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Veröffentlicht am 10.09.2021

Das Grandhotel an der Alster

Das Grandhotel an der Alster
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Handlung
Hamburg 2019
Die Überraschung ist groß, als der Besitzer des Hotel Jacoby stirbt und dieses nicht seinen Kindern, sondern einem Fremden aus Schottland vermacht. Ryan Maclane übt einen Beruf fern ...

Handlung
Hamburg 2019
Die Überraschung ist groß, als der Besitzer des Hotel Jacoby stirbt und dieses nicht seinen Kindern, sondern einem Fremden aus Schottland vermacht. Ryan Maclane übt einen Beruf fern dieser Branche aus, daher ist er sehr froh, dass Emily Magnussen ihm tatkräftig zur Seite steht. Zusammen halten sie nicht nur das Hotel am Laufen, sondern gehen auch der Frage nach, weshalb gerade Ryan das Hotel geerbt hat...

Hamburg, Ende der 1950er Jahre
Seit einigen Jahren führt Lina Jacoby das Hotel ihrer verstorbenen Eltern allein. Sie hat es erfolgreich durch die Kriegsjahre gebracht und möchte den Status aufrechterhalten und dem Hotel zu neuem Glanz verhelfen. Im Grunde ist Lina sowohl privat, als auch beruflich glücklich. Bis eine Hebamme ein Geheimnis aufdeckt, welches jahrelang verschwiegen wurde und einen neuen Blick auf die Vergangenheit und einige Menschen bietet.

Meinung
Ich finde das Cover hübsch und nett, allerdings emfinde ich es nicht perfekt. Viele Punkte gefallen mir wirklich gut, allen voran die untere Hälfte mit dem sehr hübschen Haus, dem kleinen See und der landschaftlichen Gestaltung. Diese Szenerie ist traumhaft und stellt für mich den Blickfang des Buches dar. Auch die Schrift in der Mitte, die die zwei Hälften voneinander trennt, finde ich sehr hübsch und stilvoll, zudem mag ich die gewählten Farben gern. Mit was ich nicht ganz glücklich bin ist die Dame, die die obere Hälfte bestimmt. Ich finde es nicht gut, dass sie dem Betrachter ihr Profil zeigt, mir hätte es besser gefallen, wenn sie komplett von hinten abgebildet worden wäre. Das ist mein einziger Kritikpunkt, ansonsten mag ich das Cover gern!

Erstmals habe ich im Februar diesen Jahres ein Buch von Susanne Rubin gelesen. Und bis auf wenige kleine Mängel meinerseits hat mir das Lesen viel Freude bereitet. Ich konnte mich dabei hervorragend entspannen und ich mochte es, wie leicht die Geschichte war und sie bildete daher für mich eine sehr angenehme Lektüre. Daher wanderte ihr neuer Roman schnurstracks auf meine Wunschliste, als ich ihn in der Verlagsvorschau entdeckt hatte. Als ich dann beim Bloggerportal die Bestätigung gesehen habe, war ich sehr glücklich darüber und möchte daher ein großes Dankeschön an die Seite, sowie den Verlag aussprechen!

Ich kann mich spontan gar nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal einen Roman gelesen habe, der auf zwei zeitlichen Ebenen spielt. Früher habe ich diese Art von Büchern viel häufiger gelesen, mittlerweile ist es eher seltener geworden. Daher ist es für mich eine schöne Abwechslung gewesen, in diesen Roman abzutauchen, mich in die neue Situation hineinzufinden und zu spekulieren, inwiefern die Ereignisse in der Gegenwart und der Vergangenheit zusammenhängen.
Die beiden Erzählstränge lassen sich nicht nur anhand der Personen deutlich voneinander unterschieden. Vor dem Beginn vieler Kapitel gibt es eine genauere Information darüber, in welchem Monat und Jahr die folgenden Ereignisse stattfinden. Dadurch wird gewährleistet, dass man gut schauen kann, wie viel Zeit seit dem Beginn der Geschichte vergangen ist, wie alt die Figuren mittlerweile ungefähr sind und welche historischen Geschehnisse die Handlung beeinflussen könnten. Zudem wird noch der Handlungsort genannt, was ein nettes Extra-Detail ist. Zwar findet der Großteil der Handlung in Hamburg statt und nur sehr wenige Seiten spielen außerhalb der Stadt, aber so ist die Angabe von Ort und Zeit komplett und ich mag beides sehr!

Ich habe mich schnell und problemlos auf die Geschichte einlassen können und hatte keine Schwierigkeiten damit, Figuren zuzuordnen oder mich in der Story zurechtzufinden. Trotzdem gestaltete sich der Start für mich nicht als perfekt und komplett einnehmend. Mir fehlte beim Strang in der Gegenwart die Stimmung und auch ein wenig die Spannung. Das hat sich glücklicherweise später gegeben und irgendwann habe ich fröhlich weitergelesen und dabei spekuliert,wie die zwei Erzählstränge wohl zusammenpassen könnten.
Von der ersten Seite an hat mir die Sprache sehr gut gefallen. Sie ist recht einfach gehalten, lässt sich hervorragend lesen, sie gibt die allgemeine Situation gut wieder und vor allem die Beschreibungen des Settings sind sehr gelungen. Diese konnte ich mir auf Anhieb vorstellen und ich mag es sehr, wenn man zusammen mit den Protagonisten durch das Grandhotel streift und die einzelnen Räume kennenlernt. Das hat wirklich viel Spaß gemacht, zumal ich mir die Örtlichkeiten gut vorstellen konnte und es sich oft so anfühlte, als würde ich mit die Szenen mit eigenen Augen miterleben.

Ich finde, vor allem mit der Spannung rund um das Geheimnis der Erbschaft kann der Roman punkten. Lange Zeit konnte ich mir nicht so recht vorstellen, wie die Familien Jacoby und Maclane verbunden sein könnten und weshalb Ryan zu dieser Erbschaft kam. Ich finde, dass die tatsächlichen Hintergründe gut versteckt sind, lange Zeit tappt man als Leser im Dunklen, es gibt einige mysteriöse Hinweise, die im Nachhinein viel Sinn machen und einen Hinweis auf die Auflösung geben. Auf jeden Fall wurde ich davon überrascht, wie sich die Geschichte auflöst und wie die Erzählstränge zusammenfinden. Eine sehr gelungene Idee, die bis zum Ende spannend bleibt, was der Geschichte natürlich sehr gut tut!

