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Veröffentlicht am 03.09.2021

Ein Roman wie das Leben selbst: ehrlich und ungeschönt, komisch und tragisch

Gespenster
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„Ich bin wie eine Raststätte auf der Autobahn. Jeder weiß, da bekommt man immer einen Tee und ein Käsesandwich. Bei mir weiß man, was man kriegt. Ich wirke vertraut. Und Männer mögen alles, was vertraut ...

„Ich bin wie eine Raststätte auf der Autobahn. Jeder weiß, da bekommt man immer einen Tee und ein Käsesandwich. Bei mir weiß man, was man kriegt. Ich wirke vertraut. Und Männer mögen alles, was vertraut ist. Sie wissen das selbst nicht, aber so ist es.“

Nina ist gerade 32 Jahre alt geworden. Viele ihrer Freundinnen sind mittlerweile verheiratet oder Mütter. Da die Beziehung zu ihrem langjährigen Freund Joe gescheitert ist - aus Liebe wurde Freundschaft- meldet sich Nina bei einer Dating-App an. Auf diese Weise lernt sie Max kennen. Zunächst scheint es zwischen den beiden wunderbar zu laufen, bis Max eines Tages einfach aus Ninas Leben verschwindet. Und nicht nur das bereitet Nina Kummer, ihr Vater leidet an Demenz und zu einer früheren guten Freundin verliert sie den Draht.

Autorin Dolly Alderton erzählt unkompliziert und flüssig aus Ninas Perspektive in Ich-Form. Sie schreibt herrlich direkt, erfrischend ehrlich und voller Humor. Da finden sich reihenweise amüsante Stellen wie diese: „Wenn ich mich besonders verzweifelt fühlte, rechnete ich mir manchmal aus, wie viele Minute meiner verbleibenden Lebenszeit ich, sollte ich fünfundachtzig werden, damit verbringen würde, die Härchen von meiner Oberlippe zu zupfen, und anschließend stellte ich mir vor, wie viele Fremdsprachen ich in derselben Zeit hätte lernen können.“

Nina ist eine sympathische Figur, die nachvollziehbar und authentisch geschildert wird und mit der ich mich gut Identifizieren konnte. Sie steht stellvertretend für viele Singles Anfang dreißig, die darauf warten „anzukommen“. Nina wird permanent mit den anstrengenden Eigenarten ihrer Mitmenschen konfrontiert. Ninas Freundin Katherine sieht, seit sie Mutter geworden ist, nur noch sich und ihre eigene Situation, ihren eigenen Kosmos. Da verhält sie sich oft rücksichtslos und unsensibel. Nina nimmt das relativ gelassen und denkt sich meist ihren Teil. Auch die Launen und kleinen Verrücktheiten ihrer Mutter, die urplötzlich mit einem neuen Namen angesprochen werden möchte, erträgt sie irgendwie. Mit der fortschreitenden Demenz ihres Vaters hat die zupackende, pragmatische Nina allerdings große Probleme. Es tut ihr weh, ihren Vater, der früher mit Leidenschaft unterrichtet hat und so feinfühlig, sanft und neugierig war, so verändert zu erleben, verschwinden zu sehen. Dolly Alderton hat sehr unterhaltsame Figuren konstruiert, sie sind grundsätzlich stimmig und glaubwürdig, an einigen Stellen bewusst auch etwas klischeehaft übertrieben und überzeichnet. Lola, Ninas letzte Singlefreundin, benimmt sich oft so überdreht und absurd, dass es nicht ganz realistisch wirkt, aber gerade diese Überdrehtheit macht sie zu so einem witzigen und unterhaltsamen Charakter. Vor allem die männlichen Figuren haben mit den Geistern der Vergangenheit und Beziehungsängsten zu kämpfen.

