (noch nicht übersetzt)
9. Teil: Mystery At Southwood School (noch nicht übersetzt)


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Veröffentlicht am 18.03.2022

Ziemlich durchschnittlicher Roman der Autorin, dessen Oberthema unbedingt im Klappentext hätte Erwähnung finden müssen!

Jeden Tag ein bisschen Zuversicht
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West London, 1960:

Die Zwillinge Maisy und Duncan verleben nicht gerade eine glückliche Kindheit. Während ihre Mutter psychisch krank ist und sich wenig um die Kinder kümmern kann, ist ihr Vater beruflich ...

West London, 1960:

Die Zwillinge Maisy und Duncan verleben nicht gerade eine glückliche Kindheit. Während ihre Mutter psychisch krank ist und sich wenig um die Kinder kümmern kann, ist ihr Vater beruflich sehr eingespannt. Dazu sind beide Elternteile nicht gerade liebevolle Menschen.
Als sich der Gesundheitszustand der Mutter rapide verschlechtert, werden die Kinder vom Vater aufs Land zu ihrer Großmutter gebracht, wo sie fortan leben sollen.

Zwar entpuppt sich die Großmutter als ähnlich gefühlskalter Drachen, doch finden die Kinder in der Haushälterin und Köchin eine freundliche, umsorgende Seele, so dass sich Maisy und Duncan trotzdem schnell einleben und aufgeschlossen die neue Umgebung erkunden.
So stoßen sie bei einem Streifzug auch auf die Einsiedlerin Grace, die zusammen mit ihrem Hund in einer kleinen Hütte im Wald lebt. Obwohl Grace zunächst sehr einschüchternd wirkt und die Kinder fortjagt, gelingt es Duncan im Laufe der Zeit, sich mit ihr anzufreunden.
Und auch echte, gleichaltrige Freunde finden die beiden zu ihrem Glück.
Doch dann wendet sich das Blatt. Eines Tages kehrt Duncan von einer Fahrradtour nicht mehr zurück. Während Maisy außer sich ist vor Sorge, glaubt die Großmutter zunächst, Duncan hätte sich einen Streit erlaubt. So muss Maisy selbst alle Register ziehen, um Duncan zu finden. Sie macht sich auf zu Grace und bittet die Frau um Hilfe…

Ich las vor einiger Zeit bereits einen Roman von Lesley Pearse, den ich, im Großen und Ganzen, ganz angenehm zu lesen empfand. Daher griff ich sogleich zu, als ich „Jeden Tag ein bisschen Zuversicht“, im Buchladen entdeckte, denn der Klappentext suggerierte mir eine spannende Geschichte, angereichert mit womöglich dunklen Familiengeheimnissen.
Nun, nach dem Lesen, bin ich ziemlich ernüchtert. Familiengeheimnisse gibt es nämlich keine und obwohl Duncan, der männliche Zwilling spurlos verschwindet, was eigentlich für spannende Momente sorgen sollte, zieht sich die erste Hälfte des Romans belanglos dahin. 60er Jahre Flair ist leider nicht vorhanden- der Roman könnte auch in jedem anderen Jahresjahrzehnt der 1900er spielen. Dazu fehlt es sämtlichen Nebenfiguren an den nötigen Ecken und Kanten. Vater und Großmutter benehmen sich sehr grob, wohingegen die Zwillinge sich ausdrücken, wie altersmäßig viel reifere Figuren. So nimmt man es Maisy so gar nicht ab, wenn sie mit ihrem Vater Diskussionen über dessen Eheleben führt.

