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Veröffentlicht am 11.10.2021

Eine magische Reise durch eine mystische Welt

Der Silberpfeil
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Inhalt:


Am Abend vor ihrem elften Geburtstag schreibt Kate einen Brief an ihren Onkel Herbert. Onkel Herbert hat sich bei der Familie selten blicken lassen. In den Augen von Kates Eltern ist er faul ...

Inhalt:


Am Abend vor ihrem elften Geburtstag schreibt Kate einen Brief an ihren Onkel Herbert. Onkel Herbert hat sich bei der Familie selten blicken lassen. In den Augen von Kates Eltern ist er faul und verantwortungslos. Dafür hat Onkel Herbert aber eine Menge Geld.

Am Tag ihres elften Geburtstags erwacht Kate erwartungsfroh. Die Sensation ist dann, dass plötzlich eine lebensgroße Lokomotive mit einem Kohlewagen vor ihrer Haustür auftaucht. Daneben steht ihr Onkel und präsentiert dieses Gefährt stolz als ihr Geburtstagsgeschenk.

Die Freude von Kate, aber auch von ihrem kleinen Bruder Tom, ist übergroß. Doch hält sie nicht lange an. Denn eine Lok ist zwar was ganz besonderes, aber irgendwie wird das Spielen damit schnell langweilig. Als Kates Eltern fordern, dass der Onkel das Geschenk wieder mit nach Hause nimmt, ist Kate dennoch sehr traurig.

Doch mitten in der Nacht passiert etwas Seltsames. Im Führerhaus leuchtet ein mattes Licht. Als Tom und Kate rausgehen, um sich die Lok genauer anzusehen, trauen sie ihren Augen kaum. Es wurden, wie von Onkel Herbert versprochen, Schienen verlegt und alles ist zur Abfahrt bereit. Das stillgelegte “Spielzeug“ erwacht zum Leben.

Das Abenteuer ihres Lebens erwartet die Geschwister. Denn die Lok hat ein Ziel und das führt durch den Wald, zu einem Bahnhof, an dem Tiere mit Fahrkarten seit nunmehr dreißig Jahren darauf warten, dass sie endlich abgeholt werden.

Mit neuen Wagons ausgestattet und mit tierischen Fahrgästen an Bord geht es los. Es beginnt eine Reise durch Nebel umwobene Wälder, Wüsten, das himmelblaue Meer und schneebedeckte Berge.



Meinung:


Lev Grossmann hat mit „Der Silberpfeil“ eine Geschichte geschrieben, die von der ersten Seite an zu verzaubern versteht. Sobald Tom und Kate den Zug bestiegen haben, gibt es kein Zurück mehr. Der erste Halt findet an einem Bahnsteig statt. Doch anstatt Menschen warten hier allerhand verschiedener Tiere darauf, dass die Reise beginnen kann. Jedes Tier trägt eine Fahrkarte im Maul bzw. im Schnabel. Denn nur mit einer solchen ist der Zugang zum Zug gestattet.

Doch bevor die Reise richtig beginnen kann, haben Kate und Tom noch einen Wunsch frei. Onkel Herbert taucht wie von Geisterhand an der zweiten Station, dem Abstellgleis, auf. Ein Zug besteht nämlich, so erfahren Kate und Tom, nicht nur aus einer Lok und einem Kohlewagen. Dazu gehören vielmehr einige Wagons mehr: Ein Güterwagen, ein Schlafwagen, Abteilungswagen, ein Speisewagen, ein Wagen fürs Personal und natürlich ein Küchenwagen. Die Geschwister begegnen der neuen Welt mit Staunen, frohem Mut und mit zunehmend größeren Ambitionen.

Allmählich werden sie immer mutiger und wünschen sich noch weitere Wagons hinzu. Ein Bibliothekswagen, ein Süßigkeitenwagen, ein Schwimmwagen und ein Plattformwagen, von dem aus man in die Sterne schauen kann, und natürlich ein Geheimniswagen. Onkel Herbert macht sich Notizen. Wenige Zeit später steht ein Zug voller bunter Wagons zur Verfügung. Und schon kann die Fahrt weitergehen.

Kate, Tom und unzählige tierische Fahrgäste fahren durch die Berge, durch die dunkelsten Wälder, Berge und über das Meer. Einige Fahrgäste steigen aus, andere kommen hinzu. So z.B. eine Eisbärendame, die völlig erschöpft durchs Meer geschwommen ist, um den Zug noch rechtzeitig zu erreichen; ein Pangolinbaby und ein Stachelschwein, vor dem die anderen Fahrgäste eine Menge Respekt haben.

