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Veröffentlicht am 15.09.2021

Berührend und auf den Punkt erzählt

My Broken Mariko
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Als mein Blick auf das Frontcover zum ersten Mal fiel, fühlte ich mich zu gleichen Teilen abgestoßen und doch auch angezogen. Shiino strahlt darauf einen Gefühlsmix aus purer Verzweiflung und harter Entschlossenheit ...

Als mein Blick auf das Frontcover zum ersten Mal fiel, fühlte ich mich zu gleichen Teilen abgestoßen und doch auch angezogen. Shiino strahlt darauf einen Gefühlsmix aus purer Verzweiflung und harter Entschlossenheit aus. Für Spekulationen lässt dieses Cover einfach keinen Raum, es wird deutlich, dass sie die Asche von jemandem im Arm hält und spätestens nach dem Lesen des Klappentextes weiß jeder, dass es sich nur um die sterblichen Überreste von Shiinos bester Freundin Mariko handeln kann. Das Cover ist so wahnsinnig aussagekräftig und einfach perfekt für diesen One Shot.
In gerade einmal vier Kapiteln erzählte Waka Hirako eine Geschichte, die keine glückliche ist. Shiino erfährt, dass ihre beste Freundin Mariko sich das Leben genommen hat und kann es in ihrer Fassungslosigkeit kaum glauben. Doch der Entschluss, den sie fasst, kommt fast genauso schnell wie die Erkenntnis, dass sie Mariko im Leben keine große Hilfe war. Und so begleitete ich Shiino dabei, wie sie die Asche ihrer verstorbenen Freundin holt, um doch noch gegebene Versprechen einzulösen.

„My Broken Mariko“ behandelt nicht einfach nur das Thema Selbstmord, nein, es ist so viel mehr als das. Hier geht es um Menschen, die alles andere als perfekt sind. Die ihre Fehler haben und in Situationen geraten, die nicht einfach zu durchbrechen sind. Um Menschen, die voller Angst und Sehnsucht nach einer familiären Geborgenheit, aber auch angefüllt mit aggressiver Wut und Feindseligkeit sind. Menschen, die Hilfe suchen und Menschen, die versuchen, sie zu geben, dabei stoßen alle an ihre Grenzen und suchen neue Auswege. Einer davon ist der Selbstmord von Mariko, der Schuldgefühle in Shiino aufflammen lässt, aber auch den Wunsch, es jetzt besser zu machen.

Der Manga war nicht immer leicht zu lesen. Die Handlung war genauso emotional wie die Charaktere darin. Oftmals sprang die Handlung zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Shiino erinnert sich oft an Momente mit Mariko, gute wie schlechte. Hauptsächlich aber schlechte, in denen ich Einsicht in Marikos geschundenes Leben erhielt. Einblicke, die zeigten, in welcher fatalen Abhängigkeit Mariko landete, wie häusliche Gewalt sie in die Knie zwang und jeder Kampf einfach nur kräftezehrend war.
Der Zeichenstil war abstoßend schön. Klingt paradox, aber anders kann ich ihn einfach nicht beschreiben. Die Art, wie die Mangaka Shiinos Emotionen und Handlungen darstellte, war so ergreifend und absolut fühlbar. Sie scheute sich nicht, eine Shiino zu zeichnen, der der Rotz aus der Nase und die Tränen aus den Augen flossen wie ein Sturzbach. Die Verzweiflung über den Selbstmord, die Tragödien im Leben ihrer besten Freundin Mariko waren so greifbar, dass Shiinos Schmerz darüber mich berührte. Schonungslos zeichnete Waka Hirako den Absturz von Mariko mit all ihren schrecklichen Facetten. Egal ob blaues Auge oder Selbstverletzung durch Ritzen, Marikos Leid wurde ungeschönt dargestellt. Mittendrin eine leidende Freundin, die einfach nicht mehr wusste, wie sie helfen soll und doch nie aufgeben wollte. Selbst über den Tod hinaus nicht.
Oft musste ich die Illustrationen einige Zeit auf mich wirken lassen, es gab so viel aufzunehmen und zu entdecken. „My Broken Mariko“ hat es zeichnerisch und erzählerisch in sich.

