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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.08.2021

Für alle die gerne auf Basis von Wissen und Fakten entscheiden!

Klimawandel - Ein Appell
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Absurd, aber wahr, ich habe dieses Hörbuch ‚ Klimawandel - Ein Appell‘ meist beim Autofahren gehört. Ja, würde Fred Vargas das mitbekommen, würde sie mich sicher schweigend anschauen und fragen, ob ich ...

Absurd, aber wahr, ich habe dieses Hörbuch ‚ Klimawandel - Ein Appell‘ meist beim Autofahren gehört. Ja, würde Fred Vargas das mitbekommen, würde sie mich sicher schweigend anschauen und fragen, ob ich ab jetzt mit dem Fahrrad fahre, wo ich doch nun um so viele Informationen reicher bin.
Und das ist man nach diesem sehr interessanten Hörbuch. Absolut fantastisch gesprochen von Elke Schützhold, man mag förmlich den französischen Subtext durchhören – pure Einbildung, ich weiß.
Der Text der uns hier vorgestellt wird, ist schon etwas älter und man merkt ihm das auch an und auch, dass viele Fakten, politischer Ohnmacht und absurde Verwaltungsakte französischer Natur sind. Nichtsdestotrotz sind die umwelttechnischen Fakten global gültig und treffen auch auf uns zu und die Probleme, die wir politisch haben, mögen nicht exakt die gleichen sein, aber es ähnelt sich doch sehr.
Eindringlich auf pragmatisches Handeln bedacht will uns Fred Vargas, die sonst so großartige Krimischreiberin, überzeugen, dass wir alle als Erdbevölkerung JETZT handeln müssen. Sie präsentiert viele Fakten und Unmengen an Zahlen, die ich meist sofort wieder vergaß, aber das beklemmende Gefühl wir müssen ganz schnell ins Handeln kommen blieb und sie hat mich mit der Verzahnung ihrer Informationen überzeugt.
Definitiv hörenswert, auch wenn es etwas unaktuell und auch sehr Französisch ist, ist es eine Bereicherung für alle Menschen, die gerne die Fakten hinter einer Diskussion kennen. Vor allem geht sie analytisch vor was mich sehr anspricht. Kratzt nicht an der Oberfläche sondern taucht tief ein und bewertet ganzheitlich.
So, nun hol ich mal mein Rad aus dem Schuppen und fahre zum örtlichen Bauer. Auf das es unserer Welt noch lange gut geht, wir haben doch nur die eine!

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Veröffentlicht am 06.08.2021

Leicht und locker, aber trotzdem tot!

Kaiserjagd
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Bad Ischl, mir vor der Lektüre nicht bekannt, ist scheinbar einer der historisch sehenswertesten Orte in Österreich, von den Alpen mal abgesehen! Allerdings eher für Fans des Kaiserreichs und deren damalige ...

Bad Ischl, mir vor der Lektüre nicht bekannt, ist scheinbar einer der historisch sehenswertesten Orte in Österreich, von den Alpen mal abgesehen! Allerdings eher für Fans des Kaiserreichs und deren damalige Architektur, den hier steht die sommerliche Kaiserresidenz. Sprich man könnte zur Abwechslung auch mal ins Salzkammergut fahren und sich dort anschauen wie die k.-und k. Monarchie es sich hat gut gehen lassen! Und im Jahr 2024 wird Bad Ischl mit anderen Orten im Salzkammergut europäische Kulturhauptstadt.
Aber eigentlich wollte ich vom sehr guten Krimi berichten: Kaiserjagd von Jenna Theiss. Dies ist scheinbar bereits der 3. Fall für den Chefinspektor Materna, der hier kompetent ermittelt und zugleich ein liebevoller Vater und netter Freund für viele ist! Ich kenne die anderen Fälle (noch) nicht, hat aber auch nicht gestört, daher kann man auch mit der Kaiserjagd starten.
Anmerken muss ich schon, dass ich zum Glück den Hund zunächst übersehen hatte auf dem Cover, sonst hätte ich es nicht gelesen. Aber kann getrost ignoriert werden, der Poldi „stört“ nicht und taucht auch nicht pausenlos auf.
Großes großes Lob muss ich der Autorin für das dialektische Schreiben geben. Ich bin als langweiliger akzentloser Mensch begeistert, wenn man auf den Seiten einen inneren Film sieht und das MIT Dialekt. Das muss man erst mal hinbekommen, so dass es alle verstehen! Chapeau.
Der Fall ist gut und verzwickt und ich konnte nicht vor dem Ende herausfinden wer denn nun den Kaiser erschossen hat – also den Schauspieler der ‘dran glauben musste. Gut hergeleitet mit stetig aufbauendem Spannungsbogen und Verwirrungsakzenten machte es viel Freude diesen Cosy-Krimi zu lesen!
Nun steck ich die Nase in Fall 1 & 2 bis der 4. erscheint!

