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Veröffentlicht am 02.08.2021

Gewohnt skurrile Fortsetzung

Giftrausch
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Sein letzter Fall hat Rechtsanwalt Paul Colossa sichtbar gezeichnet – nach dem Verlust eines Auges trägt er eine Augenklappe. Nun hat ihn ein berühmtes Musikinternat engagiert, um nach einem Skandal einen ...

Sein letzter Fall hat Rechtsanwalt Paul Colossa sichtbar gezeichnet – nach dem Verlust eines Auges trägt er eine Augenklappe. Nun hat ihn ein berühmtes Musikinternat engagiert, um nach einem Skandal einen (natürlich entlastenden) Bericht zu schreiben, ansonsten droht ihm eine hohe Vertragsstrafe. Doch leider muss Paul schon nach kurzer Zeit feststellen, dass die Gerüchte über Ritalinmissbrauch unter den Schülern durchaus wahr sind und schon ein erstes Opfer gefordert haben. Und dann gerät der Anwalt auch noch wegen seines Aussehens und seiner Verwicklung in den Fall in den Fokus eine lokalen Newsblogs.

Mit „Giftrausch“ legt Hendrik Esch den zweiten Band seiner Reihe um den chaotischen Anwalt Paul Colossa vor, der kürzlich die Kanzlei seines „Onkels“ übernommen hat. Den ersten Band „Jagdtrieb“ habe ich damals in einer Leserunde mit dem sympathischen Autor gelesen und fühlte mich blendend unterhalten. Der zweite Band erzählt nun – in gewohnt skurriler Art – die Geschehnisse weiter. Ja, die Handlung ist seltsam, übertrieben und manchmal etwas slapstickhaft, aber genau da liegt für mich auch der Reiz: ein Krimi, der sich selbst nicht so ernst nimmt. An einigen Stellen habe ich wirklich herzhaft gelacht, ich erinnere da nur an die Gerichtsszene mit Amigo!

Paul Colossa als Protagonist ist definitiv ein Chaot, ein Faulenzer, ein Frauenheld (oder eher: er wäre es gerne), aber wenn man ihn eine Weile begleitet, merkt man, er hat das Herz am rechten Fleck. Das zeigt sich auch an den Nebencharakteren, die ihn bedingungslos unterstützen. Sei es zum Beispiel sein bester Freund Attila, der sich natürlich den ein oder anderen Witz auf Pauls Kosten nicht verkneifen kann, oder das unerschütterliche „Fräulein“ Christiane.

Neben all den abenteuerlichen, witzigen Szenen gibt es jedoch auch ernste Momente. Der Druck, mit dem vor allem junge Menschen in der Musikszene umgehen müssen oder die Gefahren von Ritalin und ähnlichen Drogen werden ebenso angesprochen wie Mobbing im Internet. Nur der Schluss kam für mich etwas abrupt, macht mich aber umso neugieriger auf Band 3.

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Veröffentlicht am 28.07.2021

Indigene Weisheit vs. Wissenschaft

Geflochtenes Süßgras
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Das Süßgras, nach seinem Duft auch Vanillegras genannt, gehört zu den wichtigsten Kulturpflanzen der indigenen Völker Nordamerikas. Ihm widmet Robin Wall Kimmerer nun ihr neustes, in deutscher Sprache ...

Das Süßgras, nach seinem Duft auch Vanillegras genannt, gehört zu den wichtigsten Kulturpflanzen der indigenen Völker Nordamerikas. Ihm widmet Robin Wall Kimmerer nun ihr neustes, in deutscher Sprache erschienenes Buch. Darin vereint sie indigene Weisheit mit Wissenschaft und spiegelt damit auch ihre eigene Person wider, denn die Autorin ist Botanikerin und Mitglied der Citizen Potawatomi Nation. Am eigenen Leib erfährt sie den Widerspruch zwischen der Wissenschaft, die nur an rein objektiven Feststellungen interessiert ist und dem indigenen Verständnis, welche Pflanzen eine höhere und vor allem auch emotionale Bedeutung beimisst.

Die Struktur des Buches folgt den verschiedenen Stadien des Süßgrasanbaus, vom Pflanzen, über das Hegen und Pflücken bis zum Ernten und Verbrennen. Jeden Schritt verbindet die Autorin dabei mit passenden Geschichten aus der indigenen Kultur, mit biologischen Betrachtungen über bestimmte Arten und die Umwelt im Allgemeinen, aber auch mit ihrer persönlichen Biografie. So beschreibt sie beispielsweise ihre Gedanken zum Muttersein oder den eigenen Weg zurück zu ihren indigenen Wurzeln, auf dem es ihr auch gelingt, den Blickwinkel ihrer Studierenden zu verändern.

