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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.08.2021

Fair Play - im Leben und auf dem Platz

Julius oder die Schönheit des Spiels
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Die Gestaltung des Covers entspricht sehr gut der Zeit in der die Geschichte spielt, auch worum es in der Hauptsache geht, ist gut abzuleiten. Der Schreibstil ist sehr klar und sachlich, ich ...

Die Gestaltung des Covers entspricht sehr gut der Zeit in der die Geschichte spielt, auch worum es in der Hauptsache geht, ist gut abzuleiten. Der Schreibstil ist sehr klar und sachlich, ich bin gut in die Geschichte hinein gekommen, deren Aufbau mit den verschiedenen Zeitebenen konzentriertes Lesen erfordert. Dem Spannungsaufbau ist das aber sehr zuträglich.

Wir lesen die Geschichte des jungen Adeligen Julius von Berg, der zwischen den großen Kriegen im Rheinland aufwächst. Er hat sich dem Tennissport verschrieben und möchte ein Weltklassespieler werden. Dafür trainiert er hart und erfährt aber auch viel Förderung nicht nur durch seine Familie, sondern auch durch Größen des Tennis, die sein Talent erkennen. Nach seinem Abitur geht er nach Berlin, um Jura zu studieren und bei einem anerkannten Tennisclub seine Karriere weiter zu verfolgen. Dabei ist er trotz aktiver Teilnahme am Berliner Nachtleben so erfolgreich, dass er sein Studium an den Nagel hängt und nur noch Tennis spielt. So kommt er in der Welt herum und lernt zahlreiche außergewöhnliche Menschen kennen. Dabei bleibt er immer ein Ehrenmann - auf und neben dem Tennisplatz. Diese Haltung wurde ihm von Jugend an vom Vater eingeimpft.

An Julius könnte sich so mancher moderne Sportler ein Beispiel nehmen - er ist der Inbegriff des Fair Players - ebenso wie das Vorbild des Romans Gottfried von Cramm. Er lässt sich nicht korrumpieren und nimmt dafür lieber in Kauf, dass er während des Nazi-Regimes im Gefängnis landet als dass er seine Freunde und vor Allem seine Überzeugung verraten würde. Ich bewundere seinen Mut und seine Geradlinigkeit. Auch alle anderen Charaktere in der Geschichte waren mir sehr sympathisch, besonders die Eltern und der Großvater von Julius, die für ihre Zeit schon sehr fortschrittlich gedacht haben.

Insgesamt hat mich das Buch sehr gut unterhalten, die Mischung aus Sportbericht, Geschichte und persönlichem Erleben von Julius war genau richtig. So habe ich, unterhaltsam verpackt, auch einiges über diese Zeit gelernt, was ich noch nicht wusste. Deshalb kann ich hier nur eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 25.07.2021

Abenteuer im Nordmeer

Die Walfängerin von Borkum
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Borkum 1653: Joris, frischgebackener Commandeur eines Walfangschiffes, muss seine Verlobte Fenja auf Borkum zurücklassen, um zum ersten Mal auf Walfang zu gehen. Er ist fest überzeugt, dass seine Pläne ...

Borkum 1653: Joris, frischgebackener Commandeur eines Walfangschiffes, muss seine Verlobte Fenja auf Borkum zurücklassen, um zum ersten Mal auf Walfang zu gehen. Er ist fest überzeugt, dass seine Pläne aufgehen werden, muss jedoch ebenso wie Fenja einigen Herausforderungen standhalten, bevor er nach Borkum zurückkehren kann.

Die spannende Geschichte von Fenja, Joris und Joris´ durchtriebenem Bruder Nils hat mich von Anfang an gefesselt. Der Schreibstil ist so detailliert und bildhaft, dass ich förmlich das Meer riechen konnte. Die Atmosphäre einer Nordsee-Insel ist perfekt eingefangen.