Sowohl die Kapitel in der Gegenwart, als auch die in der Vergangenheit sind interessant gestaltet und haben ihre eigenen Reize. Allerdings muss ich trotzdem sagen, dass mir die Ereignisse in der Vergangenheit einen Hauch besser gefallen haben. Das liegt vor allem an der Stimmung, aber auch den Beschreibungen zum Hotelbetrieb. Diese beiden Punkte sind sehr gelungen, sie sind spannend und abwechslungsreich und das fehlt mir in der Gegenwart. Dort ist jeder Abschnitt entweder dazu gedacht, dass man Ryan und Emily besser kennenlernt, oder, dass man sie dabei beobachtet, wie sie dem Geheimnis rund um die Erbschaft auf die Spur kommen. Das ist an sich auch interessant, aber ich finde, dass die Handlung ein bisschen oberflächlicher und nicht so tiefgreifend beschrieben wird. Deshalb fand ich vor allem Ryan, aber auch Emily zwar sympathisch und freundlich, aber sie hinterlassen keinen tieferen Eindruck bei mir.
Ich finde es sehr interessant, wie man in den Kapiteln mit der Handlung in der Vergangenheit etwas vom Hotelbetrieb erfährt und kleine Einblicke dazu bekommt. Diese sind zwar klein gehalten, allerdings bekommt man einen leichten Eindruck dessen und man merkt, wie hart Lina für den Erhalt arbeitet. Das kommt in der Gegenwart zu kurz, hier wird die Leitung eines Hotels für meinen Geschmack als zu locker und einfach dargestellt und ich hätte daher gern mehr darüber gelesen, wie Emily den neuen Besitzer einarbeitet.

Das Setting empfinde ich durchweg als sehr ansprechend und wunderbar beschrieben. Ich konnte mir jeden Ort vorstellen und besonders interessant ist es, wie dieser teilweise mit Stimmungen verbunden ist. Man merkte deutlich anhand der Anwesenheit von einigen Figuren, wie dies auf die Aura des Ortes wirkt und was man plötzlich für einen anderen Eindruck von dem Raum hat. Das war faszinierend und es trägt viel dazu bei, dass ich die Darstellung des Settings als so gelungen empfinde.

Auf beiden zeitlichen Ebenen treten viele Personen auf. Trotzdem konnte ich mir jede Person auf Anhieb merken und ich hatte daher keine Probleme mit der Wiedererkennung. Sie haben alle entweder eine starke Beschreibung erhalten oder sie verströmen eine gewisse Stimmung, sodass es mir möglich war, jeden Protagonisten direkt wieder in den korrekten Zusammenhang zu bringen.
Insgesamt bin ich mit der Zeichnung der Figuren zufrieden, sie wirkten in ihrem Auftreten und Handeln sehr natürlich und viele waren mir auf Anhieb sympathisch. Ich mag es sehr, wie bodenständig die Protagonisten sind und wie nach und nach Eigenheiten aufgedeckt werden, die jede Person einzigartig macht. Das trägt stark dazu bei, dass sie eigenwillig und stark auftreten.
Oft werden von einigen Figuren die Gedanken und Gefühle in die Geschichte hineingebracht, sodass man stets gut nachvollziehen kann, wie eine Person sich gerade fühlt und was sie beschäftigt. So bekommt man noch einige Hintergrundinformationen und es trägt zu einem lebendigen Auftreten bei!

Fazit
Mit einer recht lockeren Erwartungshaltung habe ich das Buch begonnen. Zwei Ansprüche hatte ich an die Geschichte: Ich wollte gern spannende Handlung und ich habe mir gewünscht, dass der Roman wieder eine so leichte und entspannende Stimmung auf mich hat. Dies wurde nur teilweise eingehalten, die Handlung hat mir hervorragend gefallen, allerdings finde ich, dass diesem Buch mehr Ernsthaftigkeit zugrunde liegt, was seinen eigenen Reiz bildet. Daher finde ich den Roman als nicht ganz so entspannend, aber trotzdem sehr lesenswert. Letztendlich kann das Buch mit vielen positiven Aspekten punkten, sodass ich ein gutes Fazit ziehe, den Roman weiterempfehlen kann und ich freue mich schon auf weitere Werke der Autorin!

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Veröffentlicht am 29.08.2021

Vor Frauen wird gewarnt

Vor Frauen wird gewarnt
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Handlung
Vicki Baum. Eine fortschrittliche Frau ihrer Zeit. Sie gilt als emanzipiert und talentiert. Sie schafft es anhand von wenigen Worten, die Leser in ihren Bann zu ziehen. Ihr Roman „Menschen im ...

Handlung
Vicki Baum. Eine fortschrittliche Frau ihrer Zeit. Sie gilt als emanzipiert und talentiert. Sie schafft es anhand von wenigen Worten, die Leser in ihren Bann zu ziehen. Ihr Roman „Menschen im Hotel“ war ein Bestseller und ist noch heute ein weltbekanntes Werk. Mit ihrem Können schaffte es die Autorin, der Unterhaltungsliteratur eine neue Bedeutung zu geben. Vicki Baum gilt als Karrierefrau, sie wird von den Leserinnen verehrt und dafür bewundert, wie sie die Familie und ihren Beruf unter einen Hut bekommt. Doch wie tickte diese bekannte Dame eigentlich?

Meinung
Das Cover empfinde ich als absolutes Highlight. Nicht nur aufgrund der goldenen Details, sondern auch wegen der gesamten Szenerie. Es passt einfach alles zusammen und ich bin verzaubert von dem Anblick!
Im Hintergrund befindet sich eine Stadtszene in schwarz-weiß. Man sieht nicht nur die Straße mit den umliegenden Gebäuden, sondern auch einige Autos und Menschen, die die Gegend bevölkern. Am Rand befindet sich eine Dame, die dem Aussehen nach ein Stück weit an Vicki Baum erinnert. Sie ist in der Mode der 20er Jahren abgebildet und auch ihre Frisur und das Make-Up erinnern an diese Zeit. Dazu gibt es vor allem im oberen Drittel allerlei goldene Akzente, die das Gesamtbild einzigartig und besonders machen. Zudem bringt diese Farbe viel Eleganz und Klasse mit, sodass letztendlich ein rundes und stimmiges Cover entsteht.