Das Duncan womöglich entführt wurde, wird sehr schnell klar, womit ich jedoch nicht gerechnet hatte, war, dass die Autorin hier ein Thema wie Kindesmissbrauch anspricht. Es wäre mir ehrlich gesagt lieb gewesen, wenn ich schon im Klappentext darauf hingewiesen worden wäre. Natürlich ist das ein Thema, das man nicht totschweigen sollte, doch ehrlich gesagt möchte ich nicht unverhofft darauf stoßen, wenn mir das Coverbild stattdessen eine Wohlfühllektüre suggeriert.
Man kann diesen Roman sehr schlecht einordnen. Weder ist er Jugendbuch, Wohlfühllektüre, noch ein Roman, der zur Problembewältigung taugt oder gar Selbstfindung seiner Figuren. Alles plätschert in geordneten Bahnen vor sich hin, bis dann das Showdown künstlich in die Länge gezogen, alles nochmals in spannendere Gefilde erheben möchte.
Allein der flüssige Schreibstil der Autorin hat mich davon abgehalten, den Roman nicht vorzeitig zu beenden und ehrlich gesagt verstehe ich die vielen positiven Bewertungen so gar nicht. Vielen Figuren fehlt es an der nötigen Tiefe und Facettenreichtum und sie agieren stellenweise sehr hölzern. Es ist ein sehr durchschnittlicher Roman von Lesley Pearse, den ich lediglich eingefleischten Fans der Autorin empfehlen würde.

Kurz gefasst: Ziemlich durchschnittlicher Roman der Autorin, dessen Oberthema unbedingt im Klappentext hätte Erwähnung finden müssen!

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Veröffentlicht am 29.11.2021

Eine eher durchschnittliche Weihnachtsromance der Autorin

Das Funkeln einer Winternacht
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Norwegen 1936: Die junge Signy darf zum ersten Mal mit auf die Hochalm und genießt die Zeit mit den übrigen jungen Mädchen aus dem Dorf und ihrer Schwester sehr, wo sie sich um die Ziegen und Schafe kümmern ...

Norwegen 1936: Die junge Signy darf zum ersten Mal mit auf die Hochalm und genießt die Zeit mit den übrigen jungen Mädchen aus dem Dorf und ihrer Schwester sehr, wo sie sich um die Ziegen und Schafe kümmern und das Heu einholen müssen.
Doch ein Mädchen ist Signy ein Dorn im Auge, denn es spielt mit falschen Karten und nutzt die Gutmütigkeit von Signys Schwester aus. Als Signy auch noch begreift, dass ihr Schwarm sich in besagtes Mädchen verguckt hat, ist sie äußerst unglücklich…

Norwegen, 2018:

Das Pärchen Bo und Zac führt eine turbulente Beziehung. Beide sind Adrenalinjunkies, betreiben einen Reiseblog und sind beliebte Influencer, denen die Firmen unfassbar hohe Summen bieten, damit sie deren Markenprodukte auf Instagram bewerben. Während Zac völlig in diesem Job aufgeht, hadert Bo ein wenig mit ihrer Popularität. Denn diese hat auch ihre Schattenseiten. Nie kann sie mal allein sein mit Zac, ständig ist der Fotograf Lenny um sie herum; immer auf der Jagd nach dem besten Schnappschuss für ihre Follower. Obwohl Lenny wahnsinnig tolle Bilder schießt, nervt es Bo allmählich, dass ihre Privatsphäre praktisch nicht mehr vorhanden ist. Überall reisen die drei zusammen hin und selbst Weihnachten ist bereits verplant.

Die Reise ins verschneite Norwegen, sorgt für einige Überraschungen bei dem Paar. Denn die Ferienwohnung, die Lenny für sie alle gemietet hat, befindet sich auf einer einsamen und schwer zugänglichen Hochalm. Und der attraktive Enkel der betagten Besitzerin, ist alles andere als begeistert, als sie vor seiner Tür stehen. Als Anders jedoch erfährt, dass seine Großmutter die Miete schon ausgegeben hat, für ein Schneemobil, bringt er die Globetrotter zähneknirschend in die Hütte, in der sie für vier Wochen wohnen wollen. Bo ist sehr angetan von dem malerischen Ort, doch viel Zeit bleibt ihr nicht, denn Zac hat einige Abenteuer geplant. Und obwohl Bo bislang immer gut mitgehalten hat, kommt sie zum ersten Mal ins Grübeln. Ist ihr Job wirklich ein Traumjob? Und ist Zac tatsächlich der richtige Mann fürs Leben für sie?

