Profilbild von Jecke

Jecke

Lesejury Star
offline

Jecke ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Jecke über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.08.2021

✎ Anja Jonuleit - Das letzte Bild

Das letzte Bild
0

Als ich damals den Klappentext las, war ich davon überzeugt, eine Familiensaga vor mir zu haben. Ich mag dieses Genre und gehe daher immer ohne große Erwartungen ans Lesen. Bisher wurde ich auch erst wenige ...

Als ich damals den Klappentext las, war ich davon überzeugt, eine Familiensaga vor mir zu haben. Ich mag dieses Genre und gehe daher immer ohne große Erwartungen ans Lesen. Bisher wurde ich auch erst wenige Male enttäuscht.

Was sich hier jedoch entpuppt hat, würde ich eher unter dem Genre 'Krimi' verbuchen. Und das sogar ein richtig guter in meinen Augen.

Bisher kannte ich kein einziges Buch der Autorin - und das, obwohl sie bereits mehrere erfolgreich veröffentlich hat. Ich denke, das wird sich hiermit ändern, denn mit "Das letzte Bild" hat sie mich überzeugt.

Anja Jonuleit hat einen fesselnden Schreibstil, der es mir schwermachte, die Lektüre aus der Hand zu legen. Immer wieder wollte ich wissen, wie es weitergeht.

Die Geschichte wird auf 2 Ebenen erzählt: Evas Reise und das Schicksal der Toten.
Evas Strang ist interessant, manchmal für mich nicht ganz nachvollziehbar, jedoch ein solides Grundgerüst der Erzählung. Zu Eva selbst habe ich leider keinen rechten Zugang finden können.
Der Strang der Toten ist ein wahrer Krimi. Interessant. Aufwühlend. Gänsehautverursachend. Ein Page-Turner. Hier habe ich richtig mitgelitten.

Gut gefallen haben mir das Nachwort der Autorin und die zusätzlichen Sachinformationen. Erst da erfuhr ich, dass es die Isdal-Frau wirklich gegeben hat. Diese wurde bis heute nicht identifiziert, doch die Schriftstellerin gab ihr mit diesem Krimi einen Namen und auch eine Familie.

©2021 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 13.08.2021

✎ Zazu Navarro - Mein Tutu

Mein Tutu
0

Wir versuchen, unser Kind weitestgehend klischeefrei zu erziehen. Dass das nicht so ganz klappt, mussten wir leider schon öfter feststellen. Woher diese permanente Zuordnung kommt, ist nicht wichtig. Wichtig ...

Wir versuchen, unser Kind weitestgehend klischeefrei zu erziehen. Dass das nicht so ganz klappt, mussten wir leider schon öfter feststellen. Woher diese permanente Zuordnung kommt, ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass wir immer wieder darüber reden, dass jeder alles sein und tragen darf.

Im Großen und Ganzen gefällt mir das Buch. Es zeigt auf, dass alle Kinder anders und doch gleich sind.

Wir begleiten Tino durch die Geschichte. Er schildert mit einfachen Sätzen seinen Tag im Kindergarten.
Dabei sieht man, dass so junge Menschen noch sehr unverbraucht sind: Sie fragen etwas, bekommen eine Antwort und sind zufrieden. Keine Kommentare, keine Mimik, keine Nebenfragen.

Tino beweist, dass es nicht wesentlich ist, was er trägt. Er kann alle Spiele auf seine Weise mitspielen. Man benötigt nur ein bisschen Fantasie.

Lediglich 3 Stellen finde ich nicht so gut gelungen:

Einmal erwidert Tino:
»Das ist kein Mädchenrock, das ist ein Tutu!«
Soll das heißen, ein Tutu darf er tragen, aber einen "Mädchenrock" nicht? Und was genau ist ein "Mädchenrock"?

