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Veröffentlicht am 31.07.2021

Tod in der klassischen Welt

Tödliche Sonate
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Commissario Di Bernado ist zurück in Rom. Und auch gleich in seinem ersten Fall geht es zur Sache - eine Musikagentin wurde brutal ermordet. Doch warum? Ihre Agentur lief erfolgreich. Sie war angesehen, ...

Commissario Di Bernado ist zurück in Rom. Und auch gleich in seinem ersten Fall geht es zur Sache - eine Musikagentin wurde brutal ermordet. Doch warum? Ihre Agentur lief erfolgreich. Sie war angesehen, bekannt und hatte viel Einfluss in der klassischen Musikwelt... aber der Schein trügt....denn so beliebt war Cornelia Giordano dann doch nicht. Und was hat es mit dem Geheimnis der Geige von Antonio Stradivari auf sich?

"Es schien als würde die Geige singen und sprechen und dabei - wenn auch nur für einige Momente - das Geheimnis ihres einzigartigen Klanges von den Zuhörern entfalten. Plötzlich schien es Di Bernardo, als spräche die Seele selbst durch die Musik: Er hörte Leid und Freude, Träume und Verzweiflung, die sich im endlosen Klangfluss miteinander vermischten." (Seite 293)

Der erste Auftakt des italienischen Ermittlers Di Bernardo. Und mich konnte dieser ruhige und doch spannende Kriminalroman abholen und schlicht begeistern. Man merkt dass die Autorin selbst mit der klassischen Musik zu schaffen hat, die Liebe zu den vielen Details, ob zur Geige, der Musik oder zu Rom, es entsteht ein einfach spannendes und doch zauberhaftes Gesamtbild.

Ich empfehle dass man sich für die klassischen Musik oder die Instrumente interessiert, dann entwickelt sich hier eine einzigartige Klangwelt in der man abtauchen kann. Denn auch die Welt der Musik hat ihre Schattenseiten und "böse" Gesichter.

Di Bernardo war mir sympathisch. Er hat viel mitgemacht, vieles wird von der Autorin angedeutet, nimmt aber nicht zuviel Platz ein. Ich bin aber gespannt ob seine Vergangenheit ihn noch stärker einholt wenn es Folgebände mit ihm geben sollte. Das wäre auf jeden Fall lohnenswert und würde die Spannung noch einen Ticken höher schnellen lassen. Aber auch so wird dem Leser klar dass der Commissaro schon viel gesehen und erlebt hat.

Die oder der Täter erhält auch seinen Punkt in dieser Geschichte. Man ist auch ständig am raten wer dahinter stecken könnte und was der Antrieb ist. So ganz einsichtig wird dies nicht und man springt von einer Vermutung zur Nächsten.

Überhaupt ist der Schreibstil sehr angenehm, es ist ein Auf und Ab der Spannung, Entwicklung und der Rückschläge. Man muss also das Ruhige beim lesen mögen, Action und wilde Verfolgungsjagden durch Rom wird man hier nicht finden.

Der interessante Teil, für mich, war die Zeit als Antonio Stradivari seine Geigen herstellt. Es geht um ein Geheimnis was sich zu dieser Zeit entwickelt und hier war einfach spannend zu sehen was sich an Mythen, Sagen und Legenden bis heute noch hält. Man verfolgt den Werdegang der Musikinstrumente mit. Die Leidenschaft die dahinter steckt und was dieses Instrument bedeuten kann. Vor allem - dass diese Instrumente heute noch so einen einzigartigen Klang erzeugen, was sie an Geschichten und Geschehnisse an sich haften haben, das hat mich schlichtweg begeistert.

Der erste Fall von Di Bernardo, mich hat die tödliche Sonate abgeholt, auch die Auflösung zum Ende hin hat mich überzeugt, war stimmig und interessant an Wendungen.

Wer sich für diese Welt interessiert wird begeistert sein.

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Veröffentlicht am 31.07.2021

Willkommen bei der Akademie Fortuna

Akademie Fortuna - Wenn Wahrsagen so einfach wäre
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Für Anniversary "Sorry", kurz Sorry, geht es nun endlich los! Sie wird ihre Schulzeit auf der Akademie Fortuna beginnen. Ihr Haus ist für die genauen Vorhersagen berühmt, seit Jahren führt ihre Mutter ...