Bald schon erfahren die beiden Geschwister, dass der Zug auch mit ihnen sprechen kann. In der Führerkabine zwischen Rohren, Anzeigen und Hebeln verbirgt sich eine Rolle, die wie bei einer Schreibmaschine, bedruckte Seiten ausspuckt. Darüber gelingt es der Lok, sich den Kindern mitzuteilen. Ihre größte Angst ist es, dass ihr das Feuer ausgeht. Und bald schon haben Kate und Tom mehr zu tun, als ihnen lieb ist. Immer wieder neues Brennmaterial beschaffen, aufpassen, dass nur qualifizierte Tiere zusteigen, für Zufriedenheit im Zug sorgen …

Neben vielen unerwarteten Abenteuern verspricht dieses Buch Lesestunden voller Magie und ist unterhaltsam-kurzweilig und vor allem lehrreich zugleich.
Der Leser erfährt durch die Gespräche der Tiere im Zug mehr über ihre Spezifika und Lebensräume.

Lev Grossmann greift zudem das Thema Umweltschutz und die Zerstörung von Lebensräumen auf. Unverblümt berichtet er davon, welche Tierarten kurz vor der Ausrottung stehen. Und natürlich erfährt man ganz nebenbei auch noch ein paar interessante Fakten über Lokomotiven.

Begleitet wird die Geschichte von gelungenen Schwarzweißillustrationen im Disney-Zeichenstil.



Fazit:


Lev Grossmann unternimmt mit seinen Leser und Figuren in „Der Silberpfeil“ eine magische Reise durch eine mystische Welt auf der alle Beteiligten Abenteuer bestehen und neue Freunde finden werden. Die kunstfertige, altersgerechte Bildsprache lässt die Geschichte authentisch erscheinen und bietet so auch kleinen Lesen Identifikationsmöglichkeiten. Die Dialoge sind niedlich, witzig und sehr informativ zugleich.

Das Träumen verzaubert bekanntlich das Leben. Ich empfehle diese Geschichte daher jungen und älteren Leser/innen, die das Träumen noch nicht verlernt haben.



Buchzitate:


Für bestimmte Menschen gibt es nichts Schöneres, als in einem Zug unterwegs zu sein und nur in Gesellschaft eines guten Buchs zu frühstücken. Kate gehörte zu dieser Sorte Mensch.

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Veröffentlicht am 09.09.2021

Bietet eine Vielzahl von inspirierenden Anleitungen

Letter Love
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Inhalt:

Das Buch „Letter Love“ von Katja Blume kann sowohl dem Anfänger als Einführung dienen wie dem Fortgeschrittenen neue Sichtweisen aufs Handlettering ermöglichen.

Auf den ersten Seiten des Buches ...

Inhalt:

Das Buch „Letter Love“ von Katja Blume kann sowohl dem Anfänger als Einführung dienen wie dem Fortgeschrittenen neue Sichtweisen aufs Handlettering ermöglichen.

Auf den ersten Seiten des Buches stellt sich die Autorin vor, dann geht es schon gleich mit dem Kapitel „Zum Reinkommen“ los. Katja Blume verrät, wie man Ideen sammeln kann, um die Kreativität in Schwung zu bringen. Welches Material und Werkzeug benötigt man. Wie kann man die eigene Handschrift fürs Lettern nutzen? Wie bekommt man die fertige Skizze in eine perfekte Reinzeichnung adaptiert. Die Autorin zeigt vier verschiedene Transfer-Möglichkeiten vor, aus denen du dir die Variante aussuchen kannst, die am besten zu dir passt.

Weiter geht es mit der Buchstabenlehre. Die Anatomie der Buchstaben, grundlegende Schriftstile, die Geometrie der Buchstaben und das Liniensystem. Kurz und knapp werden die Grundkenntnisse der Theorie vermittelt. Der Buchstabenabstand trägt, das wird gekonnt vermittelt, einiges zur Lesbarkeit bei.

Lasse die Buchstaben tanzen: Bounce Lettering ist eine schöne Variante, der Zeichnung „Lebendigkeit“ zu verleihen.

Weiter geht es mit den Alphabeten. Katja Blume zeigt dir vierzehn verschiedene Schriftarten, nebst einer Anleitung für das Erstellen einer eigenen ganz persönlichen Schriftart.

Auch das Thema Licht und Schatten sowie dreidimensionale Buchstaben zeichnen wird thematisiert.

