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Veröffentlicht am 23.09.2021

Beeindruckend

Die vier Winde
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Die vier Winde“ von Kristin Hannah ist ein Familienepos, dass zur Zeit der Weltwirtschaftskrise und der großen Depression in Amerika spielt. Wir begleiten die in Texas lebende Protagonistin Elsa, die sich ...

Die vier Winde“ von Kristin Hannah ist ein Familienepos, dass zur Zeit der Weltwirtschaftskrise und der großen Depression in Amerika spielt. Wir begleiten die in Texas lebende Protagonistin Elsa, die sich nach Jahren extremer Dürre und katastrophaler Staubstürme gezwungen sieht mit ihren Kindern das Land, welches zu den sogenannten Dust Bowl Gebieten zählt, zu verlassen, mit der Hoffnung auf ein besseres Leben in Kalifornien.



Nachdem ich einmal in die Geschichte eingetaucht bin, konnte ich das Buch kaum mehr zur Seite legen. Es handelt sich beileibe nicht um einen Wohlfühlroman, den die Autorin hier erzählt. Elsa, die in einem wohlhabenden aber lieblosen Elternhaus aufgewachsen ist, hat nur wenig Vertrauen in sich selbst und ihre Fähigkeiten. Auf der Suche nach Liebe, lässt sie sich dann auch von einem italienisch-amerikanischen Jungen aus der Arbeiterschicht schwängern und wird von ihrer Familie verstoßen. Auf der Farm ihrer Schwiegereltern findet sie trotz harter Arbeit und vieler Entbehrungen ein Zuhause für sich und ihre Kinder, auch als ihr Mann die Familie verlässt, weil er das Leben auf dem Land, das immer mehr zur Staubwüste wird, nicht mehr erträgt. Diese schreckliche Umweltkatastrophe, zum Teil durch falsche Anbaumethoden von den Bauern mit verursacht und die furchtbaren Folgen für Mensch und Tier beschreibt Kristin Hannah so eindrücklich, dass man die Bilder dieser Zeit wie einen Film vor Augen hat. Meisterhaft beschreibt die Autorin nicht nur ihre Figuren, sondern auch deren Interaktionen miteinander.

In Kalifornien angekommen, hat das Elend leider kein Ende, und die geflüchteten Menschen der Dürregebiete, die auf Arbeit und ein besseres Leben gehofft hatten, werden schlimmer als Tiere behandelt. Es ist ein Drama und mir kamen unweigerlich die Flüchtlingsströme, die sich aus Verzweiflung seit Jahren nach Europa aufmachen in den Sinn. Nur schlüpfen wir im Roman in die Haut einer Betroffenen und fühlen intensiv ihre Verzweiflung, Ohnmacht und Wut mit. Das Lesen gerade der letzten Kapitel hat mich oft sehr aufgewühlt und hat auch Tränen fließen lassen, obwohl ich wirklich selten beim Lesen weinen muss.



Mein Fazit:

„ Die vier Winde“ von Kristin Hannah war für mich ein großartiger Roman mit geschichtlichem Hintergrund, der sich wie die Autorin in einem ebenfalls lesenswerten Nachwort sagt, nicht komplett an die historischen Fakten hält, sondern diese auch einmal so verändert hat, dass sie die Geschichte besser abrunden, was ich aber durchaus legitim finde.

Deshalb gibt es von mir eine ganz dicke Leseempfehlung und verdiente 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 29.08.2021

Herr Schmidt muss Haushalt lernen

Barbara stirbt nicht
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Walter Schmidt ist ein Ignorant und ein Rassist, eine Person, der man kaum Sympathie entgegenbringt. Er hat wie viele Männer seiner Generation das Rollenverständnis, dass er der Verdiener zu Hause die ...

Walter Schmidt ist ein Ignorant und ein Rassist, eine Person, der man kaum Sympathie entgegenbringt. Er hat wie viele Männer seiner Generation das Rollenverständnis, dass er der Verdiener zu Hause die Füße hochlegen darf und seine Frau ihn bitteschön zu umsorgen hat. Das hat sich nicht geändert, nur weil er inzwischen Rentner ist. Wenn er morgens aufsteht, erwartet er, dass der Kaffeeduft ihm schon in die Nase steigt und er sich nur noch an den gedeckten Kaffeetisch zu setzen braucht. Umso größer war der Schock für ihn, als genau dieser selbstverständliche Service eines Tages nicht erbracht wurde, weil es seiner Frau Barbara nicht gut war.