Für Anniversary "Sorry", kurz Sorry, geht es nun endlich los! Sie wird ihre Schulzeit auf der Akademie Fortuna beginnen. Ihr Haus ist für die genauen Vorhersagen berühmt, seit Jahren führt ihre Mutter die Schule und keiner kann sie von ihrem Posten holen.....doch Sorry hat ein Problem...wirklich weit in die Zukunft kann sie gar nicht sehen...eher so was in den nächsten Minuten passieren wird...Diese Gabe löst bei der Mutter schon lange keine Begeisterung aus und als wäre das nicht alles schlimm genug besetzt Ben Dulum nach Jahren den Posten der Nekromanten...

"Was ist nur aus uns geworden? Wir sind in der Lage, alles zu sehen, und trotzdem ist nur wichtig, wie man UNS sieht. Dabei sind Wahrsager doch da, um anderen zu helfen. Egal wie und egal wie gut." (Seite 268)

Wenn Wahrsagen so einfach wäre....das sieht die Protagonistin Sorry hier wohl auch so. Ich bin schwer begeistert von diesem ersten Band und freue mich jetzt schon auf weitere Bände mit Sorry und ihren neuen Freunden.

Die Aufmachung an sich ist schon sehr gelungen. Nicht nur dass das Cover ins Auge hüpft, auch hat die Autorin sich viel Mühe und Liebe mit der Gestaltung und dem Aufbau der ganzen Geschichte gegeben.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Er ist lustig, etwas düster, spannend und für geübte Leser ab dem Alter von 10 Jahren auf jeden Fall zu meistern. Ich bin mir sicher dass hier viele junge Leser auf ihre Kosten kommen denn es geht nicht nur um Magie, sondern auch um das was jeden von uns ausmacht und besonders macht. Das hat die Autorin mit Sorry sehr gut "eingepackt" und umgesetzt.

Es gibt verschiedene Häuser in der Akademie Fortuna und alle sind super erklärt, man bekommt ihr magisches Wissen und auch Missgeschicke mit und wird regelrecht, durch den sehr lebendigen Schreibstil, verzaubert.

Sorry hat es nicht einfach. Während ihre Schwester und Mutter ferne Vorhersagen machen können ist Sorry weit davon entfernt. Denn sie kann sehen was in den nächsten Minuten geschieht, aber das ist bei der Mutter von Sorry gar nicht gerne gesehen, würde es da Haus der Wahrsager doch erschüttern und ihre Macht schwächen. Sorry tat mir des öfteren sehr leid, während ich ihre Fähigkeiten sehr praktisch finde, waren viele eben nicht davon überzeugt. Sorry kann und will nicht zu ihren Kräften und Vorteile stehen und leidet sehr unter diesem Druck alles richtig machen zu können. Ich glaube dass gerade viele Kinder die dann langsam in das Jugendalter kommen hier und da etwas mehr nachvollziehen und vor allem verstehen können.

Natürlich geht es auch etwas düster zur Sache - dies passiert durch das Auftauchen von Ben. Die Nekromanten haben damals die Macht an sich reissen wollen und es herrschten düstere Zeiten. Diese sollten überwunden sein, doch kann man Ben wirklich vertrauen? Das fragt sich auch Sorry, ist sie doch genauso "anders" wie Ben.

Mit dem Hausmeistermädchen Missy Hap, die überhaupt keine magischen Fähigkeiten hat und "nur" menschlich ist, kommt etwas Logik, Mut aber vor allem eine freche Klappe und lustige Ideen ins Spiel. Das Gesamtzusammenspiel und die Entwicklungen haben mir sehr gut gefallen.

Das Ende war superspannend, mysteriös und macht sowas von neugierig auf die nächsten Bände mit Sorry, Missy Hap und Ben dass ich es kaum erwarten kann weiterezulesen.

Ich bin, wie man vielleicht merkt, sehr angetan und kann dieses magische Abenteuer gerne kleinen und grossen Lesern empfehlen.

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Veröffentlicht am 31.07.2021

Sommer und Winterfrauen

Sommerfrauen, Winterfrauen
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In New York soll Jonas einen Film drehen. Über Sex. Vorerst soll er die Lokation aussuchen, sich Gedanken über den Film machen, wie er umzusetzen ist und was das Endresultat sein könnte. Gleichzeitig vermisst ...

In New York soll Jonas einen Film drehen. Über Sex. Vorerst soll er die Lokation aussuchen, sich Gedanken über den Film machen, wie er umzusetzen ist und was das Endresultat sein könnte. Gleichzeitig vermisst ihn seine eifersüchtige Freundin in Deutschland und macht ihm hier und das das Leben schwer. Nele soll ihn unterstützen, von ihr ist Jonas sehr angetan. Und dann ist da noch seine Tante...eigentlich nicht seine richtige Tante...aber sie hat damals unter Jonas seinem Grossvater gelitten als er mit der SS in das Leben von Tante Paula einmarschierte...