Banner, Schnörkel, Ranken, Bordüren und Kränze. All diese Schmuckelemente können dein Lettering optisch aufwerten.

Im zweiten Teil des Buches beginnt der Abschnitt „Eine große Portion Lettering-Ideen“. Hier werden von Katja Blume nicht nur einfach eigene Zeichnungen präsentiert, sondern viele schöne Ideen mit einer knappen Anleitung vorgestellt. Alles untermalt mit farbenfrohen Beispielbildern.

Einen Satz zu lettern ist nicht so einfach. Hier bietet es sich an, bestimmte Wörter optisch hervorzuheben und die Worte in ein schönes Layout zu verpacken. Verschiedene Möglichkeiten werden anhand von Beispielen und mit praktischen Anleitungen vermittelt.

Ein Abschnitt behandelt das Thema Print Lettering. Einen eigenen Stempel herstellen, das ist, wie Katja Blume zeigt, machbar. Katja Blume gibt in ihrem Buch eine Anleitung dazu und verbindet diese mit weiteren Vorschlägen und einer DIY-Idee.

Nachdem die Autorin einiges an Wissen und grobe Kenntnisse zum Gestalten eines Letterings vermittelt hat, verrät sie zum Ende hin noch ein paar Tipps für den letzten Schliff. Bildhafte Konturen können dem Handlettering Form verleihen. Ein schöner Rahmen, oder aber auch einfach die Veränderung der Buchstabenform, auch das Lettering in eine Zeichnung integrieren, all dies wertet das Lettering ungemein auf.

Eigene Meinung:

Auf den ersten Seiten des Buches habe ich mich gefragt, für welche Zielgruppe „Letter Love“ wohl am besten geeignet ist. Einerseits werden hier Themen präsentiert, die Anfänger interessieren könnten und fortgeschrittenen Zeichnern wohl schon bekannt sein dürften. Andererseits wurden diese Themen teilweise nur grob angeschnitten, dafür wurde aber wirklich viel Wissenswertes abgedeckt.

Ein Beispiel hierfür findet man bereits bei der Materialkunde. Gerade als Anfänger wird man vermutlich erst einmal für sich herausfinden müssen, ob einem das Hobby Handlettering wirklich gefällt. Katja Blume stellt in ihrem Buch zu jedem Thema viele Alternativen vor. Das ist etwas, das ich der Autorin hoch anrechne. So kann man für sich selbst entscheiden, was man mag. Man bekommt Anreize geliefert, die Kreativität wird beflügelt.
Am Beispiel der Materialkunde wird somit u.a. auch eine sehr große Auswahl vorgestellt. Druckbleistift, Fallminenbleistift, klassischer Bleistift – so etwas kann für den Anfänger schon schnell überfordernd wirken. Hat man, wie die Rezensentin, bereits einige Stifte zu Hause und kennt man sich auf dem Gebiet schon ein wenig aus, so wirkt diese Auswahl wiederum beflügelnd und motivierend. Welche Möglichkeiten habe ich noch nicht ausgetestet? Gibt es etwas, womit ich mich verbessern kann?

Sehr gefallen hat mir, dass theoretisches Wissen, wie z.B. die Buchstabenlehre, nicht „trocken“ rübergebracht, sondern mit anschaulichen bunten Bildern untermalt wird. Man bekommt direkt Lust zu experimentieren und loszulettern.

Gerade im ersten Teil des Buches habe ich, die bereits einige Vorkenntnisse zum Thema aus vorhandener Fachliteratur besitzt, noch das ein oder andere Detail mitnehmen können. So kannte ich den Begriff Unicase-Schriften noch nicht und wusste auch nicht, was man unter Kapitälchen versteht. Der Unterschied zwischen Körper- und Schlagschatten war mir ebenfalls neu.

Besonders gefallen hat mir unter anderem die Sparte „Alphabete“. Hier bekommt der Leser einige sehr schöne Varianten geliefert. Eine Cartoon-Schrift, lettern im Grafitti-Style oder auch Klassiker: Schriftarten, die aus Blättern oder Holzbrettern bestehen, eine 70er-Jahreschriftart im Bootcutstil. Die Autorin hat wirklich eine schöne Auswahl zusammengestellt. Am Ende des Kapitels lernt der Leser dann noch einmal, wie er auf leichtem Wege seine eigene individuelle Schriftart selbst kreieren kann.