Die Personen sind sehr authentisch, besonders Joris´ Großmutter Greta war mir gleich sehr vertraut. Am Besten gefiel mir jedoch Fenjas Freundin Neele mit ihrer zupackenden Art und ihrer klaren Sicht auf die Ereignisse. Fenja macht im Laufe der Geschichte eine bemerkenswerte Entwicklung durch, anfangs ist sie doch eher schwach und wenig kämpferisch, wächst jedoch an ihren Herausforderungen. Das gleiche gilt für Joris. Sie nehmen die Herausforderungen an und haben das HappyEnd redlich verdient.

Besonders interessant fand ich die Einblicke in das raue Leben der Walfänger, die mir durchaus realistisch erscheinen. Die Kälte, die eintönige Ernährung und die harte Arbeit waren direkt fühlbar und entzaubern den Mythos , der dieses Gewerbe noch heute umgibt, ein wenig.

Auch wenn der Titel irreführend ist, denn eine Walfängerin ist Fenja definitiv nicht, hat mir das Buch insgesamt sehr gut gefallen. Für Freunde historischer Romane kann ich es uneingeschränkt empfehlen.


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Veröffentlicht am 28.06.2021

Skandinavien-Thriller mal anders

Tiefer Fjord
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Zwei Morde - bei beiden Taten war Haavard in der Nähe. Beide Opfer haben wiederholt ihre Kinder misshandelt. Kinderarzt Haavard führt eine Liste über Familien, die auf der Kinderstation im Krankenhaus ...

Zwei Morde - bei beiden Taten war Haavard in der Nähe. Beide Opfer haben wiederholt ihre Kinder misshandelt. Kinderarzt Haavard führt eine Liste über Familien, die auf der Kinderstation im Krankenhaus mehrfach aufgefallen sind, auf der die Namen beider Opfer stehen. Kein Wunder, dass er unter Verdacht gerät. Wird es seiner Frau Clara, Staatsekretärin im Justizministerium, gelingen ihn zu entlasten?

Cover und Klappentext haben mich sehr angesprochen, die Leseprobe hatte mich überzeugt. Leider ist die Umsetzung nicht zu 100% gelungen. Der Schreibstil ist sehr distanziert und unterkühlt, obwohl überwiegend in der Ich-Form erzählt wird. Die Erzählweise aus der Perspektive verschiedener Personen stört meiner Meinung nach Lesefluss und Spannungsaufbau erheblich. Es hat gedauert, bis mich die Geschichte wirklich fesseln konnte.

Ziemlich früh hatte ich zwei mögliche Täter in Verdacht. Die Auflösung zu einem so frühen Zeitpunkt im Buch hat mich sehr überrascht, auch in Bezug auf die Täterschaft. Dass es ab diesem Zeitpunkt immer noch spannend geblieben ist, obwohl man den Täter schon kennt, ist einer der dicken Pluspunkte des Buches. Mir hat auch sehr gut gefallen, dass die polizeilichen Ermittlungen in dieser Geschichte nur eine sehr kleine Rolle gespielt haben. Es ging deutlich mehr um die Motive und die familiären und beruflichen Hintergründe der handelnden Personen, vor allem Haavard und Clara. Beide waren mir nicht wirklich sympathisch, sie kamen mir sehr egoistisch vor.

Ausgesucht habe ich dieses Buch, weil ich skandinavische Krimis liebe. Ein typischer Krimi dieses Genres ist es nicht, es hat mich auch nicht zu 100% überzeugt. Trotzdem würde ich die "Clara-Trilogie" gerne weiterlesen und vergebe vier Sterne.

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Veröffentlicht am 26.06.2021

Über die Liebe und das Leben

Schicksal
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Atara erfährt nach dem Tod ihres Vaters, dass ihre Mutter seine 2. Ehefrau war. Sie macht sich auf die Suche nach der ersten Frau Rachel, über die in der Familie nicht gesprochen werden durfte. Das Kennenlernen ...