Es ist schon ein kleines Ritual dass ich in der Vorweihnachtszeit, stets Ausschau nach tollen, romantische Weihnachtsromanen halte. Und da Karen Swan beinahe jedes Jahr ein neues Buch am Start hat und ich ihren Schreibstil sehr mag, gehört sie daher auch zu meinen Lieblingsautorinnen in der Winterzeit. Diesmal bin ich bei meiner Bewertung jedoch etwas hin- und hergerissen, denn obwohl Karen Swan das winterliche Norwegen so malerisch und atmosphärisch beschreibt, fand ich die sich entwickelnde Liebesgeschichte nicht ganz so geglückt. Dazu wurde ich mit der Romanheldin lange Zeit nicht warm. Ich fand sie unsympathisch, zickig und zu passiv. Sicher, bedenkt man ihre Vorgeschichte, kann man ihr Zögern durchaus ein wenig verstehen, doch wie sie mit dem armen Anders umspringt, fand ich einfach nur furchtbar. Und ich begann mich irgendwann zu fragen, wieso er sich überhaupt für sie interessiert. Die gleiche Frage stellte ich mir übrigens auch andersherum. Wieso nur glaubte Bo nur, dass Zac ihre große Liebe sei? Leider hat er absolut nichts Liebeswertes an sich und benimmt sich der Romanheldin gegenüber total strange. Mal umgarnt er sie mit zuckersüßen Worten, dann wieder benimmt er sich überdreht und verzogen wie ein Kleinkind und beleidigt sie. So habe ich mich schon ein bisschen, so leid es mir auch tut für die Autorin und ihr Buch, durch die Geschichte gequält.

Und auch der Handlungsstrang, der in der Vergangenheit angesiedelt war, wurde leider recht unspektakulär und belanglos erzählt. Hier hätte man viel mehr herausholen können. Die Sache mit Bos Stalker, fand ich dazu ziemlich durchsichtig, so dass zu keinem Zeitpunkt echte Spannung aufkam. Wäre Anders nicht gewesen, der Romanheld, hätte ich das Buch wahrscheinlich sogar mittendrin abgebrochen. Ab der Mitte wurde der Roman dann etwas besser, so dass ich allerdings dann doch bis zum Schluss drangeblieben bin. Wer bislang noch nichts von Karen Swan kennen sollte, dem empfehle ich auf jeden Fall ein anderes Buch der Autorin auszuprobieren. Dieses hier gehört nicht zu ihren Highlights, meiner Meinung nach. Es lässt sich flüssig lesen, das schon, aber die Romantik kommt hier viel zu kurz.

Kurz gefasst: Eine eher durchschnittliche Weihnachtsromance der Autorin.

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Veröffentlicht am 30.07.2021

Belangloser, leider zu modern geratener Histo-Cosy-Crime Roman, in dem ein Kindermädchen, ein Bahnpolizist und eine Adlige auf detektivischen Pfaden wandeln

Die Schwestern von Mitford Manor – Unter Verdacht
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London 1920:

Die Tochter einer Wäscherin, Louisa Cannon, trifft eines Tages zufällig eine alte Bekannte, der es gelungen ist, gesellschaftlich aufzusteigen. In deren Gesellschaft befindet sich zudem die ...

London 1920:

Die Tochter einer Wäscherin, Louisa Cannon, trifft eines Tages zufällig eine alte Bekannte, der es gelungen ist, gesellschaftlich aufzusteigen. In deren Gesellschaft befindet sich zudem die quirlige Nancy Mitford und diese wird sogleich hellhörig, als sie erfährt, dass Louisa händeringend eine neue Beschäftigung sucht, denn das Geld ist knapp bei den Cannons. Zudem wird Louisa seit kurzer Zeit von ihrem kriminellen Onkel bedrängt, der seitdem ihr Vater ein Jahr zuvor verstarb, im Haushalt ihrer Mutter ein und ausgeht und der Louisa nun dazu bringen will, sich für Geld zu prostituieren.
Im Haushalt der adligen Familie Mitford ist nämlich die Stelle des Kindermädchens frei geworden und Nancy findet, Louisa wäre die richtige Person für diesen Job.

