Es heißt Abschied nehmen
Der Traum von FreiheitNicht der Turmbau zu Babel, sondern der Bau des prächtigen Freiburger Münsters zeigt das gute Architektur seine Zeit braucht. Ein durchaus interessanter Roman, welcher gegen Ende etwas langatmig wurde.
Das ...
Nicht der Turmbau zu Babel, sondern der Bau des prächtigen Freiburger Münsters zeigt das gute Architektur seine Zeit braucht. Ein durchaus interessanter Roman, welcher gegen Ende etwas langatmig wurde.
Das Cover ist schlicht gehalten. Der Leser erkennt das Antlitz des Freiburger Münsters nach seiner Fertigstellung. Der Klappentext fasst den Inhalt des Handlungsgeschehens gut zusammen ohne die Details zu sehr preis zu geben. In der Handlung geht es im Wesentlichen um die 60-jährige Weiterentwicklung der Liebfrauenkirche, welche aufgrund von Materialmangel lange Zeit nicht weitergebaut wurde. Der aus Straßburg angeheuerte Baumeister Gerhard hat viele Ideen und gute Handwerker in seinem Team und wird beauftragt die Kirche weiter zubauen bzw. zu verändern. Im Laufe der Zeit gelingt diesem Nach und nach aus der Kirche ein prächtiges Bauwerk zu schaffen. Jedoch wird er in seinem Vorhaben immer wieder von „politischem Gerangel um Zuständigkeiten“ sowie von kleinen militärischen Scharmützeln mit anderen Machthabern eingebremst. Nach ca. zwanzig Jahren verlässt Gerhard mit seiner Frau Odilia Freiburg wieder und muss ein unvollendetes Bauwerk zurücklassen. Seine Nachfolger müssen nun versuchen sein „bauliches Erbe“ fortzuführen. Und werden mit neuen architektonischen, aber auch politischen Herausforderungen konfrontiert.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert, wobei die ersten beiden Teile sich schwerpunktmäßig mit der Architektur und den politischen Entscheidungen und Einflüssen beschäftigt handelt der dritte Teil von der Entwicklung einzelner Personen. Die sehr zahlreichen handelnden Personen sind in einem ausführlichen Personenregister am Anfang des Buches aufgeführt. Ebenso ist anzumerken, dass die Autorin ein Glossar über die wesentlichen Begriffe und Gegenstände des Zeitgeschehens am Ende des Buches beigefügt hat, was ich als sehr hilfreich und aufschlussreich fand. Unter den vielen Protagonisten haben mir die Person des Baumeister Gerhard und seiner Frau Odilia sowie das Findelkind Josef und die Bäckerstochter Thea am besten gefallen. Für Gerhard bedeutet Bauen und Architektur ein wesentlicher Teil seines Lebens und er geht in dem Bau vollends auf. Trotz allem zeigt er viel Herz und setzt sich für schwache oder sonderbare Menschen ein. Dies kann man sehr gut erkennen als er den verurteilten etwas sonderbaren „Sträfling“ Jenklin mehr oder minder unter seine Fittiche nimmt und ihm Halt gibt. Seine Frau Odilia ist eine gute Seele und kümmert sich um die Schwachen, Armen und ist ein „Kummerkasten“ für Gerhard und seine Truppe. Das Findelkind Josef welches gerade im dritten Teil mehr oder minder die Hauptfigur darstellt macht eine Charakterveränderung durch. Anfangs sehr gebrechlich da er immer mehr Zweifel an seiner eigenen Herkunft hegt, zeigt er, dass trotz der harten Zeit des Mittelalters doch Träume am Ende wahr werden können. Dieses Schicksal teilt Thea mit Josef muss sie sich doch auch mit einem dunklen Geheimnis aus ihrer Vergangenheit auseinandersetzen.
Die Spannung der Geschichte lebt von den Hindernissen und Fortschritten des Baus sowie von den Erlebnissen der zahlreichen Personen. Der Aufbau der Geschichte ist sehr stringent und logisch und der Leser kann die Entwicklung der Zeit von ca. 60 Jahren gut nachverfolgen.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, gehoben und dem damaligen Zeitgesehen sehr gut angepasst. Als Zielgruppe des Romans kommen Anhänger historischer Romane in Betracht. Mein Fazit ist gemischt mit positiven Elementen. Die Autorin hat ein großes Zeitfenster mit vielen architektonischen und historischen Elementen gut und prägnant zusammengefasst.
Allerdings war nach meiner Meinung ein kleiner Bruch zwischen dem Dritten und den ersten Beiden Teilen zu erkennen. Ich hätte gerne im dritten Teil die in den ersten beiden Teilen gut und ausführlichen Beschreibungen des Baufortschrittes fortgeführt gesehen.
Mir waren im dritten Teil die persönlichen Befindlichkeiten der dort handelnden Protagonisten zu sehr in den Vordergrund gerückt worden. Dennoch ist der Turm aus Licht ein sehr interessanter Roman, welcher gerade für Anhänger der berühmten und imposanten gotischen Architektur ein absolutes Muss ist.
7/10 P.