"Kein Mensch, hat er mir gesagt, kann in Amerika davon existieren, an einer Filmhochschule angestellt zu sein. Vielleicht hat die Tatsache, dass meine Hassanfälle auf ihn immer wieder von Schüben zarter Zuneigung abgelöst werden, vor allem damit zu tun, dass mich seine Ruhmsucht, verbunden mit dieser atemberaubenden Erfolglosigkeit, an mich selbst erinnert. An das, was ich mal sein werde, wenn alle Träume abgewachsen sind." (Seite 121)

Ich weiss gar nicht wo man dieses Buch einfügen kann. Es hat viele Komponenten und Ansichten, womöglich empfindet jeder Leser die Geschichte anders, für jeden sticht ein anderes Merkmal hervor oder man kann sich mit dem Buch gar nicht anfreunden. Es ist auf jeden Fall reine Geschmackssache und mich hat dieses Buch begeistert.

Der Autor beweist bei seinem Erzählstil auf jeden Fall viel Humor, gespickt mit Ironie und Sarkasmus. Muss man mögen, sonst wird die Geschichte wohl eher ein Reinfall.

Jonas ist jung, grün hinter den Ohren und eigentlich weiss er nur eines - er will keinen Nazischeiss drehen. Da kommt ihm der Auftrag einen Film über Sex zu drehen dann schon gelegener, aber so wirklich eine Idee hat er nicht. Auch ist das Leben in New York gar nicht so schillernd, reich und schön wie immer dargestellt. Jonas wacht also in der Realität auf und fällt auf die Nase.

Um ihn herum viele andere, oft gescheiterte Existenzen, die mal angesehen und berühmt waren, jetzt kaum noch Geld zum leben haben, auf Parties oder Veranstaltungen gehen um Gratis etwas essen zu können. Eine Großstadt feiert dich, aber sie vergisst dich genauso schnell. Das war immer wieder ein interessanter und schmerzvoller Aspekt. Auch wie die gescheiterten Existenzen versuchen nochmals den grossen Coup zu landen hat mich bewegt.

Nele ist der Gegenpol zur Freundin von Jonas die in Deutschland eifersüchtig auf seine Rückkehr wartet. Was man hier erlebt hat mich manchmal zum lachen gebracht, aber auch geschockt und dann wieder war Verständnis vorhanden. Eigentlich sind Nele und seine Freundin durchgeknallte Figuren die sich das Leben selbst schwer machen, aber solche Leute zieht Jonas wohl magisch an. Ist das Liebe?

Der harte, der doch brutale Teil kommt durch Tante Paula, die nicht so wirklich seine Tante ist, aber durch den Grossvater von Jonas gelitten hat, denn er war damals bei der SS und maschierte in das Land von Tante Paula ein und sie hatte dann mit der Familie Rosen lange zu tun. Hier passiert dann der "ich drehe keinen Nazischeiss" den Jonas sich vorgenommen hat. Man merkt wie sehr ihn die Vergangenheit seiner Familie mitnimmt, wie sehr er das Bild von seinem Grossvater ständig korrigiert und mit sich im Unreinen ist. Die Vergangenheit belastet die Gegenwart, belastet Jonas und in seiner Familie wurde darüber nie gross ein Wort verloren. Tante Paula aber redet sehr gerne und ihre Ansichten und Überzeugungen dringen nicht nur bein Jonas ein.

Es ist ein abgefahrenes Buch, welches die einen lieben und die anderen hassen werden. Die Einen werden etwas in dieser Geschichte finden, die anderen wohl eher nicht. Ich selbst fand es durchgeknallt aber verdammt gut und ja, ob das jeder so empfindet muss man in diesem Fall selbst herausfinden.

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Veröffentlicht am 31.07.2021

Vergewaltigung als Kriegswaffe

Unsere Körper sind euer Schlachtfeld
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"Wir haben das Wertvollste gegeben, das wir haben, und sind Innerlich viele Male gestorben, doch unsere Namen wurden in kein Mahnmal und kein Kriegerdenkmal eingraviert". (Aisha, Vergewaltigungsüberlebende ...

