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Books_of_Tigerlily

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.08.2021

Harlem der Sechziger

Harlem Shuffle
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Ich denke, viele werden den neuen Roman von Colson Whitehead ebenso sehnsüchtig erwartet haben wie ich, konnten seine bisherigen Werke doch so unglaublich begeistern. In seinem neuesten Werk „Harlem Shuffle“ ...

Ich denke, viele werden den neuen Roman von Colson Whitehead ebenso sehnsüchtig erwartet haben wie ich, konnten seine bisherigen Werke doch so unglaublich begeistern. In seinem neuesten Werk „Harlem Shuffle“ nimmt er sich dem berühmt-berüchtigten Harlem der sechziger Jahre an.

Colson Whitehead entführt den Leser nach Harlem, indem er den Möbelladenbetreiber Ray Carney in den Fokus seiner Erzählung rückt. Durch seine Augen entfaltet sich das soziale Gefüge Harlems mit all seinen Sehnsüchten und Hoffnungen der sechziger, aber auch mit all seinen Problemen und Abgründen.

Dabei ist unser Protagonist Ray eigentlich ein bodenständiger Familienvater, der versucht Fuß in der Gesellschaft zu fassen und den amerikanischen Traum zu leben und sich hochzuarbeiten. Dabei gelingt es ihm nicht immer, sauber zu bleiben, doch er ist kein waschechter Gangster. Vielmehr stolpert er immer wieder durch Familienverflechtungen und eigentlich gute Absichten in krumme Dinger hinein und nimmt den Profit daraus gerne mit. Er ist ganz Kind seiner Umwelt, einer Welt voller Grauzonen und Verbiegungen der Legalitätsgrenzen. Genau dieses Spannungsfeld zwischen Gut und Böse, zwischen Manhattan und Harlem, zwischen arm und reich füllt Ray gut aus und hält dem Leser hier den Spiegel vor. Wie würde man an seiner Stelle selbst handeln? Wie weit würde man für die Familie gehen?

Harlem ist dabei in der Erzählung quasi wie ein eigener Charakter, dem viel Zeit eingeräumt wird und der dem Buch einen ganz eigenen Charme verleiht. Man kann die Straßen Harlems förmlich riechen und schmecken. Allein dieser Aspekt macht den Roman bereits großartig und richtig viel Spaß beim Lesen.

Dabei baut der Autor subtile Spannung auf. Dabei wird vieles nicht linear erzählt, sondern ergibt sich aus gut aufgebauten Charaktereinsichten und Rückblicken. Das hält den Leser bei der Stange und ist herrlich erfrischend. Whiteheads Stil und Sprachgebrauch sprechen für sich, ich denke über seine Qualitäten brauche ich nicht viele Worte zu verlieren. Auch Harlem Shuffle reiht sich ein in die Qualität, die Whitehead immer liefert und die ein großartiges Leseerlebnis verspricht.

Ein guter Auftakt in die zweites Hälfte dieses Lesejahres, gehört für mich auf jede Leseliste 2021!

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Veröffentlicht am 25.07.2021

Toll erklärt

Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben
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Die Corona-Pandemie und die anstehende Bundestagswahl haben meinen Blick auf die Welt nochmal verschärft und so habe ich mich seit Beginn des Jahres verstärkt mit dem Thema Klimawandel auseinandergesetzt. ...

Die Corona-Pandemie und die anstehende Bundestagswahl haben meinen Blick auf die Welt nochmal verschärft und so habe ich mich seit Beginn des Jahres verstärkt mit dem Thema Klimawandel auseinandergesetzt.

Das Buch ist ein ganz schöner Brocken und droht den Leser auf den ersten, äußeren Blick zu erschlagen, werden doch sehr viele Themenfelder behandelt. Aber bereits der nächste Blick in Inhaltsverzeichnis und Vorwort zerstreuen den Respekt vor der Masse an Buch, ist es doch wundervoll übersichtlich gegliedert und überzeugt auch durch sein tolles Layout. Auf vielen Fotografien rückbezieht sich das Buch auf den Autor und gewinnt dadurch extrem an menschlicher Komponente, diverse Grafiken und Bilder geben einen schnellen und interessanten Überblick. Auch die farbliche Gestaltung half mir beim Lesen und thematischem Einordnen.