Doch Louisas Onkel ist überaus listenreich und fängt die Einladung für ein Vorstellungsgespräch ab. Es gelingt ihm, eines Tages, als Louisa ihrer Mutter mit der Wäsche hilft, seine Nichte zu überwältigen und er zwingt sie dazu, mit ihm zusammen in einen Zug zu steigen, der sie direkt zu ihrem ersten Freier bringen soll.
Louisa ist jedoch ebenfalls geschickt und clever. Es gelingt ihr tatsächlich, ihrem Onkel die Einladung aus der Tasche zu ziehen und sich in letzter Sekunde aus dem Staub zu machen. Doch bei dem Sprung aus dem Zug, wird sie von Bahnmitarbeitern und der Bahnpolizei beobachtet und besorgt befragt und umsorgt. Besonders Guy, einer der beiden Männer der Bahnpolizei, bemüht sich um die attraktive junge Frau und er ist es auch, der ihr aus der Not hilft. Denn Louisas Vorstellungstermin findet bereits ein paar Stunden später statt. Er leiht ihr also Geld und setzt sie in den richtigen Zug.

Louisa ist äußerst dankbar und hat sich auch ein wenig in den ehrlichen jungen Mann verguckt. Doch zunächst hat sie ganz andere Sorgen. Zwar bekommt sie die Anstellung bei den Mitfords, doch Nancy entpuppt sich als ziemlich anstrengendes, neugieriges und klatschsüchtiges junges Mädchen und es kostet Louisa alle Mühe, Nancy im Zaum zu halten. Denn die hat es sich in den Kopf gesetzt, den Mord an der kürzlich pensionierten Krankenschwester Florence Nightingale Shore aufzuklären, die ermordet in einem Zug aufgefunden wurde. Aufgrund von Nancy Bemühungen und der Tatsache, dass auch Guy in diesem Mordfall ermittelt, kreuzen sich Louisas und Guys Wege erneut...

Namen sind nur Schall und Rauch- dieses Sprichwort bewahrheitet sich im Falle des zu besprechenden Buches, in der Tat. Aufmerksam wurde ich auf diesen historischen Cosy-Krimi, der zudem der erste Teil einer fünfbändigen Reihe um die teils, skandalösen Mitford-Schwestern ist, (historisch verbriefte Persönlichkeiten) weil die Autorin die Nichte des bekannten Julian Fellowes ist, der die Story um „Downton Abbey“ erschuf. Dies und der interessant klingende Klappentext, verlockten mich dazu, diesem Roman eine Chance zu geben. Weil ich „Unter Verdacht“ dazu als preisreduziertes Mängelexemplar ergattern konnte, kaufte ich mir kurzerhand dann auch noch „Gefährliches Spiel“ dazu.
Die Idee die dieser Serie zugrunde liegt; dass also in jedem Band eine andere Schwester zusammen mit Louisa auf detektivischen Pfaden wandelt, fand ich sehr spannend und nun nach dem Lesen des ersten Teils, hoffe ich inständig, dass die nächste Mitford-Schwester sympathischer gestrickt sein wird, als es Nancy war.

Zugegeben, die Familie Mitford bleibt in diesem ersten Teil nicht viel mehr als schmückendes aber relativ blasses Beiwerk. Denn eigentlich stehen Louisa und Guy hier im Fokus des Geschehens. Die ersten hundert Seiten lassen sich zunächst unterhaltsam an, denn Louisas Versuche, sich aus der Knute ihres Onkels zu befreien, sorgen für einige aufregende Lesemomente. Dazu ist der, auf wahren Ereignissen, beruhende Mordfall äußerst mysteriös geraten. Doch im Gegensatz zum Buch, in dem am Ende tatsächlich der Täter überführt wird, wurde der wahre Mörder niemals gefasst.

