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Veröffentlicht am 14.09.2021

Anstand in dunkler Zeit

Julius oder die Schönheit des Spiels
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Klappentext von der Verlagsseite:


Wimbledon, 1937.

Das legendäre Daviscup-Match zwischen Deutschland und den USA. Nicht nur die Sportwelt hält den Atem an, als Julius von Berg den Ball vor tausenden ...



Klappentext von der Verlagsseite:


Wimbledon, 1937.

Das legendäre Daviscup-Match zwischen Deutschland und den USA. Nicht nur die Sportwelt hält den Atem an, als Julius von Berg den Ball vor tausenden von Zuschauern in den blauen Himmel wirft. Aufgewachsen auf einer Burg über dem Rhein, hat er sein Tennistalent im Berlin der zwanziger und dreißiger Jahre zur Reife gebracht; ein internationaler Star, auf dem alle Blicke ruhen. Gebannt verfolgt Julie, seine Ehefrau, das Geschehen auf dem Rasen – ebenso wie die NS-Größen in der Nachbarloge, denn es steht so viel mehr auf dem Spiel als der greifbare Sieg. Selbstbestimmung oder Mitläufertum? Ruhm oder Schande? Unten, auf dem Centre Court, trifft Julius eine folgenschwere Entscheidung …

Julius oder die Schönheit des Spiels erzählt davon, was Menschen ausmacht, und erinnert – bei allem Eintauchen in eine andere Zeit – leise daran, dass Begriffe wie Anstand und Haltung zeitlos sind.


Autoreninfo von der Verlagsseite:


Tom Saller, geboren 1967, hat Medizin studiert und arbeitet als Psychotherapeut. 2018 erschien sein Debütroman Wenn Martha tanzt und wurde umgehend ein Bestseller, Ein neues Blau knüpfte 2019 an den großen Erfolg an. Tom Saller lebt in Wipperfürth, einer kleinen Stadt im Bergischen Land.


Erster Satz:


Der alte Mann passte nicht.


Meinung:

Ein Buch über Tennis? Das muss ich lesen, war mein erster Gedanke und ich bin froh darüber, dass ich es getan hat. Geht es nun mal nicht nur über Tennis, sondern auch über die Zeit des Nationalsozialismus und was es bedeutet in dieser Zeit anständig, respektvoll und fair zu sein.

Tom Saller entführt uns ins Rheinland zu Julius von Berg, einen jungen Mann aus einem Adelsgeschlecht, der ein unheimliches Talent für Tennis. Er kann ein Spiel lesen und lebt Tennis. Wort wörtlich er lebt Tennis. So sehr, dass er sich nichts sehnlicher vorstellen kann, als Tennisspieler von Beruf zu werden. Für die damalige Zeit, den frühen 20er Jahren des 20. Jahrhunderts ein Unding. Seine Eltern bevorzugen eine juristische Ausbildung, die ihr Sohn, dann letztendlich in Berlin auch antritt, aber noch lieber steht er auf den Tennisplatz von Rot-Weiß Berlin.

Mit Julius von Berg hat Tom Saller einen Charakter geschaffen, der ganz nah an Gottfried Freiherr von Cramm ist, den deutschen Tennisbaron. Wie er ist Julius völlig dem Tennis verschrieben und Tennis bedeutet für ihn nicht nur gewinnen, sondern auch die Schönheit des Spiels, Anstand, Fairness und Respekt. Gerade letzteres wird nach der Machtergreifung 1933 immer schwieriger und Julius von Berg muss erkennen, dass es schwierig wird sich an die Werte seiner Kindheit zu halten, wenn die Politik etwas ganz anderes fordert.


Ich bin begeistert von dem jungen Mann und wie Tom Saller ihn dargestellt hat. Er zeigt ihn in all seinen Facetten und seinen Gedanken. Sei es in der Kindheit, wo er schon von den Mitschülern gehänselt wird, weil er anders ist, in der Jugend, wo er verstärkt sich um sein perfektes Tennis kümmert oder seine Anfangsjahre in Berlin. Saller bringt einen Julius nah, ohne einen alles auf dem Silbertablett zu servieren, man muss öfters zwischen den Zeilen lesen, um alles zu erfassen.


