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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.08.2021

Perfekte Fortsetzung

Die Nacht – Wirst du morgen noch leben?
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Hanna verläuft sich während eines Gewitters bei ihrer Wandertour im Wald, wird von einem Mann gefangen genommen und bewegungsunfähig in einen Glasbehälter gesperrt. Der Entführer nennt sich "Der Nachtmann", ...

Hanna verläuft sich während eines Gewitters bei ihrer Wandertour im Wald, wird von einem Mann gefangen genommen und bewegungsunfähig in einen Glasbehälter gesperrt. Der Entführer nennt sich "Der Nachtmann", wendet sich an die Öffentlichkeit. Er hat fünf Gefangene, in jeder Nacht stirbt einer, sofern es nicht jemandem gelingt, seine Forderungen zu erfüllen. Inga Björk und Christian Brand ermitteln in diesem Fall wieder gemeinsam in einem Fall, der gleichzeitig ein Wettlauf gegen die Zeit ist.

Jan Beck hat es wieder geschafft. "Die Nacht - Wirst du morgen noch leben?" hat mich begeistert. Er schafft es durch seinen Stil zu fesseln. Die einzelnen Kapitel sind jeweils aus der Sicht wechselnder Charaktere geschrieben, wodurch man die verschiedenen Blickwinkel und Erlebnisse sehr eindringlich vermittelt bekommt. Die Kapitel weisen eine angenehme Länge auf, sie sind so gehalten, daß man immer mal zwischendurch schnell noch ein Kapitel lesen kann. Denn dies wird hier vor lauter Spannung zum Zwang. Jedes Kapitelende macht nämlich neugierig darauf, wie es weitergeht. Man könnte schon sagen, Jan Beck foltert nicht nur seine Opfer im Buch, er foltert auch seine Leser durch Spannung und Wendungen. Auch wenn hier aus der Sicht vieler Personen geschrieben wird verliert man nie die Übersicht oder den roten Faden. Auch liest sich das Buch sehr angenehm und flüssig mit viel Tempo. Hier geht es fast Schlag auf Schlag, ohne jedoch unglaubwürdig zu werden. Die Charaktere sind sehr gut beschrieben, man bekommt Zugang zu ihnen. So leidet man mit den Opfern, hat Mitleid mit ihnen. Die Ermittler Björk und Brand sind mir hier noch näher gekommen als im Vorgängerband. Sie wirken vertrauter auf mich.
Auch "Die Nacht" bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung - man muß "Das Spiel" nicht zwingend vorher gelesen haben, aber die Leselust darauf wird hier auf jeden Fall geweckt!

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Veröffentlicht am 03.08.2021

Spannender als gedacht!

Eskalation
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Dina Martin ist allein mit ihrem Auto unterwegs, als sie über die Freisprecheinrichtung den Anruf eines fremden Mannes erhält. Er ist mit einem SUV genau hinter ihr, fordert sie auf nicht langsamer zu ...

Dina Martin ist allein mit ihrem Auto unterwegs, als sie über die Freisprecheinrichtung den Anruf eines fremden Mannes erhält. Er ist mit einem SUV genau hinter ihr, fordert sie auf nicht langsamer zu werden und abzufahren. Die vermeintliche Rettung scheint durch eine Verkehrskontrolle nah - doch dann fallen Schüsse und der Alptraum für Dina beginnt erst. Kriminalhauptkommissar Gerd Kaarst steht am nächsten Tag vor seinem erschossenen Kollegen - von der Polizistin, die ebenfalls an der Verkehrskontrolle beteiligt war, fehlt jede Spur. Als weitere Frauen verschwinden und Fotos von schrecklich zugerichteten Frauenleichen auftauchen, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Nora Benrath hat mit "Eskalation" ein wahrhaft gelungenes Debüt geschrieben. Dies Buch hat mich gefesselt. Die Spannung war fast unerträglich. Schon zu Beginn nimmt man gebannt an Dinas Fahrt teil, zittert mit ihr und drückt ihr die Daumen, den unbekannten Fahrer abschütteln zu können. Nora Benrath schafft es, die Ängste der Frauen hautnah zu vermitteln. Man spürt ihre seelischen und körperlichen Qualen und die Vorstellung der unendlichen Schmerzen erzeugt Gänsehaut. Die Autorin beschreibt aber auch ihre Charaktere sehr lebhaft. So nimmt man am Familienleben teil und bekommt ein Gespür für die Verzweiflung von Dinas Mann, der sich nun auch um die Sicherheit von Tochter und Hund kümmern muß. Auch ihre Freundinnen, mit denen sie in ihrem Nagelstudio zusammengearbeitet hat, erhalten ein Eigenleben. Die Handlung wird durch immer neue Spuren spannend gehalten und zum Schluß bekommt man ein sehr überraschendes Ende. Durch diese Spannung, die angenehm kurzen Kapitel und einem tollen Schreibstil fliegt man durch das Buch und liest sich richtiggehend fest.
Ich kann diesen Thriller absolut empfehlen und wünsche mir noch mehr Fälle für Gerd Kaarst!