Von Vicki Baum habe ich leider noch kein Buch gelesen, allerdings ist mir die Theatervariante von Menschen im Hotel ein wenig bekannt, dieses Stück habe ich mal hinter den Kulissen miterlebt. Und obwohl ich damals von dem Inhalt nur wenig mitbekommen habe, steht der Roman seitdem auf meiner Wunschliste.
Als ich nun in der Verlagsvorschau das neue Werk von Heidi Rehn entdeckt habe, war mein Interesse sofort geweckt. Nicht nur das wunderschöne Cover hat meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, sondern auch der Titel klingt vielversprechend. Die Inhaltsangabe hat ebenfalls verlockend geklungen und daher musste das Buch einfach auf meine Wunschliste und ich hatte richtig Lust darauf, es zu lesen. Natürlich war es daher eine riesengroße Freude für mich, den Roman als Rezensionsexemplar vom Verlag zu erhalten, wofür ich mich nochmals herzlich bedanken möchte!

Ganz so leicht fiel mir der Start in die Geschichte leider nicht. Ich musste mich nicht nur an die Schreibweise und die neue Situation gewöhnen, sondern es brauchte auch ein bisschen, bis ich mich auf die Handlung einlassen konnte. Daher habe ich recht lange gebraucht, ehe ich mit dem Lesen so richtig vorangekommen bin, als dann einmal der Knoten geplatzt war, lief es immer besser und ich konnte der Geschichte irgendwann problemlos folgen.
Ich empfinde die Sprache als überraschend anspruchsvoll. Vor allem anhand von Wortgefechten, die Vicki sich immer wieder mit verschiedenen Personen liefert, wird die Schreibweise qualitativ angehoben. Ich fand diese Szenen sehr spannend, sie liefern starke Botschaften, bei denen ich besonders Vicki häufig zustimmen musste. Ich finde es einfach famos, wie sie manche Dinge äußert und sich dadurch ihren Rang in der Gesellschaft und in der Ullsteinschen Hierarchie erarbeitet hat.
Aufgrund der einzigartigen Ausdrucksweise, die allgemein im Roman vorherrschend ist, lässt sich das Buch zwar gut lesen, jedoch bin ich mit dem Lesen nicht so schnell vorangekommen, wie ich es ursprünglich gedacht hatte. Immer wieder habe ich kleine Pausen gemacht. Entweder um über das Gelesene nachzudenken oder um mir manche Aspekte nochmals genauer vorzustellen. Das ergibt letztendlich ein schönes Gesamtbild und allein dadurch werde ich das Buch lange in Erinnerung behalten.

Ich hätte mir gewünscht, dass es vor den Kapiteln eine kleine Anmerkung zu der Handlungszeit gibt. Mir hätte es schon ausgereicht, wenn es eine Monatsangabe gegeben hätte. Einfach um zu schauen, wo sich die Geschichte gerade befindet, wie lange Vicki Baum mittlerweile in Berlin lebt und bei Ullstein tätig ist und um eine historische Einordnung vornehmen zu können. Häufig lässt sich nur anhand der Jahreszeit ableiten, wie lange die Dame nun schon in Berlin lebt, ansonsten fällt mir das schwer. Mir hätte es daher gut gefallen, wenn man zur zeitlichen Einordnung eine kleine Hilfestellung erhält.

Ich finde, dass vor allem in jenen Szenen, wo Vicki der Führungsriege von Ullstein gegenübersitzt, viele Stimmungen ins Spiel kommen. Diese Abschnitte gehören auch zu jenen, die ich mir am besten vorstellen kann und ich finde, dass sie besonders gut gelungen sind. Ich kann häufig richtig gut nachvollziehen, wie sich die Autorin gerade fühlt und ihre Gedankengänge währenddessen sind sehr authentisch und lebhaft niedergeschrieben. Dies zusammen mit der Stimmung ergibt ein unglaubliches Bild, welches ich gern mag.
Ansonsten finde ich, dass Emotionen recht rar gesät sind. Sowohl solche, die von den Protagonisten ausgehen, als auch solche, die die Stimmung der Stadt einfangen. Ich habe abgesehen von genannten Szenen nie wirklich den Eindruck gehabt, dass ich mit Vicki mitfühle. Vielleicht liegt das auch daran, dass sie für meinen Geschmack zu wenige Emotionen zeigt und in dieser Hinsicht nicht viel Abwechslung zeigt...

Die Geschichte wird aus der Sicht eines auktorialen Erzähler beschrieben. Dieser folgt durchweg Vicki und man kann als Leser gut erkennen, wie die Dame getickt hat, welche Interessen sie besitzt und wie ihr Tagesablauf aussieht. Ganz besonders gut hat es mir gefallen, dass man dabei auch allerhand über ihre Gedanken mitbekommt. Teilweise sind dies die einzigen Stellen, wo man merkt, dass Vicki zwar ihre Fassade einer taffen Frau aufrechterhält, es in ihrem Inneren allerdings ganz anders aussieht. Daher bin ich wirklich froh darüber, dass die Gedanken in so einer hohen Anzahl eingefügt wurden und man Vicki dadurch besser verstehen kann.

Vor allem anhand der Figur von Vicki Baum, sowie ihren Freunden und ihrer Familie werden historische Hintergründe in den Roman eingebunden. Man lernt, welchen Weg sie bisher gegangen ist und wie ihre Karriere gefördert wurde. Man kann schauen, wie ihre Bücher beim Publikum angekommen sind und welche Werbemaßnahmen Ullstein für die Romane genutzt hat. Dadurch, aber auch anhand einiger kleiner Details wie der Mode wird ein lebendiges Bild der Zeit gemalt, welches vielseitig ist und den Leser gut informiert. Ich finde es vor allem sehr interessant, wie viele im Buch geschilderte Situationen tatsächlich so geschehen sein könnten und finde, dass hinter dem Roman eine feine und ausführliche Recherchearbeit steckt.

