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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.08.2021

Über Menschen kann man streiten

Über Menschen
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Meine Meinung

Wann ist eigentlich unsere Welt so in Unordnung geraten? Diese Frage habe ich mir in letzter Zeit oft gestellt. „Übermenschen“ ist eine Geschichte, die sämtliche Themen aufgreift, die weltweit ...

Meine Meinung

Wann ist eigentlich unsere Welt so in Unordnung geraten? Diese Frage habe ich mir in letzter Zeit oft gestellt. „Übermenschen“ ist eine Geschichte, die sämtliche Themen aufgreift, die weltweit aktuell sind.
Dora hat die Nase voll von Corona und ihrem Freund Robert. Der Umweltaktivist übertreibt es maßlos. Dora kommt sich vor wie in einer Zwangsjacke. Vorbei sind die schönen Abende mit Robert auf dem Balkon. Vergangenheit die stundenlange Gespräche. Nun hat anscheinend Greta ihren Platz eingenommen. Wenn die junge Schwedin auch nicht direkt präsent ist, so hat sie dennoch Roberts Gedankenwelt voll im Griff! Dora kauft sich ein altes Haus mit Stuckverzierung in Bracken, Gemeinde Geiwitz. Ohne große Ansage verlässt sie Robert und ihr altes Leben. Möchte einfach nur für sich sein. Einen Garten anlegen und ihr Haus minimalistisch einrichten. Da sie sich eh im Homeoffice befindet, stellt es arbeitstechnisch kein Problem dar. Doch wie war das nochmal mit dem Alleinsein wollen? Tja, da hat Dora ihre Rechnung ohne den Nachbarn Gote hinter der Mauer gemacht. Der ist erst mal von ihrer Hündin genervt, die in seinen Beeten rumwühlt. Dann stellt er sich bei ihr vor: >>Ich bin hier der Dorfnazi!<< Vom Umweltaktivisten geflohen um nun die Bekanntschaft mit einem Dorfnazi zu machen, ist nicht gerade das, was Dora erwartet und gewollt hat. Die Grünen und die AFD! Mann, war ich gespannt was da auf mich zukommt.
Ich weiß nicht, wann ich das letzte mal bei einem Buch so traurig geworden bin. Der trockene Humor von Juli Zeh ist unschlagbar. Ihr Talent uns Menschen nahe zu bringen, deren eigene politische Einstellung und Lebensweise so gar nichts mit der eigenen zu tun hat, ist wirklich beachtenswert. Erst dachte ich mir was das nun soll. Ein hilfsbereiter Nazi, für den Dora immer mehr Sympathie entwickelt. Wohlgemerkt Sympathie! Dies ist kein Liebesroman. Kann man denn für einen Nazi Sympathie entwickeln? Kann man für dessen kleiner Tochter einen Beschützerinstinkt haben? Ja! Das geht alles. Voraussetzung dafür ist, die Bereitschaft Menschen richtig kennenzulernen. Sie in keine Schublade zu stecken. (Was ich in diesem Fall schon gemacht hätte!) Zu begreifen, dass kein Mensch nur schlecht ist. Gutmenschen auch ihre Macken haben.
Ich bin ja nicht umsonst so traurig beim Lesen geworden. Glaubt mir, das hat seinen Grund. Ich habe mich oft gefragt, ob Dora Gote den Rassismus austreiben hätte können wenn ….. STOP! Hier wird nicht gespoilert! Nur so viel noch. Ein ungewaschener, in einem Bauwagen hausender Nazi, hat mich tatsächlich berührt. Ich kann es ja selber noch nicht fassen, aber es ist so.