Julius bewahrt auch Anstand und Respekt seinen Gegnern gegenüber, als die Nationalsozialisten an die Macht kamen und ihn für ihre Zwecke vereinnahmen wollten. So wird das Tennismatch auf dem Center Court im Davis-Cup gegen die USA zu einem Stellvertreterkrieg.

Eingebettet ist dieser Charakter in eine wunderbar leicht zu lesende Handlung mit drei Erzählsträngen. Das hört sich im ersten Moment, vielleicht kompliziert an, aber das ist es gar nicht. Man kann sie sehr gut auseinander halten.


Der eine Erzählstrang handelt von Julius in den Jahren 1909 bis 1937 und erzählt seine Tenniskarriere, sein Leben und die drohende Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten. Dieser Teil wird direkt aus Julius Perspektive in der Ich-Form erzählt, so ist man ihm auch direkt ganz nah und man bekommt hautnah mit wie er seinen jüdischen Mitspielern zur Flucht verhilft, wie er sich in einen Mann verliebt und wie er in Gefahr kommt.


Der zweite Erzählstrang handelt wieder von Julius, allerdings aus der Jahr 1938. Hier gibt es uns seine Gedanken wieder und all dies wird in Präsens geschrieben. Sehr direkt, deutlich und auch erschütternd.


Der dritte Erzählstrang spielt im Jahr 1984 wieder in Wimbledon und hier ist nun Julius von Bergs Finalgegner der Erzähler. Gerade das erste Auftreten von ihm hat mich begeistert, wie er einschritt und erkennt, dass sich nicht viel verändert hat zu der Zeit von damals. Jedenfalls nicht, wenn es um die Sexualität geht.


Alle drei Erzählstränge zusammen ergeben ein gutes Bild von Julius von Berg und dem Geschehen damals.


Als besonders habe ich es empfunden, dass auf von der Stimmung her schöne Kapitel traurige gekommen sind. Wobei die schönen Kapitel länger waren und die traurigen immer sehr kurz gefasst waren. Ein tolles Stilmittel und hat für mich dieses Buch zu etwas besonderen gemacht.


Fazit


“Julius und die Schönheit des Spiels” von Tom Saller ist ein wundervoller Roman mit historischem Hintergrund über was es bedeutet auch in dunklen Zeiten an seinen Werten Anstand, Fairness und Respekt festzuhalten.

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Veröffentlicht am 13.09.2021

Uneinsichtig bis zum Schluss

Das zweite Leben des Adolf Eichmann
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Klappentext von der Verlagsseite:

»Vielleicht ist es nicht völlig falsch, wenn sich ein Jude darum kümmert, Eichmann zur Fiktion zu verurteilen.«

Mit beißendem Spott zeigt uns Ariel Magnus in diesem ...

Klappentext von der Verlagsseite:

»Vielleicht ist es nicht völlig falsch, wenn sich ein Jude darum kümmert, Eichmann zur Fiktion zu verurteilen.«

Mit beißendem Spott zeigt uns Ariel Magnus in diesem Roman einen unbelehrbaren Menschen, dessen antisemitischer Irrglauben auch im argentinischen Versteck ungebrochen war und der dort bar jeder Reue und völlig unbehelligt von einer Rückkehr nach Deutschland träumen konnte – bis zu seiner Verhaftung 1960.

Buenos Aires, 1952: Ricardo Klement alias Adolf Eichmann hat Pech, denn ausgerechnet an dem Tag, an dem seine Frau Vera mit den Söhnen endlich aus Deutschland in Buenos Aires eintreffen werden, sind alle Blumen ausverkauft. Offiziell gibt sich Klement als der Onkel seiner Söhne aus, um unerkannt zu bleiben. Der einstige Cheforganisator der Deportationszüge nach Auschwitz führt im argentinischen Exil ein bescheidenes Leben und trifft bisweilen im Restaurant »Zur Eiche« zahlreiche SS-Angehörige und NSDAP-Funktionäre zum gemütlichen Plausch. Diese werden nicht nur vom deutschen Botschafter gedeckt, sondern auch von der argentinischen Regierung und Juan Perón unterstützt. Nur wenn sich an den Nachbartischen emigrierte jüdische Familien zum Abendessen niederlassen, wird es für die Nazigrößen ungemütlich – was, wenn jemand sie erkennt?

