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Veröffentlicht am 21.08.2021

Der Graf des Tennis

Julius oder die Schönheit des Spiels
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Julius oder Die Schönheit des Spiels stellt den Tennissport in den Mittelpunkt, aber eigentlich geht es um noch mehr. Um Haltung und Einstellung im Leben.
So ist der Tennisspieler Julius von Berg ein sensibler ...

Julius oder Die Schönheit des Spiels stellt den Tennissport in den Mittelpunkt, aber eigentlich geht es um noch mehr. Um Haltung und Einstellung im Leben.
So ist der Tennisspieler Julius von Berg ein sensibler Mensch, der vom Zeitgeschehen in den zwanziger und dreißiger Jahren erfasst wird.
Tom Saller arbeitet diesen Charakter gründlich aus. Dabei ist es gut zu wissen, dass Julius auf eine reale Persönlichkeit, dem Tennisbaron Gottfried von Cramm basiert.
Es ist interessant Julius Leben von Jugend an zu verfolgen, ergänzt werden diese Passagen durch die Perspektive eines alten Mannes 1984 und kurzen Passagen mit Julius im Gefängnis Tegel im Jahr 1938.
Das ist alles sehr geschickt von Tom Saller verbunden und erzählt im letzten Romanviertel vom vielleicht besten Tennisspiel der Welt im Daviscup.
Außerdem legt er wie in seinen vorherigen Romanen Wert auf stilistische Eleganz.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.08.2021

Feinfühlig

Wie man einen Tiger fängt
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Der fantasievolle Roman „Wie man einen Tiger fängt“ ist stark durch die Erzählperspektive der jungen Lily geprägt. Sie ist eine Stille, aber sie ist auch besonders sensible und empfänglich für Stimmungen ...

Der fantasievolle Roman „Wie man einen Tiger fängt“ ist stark durch die Erzählperspektive der jungen Lily geprägt. Sie ist eine Stille, aber sie ist auch besonders sensible und empfänglich für Stimmungen und Emotionen.
Lily ist in Kalifornien geboren, hat aber koreanische Wurzeln.
Sie fährt mit ihrer älteren Schwester Sam und ihrer Mutter zur Großmutter, die offenbar krank ist. Lily spürt den Zustand der geliebten Großmutter und metaphernreich wie das Buch angelegt ist, sieht sie einen großen Tiger. Sinnbildlich für die Gefahr für ihre Großmutter. Sie setzt sich mit den Tigern auseinander und ringt um Heilung.

Obwohl mir der Roman gefallen hat, hätte ich mir gewünscht, dass Lilys Leben als Mädchen mit koreanischen Wurzeln etwas tiefer gehend gezeigt würde. Immerhin ist die Autorin Tae Keller auch zu einem Viertel Koreanerin, wie sie im Nachwort erzählt.
Immerhin ist es Lily wichtig, kein BAM (Braves Asiatisches Mädchen) mehr sein zu wollen und sie agiert mutig.

Der Roman ist kein Young Adult und kein Coming of Age, er ist gut für ältere Kinder geeignet, da auch Lily noch kein Teenager ist.

Veröffentlicht am 19.08.2021

engagiert

Wir können mehr sein
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Das Buch „Wir können mehr sein – Die Macht der Vielfalt“ von Aminata Toure fand ich sehr interessant und die Version als Hörbuch sagte mir sehr zu, da die Autorin es selber liest. Ich habe schon Interviews ...

Das Buch „Wir können mehr sein – Die Macht der Vielfalt“ von Aminata Toure fand ich sehr interessant und die Version als Hörbuch sagte mir sehr zu, da die Autorin es selber liest. Ich habe schon Interviews mit Aminata Toure gesehen und da schließt sich das Hörbuch gut an.
Der Buchtitel ist Programm. Aber es gibt viel autobiografisches und die Herkunft ihrer Eltern sind wichtig. In ihrer Kindheit in den neunziger Jahren war eine deutlich rassistische Stimmung in Deutschland. Das hatte sie geprägt.
Ich finde es wichtig, dass sie darüber spricht, da es für so viele kein Thema ist und aufgearbeitet sind sie nicht, beispielsweise die Anschläge auf Flüchtlingsheime.

Aminata Touré ist Landtagsabgeordnete und eine junge, selbstbewusste und engagierte Politikerin und ich denke, dass sie etwas bewirken kann. War toll, sie durch dieses Hörbuch gut kennen zu lernen.
Das Hörbuch geht 6 Stunden und das halte ich für angemessen.

Veröffentlicht am 18.08.2021

Ein besonderer Erzählton

Verzweiflungstaten
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Die Autorin erzeugt einen besonderen Erzählton, der vor allen durch die schonungslose Ichperspektive der Erzählerin entsteht.
Sie berichtet davon, wie sie Ciaran auf einer Ausstellung getroffen hatte und ...

Die Autorin erzeugt einen besonderen Erzählton, der vor allen durch die schonungslose Ichperspektive der Erzählerin entsteht.
Sie berichtet davon, wie sie Ciaran auf einer Ausstellung getroffen hatte und eine Beziehung mit ihm eingeht. Es wird eine leidenschaftliche, aber unheilvolle und ungleiche Beziehung, bei der sie Gefahr läuft, sich selbst zu verlieren.
Auch ihre persönlichen Eigenschaften erzählt sie wenig schmeichelhaft und lässt Promiskuität und Alkoholexzesse nicht aus.
Das verleiht dem Texte eine gewisse Härte.

Der Roman zeigt ein deutliches Bild einer Frau in gefühlsmäßig angeschlagener Lage und das mit bemerkenswerter Intensität.

Veröffentlicht am 15.08.2021

Shuggies Geschichte

Shuggie Bain
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Shuggie Bain war ein überaus erfolgreiches, preisgekröntes Debüt.
Es ist ein interessantes Werk, aber nicht immer ganz einfach zu lesen.
Es werden die Achtziger und frühen Neunziger Jahre in Glasgow gezeigt, ...

Shuggie Bain war ein überaus erfolgreiches, preisgekröntes Debüt.
Es ist ein interessantes Werk, aber nicht immer ganz einfach zu lesen.
Es werden die Achtziger und frühen Neunziger Jahre in Glasgow gezeigt, aber es wird nicht unbedingt chronologsch erzählt.

Hugh „Shuggie“ Bain ist ein guter Junge, aber seine Eltern Agnes und Shug versinken in ihren unzufriedenen Lebenszustand, dessen Alltag aus Alkohol und Gewalt besteht. Damit geht auch eine gewisse Hoffnungslosigkeit ein.
Daher habe ich die Abschnitte, die sich direkt um Shuggie drehen, mehr genossen, obwohl er es oft auch nicht einfach hat, besonders in der Schule, in der er gemobbt wird.
Schwere Zeiten ergeben sich für Shuggie, als es mit seiner selbstzerstörerisch veranlagten Mutter immer schlimmer wird. Es ist eine völlig dysfunktionale Familie und schließlich bleibt Shuggie mit seiner Mutter, die nicht vom Alkohol loskommt, allein. Das sind ziemlich tragische Szenen.

Douglas Stuart vermag zu formulieren und die Situationen eindringlich zu zeigen.