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Veröffentlicht am 05.08.2021

Rasanter Fall mit Anwalt in einer Wohnzimmerkanzlei

Pirlo - Gegen alle Regeln
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Endlich mal ein rasanter Krimi, der auf mehreren Ebenen überzeugt hat. Mir hat das Lesen richtig Spaß gemacht, denn Pirlo vereint interessante Gegensätze und schlägt sich auf hohem Niveau durch ein Leben ...

Endlich mal ein rasanter Krimi, der auf mehreren Ebenen überzeugt hat. Mir hat das Lesen richtig Spaß gemacht, denn Pirlo vereint interessante Gegensätze und schlägt sich auf hohem Niveau durch ein Leben und einen Fall, der nicht ganz konventionell ist. Anton Pirlo ist erfolgreicher Strafverteidiger, raus aus einer Kanzlei durch Mobbin und muss nun schauen wie er weiter macht und eröffnet kurzerhand seine „Wohnzimmerkanzlei“ in der er mit der jungen Anwältin Sophie Mahler den Fall einer angeblichen Mörderin übernimmt. Die beiden Anwälte sind von ihrer Unschuld überzeugt, aber da gibt es dann noch eine Verflechtung mit Pirlos Familie…. Das Anwaltsduo findet so einiges nach und nach heraus.
Spannend zu diesem Krimi ist zu wissen, dass der Autor Dr. Ingo Bott viel mit Pirlo gemeinsam hat, es aber nicht ist. Denn Bott ist auch Anwalt, lebt auch in Düsseldorf, hat auch eine Wohnzimmerkanzlei gegründet und ist einer der erfolgreichsten Anwälte Deutschlands und nun auch noch Autor mit diesem Serienauftakt „Pirlo – Gegen alle Regeln“.
Mir hat der erste Fall für den Strafverteidiger wirklich gut gefallen, denn die Prozessführung ist ein starkes Element in diesem Buch und somit ein Justizkrimi. Auch merkt man, dass der Autor hier viel aus seiner primären Profession als Wissensquelle zieht und einbaut. Das schätze ich sehr. Ach, und wer den Handlungsort Düsseldorf gut kennt, hat sicherlich auch seine Freude am Lesen!
Fazit: Schauen wir mal was Pirlo als nächstes für einen Fall an Land zieht und den sicherlich wieder mit Sophie Mahler löst!

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Veröffentlicht am 31.07.2021

Manchmal reicht das Schäfchen zählen nicht aus

Club der Schlaflosen
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Michèle, Hervé, Jacques, Léna und Claire eint eines und es gibt Millionen von ihnen weltweit, die darunter leiden: Insomnia – Schlaflosigkeit. Unseren fünf Schlaflosen halten die durchwachten Nächte und ...

Michèle, Hervé, Jacques, Léna und Claire eint eines und es gibt Millionen von ihnen weltweit, die darunter leiden: Insomnia – Schlaflosigkeit. Unseren fünf Schlaflosen halten die durchwachten Nächte und die Müdigkeit nicht mehr aus. Wollen raus aus diesem Teufelskreis aus Angst vor dem Nicht-Schlafen-Können, Wachliegen und sich anstrengen zur Entspannung, was natürlich nur im Desaster enden kann. Die Reißleine der 5 ist eine Schlaftherapeutin, die den Protagonisten helfen wird Ursachenforschung zu betreiben was ihr persönliches Leiden ihre Rastlosigkeit auslöst. Die Symptome sind bei allen sehr ähnlich und führen in die Schlaflosigkeit, aber die Ursachen könnten unterschiedlicher nicht sein. Spannend was die Protagonisten auf ihrer persönlichen Reise zutage fördern.
Dieses Debüt ‚Club der Schlaflosen‘ von Gabrielle Levy, dass sicherlich auch sehr lesenswert im Original auf Französisch ist (O-Ton Titel: ‚Au rendez-vous des insomniaques‘), hat mich thematisch in eine Welt mitgenommen, der ich so in Romanform noch nicht begegnet bin in solch einer Ausführlichkeit. Wenn überhaupt findet Schlaflosigkeit in Literatur ja meist nur am Rande statt oder gar als stilistisches Element. Eigentlich ist ein Roman dieser Art so naheliegend, wo es so viele Menschen mit Schlafstörungen gibt, wie eben auch die Autorin selbst.
Ein gelungenes Debüt, der 1978 in Brüssel geborenen Autorin. Klare Sprache ohne Schnörkel, aber ausreichend emphatisch um uns auf die Reise mitzunehmen. Angenehm ohne jegliche esoterische Anwandlungen.
Es loht übrigens hier auch das gedruckte Buch, den die Haptik des leichten Taschenbuches ist großartig, da ist eine Art matte Beschichtung drauf.
Fazit: Wenn sie mal wieder wach liegen, greifen sie zum ‚Club der Schlaflosen‘ – entweder sie schlafen ein, weil sie sich eines guten Textes erfreuen oder kommen ins Grübeln und gehen auch auf Spurensuche. Egal wie, es ist eine Bereicherung für die Nachtruhe, kurz oder langfristig!