Nach seiner Verurteilung bestand Eichmann darauf, ein kleines Rad im Getriebe gewesen zu sein. Ariel Magnus führt uns ins Innere dieses unbelehrbaren Nazis und seiner menschenverachtenden Ideologie.

Autoreninfo von der Verlagsseite:

Ariel Magnus, geboren 1975 in Buenos Aires. Studium in Deutschland, schrieb für verschiedene Medien in Lateinamerika, die taz in Berlin und SPIEGEL ONLINE und lebt heute als Autor und literarischer Übersetzer in Buenos Aires. 2007 wurde er für seinen Roman »Ein Chinese auf dem Fahrrad« mit dem internationalen Literaturpreis Premio La Otra Orilla ausgezeichnet. 2012 folgte das Porträt seiner jüdischen Großmutter »Zwei lange Unterhosen der Marke Hering« und 2018 »Die Schachspieler von Buenos Aires«.

Erster Satz:

Warum musste er immer so ein Pech haben?

Meinung:

Was hat mich dieser Roman über Adolf Eichmann geschafft. Emotional vor allem und ich musste immer wieder mit dem Kopfschütten, wie es dieser Kriegsverbrecher geschafft hat, so viele Jahre unbehelligt in Argentinien leben zu können, ohne Angst haben zu müssen, dass man ihn findet und vor Gericht stellt. Lange hatte es gedauert, bis der Mossad ihn habhaft werden konnte.

Der Schreibtischtäter, der die Deportation von hunderttausenden von Juden zu verantworten hatte, lebte als Ricardo Klement in Argentinien. Weshalb er dort unbehelligt leben konnte unter Péron erzählt Ariel Magnus sehr gut. Er ist auch nicht der einzige Kriegsverbrecher dort und es ist immer wieder schauderhaft, wenn sie aufeinander treffen und bedauern, dass ihre Idee nicht von Erfolg gekrönt war und nun Pläne schieben, wie man es besser machen kann, bei einem neuen Versuch. Da gruselt es einen.

Ariel Magnus gelingt es gekonnt Adolf Eichmann darzustellen, wie er ist. Ein Bürokrat, überheblich, selbstherrlich und ohne jedes Unrechtsbewusstsein. Für die Darstellung nutzte er Interviews, die Eichmann in Argentinien gegeben hat. Es ist eine große Rechercheleistung von Ariel Magnus, der Enkel einer Holocaust-Überlebenden, die er vollbracht.

Er hat es geschafft einen unheimlich dichten, gruseligen und erklärenden Roman zu schreiben, in denen sicherlich manche Dialoge Fiktion sind, aber noch vielmehr sich an Fakten und Begebenheiten orientiert. Mit seinem ruhigen Schreibstil überzeugt er mich immer wieder, wenn er deutlich macht, wie Eichmann ohne Reue in Argentinien lebt, an seinen Taten von damals festhält und es nicht anders machen würde. Er geizt nicht mit beißenden Spott und manchmal überreizt er etwas. Aber es passt immer noch. Stellenweise war es etwas mühsam zu lesen, da Ariel Magnus auch einige Fremdwörter und auch ab und an verschachtelte Sätze verwendete.

Ich stelle es mir unheimlich schwer vor, ein Buch über einen Kriegsverbrecher zu schreiben, der als Schreibtischtäter so viele Gräueltaten begangen hat und der selbst in seinem Prozess 1960 in Tel Aviv keine Reue zeigte und sich nur als winziges Glied der Maschinerie sieht.
Was eindeutig widersprüchlich ist, wenn man die vorherigen Seiten gelesen hat, wie er selbst kleine Verbesserungen in der Kriegsmaschinerie immer noch huldigt und verklärt.

Das ganze Buch hat mich sehr mitgenommen. Ich bin immer noch fassungslos darüber, wie sie nahezu unbehelligt dort leben konnten. Wie manche Kriegsverbrecher in Saus und Braus dort lebten, teilweise sogar mit ihren Klarnamen, neue Karrieren aufbauten und immer noch den Gedanken von damals nachhingen. Letzteres auch Eichmann, dessen Leben in Argentinien nicht so einfach war. Zumindest das.

Fazit

In “Das zweite Leben des Adolf Eichmann” entlarvt Ariel Magnus Adolf Eichmann und zeigt deutlich auf, was für ein widerwärtiger, rachsüchtiger und kaltschnäuziger Mensch Adolf Eichmann war. Ein Roman, der mich nachdenklich zurücklässt.

