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Veröffentlicht am 31.07.2021

Schicksal im römischen Reich

Fortunas Rache
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Als Baby im römischen Divodurum (heute Metz) ausgesetzt, von einem Sklavenhändler an den einflussreichen Ratsherren Cornelius Felix verkauft und von diesem im Alter von siebzehn Jahren an den Statthalter ...

Als Baby im römischen Divodurum (heute Metz) ausgesetzt, von einem Sklavenhändler an den einflussreichen Ratsherren Cornelius Felix verkauft und von diesem im Alter von siebzehn Jahren an den Statthalter von Treveris (Trier), Legatus Augusti pro Praetore verschenkt, fristet Invita ein karges und streng geregeltes Leben als Sklavin, die Latrinen putzt und niedere Küchendienste versieht, bevor sie aufgrund ihrer bei Felix erworbenen Kenntnisse in Lesen und Schreiben der Tochter des Hauses, Marcella, zugewiesen wird. Als der sonst unauffällige Sklave Modestus plötzlich spurlos verschwindet, gerät Invita unter Verdacht, etwas mir der Sache zu tun zu haben, weil sie ja auch bisher immer wieder in Schwierigkeiten verwickelt war. Ihr bleibt wohl nichts anderes übrig, als Nachforschungen anzustellen, um ihre Unschuld zu beweisen.

Außergewöhnlich wortgewaltig und mit etlichen typischen Ausdrücken aus der damaligen Zeit beginnt Autorin Maria W. Peter mit diesem ersten Band ihre Invita-Reihe. Sehr bildhaft beschreibt sie die römischen Errungenschaften wie fließwasserbetriebene Latrinen oder die bekannten Thermen und verblüfft den Leser mit interessanten Details zur damaligen Lebensweise. Sofort fesselt der Schreibstil mit Spannung und einer sorgfältig durchdachten Handlung von der ersten bis zur letzten Seite.

Aus der Ich-Perspektive erzählt Invita ihr Schicksal, wodurch sehr persönliche Einblicke in ihre Lebens- und Gedankenwelt entstehen. Mitgefühl und Bewunderung für ihren Mut verspürt man beim Begleiten dieser sympathischen und durchsetzungsfähigen Hauptfigur. Aber nicht nur die Sklavin selber ist hervorragend entworfen, auch alle anderen Personen spielen lebendige und überaus authentische Rollen.

Geschickt wird Historisches mit Fiktivem verknüpft, sodass mit Fortunas Rache ein wunderbarer Roman vorliegt, der zusätzlich mit Kartenmaterial und einem informativen Nachwort einen gelungenen Auftakt für diese Serie bildet.



Titel Fortunas Rache

Autor Maria W. Peter

ISBN 978-3-492-50056-2

Sprache Deutsch

Ausgabe Flexibler Einband, 320 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook

Reihe Sklavin Invita, Teil 1

Erscheinungsdatum 2. Mai 2017

Verlag Piper

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Veröffentlicht am 25.07.2021

Schön tapfer sein, schön brav sein - engl. Originaltitel

Der Mut kommt auf kleinen Füßen
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Nach einem Kinobesuch wird Brooke Opfer eines sogenannten Carjackers. Hilflos muss sie mitansehen, wie der Täter mit ihrer zweijährigen Tochter Etta am Rücksitz davonbraust.
Nach dem Rauswurf aus dem elterlichen ...

Nach einem Kinobesuch wird Brooke Opfer eines sogenannten Carjackers. Hilflos muss sie mitansehen, wie der Täter mit ihrer zweijährigen Tochter Etta am Rücksitz davonbraust.
Nach dem Rauswurf aus dem elterlichen Haus lebt die 16jährige Molly auf der Straße. Wie sich schon bald ihre Wege mit denen von Brooke kreuzen, beschreibt Catherine Ryan Hyde in dieser wunderbar berührenden Geschichte.
Sowohl Brooke als auch Molly beleuchten die Handlung aus ihrem jeweils eigenen Blickwinkel und insbesondere Molly erweckt den Eindruck, direkt mit dem Leser zu plaudern, wendet sich sogar einige Male explizit mit der Anrede „Sie“ an den Adressaten. Dadurch entsteht von Anfang an eine sehr persönliche Beziehung zwischen dem Leser und den wenigen Figuren, die die Handlung bestimmen. Sehr schnell kann man sich in die recht unterschiedlichen Positionen der Hauptpersonen hineindenken und ihre Gedanken und Gefühle förmlich spüren, Verzweiflung neben aufkeimender Hoffnung und Träume, die wie Seifenblasen im Wind zerplatzen. Die Welten von Brooke und Molly scheinen keine Berührungspunkte zu haben und doch schafft Catherine Ryan Hyde eine winzige Schnittmenge.
Flüssig erzählt, entwickelt dieser Roman sofort eine Spannung, der man sich bis zur letzten Seite nicht mehr entziehen kann. Die liebenswerte Etta trägt mit ihrer kindlichen Unbefangenheit nicht unwesentlich zu einem leise daherkommenden Glück bei, das sich jedoch kaum gegen bestehende Vorurteile durchsetzen kann. So bleibt nur das Vertrauen auf den eigenen Mut, der in eine ungewisse Zukunft führt.
Mit sehr lebensnahen Szenen schafft die Autorin eine plausible und glaubhafte Geschichte, die nahe geht und nachdenklich stimmt. Mit ein bisschen Menschlichkeit kann unendlich viel bewegt werden. Die Stimmung aus diesem Buch wird noch länger in den Gedanken etlicher Leser nachhallen.

