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Veröffentlicht am 30.07.2021

"Die Amish sind Inseln der Vernunft in einem Strudel der Veränderung." (Nancy Sleeth)

Der Himmel über Amerika - Rebekkas Weg
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1815. Rebekka lebt mit ihrer Familie in einer Amisch-Gemeinde in der Pfalz. Der Glauben bestimmt ihr ganzes Leben, das aus harter Arbeit, vielen Geboten und Verboten besteht, aber auch ihren Ehemann vorherbestimmt. ...

1815. Rebekka lebt mit ihrer Familie in einer Amisch-Gemeinde in der Pfalz. Der Glauben bestimmt ihr ganzes Leben, das aus harter Arbeit, vielen Geboten und Verboten besteht, aber auch ihren Ehemann vorherbestimmt. Als mit Daniel ein neues Mitglied in ihrer Gemeinde auftaucht, bringt er ihr Herz zum Schwingen, denn er ist all das, was die anderen Männer nicht sind. Schon bald entwickeln sich Gefühle zwischen den beiden, doch die Gemeinde und auch Rebekkas Vater stehen Daniel noch skeptisch gegenüber. Eine Hungersnot lässt bei Rebekka und Daniel den Wunsch nach einem Neuanfang in Amerika wachsen, aber Rebekka weiß nicht, dass Daniel ein trügerisches Geheimnis wahrt, das ihr gemeinsames Glück gefährden kann…
Karin Seemayer hat mit „Der Himmel über Amerika-Rebekkas Weg“ den ersten Teil ihrer neuen historischen Saga vorgelegt, der dem Leser nicht nur einiges über die Amisch-Leute näher bringt, sondern auch mit einer spannenden Geschichte aufwartet, die man kaum aus der Hand legen kann. Der flüssige und bildhafte Erzählstil lässt den Leser eine Reise in die Vergangenheit antreten, wo er in eine Amisch-Gemeinde bei Rebekka und ihrer Familie einzieht und dort die strengen Regeln ihres Glaubens kennenlernt, die auch heute noch bei den Amish-People in Amerika gelten. Gerade der Zusammenhalt in den Gemeinden, die gegenseitige Unterstützung, aber auch die gelebten Werte machen deutlich, wie sehr die Menschen mit sich im Einklang sind und das Leben ihrem Glauben gewidmet haben. Auch in der heutigen Zeit leben die Amish-People noch wie in einem anderen Jahrhundert, lehnen technische Dinge wie Autos, Mobiltelefone etc. ab, weil sie keinen Nutzen darin sehen. Seemayer spannt ihre Geschichte von 1815 bis 1822, die auch den Weg der Amisch-Leute nach Amerika nachzeichnet, wo man sie als Gemeinden vor allem in Pennsylvania heute wiederfindet. Die Beschreibungen der Gemeinde und der Örtlichkeiten sind gut gelungen, so dass man als Leser alles vor dem inneren Auge vorbeiziehen sieht und sich manchmal sogar wie ein Teil davon fühlt. Die Geschichte von Rebekka und Daniel fügt sich wunderbar in den historischen Rahmen ein und lässt die Handlung realistisch sowie nahbar wirken.
Die Charaktere sind liebevoll und lebendig ausgestaltet, wirken in ihrem Zeitrahmen realistisch und glaubwürdig. Der Leser heftet sich als unsichtbarer Schatten an ihre Fersen und darf ihr Abenteuer hautnah miterleben. Rebekka ist eine sympathische, liebenswerte junge Frau, die bisher nichts anderes als das Leben in ihrer Gemeinde kennt. Sie ist neugierig auf alles, was das Leben ihr bieten könnte, auch außerhalb der Gemeinde. Daniel/Andreas ist ein netter Kerl, der für andere einsteht und dafür einen hohen Preis bezahlen muss. Das Leben bei den Amisch-Leuten bietet ihm neue Möglichkeiten, die er für sich zu nutzen weiß und auch noch der Liebe begegnet. Auch Susanna, Ruben, Caleb und weiter Protagonisten sind wichtig für den Handlungsverlauf und tragen viel zur Spannung bei.
„Der Himmel über Amerika-Rebekkas Weg“ ist ein gelungener, unterhaltsamer Start in Seemayers neue Trilogie. Neben vielen historischen Fakten und Informationen über die Amisch-Leute und ihren gewählten Lebensstil fehlt es der Geschichte auch nicht an Romantik und Spannung. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 29.07.2021

Auf den Spuren der Toten von Isdal

Das letzte Bild
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2018. Als Schriftstellerin Eva in der BILD-Zeitung das Foto einer seit 47 Jahren vermissten Frau entdeckt, die damals als verkohlter Leichnam ohne bekannte Identität im norwegischen Isdal gefunden wurde, ...

