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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.03.2017

Bewegendes Epos mit Längen

Die Terranauten
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Tom Coraghessan Boyles Epos "Die Terranauten" behandelt weniger die technischen und wissenschaftlichen Aspekte des Ökosphären-Experiments aus den Neunzigern, als vielmehr die menschliche Seite des Unternehmens. ...

Tom Coraghessan Boyles Epos "Die Terranauten" behandelt weniger die technischen und wissenschaftlichen Aspekte des Ökosphären-Experiments aus den Neunzigern, als vielmehr die menschliche Seite des Unternehmens.

Bei dem Werk handelt es sich in erster Linie um eine zeitlose Studie zu Themen wie menschlichem Ehrgeiz, Selbstverliebtheit und Narzissmus sowie zu Erfolg und Scheitern. Geschildert wird das Ganze aus der Perspektive drei Teilnehmer des Experiments – Dawn Chapman, einer notorisch karrierebewussten Nutztierwärterin, Ramsay Roothoorp, einem miesen Typen mit schlechter Impulskontrolle und ohne Gewissen und Linda Ryu, die in dem Drama den Part der zu Kurz Gekommenen, der Versagerin zu spielen hat.

Stellenweise ist das Opus einigermaßen seifenopernhaft, aber dennoch bleibt der Eindruck eines erhellenden, manchmal bedrückenden Stücks Literatur beim Leser hängen.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Schöner Bildband

Tunesien
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Johann Cropps Bildband entführt den Leser auf eine zauberhafte Reise nach Tunesien. Im Text enthalten sind sehr viele schöne und großformatige Fotos aus mehreren Jahrzehnten. Cropp besuchte Tunesien mehrmals, ...

Johann Cropps Bildband entführt den Leser auf eine zauberhafte Reise nach Tunesien. Im Text enthalten sind sehr viele schöne und großformatige Fotos aus mehreren Jahrzehnten. Cropp besuchte Tunesien mehrmals, das erste Mal kurz nachdem das Land seine Unabhängigkeit erlangte. Dementsprechend begegnet dem Leser ein buntes Panorama an Eindrücken.

Besonders faszinierend sind Cropps Beschreibungen, wie sehr sich das Land im Lauf der Zeit veränderte – wo früher Berber noch in ihren traditionellen Ghorfas – den Wohn-Höhlen – lebten, sind sie nun, anlässlich seines jüngsten Besuches um die Jahrtausendwende, in moderne Siedlungen umgezogen. Die Ghorfas werden zur Touristenattraktion, in manchen gibt es sogar Hotels.

Na ja, ansonsten ist es leider so, dass Cropp an manchen Stellen im Text auch der ein oder andere Fehler passiert – gerade was Geschichte betrifft, kennt er sich nicht wirklich gut aus, bringt Sachen durcheinander oder zitiert falsch aus dem Reiseführer. Trotzdem aber immer noch ein bemerkenswert schöner Bildband!

Veröffentlicht am 26.02.2017

Der junge King - ein Genuss

Carrie
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Der ursprüngliche Roman "Carrie" umfasste immerhin 98 Seiten und landete in Kings Papierkorb; nach einiger Zeit enschloss er sich dann aber doch dazu, das Buch zu publizieren (nach einigen Modifikationen ...

Der ursprüngliche Roman "Carrie" umfasste immerhin 98 Seiten und landete in Kings Papierkorb; nach einiger Zeit enschloss er sich dann aber doch dazu, das Buch zu publizieren (nach einigen Modifikationen und Ergänzungen). Es wurde sein erster großer Romanerfolg.

Die Story ist fast schon klassisch: Ein junges, von ihrer fanatisch-religiösen Mutter tyrannisiertes Mädchen namens Carrie entdeckt ihre telepathischen (bzw. telekinetischen) Kräfte und beginnt, es ihren Mitschülern heimzuzahlen. Jahre der Pein und der öffentlichen Demütigungen hat sie ertragen müssen - doch nun dreht sie den Spieß um...

Unendliches Mitleid empfindet man beim Lesen für die junge Carrietta, die von allen gehasst und geschmäht wird (heute würde man dazu wahrscheinlich "Mobbing" sagen). Insbesondere die ersten Szenen sind demütigend und frustrierend (ganz besonders die berühmte "Duschszene"). Da die anderen Hauptfiguren nicht besonders sympathisch sind, freut man sich fast ein wenig, wenn Carrie mit ihren Racheaktionen beginnnt.

Das Schönste an dem Buch ist aber fast, dass es so wunderbar kurz ist. Der junge Stephen King neigte nicht besonders zur Länge, sondern mochte lieber noch kleine, novellenartige Werke - bevor er dann später zu seinen ausufernden Monumentalwerken überging, die dann - leider - vielfach an Qualität vermissen lassen und nur noch durch Quantität glänzen. Aber "Carrie" ist dahingehend wunderbar: Es ist kurz, spannend und - eigentlich heute schon - ein Klassiker.

