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Veröffentlicht am 02.09.2021

Ein Wohlfühlroman - mit ernsten Untertönen, liebevoll aufbereitet

Bernsteinsommer
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Mein erster Roman dieser Schriftstellerin und mit Sicherheit nicht der letzte. Wobei ich liebend gerne Christina, die Hauptprotagonistin dieses Romans, noch ein weiteres Stück Lebenswegs, beruflich und ...

Mein erster Roman dieser Schriftstellerin und mit Sicherheit nicht der letzte. Wobei ich liebend gerne Christina, die Hauptprotagonistin dieses Romans, noch ein weiteres Stück Lebenswegs, beruflich und auch privat, begleiten würde.

Aber der Reihe nach und zunächst einmal zu meinem leserischen Ausflug nach Hanau und die Insel Rügen: Christina, Anfang 30, lerne ich gleich an mehreren Lebensbaustellen kennen: da ist die Scheidung nach einer nur dreijährigen Ehe, das durch die Folgen eines Wasserrohrbruchs überraschende Ende des von ihr betriebenen Cafés, die fortschreitende Demenzerkrankung ihres Vaters und plötzliche offene Fragen nach der familiären Vergangenheit.

All dies wird von der Autorin sehr geschickt in ihrem Roman zu einer wunderbaren und bezaubernden Einheit verwoben. Dabei gelingt es dank ihrer leichten, lebensnahen und empathischen Schreibweise bereits von Anfang an, sich in die Geschichte nicht nur einzufinden sondern sie gleichermaßen mitzuleben. Wobei mich besonders die feinfühlige Beschreibung der Demenzerkrankung des Vaters und der liebevolle und fürsorgliche Umgang der Familienmitglieder mit den zunehmend erkennbarer zu Tage tretenden Erscheinungsformen der Krnakheit sehr berührt hat. Immer wieder ist die tiefe Liebe und Verbundenheit, aber auch die Akzeptanz dieser Veränderungen, bei Christina, ihrem Bruder und auch der gemeinsamen Mutter zu erkennen. Obwohl ab und an auch eine kleine Spur von Trauer zu spüren ist vor dem, was noch auf sie alle zukommen wird. Für mich ein wichtiger und besonderer Aspekt dieses Romans.

Auf der anderen Seite ist es der Autorin gelungen, die beiden für Christina wichtigen Örtlichkeiten und deren Auswirkungen, auf der einen Seite die Stadt Hanau mit ihrer Hektik, dem Lärm, dem Stress und auf der anderen Seite die Inseln Rügen und Hiddensee, auf denen Christina endlich zur Ruhe kommt und die losen Lebensfäden wieder zu einem klaren und eindeutigen Bild verknüpfen kann. Auch wenn man sich nur lesend einige Seiten lang an der Ostsee aufhalten kann, so entsteht schon bald das Gefühl der Leichtigkeit und Lebensfreude, wie es auch von Christina empfunden wird. Nicht nur fiktives Balsam für die Romanfigur Christina sondern auch für die Leser – so mein überzeugter Eindruck.

Dieser Roman verlangt nach mehr und macht neugierig. Wie gut, dass es bereits vorhergehende Romane gibt, in denen mir einige Figuren, die ich im "Bernsteinsommer" kennenlernen konnte, noch mehr erzählen werden.

Diesen Roman empfehle ich sehr gerne weiter – es lohnt sich!

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Veröffentlicht am 02.09.2021

... hat mich in ihren Bann gezogen und lässt mich nicht mehr los!

Die fremde Spionin (1)
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War mir der Autor als Person bisher bekannt, so handelt es sich bei diesem Buch um den ersten Roman, den ich von ihm lese. Und für mich steht fest: ich werde ihm lesetechnisch die Treue halten. Nicht nur, ...

War mir der Autor als Person bisher bekannt, so handelt es sich bei diesem Buch um den ersten Roman, den ich von ihm lese. Und für mich steht fest: ich werde ihm lesetechnisch die Treue halten. Nicht nur, weil es sich bei "Die fremde Spionin" um den Auftaktband einer Trilogie handelt. Nein, weil er ein Thema und eine Zeit aufgreift, die mir bekannt ist und die ich zum größten Teil selbst miterlebt habe. Und ich muss sagen: er hat den Zeitensprung hervorragend gemeistert.