2018. Als Schriftstellerin Eva in der BILD-Zeitung das Foto einer seit 47 Jahren vermissten Frau entdeckt, die damals als verkohlter Leichnam ohne bekannte Identität im norwegischen Isdal gefunden wurde, ist der Schock groß, denn die Frau sieht aus wie ihre eigene Mutter. Ein Gespräch mit ihrer Mutter bringt nicht viel, denn diese blockt das Thema gleich ab. Erst durch Nachbohren gibt sie zu, eine Zwillingsschwester gehabt zu haben, die während des Zweiten Weltkrieges verschwunden sei. Eva lässt das Foto nicht los und ahnt, dass sich dahinter ein Geheimnis verbirgt. Sie beginnt, auf eigene Faust zu recherchieren und erfährt bald durch einen DNA-Test, dass sie mit der unbekannten Toten verwandt ist. Eva reist nach Norwegen, um vor Ort in Bergen mehr herauszufinden und die Identität der Frau offenzulegen…
Anja Jonuleit hat mit „Das letzte Bild“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, in dem sie einen tatsächlichen Kriminalfall aus dem Jahr 1970 spannend mit ihrer fiktiven Handlung verwoben hat. Der flüssige und bildhafte Erzählstil stellt den Leser an Evas Seite, wo er mit ihr gemeinsam nach und nach deren Familiengeschichte ausgräbt, die Eva bis dahin unbekannt war. Über zwei Zeitebenen und wechselnde Perspektiven lädt die Autorin den Leser ein, mal die Gegenwart an der Seite von Eva zu erleben, mal in der Vergangenheit von Margaret/Marguerite, die als kleines Mädchen 1944 nach einem Streit in die Wälder flüchtet, ihre Familie nie wieder sieht, im Waisenhaus landet und erst als junge Frau 1970 in der Lage ist, nach ihrer Familie zu suchen. Durch die wechselnden Einblicke in das Leben der Protagonisten steigert Jonuleit die Spannung ihrer Geschichte immer weiter, zumal sie auch zwischendrin mit Geschichtsprofessor Laurin noch einen dritten geheimnisvollen Protagonisten ins Spiel bringt. Nach akribischer Recherche gibt die Autorin den im Zweiten Weltkrieg bekannt gewordenen Lebensborn-Einrichtungen eine ausschlaggebende Rolle in ihrem Roman, denn deren Auswirkungen haben bewusst und unbewusst Einfluss auf das Leben der diversen Charaktere. Die ZEIT-Artikel über den auf Tatsachen basierenden Mordfall der Isdal-Frau geben der Geschichte als Einleitung zu jedem Kapitel die nötige Authentizität, obwohl die Haupthandlung fiktiv ist. In einem informativen Nachwort erfährt der Leser Genaueres über die Hintergründe und die Beweggründe der Autorin. Insgesamt fehlen diesem Roman aber die Emotionen und menschlich natürlichen Reaktionen, die man bei einer solchen Handlung normalerweise erwartet.
Die Charaktere sind zwar lebendig erschaffen, jedoch schaffen sie es nicht, den Leser auf ihre Seite zu ziehen. Es stellt sich keine Nähe ein, so dass der Leser immer nur stiller Beobachter bleibt und der Geschichte zwar interessiert folgt, der Abstand zu den Protagonisten jedoch konstant bestehen bleibt. Eva ist eine pragmatische und eher nüchterne Frau, oftmals unnahbar und eher unterkühlt. Margaret/Marguerite steht als junge Frau vor der Herkulesaufgabe, ihre Familie finden zu wollen, wobei sie oftmals naiv und ohne Plan agiert. Professor Laurin ist ein undurchschaubarer und egoistischer Unsympath, der einem die Gänsehaut über den Rücken laufen lässt.
„Das letzte Bild“ ist eine unterhaltsame und spannende Geschichte über zwei Zeitebenen, bei der nach und nach eine tragische Vergangenheit zutage befördert wird, die auch das Leben der nachfolgenden Generationen betrifft. Der Mix aus tatsächlicher Kriminalgeschichte und fiktiver Handlung hat durchaus ihren Reiz und lässt sich gut lesen, doch die persönliche Ebene zu den Protagonisten fehlt. Wem das nicht wichtig ist, der wird das Buch zu schätzen wissen. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 29.07.2021