Beim Setting steht Berlin eindeutig im Vordergrund. Das ist der Haupthandlungsort und man lernt verschiedene Ecken der Stadt gut kennen. Jeder Ort wurde gut und ausführlich beschrieben, sodass man sich ein solides Bild von fast jedem Setting machen konnte.
Besonders angetan hat es mir die kleine Wohnung von Vicki Baum, ich konnte mir diese unheimlich gut und bildreich vorstellen und ich habe es sehr gemocht, wie Vicki, aber auch ihre Familie und die Freunde das Zuhause mit Leben gefüllt haben. Leider hat mir die Darstellung des Verlagshauses von Ullstein nicht so gut gefallen. Allein deswegen, weil ich die Dimensionen nicht richtig herausarbeiten konnte und das gesamte Gebäude allgemein eine recht kühle Aura mit sich brachte.

Ich finde die Anzahl der Figuren tatsächlich als recht überschaubar und gut zu merken. Viele Personen tauchen wiederholt auf, sie haben gute Wiedererkennungszeichen und wurden mit lebhaften Worten umschrieben. Mir sind alle auf Anhieb im Gedächtnis geblieben und ich mag es, wie man viele Figuren mit fortschreitender Handlung immer besser kennenlernt. Dabei werden verschiedene Charaktere in die Geschichte eingefügt, sodass eine hohe Vielfalt vorhanden ist, die ein authentisches Abbild der Gesellschaft darstellt.
Bei der Darstellung von Vicki Baum hätte ich mir lediglich gewünscht, dass sie noch mehr Facetten von sich zeigt, auch mal ihre wütenden oder traurigen Momente offen zeigt und sich nicht immer hinter ihrer Maske versteckt. Sie tritt durchweg als taffe und selbstsichere Frau auf, anhand ihrer Gedanken erkennt man allerdings, dass es teilweise ganz anders in ihrem Inneren aussieht. Und daher hätte es mir gut gefallen, wenn sie die Emotionen auch mal offener zulässt und sie nicht immer verbirgt.

Fazit
Ich muss ehrlich sagen, dass ich mit hohen Erwartungen in den Roman gestartet bin. Ich weiß selbst nicht wieso. Vielleicht weil ich das Cover so schön finde und ich daher unbedingt wollte, dass die Handlung ebenso gelungen ist. Vielleicht aber auch, weil mir das Buch gefühlt überall begegnet ist und ich viel Werbung dafür gesehen habe. Daher war ich unglaublich gespannt auf die Handlung, die mir im Gesamten betrachtet auch wirklich gut gefallen hat. Ich hatte vergnügliche und interessante Stunden mit dem Buch. An zahlreichen Stellen konnte ich manche Zitate so unterschreiben und ich finde es stark, was teilweise für Botschaften vermittelt werden.
Allerdings fehlt bei mir noch was, um das Buch zu einem Highlight werden zu lassen. Ich denke, dass mehrere offen gezeigte Emotionen, allen voran von Vicki Baum, vielleicht der mir fehlende Punkt sein könnten. Nichtsdestotrotz wurde mein Interesse an der Autorin und ihren Werken geweckt und ich finde, dass der Roman einen guten und spannenden Eindruck ihrer Person hinterlässt.

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Veröffentlicht am 02.08.2021

Der Kaffeegarten - Die Farbe des Meeres

Der Kaffeegarten. Die Farbe des Meeres
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Handlung
Sylt 1921
Nach einigen kritischen Jahren können Elin und Matei wieder aufatmen. Der Kaffeegarten ist allseits beliebt und die Schwestern freuen sich über regen Andrang und viele zufriedene Gäste. ...

Handlung
Sylt 1921
Nach einigen kritischen Jahren können Elin und Matei wieder aufatmen. Der Kaffeegarten ist allseits beliebt und die Schwestern freuen sich über regen Andrang und viele zufriedene Gäste. Allerdings merkt Matei mit der Zeit, dass der Kaffeegarten sie nicht richtig glücklich macht. Sie wendet sich wieder mehr der Malerei zu, die viel Anklang findet, weshalb der Künstler Hannes von Bransbeck den Kontakt zu einem Galeristen aus Hamburg vermittelt. Er lässt Matei von einer großen Karriere träumen und schließlich entscheidet sich die junge Frau, mit Hannes nach Hamburg zu gehen. Allerdings hat Elin einige Bedenken bezüglich des Mannes und die Schwestern trennen sich im Streit. Können sie auch ohne die Unterstützung der jeweils anderen glücklich werden?

Meinung
Mir gefällt das Cover gut. Es ist nicht nur hübsch, sondern auch stimmungsvoll gestaltet und ich finde, dass es die Aufmerksamkeit definitiv auf sich zieht. Zudem gibt es kleine Ähnlichkeiten zum Cover des zweiten Bandes gibt, weshalb die Reihe durchaus einen Wiedererkennungswert besitzt.
Abgebildet sind zwei Damen, die sehr vertraut miteinander wirken und wahrscheinlich Matei und Elin darstellen sollen. Sie gehen einen kleinen Weg entlang und scheinen in ein Gespräch vertieft zu sein. Links von ihnen befindet sich das Meer, sowie der Strand und ich liebe es sehr, wie die Farbe des Wassers langsam in den Himmel übergeht. Das sieht sehr stimmungsvoll und traumhaft schön aus!
Auch diesmal zeigt sich wieder an einigen Stellen, wie durchdacht das Bild ist. Die Farben der Kleidungsstücke der zwei Frauen spiegelt sich im Titel wieder, wodurch ein runder Gesamteindruck entsteht. Insgesamt mag ich das Cover wirklich gern, es ist sehr hübsch und zieht durch die Freundlichkeit und Wärme, die es ausstrahlt, definitiv die Blicke auf sich.

Von Anke Petersen habe ich bereits einige Werke gelesen, die ich durchweg alle gern mochte. Sie ist für mich mittlerweile zu einer Autorin geworden, bei der ich mich auf jedes neue Werk freue und von der ich weiß, dass sie mich sehr wahrscheinlich nicht enttäuschen wird. So war es auch beim ersten Band der Kaffeegarten-Reihe. Diesen habe ich im April diesen Jahres gelesen und sehr geliebt. Für meinen Geschmack gestaltete sich die Handlung als rund und perfekt, weshalb Band zwei direkt auf meine Wunschliste wanderte. Und ich war richtig froh darüber, dass der Erscheinungstermin nicht weit in der Ferne lag, sodass mir die Geschichte noch gut in Erinnerung geblieben ist. Es war mir eine große Freude, das Werk als Rezensionsexemplar vom Droemer Knaur Verlag zu erhalten, wofür ich mich auch an dieser Stelle nochmals herzlich bedanken möchte!