Eine ungemein fesselnde Dramatik, verbunden und beginnend mit einem Ereignis, das man keiner Familie wünscht: unumkehrbare Trennung einer intakten Familie mit zwei kleinen Mädchen – in meinen Augen auch eine Form von psychischer Gewalt, die nicht ohne Folgen, gerade bei Kindern, bleiben wird.

Ria und ihrer Schwester erleiden diesen Schicksalsschlag und wachsen getrennt voneinander in völlig neuen Familien auf. Herangewachsen und noch immer von der Frage getrieben, was aus ihrer Schwester geworden ist, begibt sich Ria auf einen gefährlichen Weg und lässt sich, im Ministerium für Außenhandel der DDR beschäftigt, vom BND als Spionin anwerben. Hofft sie doch sehnlichst, auf diesem Weg den Verbleib ihrer Schwester aufklären zu können. Und schon gerät man beim Lesen hinein in die verschwiegene und gefährliche Welt der Geheimdienste. Wobei nicht nur der BND eine Rolle spielt, sondern auch die Stasi und der KGB, jeweils in Form von Personen, die es sehr geschickt verstehen, ihre wahren Absichten gekonnt zu verschleiern.

Ein ungemein spannender und fesselnder Roman. Mit einer überzeugenden und verständlichen Darstellung von Plänen, Verstrickungen und letztendlich auch Taten eines Staates gegen die eigenen Bürger. Bisher war Spionage und ein Blick "hinter die Kulissen" in eine noch nicht lange zurückliegenden Zeit noch nie so aufregend und auch so erschütternd wie in diesem Roman. Die Idee, mit Hilfe von Ria das ganze Ausmaß eines menschenverachtenden Regimes, auch auf sehr emotionale Weise, darzustellen und dabei reale Ereignisse dieser Zeit mit der fiktiven Geschichte von Ria zu verflechten, würde ich nicht nur als überaus gelungen bezeichnen, sondern hat mich auch auf die Suche nach weiteren Informationen geführt. Dabei stellen die am Ende des Buches angegebenen Quellen und Bücher eine hervorragende Basis für persönliche Recherchen dar.

Ein Roman, der mich bereits von der ersten Seite an gefesselt hat und den ich kaum aus der Hand legen wollte. Für mich teilweise erschütternd, fragend, hoffend – vor allem aber eines: überzeugend! Und mit der Aussicht auf zwei Folgebände – grandiose Aussichten.

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Veröffentlicht am 02.09.2021

Kein leichtes Leben für eine Waise während des dreißigjährigen Krieges – und doch überaus gelungen und erfolgreich

Die Kannenbäckerin
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Die erst 13jährige Johanna verliert mitten in den Wirren des dreißigjährigen Krieges ihre gesamte Familie an die Pest. Mit Hilfe einer Nachbarin, die sich trotz großer Armut und "harter Schale" um Johanna ...

Die erst 13jährige Johanna verliert mitten in den Wirren des dreißigjährigen Krieges ihre gesamte Familie an die Pest. Mit Hilfe einer Nachbarin, die sich trotz großer Armut und "harter Schale" um Johanna sorgt, begibt sie sich, als Junge verkleidet, auf den gefahrvollen Weg zu einem Onkel, der im entfernten Hilgert, ein kleiner Ort im s.g. Kannenbäckerland. Der Onkel, Bruder des verstorbenen Vaters, und mit diesem in unverzeihlichem Streit liegend, nimmt sie notgedrungen auf und erfährt durch ihn nicht nur eine Ausbildung im Töpferhandwerk, sondern darf auch endlich eine Schule besuchen. Nur eine Frage der Zeit, bis ihre Tarnung auffliegt …