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Veröffentlicht am 02.09.2021

Ein aufrüttelndes Debüt

Shuggie Bain
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Klappentext von der Verlagsseite:


Für seinen Roman „Shuggie Bain“ wurde Douglas Stuart mit dem Booker Preis 2020 ausgezeichnet. „Das beste Debüt, das ich in den letzten Jahren gelesen habe.“ (Karl ...



Klappentext von der Verlagsseite:


Für seinen Roman „Shuggie Bain“ wurde Douglas Stuart mit dem Booker Preis 2020 ausgezeichnet. „Das beste Debüt, das ich in den letzten Jahren gelesen habe.“ (Karl Ove Knausgård) „Dieses Buch werdet ihr nicht mehr vergessen.“ (Stefanie de Velasco)

Shuggie ist anders, zart, fantasievoll und feminin, und das ausgerechnet in der Tristesse und Armut einer Arbeiterfamilie im Glasgow der 80er-Jahre, mit einem Vater, der virile Potenz über alles stellt. Shuggies Herz gehört der Mutter, Agnes, die ihn versteht und der grauen Welt energisch ihre Schönheit entgegensetzt, Haltung mit makellosem Make-up, strahlend weißen Kunstzähnen und glamouröser Kleidung zeigt – und doch Trost immer mehr im Alkohol sucht. Sie zu retten ist Shuggies Mission, eine Aufgabe, die er mit absoluter Hingabe und unerschütterlicher Liebe Jahr um Jahr erfüllt, bis er schließlich daran scheitern muss. Ein großer Roman über das Elend der Armut und die Beharrlichkeit der Liebe, tieftraurig und zugleich von ergreifender Zärtlichkeit.


Autoreninfo von der Verlagsseite:


Douglas Stuart, geboren und aufgewachsen in Glasgow, studierte am Royal College of Art in London. Nach seinem Abschluss zog er nach New York, wo er als Modedesigner arbeitet. Seine Texte erschienen im New Yorker und auf Literary Hub. Für seinen ersten Roman, Shuggie Bain, wurde er mit dem Booker Preis 2020 ausgezeichnet.


Erster Satz:


Der Tag war mau.


Meinung:


Für “Shuggie Bain” wurde Douglas Stuart im vergangenen Jahr mit dem Booker Prize ausgezeichnet. Schon damals fiel mir das Buch ins Auge und ich hoffte sehr, dass sich ein deutschsprachiger Verlag die Lizenz sichern würde. Der Hanser Verlag hat dies schließlich getan und mit Sophie Zeitz eine sehr gute Übersetzerin für das Werk gefunden. Mit der Übersetzung steht und fällt jedes Werk und Sophie Zeitz hat "Shuggie Bain" sehr gekonnt übersetzt.

Das Buch nimmt mich immer noch mit, obwohl ich es schon vor ein paar Tagen beendet hatte. Die Geschichte von Agnes und Shuggie musste sich erst einmal setzen, bevor ich meine Gefühle in Worte fassen konnte. Douglas Stuart ist mit “Shuggie Bain” ein atemberaubendes Debüt gelungen, für das er zurecht den “Booker Prize” 2020 gewonnen hat. Es ist zum Teil autobiografisch und beginnt im tristen Glasgow der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts zur Zeit der Thatcher-Ära.

Shuggie Bain ist anders, für einen Jungen unheimlich feinfühlig und feminin, er passt sogar nicht in die raue Arbeiterwelt Glasgows. Hineingeboren in eine Familie, die alles andere als eine behütete Kindheit gewährt. Ein gewalttätiger Vater, eine alkoholkranke Mutter und zwei Geschwister, die versuchen sich so schnell wie möglich aus der desaströsen Familiensituation zu befreien. So bleibt Shuggie auf sich selbst gestellt und versucht verzweifelt seine Mutter zu retten. Dieser kleine Junge ist mir ans Herz gewachsen. Seine Sensibilität, die Art wie er versucht seine Mutter zu retten brechen einen das Herz, gleichzeitig kann er auch unheimlich schlagfertig sein, sodass ich über diesen kleinen Jungen lachen musste, da gerade diese Szenen dann, die Trostlosigkeit seines Lebens durch den Humor unterbricht.