Titel Der Mut kommt auf kleinen Füßen
Autor Catherine Ryan Hyde
ISBN 978-2-496-70542-3
Sprache Deutsch
Ausgabe Flexibler Einband, 352 Seiten
ebenfalls erhältlich als ebook
Erscheinungsdatum 20. Juli 2021
Verlag Tinte & Feder
Originaltitel Brave Girl, Quiet Girl
Übersetzer Lotta Fabian

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Veröffentlicht am 22.07.2021

Die Kraft der Musik

Das Kind von Gleis 1
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Die Deutschen stehen vor den Toren Prags, das Leben der Juden wird von Tag zu Tag schwieriger. So schickt die Pianistin Eva schweren Herzens ihre fünfjährige Tochter Miriam mit einem Kindertransport ins ...

Die Deutschen stehen vor den Toren Prags, das Leben der Juden wird von Tag zu Tag schwieriger. So schickt die Pianistin Eva schweren Herzens ihre fünfjährige Tochter Miriam mit einem Kindertransport ins fremde England. Während sie ständig darüber grübelt, ob die Entscheidung die richtige war, tritt in London Pamelas Sohn William der Royal Air Force bei, um so seinem Beitrag für den Frieden zu leisten und versetzt damit auch seine Mutter in permanente Angst.

Überaus liebevoll und warmherzig entwirft Autorin Gill Thompson zwei sehr unterschiedliche Familien, die jüdische Familie rund um Eva in der Tschechoslowakei und die Quäker mit Pamela als sozial sehr engagierter Mutter in England. Wie sehr sich im Laufe des Zweiten Weltkrieges deren Schicksale verflechten, erzählt dieser bewegende Roman nicht nur mit eindrucksvollen Worten, sondern auch mit Bildern und Melodien, die man zwischen den Zeilen zu vernehmen meint. Die Verhältnisse in Kriegstagen werden aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet und verursachen einerseits kalte Schauer auf der Haut, zeigen aber andererseits immer wieder kleine Funken an Hoffnung, die den Menschen Überlebenswillen und Kraft geben. Die besonderen Gegebenheiten im Lager Terezín, Theresienstadt, lassen es zu, dass die Gefangenen nach knochenharter Arbeit am Tage abends zusammenkommen dürfen zum Musizieren und so ihre Art von Widerstand leisten.

Durch ausgezeichnete Recherche und großartiges Einfühlungsvermögen verknüpft Thompson reale Geschehnisse mit einer fiktiven Handlung, die sich genauso zugetragen haben könnte. Sehr realistisch fügen sich lebendige Figuren in diesen durch wahre Begebenheiten geprägten Roman und erwecken Geschichte zum Leben, sodass die unfassbaren Gräueltaten nie in Vergessenheit geraten.

Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, schafft es Gill Thompson mit ihrem „Kind von Gleis 1“ den Leser zu berühren und ein Stück Vergangenheit in Hoffnung zu verwandeln, Gemeinsamkeiten über Trennendes zu stellen und die Kraft der Musik ins Zentrum zu rücken.



Titel Das Kind von Gleis 1

Autor Gill Thompson

ISBN 978-3-7466-3786-0

Sprache Deutsch

Ausgabe Taschenbuch, 502 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook und Hörbuch

Erscheinungsdatum 19. Juli 2021

Verlag Aufbau TB

Originaltitel The Child On Platform One

Übersetzer Gabriele Weber-Jarić

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Veröffentlicht am 28.06.2021

(Un)schuldig

Der 19. Engel
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Autorin Jane Mansfield steht unter Druck: ihr Verlag verlangt ein neues Exposé, aber irgendwie hat sie keinen zündenden Einfall. Da meldet sich Vanessa von Wolfrathshausen aus der Justizvollzugsanstalt. ...