In „Geflochtenes Süßgras“ geht es jedoch um weitaus mehr, als die namensgebende Pflanze. Es ist vor allem ein Wegweiser über den richtigen Umgang mit der Natur, bei vielen indigenen Völkern das „Prinzip der Ehrenhaften Ernte“ genannt. Dieses besagt, vor der Ernte um Erlaubnis zu fragen, dankbar zu sein, nur so viel zu nehmen, wie man braucht und nie mehr als die Hälfte. Darüber hinaus nicht die erste Pflanze zu nehmen, die man sieht (es könnte ja die letzte sein) und demzufolge auch nicht die letzte. Ernten, ohne Schaden anzurichten, etwas an die Natur zurückgeben und vor allem: Teilen – Prinzipien, die wir heute wohl mit dem Wort „Nachhaltigkeit“ zusammenfassen würden. Dementsprechend beginnt und endet die indigene Schulwoche auch nicht mit dem „Pledge of Allegiance“, sondern dem „Thanksgiving Address“, einer traditionellen Danksagung der Onondaga.

Das letzte Kapitel widmet sich dem „Verbrennen“ und somit der Zerstörung der Natur, verkörpert durch den Windigo, einen rachsüchtigen Geist, der von Menschen Besitz ergreift und sie zu Kannibalen macht. Ein erschreckend passendes Sinnbild auch für die „Umsiedlungspolitik“ der USA, die die indigenen Völker von dem Land vertrieb, auf dem sie schon immer gelebt hatten und ihre Kinder zur Umerziehung in Internate schickte. Es ist nicht vorstellbar, wie viel Wissen, wie viel Kultur und wie viele Sprachen bereits verloren gegangen sind und weiterhin verloren gehen.

Fazit: Ein wichtiges Buch, in dem Robin Wall Kimmerer ihre Geschichten wie Süßgras zu einem Zopf flechtet, bei dem mir aber manchmal der Bezug der einzelnen Kapitel zueinander fehlt

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Veröffentlicht am 20.07.2021

Solider zweiter Band

Feels like Loss
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Mila und Leo haben schon einiges zusammen durchgestanden und sollten eigentlich glücklich miteinander sein. Leo ist gerade aus der Reha zurück und steigt wieder in sein Studium ein, während Mila sich auf ...

Mila und Leo haben schon einiges zusammen durchgestanden und sollten eigentlich glücklich miteinander sein. Leo ist gerade aus der Reha zurück und steigt wieder in sein Studium ein, während Mila sich auf ihre Doktorarbeit vorbereitet. Doch die anfängliche Freude, wieder vereint zu sein, weicht schnell den ersten Streitigkeiten. Leo verbringt immer mehr Zeit im Label, wo er auch auf Exfreundin Ivana trifft. Und auch Mila hat einen gutaussehenden neuen Kollegen im Krankenhaus, der gerne mit ihr ausgehen möchte. Doch dann überschlagen sich vor allem für Leo die Ereignisse und er und Mila müssen beweisen, dass ihre Liebe auch solche Schwierigkeiten überwinden kann.

Band zwei der Trilogie von Sarah Sprinz, die sie unter ihrem Pseudonym Sarah Heine schreibt, setzt relativ kurz nach den Ereignissen des erstes Bandes an. Leo erholt sich gerade von den Nachwirkungen seiner Nierentransplantation, gibt sich aber nicht genug Zeit, um zu heilen. Da Mila ebenfalls mit Studium und Nebenjob kämpft, verbringen die beiden immer weniger Zeit miteinander. Nach den gemeinsamen Erlebnissen der letzten Monate verwundert das doch etwas, müssten die beiden nicht glücklich sein, einander wieder zu haben?

Es sind einige Hindernisse zu überwältigen, die die Autorin ihrem Traumpaar in den Weg legt. Hier muss ich zugeben, dass es für mich durchaus das ein oder andere Drama weniger hätte sein dürfen. Vor allem Leo trifft einige sehr unüberlegte, auch unverständliche Entscheidungen, aber ansonsten wären drei Bände über dasselbe Paar vielleicht auch zu langweilig.

Was Sarah Sprinz jedoch wieder hervorragend gelingt, ist die Bindung an ihre Charaktere. Nicht nur ihre beiden Protagonisten sind absolut sympathisch, sondern auch die zahlreichen Nebenfiguren wie zum Beispiel Élaine und Willem oder Alessa und Jason machen die Reihe lesens- und liebenswert. In diesem Band kommen außerdem noch weitere Charaktere hinzu, die der Handlung einen spannenden, neuen Aspekt verleihen. Daher freue ich mich schon auf Band drei, auch wenn mich dessen Thema nicht unbedingt anspricht. Aber ich lasse mich gerne überraschen.

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Veröffentlicht am 07.05.2021

Dark Academia meets Battle Royale

Scholomance – Tödliche Lektion
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Die Scholomance ist keine normale Magierschule – das muss auch Galadriel, genannt El schmerzhaft feststellen. Denn in dem unterirdischen, dunklen Gewölbe gibt es keine Lehrer und keinen Stundenplan; nur ...