Und leider ging es Barbara auch in den Folgetagen nicht gut, was ihn tatsächlich dazu zwang etwas zu unternehmen. Zu stolz die Kinder anzurufen, halfen ihm die Bäckereiverkäuferin und später, nachdem sein Sohn ihm das Internet erklärt hatte, auch die You tube Videos eines Fernsehkochs seine mehr als mangelhaften Kochkünste zu verbessern. Es gab wie man sich denken kann viele sehr komische Szenen, die das Buch sehr unterhaltsam werden ließen. Man erfuhr nie, was Barbara für eine Krankheit hatte und Walter war überzeugt, dass sie durch vernünftiges Essen wieder auf die Beine käme, aber man weiß als Leser sehr schnell, dass es etwas Ernstes war. Das Buch bildete ausschließlich Walter's Sichten ab, die so manches Mal recht kurios waren. Was ihm nicht passte, ignorierte er gerne. Er pflegte seine Vorurteile, und trotzdem mochte man ihn am Ende mehr als am Anfang und empfand auch irgendwie Mitleid mit ihm.

Er erkannte wie beliebt Barbara im Dorf ist, und was sie alles geleistet hatte, während er an ihrem Akzent herumgemäkelt hatte. Wie so viele von Alina Bronsky's Figuren, ist Barbara russischstämmig. Das Thema Heimat in einem fremden Land finden, schwingt in ihren Büchern eigentlich immer und auch hier wieder mit. Neben dem bissigen Humor besitzen ihre Bücher immer auch Tiefgang. Ich kann ihr neuestes Buch, dass ich in wenigen Tagen durchgelesen hatte, nur wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 18.08.2021

Die Ängste einer Mutter

Wo der Wolf lauert
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Familie Schuster ist von Israel nach Amerika immigriert um ein sicheres Leben zu führen. Die Familie hat im Silicon Valley ein schönes Haus mit Pool. Die Ehe der Eheleute Michael und Lilach ist glücklich. ...

Familie Schuster ist von Israel nach Amerika immigriert um ein sicheres Leben zu führen. Die Familie hat im Silicon Valley ein schönes Haus mit Pool. Die Ehe der Eheleute Michael und Lilach ist glücklich. Ihrem Sohn haben sie einen Namen gegeben, der auch für Amerikaner gut auszusprechen ist. Sie fühlen sich wohl im Land der unbegrenzten Möglichkeiten und wollen hier nie mehr weg.

Wenn Lilach sagt sie habe kein Heimweh nach Israel, dann meint sie das auch.

„ Dieser Staat Israel ist verrückt. Und deshalb bin ich nicht bereit Heimweh nach Galiäa zu empfinden und auch zu keinem anderen Ort.

Ich habe das Land geliebt, geliebt wie eine misshandelte Frau, die den prügelnden Ehemann liebt, die dann aber begreift, dass sie sich von ihm trennen muss, um die Kinder zu retten.“

Doch ist es in Palo Alto, diesem sichersten aller Orte in Amerika wirklich so sicher? Es gibt erste Zweifel als es ein Attentat auf eine Synagoge in ihrer Nähe gibt. Und dann, kurze Zeit darauf stirbt ein Mitschüler ihres 16jährigen Sohnes Adam auf einer Highschoolparty . Ihr Sohn gerät in Verdacht etwas mit dem Tod von Jamal Jones zu tun zu haben, weil dieser ihn angeblich schikaniert habe und Lilach weiß nicht mehr was sie glauben soll.

Das Buch ist der Wahnsinn! Erzählt aus der Perspektive von Lilach ist man als Leser ganz nah dran an der Protagonistin, fühlt, leidet und zweifelt mit ihr. Dazu kommen so viele unerwartete Wendungen, die der Geschichte wieder eine völlig neue Richtung geben. Ich habe das Buch geliebt, auch wenn es sich um ein Familiendrama handelt. Immer wenn ich dachte, ich habe eine Ahnung worauf ein Handlungsstrang hinausläuft, war ich wieder auf dem Holzweg. Darüberhinaus habe ich die tolle Sprachfertigkeit der Autorin, ihren feinfühligen Sprachstil sehr genossen. Man merkt dem Buch an, dass die Autorin auch Psychologin ist.

Als Hörbuch ist der Roman nur zu empfehlen. Die Sprecherin Milena Karas war einfach nur großartig.

Für mich ist dieses Buch auf jeden Fall ein Jahreshighlight , dass man nicht verpassen sollte.

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Veröffentlicht am 11.08.2021

Nadelstiche

Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten
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Nachdem ich so einige sehr positive Stimmen zu diesem Buch vernommen habe, war ich sehr neugierig geworden. Das Hörbuch gesprochen von der Autorin selbst schien mir das passende Medium für dieses Buch ...

Nachdem ich so einige sehr positive Stimmen zu diesem Buch vernommen habe, war ich sehr neugierig geworden. Das Hörbuch gesprochen von der Autorin selbst schien mir das passende Medium für dieses Buch zu sein.