Atara erfährt nach dem Tod ihres Vaters, dass ihre Mutter seine 2. Ehefrau war. Sie macht sich auf die Suche nach der ersten Frau Rachel, über die in der Familie nicht gesprochen werden durfte. Das Kennenlernen gestaltet sich schwierig, denn beide Frauen haben mit familiären Schwierigkeiten und Schicksalsschlägen zu kämpfen.

Eine sehr schöne Frau mit einem eindringlichen Blick - das Cover zieht die Blicke auf sich. Den Namenszug der Autorin finde ich deutlich zu groß geraten, er lenkt mir zu sehr vom Bild ab. Der Schreibstil ist ein wenig sperrig, die langen verschachtelten Sätze und das hin und her hüpfen zwischen den Handlungssträngen erschweren das Lesen beträchtlich.
Leider bleiben viele Fragen, die aus der Handlung entstehen, unbeantwortet. So hätte ich gerne eine Erklärung für das komplizierte Verhältnis, das Atara zu ihrem Vater Meno hatte, gehabt. Auch was genau Atara eigentlich von Rachel will, hat sich mir bis zum Schluss nicht erschlossen.
Trotzdem fand ich die Schicksale der beiden Hauptpersonen verknüpft mit der Geschichte Israels sehr spannend und habe das Buch verschlungen. Es ist eine Geschichte über die Liebe und das Leben, über Abschied und Trauer und über Neubeginn.

Mein Fazit: Kein Buch für nebenbei, man muss es schon konzentriert lesen, aber durchaus lesenswert.

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Mord in Künstlerkreisen

Mord auf Provenzalisch
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Penny ist Engländerin und hat sich mit ihrem „Ruhesitz“ in der Provence einen Traum erfüllt. Nachdem sie im ersten Band der Krimireihe unmittelbar nach ihrem Umzug schon einen Mord aufgeklärt hat, gerät ...

Penny ist Engländerin und hat sich mit ihrem „Ruhesitz“ in der Provence einen Traum erfüllt. Nachdem sie im ersten Band der Krimireihe unmittelbar nach ihrem Umzug schon einen Mord aufgeklärt hat, gerät sie nun wieder in einen Kriminalfall. Im Verlauf einer Vernissage bricht einer der Künstler zusammen und stirbt nach wenigen Tagen im Krankenhaus an einer Vergiftung. Penny ist alarmiert und beginnt zu ermitteln, was der örtlichen Polizei wieder gar nicht schmeckt. Trotz einiger Ablenkungen und Irrwege führt ihre Spürnase sie in die richtige Richtung. Dabei tritt sie nicht nur ihren Freunden auf die Füße, sie bringt sich auch in große Gefahr.

Das Cover vermittelt Urlaubsgefühle und hat mich sofort angesprochen. Mit ihrem bildhaften, detailverliebten und humorvollen Schreibstil haben mich Serena Kent direkt wieder eingefangen. Es gefällt mir sehr gut, wie sie Penny darstellen, die sich so unperfekt und selbstkritisch durch ihr neues Leben schlägt, eben wie eine ganz normale Frau, mit der ich mich sehr gut identifizieren konnte. Auch Pennys Freundin Frankie mit ihrer überdrehten Art und den schrillen Klamotten ist ein echtes Highlight, über sie habe ich mich köstlich amüsiert. Sogar der arrogante Polizeichef Reyssen ist in ihrer Gesellschaft ein bisschen aufgetaut. Das Autorenteam charakterisiert die Personen sehr gut und verleiht ihnen eine unverwechselbare Persönlichkeit. Gleichzeitig werden Landschaft, Kulinarik und Atmosphäre der Provence so anschaulich geschildert, dass meine Phantasie direkt auf Reisen ging.
Im Vergleich zum ersten Band hat Band 2 leider einige Schwächen. So sind die Wege von Pennys Ermittlungen nicht immer nachvollziehbar, der Showdown kommt ein wenig kurz und lässt einige Unklarheiten zurück. Das ist irgendwie nicht richtig ausgereift. Trotzdem habe ich mich im Großen und Ganzen gut unterhalten gefühlt und meinen „Kurzurlaub“ in der Provence wirklich genossen.

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