An einer anderen Stelle wird ein Sandkuchen von vielen Kindern gebacken. Natürlich kommt es hierbei zu Schmierereien. Aber warum hat ein Kind den Matsch um den Mund? Meine 3-Jährige war diesbezüglich sehr irritiert und eine wirklich zufriedenstellende Antwort habe ich leider nicht gefunden / geben können.

Am Ende des Kindergartentages wird mit einem Lied geputzt. Dort heißt es:
»[...] Jetzt putzen wir! Jeder seinen Teil. [...] Jeder putzt, was ihm gehört!«
Das finde ich sehr schade, denn unsere Botschaft ans unsere Tochter ist immer: Wir helfen uns gegenseitig.

Die Mission des Werkes finde ich sehr wichtig. Ich wünsche mir, dass mehr Menschen erkennen, dass Äußerlichkeiten unwichtig sind. Wir sollten uns ein Beispiel an (den hier dargestellten Kindergarten)Kindern nehmen und einfach alle akzeptieren, wie sie sind - ohne Hintergedanken, ohne Nachfragen, ohne (böse) Kommentare und (schiefe) Blicke.

Unser Mädchen findet "Mein Tutu" klasse und holt es immer wieder zum Lesen aus dem Schrank.

©2021 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 29.07.2021

✎ Carsten Müller & Sarah Siegl - Von wegen Bienchen und Blümchen!

Von wegen Bienchen und Blümchen! Aufklärung, Gefühle und Körperwissen für Kinder ab 5
0

Als ich dieses Buch in der Hand hielt und erstmal alleine durchlas - das tue ich grundsätzlich bei Kinderbüchern -, war ich im Großen und Ganzen wirklich begeistert. Nachdem mich nämlich "Lina, die Entdeckerin" ...

Als ich dieses Buch in der Hand hielt und erstmal alleine durchlas - das tue ich grundsätzlich bei Kinderbüchern -, war ich im Großen und Ganzen wirklich begeistert. Nachdem mich nämlich "Lina, die Entdeckerin" arg enttäuscht hatte, hoffte ich hier auf eine bessere Umsetzung.

Ein ganz wichtiger Hinweis kommt direkt im Vorwort:

»Das Tempo der Aufklärung bestimmt Ihr Kind weitgehend selbst.« (S. 3)
(wobei mich hier das Wort 'weitgehend' stört, denn ich persönlich greife nicht vor, sondern richte mich nach dem, was meine Tochter interessiert)

Umso verwirrter war ich, als in einer Infobox auf einmal stand:

»Wenn Ihr Kind bis zum Ende der Kindergartenzeit nicht gefragt hat, wie Babys entstehen, dann sollten Sie es an das Thema heranführen.« (S. 28)

Warum? Wenn es an diesem Thema einfach noch nicht interessiert ist, werde ich es ihr auch nicht aufdrängen. Das ist für mich ein Übergriff mit einem sehr sensiblen Thema.

Als es darum geht, welche Menschen auf der Erde leben, wird auch das Dritte Geschlecht angesprochen. Das finde ich sehr fortschrittlich.

Generell finde ich immer wieder Aussagen, die superwichtig sind:

»Wichtig ist es, die Geschlechtsteile korrekt zu benennen - [...].« (S. 8)

»So, wie du bist, bist du genau richtig. Und es ist schön, dass du einer dieser fast acht Milliarden Menschen bist.« (S. 9)

Aber es gibt auch Stellen, die ich so meinem Kind nicht vorlese:

»Außerdem gibt es gute und schlechte Gefühle: [...]« (S. 10)

Nein! Es gibt keine "guten" und "schlechten" Gefühle! Jedes Gefühl darf sein! Vielleicht gibt es Gefühle, die sich nicht so toll anfühlen, doch sie als 'schlecht' zu bezeichnen, finde ich absolut verkehrt.

Das Thema 'Gefühle' wird auf einigen Seiten erläutert. Einiges kann man schon recht früh besprechen, einiges werden Kinder erst später verstehen. Leider sind die Gefühle ein bisschen verstreut.