Doch wo auch Schatten ist, da ist auch Licht. Und zum Ende hin, da durchstieß ein dünner Hoffnungsschimmer diese so aufwühlend tragische Geschichte. Der Abschluss von „My Broken Mariko“ war überraschend offen. Hier kann jeder selber hineininterpretieren, wie es ausgeht. Anfänglich mochte ich diese Auflösung der Geschichte nicht, doch nach längerer Überlegung fand ich sie ziemlich klug durchdacht. Denn der Weg, den wir beschreiten, ist nicht vorgegeben. Wir haben die Macht, ihn zu ändern. Dazu müssen wir nicht alleine sein, sondern dürfen und können Hilfe annehmen.
Abgerundet wurde dieser emotionale Manga durch das Nachwort von Egmont Manga und von Freunde fürs Leben. Das fand ich persönlich sehr wichtig, denn es kann nicht oft genug betont werden, dass suizidale Menschen von ihrem Vorhaben abgebracht werden können. Noch immer ist Suizid ein Tabuthema, was es nicht sein sollte. Besonders im Nachwort von Freunde fürs Leben gab es nützliche Tipps, worauf jeder einzelne achten kann und wo Hilfe zu finden ist.

Fazit:
„My Broken Mariko“ ist voller Tragik, Trauer, Verzweiflung, Wut und Angst. Aber gleichzeitig wird auch eine Geschichte von dem Mut, etwas zu verändern und einem zarten Hoffnungsschimmer erzählt. Berührend und auf den Punkt erzählt.

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Veröffentlicht am 15.09.2021

Ist Rache gerecht?

Die Nacht – Wirst du morgen noch leben?
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Der Start in die Handlung ging gleich mit einer guten Portion Spannung vonstatten und ich war sofort mitten im Geschehen. Schon hier war spürbar, dass Jan Beck seinem sehr atmosphärischen Schreibstil treu ...

Der Start in die Handlung ging gleich mit einer guten Portion Spannung vonstatten und ich war sofort mitten im Geschehen. Schon hier war spürbar, dass Jan Beck seinem sehr atmosphärischen Schreibstil treu geblieben ist, der viele lebendige und teils auch verstörende Bilder in meinen Kopf zu zaubern wusste. Dabei täuschte er gern auch mal harmlose Szenenbilder an, die dann in einem packenden Plot Twist endeten.

Schon früh kristallisierten sich drei Haupthandlungsstränge heraus, die dennoch von reichlich Nebenschauplätzen begleitet wurden. Anders als im ersten Band hatte ich hier jedoch nicht das Gefühl, mit einer großen Anzahl an Personen konfrontiert zu werden, sondern konnte hier schneller erfassen, wer alles eine Rolle spielte, egal wie groß oder klein sie auch sein mochte.
Unterschiedliche Erzählperspektiven beleuchteten einen komplexen Handlungsaufbau, der mich völlig in seinen Bann schlug. Hinzu kamen kurze Kapitel, die ein rasantes Tempo in die Geschichte brachten und mich mit auf eine Odyssee mit Opfern, Ermittlern und zu Teilen auch von Tätern mitnahm.

Der psychologische Anteil war komplex und sehr ausgeklügelt. Die teilweise sehr perfiden und gleichzeitig grausamen Tötungsarten gingen mir unter die Haut und weckten Mitleid für die Opfer in mir. Die Beschreibungen davon waren mitunter so lebendig, dass ich es mir so gut vorstellen konnte, dass es zusätzliche Beklemmungen in mir hervorrief.

Die Charaktergestaltung war ausgesprochen vielfältig und sehr realitätsnah. Besonders mochte ich hier das Spiel mit Gut und Böse, denn je weiter ich las, desto mehr verschwamm die Grenze dazwischen. Am Ende fiel es mir ausgesprochen schwer an dem Mitleid für die Einen und den Unverstand für die anderen festzuhalten. Hier wurde geschickt mit einer Urfrage der Menschen jongliert: Welche, das müsst ihr selber nachlesen.