Auch diesmal findet wieder vor dem Beginn neuer Kapitel eine zeitliche, aber auch räumliche Einordnung statt. Von zeitlichen Angaben bin ich eh immer ein großer Fan, so erhält die Geschichte einen Rahmen und man kann stets genau bestimmen, wie viele Jahre seit dem Beginn der Handlung vergangen und wie alt die Personen mittlerweile sind, wie sie sich in all den Jahren weiterentwickelt haben und welche historischen Ereignisse auf die Figuren warten könnten. Und weil insgesamt gut zwei Jahre im Verlauf der Geschichte vergehen, war diese Info wirklich nützlich und passend um den Überblick nicht zu verlieren. So war es mir möglich, die Ereignisse stets in einen passenden Zusammenhang zu bringen und man kann gut nachverfolgen, was in den Jahren bei den Personen auf privater und beruflicher Ebene geschehen ist.
Diesmal war es auch äußerst hilfreich, dass der Handlungsort genannt wurde. Denn zahlreiche Kapitel spielen überraschenderweise in Hamburg und so hat man auf einen Blick die Info, ob die folgenden Kapitel auf Sylt oder in Hamburg stattfinden. Zwar lassen sich die zwei Orte anhand ihrer Beschreibungen, aber auch der Stimmung die dort herrscht, gut auseinanderhalten, trotzdem fand ich es gut, dass auch der Handlungsort erwähnt wurde.

Da es noch nicht sehr lange hier ist, seitdem ich Band eins gelesen habe, gab es meinerseits kaum Schwierigkeiten, um mich auf die Geschichte einzulassen. Viele Ereignisse sind mir im Gedächtnis geblieben und daher brauchte ich nur eine kleine Eingewöhnungszeit, um mich komplett auf die Handlung einzulassen. Zudem werden gezielt Stichworte genutzt, die im Zusammenhang mit dem ersten Teil stehen und anhand derer man eine kleine Hilfestellung erhält. Dadurch sind mir nochmal mehr Details eingefallen und bereits nach wenigen Seiten habe ich mich problemlos auf die Geschichte konzentrieren können.
Die ersten Seiten dienen vor allem dazu, um sich wieder mit Elin und Matei vertraut zu machen und um einen Einblick darauf zu erhaschen, was seit dem Ende des ersten Bandes geschehen ist. Es wird also die Ausgangssituation dargestellt, man erhält als Leser etwas Zeit, um sich daran zu gewöhnen und bereits hier wird ein ganz zauberhafter Einblick ins Setting mit dem Herrenhaus und der Landschaft der Insel Sylt gegeben!

Von der Sprache bin ich sehr angetan. Sie lässt sich flüssig und sehr gut lesen, sowohl die Personen, als auch das Setting werden tadellos beschrieben und ganz besonders gut haben mir die Einblicke in die Gedanken und Gefühle von Elin und Matei gefallen. Dadurch kann man sich von den Situationen einen umfassenden Eindruck verschaffen und es ist deutlich zu spüren, wie jedes Kapitel aufeinander aufbaut und der Geschichte ein roter Faden zugrunde liegt.
Vor allem vom Setting, teils auch von den Figuren konnte ich mir ein so solides Bild machen, dass ich mir sie gut vorstellen konnte. Wobei ich stets fand, dass die Handlung auf Sylt noch farbenfroher und verlockender dargestellt wurde als die Kapitel in Hamburg. Hier spielte für mich häufig der interessantere Part der Geschichte und ich finde es ein wenig schade, dass diesmal mit Hamburg noch ein zweiter Handlungsort gewählt wurde. Zwar wurde dieser sehr gut beschrieben und vor allem die Stimmung wurde hier ganz fantastisch eingefangen. Allerdings wird so der Kaffeegarten etwas hinten ansteht, er spielt mitsamt dem Herrenhaus zwar immer noch eine große Rolle, aber er taucht diesmal deutlich seltener auf als noch im ersten Band. Es gibt noch immer zahlreiche Kapitel, in denen der alltägliche Betrieb beschrieben wird, trotzdem habe ich häufig das Gefühl, nicht mehr so viel von den Abläufen mitzuerleben. Dafür steht diesmal Matei mit ihrer Suche nach sich selbst mehr im Vordergrund, was an sich auch sehr interessant war, trotzdem habe ich die besondere Stimmung, die im Kaffeegarten herrscht, ein wenig vermisst...
Oft empfand ich die Sprache als einfach und oft wurde ein wenig Umgangssprache genutzt. Dieser Eindruck entsteht auch dadurch, dass oft ein wenig nordischer Dialekt eingebunden wird. Anhand dessen erhält die Geschichte nicht nur Authentizität, sondern auch etwas lockeres und ungezwungenes. Man merkt deutlich, dass die Figuren nicht nur in ihrem Auftreten, sondern auch der Sprache sehr natürlich wirken, was ihre Darstellung stets sehr besonders macht!

Ich bin zwischenzeitlich nicht ganz so gut mit dem Lesen vorangekommen, wie ich es mir gewünscht habe. Das lag nicht nur an zu wenig Zeit, sondern irgendwann im Buch konnte mich die Geschichte plötzlich nicht mehr so fesseln, wie es am Anfang noch der Fall war. Ich hatte nicht so unbedingt das Bedürfnis verspürt weiterzulesen und es war auch von den Ereignissen her ein wenig die Luft raus. An solchen Stellen gab es teilweise zu wenig neuen Schwung und Input, der die Spannung oben hält. Glücklicherweise hielt dieses Tief nicht ewig an, irgendwann gestaltete sich die Handlung wieder spannender und mitreißender und gerade die letzte Hälfte des Buches habe ich mit viel Freude und Interesse gelesen.
Häufig mochte ich es sehr, wie die Geschichte ohne viel Drama und Theater auskommt. Viele Szenen haben einen ruhigen Unterton, der sehr angenehm ist und das Buch weitgehend zu einer entspannten Lektüre macht. Manchmal wurde vielleicht ein wenig zu viel davon eingebunden, größtenteils hat mir die Gelassenheit gefallen.