Wenn die Vergangenheit das Leben bestimmt

Das Meeresblau von Tel Aviv
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Elija ist mit einem berühmten Schriftsteller verheiratet, der momentan in Paris weilt. Da sie immer schon nach Paris wollte, steigt sie in Tel Aviv ins Flugzeug, um ihren Mann in der französischen Metropole ...

Elija ist mit einem berühmten Schriftsteller verheiratet, der momentan in Paris weilt. Da sie immer schon nach Paris wollte, steigt sie in Tel Aviv ins Flugzeug, um ihren Mann in der französischen Metropole zu besuchen. Doch die Freude auf das Wiedersehen weicht schnell der schmerzlichen Ernüchterung, denn der Schuft hat sie durch eine andere ersetzt. Zurück in Israel nistet sich Elija bei ihren Eltern ein, um sich dort trösten zu lassen. Doch gerade ihre Mutter Lily ist nur zu wenigen Gefühlsregungen fähig, was Elija dazu veranlasst, in der Vergangenheit ihrer Familie zu bohren. Ans Licht kommt die traurige Geschichte eines Kindes, das seine Mutter niemals kennenlernte. Elijas Tatendrang ist geweckt und sie macht sich auf, ihre Großmutter Rachel zu finden…
Sarit Yishai-Levi hat nach ihrem erfolgreichen Debütroman „Die Schönheitskönigin von Jerusalem“ ihren zweiten Roman „Das Meeresblau von Tel Aviv“ vorgelegt. Die Erwartungen waren dementsprechend hoch und wurden nicht enttäuscht. Mit flüssigem, gefühlvollem und teils melancholischem Erzählstil webt die Autorin eine tiefgründige Geschichte über den Schmerz des Verlassenwerdens, ob durch einen Ehemann oder die eigene Mutter. Während Elija durch ihren Ehemann verletzt und sitzengelassen wurde, ist es gerade die Geschichte ihrer Mutter Lilly, die den Leser anrührt. Als Baby von der eigenen Mutter ausgesetzt, hat sie nie das Band der Mutterliebe erfahren. Vielleicht rührt gerade daher ihre Distanz zur eigenen Tochter Elija, die mit Lillys unterkühlter Art aufgewachsen ist. Interessant ist vor allem, dass Elija das distanzierte Wesen ihrer Mutter nicht übernommen hat, sondern wohltuend gefühlvoll wie verständnisvoll wirkt, aber auch neugierig auf ihre eigene Familiengeschichte ist und sich dem Projekt widmet, so viel wie möglich herauszufinden, vor allem aber ihre Großmutter aufzuspüren, um die näheren Umstände von damals zu erfahren. Levi versteht es auf besondere Art, dem Leser einen guten Einblick in jüdische Traditionen und Werte sowie in das tägliche Leben in Tel Aviv zu vermitteln, während sie ihre Handlung webt. Auch in dieser Geschichte spielt das Judentum dabei wieder eine große Rolle.
Die Charaktere sind realistisch gezeichnet und in Szene gesetzt, menschliche Eigenheiten machen sie für den Leser nahbar, so dass er sich voller Neugier an ihre Fersen heftet, um gemeinsam mit Elija die Vergangenheit ihrer Mutter auszugraben. Elija ist eine impulsive Frau, die ins Elternnest kriecht, um ihre Wunden zu lecken, die ihr untreuer Ehemann ihr zugefügt hat. Die fehlende Wärme ihrer Mutter lässt Elija nicht kalt, sondern spornt sie an, endlich den Grund dafür herauszufinden. Lilly ist eine kontrollierte Frau, die nach außen gefühlskalt wirkt, jedoch im Innern total unsicher ist. Sie hat eine Mauer um sich errichtet, um nicht mehr verletzt zu werden, zu tief sind die Wunden aus ihrer Vergangenheit. Deshalb ist sie auch nicht fähig, Elija Wärme und Verständnis entgegen zu bringen.
„Das Meeresblau von Tel Aviv“ ist eine Familiengeschichte voller unterdrückter Gefühle, Missverständnisse und Geheimnissen. Während im Hintergrund das Tel Aviver Leben pulsiert, geht es drei Frauen und deren Aufarbeitung der Vergangenheit. Unterhaltsam, spannend und voller Gefühl. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 29.07.2021

"Sei kein Gefangener deiner Vergangenheit. Werde zum Architekten deiner Zukunft." (Robin Sharma)

Im Schatten der Holunderblüte
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Hochzeitsfotografin Libby McKenzie hat eine lange persönliche Durststrecke überstanden und in New Jersey endlich beruflich Fuß gefasst. Bei einem Hochzeitsfotoshooting auf Gut Woodmont, das Libby schon ...