Jessica Fellowes hat durchaus einen flüssigen Schreibstil, doch muss ich sagen, dass ich fand, dass dem Roman die nötige Prise historisches Flair abgeht, da sich die Akteure nicht wirklich so verhalten, wie es Menschen der damaligen Zeitepoche taten. Nancy etwa ist nicht nur unerträglich nervig gestrickt, sie führt eigenmächtige Aktionen durch, die einfach nicht möglich oder schicklich gewesen wären für eine noch nicht volljährige Aristokratin. Und auch Nancys Gedankengut passt eher zu einer Frau der heutigen Zeit.
Aber auch Louisas Aktionen haben mich oftmals mit den Augen rollen lassen beim Lesen. Dass sie etwa einem Hausgast zwei Sparbücher entwendet, die mögliche Beweismittel sind, liest sich völlig unglaubwürdig. Und dass Guy Louisa wirklich alles durchgehen lässt und in völliger Erfurcht und Liebe erstarrt zu sein scheint, macht ihn leider ein bisschen beliebig und langweilig.

Überhaupt fehlt es den meisten Romanfiguren an charakterliche Tiefe und auch viele Dialoge klingen nicht wirklich rund und viel zu modern vom Ausdruck her. Ich finde wirklich, dass sich Jessica Fellowes keinen Gefallen damit getan hat, einen historischen Roman zu schreiben und ich denke, sie sollte vielleicht lieber auf Zeitgenössisches umsatteln.
Erschwerend kam dazu, dass die Story ab der Mitte, dann belanglos vor sich hinplätscherte bis hin zur Überführung des Täters. Einerseits mochte ich die clevere Louisa, andererseits konnten mich die Mitfords nicht wirklich begeistern. Seien es nun die versnobten Eltern oder die schwierige Nancy; keiner von ihnen wirkte wirklich liebeswert oder interessant genug. Und Nancys Schwestern finden hier lediglich durch alleinige Namensnennung und Beschreibungen irgendwelcher uninteressanten Alltagsaktivitäten Erwähnung, so dass ich wohl nach dem Lesen dieses Romans, niemals den zweiten Teil gekauft hätte.
Da es aber nun mal so ist, bleibt die alleinige Hoffnung, dass sich die Autorin im zweiten Teil doch noch etwas steigern kann.

Kurz gefasst: Belangloser, leider zu modern geratener Histo-Cosy-Crime Roman, in dem ein Kindermädchen, ein Bahnpolizist und eine Adlige auf detektivischen Pfaden wandeln.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Guter Historienroman mit kleinen Schwächen

Das Buch der Sünden
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Als die Wikinger raubend und plündernd in Paris einfallen, vertraut der junge Odo zunächst den beruhigenden Worten seines Vaters, als dieser ihm mitteilt, dass Odo und seine Familie hinter den Stadtmauern ...

Als die Wikinger raubend und plündernd in Paris einfallen, vertraut der junge Odo zunächst den beruhigenden Worten seines Vaters, als dieser ihm mitteilt, dass Odo und seine Familie hinter den Stadtmauern sicher wären. Doch ein Verräter in den eigenen Reihen öffnet den Feinden Tür und Tor und so werden die Pariser vernichtend geschlagen.

Der Oberbefehlshaber der Normannen verlangt Unsummen an Silber, die Odos Vater ihm von König Karl selbst beschaffen soll. Während Odos Vater diesem Befehl nachkommt, verbringt der Junge diese Zeit in einem sicheren Versteck innerhalb des Hauses, in das ihn seine Mutter vorsorglich untergebracht hat.

So entgeht dem Jungen allerdings auch nicht, wie zuerst seine Mutter missbraucht und später die Leiche seines getöteten Vaters, der die Vergewaltigung seiner Frau rächen wollte und dabei getötet wurde, in das Haus geschafft wird. Dieser doppelte Schicksalsschlag prägt das Leben des jungen Odo, der danach in die Obhut von Mönchen gegeben wird.

Viele Jahre später erfährt der mittlerweile erwachsene Odo von einem geheimnisvollen Buch, einer Johannes Prophezeiung, in dem vom Untergang der heidnischen Welt die Rede ist und was zuvor geschehen wird. Odo macht sich neugierig und voller Rachgedanken auf den Weg nach St. Gallen, wo besagtes Buch in der Klosterbibliothek stehen soll und erfährt etwas später, dass seine Mutter bei dem damaligen Überfall auf Paris verschleppt wurde.

