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Veröffentlicht am 11.09.2021

Vier Frauen - vier Lebenswege

Schwestern fürs Leben
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Wir begleiten die drei Danneberg-Schwestern und ihre Cousine Freya auf ihrem Lebensweg von 1919 bis 1945.

Die 4 Mädchen stehen kurz vor ihrem Schulabschluss und müssen Entscheidungen für ihren weiteren ...

Wir begleiten die drei Danneberg-Schwestern und ihre Cousine Freya auf ihrem Lebensweg von 1919 bis 1945.

Die 4 Mädchen stehen kurz vor ihrem Schulabschluss und müssen Entscheidungen für ihren weiteren Lebensweg treffen.

Lene, die älteste Schwester, möchte unbedingt die Rumfabrik übernehmen. Ihr Vater ist strikt dagegen. Um ihr Ziel dennoch zu erreichen, opfert sie ihr persönliches Glück.

Lizzie hat einen klugen Kopf und träumt davon, Ärztin zu werden.

Jette, das Nesthäkchen, sieht sich als erfolgreiche Schauspielerin auf den Bühnen der Welt.

Cousine Freya hat es von Anfang an nicht leicht im Leben. Sie verliebt sich in den charismatischen Paul und hofft auf ein glückliches Familienleben.

Jede der vier trifft ihre Entscheidungen und muss mit den Konsequenzen leben.

Mich hat das Buch sehr gut unterhalten. Da jede der 4 Frauen einen komplett unterschiedlichen Charakter hat, sind auch ihre Lebenswege anders. Das erlaubt mir völlig verschiedene Aspekte des Lebens im beschriebenen Zeitraum kennenzulernen. Die Ereignisse werden abwechselnd aus Sicht der einzelnen Frauen geschildert. Gut gefallen hat mir, dass die Frauen mit ihren Stärken und Schwächen beschrieben werden, so dass im Verlauf der Geschichte meine Sympathien des öfteren gewechselt haben.

Lene opfert viel für ihren Traum, das väterliche Unternehmen zu führen. Manche ihrer Entscheidungen waren in meinen Augen sehr rücksichtslos. Gleichzeitig habe ich sie für ihren starken Willen bewundert.

Lizzie war mir mit ihrem Wunsch zu lernen am nächsten. Sie geht in ihrem Beruf auf und findet trotz manchem Schicksalsschlag in meinen Augen so etwas wie Erfüllung.

Jette dagegen konnte nie so richtig mein Herz erwärmen. Sie war mir zu egozentrisch und labil.

Wen ich aufrichtig bedauert habe, ist Freya. Das Glück schien ständig einen Bogen, um sie zu machen .

Verwoben mit dem Leben des Kleeblatts, wie sich die Frauen selber nennen, sind die geschichtlichen Ereignisse der damaligen Zeit. Einen besonderen Schwerpunkt bilden die Geschehnisse in Flensburg. Interessant für mich als Südlicht waren die Konflikte im Zusammenhang mit der Abstimmung, ob Flensburg dänisch werden sollte.

In meinen Augen bietet der Roman eine gelungene Mischung aus Fiktion, die für gute Unterhaltung und Spannung sorgt und den historischen Ereignissen, die durch die Figuren ein Gesicht bekommen.

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Veröffentlicht am 31.08.2021

In den Fängen des sendero luminoso

Wendepunkte - Es gibt immer einen anderen Weg
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2011 Ein Bus ist unterwegs von Rio nach Lima. Neben einer Vielzahl von dort lebenden Personen befinden sich auch einige Ausländer im Bus. Jeder von diesen hat seine ganz besondere Vergangenheit, die nicht ...

2011 Ein Bus ist unterwegs von Rio nach Lima. Neben einer Vielzahl von dort lebenden Personen befinden sich auch einige Ausländer im Bus. Jeder von diesen hat seine ganz besondere Vergangenheit, die nicht frei von dunklen Flecken ist.