Ein überaus hervorragend gelungener historischer Roman, der mich bereits nach nur wenigen Seiten in seinen Bann gezogen hat. Ein bedeutendes historisches Ereignis wie der 30jährige Krieg mit seinen ganz konkreten Auswirkungen und Folgen für die Bevölkerung, die um ihr Überleben kämpfen muss. Und mittendrin ein junges Mädchen auf dem Weg erwachsen zu werden und dabei nicht nur einen ganz anderen als zur damaligen Zeit für Frauen üblichen Weg einschlägt. Sie erlernt nicht nur einen Beruf, sondern dringt mit dieser Berufswahl auch in eine typisch männliche Domäne ein. Und meistert letztendlich den Spagat zwischen Ehefrau und Mutter sowie Unternehmerin bzw. Geschäftsfrau zu sein. Eine Wandlung aus der kleinen Waise, die auf Grund der schweren Schicksalsschläge dem Glauben abschwört, sich aber nicht von der Halskette mit dem Kreuz trennen mag. Und erfährt, dass sie nicht vergessen ist oder im Stich gelassen wird und nach und nach wieder ihren Glauben und ihr Vertrauen auf eine göttliche Macht zurückerlangt.

Flüssig, abwechslungsreich und spannend geschrieben. Allerdings hin und wieder mit Dialogen und einer Wortwahl, die eher dem 20. Jahrhundert zuzurechnen sind als dem 17.Jahrhundert, in dem die Handlung spielt. Neben sehr gut gelungenen Charakteren, die mit der einen oder anderen unerwarteten Aktion oder Reaktion auch schon mal zu überraschen wissen. Sie wirkten auf mich authentisch und realistisch und wurden mit großer Empathie zum Leben erweckt. Gerne hätte ich Johanna und ihre Familie, aber auch so manch andere Romanfigur weiter begleitet und es hat mir leidgetan, mich nach 400 Seiten von ihnen verabschieden zu müssen.

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Veröffentlicht am 02.09.2021

Alte Familienwerte zählen auch in der Gegenwart

Wo wir Kinder waren
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Der Autorin, Kati Naumann, die mich bereits mit ihrem Debütroman "Was uns erinnern lässt" überzeugt hat, gelingt es auch in ihrem weiteren historischen Roman, gelebte und realistische ostdeutsche Geschichte ...

Der Autorin, Kati Naumann, die mich bereits mit ihrem Debütroman "Was uns erinnern lässt" überzeugt hat, gelingt es auch in ihrem weiteren historischen Roman, gelebte und realistische ostdeutsche Geschichte vor mir aufleben zu lassen. Dieses mal mit Hilfe der fiktiven Familie Langbein, die über Jahrzehnte äußerst erfolgreich eine Spielwarenfabrik in der ostdeutschen "Spielzeugstadt" Sonneberg führten und überwiegend Puppen herstellten. Dabei wird die Autorin mit Sicherheit auf die eigene Familiengeschichte zurückreifen können, was dem Roman Authentizität und Glaubwürdigkeit verleiht.

Erzählt wird die Geschichte der Familie Langbein in zwei Handlungssträngen: in der Gegenwart sind die Cousinen bzw. Cousin Eva, Iris und Jan damit beschäftigt, das sich noch immer im Familienbesitz befindliche Stammhaus auszuräumen. Wobei Eva und Jan in dem Gebäude aufgewachsen sind und Iris, die im Westen Deutschlands beheimatet ist, lediglich einmal Sommerferien in Sonneberg verbracht hat …

Als weiteren Erzählstrang wird die Geschichte der Vorfahren erzählt. Wobei sehr wertschätzend und empathisch die Entstehung und der dann folgende überaus erfolgreiche Aufstieg des Unternehmens sehr gekonnt mit Fragestellungen aus der "Ausräumaktion" verknüpft und erzählt wird. Denn was eignet sich für Ausflüge in die Vergangenheit der eigenen Familie besser als die Entrümpelung des familiären Stammhauses – Erinnerungen werden im wahrsten Sinne des Wortes wach. Fast 70 Jahre Familien- und Unternehmensgeschichte, durch Kriege, durch Teilung, durch Verstaatlichung des erfolgreichen Unternehmens bis hin zur Wiedervereinigung – ein großer historischer Bogen, den die Autorin meisterhaft zu schlagen und zu verknüpfen weiß.

Auch dieser Roman hat mich von Anfang an überzeugt. Gerade weil er mir, die ich nicht in Ostdeutschland aufgewachsen bin, vor allem auch einen Einblick in den Alltag von Familie und einem Unternehmen in diesem Teil Deutschlands zu erhalten. Dabei für mich sehr berührend, lesend miterleben zu müssen, dass im Rahmen der Verstaatlichung der ehemalige Fabrikbesitzer ohne eigenes Verschulden oder Zutun praktisch über Nacht zum Angestellten im eigenen Werk wurde.

