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Veröffentlicht am 23.01.2022

In einem Wort: Lesenswert!

Eingefroren am Nordpol
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Weiter geht’s in meinem Sachbuch Leseplan. Nach all den Büchern mit feministischen Themen, hatte ich Lust mich mal in einem gänzlich anderen Thema zu belesen und als ich dann diesen Expeditionsbericht ...

Weiter geht’s in meinem Sachbuch Leseplan. Nach all den Büchern mit feministischen Themen, hatte ich Lust mich mal in einem gänzlich anderen Thema zu belesen und als ich dann diesen Expeditionsbericht entdeckte, war meine Neugierde sofort geweckt. An die Rückkehr der Polarstern erinnerte ich mich wage aus den Nachrichten, sonst wusste ich aber bis dato kaum etwas über die MOSAIC Expedition und beschloss, dass es höchste Zeit war, dies zu ändern.

Ein Jahr Arktis
Der Bericht gleicht mehr einem Tagebuch, denn eines richtigen Logbuchs, aber das ist auch gut so, denn wer will schon die ganzen nautischen Einträge wissen, die zu einem echten Logbuch gehören? Nein, es ist viel interessanter zu lesen, was Expeditionsleiter Markus Rex und sein Forschungsteam in den Weiten der Arktis erleben. So begeben wir uns an der Seite der Polarstern auf die Suche nach einer passenden Scholle (schon gleich schwieriger, als zuerst angenommen), bauen das Forschungscamp auf, treffen und verjagen Eisbären, erleben Stürme und Eisverschiebungen und erforschen das Klima der Welt.

Das Alles mitzuverfolgen macht vor allem deshalb Spaß, weil Markus Rex einen wirklich angenehmen Schreib- und Erzählstil hat. Er trifft genau die Balance zwischen Wissenschaft und Abenteuer. Auf der einen Seite erzählt er relativ ausführlich, was genau die Forscher da auf ihrer Scholle eigentlich tun, bleibt dabei aber immer für den Laien verständlich. Auf der anderen Seite lässt der Polarforscher auch sehr viel Zwischenmenschliches durchblicken. So erzählt er auch von der Belastung monatelang in absoluter Dunkelheit zu leben, aber auch von dem Zusammenhalt des Teams und wie die Forscher zusammen spielen, lachen und feiern. Diesen Einblick in das Alltagsleben der Expeditionsteilnehmer fand ich ebenso interessant wie die Forschungsarbeit.
Tatsächlich wurde die ganze Expedition so facettenreich beschrieben, dass ich eine unbändige Lust empfand, ebenfalls an solch einem internationalen Forschungsprojekt in der Arktis teilzunehmen und das, wo ich eigentlich der totale Sommermensch bin! Ich fürchte nur, wenn man in Zukunft nicht plant am nördlichsten Punkt der Erde ein Museum zu eröffnen, wird es für eine Museologin wie mich keinen Bedarf auf der Polarstern geben 😅.

Aktuell wie nie
Was mir weiterhin an dem Buch sehr gefallen hat, ist die Aktualität und damit meine ich nicht, dass die MOSAIC Expedition erst vor kurzem beendet wurde, sondern vor allem die Erkenntnisse, die schon jetzt daraus gewonnen wurden. Nirgendwo sonst erwärmt sich die Erde schneller, als in der Arktis, irgendwo sonst lässt sich der Klimawandel deutlicher mit bloßem Auge beobachten, dass macht Markus Rex deutlich und anschaulich klar. Dabei hat er es nicht nötig mahnend oder belehrend auf den/die Leser/in einzureden, nein, die schlichte Schilderung von dem, was das Team in der Arktis vorfand, reicht aus, dass einem das Herz schwer wird. Ob nun dann, wenn die Expedition schon kaum zu Beginn kaum eine Scholle findet, die dick genug für ihr Vorhaben ist, oder wenn ihnen im Sommer die Scholle schneller wegschmilzt, als das Team arbeiten kann. Diesem einzigartigen Lebensraum rennt in erschreckendem Tempo die Zeit davon und der einmalige Datensatz, den die Polarstern gesammelt hat, unterstreicht dies nochmal mit einem dicken Rotstrich. Die Wissenschaft hat geliefert, jetzt ist die Politik dran und es bleibt nur zu hoffen, dass die Warnrufe nicht ungehört verhallen. Doch nicht nur im Thema Klimawandel zeigt sich die Aktualität des Buches, auch von die Auswirkungen von Corona für die Expedition, erzählt uns der Polarforscher.