„Die Nacht“ empfand ich viel intensiver als ihren Vorgänger „Das Spiel“. Obwohl es sich hierbei um den zweiten Band der Reihe um Inga Björk und Christian Brand handelte, konnte dieses Buch durchaus unabhängig zum ersten Teil gelesen werden. Jedoch, und deshalb empfehle ich vorher Band 1 zu lesen, ist die Beziehung zwischen Brand und Björk nicht so leicht zu verstehen. Die Interaktion zwischen den beiden, ganz besonders zu Beginn, kann daher verwirrend für einsteigende Leser:innen sein. Im Kontext gelesen ergibt durchaus alles seinen Sinn und macht auch deutlich, wie die beiden insgesamt sich weiterentwickelten.

Noch etwas, das mir extrem positiv bei „Die Nacht“ aufgefallen ist, war das Cover. Im Gegensatz zu „Das Spiel“ war es hier absolut stimmig und passte perfekt zur Story. Außerdem empfand ich das Cover als sehr imposant und war besonders von der Haptik des Buches angetan. So kam der Wolfskopf noch intensiver zum Tragen und durch das Blau wirkte es sehr anziehend auf mich.

Die unerwarteten Wendungen machten diesen Thriller zu einem sehr packenden und schnell zu lesenden Buch. Es aus der Hand zu legen fiel mir sehr schwer. Das Finale war spannungsintensiv und ich mochte, dass Jan Beck auch ein kleines bisschen, aber durchaus sehr offen Klischees bediente. Das verlieh dem Ganzen Authentizität und ich fand das Ende durchaus glaubwürdig.

Bei all meiner Begeisterung für das Buch gibt es dennoch ein Aber. Wie bei „Das Spiel“ wurden nicht alle Fragen restlos geklärt. Dieses Mal war es zwar nicht ganz so viele, aber dennoch genug, um mich etwas maulig zurückzulassen. Klar, die ein oder andere Frage weckt die Neugier auf den nächsten Band mit den beiden Topermittlern, aber es gab auch Fragen, die einfach in diesem Buch hätten geklärt werden müssen. Das Ratespielchen, wieso, weshalb, warum, mag ich persönlich gar nicht, daher war für mich das Ganze nicht rund genug. Besonders für das Verständnis am Ende, warum zu Beginn Entscheidungen getroffen wurden, wie sie eben getroffen wurden, wäre es wichtig gewesen, etwas mehr ins Detail zu gehen.
Trotzdem, das Buch war echt superspannend und mit seinen unglaublichen Plot Twists ein absolut knalliger Thriller.

Fazit:
„Die Nacht“ bietet alles, was ein unterhaltsamer und packender Thriller bereithalten sollte. Jede Menge Spannung, überraschende Wendungen und ein psychologisch ausgeklügeltes Spiel mit dem Leser.

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Veröffentlicht am 15.09.2021

Wichtiges Thema verständlich und sachlich für Kinder ab 12 aufbereitet

Sie sind überall
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Das schlichte Cover mit der knalligen Farbe stach für mich sofort aus der Masse heraus und der Titel machte sofort deutlich, welches Thema in dem Buch behandelt wird. „Faschismus“ ein Wort, dass gern durch ...

Das schlichte Cover mit der knalligen Farbe stach für mich sofort aus der Masse heraus und der Titel machte sofort deutlich, welches Thema in dem Buch behandelt wird. „Faschismus“ ein Wort, dass gern durch Geschichtsbücher und manchmal auch durch Nachrichtensendungen geistert. Doch was genau ist „Faschismus“ eigentlich, warum ist das gefährlich und wieso tummelt sich es in den sozialen Medien?

Diesen und anderen Fragen geht Lisa Duhm sachlich auf den Grund. Klare Zielgruppe für „Sie sind überall: Gegen Faschismus in deinem Feed“ sind politisch interessierte junge Menschen. Dies war ab der ersten Seite spürbar. Statt mich sofort mit einem staubtrockenen Sachtext zu begrüßen, wurde mir die fiktive Influencerin Juli vorgestellt. Sie steht synonym für all jene „Content Creator“ die in der realen Social Media Blase rechte Meinungsbilder so geschickt an ihre Follower transportieren, dass es auf den ersten Blick nicht erkennbar ist.