Hochzeitsfotografin Libby McKenzie hat eine lange persönliche Durststrecke überstanden und in New Jersey endlich beruflich Fuß gefasst. Bei einem Hochzeitsfotoshooting auf Gut Woodmont, das Libby schon seit ihrer Kindheit kennt, wird ihr von der Gutsbesitzerin Elaine Grant das Angebot gemacht, die durch den Verwalter Colton Reese durchgeführte Restaurierung der Gärten mit ihrer Kamera zu begleiten und abzulichten. Der Auftrag kommt Libby gerade recht, denn sie hat noch sehr an den Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit zu knabbern. Vor allem das alte Gewächshaus von Elaines Großmutter Olivia hat es Libby angetan, das seit mehr als 30 Jahren nicht zugänglich war. Gemeinsam mit Colton taucht Libby in die Vergangenheit des Anwesens ein und setzt nach und nach ein Puzzle von gut gehüteten Geheimnissen zusammen, die auch Einfluss auf Libbys Leben haben…
Mary Ellen Taylor hat mit „Im Schatten der Holunderblüte“ einen unterhaltsamen Roman über unterschiedliche Zeitebenen vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite an in den Bann zieht. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser sofort an Libbys Seite gleiten, um ihre eigene Geschichte und ihre Erlebnisse hautnah mitverfolgen zu können. Libby, deren Vater vor kurzem verstarb, wurde als Kind adoptiert und zieht nach ihrer Scheidung in ihr Elternhaus zurück, doch ihre schicksalsträchtige Vergangenheit kann sie nicht einfach so abstreifen wie einen Handschuh. Der Auftrag auf Gut Woodmont verspricht Abwechslung und Ablenkung von tiefschürfenden Gedanken. Die Autorin malt mit ihren Worten einen verwunschenen, geheimnisträchtigen Ort, der vor dem inneren Auge des Lesers lebendig wird. Diese Lebendigkeit überträgt sich auch auf Libby, die nicht nur durch die Bekanntschaft mit Colton aufblüht, sondern sich mit Elan auf Entdeckung der Geheimnisse dieses Ortes macht. Über wechselnde Zeitschienen erlebt der Leser mal die Gegenwart um Libby, mal die Vergangenheit um Olivia und Sadie in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts während des zweiten Weltkrieges. Je mehr Puzzleteile des Geheimnisses ans Licht kommen, umso mehr erkennt der Leser, wie das Leben der Frauen miteinander verknüpft ist. Die Geschichte ist zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar, so dass die Spannung durchgängig gegeben ist und der Leser das Buch kaum aus der Hand legen kann, während er immer wieder durch eine Achterbahn der Gefühle gejagt wird.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und bestechen mit glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften, so dass der Leser sich schnell in ihrer Mitte wohlfühlt und mit ihnen fiebert. Libby ist eine Frau, die schon so einiges in ihrem Leben erlebt, doch nie aufgegeben hat. Sie ist ein eher vorsichtiger Mensch, der lieber nach vorn als zurück blickt, doch muss sie erst ihre Vergangenheit aufarbeiten, um der Zukunft entgegen zu sehen. Trotz vieler Niederschläge hat sie sich ihre Neugier und ihre Begeisterung bewahrt. Colton ist ein einfühlsamer, sympathischer Zeitgenosse mit Visionen. Aber auch Elaine, Olivia, Sadie und weitere Protagonisten spielen wichtige Rollen bei der Offenlegung des alten Familiengeheimnisses.
„Im Schatten der Holunderblüte“ ist ein unterhaltsamer Roman, der den Leser abwechselnd in die Gegenwart und die Vergangenheit entführt. Spannung gepaart mit vielen Emotionen, ein altes Familiengeheimnis vor wunderschöner Kulisse sowie die Suche nach sich selbst bieten ein kurzweiliges Lesevergnügen, dass eine verdiente Leseempfehlung verdient!

