Profilbild von amirasbibliothek

amirasbibliothek

aktives Lesejury-Mitglied
offline

amirasbibliothek ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit amirasbibliothek über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.01.2021

Realitätsnah mit Potential für mehr Tiefgang

Wo du nicht bist
0

Es fällt nicht schwer, in die Geschichte reinzukommen und in ihr zu verweilen. Im Grunde fliegt man nur so durch die Seiten, weil der Schreibstil sehr leicht ist und es alles in allem ein nur sehr kurzes ...

Es fällt nicht schwer, in die Geschichte reinzukommen und in ihr zu verweilen. Im Grunde fliegt man nur so durch die Seiten, weil der Schreibstil sehr leicht ist und es alles in allem ein nur sehr kurzes Lesevergnügen ist. Für meinen Geschmack zu kurz. Jetzt muss man natürlich zu Gute halten, dass es nach einer wahren Begebenheit geschrieben wurde. Um Dramatik aufzubauen, so steht es im Nachwort, musste einiges dazugedichtet werden, was ich nicht weiter schlimm finde, sondern im Sinne eines solchen Romans in der Natur der Dinge inbegriffen. Von mir aus hätte es ruhig noch mehr sein können!

Es ist nämlich so, dass vieles ruckartig eingeläutet wird, oder der Vorhang wird immer halb vorgehalten, um Privatsphäre zu generieren, wo nicht einmal der Leser eindringen kann. Gerade in der Kennlernphase der beiden Protagonisten hätte ich mir das aber sooo gewünscht. Diese Distanz hat natürlich den Effekt, dass sie die Geschichte glaubwürdiger und wie einen Tatsachenbericht erscheinen lässt, als sei es ein Zeitzeugenbericht, was es ja schon irgendwie ist. Aber eine richtige emotionale Nähe konnte ich so leider nicht aufbauen.

Trotzdem hat mich die Geschichte keineswegs kalt gelassen. Die Nüchternheit der Erzählung hat die Atmosphäre der Zeit bestimmt gut transportiert. Ich finde es super, dass sich die Autorin dazu entschlossen hat, dieses Schicksal für die Nachwelt festzuhalten. Wäre es eine rein fiktionale Geschichte, hätte ich gesagt, dass die "Idee" richtig gut ist. Eine Eheschließung mit einem Verstorbenen...

Was mich auf jeden Fall gefesselt hat, waren die vielen Details (Straßennamen und historische Fakten) und das Highlight waren auf jeden Fall die aufgeführten Quellen (Fotos und Heiratsurkunde). Ich hätte mir davon noch viel mehr gewünscht, aber vielleicht war das nicht möglich. Das hat einem dann doch einen Kloß im Hals verursacht, zu sehen, wie wirklich das alles war.

Eine Sache ist mir noch bezüglich der Perspektive aufgefallen. Der Erzähler wirkt in der ersten Hälfte neutral zu sein (vielleicht mit Tendenz zu Irmas Sicht), aber dann gibt es auf einmal eine Wendung: Er wird zum personalen Erzähler aus Erichs Sicht, um dann wieder Irma zu schwenken, mit personalen Anteilen. War es schon die ganze Zeit aufgefallen. Das passt schon irgendwie, da es an die Empathie der Leser appelliert. Aber dass es so stark auffällt, sollte eigentlich nicht sein. Es offenbart den Backstage Bereich, der den Lesern eigentlich verborgen bleiben sollte.

Ein weiterer Punkt sind einige Tippfehler, die das Lektorat übersehen hat. Das passiert, aber es ist einige Male vorgekommen.

Als Letztes möchte ich noch ansprechen, wie schön ich es fand, dass die beiden Zeitstränge parallel verliefen und sich weiterentwickelt haben. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich darüber jemals verwirrt war und die Zeiten nicht zuordnen konnte.
Also insgesamt ein gutes Buch, dass aber doch noch weiter in die Tiefe hätte gehen können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.08.2021

Schöne und peinliche Momente!

After forever
0

Eine lange Reise geht zu ende. Ein bisschen traurig bin ich jetzt schon, aber die Autorin hat es tatsächlich geschafft, das große Hin und Her der Liebesgeschichte zu einem zufriedenstellenden Ende zu bringen. ...

Eine lange Reise geht zu ende. Ein bisschen traurig bin ich jetzt schon, aber die Autorin hat es tatsächlich geschafft, das große Hin und Her der Liebesgeschichte zu einem zufriedenstellenden Ende zu bringen. Anders hätte ich es mir nicht wünschen können. Im Grunde genommen war es am Ende auch für mich als Leserin anstrengend durch die Höhen und vor allem die Tiefen der toxischen Beziehung der beiden zu gehen. Ich konnte sehr gut nachempfinden, wie Tessa sich fühlt. Aber aus Beziehungsproblemen eine vierbändige Reihe aufzubauen ist schon eine Nummer. Viele Wendungen hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht, andererseits fühlte es sich am Anfang jedes weiteren Teils so an, als würde ich wieder alte Freunde besuchen.