Dabei nutzt Hirschhausen eine sehr bildhafte, humorige Sprache und nimmt dadurch Leser mit jeder thematischen Vorbildung mit. Durch seine persönlichen Erlebnisse und Erklärungen und seinem allgegenwärtigen Bezug zur Gesundheitsthematik kann man sich auch gut in die für viele sicherlich bislang weit weg scheinenden Problematiken des Klimawandels hineinversetzen. Und nur so gelingt ein posititver Wandel, nämlich mit einem Wandel in den Köpfen. Und dafür braucht es Verständnis und Empathie.

Mich hat die Verzahnung der Krisen, die uns heutzutage bereits beschäftigen, am meisten beschäftigt und zum Nachdenken angeregt. Ich bin dem Autor sehr dankbar, dass er sich der Thematik so umfassend angenommen und sie fürs breite Publikum aufbereitet hat.

Genau diese Art von Büchern braucht es, um auch in der breiten Bevölkerung eine grundlegende Aufmerksamkeit und Verständnis aufzubauen. Denn "Mensch, Erde!" ist kein klassisches, trockenes Sachbuch mit ellenlangem Literaturverzeichnis oder Fußnotenflut. Es ist ein persönliches Sachbuch, ein subjektiver Blick auf unsere Welt. Dadurch, dass Eckart von Hirschhausen hier die Wahrnehmung der Welt, wie auch wir sie wahrnehmen, spiegelt und wissenschaftlich einordnet, macht das Buch so zugänglich und wertvoll.

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Veröffentlicht am 12.07.2021

Überzeugend

Die Verlorenen
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Simon Beckett did it again! Was sorgten die Neuigkeiten über einen neuen Thriller von Simon Beckett für Begeisterung, zumal es sich wohl um den Auftakt einer neuen Ermittlerreihe handelt. Natürlich war ...

Simon Beckett did it again! Was sorgten die Neuigkeiten über einen neuen Thriller von Simon Beckett für Begeisterung, zumal es sich wohl um den Auftakt einer neuen Ermittlerreihe handelt. Natürlich war auch ich direkt neugierig und musste das Buch sofort haben, klingt der Klappentext doch wahnsinnig spannend.

Und der Autor weiß bereits auf wenigen Seiten seine Leser zu fesseln! Ich bekam beim Lesen direkt eine Gänsehaut, ein guter Einstieg in diesen Thriller. Simon Beckett haut hier bereits spannungsmäßig einen raus und der Spannungsbogen wird ab da auch auf einem konstant hohen Niveau gehalten.

Der Schreibstil ist flüssig und entfaltet eine richtige Sogwirkung, sodass man komplett in die Handlung abtauchen kann. Jonah Colley ist ein sympathischer Charakter mit Vorgeschichte, einem Paket, das er mit sich herumschleppt und dessen Last sich dem Leser nach und nach offenbart. Normalerweise bevorzuge ich es, wenn dieser persönliche "Ballast" der Ermittler eher im Hintergrund steht. Hier verknüpfen sich allerdings Jonahs Background und der aktuelle Fall perfekt zu einem großen Verdachtsmoment, was ich wirklich richtig gut gelungen fand. Gegenwart und Vergangenheit verwischen zu einer atemberaubenden Jagd nach Täter und Hintergründen.

Dabei manövriert sich Jonah selbst in mehr als eine brenzlige Situation und scheint schließlich selbst Verdacht zu erwecken. Dabei tauchen immer wieder neue Figuren auf, der Leser wird auf falsche Fährten gelockt und es gibt viele Wendungen, sodass die Handlung nie vorhersehbar ist und man bis zum Schluss mitfiebert, wer nun tatsächlich der Täter ist. Durch den Enthüllungsmoment kommt man als Leser ebenso ins Trudeln wie Jonah, hat man sich doch vielleicht von Wunschdenken und ausgelegten Fallen zu sehr leiten lassen.