Unvermittelt wird der Bus von einer Gruppe Terroristen, die sich selbst als Mitglieder des sendero luminoso bezeichnen, gekapert. Brutal unterdrücken sie jeden Widerstand. Die Ausländer werden separiert, um Lösegeld zu erpressen. Wenn die Gruppe dieser lebensbedrohenden Hölle entkommen will, müssen sie zusammenarbeiten. Sie entwickeln einen waghalsigen Plan.

Der Autor arbeitet mit zwei Zeitebenen. Da ist zum einen das Jahr 2011. Hier schildert er die Ereignisse des Überfalls und die Zeit im Gefangenenlager. Da die Terroristen sehr brutal vorgehen, gibt es einige grausame und blutige Szenen. Diese Momente von Folter und Unmenschlichkeit durchziehen den ganzen Roman , auch in den Rückblenden. Das hat mich persönlich nicht gestört, weil sie nicht willkürlich sind und der Effekthascherei dienen, sondern die realen geschichtlichen Tatsachen wiedergeben.

Um mir die handelnden Personen näher zu bringen, schildert der Autor wichtige Ereignisse aus deren Vergangenheit. Besonders gut lerne ich die Amerikaner Will und James kennen, die während der Gefangenschaft eine führende Rolle übernehmen. Beide waren Soldaten. Obwohl Will Teilnehmer an den dunklen Kapitel der neueren Zeitgeschichte war, konnte ich ihn nicht als Monster sehen. Im Gegenteil ich mochte ihn.

Gut dargestellt war in meinen Augen wie aus einer Handvoll Fremder eine verschworene Gemeinschaft wird.

Der Roman ist sehr packend geschrieben. Besonders gut und interessant fand ich die Rückblenden und hier besonders die von Will, da sie mir so furchtbare Ereignisse wie die Atomversuche auf dem Bikini-Atoll und Papa Doc auf Haiti ins Gedächtnis gerufen haben. Erschreckend wie schnell man vergisst.

Das Buch ist ein ungewöhnlicher und für mein Empfinden extrem spannender Thriller, der mich mit jeder Seite mehr in seinen Bann gezogen hat.

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Veröffentlicht am 30.08.2021

eine Frau geht ihren Weg

Das Auktionshaus (Die Auktionshausserie 1)
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Sarah Roswell ist intelligent , wissbegierig und dazu hübsch. Ihr Makel liegt in ihrer Herkunft - geboren im Armenviertel Soho.

Durch Zufall erregt Sarah die Aufmerksamkeit der reichen Lady Sudbury. ...

Sarah Roswell ist intelligent , wissbegierig und dazu hübsch. Ihr Makel liegt in ihrer Herkunft - geboren im Armenviertel Soho.

Durch Zufall erregt Sarah die Aufmerksamkeit der reichen Lady Sudbury. Durch sie lernt Sarah die Welt der Kunst und der Auktionshäuser kennen und erhält eine umfassende Bildung. Sarah wird Mitarbeiterin des traditionsreichen Auktionshauses Varhams. Misstrauisch und neidisch beäugt macht Sarah eine außergewöhnliche Karriere für eine Frau jener Zeit. Den Preis , den sie dafür bezahlt , ist hoch.

Der Roman hat mich von der ersten Seite an emotional gefangen genommen. Sarah war mir gleich sympathisch. Sie besticht mit ihrem Gerechtigkeitssinn und ihrer Fürsorge für die jüngeren Geschwister, die sie gegen den gewalttätigen und trinkenden Vater zu beschützen sucht. Sarahs Lebensumstände sind gelinde gesagt katastrophal und für mich aus heutiger Sicht kaum vorstellbar.

Um so mehr habe ich mich für Sarah gefreut, dass ihr durch Lady Sudburys Protektion der soziale Aufstieg gelingt. Sarah weiß, dass sie als alleinstehende Frau auf ihren guten Ruf achten muss. Leider verliebt sie sich in einen verheirateten Mann von Adel, was für die damalige Zeit ein großer Skandal war. Zwar habe ich mit Sarah gelitten, weil diese Liebe keine Zukunft hat, aber ich ihre Wahl nicht wirklich gutgeheißen habe.

