Cover-Bild Ein erhabenes Königreich
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 13.08.2021
  • ISBN: 9783832181321
Yaa Gyasi

Ein erhabenes Königreich

Roman
Anette Grube (Übersetzer)

Mit dem Auftauchen ihrer Mutter, die sich ins Bett legt und auf nichts mehr reagiert, kehren in Gifty die schmerzhaftesten Kindheitserinnerungen zurück: das Verschwinden des Vaters, der in seine Heimat Ghana zurückging, der Tod des geliebten Bruders und die Depression der Mutter angesichts dieser Verluste. Ihre Familiengeschichte hat dazu geführt, dass Gifty als erwachsene Frau ihren Glauben gegen die Neurowissenschaften eingetauscht hat. Sie ist davon überzeugt, dass sich Depression und Abhängigkeit, und damit Trauer und Leid, durch entsprechende Behandlung verhindern lassen. Doch die Angst um ihre Mutter, die fest verankert in ihrer Religion stets allen Schwierigkeiten im weißen Amerika gewachsen war, lässt Gifty an beidem zweifeln: Kann nur die unbestechliche, aber seelenlose Wissenschaft ihr die Mutter zurückbringen oder gelingt das allein den herzerwärmenden Erlösungsversprechen der Kirche?
Die bewegende Geschichte einer Familie, exemplarisch für die vom Rassismus geprägte amerikanische Gesellschaft.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.08.2021

Klare Leseempfehlung!

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In diesem Roman geht es um die introvertierte Gifty, ihren Lebensweg und die Gratwanderung zwischen Religion und Wissenschaft: Denn sie wuchs (tief) gläubig auf, hat sich aber dennoch der Neurowissenschaft ...

In diesem Roman geht es um die introvertierte Gifty, ihren Lebensweg und die Gratwanderung zwischen Religion und Wissenschaft: Denn sie wuchs (tief) gläubig auf, hat sich aber dennoch der Neurowissenschaft verschrieben. Warum Gifty die Religion hinterfragt hat und genau diesen Lebensweg eingeschlagen hat, wird durch Rückblicke auf ihre Kindheit und ihre frühe Jugend anschaulich erläutert. Ihre Entscheidungen und berufliche Motivation sind nämlich stark durch ihre Familie geprägt worden. Diese Rückblicke bzw. Gedankengänge werden durch Giftys Mutter ausgelöst, die erneut in eine schwerwiegende Depression abgerutscht ist und deshalb vorübergehend bei Gifty wohnt.

Die Autorin Yaa Gyasi erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive der Protagonistin Gifty. Durch diesen Blickwinkel können wir LeserInnen tief in die Gedankenwelt Giftys eintauchen, wenn auch nur langsam. Aber gerade das macht es sehr interessant und es wirkt sich schlussendlich gewinnbringend aus. Giftys Gedanken sind intensiv und reflektiert beschrieben worden, sie ficht zudem einen ständigen, kleinen Kampf zwischen Wissenschaft und Religion aus, sowohl in ihren Rückblicken als auch in ihren gegenwärtigen gedanklichen Monologen.

Insgesamt betrachtet finde ich es sehr spannend, dass die Autorin viele komplexe Themen in Giftys Gedankenwelt eingearbeitet hat. Gyasi behandelte diese Themen nicht akribisch bis zum Ende. Vielmehr sind es Denkanstöße, die die Autorin der Leserschaft vermittelt.

Yaa Gyasis Schreibstil hat in mich des Öfteren tief berührt. Sie lässt Giftys Gedankengängen vollkommen natürlich und ganz selbstverständlich wirken. Ich habe es genossen, Gyasis Worten zu folgen.

Ich fühlte mich gut unterhalten und mag Gyasis Erzählweise, weil sie Vieles anspricht und es der Leserschaft überlässt, sich eigene Gedanken zu machen. Klare Leseempfehlung!


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Yaa Gyasis Buch “Heimkehren“ habe ich mir übrigens auch schon bestellt. Freu mich drauf!

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Veröffentlicht am 05.09.2021

Glauben, Wissenschaft und die Geheimnisse des Gehirns

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In ihrem Debütroman "Heimkehren" folgte die amerikanisch-ghanaische Autorin Yaa Gyasi mehreren Generationen einer Familie zwischen Goldküste und Amerika, zwischen Versklavung und dem Leben in Westafrika. ...