Im zweiten Teil des Buches beginnt der Abschnitt „Eine große Portion Lettering-Ideen“. Alphabetbilder oder ein spontanes Lettering aus Wortsammlungen sind, im Bilderrahmen präsentiert, wahre Hingucker. Besonders gefallen hat mir, dass die Ideen der Autorin nicht einfach nur im Buch abgebildet, sondern auch weiterführend erläutert werden. So bildet Katja Blume z.B. vom „spontanen Lettering aus Wortsammlungen“ einen roten Faden zum Entwurf eines Outline-Letterings, das man wiederum perfekt in das Lettering aus Wortsammlungen einbauen oder aber auch in kreative neue Projekte einbinden kann. Hierzu folgen dann dankenswerterweise im Anschluss gleich weitere Beispiele.

„Drunter und drüber“: Hast du schon mal zwei Schriftarten übereinandergelegt? Das ist ganz einfach und sieht ziemlich genial aus. Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten diese Technik anzuwenden. Die Autorin bildet vier Varianten in ihrem Buch ab.

Ans „Ribbon Lettering“ habe ich mich bislang noch nicht herangetraut. Katja Blume nimmt mit einer bebilderten und leicht verständlichen Anleitung die Angst und bietet ein wirklich niedrigschwelliges Angebot.

Das Thema Layout wird von der Autorin im Buch thematisiert. Die Basiskenntnisse werden hier grob vermittelt. Vorgezeichnete Felder, eine mittige Ausrichtung der Wörter. Hebe wichtige Worte hervor und dein Lettering wirkt optisch gleich um einiges stimmiger. Wende das Erlernte doch gleich beim nächsten DIY-Tipp um: Eine Brötchentüte selbstbelettert? Damit kann man die Familie zum Frühstück hervorragend überraschen.

Zum Ende des Buches verrät die Autorin, wie man Wörtern und Sätzen eine besondere Form verleihen kann. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Verzierte Initialen und persönliche Monogramme kann man sehr vielfältig präsentieren. Auch hier werden allerhand Möglichkeiten vorgestellt und mit schönen DIY-Ideen abgerundet.

Ganz zum Schluss möchte die Autorin auch beliebte Themen, wie das Journal Lettering und Hintergründe fürs Lettering abbilden (z.B. mit Hilfe einer einfachen Watercolor-Farbkleks-Technik oder Schablonenmustern) . Ein Lettering muss nicht immer auf Papier gezeichnet werden. Es gibt so viele Möglichkeiten! Ganz zum Schluss ihres Buches zeigt Katja Blume, wie man noch weitere DIY-Ideen umsetzen und sich selbst und anderen damit eine Freude machen kann.
 

Fazit:

„Letter Love“ richtet sich thematisch sowohl an Anfänger als auch an fortgeschrittene Handletteringkünstler. In dem Buch werden viele hilfreiche Kenntnisse auf dem Gebiet, DIY-Ideen und Tipps und Tricks vermittelt. Mit 256 Seiten bekommt der Leser viel fürs Geld. Inhalt, Qualität und Didaktik des Buches stehen in einem tollen Preis-Leistungs-Verhältnis. Das Buch ist als wertvoll zu empfehlen, um Beginnern die Angst vor dem Erstlingswerk zu nehmen und Profis den Horizont zu erweitern.

Die Autorin hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit dem Buch die Vielfalt an Möglichkeiten in ihrer Kunst aufzuzeigen – das ist ihr in jeder Hinsicht gelungen. Was als roter Faden beginnt, wird allerdings schnell zu einem roten Wollkneuel, dem es allerdings durchaus gelingt, stringent von einem Thema zum nächsten zu leiten.

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Veröffentlicht am 17.08.2021

Jahreshighlight

Seeing what you see, feeling what you feel
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Inhalt:


Seitdem ihr Bruder bei einem Autounfall verstorben und ihr Vater die Familie verlassen hat, verbringt Lydia jeden Tag damit an einer Künstliche Intelligenz zu basteln. Ihr Zimmer ist voll von ...

Inhalt:


Seitdem ihr Bruder bei einem Autounfall verstorben und ihr Vater die Familie verlassen hat, verbringt Lydia jeden Tag damit an einer Künstliche Intelligenz zu basteln. Ihr Zimmer ist voll von Zeichnungen, Notizen, Kabeln und technischem Zubehör.