In einem sehr passenden Maß wurden historische Hintergründe in die Geschichte eingefügt. Sowohl der Aufschwung nach dem Krieg, als auch die Weltwirtschaftskrise werden anschaulich dargestellt und man erhält einen Eindruck dessen, was die Personen zur damaligen Zeit für Sorgen, Hoffnungen und Probleme hatten. Besonders gut hat es mir gefallen, wie diese Themen in die Handlung eingeflochten wurden. Sie tauchten nie zu häufig auf, passten zur jeweiligen Situation, wurden so beschrieben, dass man sie problemlos verstehen kann und daher überfordern sie den Leser nie. Ich konnte jegliche Informationen ganz einfach während des Lesens nachvollziehen und ich mag es, wie Fiktion und Realität zusammen einhergehen!

Wenn ich nur an das Setting denke, komme ich ins Schwärmen. Zu vielen Orten wurden Stimmungen hinzugefügt, die zusammen mit den Beschreibungen ein einzigartiges Bild ergeben. Ich konnte mir jeden Handlungsort farbenfroh und genau vorstellen und ich habe es sehr genossen, mir die Umschreibungen vorzustellen.
Diesmal gestaltet sich das Setting insofern sehr interessant, dass ein Teil der Handlung in Hamburg spielt. Auf diese Weise lernt man eine im Vergleich zum ruhigen Sylt eine vollkommen andere Welt kennen, die sich sowohl kulturell, als auch vom allgemeinen Lebensgefühl komplett anders gestaltet. Hier bemerkt man erst, wie groß manche Unterschiede sind und die Stimmungen beider Orte wurden sehr gut eingefangen.

Viele Figuren sind aus dem ersten Band bekannt, es kommt eine überschaubare Anzahl an neuen Figuren hinzu. Alle zeichnet eine besondere Darstellung aus, sie haben Macken und einzigartige Charakterzüge, die natürlich stets einen hohen Wiedererkennungswert bieten. Die Personen sind lebendig und natürlich beschrieben, sie gehen ihren Zielen nach und bleiben sich dabei stets treu. Ganz viele Figuren habe ich ins Herz geschlossen, sie haben einfach ein humorvolles und einnehmendes Wesen, welches sie sympathisch macht.
Zudem ist bei vielen Protagonisten eine tolle Entwicklung im Vergleich zum ersten Band zu sehen. Sie sind reifer geworden und denken über manche Dinge anders. Das mag ich sehr, gerade weil man zahlreiche Abschnitte ihrer Entwicklung gut beobachten und beurteilen kann.

Fazit
Zusammenfassend hatte ich auch mit diesem Roman sehr unterhaltsame, aber auch interessante und schöne Lesestunden. Ich hatte viel Freude am Lesen, ich finde die Protagonisten einfach herrlich, die Sprache konnte mich komplett überzeugen und vom Setting kann ich einfach nur schwärmen. Trotzdem finde ich, dass diese Fortsetzung zwar immer noch gut und empfehlenswert ist, jedoch nicht ganz an den Auftakt herankommt. Dafür hat mir stellenweise ein wenig Spannung gefehlt und ich finde es schade, dass der Kaffeegarten ein wenig in den Hintergrund rückt. Stattdessen werden zahlreiche Szenen nach Hamburg verlagert, was zwar auch seinen Reiz hat und wodurch man gut die Unterschiede zwischen Sylt und Hamburg sehen kann, allerdings ist Hamburg nicht so charmant wie der Kaffeegarten...
Trotzdem kann ich euch die Lektüre ans Herz legen. Sie eignet sich perfekt für entspannte Lesestunden und es ist äußerst interessant, in die Welt von Elin und Matei einzutauchen!

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Modehaus Haynbach - Schicksalhafte Jahre

Modehaus Haynbach – Schicksalhafte Jahre
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Handlung
München 1945
Zusammen mit ihren zwei Töchtern Viktoria und Mabelle kehrt Claire in die Villa Rabenfels zurück. Dieses hat den Krieg halbwegs überstanden, einige Räume der Villa sind noch bewohnbar. ...

Handlung
München 1945
Zusammen mit ihren zwei Töchtern Viktoria und Mabelle kehrt Claire in die Villa Rabenfels zurück. Dieses hat den Krieg halbwegs überstanden, einige Räume der Villa sind noch bewohnbar. Die Näherei jedoch wurde komplett zerstört und es ist unmöglich, so weiterzumachen wie vor dem Krieg. Viktoria tut ihr Bestes, um sich und ihre Familie zu versorgen und um das Haus winterfest zu machen. Und schließlich hat sie den Einfall, der den Beginn einer neuen Zeit darstellt. Sie beginnt, elegante und stilvolle Kleider zu entwerfen, die bei den Damen der Gesellschaft heiß begehrt sind.

Meinung
Das Cover ist wirklich hübsch anzusehen, mich begeistert es vor allem anhand des tiefen und intensiven Rottons, der gewählt wurde. Er bildet für mich den Hingucker, er lässt das Cover strahlen und wirkt durchaus auch stimmungsvoll.
Die Szenerie zeigt eine Dame, die vor einem großen Fenster steht und auf die Landschaft blickt. Vor ihr befindet sich eine Nähmaschine, an der Seite sind einige Stoffbahnen zu sehen. Hier wird eindeutig auf das Modehaus der Familie Haynbach Bezug genommen.
Die Dame ist in ein auffallend rotes Kleid gewandt, welches tatsächlich auch in der Geschichte eine große Rolle spielt. Ich mag es allgemein sehr, wie das Cover auf die Handlung abgestimmt wurde, für mich ergibt sich dadurch ein stimmiges und rundes Bild, welches ich gern mag!

Letztes Jahr im Dezember hatte ich den ersten Band der Reihe gelesen, den ich als gut, wenn auch nicht perfekt empfand. Ich habe in der Geschichte mehr Potenzial gesehen, weshalb ich unbedingt die Fortsetzung lesen wollte. Ich hatte die Hoffnung, dass mich der zweite Teil noch mehr überzeugen kann und außerdem hat mich das weitere Schicksal von Claire und ihrer Familie interessiert. Daher stand der Titel geraume Zeit auf meiner Wunschliste und es war mir eine große Freude, ihn vom Bastei Lübbe Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt zu bekommen, wofür ich mich herzlich bedanken möchte!

