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MarieausE

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.01.2023

Gar nicht so lustig

Bissle Spätzle, Habibi?
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Bei dem Titel ist mir sofort "Maria, ihm schmeckt´s nicht" in den Sinn gekommen.
Und ich habe auch hier ein lustiges, harmloses Buch über Essen, unterschiedliche kulturelle Einstellungen, gepaart mit Klischees ...

Bei dem Titel ist mir sofort "Maria, ihm schmeckt´s nicht" in den Sinn gekommen.
Und ich habe auch hier ein lustiges, harmloses Buch über Essen, unterschiedliche kulturelle Einstellungen, gepaart mit Klischees und eine schöne Love-Story erwartet.
Oder wie es das Buch sagt: "Hast du Lust auf eine zauberhafte Liebesgeschichte mit sprühendem Humor und feinfühligem Zeitgeist?"

Hm. Das trifft für mich das Buch nicht.
Für mich war es mehr ein Einblick in die Zerrissenheit von Kindern und jungen Menschen, die den Erwartungen von Eltern und familiärem Umfeld gerecht werden wollen, aber dennoch für sich einen anderen, modifizierten Lebensentwurf haben.

Amaya ist ein junge Frau, die es allen recht machen will. Als Muslimin in einen Atheisten verliebt, noch dazu einen Schwaben und ständig der Druck der Eltern, doch einen passenden Schwiegersohn zu präsentieren. Schließlich ist inzwischen sogar schon die jüngere Schwester verheiratet! Und im Laufe des Buches reitet sie sich immer weiter in eine Lügengeschichte, die nicht gut gehen kann...

Ab und an gab es witzige Stellen, aber im Grunde fand ich den Grundklang des Buches eher ernst.
Ausführlich wurde auch die Kindheit Amayas beschrieben, die auch von Ausgrenzung geprägt war.
Bei der Love-Story fand ich die Geduld und das Verständnis ihres Freundes irgendwann unglaubwürdig - aber gut, es soll ja ein Liebes-Roman sein.

Gut hat mir gefallen, dass ich mich schon in Amaya hineinversetzten konnte. Auch wenn klar war, dass ihre Aktionen keine gute Ideen waren, so habe ich schon nachvollziehen können, warum sie so handelt. Es war für mich nicht komplett realitätsfern, ich kann aber überhaupt nicht beurteilen, wie es sich tatsächlich anfühlt, mit so vielen Erwartungen aufwachsen und leben zu müssen.

Ach ja - was mir an dem Buch auch gut gefallen hat: dass es noch einen Charakter gab, der sich ebenfalls verleugnet hat, um elterlichen Erwartungen gerecht zu werden - aus ganz anderen Gründen. Das hat die Thematik geöffnet und nicht reduziert auf Zuwanderungsgeschichte.

Insgesamt fand ich die Charaktere schön ausformuliert, besonders gut haben mir Amayas Geschwister und ihre beste Freundin gefallen.

Ein Fazit fällt mir relativ schwer, weil ich mit ganz anderen Erwartungen an das Buch herangegangen bin. 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 05.12.2021

Spannende Grundidee, etwas arg vollgepackt

Reality Show
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Die Grundidee des Buches finde ich total spannend.
Es ist Weihnachten und zur Prime Time läuft auf allen Programmen eine Show, die Reality Show.
Man kann nichts anders sehen - und es ist Trash Fernsehen ...

Die Grundidee des Buches finde ich total spannend.
Es ist Weihnachten und zur Prime Time läuft auf allen Programmen eine Show, die Reality Show.
Man kann nichts anders sehen - und es ist Trash Fernsehen auf einem neuen Level.
Die Fernsehzuschauer werden zum Richter und die Angeklagten sind die Reichen und Mächtigen der Nation. Vieles was sie tun, ist nach unserem Recht legal, die moralische Seite steht auf einem anderen Blatt und an Heilig Abend wird nun abgerechnet.
Die Angeklagten sind Geisel und unfreiwillig die Hauptdarsteller der Show - und der Fernsehzuschauer bzw. Zuschauerin bekommt die Macht und darf das Urteil sprechen.
Gruselig, sehr gruselig, das Szenario - und sehr realistisch geschildert. Zumal die Vergehen der Angeklagten Teil unserer Lebensrealität sind.

Die Fädenzieher im Hintergrund lernt man natürlich auch ausgiebig kennen, auch das fand ich interessant, da hier völlig unterschiedliche Charaktere zum Zuge kamen.