"Wir haben das Wertvollste gegeben, das wir haben, und sind Innerlich viele Male gestorben, doch unsere Namen wurden in kein Mahnmal und kein Kriegerdenkmal eingraviert". (Aisha, Vergewaltigungsüberlebende im Bangladesch - Krieg von 1971/zu Beginn des Buches)

Dieses Buch zu rezensieren ist schwer weil es mir fast schlicht an Worten fehlt um diese Grausamkeiten, diese Ungerechtigkeit und dieses Leid in Worte zu fassen. Denn es passiert minütlich, überall auf der Welt und es findet trotzdem so wenig Beachtung. Ich zolle der Autorin meinen tiefsten Respekt für dieses Buch welches jede und jeder gelesen haben sollte!

Christina Lamb schreibt nicht einfach darauf los, bedient Klischees oder Vorurteile. Sie hebt auch kein Verbrechen besonders hervor sondern lässt die Frauen aus vielen verschiedenen Ländern, Kriegsgebieten und Auffanglager sprechen und ihre Geschichte erzählen. Und das zerreisst einen innerlich jedes Mal auf´s Neue. Und immer wenn ich dachte jetzt ist es gut, das war schon schrecklich genug kommt eine Geschichte die dies nochmals toppt.

Vergewaltigung als Kriegswaffe. Neu ist dies nicht. Und das zeigt die Autorin anhand von Aufzeichnungen auf die schon in der Bibel und anderen Kriegsgeschehen verzeichnet wurden. Indem man die Frauen und Kinder und auch Männer der Gegner vergewaltigt und bricht, schwächt es das Ansehen, den Zusammenhalt und die Gemeinschaft. So erhält man Macht, Status und Land. Es ist krank, es ist ekelerregend, aber um mehr geht es hier nicht. Und da ist keine Seite besser oder schlecher, sie handeln alle gleich.

Die Autorin reist durch viele Länder, vom Kongo über Syrien nach China und Japan, besucht Länder die den Krieg hinter sich haben aber noch heute unter den Folgen leiden. Es ist grausam was aktuell auf vielen Kontinenten passiert, wie geschickt die Weltgemeinschaft wegsieht und meint mit ein paar Dollar oder "netten" Worten ist es getan. Das reicht bei weitem nicht!

Wie Frauen und verschiedene Bevölkerungsstriche noch heute unter den Folgen von der Willkür des Krieges leiden, dass sie nie eine Entschädigung geschweige Gerechtigkeit erfahren haben. Dass die Täter ihnen heute noch, so oft, über den Weg laufen, wieder ein normales Leben leben während ihre Opfer ausgestossen, verhasst und verarmt sind.

Ich habe mit Tausenden von Menschen gesprochen und mich eingehend mit dem Trauma befasst. Manche meiner anfänglichen Hoffnungen haben jedoch eine Kehrtwende genommen. Die Vorstellung, man könnte ein normales Leben führen, wenn die Bedrohung beseitigt ist, trifft einfach nicht zu - insbesondere für diese Frauen." (Seite 172)

Nein, das Buch ist nichts für Zartbesaitete, ganz klar. Es fällt schwer an diesem Buch dran zu bleiben denn hier schlägt die Realität mit aller Macht und vor allem mit der ganzen Brutalität zu. Man kann es nicht schön reden, man darf es auch nicht! und doch ist dieses Buch so wichtig denn hier erhalten Menschen die unsagbares Leid erfahren mussten, eine Stimme.

Was geändert werden muss, wo die Probleme liegen, wie leichtfertig man mit diesen Schicksalen umgeht, wie lange Oper noch HEUTE!!! auf eine Entschuldigung, eine Anerkennung, auf ein leichteres Leben hoffen, das wird immer wieder hervorgehoben. Manche Organisationen, Menschen die selbst kaum etwas haben versuchen zu helfen, eine Anlaufstelle zu sein, was Leben retten kann, aber es geschieht im Allgemeinen überall einfach zu wenig.

"Ich glaube, Vergewaltigung ist noch schlimmer, als getötet zu werden, weil ich Tag für Tag damit leben muss. Ich habe das als Erwachsene erlebt und erinnere mich deshalb an alles. Die uns das angetan haben, waren ja Leute aus demselben Land, derselben Stadt, die dieselbe Sprache sprechen, dieselbe Hautfarbe haben und auf die gleiche Weise geboren wurden wie wir."

