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Veröffentlicht am 26.03.2022

Nichts für den Einstieg

Im Rausch des Aufruhrs
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Das Jahr 1923 ist sehr vielschichtig und ambivalent. Zum einen haben wir die Inflation, einige politische und wirtschaftliche Umbrüche und Aufstände. Außerdem gibt es eine große kulturelle Vielfalt.
Dieses ...

Das Jahr 1923 ist sehr vielschichtig und ambivalent. Zum einen haben wir die Inflation, einige politische und wirtschaftliche Umbrüche und Aufstände. Außerdem gibt es eine große kulturelle Vielfalt.
Dieses Buch befasst sich mit ebenjenem Jahr, das sowohl das Ende der Nachkriegszeit als auch den Beginn der Goldenen Zwanziger markiert.
Wir erfahren Monat für Monat, was im Jahr 1923 vorgefallen ist. Dabei gibt es zu Beginn jedes Kapitels ein Bild und eine kurze Zusammenfassung zu den politischen und wirtschaftlichen Veränderungen. Anschließend lesen wir zu verschiedenen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Literatur, Theater etc. Vorkommnisse, die im jeweiligen Monat stattfinden. Es fallen sehr viele Namen und zum Teil gibt es keine weiteren Ausführungen zu den einzelnen Personen, als dass sie jenes Buch geschrieben oder jenen Konzern aufgekauft haben. Das war für mich ein großes Problem, da ich zum Beispiel mit der Kulturszene der Zeit mehr anfangen kann, die wirtschaftlichen und politischen Persönlichkeiten jedoch nur am Rande kenne und daher lange gebraucht habe, ihre Handlungen und ihre Relevanz einzuordnen, und der Abschnitt auch schon wieder endet. Bei einigen Personen wäre ich gerne etwas länger verweilt. An dieser Stelle wären zudem Fußnoten mit den Eckdaten der genannten Personen sinnvoll gewesen. Es gibt zwar eine Art Anhang, der hilft mir allerdings beim eBook-Format wenig weiter, da ich ihn zum einen reichlich spät überhaupt bemerkt habe und zum anderen im eBook ja gar nicht weiß, auf welche Seite ich springen muss. Auch beim "echten" Buch ist ein alphabetisch nach Nachnamen sortierter Anhang für den Lesefluss wenig förderlich.
Sprachlich ist das Buch sehr gut gelungen, man fliegt nur so durch die Seiten, wenn es um Figuren geht, die man kennt. Die Umstände der Zeit werden treffend beschrieben.
Für Leser, die sich in diesem Zeitraum schon besser auskennen und nicht mit den sehr vielen Namensnennungen überfordert sind, kann ich das Buch wärmstens empfehlen. Alle, die zwar Interesse am Jahr 1923 haben, aber inhaltlich noch wenig in dieser Zeit unterwegs waren, sollten zum Einstieg vielleicht lieber zu einem anderen Werk greifen.

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Veröffentlicht am 10.03.2022

Mysteriös

Die Aosawa-Morde
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Bei einem Fest der Familie Aosaka sterben siebzehn Menschen durch eine Vergiftung mit Zyanid.
Seit dem Verbrechen sind schon einige Jahre vergangen, doch viele Beteiligte beschäftigt die Tragödie noch ...

Bei einem Fest der Familie Aosaka sterben siebzehn Menschen durch eine Vergiftung mit Zyanid.
Seit dem Verbrechen sind schon einige Jahre vergangen, doch viele Beteiligte beschäftigt die Tragödie noch nachhaltig.
So erfahren wir aus der Perspektive vieler unterschiedlicher Personen, was ihrer Meinung nach passiert sei, wie sie etwas erlebt haben oder was sie denken und fühlen.
Interessant an der Erzählperspektive ist, dass man als Leser quasi zum Interviewer der Protagonisten wird.
Die Kernaussage, dass Wahrheit aus verschiedenen Perspektiven anders gedeutet werden kann, ist sehr wichtig für das Buch. Durch diesen Aspekt wird auch das Ende beeinflusst, das daher in meinen Augen sehr unbefriedigend war. Insgesamt rätselt man als Leser mit, muss sehr genau lesen und braucht auch oft kurz, um sich innerhalb eines Kapitels zu orientieren. Wir bekommen viele Symbole und Handlungssequenzen vorgesetzt, die sich mit der Zeit zu einem großen Ganzen verbinden. Allerdings braucht es hier gegebenenfalls ein größeres Verständnis der japanischen Kultur, da mir manche Dinge bis zum Schluss nicht ganz klar wurden.
Sprachlich fand ich das Buch sehr ansprechend, v.a. das Wetter und die Gefühlswelten wurden eindrucksvoll beschrieben.
Am Ende der Lektüre stand ich allerdings mit einem großen Fragezeichen im Kopf da. Sicherlich der ungewöhnlichste Spannungsroman, den ich je gelesen habe (wie es mir der Klappentext suggeriert), doch ein bisschen mehr Banalität und Normalität hätte an der ein oder anderen Stelle nicht geschadet.

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Veröffentlicht am 23.02.2022

Konflikte zwischen Ost und West

Im Schatten der Wende
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Frank Goldammer legt hier einen sehr gut geschriebenen Kriminalroman vor, bei dem ich jede Szene exakt vor Augen habe.
Es geht um den jungen Polizisten Tobias Falck, der beim Kriminaldauerdienst in Dresden ...