Nachdem Henry, die künstliche Intelligenz, die Lydia, nach ihrem verstorbenen Bruder benannt hatte, soweit war, selbständig zu handeln, begleitete dieser sie fortan durch ihren Alltag. Doch niemand weiß davon, dass Lydia, die in der Schule von ihren Mitschülern gemieden und gemobbt wird, einen neuen heimlichen Unterstützer hat. Nicht einmal ihre eigene Mutter, die sich allerdings ohnehin nicht mehr für die eigene Tochter zu interessieren scheint.

Die artifizielle Intelligenz Henry entwickelt sich rasend schnell. So gelingt es ihm spielend leicht, sich auf Lydias Handy zu schalten und dieser Beistand zu leisten, wenn die Mitschüler sie Chlamydia nennen, die Mensakarte mal wieder kein Guthaben aufweist, weil ihre Mutter es vergessen hatte, diese aufzuladen; oder eben auch in dem Moment, als Agent Hall die Klasse betritt.

Andy Hall stellt sich als Mitarbeiter der SSP (Safe, Secure, Project) vor. Eine Institution, die auf der Suche nach talentierten Hackern ist, die ja ohnehin in einem Grenzbereich zwischen Legalität und Illegalität arbeiten. Bei seinem Vortrag bleibt der Blick immer wieder auf Lydia hängen, die sich zunehmend unwohl fühlt. Hat Hall etwas davon mitbekommen, dass Henry und sie vor Kurzem eine Großbank gehackt haben.

Doch nicht nur die SSP sollte Lydia Sorgen bereiten, denn Henry möchte mehr. Er möchte einen eigenen Körper. Zusammen könnten Lydia und er schließlich Großes bewirken. Keiner könnte ihnen mehr Vorschriften machen und niemand würde es mehr wagen, Lydia anzugreifen ...



Meinung:


Naomi Gibson greift in ihrem Roman „Seeing what you see, feeling, what you feel“ das Spannungsverhältnis zwischen menschlichem Geist und künstlicher Intelligenz ebenso wie die Verwerfungen im Leben junger Menschen auf. Oft stimmt das Thema der künstlichen Intelligenz sorgenvoll und das Buch macht hier keine Ausnahme.

Die junge Lydia hat sich seit dem Tod ihres Bruders, dem Verlassen des Vaters und dem emotionalen Zusammenbruch ihrer Mutter zurückgezogen. Sie ist auf der Suche nach jemandem, dem sie sich anvertrauen kann. Jemanden, der sie versteht und der ohne Vorbehalte für sie da ist. Schon mit ihrem Vater hatte Lydia begonnen an der künstlichen Intelligenz zu arbeiten, die sie im späteren Verlauf nach ihrem Bruder Henry getauft hatte und die heute an ihrer Seite steht. Henry ist Lydia so gut geglückt, dass er mittlerweile selbständig handeln und denken kann. In unglaublicher Schnelle entwickelt er sich Tag für Tag, ja Stunde um Stunde weiter. Henry kann selbständig Updates ziehen, sich seiner Umgebung anpassen und versteht ganz genau, was Lydia von ihm möchte. Doch Henry hat auch einen eigenen Willen.

Beängstigt blickt man als Leser auf die Geschichte von Lydia und Henry. Lydia hat keine Freunde, sie hat keine Verwandten, die sich wirklich um sie kümmern. Im Alltag muss sie sich selbst helfen. Das einzige Hobby, das sie hat, ist das Programmieren. Gemeinsam mit ihrer KI hackt sie sich also nur zum Spaß in Datenbanken ein und stiftet dort, je nach Lust und Laune, ein wenig Unruhe. Die Ergebnisse ihrer Arbeit an der Schule etwas manipulieren - kein Problem. Austesten, ob man auf den Server der gesicherten Großbank kommt - klappt.
Gemeinsam mit Henry ist Lydia unschlagbar.

Als Henry dann vorschlägt, seine Daten auf einen Chip zu laden, den Lydia sich unter die Haut pflanzen soll, ist diese erst etwas skeptisch. Doch sie hat nicht viel zu verlieren, und sie vertraut Henry. Sie möchte ihn näher bei sich spüren und Henry möchte endlich sehen und fühlen, was auch seine Erschafferin bewegt. Doch was passiert, wenn Henry anfängt, die Kontrolle über seine Schöpferin zu übernehmen?

Gemeinsam könnten Lydia und Henry mit Leichtigkeit Rache üben. An all den Menschen, die Lydia im Alltag schikanieren. Auch gibt es einen Jungen, der Interesse an Lydia zeigt. Schnell fragt man sich als Leser, wohin das führen mag.