Etwas, was mich sehr angesprochen hat, war eine Liste mit Regeln zu Doktorspielen. Zu diesem Thema gibt es dann ebenfalls einen super Hinweis für Vorlesende, wie man eine unpassende Situation zwischen Kindern ganz einfach auflöst.

Dann kommt eine Stelle, über die ich gestolpert bin: Mich irritieren Bilder von Sexstellungen in einem Buch, welches für Kinder ab 5 vorgeschlagen wird, schon sehr.
Ich denke, kein Mensch in diesem Alter interessiert sich für Sex. Klar fragt meine 3-Jährige, wie ein Baby in Mamas Bauch kommt. Das erkläre ich ihr auch gerne, aber eben ohne Sex speziell zu thematisieren. Eizelle und Samenzelle ist da meiner Meinung nach absolut ausreichend.
Auch um sie aufzuklären, dass NIEMAND irgendwelche Finger, Körperteile oder Dinge in ihre Körperöffnungen stecken darf, bedarf es dieser Darstellung nicht.

Um seinen Nachwuchs über Sex aufzuklären, bedarf es zu einem späteren Zeitpunkt geeignetere Literatur. Doch ins Kindergarten- / Grundschulalter gehört dieses Thema nicht. (dazu kann man sich übrigens bei Fachleuten bei entsprechenden Kinderschutzorganisationen informieren)

Gut finde ich, dass mit Rollenklischees gebrochen wird. Es wird auf verschiedene Familienformen eingegangen. Es wird gezeigt, dass es keine Jungssachen gibt, die Mädchen nicht dürfen oder können. (und umgekehrt) Und dabei wird etwas ganz Bedeutendes an das Kind weitergegeben:

»Jeder ist gut und richtig so, wie er ist. Das Geschlecht macht da keinen Unterschied.« (S. 33)

Das Thema 'Pubertät" wird ebenfalls gut erklärt.

Natürlich ist vieles für meine 3-Jährige noch nicht greifbar, aber das ist das Schöne daran: So wird uns dieses Werk über einige Jahre hinweg begleiten. Bei uns steht es nicht frei zugänglich im Regal, denn es bedarf einer intensiven Begleitung.

©2021 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 21.07.2021

✎ Anja Jonuleit - Das letzte Bild

Das letzte Bild
0

Als ich damals den Klappentext las, war ich davon überzeugt, eine Familiensaga vor mir zu haben. Ich mag dieses Genre und gehe daher immer ohne große Erwartungen ans Lesen. Bisher wurde ich auch erst wenige ...

Als ich damals den Klappentext las, war ich davon überzeugt, eine Familiensaga vor mir zu haben. Ich mag dieses Genre und gehe daher immer ohne große Erwartungen ans Lesen. Bisher wurde ich auch erst wenige Male enttäuscht.

Was sich hier jedoch entpuppt hat, würde ich eher unter dem Genre 'Krimi' verbuchen. Und das sogar ein richtig guter in meinen Augen.

Bisher kannte ich kein einziges Buch der Autorin - und das, obwohl sie bereits mehrere erfolgreich veröffentlich hat. Ich denke, das wird sich hiermit ändern, denn mit "Das letzte Bild" hat sie mich überzeugt.

Anja Jonuleit hat einen fesselnden Schreibstil, der es mir schwermachte, die Lektüre aus der Hand zu legen. Immer wieder wollte ich wissen, wie es weitergeht.

Die Geschichte wird auf 2 Ebenen erzählt: Evas Reise und das Schicksal der Toten.
Evas Strang ist interessant, manchmal für mich nicht ganz nachvollziehbar, jedoch ein solides Grundgerüst der Erzählung. Zu Eva selbst habe ich leider keinen rechten Zugang finden können.
Der Strang der Toten ist ein wahrer Krimi. Interessant. Aufwühlend. Gänsehautverursachend. Ein Page-Turner. Hier habe ich richtig mitgelitten.