Anders als in den anderen Teilen wird in diesem der toxische Charakter der Beziehung groß thematisiert. Das ist auch dringend nötig. Aus dieser Perspektive betrachtet hat Anna Todd die Sache sehr gut gemacht, denn so dramatisch die vielen Streits der Protagonistin auch wirken, so realistisch sind sie dennoch. Es wurden zwar viele Klischees verbraten, aber weil wir das Paar so lange begleiten und zusammen mit ihnen viele unschöne Szenen erleben, verlieren sie an Perfektion und Glanz. Ich würde nicht mit Tessa tauschen wollen. So attraktiv Hardin auch wirkt, so anstrengend und dominant wie er ist, könnte er mir gestohlen bleiben. Aber in der Konstellation mit Tessa passt das. Auch wenn ich mich immer wieder gefragt habe, warum Tessa sich das eigentlich gefallen lässt, habe ich genug Beispiele in meinem eigenen Bekanntenkreis gefunden, die mir zeigen, dass das leider viel zu oft vorkommt.

Würde ich nun wollen, dass meine hypothetische Teenager-Tochter diese Reihe liest? Nun, es gibt viele erotische Szenen, die ein idealisiertes und falsches Bild vermitteln oder Jugendliche unter Druck setzen könnten. Davon abgesehen, wird die Beziehung zwar kritisch durchleuchtet, bietet aber dennoch viele fragwürdige Momente. Es könnte passieren, dass junge Leserinnen das Gefühl, geliebt und begehrt zu werden, mit wahrer Liebe verwechseln. Klar ist es schön, wieviel Aufmerksamkeit Hardin Tessa entgegenbringt, aber ist es das wert? Mir hat sich jedes Mal der Magen umgedreht, wenn Hardin besitzergreifend und väterlich mit Tessa umgegangen ist. Leider begegnet einem in heutigen Romanen viel zu oft der Typ "Daddy-Guy". In einer idealen Welt haben die 15-jährigen Mädchen, denen dieses Buch in die Hände fällt, bereits gelernt, wie man kritisch mit Texten umgeht. Da die Beziehung hier von der Autorin selbst kritisch behandelt wird, finde ich es sogar in gewisser Weise lehrreich, diese Reise zu durchleben, WENN es wenigstens noch aufklärerisches Nachwort der Autorin gegeben hätte. Doch das fehlt, was sehr schade ist. Denn das Ende macht leider wieder einen ziemlich unkritischen Eindruck. Gerade in diesem Genre muss man sehr sensibel schreiben, da sie junge Leser*innen stark beeinflussen können. Ständig vergleicht man sich, ob man will oder nicht, mit der Protagonistin.

Was mich wiedermal genervt hat, ist, dass Hardin und vor allem Tessa den Mittelpunkt der Menschen um sie herum darzustellen scheinen. Beinahe die ganze Romanwelt ist stets damit beschäftigt, deren Probleme zu lösen. Der arme Landon tut mir total leid!
Und auch die ständigen überempfindsamen, selbstaufopfernden inneren Dialoge der beiden Turteltauben haben hier und da meine Geduld herausgefordert, genauso wie mich einige Dialoge, die romantisch wirken sollten, lachen ließen. Aber dazu muss ich sagen, dass der Punkt bei mir auch sehr schnell erreicht ist.

Allgemein mag ich den Schreibstil der Autorin sehr gerne und finde, dass sie es schafft, Emotionen zu übertragen oder sogar zu erzeugen. Ich kann nachempfinden, welches (Hoch-)Gefühl sie beim Schreiben mancher poetischer Passagen hatte und welche Bedeutungen sie in bestimmte Wörter gesteckt hat, damit der Leser sie später auspackt und mit seinen eigenen Erfahrungen mischen kann. Aber hier und da hat mir das Fundament oder Witz gefehlt. Sieh selbst in den aufgeführten Zitaten.
Sehr gut an der gesamten Reihe hat mir die wechselnde Erzählperspektive gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.09.2021

Zitatesammlung

Das Buch eines Sommers
0

Es war nur ein kurweiliges Vergnügen und leider auch keins, das sich in mein Gedächtnis eingebrannt hat. Es hat mich nicht berührt oder inspiriert, vielleicht nur an etwas erinnert, was ich gar nicht vergessen ...

Es war nur ein kurweiliges Vergnügen und leider auch keins, das sich in mein Gedächtnis eingebrannt hat. Es hat mich nicht berührt oder inspiriert, vielleicht nur an etwas erinnert, was ich gar nicht vergessen habe.
Als Mensch, der selbst gern schreibt und es sich oft verbietet, weil so viel Leben zu tun ist, dachte ich, wäre ich genau die richtige Leserin. Die Message, dass man sich immer, unter allen Lebensumständen, Zeit für das nehmen soll, was einem wichtig ist, hat mir gefallen. Aber wenn wir ehrlich sind, ist das sehr leicht gesagt und würden auch die meisten Freund*innen oder die Omi raten. Außerdem stimmt es meiner Meinung nicht immer. Manchmal gibt es wirklich Wichtigeres zu tun. Ich fand es aber schön zu sehen, dass Nicolas mit seiner Frau ein abendliches Ritual aus der Selbstzeit macht.
Am Schreibstil und der Erzählstruktur habe ich auch nichts auszusetzen. Das war alles soweit sauber. Aber die vielen eingestreuten Weisheiten haben mich dann doch genervt. Für die Dünne des Buches waren es einfach zu viele und der Inhalt zu platt und fadenscheinig. Einige fand ich aber wirklich gut. Zum Beispiel das nächste hier auf der Seite. Aber in der gebotenen Hülle und Fülle hat die Geschichte dadurch leider an Glaubwürdigkeit verloren.