Auch Agnes ist mir nahegekommen. Stellenweise wollte ich diese Frau einfach nur schütteln und ihr sagen, komm zur Besinnung, du hast einen wundervollen kleinen Sohn. Dann gab es Momente, in denen ich sie am liebsten in den Arm genommen hätte, und getröstet hätte, immer dann, wenn ihr Mann mal wieder unmöglich war, das knappe Geld nicht reichte und das Sozialamt herhalten musste.

Der gewaltige Sprachstil von Douglas Stuart lässt einen nicht los. Oft musste ich das Buch mal zwischendurch zuklappen um wieder Atmen zu können. So sehr hat mich Shuggies Geschichte, die im Grunde genommen die Lebensgeschiche von Douglas Stuart ist, mitgenommen. Zugleich ist dieser autobiographische Roman eine Milieustudie der Thatcher-Zeit in Glasgow. Er beschreibt diese Trostlosigkeit, die Armut, das raue Klima unter den Bürgern Glasgows deutlich und prägnant. Das gesamte Buch hat einen traurigen Unterton und Shuggies Leben war hart mit dem Mobbing in der Schule, den stets wechselnden Liebhabern der Mutter und der Armut. All dies schreibt Douglas Stuart mit einer wohlklingenden Sprache, bildreich, detailreich, hart, teilweise liebevoll, teilweise deutlich nieder. Eine Sprachgewalt, die ihresgleichen sucht. Eine Sprache, die einen fordert, eine Sprache, die einen dranbleiben lässt, eine Sprache, die einen nicht loslässt – wie das Buch auch. Shuggie Bain klingt nach und wird eines meiner Jahreshighlights sein. Wenn, nicht sogar das Highlight des Jahres.


Fazit


“Shuggie Bain” ist ein grandioses Debüt. Ein wundervolles Buch über eine Mutter-Kind-Beziehung, die einen nicht loslässt, die einen aufrüttelt und nachdenklich zurücklässt. Klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 14.10.2021

Glücklich geschieden

Tagebuch einer überaus glücklichen Geschiedenen
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Klappentext von der Verlagsseite:

Zwei Jahre ist es her, dass Diane von Jacques für eine Jüngere verlassen wurde. Inzwischen ist sie fast 50, geschieden und lebt in einem rein weiblichen Dreigenerationenhaus, ...

Klappentext von der Verlagsseite:



Zwei Jahre ist es her, dass Diane von Jacques für eine Jüngere verlassen wurde. Inzwischen ist sie fast 50, geschieden und lebt in einem rein weiblichen Dreigenerationenhaus, zusammen mit ihrer besten Freundin Claudine, deren Tochter Adèle und Mutter Rosanne.
Zum Glück ist Claudine ebenfalls frisch geschieden, sodass sich die beiden Freundinnen gegenseitig ihr Leid klagen, aber auch die neuen Freiheiten, die so eine Scheidung in der zweiten Lebenshälfte mit sich bringt, gemeinsam genießen können. Braucht Frau da überhaupt noch einen Mann?


Autoreninfo von der Verlagsseite:



Marie-Renée Lavoie, 1974 in Limoilou/Québec geboren, unterrichtet Literatur am Collège de Maisonneuve in Montréal. Tagebuch einer langweiligen Ehefrau war sowohl in Québec als auch im englischsprachigen Kanada ein großer Erfolg. Die Fortsetzung erschien Anfang 2020.

Erster Satz:



Das Leben ist viel zu kompliziert, als dass man das Alter einer Person tatsächlich aus der Anzahl der Jahre ableiten könnte, die sie bereits gelebt hat.

Meinung:



Schon der erste Satz von Lavoies Roman über die glücklich geschiedene Diane hat mich begeistert und ich war ab da noch mehr gespannt, was mich mit Diane, ihrer Freundin Claudine, deren Mutter und Tochter erwarten wird. Ich bin positiv überrascht worden und ich denke jetzt noch mit Freude an das Buch zurück.