„Gespenster“ stellt auf amüsante Art die Probleme der Generation der Frauen um die Dreißig dar. Jede in der Geschichte vorkommende Frau wünscht sich anzukommen. Aber egal, welchen Weg sie gewählt hat, ihr Ziel hat bisher keine der Frauen erreicht. Nina macht von allen noch den ausgeglichensten Eindruck. Den Konflikt, der zwangsläufig auftritt, wenn Frauen unterschiedliche Lebensmodelle führen, schildert Alderton sehr anschaulich und realistisch. Die Autorin zeigt sehr treffend, wie Frauen sich entwickeln, sobald sie eine Familie gründen. Zu glauben, man könnte einfach so weiterleben wie vorher, bleibt da meist nur Illusion. Mit Kindern ändern sich zwangsläufig die Beziehungen zu anderen. Aber auch die verkrampfte Suche nach einer Partnerschaft gestaltet das Leben von Frauen kompliziert. Die richtige Balance und Entspannung zu finden, ist für Frauen in den Dreißigern eine besondere Herausforderung. Hinzu kommt, dass manche Männer mit sich und ihrer Geschichte hadern, was den Frauen zusätzliche Probleme bereitet. Wiederholt wird in „Gespenster“ das neue und in letzter Zeit häufig zu beobachtende Phänomen „Ghosting“ thematisiert, in dem sich die Bindungsunfähigkeit mancher Personen sehr deutlich offenbart.
Alderton schildert auf den ersten Blick „nur“ Ninas 33. Lebensjahr, ihr Buch liefert aber gleichzeitig einen ungeschönten, ehrlichen, witzigen, aber auch tragischen Blick auf eine ganze Generation und überzeugt durch seine sympathische Heldin. Ein Roman mitten aus dem Leben und genau wie das Leben, mit seinen ständigen Aufs und Abs.

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Der dritte Fall der Tierpolizei: Grandioser, herrlich komischer Lesespaß

Die Tierpolizei 3. Mach nicht so 'ne Welle!
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Katzenbärin Flopson und ihre Kollegen von der Tierpolizei ereilt ein Hilferuf von Familie Otter. Ihre Heimat der Fluss ist weg, vertrocknet. Einfach so. Der fiese Gangster Tortellini und seine Nudelbande ...

Katzenbärin Flopson und ihre Kollegen von der Tierpolizei ereilt ein Hilferuf von Familie Otter. Ihre Heimat der Fluss ist weg, vertrocknet. Einfach so. Der fiese Gangster Tortellini und seine Nudelbande haben sich an der letzten Pfütze breit gemacht und lassen sich jeden Tropfen Wasser teuer bezahlen. So kann das natürlich nicht weitergehen. Die Tierpolizei begutachtet den Tatort genau und Chefin Flopson verspricht den Flusstieren, den Fluss zurückzuholen. Ob sie sich da mal nicht übernommen hat? Denn mit Wasser kennt sich Flopson eigentlich gar nicht so richtig aus…

Anna Böhm schreibt gut verständlich, kindgemäß und vor allem sehr witzig. Ihre Geschichte enthält viel wörtliche Rede, zahlreiche lebendige, überaus amüsante Gespräche. Dabei lässt die Autorin ihre Figuren herrlich einfallsreiche Ausdrücke erfinden, die es eigentlich schon längst hätte geben müssen. Wenn es nicht um „Körpergröße“ geht, sondern um „Angstgröße“, weiß wohl jeder, was gemeint ist. Auch sollte man sich wirklich mal fragen, warum es „Einsatz“- und nicht „Zweisatz“- oder „Keinsatzzentrale“ heißt. Anna Böhm schreibt in der Sprache ihrer Zielgruppe, trifft genau den richtigen Ton und mit ihrem Humor voll ins Schwarze.
Wie in den Vorgängerbänden ergänzen Ramona Wultschners wunderbare Bilder perfekt die Geschichte. Die Illustrationen sehen nicht nur sehr drollig aus, an den Gesichtern der Tiere lässt sich auch ihre momentane Stimmung ablesen. Natürlich hat dieser Band auch wieder ein Loch im Cover und die Seiten sind am Rand von Absperrband „gefangen“. Diesmal gibt es als Extra eine Anleitung zum Zeichnen von Pony Fridolin.
Die Schrift ist ein wenig größer gedruckt, der Zeilenabstand recht breit, so wird Kindern das Lesen vereinfacht. Zum Selberlesen eignet sich das Buch für Kinder ab acht Jahren, zum Vorlesen für Kinder ab sechs.