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Veröffentlicht am 28.07.2021

Jüdische Identität zurückgewinnen

Viktor
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Der Roman ‚Viktor‘ bekam in den Niederladen das Siegel: Bestes Debüt des Jahres! Und das macht natürlich neugierig und ich fragte mich: Hält es was die euphorischen Stimmen versprechen? Um es abzukürzen: ...

Der Roman ‚Viktor‘ bekam in den Niederladen das Siegel: Bestes Debüt des Jahres! Und das macht natürlich neugierig und ich fragte mich: Hält es was die euphorischen Stimmen versprechen? Um es abzukürzen: Ja! Ich bin und war eine begeisterte Leserin des Debütromans ‚Viktor‘ von Judith Fanto.
Judith Fanto, Jahrgang 1969, hat sich auf die Spurensuche ihrer eigenen Herkunft gemacht und wollte einfach mehr wissen, denn sie entstammt einer alteingesessenen Wiener jüdischen Bürgerfamilie. Die niederländsiche Juristin mit dem Fachgebiet Medizin ist Mutter von 3 Kindern und ist hochaktiv im sozialen Bereich, gründete mehrere Stiftungen. Und nun auch hervorragende Autorin. Aber trotz aller Parallelen und Gemeinsamkeiten ist es ein fiktives und kein biografisches Werk.
Dieses Buch hat zwei Erzählstränge, zum einen im Wien des Jahres 1914 wird das Leben der jüdischen Familie Rosenbaum erzählt und hier besonders vom angeblichen schwarzen Schaf der Familie: Viktor. Ein regelrechter Aufschneider, lässt nichts anbrennen, eine Lebemann und macht was er will Scheinbar! Denn was nach außen hin als undurchdacht daher kommt hat oft einen zutiefst sozialen Kern.
Der zweite Erzählstrang widmet sich Geertje, geboren in den Niederlande und 1994 Jura-Studentin in Nimwegen. Sie ist eine „nichtjüdische“ Jüdin, wie sie sich selbst bezeichnet, denn sie ist zwar Teil einer jüdischen Familie, aber die weder praktiziert noch ein Thema daraus macht. Nun will Geertje diesem Teil ihrer Wurzeln nachgehen Zum Teil auf dem Dachboden ihrer Großmutter und zum Teil in einer jüdischen Gemeinde vor Ort. Zusammengeführt werden die Stränge, da Viktor der Bruder ihres Großvater.
Beide Stränge haben ihre Stärken und sind in sich schon eine Bereicherung, aber der Strang in den 90er Jahren hat mir besonders gefallen, denn Geertje setzt sich mit ihrer familiären Identität auseinander und ergründet was das für sie bedeutet! Sie will herausfinden und erspüren was es mit ihr macht und wer sie als Jüdin ist.
Wirklich spannend wie die Autorin sich mit dem Judentum und den historischen Ereignissen hier literarisch auseinandersetzt und das in einer leicht lesbaren Art. Auch beschreibt sie die Orte, also das historische Wien und dengegenwärtigen Nimwegen so plastisch, dass man es sich gut vorstellen kann.
Ich bin überzeugt und wünsche dem Roman sehr sehr viele Leser:innen, vor allem da es kein Roman aus einem der großen Verlagshäuser ist!

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