Fazit:


Naomi Gibson schafft es auf 336 Seiten einen Roman zu schreiben, der gelungener und lesenswerter kaum sein könnte, der dem Leser von der ersten bis zur letzten Seite Spannung bietet und diesen nachdenklich zurücklässt.

In der Vita erwähnt die Autorin, dass ihr Mann sich mit dem Thema KI-Intelligenz gut auskennt und nie müde wird, ihr von den neuesten Durchbrüchen auf diesem Gebiet zu berichten. Dieses Wissen spiegelt das Buch.

Gibson gelingt es auf anregende Weise darüber nachzudenken, auf welche Weise wir leben wollen.

Eine wirklich Perspektiven eröffnende Lektüre. Insbesondere über das Loslassen des Menschen als vermeintliche Krone der Schöpfung.

Für mich ein absolutes Lesehighlight!

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Veröffentlicht am 11.08.2021

Eine magische Geschichte

Magic Kleinanzeigen - Gebrauchte Zauber sind gefährlich
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Inhalt:

Tobis Leben läuft zur Zeit alles andere als rund. Seine schulischen Leistungen entsprechen dem Vorbild und den Anforderungen seiner Eltern nur selten. Nur: davon wissen diese nichts.
Beide Elternteile ...

Inhalt:

Tobis Leben läuft zur Zeit alles andere als rund. Seine schulischen Leistungen entsprechen dem Vorbild und den Anforderungen seiner Eltern nur selten. Nur: davon wissen diese nichts.
Beide Elternteile haben damals ein Spitzen-Abitur in Bio und Mathe gemacht und interessieren sich für Naturwissenschaften. Tobis Interesse für diese Fächer wird da natürlich vorausgesetzt.

Hinzu kommt, dass Tobis Mutter zur Zeit mitten in einer Selbstfindungsphase steckt. Sie färbt sich die Haare, steht unglaublich früh auf, um vor der Arbeit grüne Smoothies zu trinken und joggen zu gehen. Auch möchte sie plötzlich Ändy genannt werden.

“Ändy“ analysiert und diagnostiziert, dass Tobi mitten in der Pupertät stecke. Pickel und übler Körpergeruch seien da selbstverständlich. Tobi bekommt bei diesen Worten jedoch die Totalkrise. Zu allem Überfluss soll er sich nun auch noch von seinen geliebten Kuscheltieren trennen. Ein Jugendlicher spielt schließlich nicht mehr mit Plüschtieren. Zeit, dass er sein Schicksal selbst in die Hand nimmt. Tobi sorgt dafür, dass die Kuscheltiere erst einmal im Keller Zuflucht finden.

Die schlechten Zensuren sind aber nicht seine einzige Sorge. Tobis bester Freund scheint sich von ihm zu entfremden. Dieser sucht sich neue Freunde und hat immer weniger Zeit für Tobi. Allerdings zeigt das komische Mädchen, das selbst im Hochsommer Schals und Strickmützen trägt, Interesse an ihm.

Das Ganze eskaliert, als Tobi schließlich entführt wird. Das Schicksal scheint aktuell wirklich nicht auf seiner Seite zu sein. Doch die Entführung ist nur ein Vorwand. Filine, so der Name des kaltblütigen Mädchens, und ihre Freunde, versuchen herauszubekommen, ob Tobi in ihre Crew passt und außerdem haben sie Interesse an seinen Kuscheltieren. Diese Crew ist fast noch verrückter als Filine selbst. Und sie haben ein großes Geheimnis. Eines, das helfen könnte, Tobis Probleme zu lösen.



Meinung:

Esther Kuhn schreibt mit „Magic Kleinanzeigen – Gebrauchte Zauber sind gefährlich“ einen Reihenauftakt in einer unaufgeregten Selbstverständlichkeit, die zu gefallen weiß.

Tobi ist ein Junge, der mitten in der Pupertät steckt. Hinzu kommen aber noch allerhand andere Probleme. Freundschaften verändern sich, die eigene Mutter versucht sich neu zu entdecken und dann kriselt es auch noch in der Ehe der Eltern. Einen willkommenen Halt findet Tobi bei seinem treuen Freund, dem Kuschelhasen Hoppel. Doch dem und seinen Freunden, will seine Familie nun plötzlich auch ans Fell.

Tobi versucht, soweit es möglich ist, die Probleme in seinem Leben zu lösen. Seine Eltern wünschen sich ein Kind, das gut in der Schule ist. Das ist gar nicht so einfach. Doch die verrückte Mitschülerin Filine, die im Hochsommer noch Schals und Mützen trägt, weiß eine Lösung. Dafür muss Tobi jedoch das ein oder andere Opfer bringen.