Diane ist seit zwei Jahren von Jacques geschieden, der sich in eine jüngere Frau verliebt hat. So etwas ist Alltag und Lavoie beschreibt gekonnt den Alltag einer Geschiedenen, die sich nach langer Ehe, drei Kindern wieder frei fühlt. Und Diane fühlt sich frei, sie findet eine Stelle als Erzieherin in einer Schule und ein Großteil der Handlung dreht sich um ihre Arbeit dort mit den Kindern und den Kontakt zu den Eltern. Es sind wunderschöne Anekdoten und ich musste vielfach schmunzeln. Gerade, wenn die etablierten Kollegen sie aufs Glatteis führen, Eltern rechthaberisch sich und Kollegen sich als dumme Ziegen herausstellen. Ein gutgemachter Abriss aus dem Leben,

Aber auch Dianes Privatleben kommt in der Tagebuchform nicht zu kurz und man spürt einerseits ihre Zweifel, einerseits ihren Mut, wie sie die Sache meistert mit einer neuen Liebe, dem Wiederauftauchen des Ex und dem Leben in einem Mehrgenerationenhaus.

Der Schreibstil ist erfrischend leicht und sehr locker, mit bissigen Humor und ironischen Bemerkungen. Hinzu kommt mit Diane eine Protagonistin, die ich nach den ersten Zeilen schon ins Herz schloss. Sie ist authentisch, man nimmt ihr ihre Geschichte ab und freut sich darüber, wie sie ihr Leben in die Hand nimmt. Nie verstimmt, sondern immer das Leben in den vollsten Zügen genießend mit einem guten Essen, Wein und den Freunden.

Es gab auch Momente in dem Buch, die ich nicht so gelungen fand, aber die waren rar gesät und doch trugen sie gut zur Handlung bei und machten dem Lesevergnügen nicht viel aus.

Fazit



“Tagebuch einer überaus glücklich Geschiedenen” von Marie-Renée Lavoie ist der zweite Band um Diane, den man aber getrost auch ohne Vorkenntnisse des ersten lesen kann. Ein lustiger Roman über eine Frau Anfang 50, die noch einmal von vorne anfangen muss. Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 06.09.2021

Erinnerung an Jugendkrimi

Nie zu alt für Irish Coffee
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Veröffentlicht am 06/09/2021 von Kerstin
[Buchbesprechung] Christian Homma; Elisabeth Frank – Nie zu alt für Irish Coffee
Moin Moin,

ein Krimi, der in Irland spielt und dann noch vier Freunde, die dort ...


Veröffentlicht am 06/09/2021 von Kerstin
[Buchbesprechung] Christian Homma; Elisabeth Frank – Nie zu alt für Irish Coffee
Moin Moin,

ein Krimi, der in Irland spielt und dann noch vier Freunde, die dort ermitteln. Was will mein Krimiherz mehr, vor allem, wenn es dann noch in Richtung Cozy Crime und Erwachsenen-TKKG geht. Ich bedanke mich bei der Lesejury und be-ebooks recht herzlich für das Rezensionsexemplar. Wie mir der Cozy Crime gefallen hat, erfahrt ihr, wenn ihr weiterliest.


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Klappentext von der Verlagsseite:
Alte Freunde, lang gehütete Geheimnisse – und ein brandneuer Fall!
Die VIER erhalten ein Hilfegesuch ihrer Freundin Claire aus Irland: Als Schüler konnten die Hobbydetektive für Claires Familie den Diebstahl einer wertvollen Madonnenstatue aufklären. Nun, fast vierzig Jahre später, ist die Statue erneut verschwunden! Doch schnell wird klar, dass Claire noch viel größere Probleme hat: Ihr Onkel Patrick ist vor kurzem bei einem Bootsunfall verstorben und jemand scheint ihre Pläne für die wunderschöne alte Whiskey-Destillerie im Familienbesitz zu sabotieren … Ganz klar: ein Fall für die VIER!
Vier Hobbydetektive auf Verbrecherjagd – mit Witz, Charme und einer gehörigen Portion Lebenserfahrung.
beTHRILLED – mörderisch gute Unterhaltung!


Autoreninfo von der Verlagsseite:

Christian Homma ist promovierter Physiker, Innovationsmanager und Coach und schreibt seit seiner Kindheit Kurzgeschichten. Er liebt es, Musik zu machen und zu hören, er fotografiert und reist gerne.