Informativ und toll anzuschauen
Als Letztes möchte ich noch auf die Ausstattung und Gestaltung des Buches eingehen und auch hier kann ich nur Worte des Lobes finden. Auf dem vorderen Vorsatzpapier finden wir eine Karte der Region mit der Route der Polarstern eingezeichnet. Die ist sehr hilfreich, wenn z.B. von den zwei großen Driftmöglichkeiten die Rede ist. Was mir als Leserin aber noch viel mehr beim Visualisieren des Geschildertem geholfen hat ist, was sich auf dem hinteren Vorsatzpapier befindet, nämlich ein (etwas schematisierte) Plan des Forschungscamps. Wenn Markus Rex von den diversen Forschungsstationen spricht (die vom Team liebevolle Namen, wie Ballon Town oder Ocean City bekamen), die zusammen fast eine ganze kleine Forschungsstadt bilden, hat es mir sehr geholfen ein ungefähres Bild vor Augen zu haben.
Aber auch sonst kann sich das Buch optisch sehen lassen. Das Papier ist dicker und farbintensiv, dadurch kommen die zahlreichen Farbfotos gut zur Geltung. Unter diesen Fotos befinden sich u.a. tolle Aufnahmen von Eisbären, faszinierende Fotos von “Eis Fata Morganas” und viele viele weitere Fotos, die das, was uns der Expeditionsleiter erzählt deutlich greifbarer machen.
Und last but not least ein letztes Lob für die zahlreichen Infoboxen im Buch, die manche Sachverhältnisse nochmal kurz, knapp und aufschlussreich intensiver erklären. Super lehrreich und sehr spannend.

Fazit:


Mit Eingefroren am Nordpol liefert uns Markus Rex einen faszinierenden Einblick in die größte Arktis Mission der Geschichte. Informativ und doch unglaublich nahbar erzählt und mit einem Thema, das aktueller nicht sein könnte, ist dies ein Sachbuch, das ich jedem ans Herz legen kann.

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Veröffentlicht am 25.10.2021

Lesenswert auf allen Ebenen

Der Fotograf von Mauthausen
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Diese Graphic Novel entdeckte ich durch Zufall in der Auslage einer kleinen Buchhandlung in Friedrichshain. Als jemand, der sich schon zu Schulzeiten mit der Aufarbeitung des Holocaust beschäftigte, sprach ...

Diese Graphic Novel entdeckte ich durch Zufall in der Auslage einer kleinen Buchhandlung in Friedrichshain. Als jemand, der sich schon zu Schulzeiten mit der Aufarbeitung des Holocaust beschäftigte, sprach mich der Comic sofort an.

Das Grauen von Mauthausen
Die Graphic Novel erzähl das Leben von Francisco Boix, einem spanischen Fotografen, der im spanischen Bürgerkrieg auf der Seite der Republikaner kämpfte und nach dem Sieg Francos nach Frankreich ins Exil ging. Die französische Regierung weigerte sich jedoch den geflohenen Spaniern Schutz zu gewähren und sperrte sie in Internierungslager oder zwang sie in Arbeitskompanien, die Teil der französischen Armee war. In einer solchen Kompanie wurde Boix schließlich von den Deutschen aufgegriffen und in das KZ Mauthausen deportiert. Dort wird er aufgrund seiner Kenntnisse als Fotograf dem Erkennungsdienst zugewiesen.

Wir begleiten Boix von seiner Ankunft in Mauthausen bis zu seinem Tod. In eindringlichen Bildern wird vom Lagerleben und dem dort herrschendem Grauen erzählt. Farblich bewegt sich der Comic passend in düsteren, gedeckten Töne, dafür kommt dadurch, wie ich finde, die Mimik der Figuren noch besser zum Tragen und gerade in dieser leistet Illustrator Pedro J. Colombo Großes, denn er schafft es überzeugend eine Vielzahl an Emotionen darzustellen. Von Wut, Schock, Grauen, Trauer bis hin zu Entschlossenheit und Hoffnung, die Gesichter der Figuren sind (neben Vieles weitere) eine der großen Stärken dieser Graphic Novel.