Allerdings war das Buch auch anstrengend. Es wurden unzählige Charaktere eingeführt, das hat es schwierig gemacht, den Überblick zu behalten.
Und nach den ersten Anklagen hat sich der Plot dann doch auch wiederholt - etwas langatmig und dann auch nicht mehr so spannend.

Zum Abschluss gab es nochmal eine überraschende Wendung - die mich völlig überrascht hat, die aber einem Realitätscheck nicht standhalten kann. Das war mir einfach zu unrealistisch.

3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 19.08.2021

Spannende Kinder-Fantasy

Verliebt in ein Tagebuch (Band 1)
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Aleen hat Geburtstag und wird dreizehn Jahre alt. Von ihrer Großtante bekommt sie ein Tagebuch und schnell wird klar, dieses ist magisch. Es antwortet nämlich auf Aleens Einträge.

Der elfjährigen Tochter ...

Aleen hat Geburtstag und wird dreizehn Jahre alt. Von ihrer Großtante bekommt sie ein Tagebuch und schnell wird klar, dieses ist magisch. Es antwortet nämlich auf Aleens Einträge.

Der elfjährigen Tochter und mir haben der Schreibstil und die Aufmachung sehr gut gefallen.

Aleen ist total sympathisch, im Buch geht es um Freundschaft, erstes Verliebtsein, Schottland (schön!) und natürlich um Magie.
Wir mögen es sehr, wenn ein Buch auch so schön aufgemacht ist wie dieses hier. Nicht nur das Guckloch im Cover, auch die schöne Gestaltung im Inneren. Hier wechseln sich die normalen Textelemente (aus der von der Tochter so geliebten Ich-Perspektive) mit den schön gestalteten Tagebucheinträgen ab.

Das magische Geheimnis um das Tagebuch ist beste Kinder-Fantasy für die Altersgruppe ab zehn Jahren. Spannend, aber nicht gruselig-verstörend.

Eigentlich hat das Buch alles, was für uns eine fünf Sterne Rezension ausmacht, wenn nicht...das Ende wäre.

Es wird nämlich so gut wie nichts aufgelöst, lediglich ein Strang. Der Rest bleibt offen. Offen nicht im Sinne von “hier male ich mir als Lesende:r aus, wie es weitergeht”, nein, es hört einfach auf.
Ich habe auch weder auf der Bewerbung des Buches noch im Buch den Hinweis auf eine Reihe gefunden. Normalerweise steht dann ja am Ende noch etwas wie “Im Monat x geht es weiter mit Teil 2“ oder eine Leseprobe oder das Buch wird beworben mit “Auftakt zu einer magischen Reihe” (dann weiß ich, auf was ich mich einlasse, den üble Cliffhanger sind ja mittlerweile Standard auch bei Kinderbuchreihen) hier aber...nichts.

Ich habe das Buch jetzt noch einmal genau angesehen und am Buchrücken eine “1“ entdeckt. Es scheint also doch eine Reihe zu werden.
Lange Rede: ich habe mich mit dem Ende sehr verschaukelt gefühlt und das Kind war sehr enttäuscht.
Deshalb nur vier Sterne.

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.07.2021

Schön zu lesen, mir hat aber etwas die Nähe zu den Figuren gefehlt

Wir für uns
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Zwei Frauen im unterschiedlichen Alter, beide aber gerade nicht glücklich.
Da ist Josie, schwanger von einem Mann, der nur dienstags für sie Zeit hat und das Kind nicht möchte. Sie ist Anfang Vierzig und ...

Zwei Frauen im unterschiedlichen Alter, beide aber gerade nicht glücklich.
Da ist Josie, schwanger von einem Mann, der nur dienstags für sie Zeit hat und das Kind nicht möchte. Sie ist Anfang Vierzig und zu Beginn des Buches nur das Anhängsel ihres Liebhabers, ihr Leben befindet sich seit neun Jahren in einer Warteschleife, sie wartet auf den nächsten Dienstag.

Dann gibt es noch Katharina, mit siebzig deutlich älter und gerade Witwe geworden. Der Sohn samt Schwiegertochter machen sie nicht zur Oma und auch sonst ist die Welt gerade nicht sehr rosig für sie.

Das Buch startet mit einer zufälligen Begegnung der beiden Frauen, aus der sich eine Freundschaft entwickelt.