Fazit

Normalerweise äußere ich mich nicht zu anderen Rezensionen. Aber ich bin der Meinung, dass die Autorin nichts falsch gemacht hat. Ihre Hauptprotagonistin freundet sich mit einem hilfsbereiten Nazi an. Das hat einige Leserinnen schockiert. Im realen Leben gibt es bestimmt auch nette Menschen, von denen wir nicht wissen, dass sie Rassisten und AFD Anhänger sind.
Juli Zeh hat uns aufgefordert den
ganzen Menschen* kennenzulernen. Sich nicht nur auf die politische Einstellung zu beschränken.
Von mir eine absolute Empfehlung. Danke Juli Zeh.

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Veröffentlicht am 05.08.2021

Der Betches-Hof und drei Powerfrauen

Wildtriebe
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Zum Inhalt

Ich habe Urlaub auf einem Bauernhof gemacht. Ermöglicht haben es mir drei Frauen. Großbäuerin Lisbeth kennt nichts Schöneres, als selbständig auf einem Bauernhof zu arbeiten. Der Bethches-Hof ...

Zum Inhalt

Ich habe Urlaub auf einem Bauernhof gemacht. Ermöglicht haben es mir drei Frauen. Großbäuerin Lisbeth kennt nichts Schöneres, als selbständig auf einem Bauernhof zu arbeiten. Der Bethches-Hof ist ihr ganzer Lebensinhalt. Eine anständige Ehe und Kinder gehören selbstverständlich dazu. Sie ist mit ihrem Sohn Konrad gesegnet, der den Hof mit der gleichen Leidenschaft weiter führt.

Marlies heiratet Konrad und versucht der Lisbeth zu genügen. Das ist gar nicht so einfach, da Marlies ein selbstbestimmtes Leben führen möchte. Im Kaufhaus weiterhin ihrer Arbeit nachgehen, einen Traktor fahren, auf die Jagd gehen und dann ein Kind bekommen, wenn sie dazu bereit ist. Mit ihrer Tochter Joanna (ohne h) steigt sie ein bisschen in der Achtung der Großbäuerin. Lisbeth liebt das Mädchen. Sie ist sehr traurig, als Joana nach dem Abitur nach Uganda reist.

Meine Meinung

Der Betches-Hof und drei Powerfrauen



Auf einem Bauernhof muss man schwer arbeiten. Mit dem ersten Hahnenschrei aufstehen und stets präsent sein. Dass das für Marlies schwer ist, kann ich gut verstehen. Vor allem eine Chefin wie Lisbeth, die nichts anderes kennt und liebt als ihren Hof, ist manchmal schwer zu ertragen. Dennoch hat mir dieser Arbeits- und Lebensrythmus sehr gut gefallen. Alles wird schwer mit eigenen Händen erarbeitet. Die Menschen sind eins mit der Natur und absolut zufrieden. In diese Idylle passt eine moderne Frau wie Marlies erst mal nicht hinein. Mit all ihren Ecken und Kanten ist mir Lisbeth sehr sympathisch. Trotz ihrer Strenge zeigt sie sehr viel Herz. Das merkt man besonders bei ihrer Enkelin und den Tieren auf dem Hof. Marlies zeigt sehr wenig Gefühle. In vielen Situationen fehlt es ihr an Empathie. Besonders ihrer Tochter gegenüber hat mir ihr Verhalten gar nicht gefallen.

Der ursprüngliche Bauernhof weicht immer mehr der Modernisierung. Hatte früher jede Kuh einen Namen, so stehen sie jetzt in großer Zahl namenlos in einem Stall. Auf eine Wiese werden sie nicht mehr geführt. Sie sind zu Milchmaschen mutiert. Das Leben auf dem Bauernhof wird immer schwieriger. Verliert ihren ursprünglichen Charme.