Aber auch erzählerisch gelingt es der Graphic Novel hervorragend, die Atmosphäre und den Schrecken des KZ einzufangen. Die Texte finden stets genau die richtige Länge. Man bedient sich vor allem eines erzählenden, man kann schon sagen dokumentarischen Stils. Boix, der hier auch als Erzähler fungiert, schildert seine Erlebnisse fast schon nüchtern, doch gerade das verstärkt die Wirkung der Bilder. Schonungslos wird das Elend dokumentiert. Keine Ausflüchte, nur die nackte grausame Wahrheit. Wen das als Leser/in nicht berührt und aufwühlt, hat weder Herz noch Gewissen.

Was kommt danach?
Was mir weiter an der Graphic Novel sehr gut gefallen hat ist, dass sie nicht mit der Befreiung des KZ endet. Stattdessen sehen wir, wie Francisco Boix nach dem Krieg versucht wieder in ein Leben zurückzufinden und vor allem, wie er dafür kämpft die Wahrheit über die Geschehnisse in Mauthausen an die Öffentlichkeit zu bringen. Dieser Part hat mir deshalb so gut gefallen, weil im Grunde Boix eine Arbeit beginnt, die wir als Leser/in dieser Graphic Novel, schon allein indem wir diese Geschichte lesen, mehr als 75 Jahre später direkt fortsetzen: Die Bewahrung der Erinnerung. Das ist in meinen Augen die höchste Verantwortung, die wir nachfolgenden Generationen haben: Erinnern, bewahren und hoffentlich versehen, auf dass sich dieses menschenverachtende Grauen nie wiederholen möge.

Mehr als nur eine Graphic Novel
Ein weiteres Lob möchte ich für das historische Dossier aussprechen. Auf ganzen 50 Seiten werden anschaulich und doch vertiefend die historischen Hintergründe erklärt. Man erfährt mehr über das Schicksal der spanischen Republikaner während und nach dem Krieg und auch Francisco Boix Lebenslauf wird nochmal detaillierter betrachtet. Die Texte sind dabei informativ und gehen auf Details ein, bleiben aber leicht verständlich. Abgerundet wird das Dossier zudem mit etlichen Originalfotos, die wie das ganze Buch in hoher Qualität abgedruckt sind. Schon die Graphic Novel allein ist lesenswert und lehrreich, aber gerade im Zusammenhang mit diesem Dossier, kann ich mir dieses Buch ohne Zögern als Schullektüre vorstellen.

Fazit:


Man kann nicht oft genug betonen, wie wichtig es ist, dass wir die Grausamkeiten und Unmenschlichkeit der NS-Herrschaft nicht vergessen. Diese Graphic Novel leistet dazu einen hervorragenden Beitrag, indem sie eindringlich und berührend das Schicksal eines Mannes erzählt, der genau dafür sein Leben riskierte: dem Bewahren der Erinnerung. Daher kann ich nur jedem einzelnen ans Herz legen: lest dieses Werk und führt seine Arbeit im Geiste fort.

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Veröffentlicht am 19.10.2021

Wenn ein Vampir und ein Werwolf deine neuen Beziehungs-Goals sind

Fangs
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Wer meinen Blog schon länger verfolgt weiß, dass ich ein großer Sarah Andersen Fan bin. Ich liebe ihre Sarah Scribbles Comicstripes, die mir so oft aus der Seele sprechen. Natürlich war ich da auch sehr ...

Wer meinen Blog schon länger verfolgt weiß, dass ich ein großer Sarah Andersen Fan bin. Ich liebe ihre Sarah Scribbles Comicstripes, die mir so oft aus der Seele sprechen. Natürlich war ich da auch sehr gespannt auf ihr neustes Comicprojekt.