Ich hätte mir hier allerdings einige Dinge mehr gewünscht. Zum einen hätte ich mir einfach mehr London als Setting herbeigesehnt, da ich finde, dass das besondere Flair der Stadt so viel mehr hergeben könnte wie hier ausgeschöpft wurde. Weiter hätte ich mir auch mehr Jonah Colley in Bezug auf seine Stellung bei der Polizei gewünscht. Obwohl die Handlung so natürlich keinen "aktiven" Ermittler hergibt, hätte ich mir hier mehr greifbares, vielleicht etwas mehr Konflikt gewünscht. Nichtsdestotrotz ist dies sicher Kritik auf hohem Niveau, denn "Die Verlorenen" ist ein rundes Buch, dass Spannung und Nervenkitzel verspricht.

Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und habe es in zwei Tagen runter gelesen. Für mich ein Highlight des Jahres und ich erhoffe mir mehr Bände der neuen Reihe!

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Veröffentlicht am 30.05.2021

Pointiert, humorvoll und ohne erhobenen Zeigefinger

Was, wenn wir einfach die Welt retten?
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Obwohl die weltweite Pandemie derzeit sowohl den eigenen Fokus einnimmt als auch das Weltgeschehen bestimmt, darf die andere große weltweite Krise nicht aus dem Blick geraten. Die Rede ist von der Klimakrise, ...

Obwohl die weltweite Pandemie derzeit sowohl den eigenen Fokus einnimmt als auch das Weltgeschehen bestimmt, darf die andere große weltweite Krise nicht aus dem Blick geraten. Die Rede ist von der Klimakrise, die weiterhin unaufhaltsam anrollt und gegen die sich die gesamte Weltgemeinschaft stemmen muss. Wie gut, dass Frank Schätzings neues Buch sich mit eben diesem Thema befasst und somit das Klima erneut in den Fokus rückt.

Allein der Klappentext ist ebenso gelungen wie die sonstige Gestaltung, ist doch das Cover ein Blickfang und auch Format und die Haptik lassen einen neugierig zum Buch greifen. So wird sicher nicht nur der übliche Sachbuchleser auf dieses wichtige Buch aufmerksam.

Aber auch der Inhalt kann überzeugen. Die gute Gliederung verschafft nicht nur einen gute Überblick, sie erleichtert durch den Aufbau dem Leser auch den Einstieg in die Materie. Es gibt kurze Unterabschnitte, die diverse Thematiken übersichtlich und prägnant darstellen und dem Leser das nötige Wissen vermitteln, ohne ihn in einer ewigen Wort- und Datenflut zu ertränken. Durch den Schreibstil und die gut gewählten Beispiele wird der Leser hier an der Hand genommen und es wird eine Art Geschichte erzählt, die wohl jedem zugänglich ist und die jeden abholen kann. Hier zeigt sich, dass Schätzing schreiben kann. Spannend, pointiert und mit jeder Menge Humor wird das umstrittende Thema Klimakrise hier aufbereitet.

Der Autor hat dabei recht wenn er behauptet, dass der Klimawandel oft nicht in Gänze vorstell- und dadurch wenig begreifbar sei. Auch mir ging es so, waren doch die wirklichen Folgen des Ansteigens des Meeresspiegels auch für mich nicht wirklich vorstellbar. Schätzing schafft es in seinem Buch, die von den Wissenschaftlern ausgearbeiteten Szenarien hier bildhaft darzustellen. Ich muss zugeben, dass mir kurz anders wurde, als ich vom Worst Case Szenario gelesen habe. Ich hatte den Drang, das Buch entweder ganz schnell gegen seichte Lektüre auszutauschen oder mich direkt und umfässlich einer radikal umstürzlerischen Bewegung anzuschließen.

Frank Schätzing schaffte mit diesem Buch also bei mir ein Bewusstsein und den Wunsch zu handeln. Insofern hat er sicher ein Teilziel - zumindest bei mir - schonmal erreicht. Und wie sieht es sonst inhaltlich aus? Hier zeigt der Autor auf, wie die Entwicklungen waren, wo wir aktuell stehen und was wir erreichen müssen. Soweit so gut, aber welche Lösungsansätze gibt es? Wer hier auf eine allumfassende, schnelle und möglichst tangierungsarme Lösung hofft, der muss sich den Realitäten stellen. Die Lösungen gibt es bereits jetzt, die Entwicklungen gehen in die richtige Richtung. Wir brauchen nur mehr Anreiz und mehr Anpackmentalität, wir müssen endlich anfangen, mehr zu tun! Und hier liegt die Lösung des Problems auch bei jedem einzelnen von uns. Dabei ist Schätzing weder radikal von Verbotslust getrieben, er zeigt vielmehr lebensnahe Lösungsansätze an.