Ich habe diese stille Geschichte sehr gerne gelesen. Fand es schade, dass Marlies und Lisbeth nicht offen miteinander geredet haben. Ich hatte eigentlich schon das Gefühl, dass die beiden Frauen sich mögen. Lisbeth hätte Marlies ruhig mal sagen können, wie gut sie sich bei der Hofarbeit macht. Auch Marlies zeigte zu wenig Wertschätzung für die alte Dame. Keine wollte (konnte) die andere verstehen. Lisbeth scherte sich einfach zu viel um das Gerede der Dorfbewohner. Marlies setzte beharrlich ihre eigenen Interessen durch. Dafür schämte sich Lisbeth oftmals. Was sollen die Leute nur von einer Schwiegertochter denken, die außerhalb vom Bethches-Hof Geld verdient? Jagen geht und nach nur einem Kind keine weiteren Enkelkinder in Aussicht stellt?

Joana wächst glücklich auf dem Bauernhof auf. Mit ihrer Oma lernt sie das Landleben lieben und schätzen. Dennoch geht sie nach dem Abitur ihre eigenen Wege. Von ihrer Mutter wird sie schwer enttäuscht. Joana gibt ihrer Mutter einen guten Rat, der für Marlies wegweisend sein wird.

Mich hat der Verlauf der Geschichte ein bisschen melancholisch gemacht. Mir wieder mal vor Augen geführt, wie unser übertriebener Konsum alles kaputt gemacht hat. Viele Bauern zu spät bemerkt haben, dass die Modernisierung nicht nur Erleichterung bei schweren Arbeiten bringt. Ich habe mich wieder an die Weihnachtsbutter erinnert, die es um einiges günstiger zu kaufen gab. Die Geschichte dazu stimmte mich sehr traurig.

Ja, es gab auch Männer auf dem Hof. Die stehen aber nicht im Fokos der Geschichte. Auf dem Bethches-Hof haben die Frauen das Sagen! Punkt!

Fazit

Mein Urlaub auf dem Bethches-Hof ist nun beendet. Beim Lesen hatte ich wirklich das Gefühl, ein paar Gänge runterzufahren. Drei Frauen gehen ihren Weg nach ihrer eigenen Vorstellung. Keine kann (möchte) es von der anderen verstehen. Aber gerade Lisbeth zeigt am Ende sehr viel Verständnis und Herz.

Der traurige Niedergang eines idyllischen Bauernhofs stimmt traurig. Ach, und eh ich es vergesse: Für alle die Geheimnisse lieben … Lisbeth hat ein ganz Großes!

Vielen herzlichen Dank Ute Mank. Ich hatte wunderschöne Lesestunden. Würde jetzt gerne Urlaub auf einem ursprünglichen Bauernhof machen.

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Veröffentlicht am 01.08.2021

Spannend und zu Herzen gehend.

Weiches Begräbnis
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Spannend und zu Herzen gehend.

Meine Meinung

Es gibt in Deutschland sehr viele Bücher Gegen das Vergessen! In diesem spannenden Roman, der in China spielt, soll man vergessen. Die Autorin hat mit der ...

Spannend und zu Herzen gehend.

Meine Meinung

Es gibt in Deutschland sehr viele Bücher Gegen das Vergessen! In diesem spannenden Roman, der in China spielt, soll man vergessen. Die Autorin hat mit der Bodenreform 1949-1966 ein sehr brisantes Thema aufgegriffen. Uns ein großes Stück chinesische Geschichte näher gebracht. Nein, dieses Buch ist keine Giftpflanze. Es ist vielmehr ein zu Herzen gehender Roman, der einen so schnell nicht mehr los lässt. Der einem zeigt, dass es auf der ganzen Welt Herrscher gegeben hat, denen Menschenleben nichts wert waren.