Am Ende des Buches hat Sarah eine beispielslose Karriere gemacht und steht am Scheidepunkt .

Besonders gut gefallen hat mir, dass die Autorin Sarahs Geschichte mit historischen Gegebenheiten und Ereignissen verknüpft . So erfahre ich viel über die Stellung der Frau und die Standesunterschiede. Sarahs Aufstieg ist eng verknüpft mit den Auswirkungen des 1. Weltkrieges. Die verheerenden Auswirkungen auf die Kriegsteilnehmer veranschaulicht die Autorin am Schicksal von Sarahs Bruder Ben. Aus diesen Puzzleteilen ergibt sich ein lebendiges Bild der damaligen Zeit. Sarahs persönliches Schicksal steigert den Unterhaltungswert und sorgt auch für Spannung, da sie einige gefährliche Situationen durchstehen muss.

Mir hat es Spaß gemacht, Sarah auf ihrem Weg nach oben zu begleiten. Der Roman war unterhaltsam, gelegentlich emotional, spannend und lehrreich und hat damit alles, was in meinen Augen einen sehr guten historischen Roman ausmacht.

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Packender Beginn eines Familienunternehmens

Die Teehändlerin
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Friederikes Ehemann Tobias Ronnefeldt ist Inhaber eines Teegeschäfts in der Frankfurter Innenstadt. Als Kind hat Tobias davon geträumt, Naturforscher zu werden und die Welt zu bereisen. So nutzt er die ...

Friederikes Ehemann Tobias Ronnefeldt ist Inhaber eines Teegeschäfts in der Frankfurter Innenstadt. Als Kind hat Tobias davon geträumt, Naturforscher zu werden und die Welt zu bereisen. So nutzt er die Chance auf eine monatelange Forschungsreise nach China zu gehen. Friederike bleibt mit den 4 Kindern und schwanger zurück.
Man schreibt das Jahr 1838, Biedermeierzeit. Frauen haben sich nur um die Familie zu kümmern, deshalb ist es undenkbar, dass Friederike die Geschäfte selber führt. Doch sie traut dem von ihrem Ehemann vor seiner Abreise eingesetzten Prokuristen nicht. Heimlich eignet sie sich kaufmännische Fähigkeiten an und wirft den Prokuristen hinaus, als sie feststellt, dass er den Teeladen für seine miesen Unternehmungen missbraucht. Notgedrungen übernimmt Friederike das Geschäft und beweist Talent. Als Tobias von seiner Chinareise zurückkommt, ist er über Friederikes Verhalten entsetzt.
Der Roman beginnt recht bedacht mit der ausgiebigen Schilderung des Teeladens und seiner Umgebung. Nichts, was mich sofort mitgerissen hätte. Das ändert sich schnell, als der zukünftige Prokurist die Bühne betritt und schnell klar ist, dass ihm die Rolle des Bösewichts zufällt. Diesen Part füllt er hervorragend aus und er war mir zutiefst unsympathisch.
Tobias spielte für mich, obwohl er Inhaber des Teegeschäfts, eine untergeordnete Rolle, da er in weiten Teilen der Geschichte nicht in Frankfurt war. ich habe durch ihn aber viel über den Teeanbau und die Teeverarbeitung gelernt.
Friederike wurde mir mit jeder Seite sympathischer. Ich fand es bewundernswert, dass sie Tobias Reisepläne unterstützt, obwohl sie ihn dringend zuhause gebraucht hätte. Notgedrungen beginnt sie sich während seiner Abwesenheit zu emanzipieren und das in einer Zeit, in der Frauen der besseren Kreise keinen Beruf ausübten.
Die Einblicke in ihr tägliches Leben waren interessant. Für mich kaum vorstellbar, welchen Beschränkungen die Menschen und besonders Frauen damals ausgesetzt waren. Eine Ehe zwischen Katholiken und Protestanten war nicht denkbar. Juden wurden beruflich und gesellschaftlich ausgegrenzt. Friederike konnte keinen rechtsgültigen Vertrag schließen und brauchte dazu einen männlichen Prokuristen.
Der Roman ist sehr unterhaltsam und zeichnet ein lebensnahes und interessantes Bild der damaligen Lebensverhältnisse. Mit Friederike hatte ich eine sympathische und mutige Frauenfigur, mit der ich mich gut identifizieren konnte. Durch den schurkischen Prokuristen und einige dramatische Wendungen war zudem für genügend Spannung gesorgt. Das Nachwort mit seinen weiterführenden historischen Anmerkungen runden den Roman ab.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Was geschah 1972 auf dem Maiden Rock ?