In ihrem Debütroman "Heimkehren" folgte die amerikanisch-ghanaische Autorin Yaa Gyasi mehreren Generationen einer Familie zwischen Goldküste und Amerika, zwischen Versklavung und dem Leben in Westafrika. "Ein erhabenes Königreich" ist weniger epochal angelegt, behandelt aber ebenfalls afroamerikanische Diasporaerfahrung und die besonderen Herausforderungen für eine junge Frau, die als Kind von Einwanderern, einer alleinerziehenden schwarzen Mutter und mit der Erfahrung des frühen Drogentods ihres älteren Bruders eine wissenschaftliche Karriere anstrebt.

Gifty, die Ich-Erzählerin, ist in einer Kleinstadt in Alabama aufgewachsen, wo ihre Mutter Mitglied einer evangelikalen Kirchengemeinde war. Der Vater ist schon früh nach Ghana zurückgekehrt, hat dort eine neue Familie gegründet - doch Gifty hat nur vage Erinnerungen an ihn. Obwohl in den Südstaaten aufgewachsen, sind Gifty und ihre Familie die einzigen Schwarzen in der Gemeinde und in der Nachbarschaft (das fand ich angesichts der Bevölkerungszusammensetzung in den Südstaaten jetzt wenig plausibel, aber nun ja) und erst nach und nach, als ihr Bruder, ein hoffnungsvoller Basketballspieler nach einem Sportunfall starke Schmerzmittel erhält und in die Sucht abgleitet, hört sie die Bemerkungen über "diese Leute" und registriert, dass Schwarze gemeint sind.

Giftys Mutter hält an ihrer Muttersprache Twi, an ghanaischer Küche und afrikanischer Kleidung fest, während sie sich in Pflegejobs abrackert. Nach dem Tod des Sohnes an einer Überdosis versinkt sie in einer schweren Depression, muss in klinische Behandlung - und Gifty muss einen Sommer lang zu der bislang unbekannten Verwandtschaft nach Ghana. Die Begegnung mit den afrikanischen Wurzeln ist für Gifty ein Kulturschock - sie hadert mit der Sprache, vermisst ein ordentliches Badezimmer mit funktionierender Dusche und auf dem Marktstand ihrer Tante zu arbeiten ist für sie eine völlig neue Erfahrung, ebenso wie die evangelikalen Gottesdienste in Ghana, gegen die sich die ihrer Heimatgemeinde in Alabama deutlich unemotionaler abfallen.

Doch während Gifty heranwächst, hadert sie mit ihrem Glauben. An der Universität muss sie erkennen, das Religion und Religiosität belächelt werden - mit einer einzigen Bemerkung ist sie bei ihrer Arbeitsgruppe als "Jesus-Freak" unten durch. In einer entscheidenden Phase ihrer Promotion kommt die Mutter unangemeldet zu Besuch, erneut depressiv und weigert sich zu reden und zu essen.

Während Gifty darum kämpft, ihre Mutter zu motivieren, das Bett zu verlassen und sich wieder dem Leben zu stellen, reflektiert sie die Vergangenheit ihrer Familie, die Herausforderungen ihres Lebens, den Ehrgeiz, sich und anderen beweisen zu müssen, die beste zu sein. Der Feminismus einer Freundin ist ihr dabei fremd - sie will Top-Naturwissenschaftlerin sein, nicht spezifisch in ihrer Rolle als Frau oder Schwarze. Dennoch ist sie nicht blind für ihre Umgebung an der Elite-Universität Stanford, wo die weißen Männer klar in der Überzahl sind.

Laut herausgebrüllte Gesellschaftskritik ist nicht die Sache der Autorin, Selbstgerechtigkeit wie in so manchem gut gemeinten, aber nicht unbedingt gut gemachten Buch über Rassismuserfahrungen ebensowenig. Dafür überzeugt sie mit klugen Beobachtungen, genauem Blick und einer überzeugenden Protagonistin mit Ecken und Kanten, die sich ihrer eigenen Sozialisation stellt und nicht nur wissenschaftliche Antworten sucht sondern auch eine vorsichtige Annäherung an ihre einstige Spiritualität. Kein Buch der einfachen Lösungen und Schwarz-Weiß-Malereien, sondern vielschichtig und ausgesprochen lesenswert.