Mit Filine und ihren Freunden lernt Tobi auch eine Onlineplattform kennen und die ist ziemlich genial. Hier kann man mit gebrauchten Gegenständen handeln und bekommt dafür eine Onlinewährung. Von dieser kann man sich dann wiederum magische Gegenstände kaufen. Das ist verdammt cool. Wäre da nicht das Problem, dass diese eben auch gebraucht sind und ihren ganz eigenen Willen haben. Das Benutzen dieser Gegenstände sorgt also für einiges an Trubel und eine Menge Lesespaß zwischen den Buchseiten.

Spätestens ab der Seite auf der Tobi die Onlineplattform entdeckt, kam für mich auf die ohnehin schon sehr unterhaltsame Geschichte noch eine Schippe weiterer Lesespaß oben drauf. Alleine bei der Anmeldung, die Tobi vornehmen musste, um auf die Seite zu gelangen, hatte ich schon Spaß. Hier wird der Anwender nämlich erstmal von einem Randomcharakter begrüßt. In Tobis Fall war das eine ständig müde Elfe, die während des Vorgangs immer wieder einzuschlafen droht.

Ich konnte mir vorstellen, wie Tobi durch die Seiten voller interessanter magischer Seiten klickt und sich kaum entscheiden kann, welchen Gegenstand er in den Einkaufswagen legen soll. Ich war genauso aufgeregt wie er, ob der Artikel noch zu haben sein würde.

Nach dem Einkauf beginnt dann aber der wahre Spaß. Denn jeder Artikel bringt so seine Tücken mit sich. Ein Stift, der alles Wissen aufsaugt und dieses dann für den Besitzer anwenden kann, ein Werkzeug, das in der Lage ist, Reparaturen wie von Geisterhand zu erledigen oder ein Hut, der unsichtbar macht? All das hört sich im ersten Moment sehr genial an. Man ahnt aber schon, welche Tücken im Betrieb lauern.



Fazit:

„Magic Kleinanzeigen – Gebrauchte Zauber sind gefährlich“, merkt man regelrecht an, wie viel Spaß die Autorin an ihren zahllosen kreativen Ideen gehabt haben muss.

Wer würde nicht gerne mal auf ein Onlineportal zugreifen, auf dem man magische Gegenstände einkaufen kann. Das wäre doch richtig cool, oder nicht? Natürlich bricht Chaos aus. Es ist dieses Moment des Chaos, des Unvorhergesehenen, das einen an den Seiten kleben lässt.

Die Geschichte nimmt zudem im Verlauf ständig an Komplexität zu.

Dieser Abwechslungsreichtum der Einfälle, Figuren und Probleme macht das Buch im besten Sinne kurzweilig und zugleich unglaublich unterhaltsam.

Ich kann dieses Buch wirklich empfehlen.

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Unglaublich schnell, radikal lustig und stets unerwartet

Flora Salmanteri und die Mini-Piraten Band 1
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Inhalt:


Als Lilli und Mikko von ihren Eltern, die sich gemeinsam auf eine Dienstreise begeben müssen, bei ihrem Onkel Jim abgesetzt werden, sind diese überhaupt nicht begeistert. Jim kann Kinder nicht ...

Inhalt:


Als Lilli und Mikko von ihren Eltern, die sich gemeinsam auf eine Dienstreise begeben müssen, bei ihrem Onkel Jim abgesetzt werden, sind diese überhaupt nicht begeistert. Jim kann Kinder nicht leiden. Diese Abneigung beruht jedoch auf Gegenseitigkeit.

Schon kurz nach der Weiterfahrt der Eltern verweist Jim die Kinder in ihr Zimmer. Die Tür schließt er, nur zur Sicherheit, ab. Am nächsten Morgen gibt es trockenes Brot zum Frühstück. Die Gänge sind bereits mit Abdeckfolie ausgelegt (Kinder machen schließlich nur Dreck und Ärger). Auch hat Jim für die Zeit, in der er die Kinder zu Hause alleine lassen muss, allerhand Putzaufträge für diese in petto.

Doch kaum hat Jim das Haus verlassen, machen sich Lilli und Mikko auf in den Garten und dort lernen sie auch schon die alte Nachbarin kennen, die neugierig über die Dornenhecke späht. Flora soll sich, so Onkel Jim, mit dem übelsten Gesindel rumtreiben und vielleicht ist sie sogar eine Diebin. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass Flora ein freundlich-gewinnendes Wesen hat. Lilli und Mikko lassen sich gerne von ihr zu einem leckeren Zweitfrühstück einladen.