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Veröffentlicht am 31.07.2021

Träume der Revolution

Revolution der Träume
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Nach dem Ersten Weltkrieg haben unsere 3 Freunde Isi, Carl und Arthur viel erlebt, müssen viel verarbeiten und finden sich, fast per Zufall, in Berlin wieder. Jeder hat einen eigenen Weg eingeschlagen ...

Nach dem Ersten Weltkrieg haben unsere 3 Freunde Isi, Carl und Arthur viel erlebt, müssen viel verarbeiten und finden sich, fast per Zufall, in Berlin wieder. Jeder hat einen eigenen Weg eingeschlagen der ihnen viel Ärger aber auch viele Möglichkeiten bietet. Die Wege bleiben zusammen, trennen sich aber wieder und doch wollen alle 3 den Kontakt zueinander nicht verlieren...

"Für kurze Zeit taumelte das Reich zwischen Unglauben und Euphorie, alles schien plötzlich möglich und nichts mehr verboten. Brüder und Schwestern waren sie jetzt, es gab keinen Adel, kein Militär, keinen Standesdünkel, keinen Befehl und Gehorsam mehr. Es war, als hätte man einen schweren Deckel angehoben, und wo eben noch ewige Nacht war, stach jetzt das Licht einer neuen Zukunft hinab auf die, die sich nach einem gerechten Utopia sehnten, in dem es keinen Stahl mehr gab, keine Ketten und keine Riegel." (Seite 29)

"Revolution der Träume" ist Band Zwei nach "Schatten der Welt". Der Autor bedient sich hier und da kleinen Rückblicken, was sich perfekt in die Geschichte einfügt und nicht aufgesetzt wirkt. Aber um ein Gefühl für die 3 Protagonisten zu erhalten würde ich empfehlen Band Eins vorab zu lesen, auch weil dann viele angedeutete Dinge ihren Sinn ergeben.

Band Zwei schließt perfekt an Band Eins an. Unsere 3 Freunde haben den ersten Weltkrieg überlebt, mehr schlecht als recht aber sie finden sich wieder in Berlin. Der Schreibstil ist bei diesem Autor einfach gekonnt, mitreissend, mitfühlend, er packt die Stimmung und Situationen so gekonnt in diese Geschichte dass man dieses Buch ebenso wenig aus der Hand legen mag.

Band Zwei hat mir noch besser gefallen als Band Eins. Es geht mehr zur Sache. Durch den Krieg sind Isi, Carl und Arthur erwachsen geworden. Sie haben sich zu verschiedenen Menschen herangebildet, haben verschiedene Standpunkte und doch ist ihnen ihr Zusammenhalt und die Freundschaft weiterhin so wichtig. Dieses Gefühl transportiert der Autor hervorragend an die Leserschaft.

Arthur ist König der Unterwelt und baut sich sein kleines Imperium auf. Ein spannender, manchmal düsterer und gefährlicher Weg, aber wer den ersten Band gelesen hat weiss das Arthur mit allen Wassern gewaschen ist und er hat mich sehr oft mit seiner Voraussicht und Klugheit, okay, eher Gerissenheit, ins Staunen versetzt. Hier liegen sehr oft die Überraschungsmomente im Buch.

Carl hat die Leidenschaft für Film und Fotografie nicht aufgeben, ich mag wie hier von der Filmwelt geredet wird. Wie sehr sie den Menschen etwas "Normalität" und Zeit zum Vergessen eingeräumt hat, zum Träumen und kurz verschnaufen. Durch eine Liebschaft kommt Karl zu seinem Ziehsohn, auf die weitere Entwicklung hier bin ich sehr gespannt.

Isi - mit Tricks hält sie sich weiterhin über Wasser und ist mit allen Wassern gewaschen. Eine taffe, mutige und hier und da doch leichtsinnige Person, die man aber einfach lieb gewinnen muss. Ihr Weg scheint noch nicht so ganz abgezeichnet, viele Dinge liegen auch bei Isi noch in der Luft und bieten auf jeden Fall Stoff für einen weiteren Band!

Die Stimmung nach dem Verlust des Ersten Weltkriegs beschreibt der Autor zum anfassen, zum einatmen und verstehen. Politische Wege werden genau und interessant erklärt, beeinträchtigen auch unsere 3 Freunde und man hat immer einen inneren Kinofilm am laufen. Wie vielleicht zu lesen hat mich dieser Band richtig packen können und ich bin mehr als neugierig was nun auf uns zukommen wird denn die schwarzen Wolken zeichnen sich über den 3 Freunden auf jeden Fall ab.

Ich kann diese Reihe nur jedem ans Herz legen.

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