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Veröffentlicht am 01.08.2021

Eine beeindruckende Frau

Frau Merian und die Wunder der Welt
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Ende des 17. Jahrhunderts zieht die Naturforscherin und Künstlerin Maria Sibylla Merian nach ihrer gescheiterten Ehe in die Niederlande. Den Lebensunterhalt für sich und ihre zwei Töchter verdient sie ...

Ende des 17. Jahrhunderts zieht die Naturforscherin und Künstlerin Maria Sibylla Merian nach ihrer gescheiterten Ehe in die Niederlande. Den Lebensunterhalt für sich und ihre zwei Töchter verdient sie mit Zeichenunterricht. Ihr großer Traum ist und bleibt jedoch eine Forschungsreise nach Surinam, um dort neue Arten von Schmetterlingen und Raupen zu finden und diese in einem Buch und durch Präparate bekannt zu machen. Als sich ihr Traum trotz aller Widerstände erfüllt, ist sie dennoch von Zweifeln geplagt, denn ihr Herz gehört mittlerweile Jan de Jong...

Mit "Frau Merian und die Wunder der Welt" widmet sich die Autorin Ruth Kornberger einer großen Frau der Geschichte. Hierzu verwebt sie gekonnt das reale Leben von Maria Sibylla Merian mit einer fiktiven Geschichte. Man merkt die intensive Recherche der Autorin und kann das erfundene Drumherum nur bewundern, denn es fügt sich alles perfekt zu einer runden Handlung zusammen. Ruth Kornberger hat eine bezaubernde Art, die Gegebenheiten rund um Maria zu beschreiben. Man erlebt hautnah, wie sehr sie um Anerkennung zu kämpfen hatte, denn ihr Stand als alleinerziehende Mutter, noch dazu als Naturforscherin, war zu der Zeit nicht gerade angesehen und stieß auf Schwierigkeiten. Ihre Charakterstärke und ihr Durchsetzungsvermögen wird hier auf beeindruckende Art deutlich. Die Autorin beschreibt aber auch sehr deutlich, was Maria für ihren Traum in Kauf nehmen muß. Sehr bildhaft wird hier die Schiffsreise nach Surinam beschrieben, man ist dabei, wenn Maria im Urwald auf verschiedene angenehme, aber auch unangenehme Tiere trifft und wird Zeuge der Sklavenhaltung.

Dieses Buch ist ein absolutes Leseerlebnis. Man wird in eine andere Zeit versetzt, erlebt wahre geschichtliche Begebenheiten inmitten einer wunderschönen konstruierten Geschichte und erfährt von der Forschungsarbeit der Frau Merian. Ein sehr gelungenes Debüt der Autorin Ruth Kornberger!

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Veröffentlicht am 01.08.2021

Beste Unterhaltung

Familie ist, wenn man trotzdem lacht
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Steffi und Arno leben mit ihren zwei Kindern Lina und Oskar in einer 3-Zimmer-Wohnung in Hamburg. 80 qm sind einfach tu wenig und so machen sie sich auf, um eine neue Bleibe zu finden. Dies ist gar nicht ...