Währenddessen wächst in Haithabu der Sohn eines einfaches Schmieds heran. Helgi ist ein folgsamer Sohn und geht dem Vater in der Schmiede zur Hand. Trotz der großen Kunstfertigkeit seines Vaters fehlt es der Familie oftmals an Geld und Nahrung. Doch Helgi hadert nicht mit dem Schicksal, auch wenn die Schmiedearbeit nicht unbedingt seine wahre Berufung ist. Seine Eltern hoffen, dass er sich mit einem Mädchen aus dem Dorf vermählt, doch Helgi ist heimlich verliebt in eine Sklavin, die dem Nachbarn und stärksten Konkurrenten von Helgis Vater gehört. Auch Odo hat es auf seiner Rachmission mittlerweile nach Haithabu verschlagen. Dort kreuzen sich auch seine und Helgis Wege zum ersten Mal....

"Das Buch der Sünden" ist der Debütroman von Axel S.Meyer, der mit seiner Geschichte den ersten Preis eines Schreibwettbewerbs des Rowohlt Verlages gewann.

Der Roman führt seine Leser in die unruhigen Zeiten vor der ersten Jahrtausendwende nach christlicher Zeitrechnung, als Normannenvölker in Europa einfielen. Natürlich ist dies eine recht blutige und politisch sehr unruhige Zeit gewesen, doch so sehr ich Realismus in einem historischen Roman auch schätze, selbst mir waren manche beschriebene Szenen ein wenig zu brutal und unmenschlich geschildert und ich zähle mich eigentlich nicht zu den zartbesaiteteren Lesern.

Man erfährt, wie ein kleiner Junge Zeuge von unglaublichen Gräueltaten wird, die ihn bzw. seine Psyche unwiederbringlich prägen und die ihn von einem Opfer zum Täter mutieren lassen, der dann typisch menschliche Gefühle wie Mitleid und Bedauern völlig abstreift und nur noch für seine "fixe" Idee der Rache lebt.

Doch obwohl die ersten 100 Seiten zunächst den Werdegang Odos beschreiben, gibt es in diesem Roman eine weitere männliche Hauptfigur, die mich davon abgehalten hat, das Buch vorzeitig aus der Hand zu legen, da ich zu Odo keinerlei Bindung aufbauen konnte- Helgi.

Helgi weckt die Sympathien der Leser mit seiner offenen und aufgeschlossenen Art, mit denen er seinen Freunden und seiner Familie begegnet. Er wohnt in Haithabu, der Stadt in denen Christen und Normannen leben und die sich Odo als Ort seiner Rache auserkoren hat.

Der Autor hat sich sehr viel Mühe mit der Hintergrundrecherche gegeben und man erfährt sehr viel über die Zeit des Normanneneinfalls, aber auch über das alltägliche Leben und den Glauben der Menschen.

Es ist ein Roman der gerade in Bezug auf Glaubensfragen noch nicht an Aktualität verloren hat. Die Geschichte zeigt auf, wie schmal der Grat zwischen Glaube und Fanatismus sein kann.

Der Schreibstil des Autors ist eingängig und durchaus unterhaltend, trotz des düsteren Themas prall gefüllt mit Ereignissen die den Leser fesseln sollen, dennoch fand ich, dass die Geschichte durchaus etwas weniger Seitenzahlen vertragen hätte.

Odos Rachefeldzug war mir persönlich zu langatmig konstruiert und so sehr ich auch zunächst Verständnis für seine Rachegedanken hatte, seine Verwandlung in einen regelrechten Soziopath, der plötzlich keinerlei Skrupel mehr kennt oder Menschlichkeit zeigt, fand ich persönlich ein wenig unglaubwürdig. Hier hätte ich mir eine facettenreichere Charakterisierung des Hauptakteurs gewünscht.

Trotz dieser kleinen Schwächen entpuppte sich dieser Roman nicht als Fehlgriff. Gerade die historischen Hintergründe sind sehr informativ vom Autor aufbereitet worden. Auch Helgis Werdegang gehört zu den Highlights in diesem Erstlingswerk.

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