Eine Frau wird halbtot aus dem Fluss gezogen. Der Dorfarzt Dr. Wu rettet ihr das Leben und befürwortet ihre Vergesslichkeit. Gibt ihr den Namen Ding Zitao. Das Vergessen ist viel besser für die Frau, die nichts mehr aus ihrer Vergangenheit weiß. Erst verschafft ihr Dr. Wu eine Arbeit als Haushaltshilfe. Jahre später heiratet er sie. Sie bekommen einen Sohn. Quinglin ist ein guter Junge. Nach dem frühen Tod des Vaters zieht ihn die Mutter alleine groß. Jahre später verdient er als Manager genügend Geld, um seiner Mutter ein wunderschönes Haus zu kaufen. Nach dem ersten gemeinsamen Abendessen im neuen Haus verfällt Ding Zitao in ein Wachkoma. Zuvor hat sie noch Namen und Dinge genannt, mit denen Quinglin nichts anzufangen weiß. Auf den Spuren der Vergangenheit, erfährt er viele Dinge, die ihm seine heiß geliebte Mutter noch ein ganzes Stück näher bringen. Er möchte dass seine Mutter wieder am Leben teilhaben kann. Kein Weg ist ihm zu weit für die Frau, die ihn alleine groß gezogen hat. Immer für ihn da war und selbst kaum Bedürfnisse hatte.

Trotz der sehr traurigen Thematik habe ich mich beim Lesen wie in einem chinesischen Märchen gefühlt. Die Mentalität der Menschen und die idyllischen Landschaften haben mir China ein ganzes Stück näher gebracht. Anhand von Tagebucheinträgen seines Vaters hat Quinglin viele Informationen erhalten. Auch sein Vater ist Für das Vergessen seiner eigenen Vergangenheit gewesen. Will auch nach seinem Tod nicht, dass Quinglin damit belastet wird. Doch Quinglin will genau wissen, was sich vor vielen Jahren zugetragen hat. Mir stellt sich die Frage was besser ist. Für oder gegen das Vergessen? Für manche Menschen mag das Vergessen ein Segen sein. Für die Mehrheit eine unfreiwillige Sache. Ein weiches Begräbnis, (ohne Sarg) wollte keiner haben!



Fazit

In dieser Geschichte sind viele Dinge passiert, die mich sprachlos gemacht haben. Hier hat Fang Fang ein Meisterwerk hingelegt, welches wie ein Abenteuer daher kommt. Ein Abenteuer, das vor vielen Jahren wirklich so ähnlich stattgefunden hat. Der Schreibstil hat auf mich einen regelrechten Sog ausgeübt. Einzig die vielen chinesischen Namen haben mich Anfangs überfordert. Dennoch konnte ich ab einem bestimmten Punkt meinen Reader nicht mehr aus der Hand legen. Die Tagebucheinträge waren überaus spannend. Die Reisen von Quinglin wunderschön und geheimnisvoll. Die Menschen sehr freundlich und hilfsbereit. Ich bin begeistert! Das Nachwort von Fang Fang und dem Übersetzer Michael Kahn-Ackermann unbedingt lesen.

Eine absolute Empfehlung von mir. Danke Fang Fang und Michael Kahn-Ackermann

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Mit viel Humor lässt sich jede Krise meistern

Ich dachte schon, du fragst mich nie
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Zum Inhalt

Mit Sophie Hartmann und ihren Töchtern Liv und Pauli erleben wir ein chaotisches, liebenswertes Gespann. Komplementiert werden sie von Sophies Schwester Geli, die Klamotten aus 70ern liebt ...




Zum Inhalt

Mit Sophie Hartmann und ihren Töchtern Liv und Pauli erleben wir ein chaotisches, liebenswertes Gespann. Komplementiert werden sie von Sophies Schwester Geli, die Klamotten aus 70ern liebt und einen Hang zu falschen Männern hat. Liv möchte ein Restaurant eröffnen. Kurz bevor das ausgebuchte Lokal zum ersten Mal ihre Pforten öffnet, bricht Liv sich die Hand. Der Koch erscheint auch nicht. Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Aber fürs erste lacht wirklich keiner. Zur Eröffnung kommt dann Hilfe von dem charismatischen Marc. Der hat von seinem Arzt den guten Rat bekommen, eine Auszeit zu nehmen. Gut kochen kann er auch!