Ein Detail, welches ich bei Romanen immer sehr schätze, sind regelmäßige Angaben zu der Handlungszeit. Diese sind auch bei diesem Buch immer vor dem Beginn neuer Kapitel vorhanden. So behält man stets einen Überblick über den zeitlichen Rahmen der Geschichte und man kann gut schauen, über welchen Zeitraum sich die Handlung erstreckt. Zudem ist es so möglich, einen Ausblick auf mögliche kommende Ereignisse zu haben, die das Handeln und Leben der Figuren beeinflussen könnte.
Insgesamt erstreckt sich die Handlung auf gute fünf Jahre mit dem Beginn im Jahr 1945. Die Möglichkeit, sich in der Geschichte zeitlich zu verlieren wäre also sehr groß gewesen, durch die Nennung des Datums hat man stets einen guten Überblick. Ich bin wirklich froh, dass diese hilfreiche Detail eingebunden wurde!

Der Einstieg in die Geschichte ist mir nicht ganz so leicht gefallen, wie ich gedacht hatte. Mir sind doch einige Details aus dem ersten Band entfallen, weshalb ich ein paar Seiten brauchte, um die Personen wiederzuerkennen und mich in der Handlung zurechtzufinden. Zumal zwischen dem ersten und zweiten Teil einige Zeit übersprungen wird, in der sich die Figuren weiterentwickelt haben und älter geworden sind.
Teilweise hilft die Autorin dem Leser ein wenig auf die Sprünge, indem sie auf vergangene Ereignisse hinweist, teilweise sind mir während des Lesens auch einige Details und Geschehnisse von selbst wieder eingefallen. Und nach vielleicht 50 Seiten war es mir dann auch möglich, mich komplett auf die Geschichte einzulassen und daraufhin hatte ich viel Freude beim Lesen!

Die Geschichte beginnt stark und ich empfand sie von der ersten Seite an als sehr interessant und mitreißend. Im Grunde trägt der Beginn dazu bei, dass man direkt weiterlesen und sich in die Geschichte vertiefen möchte. Ich mochte sowohl die Personenzeichnung, als auch das Setting und die allgemeine Situation gestaltete sich als interessant und oft auch spannend. Schließlich lässt sich nur schwer sagen, wie die Handlung weitergehen wird und mit welchen Problemen und Sorgen die Figuren im Folgenden noch zu kämpfen haben werden.
Trotzdem ließ sich meiner Meinung nach irgendwann ein kleiner Abfall der Spannung spüren. Ich hatte zu diesem Moment zwar immer noch viel Interesse an der Geschichte, jedoch empfand ich sie nicht mehr als ganz so mitreißend, wie noch zu Beginn. Die Spannung hat definitiv nachgelassen, weshalb sich mein anfangs komplett positiver und begeisterter Eindruck ein klein wenig geändert hat.

Auf den ersten Seiten kann man gut schauen, wie die Situation für die Familie ist, man erhascht einen kleinen Eindruck davon, wie Claire mit ihren Töchtern den Krieg erlebt hat und was dieser für das Modehaus bedeutet. Nach und nach werden dazu noch weitere Informationen preis gegeben, jedoch hält sich dies auch ein wenig in Grenzen. Viel mehr wird darauf eingegangen, wie sich die Familie an die neue Situation nach Kriegsende gewöhnt, wie ihre Lebenssituation und wie das gesellschaftliche Zusammenleben derzeit aussieht.
Um diese Beschreibungen möglichst lebendig und natürlich an den Leser zu vermitteln, wird eine leichte und gut umschreibende Sprache genutzt. Anhand von ihr war es mir möglich, mir von der allgemeinen Situation ein solides Bild zu machen und ich bin mit dem Lesen flüssig vorangekommen. Ganz viele Szenen konnte ich mir bildhaft vorstellen, was dazu führt, dass ich die Handlung als lebendig und auch farbenreich empfand.

Im Roman werden unterschiedliche Erzählperspektiven gewählt. Vor allem die weiblichen Mitglieder der Familie Haynbach kommen zu Wort und schildern ihre Sicht der Dinge. Im besonderen Vordergrund steht Viktoria, die ältere Tochter von Claire und Helmut. Sie erhält den meisten Platz, um sich vorzustellen und um ihre Gedanken und Gefühle zu schildern, die anderen Figuren sind ihr etwas untergeordnet.
Ich finde, dass sich die Geschichte dadurch ganz wunderbar abwechslungsreich gestaltet. Immer wieder lernt man neue Perspektiven kennen, man erhält einen umfassenden Blick auf die Figuren, aber auch auf die allgemeine Situation und daher kann man sich ein rundes Bild von den Ereignissen machen. Ganz besonders gut gefällt es mir, wie viele Einblicke es in die Gedanken und Emotionen der Personen gibt. Dadurch werden sie lebendig und es ist besser möglich, ihre Handlungen und Aussagen nachzuvollziehen.
Trotzdem gab es ein-zwei Sachverhalte, die mir ein wenig zu fix abgehandelt wurden. Um nicht zu spoilern werde ich dazu nicht weiter in die Tiefe gehen und keine Beispiele nennen. Allerdings gibt es Punkte, bei denen ich mir gerne weitere Erklärungen gewünscht hätte. Ich kann diese Dinge zwar nachvollziehen und sie waren auch insofern gut, dass neuer Schwung in die Geschichte hineinkam, allerdings waren sie dann schnell vergessen und es wurde nicht weiter darüber geredet.

Vor allem anhand der Lebensweisen und den Einschränkungen, die mit dem Kriegsende, sowie der Inflation einhergehen, werden historische Details an den Leser vermittelt. Anhand derer kann man gut schauen, was die Menschen zu der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt hat und mit welchen Problemen sie sich herumgeschlagen hat. Und auch die Auswirkungen auf den Menschen, seine Psyche und sein Denken nach all den Ereignissen, die er erlebt hat, werden gut dargestellt.