Nach dem Inhaltsverzeichnis und vor Beginn der Geschichte werden die vier Tierpolizisten mit Bildern und Steckbriefen kurz vorgestellt, auf der allerletzten Seite sind die Porträts und Kurzbeschreibungen weiterer Mitwirkender zu finden.
Hauptkommissarin Flopson ist abenteuerlustig, neugierig und immer nett. Ihre wilde weite Welt ist jetzt nicht mehr gerade und berechenbar und darüber freut sie sich jeden Tag. Flopson kann sogar lesen, aber eine kleine Schwäche hat sie auch, wie sich in diesem Band herausstellt.
Der immer hungrige Falabella Fridolin steht oft auf der Leitung, aber ohne ihn und seine Bärenkräfte läuft auch in diesem Band nichts. Diesmal trainiert er ausgiebig seine Fähigkeit im Hamsterwurf.
Hamster und Fingerabdrückler Jack übernimmt am Tatort die Spurensicherung. Diesmal trifft er auf ein spezielles Tier, das ihn in punkto Grummelig- und Bockigkeit durchaus das Wasser reichen kann, da sind witzige Momente garantiert. Jack hamstert gerne und man weiß nie, wofür das gut ist.
Die Blaumeise Meili hat aufgrund ihrer offen, freundlichen Art zu vielen Tieren einen guten Draht und gelangt so an allerhand wichtige Informationen.
Gemeinsam ist das Team der Tierpolizei unschlagbar. Mit jedem Band wächst die Truppe immer mehr zusammen, und mir und meinen Mitlesern ein Stück mehr ans Herz.
Diesmal erleben Flopson und Co ein Wiedersehen mit alten Bekannten, die an dieser Stelle nicht verraten werden. Mit der Nudelbande bekommen es Flopson und Co mit hundsmeerschweinchenmützengemeinen Bösewichten ganz in der Tradition der Frettchen Rumpel und Raubacke zu tun. Und dann treten auch noch menschliche Fieslinge auf, die alles andere als sauber sind.

Wohin ist der Fluss nur verschwunden? Wird die Tierpolizei auch diesen komplizierten Fall lösen können?
In „Mach nicht so ne Welle“ geht es geheimnisvoll, spannend, turbulent und natürlich ganz schön lustig zu. Die Geschichte besticht erneut durch ihre wunderbare Situationskomik und die unvergleichlich urkomischen Dialoge Nebenher werden ganz unkompliziert, „leichtfüßig“ und völlig unaufdringlich Themen wie Umwelt- und Naturschutz und die Suche nach Sündenbocken berührt, eindeutige Parallelen zur aktuellen Gesellschaft sind da offensichtlich.
Auch diesmal lernt die Leserschaft wieder besondere Tierarten kennen, die sie vorher vermutlich noch nicht kannte: Rohrdommeln, Kammmolche oder Blaukernaugen zum Beispiel.
Von der Freundlichkeit einiger Tiere können die Leser noch was lernen, denn „nett sein ist doch nett“. So einfach wie richtig.
Ein zentrales Thema des Buches ist die Angst. Die Tierpolizei macht in einem ihr legendären Gespräche einfühlsam klar, dass es total normal ist, Angst zu haben und man sich dafür überhaupt nicht schämen braucht.

Auch der dritte Fall der Tierpolizei hat uns auf ganzer Linie überzeugt, optisch ein Augenschmaus und inhaltlich ein absolutes Lesevergnügen. Natürlich endet das Buch mit einem kleinen Cliffhanger, der großen Appetit auf die Fortsetzung macht. Flopson und Co haben noch lange nicht zu Ende poliziert. Und das ist sehr gut so.

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Veröffentlicht am 13.08.2021

Wenn Lamas ermitteln - ein etwas anderes spannendes, turbulentes und witziges Detektivabenteuer

Die Lama-Gang. Mit Herz & Spucke 1: Ein Fall für alle Felle
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Wenn Lamas ermitteln - ein etwas anderes spannendes, turbulentes und witziges Detektivabenteuer

Auf Gut Erlenbach ist allerhand los! Die Lamas Petersilie und Einstein bekommen Verstärkung, Neuzugang ...

Wenn Lamas ermitteln - ein etwas anderes spannendes, turbulentes und witziges Detektivabenteuer

Auf Gut Erlenbach ist allerhand los! Die Lamas Petersilie und Einstein bekommen Verstärkung, Neuzugang Vokuhila zieht zu ihnen in den Stall. Doch viel Zeit, sich in Ruhe aneinander zu gewöhnen, haben die Tiere nicht, denn im Gutshaus wird eingebrochen. Danach fehlen ein Kelch und ein Bild aus dem Inventar des Guts. Die Lamas möchten zu gerne wissen, wer für den Diebstahl verantwortlich ist. Sie gründen die Lama-Gang und legen sich gewaltig ins Zeug, um den Einbrecher zu überführen. Aber die Vierbeiner sind nicht die einzigen, die auf Verbrecherjagd gehen.

Heike Eva Schmidt erzählt in flüssiger und für Kinder gut verständlicher Sprache, ihre Geschichte ist voller lebendiger, unterhaltsamer Dialoge. Auch die Lamas kommen dabei erfreulicherweise sehr häufig selbst zu Wort.
Niko Renger hat zur Handlung passende Bilder gezeichnet. Seine Lamas sehen einfach zu drollig aus, die Bilder wirken dynamisch und ausdrucksstark. Für den Geschmack meiner Kinder hätte es ruhig noch ein paar mehr der individuellen, lustigen Illustrationen geben können. Auf jeder Seite finden sich unten neben der Seitenzahl winzige Lamas, über jeder Kapitelüberschrift „hängt“ das Porträt eines der mitwirkenden Lamas. Die Seiten des Buchs sind insgesamt ansprechend gestaltet.
Das Buch eignet sich für Selberleser ab acht Jahren und zum Vorlesen für Kinder ab fünf Jahren.

Lamas als Detektive? Das ist eine wirklich originelle Idee. Und mindestens so originell sind die Charaktere. Diese umtriebigen Lamas, die erstaunlicherweise ziemlich gut für die Tätigkeit als Detektive geeignet sind, muss man einfach sofort ins Herz schließen. Und da die Lamas die Menschen verstehen, die Menschen die Lamas aber nicht, sind sie ihnen in vielerlei Hinsicht überlegen. Lama Einstein hat den Durchblick und Sinn für Ironie. Unglücklicherweise haben seine beiden Mitbewohner aber wenig Sinn für seinen trockenen Humor, was wiederholt für lustige Szenen sorgt. Petersilie nimmt sich selbst recht wichtig, hat aber das Herz durchaus auf dem rechten Fleck. Vokuhila mit seiner etwas tapsigen, naiven und unbedarften Art kam bei meinen Mitlesern und mir am besten an. Auch wenn er oft in Fettnäpfchen tritt, findet er erstaunlich viel Wissenswertes heraus und wird gleichzeitig oft unterschätzt. Ihm kann man einfach nicht böse sein.

Werden die Lamas den Fall aufklären?
Es geht bei den Ermittlungen spannend, rasant, einfalls- und actionreich und vor allen Dingen wunderbar komisch zu. Herrlich, wie sich Vokuhila voller Eifer häufig in die Bredouille bringt und wie Vokuhila und Petersilie viele Aussprüche Einsteins oft zu wörtlich nehmen. Immer wieder amüsant auch, dass die Lamas die Menschen ohne Probleme verstehen, die Zweibeiner aber wiederum vieles, was die Vierbeiner sagen, total missverstehen. Menschen stehen manchmal ganz schön auf dem Schlauch.
Das Ende überrascht ohne Frage, diese Auflösung hatten wir im Detail so nicht erwartet. Meinen Kinder (fünf, sieben und zehn Jahre alt) und mir hat die erste Mission der Lama-Gang rundum gefallen. Wir hoffen noch auf viele weitere Felle äh Fälle der felligen Truppe.

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Veröffentlicht am 05.08.2021

Vom Verlieren und Zueinanderfinden - packender Schmöker mit viel Gefühl

Der Windhof
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Mels Ehemann David, die Liebe ihres Lebens, stirbt jung und Mel schafft es nicht, diesen schweren Verlust zu verkraften. Sie isoliert sich zunehmend. Als ihre Großmutter Lene schwer stürzt und ohne Unterstützung ...

Mels Ehemann David, die Liebe ihres Lebens, stirbt jung und Mel schafft es nicht, diesen schweren Verlust zu verkraften. Sie isoliert sich zunehmend. Als ihre Großmutter Lene schwer stürzt und ohne Unterstützung in ihrem Haus nicht mehr zurechtkommt, bitten Mels Eltern ihre Tochter um Hilfe. Widerwillig fährt Mel auf den Windhof, dem Haus ihrer Großmutter im Westerwald. Zunächst haben sich die beiden Frauen nicht viel zu sagen, doch schließlich beginnt Lene Mel von ihrer Vergangenheit zu erzählen. Über Lenes dramatische Geschichte kommen sich die beiden Frauen näher. Und dann gibt es da auch noch den attraktiven Hausarzt Noah, der mehr als sympathisch und hilfsbereit ist und von Mel ziemlich angetan zu sein scheint.

Sonja Roos unkomplizierter, angenehmer und eingängiger Schreibstil fesselte mich sofort. Ich hatte überhaupt keine Mühe, in die Geschichte hineinzufinden. Die Autorin schreibt zunächst aus Mels Sicht, später schildert sie Lenes Erinnerungen an die Zeit vor und während des Zweiten Weltkriegs in Rückblenden.

Mel steckt in ihrer Trauer fest. Ihr Kummer ist fast greifbar und ging mir ganz schön nahe. Auch eine Therapie hilft Mel nicht weiter. Im Gegenteil, nach einer Therapiesitzung fühlt sie sich oft „bloßgelegt und verletzt, so als hätten diese unsinnigen Fragen den Schorf von meiner Seele gekratzt, die nun erneut blutete.“ Mel zieht sich immer mehr in sich selbst zurück. Als sie sich um ihre Großmutter Lene kümmern soll, bekommt sie eine Aufgabe, muss ihr Schneckenhaus verlassen.
Doch Lene schreckt mit ihrer harschen, ablehnenden, wortkargen Art zunächst ab und Mel fühlt sich im Windhof überhaupt nicht willkommen. Immer wieder gibt Lene Mel mit direkten, aber auch amüsanten Sätzen Kontra, wie z.B. „Du kannst mich in Frieden lassen, ich versuche zu lesen, und wer weiß schon, ob ich es bis zum Ende schaffe, also stiehl mir nicht meine Zeit.“ Gerne und zu häufig erinnert sie Mel an ihr baldiges Ableben.
Ganz langsam nähern sich die beiden aber dann allerdings an. Lene erzählt von ihrer Vergangenheit und dabei zeigt sie Mel eine ganz andere Seite von sich. Lene, die gegen ihren Willen mit 17 Jahren verheiratet wurde, liebt mit ganzem Herzen, ist leidenschaftlich, lebensfroh, mutig, ja couragiert, packt kräftig an und tut oft selbstlos alles, für die, die ihr wichtig und lieb sind. In ihrem hohen Alter verfügt sie über eine besondere Lebenserfahrung und kann ihrer Enkelin sehr viel mitgeben. Sie weiß sehr genau, dass mit der Zeit der Rat kommt und dass es nicht lohnt, sich den Kopf über ungelegte Eier zu zerbrechen. Für Mel hat sie immer einen guten Tipp: „Mach dein Leben, deine Entscheidungen nicht von anderen abhängig, Kind. Es geht um dich, darum, womit du dich wohlfühlen.“ Von Lenes Weisheit und ihrer Gelassenheit würde ich mir gerne eine Scheibe abschneiden. Mir gefällt die dargestellte Figurenkonstellation, die sich langsam entwickelnde Beziehung zwischen den beiden Frauen, die beide sehr nachvollziehbar gezeichnet werden und die mir beide auf ihre Art sympathisch waren.

Wird Mel ihre Trauer überwinden? Was geschah genau in Lenes Vergangenheit?
Zu den beiden Hauptfiguren entwickelte ich rasch einen Bezug, daher fesselte mich ihr Schicksal sofort. Ich war emotional gepackt von der zweigeteilten Geschichte, wurde durchgehend so gut unterhalten, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte. Und nebenbei macht mich der Roman neugierig auf den rauen und so idyllisch und reizvoll beschriebenen Westerwald, der Heimat der beiden Frauen.
Ein abwechslungsreiches, spannendes, packendes Buch mit ganz viel Gefühl, zum Weinen, Lachen, Mitfiebern. Ein Roman, der einen glücklicher zurücklässt. Für mich ein perfekt gelungener Schmöker.