Alice Hasters hat eine sehr angenehme Stimme, der ich gerne zugehört habe. Die Autorin, die in Deutschland geboren wurde und ein Mixed-Kind ist mit einer dunkelhäutigen Mutter und einem weißem Vater, erlebte den Alltagsrassismus hauptsächlich als viele kleine Nadelstiche, die mit der Zeit immer mehr schmerzten. Viele Dinge die sie anspricht, werden von weißen Menschen nicht einmal rassistisch wahrgenommen. Wenn ihr Menschen ungefragt in die Haare griffen z.B , war das ja nicht böse gemeint. Aber wenn man sich als weißer Mensch diese Situation bei sich selber vorstellt, kann man das unangenehme Gefühl der Autorin sehr gut nachvollziehen.

Alice Hasters sagt auch ganz klar, dass man zu Rassismus Stellung beziehen muss. Das fällt sicher erst einmal schwer, ist aber notwendig, um langfristig einen repektvolleren Umgang miteinander zu bewirken. So hat sie bei einem Cafebesuch eine rassistische Spardose entdeckt und mit der Cafebesitzerin, die natürlich erst einmal peinlich berührt war darüber gesprochen. Die Stimmung war zwar dahin, aber die Spardose bei ihrem nächsten Besuch verschwunden.

Hasters befasst sich in ihrem Buch aber auch mit den Ursachen für Rassismus, der menschengemachten Rassenlehre, wonach Menschen mit weißer Hautfarbe in ihrer Wertigkeit weit oben stehen und Menschen mit dunkler Hautfarbe ganz unten. Die Gründe für Rassismus reichen historisch weit zurück und wirken bis heute in alle Lebensbereiche nach.

Den biografischen Teil des Buches fand ich auch interessant. Wir begleiten die Autorin durch ihre Kindheit, ihre Schul und Jugendzeit und ihr Austauschjahr in die USA.

Alice Hasters wichtiges Buch sensibilisiert für das Thema Rassismus und hat mir klargemacht , wie priviligiert ich als weißer Mensch bin, dass ich nicht mit den vielen alltäglichen Problemen von POC konfrontiert bin und dass nur aufgrund so etwas Lächerlichem wie meiner Hautfarbe. Rassismus ist auch in Deutschland ein Thema, und als weiße Menschen haben wir einfach die Pflicht uns darüber zu informieren, um ihm entgegenwirken zu können.

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Veröffentlicht am 14.07.2021

Unter Wasser

Water Rising (Band 1) - Flucht in die Tiefe
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Im Jahre 2099 hat die Menschheit eine Naturkatastrophe überlebt, indem sie die nun lebensfeindliche Erdoberfläche verlassen und sich einen neuen Lebensraum unter Wasser geschaffen hat. Die heute 16jährige ...

Im Jahre 2099 hat die Menschheit eine Naturkatastrophe überlebt, indem sie die nun lebensfeindliche Erdoberfläche verlassen und sich einen neuen Lebensraum unter Wasser geschaffen hat. Die heute 16jährige Leyla hat die Überflutung der Erde selbst gar nicht miterlebt. Sie ist aufgewachsen in einer faszinierenden Unterwasserwelt und glücklich bis zu dem Tag, als ihr Vater verhaftet wird. Das Verbrechen, dass man ihm vorwirft , kann er so wie sie ihn kennt niemals begangen haben. Sie versucht den vermeintlichen Justizirrtum aufzuklären und entdeckt , dass der eigenen Regierung nicht zu trauen ist.

Die Gesellschaft, in der Leyla lebt, ist immer wieder Bedrohungen ausgesetzt. Es gibt Seebeben und Angriffe von genveränderten Menschen, den bösartigen Anthropoiden, Außerdem leiden viele Menschen unter der Seekrankheit, die mit einer schweren Depression vergleichbar ist. Innerhalb der Stadtgrenzen fühlt sich Leyla einigermaßen sicher, aber um ihren Vater nach Hause zu holen, muss sie ihre Komfortzone verlassen und sich in ein Abenteuer begeben.

Die Icherzählerin Leyla wirkt äußerst erwachsen für ihre 16 Jahre. Sie ist Muslima, was erwähnt aber nicht überthematisiert wird. Sie ist eine sympathische, hilfsbereite junge Frau, die man schnell ins Herz schließt. Ihre Liebe zu Rennbooten ist erfrischend und verleiht ihr Fähigkeiten, die sie bei ihrer Rettungsmission gut gebrauchen kann. Ich musste mich in die Geschichte etwas einfinden, aber dann war ich absolut begeistert von der fantasievollen Wasserwelt, die die Autorin London Shah in ihrem Debütroman entworfen hat. Im Herbst erscheint der 2. Teil der Dilogie, denn Leyla's Abenteuer ist noch nicht zu Ende erzählt.

Neben den Themen, Freundschaft, Liebe und Toleranz fordert der Roman auch dazu auf, Dinge zu hinterfragen und kritisch zu sein. "Water rising " ist eine tolle Jugenddystopie, die auch erwachsenen Lesern Spaß macht.


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