„Sie sind überall: Gegen Faschismus in deinem Feed“ wurde klug aufgebaut. Das Themenfeld „Faschismus“ ist groß und vielfältig. Lisa Duhm bemühte sich, möglichst viele Aspekte aufzunehmen und sie sachlich, aber gleichzeitig auf nachvollziehbare Weise dem Leser näher zu bringen.
Sie spann dabei einen roten Faden durch ihr Sachbuch, in dem sie Juli mit realen Beispielen verknüpfte und so eine verständliche Basis und eine Art chronologisch aufgebauten Themenrahmen erschuf.
So ging Lisa Duhm darauf ein, welche Macht die sozialen Medien besitzen. Sowohl positiv als auch negativ und wie leicht es geschehen kann, dass Menschen in die rechte Szene abrutschen. Sie erklärte dies ohne Verurteilung, sondern anhand von konkreten Ereignissen, unserem musterliebenden Gehirn und eines echten Aussteigers.

Lisa Duhm beleuchtete wichtige Themen, die bei rechter Ideologie eine tragende Rolle spielen. Neben der Vorstellung von rechten Parteien, der Erläuterung von unterschiedlichen Begrifflichkeiten, sowie Symbolen rund um die rechte Szene und der Erklärung der Sitzordnung im Bundestag gab es auch ausgewählte Hasstaten, die schonungslos offenlegten, welche Konsequenzen Rechtsextremismus haben kann. Dabei bediente sie sich eines sehr verständlichen Schreibstils, der stets am Puls der aktuellen Zeit blieb und dadurch junge Menschen genau dort abholte, wo sie gerade im Leben stehen.

Sehr gut gefiel mir, dass Lisa Duhm nicht nur sachlich aufklärte, sondern auch Möglichkeiten aufzeigte, wie wir in unserem Umfeld dafür sorgen können, dass die rechten Ideologien keinen weiteren Nährboden finden.
Abgerundet wurde „Sie sind überall: Gegen Faschismus in deinem Feed“ am Ende von einem Selbsttest, indem ich noch einmal selber prüfen konnte, ob ich in diesem Thema noch ein Anfänger, ein Kenner oder gar schon ein Profi bin. Neben Multiple Choice Fragen gab es auch ein paar Fallbeispiele, bei denen entschieden werden konnte, wie wir selber reagieren würden. Im Anschluss gab es den Lösungsteil, der ebenfalls ausführlicher erklärt wurde. An einer Stelle fand ich die Begründung nicht schlüssig. Möglicherweise müsste hier noch genauer definiert werden, denn meiner Meinung nach ist es nicht korrekt, dass es gänzlich verboten ist, ein Bild von Adolf Hitler in einer Zeitung abzudrucken. Sonst würden wohl Geschichtszeitungen sich kaum mit diesem Thema beschäftigen können und dort sind solche Bilder durchaus zu finden.

Sehr gut gefiel mir der Anhang. Neben einigen Auszügen aus dem Grundgesetz fanden sich auch weitere Buchtipps zu diesem Thema. Wer sich also noch tiefer damit befassen möchte, findet hier gute Vorschläge. Des Weiteren gab es noch QR-Codes, die zu weiteren Onlinetests führten und indem wir selber überprüfen können, wie unsere Einstellungen zu Stereotypen wie beispielsweise andere Länder, Hautfarbe und Gewicht sind.

Insgesamt war das Buch sehr informativ und ein großes Lob an die Autorin, der es gelang, ein so wichtiges Thema so verständlich und interessant aufzubereiten, dass es alles andere als ein langweiliges Sachbuch gewesen ist. Besonders für junge Menschen dürfte „Sie sind überall: Gegen Faschismus in deinem Feed“ einen großen Mehrwert haben, da es anhand realistischer Beispiele den aktuellen Zeitgeist trifft.

Fazit:
„Sie sind überall: Gegen Faschismus in deinem Feed“ setzt dort an, wo junge Menschen sind. Mit nachvollziehbaren Beispielen klärt Lisa Duhm über die rechte Szene auf, beleuchtet ihre Ideologien, zeigt, welche Konsequenzen dies hat und vermittelt Strategien, wie wir rechte Gedanken besser durchschauen und uns klar gegen sie positionieren können. Absolute Leseempfehlung für alle interessierten Menschen ab 12 Jahren.

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Veröffentlicht am 08.09.2021

Ein wendungsreicher Thriller mit permanent hohem Spannungslevel

Das Spiel – Es geht um Dein Leben
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Ich muss sagen, dass ich wirklich super den Einstieg in das Buch fand und ein großer Pluspunkt sofort für mich die angenehme Kapitellänge war. Dadurch entstand keine langweilige Ausführlichkeit, stattdessen ...