Ein weiterer Punkt ist der Plot selbst. Stellenweise war es echt langweilig. Mich hat es nicht interessiert, was der Protagonist mit seinem Sohn oder seiner Frau für Gespräche führt und warum sie jede kleine Entscheidung treffen. Ich wollte nur mehr über seine Beziehung zum Schreiben erfahren. Da ich das Buch als Hörbuch gehört habe, bin ich hier und da ein bisschen mit den Gedanken abgeschweift und musste öfters zurückspulen. Letztendlich glaube ich aber nicht, dass ich viel verpasst hatte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.08.2021

Alte Kamellen!

Daringham Hall - Das Erbe
0

Ich gebs zu: Ein absoluter Covergriff. Man darf ja wohl noch hoffen, dass sich hinter solch hübscher Verpackung auch ein überzeugender Inhalt verbirgt. Noch dazu hatte ich eine positive Rezension im Hinterkopf. ...

Ich gebs zu: Ein absoluter Covergriff. Man darf ja wohl noch hoffen, dass sich hinter solch hübscher Verpackung auch ein überzeugender Inhalt verbirgt. Noch dazu hatte ich eine positive Rezension im Hinterkopf. Mein Fall war es aber letztendlich definitiv nicht. Es mutet wie ein modernes Downtown Abbey an, nur noch langweiliger (in meinen Augen). Es ist einfach eine Geschichte, wie man sie gefühlt schon tausendmal gelesen hat. Alles ist sehr blumig und rosig verpackt trotz der vielen Konflikte. Und außerdem ist es sehr vorhersehbar. Einzig das Setting hat mir wirklich sehr gut gefallen. Aber die Charaktere, z.B. Kate, waren viel mehr eine unzugängliche Fassade als eine interessante Gesellschaft für eine Leserin wie mich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.07.2021

Unspektakulär...

Nicht ein Wort
0

Wo soll ich anfangen? Vielleicht erstmal da, wo ich vor der Lektüre stand. Mit mir und Thrillern ist es nämlich immer so eine Sache. Ich würde sagen, dass ich in den meisten Monaten mindestens einen lese ...

Wo soll ich anfangen? Vielleicht erstmal da, wo ich vor der Lektüre stand. Mit mir und Thrillern ist es nämlich immer so eine Sache. Ich würde sagen, dass ich in den meisten Monaten mindestens einen lese und trotzdem ist es nicht mein liebstes Genre. Bzw. habe ich besonders in dieser Abteilung hohe Ansprüche. Es ist aber auch sehr knifflig, einen Thriller zu einem guten Ende zu bringen... Das ist hier leider nicht der Fall. Ich mochte das Verhältnis, das der Lesende automatisch zu dem homodiegetischen Erzähler (Richter Samspon) aufbaut, nicht. Man fühlt sich diesem verpflichtet und auf der anderen Seite ist man in seinem Kopf gefangen. Das hört sich auf den ersten Blick interessant an, aber tatsächlich hat mich die Perspektive schon nach wenigen Kapiteln genervt. Und dabei gab es hier und da einen guten Ansatz eines unzuverlässigen Erzählers. Dieser wurde aber nie soweit ausgebaut, dass es von Belang wäre. Das finde ich schade. Denn den Fall an sich fand ich ziemlich trocken (Patentrecht). Es hat mich ziemlich schnell gar nicht mehr interessiert, wer hinter der Entführung und Erpressung steckt, denn die Verdächtigten waren alle nicht sonderlich überraschend. Auch die Auflösung hat mich nicht vom Hocker gerissen, sondern viel mehr meine Vermutungen bestätigt. Abgesehen davon, dass sie nicht gerade auf Plausibilität setzt. Ich habe mich an keiner Stelle gegruselt oder selbst unsicher gefühlt. Das Einzige, was ich aus diesem Roman mitnehme, ist, was ich über das Aktienwesen, Patentrecht und das Richteramt gelernt habe.
Als Tipp an Interessierte kann ich dazu raten, sich die Frage zu stellen, ob Gerichts-Thriller euer Ding sind. Diese sind meistens ruhiger und spielen zu einem großen Teil im Gericht. Spannend sind sie meistens auf ihrer philosophisch-rechtlichen Metabene und aufgrund der Machtlosigkeit bzw. Biegungsfähigkeit von Gesetzen und richterlichen Beschlüssen. Hier ist die Sache insofern anders, als dass man trotz Gerichtssetting die Hintergründe nicht kennt. Außerdem wird es hier und da auch actionreich und man fiebert um enführte Kinder. Also eigentlich super viel Potential. Tja, es wurde nicht genutzt, würde ich sagen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere