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Veröffentlicht am 17.08.2021

Eiserner Wille

Niemandsmeer
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Ein außergewöhnlicher Mord eingebettet in einer historischen Handlung.
1841 werden 200 Frauen wegen geringer Vergehen zur Deportation nach Tasmanien verurteilt. Auf dem Schiff Rajah werden sie über hundert ...

Ein außergewöhnlicher Mord eingebettet in einer historischen Handlung.
1841 werden 200 Frauen wegen geringer Vergehen zur Deportation nach Tasmanien verurteilt. Auf dem Schiff Rajah werden sie über hundert Tage verbringen, eng an eng, mit schlechtem Essen und wenig Bewegung oder irgendeiner Form an Ablenkung. Zu mindestens so ist es geplant, aber eine junge Frau fährt mit und will den Frauen etwas Menschenwürde zurück geben. Es ist eine Idee der Quäkerinnen um Eliza Fry, die Mitleid mit den Frauen haben die unverschuldet straffällig geworden sind. Sie näht mit den Frauen einen Quilt fast 6m² groß.
Heute kann man ihn in einem australischen Museum bewundern.
Der fiktive Teil handelt von einer jungen Frau die eigentlich wegen Mordes verurteilt wurde und sich an Bord geschmuggelt hat. Auch auf dem Schiff geschieht ein Mord. Die Aufklärung übernehmen der Kapitän, der Schiffsarzt, ein Priester und besagte Begleitperson der Frauen.
Die Autorin beschreibt die Lebensumstände an Bord, als ob sie mit gefahren ist. Sie erzählt von den Ängsten und Gefahren genauso wie von der männlichen Überheblichkeit gegenüber dem vermeintlich schwächeren Geschlecht, die Arroganz der Bessergestellten gegenüber den Unterlegenen und genauso eindringlich von dem Wunsch, Menschen ihre Würde zurück zu geben, ihnen Hoffnung auf ein besseres Leben zu geben und dafür zu sorgen das diese Frauen ihren Kopf wieder hochheben.
Das Buch ist nicht gefühlsdusselig oder wie die meisten Geschichten zu diesem Grundthema melodramatisch mit Happy End. Es zeigt die damalige Realität und das man mit eisernen Willen viel erreicht.

Veröffentlicht am 16.08.2021

Ein berührendes Buch

Der Ort der verlorenen Herzen
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Antoine hat sechs einsame Menschen eingeladen mit ihm zusammen Weihnachten zu feiern. Sie kennen einander nicht und einige kennen auch Antoine nicht. Anouk ist eine von ihnen. Ihren Eltern hat früher das ...

Antoine hat sechs einsame Menschen eingeladen mit ihm zusammen Weihnachten zu feiern. Sie kennen einander nicht und einige kennen auch Antoine nicht. Anouk ist eine von ihnen. Ihren Eltern hat früher das Haus gehört das Antoine für Besucher umgebaut hat. Daher glaubt sie, ist sie an diese Einladung gekommen. Bei einem Schneesturm erzählen sich diese Menschen ihre Geschichte und kommen sich näher.

Das alles spielt zu Weihnachten und daher könnte man auf die Idee kommen dieses Buch sei ein Wohlführoman. Das war es für mich nicht. Die Geschichte hätte zu jeder anderen Zeit spielen können, gut, an Weihnachten ist man noch etwas einsamer als sonst, daher sehnt man sich eher nach Gesellschaft. Das erzwungene Zusammensein hätte auch ein anderes Unwetter sein können.

Egal, nicht gewollte Einsamkeit ist ein Riesenproblem für die Menschen, keine Ansprache, kein Trost am Ende pure Verzweiflung.

Darum geht es in diesem Buch, wieviel kann ich selber dagegen tun und wobei brauche ich Hilfe. Reicht es einfach andere Schicksalsgenossen zu treffen oder muss es jemand sein der dieses Problem professioneller lösen kann.

Auf alle Fälle haben die Protagonisten mit Hilfe der Autorin erkannt, das sie sich erst mal zu ihrem Problem bekennen müssen und das sie einen guten Teil selber schuld sind, weil sie ihre Wünsche auf andere projektiert haben.

Man kann nicht immer alles haben, ein einfacher Satz, absolut logisch aber wenn es sehr intensive Wünsche sind wie z.B.: ein Mensch zu lieben oder ein Kind dann ist alles nicht mehr einfach.

Ohne große Sentimentalität, ohne in die Melodramatik abzurutschen, zeigt die Autorin Verständnis für Menschen und lässt sie nicht bedauernswert sondern bewundernswert in den Augen von uns Lesern dar stehen.

Ein berührendes Buch das ich gern gelesen habe.

Veröffentlicht am 11.08.2021

Beklemmend

Heimatsterben
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Die Journalistin Hanna Ahrens kommt aus einer weitverzweigten Familie, die sich fremd geworden ist. Der einzige Anker ist Oma Tilda die im Sterben liegt. Sie bittet ihre Lieblingsenkelin die ...

Die Journalistin Hanna Ahrens kommt aus einer weitverzweigten Familie, die sich fremd geworden ist. Der einzige Anker ist Oma Tilda die im Sterben liegt. Sie bittet ihre Lieblingsenkelin die Familie zusammen zu halten. Obwohl sie in den USA lebt gibt sie sich große Mühe und kehrt nach Deutschland zurück. In Deutschland sind Wahlen und die nationale Partei steht vor dem Wahlsieg. Hannahs Schwager ist der zukünftige Bundeskanzler.
Am Anfang steht die Frage wieviel Nationalismus verträgt eine Demokratie. Dann ist da die Tatsache das in einer Partei es verschiedene Meinungen zu brisanten Themen gibt. Wer gewinnt die Oberhand, die Gemäßigten oder die Radikalen. Wenn es die Hardliner sind, wie entwickelt sich das Land? Wo sind dann die Grenzen?
Am Beispiel einer Familie beantwortet die Autorin diese Fragen und macht sich Gedanken um die Folgen. Die einzelnen Mitglieder der Familie werden in kurzen prägnanten Sätzen beschrieben. Jede Persönlichkeit hat nachvollziehbare Gründe warum sie sich so verhält und nicht anders. Ihr Umfeld ist ein erweiterter Kreis mit ähnlichen Vorgaben. Der Ursprung liegt in der Geschichte. Flucht und dann der Wunsch nach Sicherheit sind die Grundlagen. Eine wertekonservative Denkweise der Aufbau. Das berauschende Gefühl von Macht und Anerkennung sorgt für den Rest.
Am Ende schreibt sie: "Es ist eine rein fiktionale Geschichte auch wenn mich während der Arbeit daran, die Realität manchmal zu überholen schien."
Genauso habe ich es empfunden. Bei jeder Figur hatte ich ein Gesicht vor Augen. Mal aus der realen Politik, mal aus dem Bekannten- oder Freundeskreis.
Es hat mir Angst gemacht, was ist wenn dieses Buch keine Fiktion sondern eine Blaupause der Zukunft ist.

Veröffentlicht am 01.08.2021

Man muss sich wehren

Die letzte Bibliothek der Welt
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Wie überall muss im englischen Chalcott gespart werden, daher soll die städtische Bibliothek geschlossen werden. Für June würde dadurch ihr Lebensinhalt wegfallen. Sie ist extrem schüchtern, die einzigen ...

Wie überall muss im englischen Chalcott gespart werden, daher soll die städtische Bibliothek geschlossen werden. Für June würde dadurch ihr Lebensinhalt wegfallen. Sie ist extrem schüchtern, die einzigen Menschen denen sie freundlich und ohne Zurückhaltung begegnet sind ihre Kunden in der Bibliothek. Stanley, ein älterer Herr mit dem sie Kreuzworträtsel löst, Chantal, eine Schülerin die in Ruhe lernen will, Leila eine Asylsuchende mit ihr zusammen schaut sie Kochbücher an. Nach Feierabend geht sei allein ihr Haus zurück und liest.
Ihre Kunden sind auch unglücklich über die geplante Schließung, also planen alle zusammen eine Protestaktion.
Am Anfang ist das Geschehen sehr zäh dargestellt. Als Leserin habe ich nur June vor Augen gehabt und die gab zu dem Zeitpunkt kein gutes Bild ab. Die anderen Akteure kamen erst nach und nach dazu und waren von Beginn an viel agiler. Dann wendete sich das Geschehen und June entwickelte sich von einem Mauerblümchen zu einer zaghaften Kämpferin, Als Alex als weitere Figur in Erscheinung trat kam auch ganz leise Liebe mit ins Spiel. Das ergab denn auch einige reizende Missverständnisse durch unausgesprochene Gedanken und halbe Sätze.
War der Anfang noch zäh gewann das Buch danach mit jeder Seite, vor allem weil das Zwischenmenschliche immer nur angedeutet wurde. Es wurde immer in kurzen prägnanten Sätzen etwas dargestellt und die Ausschmückung bleibt uns Lesern überlassen.
Die Liebe bleibt leise im Hintergrund, etwas das ich als äußerst angenehm empfunden habe.
Vor allem die Probleme im sozialen Bereich werden immer wieder kurz angeschnitten, das könnte man auch als Kritik am englischen System verstehen.
Trotz der eindeutigen englischen Verhältnisse war das Buch leicht verständlich und gut zu lesen, es hat Spaß gemacht.

Veröffentlicht am 30.07.2021

Nicht nur zur Kirschenzeit

Die Zeit der Kirschen
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Es ist eine Fortsetzung die keine Fortsetzung ist. Außer das uns alte Bekannte wieder besuchen ist alles Neu. Wir haben uns von Aurelie und Andre verabschiedet als sie nach langen Hin und Her ...

Es ist eine Fortsetzung die keine Fortsetzung ist. Außer das uns alte Bekannte wieder besuchen ist alles Neu. Wir haben uns von Aurelie und Andre verabschiedet als sie nach langen Hin und Her ein Paar wurden. Nun will Andre seiner Liebsten einen Heiratsantrag machen aber Gut gedacht ist nicht gut gemacht. Den Valentinstag dafür auszusuchen gerade dann wenn ihr Bistro mehr als genug Gäste hat ist eine schlechte Idee. So entstehen von Anfang an kleine Missverständnisse, winzige Zwistigkeiten und immer wieder kommt bei einem von beiden die Arbeit dazwischen.
Es ist die Leichtigkeit des Humors und die romantischen Ideen die diesen Autor so liebenswert machen. Es ist der französische Touch der seinen Büchern sehr viel Charme verleiht. Alle Charaktere haben das gewisse Etwas sei es die Schüchternheit bei Andre, die Durchsetzungskraft bei seinem Chef oder seiner Kollegin die ihn immer dahin bekommt wohin sie ihn haben will. Aurelie ist natürlich auch besonders. Genau so wie man sich eine junge Französin vorstellt wenn man Edith Piaf oder Coco Chanel im Hinterkopf hat.
Eigentlich hatte ich erwartet das sich Aurelie zwischen zwei Männern entscheiden muss aber sie weiß was sie will und sie weiß auch wie sie es bekommt.
Ein schöner Roman nicht nur zur Kirschenzeit.I