Versöhnend und hoffnungsvoll das Ende des Buches: sind sich doch Jan, Iris und Eva durch ihre gemeinsame Aktion wieder des Kampfgeistes, der Geduld und des Durchhaltevermögens ihrer Familie bewusst, worauf sie sich neu besinnen und der Gedanke an einen Neubeginn stimmt hoffnungsvoll – möge er gelingen, auch wenn es keinen Folgeband gibt, was ich sehr bedaure.

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Veröffentlicht am 02.09.2021

Das Kreuz ist zurück

Das Kreuz des Pilgers
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Im vorliegenden ersten Band einer neuen Trilogie erhält die bereits aus der s.g. Kreuz-Trilogie bekannte Reliquie eine erneute Bedeutung.
Vier Freunde, die bereits als Kinder befreundet waren und die Gassen ...

Im vorliegenden ersten Band einer neuen Trilogie erhält die bereits aus der s.g. Kreuz-Trilogie bekannte Reliquie eine erneute Bedeutung.
Vier Freunde, die bereits als Kinder befreundet waren und die Gassen in und die Gegend um Koblenz erkundeten, gehen als Erwachsene zwar getrennte Wege, doch dies ändert nichts an ihrer tiefen Verbundenheit.
Aus Reinhild und Gottfried wurde ein Ehepaar, der kleine Hannes ist bereits 5 Jahre alt. Palmiro, Adoptivsohn von Reinhilds Schwager, trägt sich mit dem Gedanken, ein eigenes Handelskontor zu eröffnen, nachdem er eine umfassende und gründliche Ausbildung bei seinem Vater durchlaufen hat. Und Conlin, der sich geweigert hat, als zweitgeborener adliger Sohn eine Klosterlaufbahn einzuschlagen genießt zwar seine Freiheit, wird jedoch unerwartet mit einer Tätigkeit als Händler konfrontiert.
Doch das Leben hält so manchen Schicksalsschlag für die vier Freunde bereit und es müssen weitreichende Entscheidungen getroffen werden.
Mit Hilfe dieser Charaktere, einem leichten und flüssigen Schreibstil, detailreichen und authentischen Beschreibungen des Alltags im 14. Jahrhundert gelingt eine hervorragende Zeitreise und man findet sich bereits nach wenigen Seiten in einem anderen Jahrhundert wieder. Auch wenn der Roman in Kapitel unterteilt ist, so finden sich in jedem Kapitel unterschiedliche Handlungsstränge, bei denen die Aktionen der Charaktere jedes mal gekonnt zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden. Dabei besonders bemerkenswert die leisen und unterschwelligen Andeutungen und Anmerkungen, die auf einige Geheimnisse hindeuten. Wobei sich letztendlich vieles im Laufe der Erzählung dann ganz anders entwickelt bzw. darstellt, als man es zunächst vermuten könnte.
Die Charaktere vor allem von Palmiro, Reinhild und Colin sind mit sehr viel Empathie gestaltet worden. Wobei gerade in der Charaktere von Colin eine bemerkenswerte und einfallsreiche persönliche Entwicklung zu verzeichnen ist., die zu beschreiben mit sehr viel Kreativität in Worte gefasst wurde.
Als besonders hilfreich erweist sich gerade zu Beginn des Romans die bereits auf den ersten Seiten enthaltene sehr informative Zusammenstellung der Protagonisten und der familiären und sonstigen Verbindungen. Recht schnell hat man diese verinnerlicht und bewegt sich bei fortlaufendem Lesegenuss wie unter Freunden.
Ein überaus gelungener Roman. Mit einem ganz besonderen Aspekt, der auf eine sehr berührende, glaubwürdige und überzeugende Weise aufbereitet wird. Es gibt überaus spannende Lesemomente aber auch Abschnitte, bei denen man fast ungläubig den Kopf schütteln möchte. Dank der hervorragenden Recherchearbeiten besteht jedoch keinerlei Zweifel an der Glaubwürdigkeit.
Ein wunderbarer historischer Lesegenuss, bei dem man die Folgebände kaum erwarten kann.

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