Autorin Jane Mansfield steht unter Druck: ihr Verlag verlangt ein neues Exposé, aber irgendwie hat sie keinen zündenden Einfall. Da meldet sich Vanessa von Wolfrathshausen aus der Justizvollzugsanstalt. Sie möchte, dass Mansfield ihre wahre Geschichte als Buch herausgibt, denn das Urteil, sie hätte ihre Schwester umgebracht, sei schlicht falsch, sie sitze unschuldig im Gefängnis.

Mit ihrem ganz eigenen Witz, (schwarzem) Humor und einer Prise Ironie erschafft Nika Lubitsch Figuren, die diesen Krimi lebendig und voll Überraschungen werden lassen. In der Ich-Form erzählt Jane Mansfield und in der Ich-Form schreibt Vanessa aus der Haftanstalt. So entsteht ein interessantes Spannungsfeld, in dem sich stets neue Blickwinkel ergeben. Vanessas Schwester Amanda ist verschwunden, für ihren Tod gibt es nur Indizien, aber keine Leiche. Die Schuld der Inhaftierten scheint immer unwahrscheinlicher und Mansfield ist wild entschlossen, den Fall nicht nur neu aufzurollen, sondern ihrer Managerin ein brillantes Konzept zu liefern. Interessante Einblicke in das Leben von Vanessa und Amanda wechseln in flotter Folge mit anderen Ereignissen, die immer wieder für Verblüffung sorgen. Bis zum Ende werden verschiedene Fährten gelegt, Fäden gesponnen, die zu guter Letzt schlüssig zusammengeführt werden und dem Titel gerecht werden.

Wer die speziellen kurzen, aber kniffligen Krimis von Nika Lubitsch mag, wird auch hier wieder auf seine Rechnung kommen!



Titel Der 19. Engel

Autor Nika Lubitsch

ISBN 978-3-96357-187-9

Sprache Deutsch

Ausgabe Taschenbuch, 248 Seiten

ebenfalls erhältlich als e-book

Erscheinungsdatum 12. April 2021

Verlag Independently published

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Veröffentlicht am 28.06.2021

Vertrauen

Die Fremde - Du darfst nicht leben
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Nach einem Anschlag auf die Familie sind Klaras Eltern tot, ihre Schwester und sie selber liegen schwer verletzt im Krankenhaus. Von der Operation benebelt, von undurchschaubaren Personen umgeben, beginnt ...

Nach einem Anschlag auf die Familie sind Klaras Eltern tot, ihre Schwester und sie selber liegen schwer verletzt im Krankenhaus. Von der Operation benebelt, von undurchschaubaren Personen umgeben, beginnt Klara, an ihrem eigenen Verstand zu zweifeln. Die Polizisten, das Krankenhauspersonal, ja sogar die eigene Schwester, verhalten sich sonderbar. Was soll die junge Frau von all dem halten und was ist tatsächlich passiert an jenem Abend?

Mit dem Präsens als Erzählzeit und der Ich-Perspektive schafft die Autorin Leslie Kerr eine starke Nähe zu Klara Kallenbach und dem Geschehen. Die Atmosphäre im Krankenhaus springt sofort über, der Leser wird gefangengenommen von Klaras speziellen Fähigkeiten, nämlich Geruch überdurchschnittlich wahrnehmen zu können. Die Verletzte hat Besuchsverbot, auch ihr Handy wird einbehalten. Warum diese Geheimniskrämerei?

Spannend und psychologisch ausgefeilt treten immer mehr Informationen zutage, die an Klaras Verstand zweifeln lassen. Phantasie oder Wahrheit – und aus wessen Sicht? Viele Verdächtige werden präsentiert, jeder hat ein Motiv, das Misstrauen wächst. Ein flüssiger Schreibstil und interessante Details aus Klaras Vergangenheit halten die Spannung hoch. Die Übergänge zwischen den Kapiteln, insbesondere auch bei Zeitsprüngen und Rückblenden, sind geschickt gelöst, die Figuren aus dem Jetzt fügen sich nahtlos ins Früher und umgekehrt.

Seiten um Seiten, Kapitel um Kapitel fliegen nur so dahin. Eine nette Figur wird plötzlich zur Bedrohung, während andere möglicherweise gar nicht so böse sind wie angenommen. Unerwartete Wendungen, falsche Fährten und sehr gut charakterisierte Personen lassen diesen Thriller zu einem wahren Lesevergnügen werden, bei dem kaum etwas so ist, wie es scheint. Das Ende kommt überraschend und plausibel daher.

Ein gelungenes Buch, das ich mit fünf Sternen bewerte und gerne weiterempfehle!



Titel Die Fremde – Du darfst nicht leben

Autor Leslie Kerr

ISBN 978-3-7413-0247-3

Sprache Deutsch

Ausgabe Taschenbuch, 288 Seiten

ebenfalls erhältlich als e-book

Erscheinungsdatum 23. Juni 2021

Verlag Bastei Lübbe

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  • Cover
  • Spannung