Veröffentlicht am 13.08.2021

Mutter und Tochter

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Gifty ist Neurowissenschaftlerin und arbeitet gerade an einem wichtigen Projekt, als sie einen Anruf von Pastor John erhält. Ihre Mutter verlässt seit Monaten kaum noch das Bett und Gifty muss sie bei ...

Gifty ist Neurowissenschaftlerin und arbeitet gerade an einem wichtigen Projekt, als sie einen Anruf von Pastor John erhält. Ihre Mutter verlässt seit Monaten kaum noch das Bett und Gifty muss sie bei sich aufnehmen. Es folgt eine lange Phase des Schweigens und der Hilflosigkeit, denn all das erinnert Gifty an Erlebnisse aus ihrer Kindheit. Schon vor ihrer Geburt waren die Eltern mit dem älteren Bruder Nana aus Ghana in die USA eingewandert. Der Vater verließ nur widerwillig sein Heimatland und kehrte nach einigen Jahren ohne seine Familie dorthin zurück. Der Bruder verfiel den Drogen, die Mutter entwickelte eine Depression – Gifty war eigentlich immer schon allein.

Nach „Heimkehren“, das mich auch schon sehr beeindruckt hat, ist „Ein erhabenes Königreich“ der zweite Roman aus der Feder von Yaa Gyasi. Eindrücklich schildert sie Giftys Schicksal zwischen Glauben und Wissenschaft. Besonders berührend sind ihre Briefe an Gott, die sie im Kindesalter beginnt. Ihm schreibt sie Alltägliches, aber auch bedeutsame Gedanken, die sie umtreiben. Grundsätzlich wird die Handlung dabei auf zwei Ebenen erzählt: der Gegenwart, in der Gifty fest im Berufsleben steht und um die psychische Gesundheit ihrer Mutter kämpft. Und die Vergangenheit, die erklärt, wie die Familie am Leben in einem fremden Land gescheitert scheint – nur Gifty hat noch die Chance auf ein glückliches Leben.

Neben dem offensichtlichen Thema, ob und wie Glaube mit Wissenschaft zu vereinbaren ist, spielen auch andere eine Rolle. Als Schwarze hat die Familie es schwer in den USA: So lange Nana als Ausnahmesportler seine Mannschaft zum Sieg führt, scheint alles in Ordnung und die Integration gelungen. Macht er einen Fehler, schlägt ihm sofort geballter Hass entgegen – eine Tatsache, die Vater und Sohn nie richtig heimisch werden lässt. Was diese Situation in der Seele jedes einzelnen Familienmitgliedes anrichtet, wird im Roman schonungslos geschildert. Der einzige Kritikpunkt, den ich anzuführen habe, ist das sehr abrupte Ende. Hier hätte ich Gifty und ihre Mutter gerne noch etwas länger begleitet, auch wenn es schmerzt.

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Veröffentlicht am 16.11.2021

Zwischen Glaube und Wissenschaft

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Gifty, eine junge schwarze Wissenschaftlerin, fühlt sich im Labor der kalifornischen Stanford University heimisch. Dort erforscht sie mit Experimenten das Suchtverhalten von Mäusen. Mit ihrer Forschung ...

Gifty, eine junge schwarze Wissenschaftlerin, fühlt sich im Labor der kalifornischen Stanford University heimisch. Dort erforscht sie mit Experimenten das Suchtverhalten von Mäusen. Mit ihrer Forschung macht sie allerdings nur langsam Fortschritte, denn ihre Mutter ist aus Alabama zu ihr gekommen. Sie hat eine schwere Depression und schafft es nicht, aus dem Bett aufzustehen. Mit ihr suchen Gifty schmerzhafte Kindheitserinnerungen heim: unter anderem das Verschwinden des Vaters, der in sein Heimatland Ghana zurückging…

„Ein erhabenes Königreich“ ist ein Roman von Yaa Gyasi.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 53 kurzen Kapiteln. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Gifty, allerdings mit Rückblenden. Dieser Aufbau funktioniert gut.

Die Sprache ist auf den ersten Blick schnörkellos. Und doch ist der Schreibstil atmosphärisch stark und voller Bilder. Ungewöhnlich ist, dass mehrere Gebete eingefügt sind.