Meine Meinung

Wieder einmal konnte mich die Autorin von Anfang an mitnehmen. Der Wortwitz ist einfach nur köstlich. Dabei haben es Sophie und ihre Töchter wahrlich nicht leicht. Pauli hat Liebeskummer und würde lieber heute als morgen Hamburg verlassen. Liv kämpft in der Krankengymnastik um wieder ihre Beweglichkeit zu erlangen. Viel lieber würde sie ihre Kräfte für ihr Lokal einsetzen. Sophie hat auch nach 5 Jahren den plötzlichen Tod ihres Mannes Simon nicht verwunden. Marc pausiert nach einem Schwächeanfall. Sein Job in Mallorca als Restaurant- und Hotelcontroller ist eigentlich nicht das, was er ursprünglich machen wollte. Um zu sich selbst zu finden reist er in seine Heimatstadt Hamburg.


Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum. (Seite 9)


Einmal in Hamburg und dann wieder in Mallorca begegnen sich Sophie und Marc. Beide spüren, dass sie mit ihrer Vergangenheit abschließen müssen. Marc findet Erfüllung darin, Livs Speiselokal auf die Sprünge zu helfen. So kann er doch endlich wieder seiner Leidenschaft als Koch frönen. Sein ehemaliger Mentor in Spanien spricht kein Wort mehr mit ihm, weil er dem Beruf als Koch den Rücken gekehrt hatte. Seinem verstorbenen Vater konnte er mit seiner Berufswahl eine Freude machen. Doch wird es nicht langsam Zeit das zu tun, was Man(n) aus tiefstem Herzen möchte?


Zwischen zwei (fremden) Stühlen sitzt es sich nun mal nicht gut, deshalb ist es wichtig, sich beizeiten einen eigenen zu besorgen. (Seite 219)


Sophie lernt langsam aber sicher wieder das Leben zu genießen. Auch wenn sie Probleme mit einem Esel in Spanien bekommt, der die Farbe ihrer Kleidung nicht mag. Sie zur Einbrecherin wird und in allerlei Fettnäpfchen tritt.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Sophie und Marc erzählt. Mir hat es sehr gut gefallen, das sie einmal in Hamburg und dann wieder in Mallorca gespielt hat. Besonders Marcs idyllische Finca hat mir Fernweh beschert. Die Beschreibung der köstlichen Speisen hat meinen Magen mehr wie einmal knurren lassen. Besonders glücklich hat mich gemacht, dass Sophie zur Eselsflüsterin mutiert ist.

Fazit

Geschichten wie diese schaffen es, uns weltweiten Katastrophen für ein paar Stunden vergessen zu lassen. Sie zeigen uns, dass es immer wieder einen Grund dafür gibt, das Leben zu lieben. Mit den liebenswerten Protagonisten würde man am liebsten in einer urigen Küche eine leckere Paella essen. Sich zur Eselsflüsterin ausbilden lassen und für immer in einer Finca leben.

Ich empfehle dieses Buch nicht. Nein! Ich verschreibe es Euch. Vielen Dank Gabriella Engelmann.

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Veröffentlicht am 23.07.2021

Wenn Kinder die Eltern ihrer Eltern werden

Bonuskind
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Zum Inhalt


Lies erzählt uns aus ihrer Sicht eine tragische Familiengeschichte. Als sie eines Morgens aufwacht hat sie das starke Gefühl, dass mit ihrer Mutter Jet etwas passiert ist. Das Bett unberührt. ...