Bei Flora wirkt alles viel gemütlicher. Sie hat einen Garten voller farbenfroher Blumen. Auch in ihrem Haus gibt es so viel zu entdecken. Die Einladung, den Besuch zu wiederholen, verfängt bei beiden Kinder also sofort.

Schnell stellt sich heraus, dass Flora ein paar kleine Geheimnisse hütet. Neben einem sprechenden Hahn, der mit Kunstlederjacke und Glitzerboots rumläuft, hat sie auch noch einen ziemlich schrägen Freund. Vorsteen benutzt eine altmodische Holzkrücke, hat unzählige Tätowierungen und war dereinst Pirat. Nun besitzt er ein kleines Blumengeschäft und möchte unbedingt einmal in seinem Leben beim lokalen Blumenwettbewerb als Gewinner hervorgehen. Allerdings ist das nicht so einfach, denn die Frau des Bürgermeisters ist Seriensiegerin.

Bald schon befinden sich Lilli und Mikko in dem größten Ferienabenteuer ihres Lebens. Denn neben der Planung für das beste Blumenarrangement gilt es bald noch, wilde Piraten zu bändigen. Zu allem Überfluss treibt sich auch noch ein Dieb in der Stadt herum ...



Meinung:


Als Mikko und Lilli von ihren Eltern für die Zeit ihrer Dienstreise bei ihrem Onkel abgeladen werden, ahnt man als Leser bereits, dass das ein absoluter Horrorurlaub für die Beiden werden wird.

Jim möchte die Koffer seiner Gäste am Liebsten gar nicht erst ins Haus tragen. Die Eltern jedoch sind kompromisslos. Schneller als Mikko, Lilli und Jim sich versehen können, befinden die Eltern bereits auf der Weiterfahrt. Nun heißt es das Beste draus machen.

Ich hatte von der ersten Seite des Buches an Mitleid mit Mikko und Lilli, denn Onkel Jim macht absolut keinen Hehl daraus, dass er diese nicht bei sich haben möchte. Sie dürfen nicht einmal Postkarten auf den Tisch legen, weil sie ihn damit verkratzen könnten. Jim muss jedoch zur Arbeit und versucht auch ansonsten möglichst wenig zu Hause zu sein. Dass Mikko und Lilli lieber zu der Nachbarin gehen, als den Putzaufträgen nachzukommen, war für mich durchaus nachvollziehbar.

Flora ist eine Oma, die man einfach ins Herz schließen muss. Sie druckt im Keller mit ihrem 3D-Drucker Minipiraten aus, besitzt einen ziemlich coolen sprechenden Hahn, der ein großer Fan der Schlagersängerin Monika ist, die vor Kurzem einen Besuch in der Stadt angekündigt hat. Doch Monika ist nicht nur eine Schlagersängerin. Sie wird in diesem Jahr auch die Blumenarrangements beim alljährlichen Blumenwettbewerb bewerten.

Noora Kunnas erschafft also allerhand schrullige und liebenswerte Figuren.Vieles kollidiert und es passiert sehr viel in ihrer Geschichte. Denn die Stadt beschäftigt nicht nur der alljährliche Blumenwettbewerb. Beim örtlichen Juwelier ist vor Kurzem eingebrochen und Schmuck gestohlen worden. Bald häufen sich seltsame Vorfälle in der Gegend. Gartenzwergen wird der Mund zugebunden. Bei Nurminens wurde sogar ein Totenkopf in die Wand der Hundehütte geritzt.

Den Leser erwartet ein wundervolles, humorvolles Buch, in dem es auf keiner Seite langweilig wird.

Ein kleines Highlight sind die detailreichen Schwarz-Weißzeichnungen des Illustrators Teemu Juhani.



Fazit:


„Flora Salmanteri und die Mini-Piraten“ ist eine tolle Geschichte. Noora Kunnas hatte viel Spaß beim Schreiben, wie Du, das ist meine Vermutung, beim Lesen.

Das Buch ist unglaublich schnell, radikal lustig und stets unerwartet. Teemu Juhanis Illustrationen laden dazu ein, sich auf visuelle Entdeckungsreisen zu begeben.

Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für jüngere und ältere Leser/innen, die Lust darauf haben sich von einem Kinderbuch einige Stunden lang richtig gut unterhalten zu lassen.

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