Die Protagonistin ist interessant und authentisch ausgestaltet. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich gut nachvollziehen. Auch die übrigen Charaktere wirken lebensnah.

In inhaltlicher Hinsicht ist die Geschichte sehr facettenreich und thematisch umfangreich. Diese Vielfalt hat mich an der Lektüre gereizt. Das Spannungsfeld von religiösem Glauben und der Wissenschaft ist sicherlich zentral. Darüber hinaus geht es um weitere Aspekte wie psychische Krankheiten und Sucht, Verlust und Tod, aber auch Rassismus, Heimatlosigkeit, Ausgrenzung und einiges mehr, das ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen möchte.

Die Geschichte hat mich immer wieder berührt, mich nachdenklich und betroffen gemacht. Auf den fast 300 Seiten habe ich einige Passagen jedoch als langatmig und zu detailliert empfunden. Das Ende kommt außerdem sehr abrupt und lässt noch Fragen offen.

Das künstlerisch anmutende Cover ist nicht nur ein Hingucker, sondern passt auch bezüglich des Motivs gut zum Roman. Der Verlag hat den Originaltitel („Transcendent Kingdom“) mit Fingerspitzengefühl ins Deutsche übersetzt.

Mein Fazit:
Wenngleich mich Yaa Gyasi mit ihrem Roman „Ein erhabenes Königreich“ nicht in allen Punkten überzeugt hat, empfehle ich die Geschichte gerne. Ihren Debütroman „Heimkehren“ möchte ich nun auch noch lesen.

Veröffentlicht am 20.08.2021

Ein erhabenes Königreich

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Der Roman von Yaa Gyasi gibt Einblicke in das Leben von Gifty - einer Amerikanerin, deren Eltern zuvor aus Ghana immigriert sind. Sie hat mehrere Schicksalsschläge zu ertragen u. a. Drogensucht und Depressionen ...

Der Roman von Yaa Gyasi gibt Einblicke in das Leben von Gifty - einer Amerikanerin, deren Eltern zuvor aus Ghana immigriert sind. Sie hat mehrere Schicksalsschläge zu ertragen u. a. Drogensucht und Depressionen im Familienkreis, aber auch Alltags-Rassismus, der nicht nur das Eheleben der Eltern tief beeinflusst.

Neben der Vielzahl an Themen liegt meiner Meinung nach der Hauptfokus des Romans auf dem Spannungsfeld zwischen Religion und Wissenschaft. Gifty wurde von ihrer Mutter streng religiös erzogen. Ihre Stärke liegt jedoch in der neurowissenschaftlichen Grundlagenforschung, sodass sie sich oftmals mit unterschiedlichen Glaubenssätzen / Weltbildern konfrontiert sieht. „Die Tatsache, dass ich den Teil des Gehirns lokalisieren kann, in dem Erinnerungen gespeichert werden, beantwortet nur die Fragen wo und vielleicht sogar wie. Sie hilft nicht bei der Frage nach dem Warum. Ich war, bin immer verunsichert.“ (S. 221 f.)

Der Sprachstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen, komplett vom Hocker gerissen hat er mich jedoch nicht. Das lag ggf. daran, dass ich mit einer sehr hohen Erwartungshaltung an das Buch herangetreten bin, da viele Rezessionen des ersten Romans der Autorin (den ich noch nicht gelesen habe) von ihrem Sprachstil schwärmen.

Einen Punkt Abzug gibt es für die Handlung. Das Springen zwischen Vergangenheit/ Familiengeschichte und Gegenwart ist gut gelungen. Jedoch hat mir ein bisschen das Ziel im Gegenwarts-Strang gefehlt und auch das Ende empfand ich als plötzlich und etwas überraschend. Überraschend im Sinne von: Wurden da nicht ein zwei Schritte übersprungen, um zu diesem Ergebnis zu kommen? Ggf. wurden auch zu viele schwierige Themen im Buch behandelt, sodass am Ende das (sinnvolle) Zusammenführen etwas schwer viel?

Trotz allem, ein Roman der zum Nachdenken anregt. Durch die kurzen Kapitel und die schöne Sprache auch leicht zu lesen - obwohl die behandelnden Themen alles andere als leicht sind - und hat in meinen Augen definitiv 4 Sterne verdient.

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