Sarah Andersen zeigt, was sie kann
Das erste was an Sarah Andersens neustem Werk im Vergleich zu der Sarah Scribbles Reihe auffällt: Es wirkt erwachsener. Zwar greift sie wie gewohnt auf eine Erzählweise durch kurze Comicstripes zurück, aber in den Zeichnungen zeigt sie, dass sie mehr kann, als nur “Scribbles”. Nicht nur wirkt der Zeichenstil reifer, auch die Geschichte selbst ist mehr als gekonnt erzählt. Was zunächst wie eine Aneinanderreihung einzelner für sich stehende Comic wirkt, entpuppt sich bald als eine zusammenhängende, sich aufbauende Geschichtete rund um die Beziehung von Elsie und Jimmy. Dabei geht aber trotzdem der Humor nicht verloren, z.B wenn Jimmy auf einen Chihuahua trifft, könnte ich mich jedes Mal wegschmeißen. Darüber hinaus gibt es aber auch noch jede Menge Erwachsenen und schwarzen Humor.

Wenn ein Vampir und ein Werwolf deine neuen Beziehungs-Goals sind
Doch dieser Comicband ist nich einfahc nur eine Ansammlung von Vampir bez. Werwolf witzen. Tatsächlich ist er auch ziemlich romantisch. Jeder Comicstripe ist eine Momentaufnahme einer Beziehung, die trotz Monströität vorbildhafter kaums ein kann. Denn der Grund, warum Elsie und Jimmy so gut miteinander auskommenist, dass jeder der beiden so sein kann wie er bez. sie ist. Keiner versucht den Partner zu etwas anderem zu machen. Sie akzeptieren die Macken und Eigenheiten des jeweils anderen und stellen sich gemeinsam darauf ein. So muss Jimmy sich erst daran gewöhnen morgens nicht die Vorhänge aufzureißen, während Elsie zukünftig auf Silberringe verzichtet. Die Beiden hören einander zu und auch wenn sie nicht perfekt sind und sich auch mal streiten, sie lieben und akzeptieren sich bedingungslos. Wenn das kein Beziehungs-Goal ist, dann weiß ich auch nicht. Das Ganze wirkt so unglaublich ehrlich, dass es einen richtig zu Herzen geht und ich bin schwer verliebt in dieses Pärchen.

Nicht nur für Neulinge
Ein letztes Wort noch an all jene, die Fangs bereits als kostenlosen Webcomic bei Tapas gelesen haben: Auch für euch lohnt sich dieser Sammelband und zwar nicht nur, weil man so eine geniale Cartoonistin wie Sarah Andersen unterstützt, sondern auch, weil im Sammelband allerhand Comics enthalten sind, die auf Tapas nie veröffentlicht wurden. Ich schätze sogar auf die Comicstripes, die man bei Tapas lesen kann, kommt fast nochmal so viel an unveröffentlichte, der Sammelband lohnt sich also auf alle Fälle.

Fazit:


Diesen Comicband muss man einfach lieben! Mit viel Humor und einem perfekten Gespür für Pointen schildert Sarah Andersen hier nicht nur das Liebesleben zweier Monster, sondern vor allem eine ehrliche, aufrichtige, auf gegenseitigen Respekt beruhende Beziehung, die zu Herzen geht. Ein Muss für jeden Comicfan!

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Veröffentlicht am 10.09.2021

Grundsolide High Fantasy, die Spaß macht.

Die Legende des Zauberers
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Tja, wie man bei meiner Coverbesprechung sieht, das Cover war es dieses Mal nicht, das meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Stadtmessen sprach mich der Inhaltstext an, wobei ich ihn jetzt im Nachhinein wenig ...

Tja, wie man bei meiner Coverbesprechung sieht, das Cover war es dieses Mal nicht, das meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Stadtmessen sprach mich der Inhaltstext an, wobei ich ihn jetzt im Nachhinein wenig gelungen finde, eigentlich sogar richtig grottig.

Ein interessantes Magiesystem
Das Beste an diesem Buch, das verrate ich euch gleich zu Beginn, ist ganz klar das Magiesystem. Magie hat ihren Preis, das ist an sich nichts Neues, aber die Art, wie Magie hier beschrieben wird, nämlich als eine Art Gift, fand ich super interessant. Die Magie basiert auf Runen. Der Zauberer muss seinen Zauber als Runen aufschreiben und dann aufsagen und je nachdem welchen Zauber er gewirkt hat, spürt er körperliche Auswirkungen. Von Übelkeit, über starke Schmerzen, bis hin zu Krampfanfällen, je stärker der Zauber, je stärker wirkt “das Gift der Magie”. Die meisten Zauberer wälzen jedoch die unliebsamen Nebenwirkungen auf Sklaven ab, nicht jedoch unser Protagonist. Er hält die Nachwirkungen selber aus und nur weil er dadurch häufiger beeinträchtigt ist, ihn als untalentiert und mäßig begabt darzustellen, wie im Klapptext ist schlichtweg falsch und beleidigend, oder war es gar Greys Humpeln, dass den Klapptextschreiber dazu veranlasste ihn, als minderbemittelt darzustellen?