Elisabeth Frank ist promovierte Neurobiologin und Bioinformatikerin. Nach fünfjähriger Forschungstätigkeit in Australien arbeitet sie an Medizinsoftware in München. Sie reist viel, macht gerne Musik und engagiert sich in Frauennetzwerken für Diversität.
Erster Satz:

Rüdiger war zu spät.
Meinung:

Ich liebe Krimis und seit einiger Zeit auch Cozy Crime. Als ich die Leseprobe von “Die V.I.E.R.” gelesen habe, hat mich diese, mittlerweile in den fünfzigern, an die Jugendbuchreihe TKKG erinnert. Die habe ich als Kind sehr gemocht und fast jeden Band davon gelesen. So war ich begeistert von der Idee und war sehr gespannt wie Christian Homma und Elisabeth Frank, die Story umgesetzt hat.

Die vier Freunde Gero (Valerius). Ines, Ella und Rüdiger haben es dieses Mal mit einem Madonnenraub zu tun. Mit dieser Madonna hatten sie es schon mal in ihren allerersten Fall als Teenager zu tun und wie damals führt er sie wieder nach Irland. Nicht alle haben an die Teenagerzeit gute Erinnerungen, vor allem Rüdiger und Gero macht es schwer zu schaffen. Dies aber aus unterschiedlichen Gründen, die später im Krimi gut beleuchtet und erklärt werden. Jedenfalls geht es für die vier wieder nach Irland, um dieses Mal nicht nur den Raub der Madonna, sondern auch um den Erhalt der Destillerie von Aeryn, ihrer irischen Freundin zu kämpfen. Einiges mysteriöses geschieht in der Brennerei und die vier müssen, all ihr Können aufbieten, um den Fall zu lösen.

Für mich war es das erste Zusammentreffen mit den V.I.E.R. Zunächst hatte ich so meine Schwierigkeiten mit den Charakteren, was leider der Nachteil ist, wenn man mit einer Fortsetzung anfängt und die ersten beiden Fälle nicht kennt. Aber schon nach kurzer Zeit bin ich damit klargekommen und habe einen spannenden Krimi mit vier eigenwilligen, nicht immer ganz logisch denkenden Charakteren, die ich nach dem Fall ins Herz geschlossen habe. Gerade Gero hat mich mit seinen Alleingängen so einige Nerven gekostet. Aber gerade so einen schwierigen Charakter macht eine gute Handlung aus.

Der Fall an sich, der in Prinzip drei geteilt ist, ist sehr spannend. Einmal der Madonnenraub, dann die Probleme der Destillerie und der Tod von Patrick begleiteten mich durch den gesamten Band. Erst nach und nach verknüpfen sich die einzelnen Fäden und der Krimi, der erst wie ein harmloser Cozy Crime daher kommt, entpuppt sich zum Ende hin zu einem spannenden Krimi, mit einem richtigen Showdown.

Christian Homma und Elisabeth Frank ist es nicht nur gelungen Charaktere zu entwickeln, die viele Facetten haben und einen immer wieder überraschen, sondern sie haben auch einen sehr guten Krimi geschrieben, der einen dazu bringt, das Buch in einem Rutsch durchlesen zu wollen. Wenn ich nicht am anderen Morgen wieder früh rausgemusst hätte, wäre mir das auch gelungen. Ein leicht und locker geschriebenes Buch, mit einer bildhaften Sprache, sodass ich mir die Delfine auf dem Kornfeld, die Destillerie und auch die Burgen und Schlösser Irlands gut vorstellen konnte. Es hat sich angefühlt, wie direkt mit dabei zu sein. Und allzu oft hätte ich die V.I.E.R. gerne gewarnt, wenn es brenzlig wurde.

Neben den Hauptcharakteren ist es den beiden Autoren auch gelungen sehr gut differenzierte Nebencharaktere zu schaffen, bei denen man auch nie wusste, sind sie nun gut oder böse. Daher blieb die auch Handlung bis zum Schluss spannend und ich konnte wunderbar mit rätseln, wer nun was mit welchem Teil des Falls zu tun hatte.

Gerade das Ende fand ich sehr gelungen und ich musste da auch etwas schmunzeln.
Fazit

Ein spannender Fall der V.I.E.R., der den Leser nach Irland führt und einen an die Krimis der Jugend, TKKG, Fünf Freunde oder Drei Fragezeichen, erinnert. “Nie zu alt für Irish Coffee” ist spannend und unterhaltsam.

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