Ich muss sagen, dass ich wirklich super den Einstieg in das Buch fand und ein großer Pluspunkt sofort für mich die angenehme Kapitellänge war. Dadurch entstand keine langweilige Ausführlichkeit, stattdessen legte Jan Beck den Fokus auf rasche Szenenwechsel unterfüttert mit jeder Menge Aufregung, was wohl als nächstes Geschehen würde.

Es war klug gewählt, viele verschiedene Handlungsstränge durch die auktoriale Erzählperspektive aufzubauen. Dies erlaubte es mir, mehreren Figuren folgen zu können. Je Kapitel folgte ich nur einem Charakter. Jeweils am Anfang wurde mir zudem Ort, Uhrzeit und die aktuelle Figur mitgeteilt, sodass ich einen guten Überblick behalten konnte. Anfänglich hatte ich etwas Sorge, dass mir dieser verloren gehen könnte, da wirklich unglaublich viele verschiedenste Charaktere in diesem Buch mitwirkten. Aber es war tatsächlich kein Problem, mitten im Geschehen zu bleiben, was auch an der sehr ausgeklügelten Ausarbeitung der Figuren gelegen hat. Sie alle hatten einen extrem hohen Wiedererkennungswert, sodass ich nie ins Stolpern geriet.
Durch die knackigen Kapitel gab es stets ein hohes Spannungsniveau und durch mehrere kleinere fiese Cliffhanger entstand im Gesamteindruck eine packende Dynamik, die sich auf einen fesselnden Showdown zubewegte.

Insgesamt war „Das Spiel – Es geht um Dein Leben“ sehr komplex ausgearbeitet worden und ich durchschaute diese perfide Jagdspiel kein Stück. Interessanterweise wirkten die blutigen Szenen nicht ganz so brutal wie manche psychologischen Spitzfindigkeiten. Für schwächere Mägen könnten jedoch jene dennoch zu viel des Guten sein. Mir hatte es aber sehr gut gefallen und ich mochte gerade diese Mischung sehr. So kam nie Langeweile auf, auch wenn Jan Beck an manchen Stellen etwas ausholender in seinen Erklärungen war, was kurzfristig die Spannung zwar drosselte, aber danach mit Vollgas weiterging.

Optisch hatte mich das Cover sofort eingefangen. Die Eule mit ihren durchdringend gelben Augen in Kombination mit dem Schriftbild war ein echter Hingucker. Ein Teil ihrer Federn sind hervorgehoben, sodass auch haptisch das Buch Eindruck auf mich machte. Allerdings muss ich sagen, dass ich das Motiv nicht gut gewählt fand. Für meinen Geschmack hatte es inhaltlich nichts mit dem Geschehen gemeinsam, doch mit viel gutem Interpretationswillen könnte ich die Eule symbolisch werten. Meiner Meinung nach wäre hier thematisch ein anderes Bild sinnvoller gewesen.

Der Debütstart in die Reihe um das Ermittlerduo Inga Björk und Christian Brand war gelungen. Beide Hauptfiguren gefielen mir. Am meisten mochte ich hier, dass Jan Beck besonders mit Christian Brand ein bisschen mit Klischees spielte. Auf den ersten Blick wirkte dieser nämlich wie John Rambo persönlich, doch Stück für Stück wurde er mir sympathischer. Christian Brand war ein sehr vielschichtiger Charakter mit einer sehr schnellen Auffassungsgabe und einem superlösungsorientierten Handeln. Seine Entscheidungen traf er oftmals so schnell, dass er sich über so einiges hinwegsetze, was ihm ein bisschen den Charme eines Teamplayers raubte. Jedoch nur auf den ersten Blick. Später kristallisierten sich Christian Brands Stärken besser heraus und für mich war er ein sehr glaubwürdiger Protagonist.

Inga Björk mochte ich auf Anhieb. Allerdings verlor ich im Verlauf der Geschichte so ein bisschen den Zugang zu ihr, da sie nicht mehr so häufig in der auf sie abgestimmten Erzählperspektive vorkam. Stattdessen betrachtete ich sie eher durch Christian Brand. Und ihm präsentierte sie sich als wortkarg und hoch konzentrierte Persönlichkeit. Dadurch entstanden bei mir Fragen im Kopf, teilweise über sie, teilweise über Zusammenhänge. Das machte die Geschichte jedoch noch spannender und undurchschaubarer.