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Veröffentlicht am 04.08.2021

Umfangreiches und sehr motivierend gestaltetes Erstlese-Mitmach-Sachbuch

Wieso? Weshalb? Warum? Erstleser, Band 2: Vulkane
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Vulkane sind nicht nur für Kinder faszinierend. Dieses Erstlesebuch aus der beliebten Reihe „Wieso, weshalb, warum“ geht intensiv auf das Thema „Vulkane“ ein. Es ist in vier Hauptabschnitte gegliedert: ...

Vulkane sind nicht nur für Kinder faszinierend. Dieses Erstlesebuch aus der beliebten Reihe „Wieso, weshalb, warum“ geht intensiv auf das Thema „Vulkane“ ein. Es ist in vier Hauptabschnitte gegliedert: „Was ist ein Vulkan?“, „Wo gibt es ganz besondere Vulkane?“, „Wie leben Menschen mit Vulkanen?“ und „Welche Vulkane stellen Rekorde auf?“.
Dabei werden folgende speziellere Fragen beantwortet „Wie gefährlich ist ein Vulkan?“ „Wieso gibt es Vulkane?“ „Wie entsteht ein Vulkan?“, „Warum spucken nicht alle Vulkane gleich hoch?“, „Wie unterschiedlich können Vulkane aussehen?“, „Wie schläft ein Vulkan?“, „Woher kommt der Name Vulkan?“ „Wie entsteht eine Vulkaninsel?“ „Warum qualmt es unter dem Wasser?“ „Welche außerirdischen Vulkane gibt es?“ „Wofür ist der Vesuv bekannt?“ „Welcher Vulkan stoppte Flugzeuge?“ „Was machen Vulkane mit Wasser?“, „Wie nutzen Menschen Vulkane?“ „Wer kann einen Vulkanausbruch vorhersagen?“ „Welche Schätze stecken im Vulkan?“ „Welche Vulkane gibt es bei uns?“, „ Wie hoch ist der höchste Vulkan?“ „Wo drängen sich Vulkane dicht an dicht?“ „Wie groß ist die größte Vulkaninsel?“ „Welcher Vulkanausbruch war am schlimmsten?“ und „Was ist ein Supervulkan?“.
Im Anschluß an jeden der vier Themenabschnitte sind Seiten mit Leserätseln zur Vertiefung angehängt. Da finden sich vielfältige Rätseltypen wie Purzelwörter, Wortsuchgitter, Labyrinthe mit Lösungswort, Sätze in vertauschter Reihenfolge, eine Stickerseite, Wörterschlangen oder Kreuzworträtsel und abschließend ein Lesequiz mit Multipal-Choice-Fragen, die sich auf das ganze Buch beziehen. Am Ende gibt es eine Lösungsseite und als besonderes Extra ein Lottospiel zum Ausschneiden.

Die Texte sind klar und einfach in kurzen Sätzen formuliert, Fremdwörter werden kindgemäß erläutert. Die Schrift ist groß gedruckt, der Zeilenabstand etwas weiter. Das macht die Texte für Erstleser übersichtlich und gut lesbar.
Neben vielen detaillierten Illustrationen finden sich im Buch auch gut erkennbare Graphiken, zahlreiche Fotos oder Karten. Ein kleiner Drache lockert die Seiten immer wieder mit unterhaltsamen Kommentaren in Sprechblasen auf.
Das Buch ist mit „Lesestufe 2“ deklariert, ist also für lesekompetente Erstklässler im zweiten Halbjahr und Zweitklässler geeignet. Das handliche Format entspricht dem der üblichen Erstlesebücher, das Buch ist etwas größer als DINA 5.

Wissensvermittlung und Lesetraining werden hier ideal miteinander verbunden. Die motivierende, bunte, vielseitige Gestaltung bietet den Lesern verschiedene Möglichkeiten zum Mitmachen und Aktivwerden wie abwechslungsreiche Rätsel oder das Lottospiel. Die kindgemäße, ansprechende Darstellung des Themas macht das informative Buch für seine Leser garantiert hochinteressant. Hier lernen auch die Eltern noch dazu. Von uns eine klare Kaufempfehlung. Ein ideales Geschenk für Kinder, die sich für Sachthemen begeistern.

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