Gut gefallen haben mir das Nachwort der Autorin und die zusätzlichen Sachinformationen. Erst da erfuhr ich, dass es die Isdal-Frau wirklich gegeben hat. Diese wurde bis heute nicht identifiziert, doch die Schriftstellerin gab ihr mit diesem Krimi einen Namen und auch eine Familie.

©2021 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 18.06.2021

✎ Eva Fellner - Die Highlanderin

Die Highlanderin
0

Als mich die Autorin anschrieb und fragte, ob ich ihr Buch lesen und rezensieren mag, wollte ich zuerst absagen. Der Nebensatz "[...] sie versteht einiges vom Kämpfen und Töten [...]" schreckte mich ab. ...

Als mich die Autorin anschrieb und fragte, ob ich ihr Buch lesen und rezensieren mag, wollte ich zuerst absagen. Der Nebensatz "[...] sie versteht einiges vom Kämpfen und Töten [...]" schreckte mich ab. Da ich jegliche Art von Gewalt verabscheue, mag ich über diese Dinge in Romanen nicht gerne lesen.

Da Eva Fellner jedoch ebenfalls schrieb, dass ihre Heldin in kein Klischee passt, habe ich mich letzten Endes doch dazu entschieden, die Geschichte kennenzulernen. Und ich bin froh.

Normalerweise benötige ich für Bücher mit ca. 500 Seiten mittlerweile bis zu 1 Monat. Das liegt einfach daran, dass ich nur wenig Zeit habe, seitdem ich Mama bin. Also habe ich mich auch hier darauf eingestellt, nicht mehr als 20 Seiten pro Tag lesen zu können.

Als ich aber einmal anfing mit dem Lesen, konnte ich gar nicht wieder aufhören. Ich habe versucht, jedes freie Zeitfenster für ein paar Zeilen zu nutzen.

Enja ist einfach ein starker Charakter. Ich habe sie sehr gern begleitet. Es war toll, ihre Entwicklung mit anzusehen. Ihre Persönlichkeit hebt sich stark von denen ab, die ich bisher in historischen Romanen kennenlernen durfte.

Auch die anderen Personen bekommen ein Gesicht, sodass man dem Geschehen gut folgen kann. Dies ist zudem dem locker, leichten Schreibstil zuzuschreiben.

Die Verfasserin verliert sich außerdem nicht in endlosen Beschreibungen des Krieges.

Ein bisschen anstrengend fand ich den Wechsel zwischen den zwei Zeiten. Zwar steht anfangs immer die Jahreszahl und der Ort da, aber ich hätte mir eine stärkere Abgrenzung gewünscht. Vielleicht, dass man die Vergangenheit kursiv schreibt zum Beispiel. So hätte sich bei mir der Schalter schneller umgelegt beim Lesen.

Im Nachwort erklärt Eva Fellner noch, welche (geschichtlichen) Freiheiten sie sich herausgenommen hat.
Ebenso erwähnt sie, welche Charaktere tatsächlich lebten und über einen berichtet sie auch Details, die nicht in ihrer Erzählung vorkommen. Diese machten mich schon direkt beim Lesen stutzig, da sie somit meiner Meinung nach Spannung aus dem zweiten Teil nimmt. Nachdem ich nun den Klappentext vom nächsten Band kenne, bin ich noch mehr verwirrt.

Das einzig wirklich große Manko in meinen Augen ist das Cover. Ich hätte erwartet, dort Enja abgebildet zu sehen, stattdessen ist es eine 0815-Frau. In meinen Augen wird das Cover der Geschichte nicht gerecht. Ich denke, dass das Cover ein Hingucker werden könnte, wenn man die Frau so abbildet, wie die Autorin sie beschreibt - fernab vom gängigen Klischee.

Von mir gibt es eine Leseempfehlung. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt.

©2021 Mademoiselle Cake