Auch Werner Krakauer, seines Zeichens Journalist, mochte ich sofort. Sein Aktionismus wurde rasch erklärt, Hintergründe sauber und zackig beleuchtet. Am Anfang hatte ich ein bisschen den Eindruck, dass seine Motivation etwas den Beigeschmack von Geltungssucht bekam. Aber auch hier führte mich Jan Beck eine ganze Weile gekonnt an der Nase herum.

Besonders spannend empfand ich den Blick auf die siebzehnjährige Mavie Nauenstein. Sie war in vielerlei Hinsicht ein Opfer und doch voller Mut sowie Tatendrang. Ich schwankte oft zwischen einer Mischung aus Mitleid und Respekt. Sie war unglaublich tapfer und belebte diese Geschichte auf ihre ganz eigene Weise.

Generell lebte „Das Spiel – Es geht um Dein Leben“ von seinen Figuren, ihren Interaktionen mit- und untereinander sowie ihren eigenen Entscheidungen. Sehr gut gefiel mir, dass ich zwar neben verschiedensten Opfern auch Täter kennenlernte, aber ich nie die Möglichkeit hatte, hinter das Gesamtkonstrukt zu sehen. Das Finale überraschte mich sehr, mit der Auflösung hätte ich nie im Leben gerechnet. Es war wirklich sehr spannend konzipiert worden, jedoch blieben am Ende für mich Fragen offen. Obwohl für meinen Geschmack nicht alles logisch aufgelöst wurde, war dies ein richtig toller Thriller. Er ging mir unter die Haut und wusste mich mit seiner Story absolut zu fesseln.

Fazit:
Ein Thriller, der ein hohes Unterhaltungslevel besaß und mit jeder Menge Spannung, sowie einem sehr perfiden Spiel aufwarten konnte. Ein sehr ausgeklügeltes Leseabenteuer, welches aber einige Fragen am Schluss offen ließ.

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Veröffentlicht am 08.09.2021

Tolle Mitmach-Yoga-Buch mit schönen Illustrationen für die ganze Familie

Der Yoga-Bär | Entspann dich wie die Tiere im Wald
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Das Cover war neben dem Titel das erste, was mich angesprochen hatte. Der Bär mit seiner Yogaübung sah schon total entspannt aus und die weiteren Waldbewohner, die sich auf dem Cover tummelten, luden förmlich ...

Das Cover war neben dem Titel das erste, was mich angesprochen hatte. Der Bär mit seiner Yogaübung sah schon total entspannt aus und die weiteren Waldbewohner, die sich auf dem Cover tummelten, luden förmlich zum Mitmachen ein. Auch haptisch war das Buch total angenehm. An manchen Stellen waren Erhebungen fühlbar, die optisch natürlich dafür sorgten, dass die Bildkomposition Tiefe erhielt.
Der stabile Einband war super, allerdings befürchte ich, dass mit kleineren Kindern die Seiten im Buch nicht lange standhalten könnten, wenn sie häufig zum Einsatz für die Umsetzung der Einheiten kommen. Denn es war gewöhnliches Papier, hier hätte eine höhere Papierdicke womöglich den Effekt, dass auch bei mehrmaligem benutzen „Der Yoga-Bär: Entspann dich wie die Tiere im Wald“ noch in Ordnung bleibt. Allerdings denke ich auch, dass bei einem sorgsamen Umgang mit dem Buch die Freude an diesem noch lange anhalten sollte.

Das Thema des Buches war offensichtlich und es ging auch direkt mit Yoga los. Eine kleine Einführung zu Beginn erklärte, was Eltern und Kindern erwarten würde, stellte den Protagonisten „Yoga-Bär“ vor und gab Tipps für die erfolgreiche Durchführung der Yoga Übungen. Besonders mochte ich, dass es schon zu Beginn den Hinweis auf die letzte Doppelseite gab. Denn da wird aufgeschlüsselt, was die einzelnen Übungen bei Körper und Geist bewirken.