Veröffentlicht am 18.07.2021

"Ich liebe das Meer wie meine Seele, denn das Meer ist meine Seele." (Heinrich Heine)

Ein Zimmer über dem Meer
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Ein Flugzeugabsturz raubt der 25-jährigen Kim ihren Verlobten Jack und lässt sie in ein tiefes Loch fallen. Sie hat keinen Lebensmut mehr und reist nach Cornwall in die Nähe des Unglücksortes, um dort ...

Ein Flugzeugabsturz raubt der 25-jährigen Kim ihren Verlobten Jack und lässt sie in ein tiefes Loch fallen. Sie hat keinen Lebensmut mehr und reist nach Cornwall in die Nähe des Unglücksortes, um dort an den Klippen Jack nahe zu sein. Das Schicksal lässt sie den Weg der 86-jährigen Janet kreuzen, die sich um Kim kümmert und in ihr Cottage mitnimmt, wo sie die junge Frau bittet, einige Zeit bei ihr zu bleiben. Janet händigt Kim ein sehr altes Tagebuch aus ihrem Familienbesitz aus, aus dem Kim die Geschichte der taubstummen Leandra Simmons erfährt, die ebenfalls vom Schicksal gebeutelt wurde und doch ihr Glück fand. Wird Kim aus der alten Geschichte neuen Mut schöpfen?
Corina Bomann hat mit „Ein Zimmer über dem Meer“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der über unterschiedliche Zeitebenen das berührende Schicksal zweier Frauen in den Vordergrund stellt. Mit flüssig-leichtem, bildhaftem und gefühlvollem Erzählstil wird der Leser an die Seite von Kim gestellt, wo er nicht ihre Gefühls- und Gedankenwelt sowie ihren großen Verlust kennenlernt, sondern auch auf Reisen geht, um die schicksalsträchtigen Erfahrungen zu verarbeiten, damit sie gestärkt wieder am Leben teilhaben kann. Bomann hat nicht nur ein Händchen dafür, die Landschaft Cornwalls so farbenfroh zu beschreiben, dass man diese während der Lektüre vor dem inneren Auge vorbeiziehen sieht. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen sind sehr empathisch und gefühlvoll umgesetzt, so dass sich für den Leser alles gut nachvollziehen lässt und sich in die Protagonistinnen hineinversetzen kann. Dabei offenbart sich so manches Gefühlsbarometer. Die Handlung erstreckt sich über zwei Zeitebenen, wobei der eine die Gegenwart rund um Kim wiederspiegelt, während der andere 200 Jahre in der Vergangenheit das Schicksal der taubstummen Leandra offenbart. Während Kim durch die alte Janet gerettet und umsorgt wird, ist es bei Leandra ein Leuchtturmwärter, der ihr zum Schicksal wird. Beide Frauen, obwohl durch Jahrhunderte getrennt, haben den Lebensmut verloren und erleben durch Begegnungen eine Wende, die sie verändert. Auch wenn die Handlung manchmal offensichtlich ist, schafft es Bomann, mit geschickt eingestreuten Wendungen der Geschichte Spannung zu verleihen.
Ihren Charakteren hat Bomann mit glaubhaften Ecken und Kanten Leben eingehaucht, wodurch sie den Leser an sich ziehen, ihn nahe an sich heranlassen und er so mit ihnen einiges durchmacht. Kim ist nicht nur verzweifelt und fühlt sich allein, sondern hat ihren Lebensmut verloren. Sie braucht jemanden, an dessen Schulter sie sich ausweinen kann und der ihr Mut zuspricht. Die alte Janet ist da genau die Richtige, denn mit ihrer Lebensweisheit und Warmherzigkeit gibt sie Kim Halt und stärkt sie durch ihre Unterstützung. Leandra ist eine Frau, die den Widerständen trotzt und gerade aufgrund ihrer Einschränkungen nicht den Mut verliert. Aber auch Jake und Christian spielen wichtige Rollen in dieser anrührenden Geschichte.
„Ein Zimmer über dem Meer“ ist ein bittersüßer Roman über Schicksalsschläge, die Kraft der Liebe und den Mut, dem Leben entgegenzusehen. Verdiente Leseempfehlung für eine fesselnde Geschichte!