Grey wirkt genauso mächtige Zauber, wie alle anderen Zauberer, sogar stärkere als die meisten und hat eigene Zauber erfunden, von denen andere nur träumen können, er ist alles andere als untalentiert, wer diesen Klapptext geschrieben hat, hat weder auch nur drei Kapitel des Buches gelesen, noch sich wenigstens den originalen Inhaltstexttext angeschaut, eine richtig schwache Leistung Blanvalet! Wenn ich schon keine Lust habe das Buch zu lesen und einen wahrheitsgetreuen Inhaltstext zu schreiben, dann übersetzt noch wenigstens einfach das Original, als solchen Müll zu fabrizieren.

Grundsolide High Fantasy, die Spaß macht
Nun gut, ehe ich mich noch weiter aufrege, kommen wir zurück zum Buch. Über das Talent von Grey habe ich ja schon gesprochen, aber er war auch sonst ein sehr sympathischer und authentischer Protagonist. Er ist nicht frei von Fehlern, manchmal ist er stur oder aufbrausend, aber das machte ihn für mich nur menschlicher. Mit Brix kam ich weniger gut aus, was aber mehr eine Frage der Sympathie, als der Ausarbeitung der Figur lag. Die Nebenfiguren dagegen fand ich wieder gut gelungen.

Was die Handlung angeht, so ist das Buch meiner Meinung nach grundsolide High Fantasy. Das Genre wird hier nicht neu erfunden, sondern stattdessen bedient man sich genretypischer Elemente, aber trotzdem macht das Buch einfach Spaß beim Lesen. Es ist kein super detailliertes episches Großwerk. Im Worldbuilding und auch bei den Figuren erfährt man als Leser*in so viel, wie man für die Geschichte wissen muss, aber es geht nicht zu sehr in die Tiefe, aber meine Frage an euch. Brauch ich denn unbedingt immer den 800 Seiten epischen Klopper in der High Fantasy? Oder kann es nicht auch mal eine solche detailärmere, aber runde und unterhaltsame Geschichte sein? Meine Antwort wäre na klar. Und detailärmer heißt ja nicht völlig ideenlos. Die Autorin flechtet in ihre Geschichte u.a. Runenmagie, Nekromantie und einen wahnsinnigen (nicht)Gott mit ein und kombiniert das mit Elementen der Heldenreise und auch eine gute Prise Humor. Alles in allem habe ich mich beim Lesen wunderbar unterhalten gefühlt und das ist ja wohl die Hauptsache.

Fazit:


Die Legende des Zauberers erfindet das (high Fantasy) Rad sicher nicht neu, macht aber auch nicht viel verkehrt. Ein sympathischer Protagonist, ein interessantes Magiesystem und eine unterhaltsame Handlung bescheren einige vergnügliche Lesestunden, weswegen ich nichts zu meckern habe und das Buch gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 10.09.2021

Für alle Fans der Story von Horizon Zero Dawn

Der Muttercode
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Dieses Buch hat vor allem wegen seines Covers meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Ich lese nicht ganz so oft Sci-Fi, weswegen ich das Buch zwar gerne lesen wollte, aber nicht allzu große Erwartungen ...

Dieses Buch hat vor allem wegen seines Covers meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Ich lese nicht ganz so oft Sci-Fi, weswegen ich das Buch zwar gerne lesen wollte, aber nicht allzu große Erwartungen hatte. Dafür wurde ich umso positiver überrascht.