Rund um die dreizehn Yogaübungen wurde eine locker leichte Geschichte gesponnen, die uns die Möglichkeit gab, den Yoga-Bären einen Tag lang zu begleiten. Wir starteten direkt vor der Höhle des Bären, der gerade aus einem langen und sehr tiefen Schlaf erwachte. Um richtig wach zu werden, gab es auch sofort eine hilfreiche Yogaübung eines kuscheligen Waldbewohners. Wir sahen dabei zu, wie der Bär ganz stillstand und atmete. In einem kleinen gelben Kästchen wurden wir gefragt, ob wir das auch können. Na klar, und schon ging es los. Fix die kurze Anleitung gelesen und schon atmeten wir tief wie ein Bär.

So ging es Seite für Seite weiter. Alle dreizehn Übungen wurden auf je einer Doppelseite vorgestellt. Auf der linken Seite erfuhren wir, was der Bär gerade machte und welchem hilfreichen Tier er begegnete. Auf der rechten Seite schauten wir dem Bären bei der gemeinsamen Übung mit dem Waldbewohner zu und durften dann anhand der leicht verständlichen Anleitung die Yogaeinheit selber ausprobieren. Nicht alles klappte auf Anhieb, aber das war gar nicht schlimm. Mit Spaß und Freude blieben wir dabei und begleiteten den Bären erfolgreich durch seinen Tag.
Yoga Liebhaber werden in diesem tollen Kinderbuch Übungen wiedererkennen, die normalerweise Tadasana – Die Berghaltung, Bhujangasana – Kobra oder Grabhasana – Kindshaltung heißen. Hier wurden sie aber auf die Geschichte passend umbenannt und so zischten wir wie die Schlange oder blieben ruhig wie der Maulwurf. Ich fand die Idee dazu richtig super, denn besonders bei der finalen Übung, also der gängigen Schlussübung einer Yogastunde zur Tiefenentspannung, war ich dankbar, dass wir hier nicht die „normale“ Bezeichnung hatten. Denn Shavasana – Die Totenstellung finde ich jetzt als Übungsbezeichnung für Kinder, die gerade erst Erfahrungen mit der Entspannung um Körper und Geist sammeln, nicht so ideal. Stattdessen wurde die Übung einfach „Schlafen wie ein Bär“ genannt und schloss das Buch perfekt ab.

Die Geschichte rund um den Yoga-Bär war schnell und leicht erzählt. Der Schreibstil war locker und superverständlich. Besonders wichtig war mir dies bei der Erklärung, wie die einzelnen Übungen umgesetzt werden sollen. Kurz und knapp mit dazu passenden Hilfsbildern gelang es uns meist ohne Probleme alles umzusetzen. Manchmal hatten wir einen nicht so festen Stand, sodass wir bei einigen Übungen etwas länger brauchten, bis es klappte. Aber das nahmen wir als Ansporn und es demotivierte uns nicht.
Die Mischung aus Geschichte und Yogaeinheiten fanden wir richtig klasse. Richtig großer Pluspunkt waren die wundervollen Illustrationen von Julia Green. Jede Seite war durchgängig farbig, mit liebevollen Details des Waldes und seiner Bewohner dargestellt. Die Mimiken und Gestiken wurden einfach wiedergegeben, aber es war absolut ausreichend, um die Emotionen wahrzunehmen, die uns auch der Text vermittelte. Außerdem lenkten die Illustrationen nicht von den einzelnen Übungen ab, sondern unterstützten sie.
Meiner Meinung nach hat „Der Yoga-Bär: Entspann dich wie die Tiere im Wald“ nicht nur einen Mehrwert für Kinder, auch wir Erwachsene haben schon nach nur einer Einheit gespürt, wie uns diese Übungen guttaten. Das Schöne an diesem Buch ist ganz klar, dass keine komplexen Yogastellungen auf uns warteten, sondern wir die hier vorgestellten einfach umsetzen und in den Alltag integrieren konnten. Uns gefällt das Buch so gut, dass wir manchmal sogar ohne den Lesejunior die ein oder andere Übung machen.

Fazit:
Entspannungsübungen, welche die ganze Familie begeistern konnten. Sinnvoll und leicht nachzumachende Yogaübungen mit positiven Effekten für Körper und Geist.

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