Mir hat das Buch die Augen geöffnet und gleichzeitig auch Mut gemacht. Es hat mir das weltweit dringlichste Thema der Klimakrise verständlich aufbereitet und all dies ohne erhobenen Zeigefinger. Für mich ein Buch, das auf jede Reading List 2021 gehört.

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Veröffentlicht am 24.02.2021

Konnte mich sehr berühren

Hard Land
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Hard Land ist mein erster Wells, der mir natürlich bereits vorher ein Begriff war. Und so war ich neben dem Inhalt des neuen Buches auch gespannt darauf, ob mich der Hype um den Autor und seine Neuerscheinung ...

Hard Land ist mein erster Wells, der mir natürlich bereits vorher ein Begriff war. Und so war ich neben dem Inhalt des neuen Buches auch gespannt darauf, ob mich der Hype um den Autor und seine Neuerscheinung mitreißen wird.

Das Buch erzählt eine klassische Coming of Age - Geschichte, unser Protagonist Sam ist ein typischer Außenseiter. Ich konnte mich recht schnell in ihn hineinversetzen und mich mit ihm identifizieren. Er ist ein sehr menschlicher Charakter mit nachvollziehbaren Schwächen, der sich nach Anschluss sehnt - sicher etwas, dass jeder so ähnlich ebenfalls erlebt hat. Mich hat Sam vor allem dadurch für sich eingenommen, dass er sich seinen Ängsten stellt und sich zum positiven verändern möchte, wobei dies gleichfalls eine Flucht aus dem bedrückenden Umfeld seines Zuhauses ist.

Natürlich gibt es die coolen Kids, die Sam nach und nach für sich einnehmen kann und die auf den zweiten Blick dann doch alle mit den eigenen Problemen zu kämpfen haben. Dadurch haben sie entsprechend an Tiefe dazugewonnen. Die Dynamik zwischen der Gruppe entsprach mir hier allerdings dennoch etwas dem gängigen Schema solcher Geschichten, sodass mir einiges zu blass blieb. Hier war meines Erachtens noch gut Luft nach oben, ich hätte mir mehr gewünscht.

Besonders überzeugt hat mich allerdings die Beziehung zwischen Sam und seinen Eltern. Deren Geschichten zeigen das Streben und Scheitern im Hinblick auf die eigene Selbstverwirklichung und dass das Leben immer im Fluss und nicht planbar ist. Der Schicksalsschlag, der drohend über der Familie schwebt, hat mir nicht nur einmal die Kehle eng werden lassen und ich habe richtig mit Sam mitgelitten. Dieser Aspekt von "Hard Land" ist einfach unglaublich stark geschrieben und konnte mich komplett mitreißen. Aufgrund dessen kann ich auch gut verzeihen, dass es an mancher Stelle etwas vorhersehbar war, denn ich habe die kommende Bedrohung gespürt aber - wie Sam - nicht wahrhaben wollen.

Insgesamt ist der Stil stark und einnehmend, kein bisschen sperrig und man entwickelt einen guten Lesefluss. Man kann das Buch sicher locker an einem Stück runterlesen. Trotz des emotionsgeladenen Inhalts musste ich das Buch nicht weglegen um eine Lesepause zu bekommen, im Gegenteil - ich konnte es kaum aus der Hand legen.

Dadurch, dass ich keinen Vergleich zu den vorherigen, hoch gelobten Werken habe, konnte ich recht unvoreingenommen ans Lesen gehen. Und ich muss sagen, dass mich sowohl Inhalt als auch Stil vollends überzeugt haben, so sehr sogar, dass ich jetzt gerne noch die anderen Bücher von Benedict Wells lesen möchte. Dieses Buch hat meinen persönlichen Lesehorizont erweitern können und ich bin nun Wells-Fangirl! Von mir gibts daher natürlich eine absolute Leseempfehlung!

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