Veröffentlicht am 15.04.2017

Mittelmaß

Das Orakel vom Berge
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In dem Buch "Das Orakel vom Berge", Originaltitel "The man in the high castle" behandelt Philipp K. Dick die Frage, wie die Welt aussehen würde, hätte Adolf Hitler den Zweiten Weltkrieg gewonnen. Das Ergebnis ...

In dem Buch "Das Orakel vom Berge", Originaltitel "The man in the high castle" behandelt Philipp K. Dick die Frage, wie die Welt aussehen würde, hätte Adolf Hitler den Zweiten Weltkrieg gewonnen. Das Ergebnis ist leider nur sehr mittelmäßig.

Die Handlung versinkt in allzu dröger Stereotypie, die Charaktere - insbesondere der der weiblichen Hauptperson - bleiben unklar und wenig konturiert. Die Story selbst ist bemüht und wenig spannend. Der meiste Reiz des Buches resultiert, wie gesagt, aus dem Gedankenspiel: Was wäre wenn... ?

Aber leider vermag auch das nicht der Handlung Spannung zu verleihen. Im Großen und Ganzen bleibt "Das Orakel vom Berge" leider halbwegs erträgliches Mittelmaß.

Veröffentlicht am 26.02.2017

Magerer Anklang an bessere Zeiten

Demon – Sumpf der Toten
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Ich oute mich hier jetzt einfach als bekennender Fan der Pendergast-Reihe. Ich habe die Bücher vom allerersten Roman an mitverfolgt, obwohl Pendergast in diesen Büchern damals noch gar nicht die alleinige ...

Ich oute mich hier jetzt einfach als bekennender Fan der Pendergast-Reihe. Ich habe die Bücher vom allerersten Roman an mitverfolgt, obwohl Pendergast in diesen Büchern damals noch gar nicht die alleinige Hauptperson war (etwa in "Relic" und "Attic", in denen vor allen Dingen die charmante Margo Green die Last der Handlung auf ihren Schultern trägt). Ich habe gesehen, wie Pendergast in Fällen ermittelte, die weitgehend er selbst zu lösen hatte ("Formula" und "Ritual"). Ich habe diverse familieninterne Kämpfe mitbekommen (Die sog. Diogenes-Trilogie bzw. die Trilogie, die sich mit Pendergasts Söhnen befasste). Ich habe schließlich wiederum eine Rückbesinnung der Reihe auf alte Stärken beobachten können...

... und jetzt dies hier. Ich hab' lange, lange, lange mit mir selbst gerungen, wie ich das Buch für mich selbst bewerten soll. Mehr als Note 4 kann man aber nicht geben.

Zunächst zu den Dingen, die wirklich positiv sind: Die erste Hälfte des Buches ist solide. Die Atmosphäre in einer neuenglischen Klein- bzw. Küstenstadt ist gut getroffen, Pendergast ist so originell wie eh und je (besonders seine Art, mit dem Polizeichef fertig zu werden ist zum Brüllen) und der Fall, der zu lösen ist, verspricht auch einiges Gute: Ein Skelett, eingemauert in einem alten Weinkeller. Gruselig und sehr spannend.

Dann wird der Roman aber hanebüchen bis schlecht. Die Krimi-Story entwickelt sich zusehends zum 0815-Fall, deren Auflösung hanebüchen und wenig originell ist. Um die Geschichte dann aber doch noch zu retten, entwickelt sich plötzlich ein reichlich absurder zweiter Handlungsstrang, gleichsam vollkommen aus dem Nichts, der dann am Ende zu einem seltsam bekannt erscheinenden Schluss führt. Insbesondere die letzten Seiten haben mich aber dann einfach nur fassungslos gemacht, denn was man dort liest, ist: Schlecht.

Wer erfahren möchte, warum das so schlecht ist, der lese weiter; alle anderen, die nicht gespoilert werden wollen: Bitte nicht weiterlesen!!!

--------- Vorsicht, Spoiler!!! ---------

Warum schlecht? Weil der Leser mit Dingen konfrontiert wird, die in stark ähnlicher Form bereits einmal vorhanden waren. Dass nun eine bestimmte Person von den Toten auferstehen soll, von der man bereits ein paar Bücher vorher die Schnauze voll hatte, ist enttäuschend und wirft die Frage auf, ob die beiden Autoren denn überhaupt noch Ideen haben, um die Reihe weiter zu führen. Ich persönlich muss leider sagen: Ich habe irgendwie keinen Bock darauf, das, was sich da nun entwickeln wird, weiterzuverfolgen. Ich wünsche mir eine wiederbelebte Pendergast-Reihe, keine, sie sich immer und immer wieder im Kreis dreht. Ich will originelle Fälle haben - wie Attic, Relic, Formula oder Burn Case. Und nicht so eine recycelte Pampe.

Sorry, dass musste mal gesagt werden. Mit Ach und Krach drei Sterne. Mit Ach und Krach.