Mir hat die Darstellung der Handlungsorte gut gefallen. Die Handlung konzentriert sich vor allem auf das Örtchen Rabenfels mit der Villa Rabenfels, dem Heim der Familie Haynbach. Hier lernt man einige Orte kennen, die ich an sich alle als tadellos umschrieben fand. Ich konnte mir zahlreiche Häuser, Räume und Gegenden ohne Probleme vorstellen und hatte vor allem von der Villa sehr lebendige Bilder vor Augen. Hier fand ich auch, dass mit dem Gebäude einige Stimmungen einhergehen, was ich als sehr angenehm empfand.
Lediglich mit der Verortung der Schauplätze hatte ich ein wenig Probleme. Ich konnte mir die Distanz zwischen ihnen nur schwer vorstellen, weil die Villa einerseits ziemlich nah an dem Dorf liegt, gleichzeitig wird aber auch immer von einem kleinen Fußmarsch dazwischen gesprochen. Das hat mich ein wenig verwirrt und ich konnte mir einfach nicht vorstellen, was für ein Abstand zwischen den Spielorten herrscht.

Die Protagonisten empfand ich als gut und meist auch sympathisch. Sie haben interessante Wesen erhalten, die sich im Verlauf entwickeln und natürlich dargestellt wurden. Ihnen wurden Charakterzüge verliehen, die einen guten Eindruck hinterlassen und ich mag es, wie vielfältig ihre Interessen sind. Dadurch entstehen abwechslungsreiche und spannende Charaktere, bei denen man nur selten einschätzen kann, was sie als nächstes tun werden und welche Entscheidungen sie treffen. So können sie immer mit überraschenden Handlungen aufwarten und es wird mit ihnen nie langweilig,
Besonders Viktoria mit ihrem Auftreten und ihrem starken Willen hat mich überzeugt. Ich finde es bewundernswert, wie sie die Zügel in die Hand genommen hat und sich um sämtliche Belange kümmert. Sie hat feste Pläne und Ziele und findet immer Wege, um diese zu verwirklichen. Dabei zeigt sie aber auch mal eine verletzliche und emotionale Seite, sodass Viktoria besonders lebendig wirkt. Sie stellt einen tollen Frauencharakter dar, den ich richtig gern mag!

Fazit
Meine Hoffnungen, dass mich dieser zweite Band noch mehr überzeugen kann, wurden erhört. Er hat mir besser gefallen als der Auftakt, vor allem empfand ich die Personen als angenehmer, sympathischer und lebendiger. Und auch die Handlung konnte mich überzeugen, ich habe das Buch gerne in die Hand genommen um weiterzulesen und ich bin mit der gesamten Geschichte zufrieden. Ab und an empfinde ich einige Punkte nicht ganz ausgereift, jedoch hat das meine Lesefreude nicht beeinflusst und ich freue mich bereits sehr auf den dritten Band und ich bin gespannt, was noch alles geschehen wird!

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Die wilden Hühner und das Leben

Die Wilden Hühner
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Handlung
Die wilden Hühner werden langsam erwachsen, sie verlieren das Interesse an Bandenstreichen und genießen lieber die Zeit miteinander. Schließlich beschäftigen sie privat allerhand Dinge. Sprotte ...

Handlung
Die wilden Hühner werden langsam erwachsen, sie verlieren das Interesse an Bandenstreichen und genießen lieber die Zeit miteinander. Schließlich beschäftigen sie privat allerhand Dinge. Sprotte ist noch nicht bereit für ihr erstes Mal, Frieda beendet ihre Fernbeziehung, Trude verliebt sich in einen sehr guten Freund, Wilma hat ihren großen Berufswunsch entdeckt und Melanie verheimlicht ihren Freundinnen etwas. Noch dazu steht eine Klassenfahrt bevor, die schließlich vieles im Leben der Mädchen ändern wird...

Meinung
Wow, ich bin schon beim finalen sechsten Band angekommen! Ich weiß noch, wie stolz ich auf diese Ausgabe war, weil sie mit Bildern aus dem Film ausgestattet ist. Und wie schon damals, als ich das Buch erstmals gelesen habe, saß ich auch diesmal wieder da und habe mir vorab die Bilder angeschaut. Ach, was da für Erinnerungen hochgekommen sind...
Das Lesen war wieder sehr angenehm, auch wenn deutlich zu spüren ist, dass diesmal eine andere Person das Buch geschrieben hat. Es wurde teils ein anderer Wortschatz sichtbar, zudem merkte man die Unterschiede auch im Satzbau und der Artikulation. Nichtsdestotrotz war die Sprache gut und flüssig lesbar, ich bin flott mit dem Lesen vorangekommen und anhand der Bilder, aber auch der Verfilmung, die mir gut bekannt ist, hatte ich von vielen Szenen einen sehr guten Eindruck.
Ein wenig hatte ich teilweise Probleme damit, mir die Dimension des Settings vorzustellen. Dieses erschien häufig unfassbar groß und gerade die Szenen, die in der Natur spielen lassen es nicht wirklich zu, den Handlungsraum genauer zu bestimmen.
Und auch mit den Figuren habe ich insofern gehadert, dass sie sich in Richtungen entwickeln, die ich nicht immer als gut und passend empfinde. Viele Charakterzüge, die sie in den ersten Bänden ausgezeichnet haben, sind plötzlich nicht mehr so vorhanden und teils scheint man vollkommen neue Menschen vor sich zu haben. Gerade bei Melanie und auch Fred ist mir dies besonders stark aufgefallen und ich finde es wirklich schade, dass ich manche Personen daher einfach nicht mehr richtig mochte und sie und ihre Handlungen und Aussagen stets ziemlich kritisch betrachtet habe.

Fazit
Es ist tatsächlich vollbracht. Ich habe innerhalb von knapp einem Monat die gesamten sechs Bände der Reihe gelesen und bin einerseits froh darüber, dass mein Vorhaben so gut geklappt hat, gleichzeitig ist es auch ein wenig schade, dass die wirklich schöne Saga nun ausgelesen ist. Mir hat dieser letzte Teil gut gefallen, auch wenn ich finde, dass es große inhaltliche Unterschiede zu den anderen fünf Bänden gibt. Mein größtes Kriterium ist, dass ich finde, dass die Figuren sich irgendwie in teils merkwürdige Richtungen entwickelt haben. Das passt nicht zu dem Bild, was ich von ihnen habe und manche Entscheidungen und Aussagen waren für mich nicht nachvollziehbar. Ansonsten ist es eine schöne Lektüre und ich bin schon gespannt, was es mit dem Script zu „Immer noch wilde Hühner“ auf sich hat... :)

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