Die Scholomance ist keine normale Magierschule – das muss auch Galadriel, genannt El schmerzhaft feststellen. Denn in dem unterirdischen, dunklen Gewölbe gibt es keine Lehrer und keinen Stundenplan; nur Schüler, die sich gegenseitig bekämpfen, um bis zum Abschlussjahr zu überleben. El war dabei stets eine Außenseiterin und bisher hat ihr nie eine der so genannten Enklaven, also die Magiergilden, einen Platz in ihren Reihen angeboten – dabei schlummern in ihr ungeahnt mächtige Kräfte. Nur der absolute Held der Scholomance, Orion, weicht ihr seit neustem nicht von der Seite und versucht ständig, ihr Leben zu retten. Vielleicht kann sie das ja zu ihrem Vorteil nutzen? (Zumindest, wenn sie ihn nicht vorher aus Genervtheit umbringt…)

Ich muss zugeben, dass ich zunächst keinen richtigen Zugang zu diesem Buch gefunden habe. Man wurde recht plötzlich in die Handlung geworfen, ohne Kenntnis der Welt, des magischen Systems und auch der Scholomance an sich. Auch nach der letzten Seite bleiben noch viele Fragen hierzu offen und das ist auch mein einziger Kritikpunkt. Ich wüsste gerne einfach viel mehr über die drei Magierklassen, die Kreaturen, die die Scholomance bevölkern und über die „richtige“ Welt außerhalb der Schule.

Absolut lesenswert macht das Buch jedoch Protagonistin Galadriel. Ihr zarter, elfengleicher Name steht in Kontrast zu ihrem Wesen. El ist furchtlos, stark, laut, schnippisch und eigentlich immer wütend. Ihre Kommentare zu allem, was in der Schule passiert, ihre Abneigung gegen jegliche Form von Ungerechtigkeit und ihre Immunität gegenüber Orions Charme sind herrlich und tragen die Handlung ungemein voran. Selten habe ich eine Figur erlebt, die mir so sympathisch war – sie spricht ungefragt alles aus, was sie stört: herrlich!

Auch das Konzept der Scholomance an sich ist wirklich interessant. Zu Beginn ihrer Ausbildung zieht die Schule die Neuankömmlinge gegen ihren Willen ein und schon von diesem ersten Moment an müssen sie um ihr Überleben kämpfen. Dark Academia meets Battle Royale könnte man sagen. Und das macht unglaublich Lust auf Bannd zwei, der zum Glück schon im Oktober erscheint!

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Veröffentlicht am 22.04.2021

Neue Trilogie von Sarah Sprinz

Feels like Love
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Emilia, genannt Mila, ist nicht gerade begeistert, als sie nach einigen Semestern in München ihr Medizin-Studium in Berlin fortsetzen soll. Zum Glück leben auch ihr Bruder Johannes und ihr bester Freund ...

Emilia, genannt Mila, ist nicht gerade begeistert, als sie nach einigen Semestern in München ihr Medizin-Studium in Berlin fortsetzen soll. Zum Glück leben auch ihr Bruder Johannes und ihr bester Freund Phil dort. Durch dessen Hilfe findet sie auch schnell einen Platz in der WG von Ivana, die jedoch stets sehr zurückhaltend und kühl bleibt. Das verstärkt sich noch, als Mila schließlich Leo begegnet, der Modedesign studiert und gemeinsam mit Ivana und zwei weiteren Freunden ein Label gegründet hat. Zwischen Mila und Leo besteht sofort eine Anziehungskraft, doch das scheint Ivana gar nicht zu gefallen. Und auch Leo scheint etwas vor seinen Freunden zu verbergen.

„Feels like Love“ ist der neue Roman der Autorin Sarah Sprinz, den sie unter dem Pseudonym Sarah Heine veröffentlicht hat. Von ihr kenne ich schon die ersten zwei Bände ihrer What If-Trilogie, die ich sehr mag. Auch diese Reihe ist wieder in drei Bänden angelegt, spielt aber dieses Mal in Deutschland. Dass Sarah Sprinz selbst Medizin studiert, merkt man der Handlung deutlich an. Auch wenn ich natürlich selbst nicht vom Fach bin, wirkt auf mich alles sehr authentisch. Neben diesen akkuraten Beschreibungen sind vor allem die Emotionen ihre große Stärke, man leidet absolut mit den Charakteren mit.

Auf den ersten Blick scheint der Verlauf der Geschichte recht klar und üblich für das Genre zu sein, doch dann wurde ich doch sehr überrascht, was bestimmte Entwicklungen angeht. Die Autorin schafft eine gute Balance zwischen einer zarten Liebesgeschichte und ernsten Themen aus der Vergangenheit und Gegenwart ihrer ProtagonistInnen. Mir hat dabei auch gut gefallen, dass die Figuren nicht klischeehaft daherkommen. Leos bester Freund Jason wird beispielsweise als sehr mitfühlend gezeigt.

Was mir zu Beginn nicht klar war, ist, dass sich die ganze Trilogie um Mila und Leo drehen wird. Ich hatte stattdessen, wie bei ihrer anderen Reihe, mit wechselnden ProtagonistInnen gerechnet. Somit ärgert mich der Cliffhanger am Ende des Buches doch sehr, weil ich mit einer in sich geschlossenen Geschichte gerechnet hatte. Gleichzeitig will ich jetzt aber unbedingt weiterlesen!

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