Zum Inhalt


Lies erzählt uns aus ihrer Sicht eine tragische Familiengeschichte. Als sie eines Morgens aufwacht hat sie das starke Gefühl, dass mit ihrer Mutter Jet etwas passiert ist. Das Bett unberührt. Handtasche und Handy hat sie nicht mitgenommen. Der Hund winselt, weil er dringend Gassi gehen muss. Es ist überhaupt nicht typisch für sie, die Kinder über Nacht alleine zu lassen. An ihren Vater möchte sie sich nicht wenden. Für ihn wäre das ein weiterer Beweis dafür, dass seine Exfrau unfähig ist, für die Kinder zu sorgen. Für ihren kleinen Bruder Luuk muss sie nun stark sein. Ihm die Mutter ersetzen. Lies ist die Einzige, die nicht an ein freiwilliges Verschwinden der Mutter glaubt. Auf eigen Faust beginnt sie nach ihr zu suchen. Stößt auf ein Tagebuch, indem ihre Mutter von einer toxischen Liebe erzählt. Ist dieser fremde Mann für das Verschwinden ihrer Mutter verantwortlich?

Meine Meinung

Wenn Kinder die Eltern ihrer Eltern werden


ICH WACHTE MIT dem Gefühl auf, dass Mam tot ist. (1. Satz)


Lies spürt von Anfang an, dass mit ihrer Mutter etwas Schlimmes passiert ist. Nachdem ihre Mutter Jet zwei Nächte spurlos verschwunden bleibt, erhalten sie die Nachricht ihres Todes. Sie soll sich angeblich mit Tabletten das Leben genommen haben. Die 15jährige Lies glaubt das nicht. Ihr Vater Peter fühlt sich bestätigt. Seine Exfrau war psychisch instabil.

In sämtlichen Kapiteln erfährt Lies aus dem Tagebuch von der neuen Liebe ihrer Mutter. Eine Liebe die sie nicht glücklich gemacht hat. Die sie dennoch brauchte wie die Luft zum Atmen. Sie sehnte sich nach dem Familienleben, welches sie früher mit ihrem Ex und den Kindern hatte.

Lies und ihr Bruder haben mir unglaublich leid getan. Sie sind total überfordert von dem Verhalten ihres Vaters und dessen zweiter Frau Laura. Jet fand ich eigentlich schon sympathisch. In ihrem Berufsleben beriet sie Menschen, die psychische Probleme hatten. In ihrem eigenen Leben fiel sie immer mehr in einen Strudel aus Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Dennoch spürt man zwischen den Zeilen die große Liebe, die sie für ihre Kinder empfand. Peter kam total unsympathisch rüber. Nicht einmal hat er auf die Gefühle seiner Kinder Rücksicht genommen. Manchmal hatte ich das Gefühl, der Tod seiner Frau kam ihm gerade Recht. So konnte er endlich seine Kinder ganz für sich behalten. Laura hatte sich stets bemüht, auf die Gefühle der Kinder Rücksicht zu nehmen. Kam selbst oftmals nicht mit dem Verhalten ihres Mannes klar. Lies empfand das nette Verhalten ihrer Stiefmutter berechnend. Jede zweite Woche mussten sie zu ihrem Vater. Jede zweite Woche war Jet allein. Und verzweifelt. Bis sie auf einem Dating Portal einen besonderen Mann kennen lernte .....

Mit ihrem Freund Mees, der sich sehr gut mit Computern auskennt, versucht Lies der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Einer Wahrheit, die mir Gänsehaut beschert hat!

Fazit

Ich habe selten so einen spannenden Thriller gelesen, der mit wenig Blut auskommt. Es handelt sich hier vielmehr um einen Thriller, wie er im realen Leben viel zu oft vorkommt. Eltern lassen sich scheiden. Bekriegen sich bis aufs Blut und wollen die Kinder an sich reißen. Sie denken nicht an die zarten Seelen ihrer Kinder. Leben ihren Frust auf deren Kosten aus. Berauben die Kinder ihrer Jugend. Besonders Lies wurde mit Dingen konfrontiert, die eine 15jährige kaputt machen können. Was unterscheidet diese Coming-of-Age-Geschichte vom realen Leben? Das bittere Ende! Obwohl ... gibt es solche Enden nicht auch immer wieder im wahren Leben?

Danke Saskia Noort. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen.

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