Frank Goldammer legt hier einen sehr gut geschriebenen Kriminalroman vor, bei dem ich jede Szene exakt vor Augen habe.
Es geht um den jungen Polizisten Tobias Falck, der beim Kriminaldauerdienst in Dresden kurz vor bzw. nach dem Fall der Mauer ermittelt.
Im ersten Drittel des Buches lesen wir fast nur von Spitzelaufgaben, die Falck ausübt. Erst danach wird das Ganze etwas breiter und wir erfahren auch etwas über den gesamten Polizeidienst. Nach dem Fall der Mauer werden einige Situationen ausführlich dargestellt und anschließend nicht weiter verfolgt, sondern mit größeren Zeitsprüngen zur nächsten Szene gewechselt. Hier fehlt der rote Faden. Die schwierige Zusammenarbeit bei der Polizei zwischen Ost und West wird überzeugend dargestellt.
Die Figur Falcks empfinde ich als etwas blass. Sein Vorgesetzter ist vor allem anfangs ein ziemliches Ekel und die Einstellung der Polizisten ist zu Beginn (natürlich) sehr sozialistisch veranlagt.
Ich habe von diesem Kriminalroman etwas anderes erwartet. Falck steht in seinem Denken dem DDR-Regime anfangs loyal gegenüber und stellt sich bei seinen Ermittlungen sehr naiv an. Mir ist klar, dass er zu diesem Zeitpunkt stark indoktriniert ist, dennoch glaube ich nicht, dass er die westdeutschen Begrifflichkeiten und solche Dinge nicht kennt. Er ist schließlich Polizist und sollte damit doch öfters ansatzweise zu tun haben.
Wer Detailstudien eines Stückes Zeitgeschichte lesen möchte und kein Problem mit der Naivität von Falck hat, der wird Freude an dem sprachlich sehr gut gelungenen Krimi haben. Für mich war der Plot leider nichts.

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Veröffentlicht am 10.02.2022

Schwierige Beziehungen

A Universe FOR US (Elbury University - Reihe 2)
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Camille ist seit vier Jahren mit Bryson zusammen, der nun eine Beziehungspause möchte. Leo wechselt mitten im Jahr an die Elbury University, weil er Abstand zu seinem alten Leben braucht. Camille und Leo ...

Camille ist seit vier Jahren mit Bryson zusammen, der nun eine Beziehungspause möchte. Leo wechselt mitten im Jahr an die Elbury University, weil er Abstand zu seinem alten Leben braucht. Camille und Leo treffen dort aufeinander und scheinen sich perfekt zu ergänzen. Doch Camille ist von Bryson abhängig, da sie sowohl von ihren Eltern als auch von ihm psychisch unter Druck gesetzt wird, seine Freundin zu sein. Leo fühlt sich an eine schwierige Situation von früher erinnert, wenn er mit Camille zusammen ist. Können die beiden zusammen ihre Ängste durchstehen?
Das Buch ist locker und flüssig geschrieben. Wir erleben die Perspektive von Camille sowie von Leo und lernen deren gemeinsamen Freundeskreis kennen. Vom Unileben oder anderen Erlebnissen erfahren wir sehr wenig. Die meiste Zeit lesen wir von Camilles und Leos Gedanken. Dabei ist Camille ein psychisch sehr labiler Mensch, der extrem von Bryson manipuliert wird. Tritt sie gegenüber Leo auf, ist sie hingegen cool und distanziert. Dieser Kontrast wirkte an einigen Stellen etwas zu unrealistisch auf mich. Leo ist ein sehr sympathischer und herzensguter Kerl.
Dies ist der zweite Band einer Reihe, der jedoch auch unabhängig gelesen werden kann. Aufgrund des in meinen Augen unausgereiften und sehr wankelmütigen Charakters von Camille fiel mir die Lektüre an einigen Stellen schwer. Schade fand ich auch, dass man wenig außerhalb der Beziehungen erfährt. Insgesamt kann ich das Buch für Leser von New Adult empfehlen, die neben der Liebesgeschichte keine großen Ausschweifungen erwarten. Einem anderen Band würde ich durchaus eine Chance geben, da die Autorin gut schreibt und einige nette Dialoge und Ideen in ihren Text mit einfließen lässt.

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Veröffentlicht am 22.08.2021

Ermittlung mit Maus

T wie Tessa. Plötzlich Geheimagentin!
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Diese Hörproduktion wird von Leonie Landa eingelesen, die den Figuren ihre angenehme und junge Stimme leiht. Tessa begegnet auf dem Schulweg der sprechenden Maus Hector und kommt mit ihr einer Verschwörung ...

Diese Hörproduktion wird von Leonie Landa eingelesen, die den Figuren ihre angenehme und junge Stimme leiht. Tessa begegnet auf dem Schulweg der sprechenden Maus Hector und kommt mit ihr einer Verschwörung auf die Spur. Was zu Beginn ein wenig abstrus klingt, wird interessant und mit viel Witz verknüpft.
Ich persönlich habe mir mit den Charakteren dieses Hörbuches schwergetan, da eigentlich nur Tessa und Hector wirklich sympathisch sind. Hectors freche Sprüche haben mir dafür immer sehr gut gefallen. Die Mitglieder der Girlband Gimme Four, zu der Tessa gerne gehören möchte, waren für mich schwer zu unterscheiden.
Durch die Vertonung fiel es mir leichter am Ball zu bleiben, allerdings habe ich mich dennoch an einigen Stellen etwas gelangweilt. Für 11- bis 13-jährige Mädels kann ich mir die Lesung gut vorstellen, da wir eine ausgewogene Mischung aus Humor und Dramatik vorfinden.

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