Steffi und Arno leben mit ihren zwei Kindern Lina und Oskar in einer 3-Zimmer-Wohnung in Hamburg. 80 qm sind einfach tu wenig und so machen sie sich auf, um eine neue Bleibe zu finden. Dies ist gar nicht so einfach, denn entweder sind die Wohnungen nicht bezahlbar oder nicht passend. Als Steffi auf den Betrug eines Maklers hereinfällt, schreibt ihre Freundin, die Journalistin Helen Winter, einen Artikel für die Zeitung. Es folgen unzählige Leserbriefe, darunter ein Brief von Flora Blum. Flora ist Anfang 70 und lebt seit 30 Jahren allein in ihrer Stadtvilla. Ihr Angebot: Steffis Familie kauft das renovierungsbedürftige Haus zu einem günstigen Preis, hilft bei der Renovierung und zieht dafür zu Flora in das Haus ein.

"Familie ist, wenn man trotzdem lacht" hat mich wirklich gut unterhalten. Wiebke Busch beschreibt hier sehr treffend, wie schwierig sich Wohnungssuche gestalten kann. Dabei läßt sie auf humorvolle Art kein Hindernis aus. Einerseits kann man lachen, andererseits oft mit dem Kopf schütteln und man fragt sich, womit Steffi und Arno das verdient haben. Denn sie sind einfach normale und sympathische Charaktere, die man sofort ins Leserherz schließt. Einen besonderen Platz hat bei mir Flora bekommen. Ihre Art ist so liebenswert, daß man sie gern in den Arm nehmen würde. Wie sie über manche Dinge denkt, regt zum Nachdenken an. Wiebke Busch schreibt hier auf wunderbare Weise. Locker-flockig beschreibt sie die Probleme der einzelnen Charaktere und deren Bemühungen, dabei wird alles so bildhaft dargestellt, daß man mittendrin ist und alles hautnah miterlebt.
Wie schon das Cover und der Titel verrät, erhält man hier einen Roman, der gut unterhält und trotz der thematisierten Probleme gute Laune verbreitet. Für mich der ideale Roman um zu entspannen!

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Veröffentlicht am 31.07.2021

Wunderschöner Roman

Das Bernsteinmädchen
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Helena betreibt mit ihrem Vater eine kleine Pension an der argentinischen Küste. Dort begegnet sie dem deutschen Matrosen Karl. Für beide ist es die große Liebe. Helena geht mit Karl in seine Heimat, einem ...

Helena betreibt mit ihrem Vater eine kleine Pension an der argentinischen Küste. Dort begegnet sie dem deutschen Matrosen Karl. Für beide ist es die große Liebe. Helena geht mit Karl in seine Heimat, einem kleinen Dorf nahe der Ostsee. Sie lebt dort mit Karls Eltern und seiner gehässigen Schwester. Als der Krieg ausbricht muß Karl zur Marine, Helena bleibt allein zurück. Sie hat großes Heimweh, dies ändert sich auch mit der Geburt ihres Sohnes Robert nicht. Als Karl auf See bleibt hält Helena nichts mehr in Deutschland.
Viele Jahrzehnte später will Robert den letzten Wunsch seiner Mutter erfüllen: Geh in das Dorf deines Vaters! Er reist von Argentinien in das kleine Dorf im Osten Deutschlands. Dort findet er nur noch ein Familiengrab. Entsetzt stellt er fest, daß auf dem alten Grabstein aus dem Jahr 1945 der Name seiner Mutter und auch sein Name eingraviert ist.

"Das Bernsteinmädchen" von Hans Meyer zu Düttingdorf ist eine unwahrscheinlich berührende Geschichte, die sich hinter einer unscheinbaren Fassade verbirgt. Man erwartet einen leichten Roman und wird mit einer so tollen Geschichte überrascht. Dazu trägt nicht zuletzt der interessante Schreibstil des Autors bei. Man spürt ganz oft die leichte Ironie in seinen Schilderungen, wenn es z. B. um den Ossi-Wessi-Konflikt geht oder um die Begeisterung für den Krieg. Er spart dabei nicht mit Kritik, erhebt aber nicht den Zeigefinger, sondern bringt alles mit einem leichten Augenzwinkern rüber. Die Menschen werden dargestellt wie sie sind - mit ihren Fehlern und Schwächen. Deshalb kann man sich beim Lesen so gut in sie hineinversetzen. Der Autor verknüpft geschickt ein Stück der deutschen und der argentinischen Geschichte und man stellt fest, daß auch andere Länder eine dunkle Vergangenheit haben.
Dieses Buch hat mir so gut gefallen, daß ich noch unendlich mehr dazu schreiben könnte. Am Besten liest es jeder selbst - es lohnt sich!

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