Für alle Fans der Story von Horizon Zero Dawn
Als Erstes muss gesagt werden: Der Klapptext von Heyne ist Schrott. Und zwar so richtig. Er beschreibt im Grunde die letzten 50 Seiten des Romans was a) spoilert und b) falsche Erwartungen weckt. So denkt man der Roman spiele vor allem nach der Katastrophe und drehe sich hauptsächlich um Kai und seine Robotermutter.
Dem ist jedoch nicht so. Das Buch ist in zwei Teile unterteilt und grob gesagt kann man sagen, dass Teil 1 erzählt, wie es zur Katastrophe und dem Plan der Robotermütter kam wobei hier auf zwei Zeitebenen erzählt wird und erst ab Teil zwei ist man in einer einzigen Gegenwart angelangt und der Fokus wird stärker auf die Kinder und Robotermütter gelegt. Nun haben sich aber viele auf diesen Fokus eingestellt und sind enttäuscht, dass es den Großteil er ersten Hälfte um etwas anderes geht.Dass der Klapptext so irreführend ist, ist mit ein Grund, warum ich schon einige negative Rezensionen zu dem Buch gelesen habe, was ich schade finde, denn von einem Buch enttäuscht zu sein, einfach, weil falsche Erwartungen geschürt worden ist frustrierend und vor allem vermeidbar.

Zum Glück, lese ich Klapptexte sowieso nur flüchtig, weswegen ich da keine großen Erwartungshaltungen hatte. Und da ich auch jemand bin, der in Büchern immer wissen will, wieso, weshalb warum eine Katastrophe geschieht/geschah, fand ich den ersten Teil von Der Muttercode sehr spannend. Am besten hat mir die Stimmung gefallen, wie sich alles immer mehr zuspitzt und es trotzdem Menschen gibt, die nach Lösungen suchen, notfalls auch nach welchen, die nicht die Rettung, sondern einen Neubeginn versehen. In der ganzen Stimmung hat mit dieser Teil sehr an die Story von dem Spiel Horizon Zero Dawn erinnert. Es war das gleiche Gänsehautgefühl, die gleiche Dramatik, als die Lage immer aussichtsloser wurde.

Die Seiten flogen für mich nur so dahin, es las sich eigentlich schon wie ein Thriller und selbst wenn man den groben Ausgang ja schon kannte, empfand ich den Wettlauf mit der Zeit als sehr spannend und nervenaufreibend. Noch dazu hatte es auch etwas sehr Beklemmendes, denn auch wenn der “Übeltäter” hier eine Biowaffe war, der freigesetzte Erreger löste eine grippeähnliche Lungenkrankheit aus. In Angesicht von Corona verursacht das schon Gänsehaut. (Die Autorin schrieb den Roman allerdings bereits vor der Pandemie)

Mensch und Maschine
Nach diesem nervenaufreibenden Teil eins, wird es in Teil zwei etwas ruhiger. Statt Endzeitspektakel konzentriert sich die Handlung nun auf die Beziehung zwischen Mensch und Maschine, genauer gesagt den Kindern und ihren Robotermüttern. Es stellt sich die Frage was Menschlichkeit ist, was einen Menschen ausmacht und inwieweit Roboter Persönlichkeit haben, aber auch ob eine zu selbstständig denkende KI nicht gefährlich ist. Diesen fragen wird zwar nicht allzu tief im Detail nachgegangen, aber ihr Ton klingt immer wieder durch, während zwei grundverschiedene Generation von Menschen versuchen zu ergründen, was mit den Robotormüttern ist und vor allem was geschehen soll.

Ich muss zwar gestehen, dass mich Teil eins noch ein bisschen mehr packen konnte, trotzdem hat mir auch diese zweite Hälfte sehr gut gefallen. Was mir besonders gut gefallen hat und auch schon beim ersten Abschnitt deutlich wurde, ist, wie die Autorin aus ihren Protagonisten keine Helden oder Supergenies macht. Alle Figuren machen Fehler, es gibt Rückschläge bei der Entwicklung der Mütter, wie auch danach. Dadurch wirkte vieles auf mich authentischer und nachvollziehbarer, wobei viele Dinge natürlich weiterhin vorerst im Bereich der Science-Fiction, denn der realen Möglichkeiten bleibt, aber e ist ja auch nun mal ein Sci-Fi Roman.

Fazit:


Der Muttercode war für mich die (positive) Überraschung des Julis. Der Roman ist gut durchdacht und spannend und dicht erzählt. Die erste Hälfte des Buches ist ein nervenaufreibendes Endzeitdrama, die zweite eine berührende Geschichte, die nach dem Menschlichen in der Maschinen fragt. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung (jedoch auch die Aufforderung zum Ignorieren des Verlag-Klappentext).

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