Ich mochte die Schreibart, es lässt sich schön leicht dahinlesen. Die Seiten sind regelrecht dahingeflogen (uah - was ist das für ein schlimmer Klischee-Satz, aber es war wirklich so).
Es sind ganz schön viele Themenfelder in das Leben von nur zwei Frauen samt ihrer Familie hineingepackt worden. Ich will nicht spoilern, deshalb hier keine Aufzählung. Mir ist das allerdings erst nach dem Lesen aufgefallen, es war für mich also kein negativer Punkt, der mir irgendwie sauer aufgestoßen wäre.

Nur auf einen Punkt gehe ich noch ein: Josie muss sich angesichts ihres Alters und der Schwangerschaft auch mit Trisomie auseinandersetzten, die Herangehensweise im Buch hat mit dazu gut gefallen. Sowohl im Hinblick auf die Erwartungen aus dem Umfeld einer Schwangeren bzgl. Test und ggf. Schwangerschaftsabbruch - ohne dass die eigene Einstellung dazu akzeptiert oder gewürdigt wird und auch den positiven Umgang als Familie mit einem Kind damit, ohne jetzt Probleme unter den Teppich zu kehren.

Viele Themenfelder ohne dass es Betroffenheitsliteratur wäre.

Das ist fein und doch auch ein wenig mein Problemchen mit dem Buch: die Personen darin sind mir alle fern geblieben, ich habe zu keiner der Frauen und ihrem Umfeld eine Nähe aufbauen können.
Braucht es auch nicht unbedingt, aber es fällt damit in die Kategorie : war schön zu lesen, wird aber vermutlich nicht nachhaltig in Erinnerung bleiben.

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Veröffentlicht am 08.03.2021

Einblicke in eine sehr minimalistische Lebensweise

Sieben Quadratmeter Glück
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Was braucht man wirklich zum Leben?
Eine Frage, die immer drängender wird, die Autorin hat ein Selbstexperiment durchgeführt und zog für ein Jahr in einen Wohnwagen.

Dazu hat sie ihr Hab&Gut extrem reduziert ...

Was braucht man wirklich zum Leben?
Eine Frage, die immer drängender wird, die Autorin hat ein Selbstexperiment durchgeführt und zog für ein Jahr in einen Wohnwagen.

Dazu hat sie ihr Hab&Gut extrem reduziert und sich auch von (fast) jeglichem Komfort verabschiedet.
Ich fand den Einblick sehr interessant, sowohl die wunderschönen Aspekte (direkt am See!) als auch die anstrengenden und zermürbenden (Sanitäranlagen am Campingplatz, Heizung bzw. Nichtheizung im Winter,...). Gut gefallen hat mir auch, dass auch beängstigende Aspekte nicht ausgespart wurden, wie etwa die Angst vor einer Kohlenmonoxidvergiftung, wenn man die Heizung über Nacht laufen lässt (das wäre auch meine große Angst) oder das unwohle Gefühl, dass man so allein mit Fremden auf dem Platz bekommt, wenn es dunkel und kalt wird. Oder die Angst vor Stigmatisierung und das gekonnte Umschreiben des Wohnortes auf Nachfragen.

Was mir etwas gefehlt hat, waren noch mehr Alltagsschilderungen. Da hätte ich mir noch mehr Einblick gewünscht. Was hat Frau Hahnfeldt so jeden Abend gemacht in ihrem Camper, ein ganzes Jahr lang?
Warum ist sie eigentlich genau in den Camper gezogen? Ursprünglich war das Experiment nur auf ein Vierteljahr ausgelegt - aber ist es dann nachhaltig, sich dafür einen Camper zu kaufen und so einen Aufwand zu betreiben? Mir war die Motivation für das Experiment auch nicht so schlüssig bzw. dessen Verlängerung, andererseits ist das sehr privat und geht mich ja auch nichts an. Aber trotzdem - das fand ich unrund.

Insgesamt umfasst der Einblick nur 128 Seiten, ist also nicht sehr umfangreich.
Andererseits passt das wiederum auch sehr gut zu einem Buch, das das Thema Minimalismus und Ressourcenschonung als Inhalt hat.

Sehr gut gefallen haben mir aber wieder die vielen Fotos, die das Ganze schön veranschaulicht haben sowie die praktischen Tipps. Ob nachhaltiges Campen, einfache Rezeptvorschläge und konkrete Ausrüstungsvorschläge - da gibt es wertvolle erste Hilfestellungen, falls man ebenfalls mit dem Gedanken spielt. Auch andere Modelle wie ein Tiny Haus oder ein Mobilheim werden vorgestellt, das war richtig schön rund.

Insgesamt also ein positiver Eindruck, für meinen Geschmack nur etwas zu knapp gehalten.