Die Leuchtturmwärter
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1972 verschwinden 3 Leuchtturmwärter spurlos aus dem Leuchtturm Maiden Rock vor Cornwall. Die Tür zum Leuchtturm ist von innen verschlossen. Drinnen ist alles so, als würden die Männer jeden Moment zurückkommen, ...

1972 verschwinden 3 Leuchtturmwärter spurlos aus dem Leuchtturm Maiden Rock vor Cornwall. Die Tür zum Leuchtturm ist von innen verschlossen. Drinnen ist alles so, als würden die Männer jeden Moment zurückkommen, aber von ihnen fehlt jede Spur. Zurückbleiben drei Frauen, die jede unterschiedlich um ihre verlorene Liebe trauert.

1992 taucht plötzlich ein Schriftsteller auf, der einen Roman über die damaligen Ereignisse schreiben will. Dazu befragt er Arthurs Frau Helen, Jennifer, Bills Frau und Vincents Freundin Michelle. Wie war das damals ? Das Warten auf die Heimkehr der Männer, das Meer als Rivalin und all die kleinen Lügen und Geheimnisse, die darauf warten ans Licht zu kommen.

Die Autorin erzählt die Ereignisse auf 2 verschiedenen Zeitebenen und Blickwinkeln.

1972 gehört ganz den drei verschwundenen Männern, ihren Gefühlen, Gedanken über ihr Leben und ihrem Alltag auf dem Leuchtturm kurz vor ihrem Verschwinden.

Arthur ist der älteste und der Chef. Er trägt schwer an eine Bürde und ist lieber auf dem Leuchtturm als an Land.

Bill ist der einzige Familienvater. Die Arbeit ist für ihn ein notweniges Übel zum Broterwerb ,die Ehe mit Jenny nicht immer einfach.

Der jüngste im Bunde ist Vincent. Er hat eine bewegte Vergangenheit und ist frisch in Michelle verliebt. Die Atmosphäre zwischen den dreien wird zunehmend aufgeladener. Phantasie und Wirklichkeit mischen sich.

1992 legt den Focus auf die zurückgebliebenen Frauen. Sie schildern ihr Leben an Land mit und ohne ihre Männer und geben Einblicke in ihre Gefühlswelt.

Am meisten mochte ich Helen, die ich für eine starke Frau halte.

Gleichzeitig war ihre Lebensgeschichte für mich auch die tragischste, die mich sehr bewegt hat.

Wen ich überhaupt nicht leiden konnte, war Bills Frau Jenny. Sie versucht krampfhaft die Fassade der glücklichen Familie aufrechtzuerhalten. Sie erschien mir zu ich- bezogen und nicht in der Lage, auf andere zuzugehen.

Michelle bleibt gegenüber den beiden anderen Frauen eher blass, vielleicht weil ihre Beziehung zu Vincent noch nicht lange gedauert hat. Sie hatte aber mein Mitgefühl, weil sie aufrichtig um Vincent trauert.

Das Buch hat mich vollkommen gefangen genommen. Die Ereignisse entwickelten einen Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte. Ist die Geschichte rund um die Frauen verständlich, nachvollziehbar und mit einigen unerwarteten Offenbarungen versehen, wechselt die Stimmung auf dem Leuchtturm fast mit jeder Seite. Ständig hatte ich andere Erklärungen für das Verschwinden der Männer im Kopf.

Die angebotene Auflösung des Rätsel hat mich persönlich trotz einiger Ungereimtheiten dennoch überzeugt.

Ich fand den Roman packend und unterhaltsam und dabei ein gelungener Thriller abseits der üblichen Wege.

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