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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.12.2021

Unmenschlich

Sterbende Seelen
6

Zum Inhalt:
Frankfurt wird von einer neuen Spezies im Bereich "organisiertes Verbrechen" heimgesucht: Nigerianer, die ihre aus der Heimat importierten Prostituierten in menschenverachtender Weise misshandeln. ...

Zum Inhalt:
Frankfurt wird von einer neuen Spezies im Bereich "organisiertes Verbrechen" heimgesucht: Nigerianer, die ihre aus der Heimat importierten Prostituierten in menschenverachtender Weise misshandeln. Als es Tote gibt findet Mara eine Spur nach Sizilien und versucht mit dem dort ermittelnden Beamten die Wege dieser afrikanischen Mafia zu durchkreuzen.

Mein Eindruck:
Der sechste Fall für Mara Billinsky - Abnutzungserscheinungen zeigt die unkonventionelle Ermittlerin mit dem Spitznamen "Krähe" jedoch keine. Wie gewohnt brutal - jedoch ohne Beschreibung von Grausamkeiten zum Selbstzweck - und mit dem ganz eigenen, schwarzen Humor überzeugt auch diese Geschichte mit gut ausgearbeiteten Charakteren und (das ist eher ungewohnt) anderen Schauplätzen als dem tristen Frankfurt. Born gönnt seinen Figuren eine Entwicklung, die einerseits erfreut, andererseits insbesondere bei Liebhabern der Reihe um Mara und ihren Best Buddy die Alarmglocken dröhnen lassen. Denn eins stellt der Autor mit vielerlei überraschenden Wendungen klar: Nix ist fix und wer eben noch lässig in den Sonnenuntergang reitet kann morgen schon im Leichenschauhaus liegen. Und obwohl auf der Seite der nigerianischen Prostituierten in dieser Geschichte noch am wenigstens gestorben wird, liegt der Fokus auf den Grausamkeiten, die diesen Frauen angetan werden und die Folgen, die für Geist und Seele daraus entstehen. Denn manchmal stirbt eine Seele, weil das Gegenüber nur eine menschliche Maske trägt, sich unter dieser Maske jedoch eine Bestie verbirgt.

Mein Fazit:
Gut geschrieben, schwer zu ertragen

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 18.12.2021

Rasante Abfahrt

Das Chalet
0

Zum Inhalt:
Die Leitungsebene eines hippen Start-Ups trifft sich, um über ein Übernahmeangebot zu debattieren. Zwei Fronten bilden sich aus und eine Person, die zwischen diesen beiden Fronten steht, ist ...

Zum Inhalt:
Die Leitungsebene eines hippen Start-Ups trifft sich, um über ein Übernahmeangebot zu debattieren. Zwei Fronten bilden sich aus und eine Person, die zwischen diesen beiden Fronten steht, ist das Zünglein an der Waage. Diese scheint sich zu neigen, als das erste Mitglied des Teams verschwindet und mutmaßlich tödlich verunglückt. Doch bei dem einen bleibt es nicht.

Mein Eindruck:
Zum größten Teil aus zwei Sichtweisen beschreibt Ruth Ware die Situation am Berg, die sich wie die Umgebung entwickelt. Zuerst nur scheinbar entspannt und schon mit einem gefährlichen Unterton, später lawinenartig. Diese Anspannung bringt sie auch dadurch zum Ausdruck, dass die Kapitel im Laufe des Buches immer kürzer werden. Die Einführung ihrer Figuren startet sie mit einem geschickten Schachzug: Sie stellt die durchaus interessanten (und in Agenturen absolut üblichen) Steckbriefe an den Anfang ihres Buches, - so gelingt ihren Leser/innen die Charaktere trotz deren Menge auseinanderzuhalten. Beide Hauptpersonen gestatten nur einen rudimentären Einblick und auch wenn man relativ schnell eine Ahnung zum Täter bekommt, ist der Weg zum Motiv das Ziel. Wares Showdown ist großartig und der Epilog gelungen.

Mein Fazit:
Vom Start bis ins Ziel ein Genuss

Veröffentlicht am 05.12.2021

Großartig

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
0

Diese Rezension behandelt das Hörbuch

Zum Inhalt:
Heike Wersch - Programmleiterin eines renommierten Frankfurter Verlags -wird erst vermisst, dann tot aufgefunden. Mögliche Täter gibt es viele: Der Bestseller-Autor, ...

Diese Rezension behandelt das Hörbuch

Zum Inhalt:
Heike Wersch - Programmleiterin eines renommierten Frankfurter Verlags -wird erst vermisst, dann tot aufgefunden. Mögliche Täter gibt es viele: Der Bestseller-Autor, dessen Plagiat sie öffentlich machte, ihr alter Arbeitgeber, dem sie für eine Neugründung Autoren abwerben wollte und Menschen, denen sie mit ihrer unverblümten Art und Verrissen das Leben schwer gemacht hatte. Oder findet sich der Grund für ihre Ermordung in einer ferneren Vergangenheit? Vor dreißig Jahren starb ein Mitglied ihrer Clique und die "Ewigen" schworen Zusammenhalt. Bröckelt dieser?

Mein Eindruck:
Dieses (Hör-)buch ist stimmig in jeder Hinsicht. Nicht nur von einer sehr guten Sprecherin mit genügend Verve, Gefühl und darstellerischer Qualität eingelesen, sondern auch inhaltlich beeindruckend. Dabei gefällt insbesondere das Augenzwinkern, wenn Neuhaus ihre Figur des Gerichtsmediziners benutzt, die eigenen Bücher zu zitieren. Dieses Privatleben, welches sie ihren Figuren gönnt, bewegt sich angenehm am Rande, - man fühlt mit, ohne genervt zu sein.
Der Fall spielt sich in einem Metier ab, dass der Schriftstellerin bekannt ist. Doch sie holt ihre Leser/innen ab, erklärt Zusammenhänge, zeigt die Eitelkeiten und die Blase, in der sich vermeintlich Intellektuelle hochnäsig über das gemeine Volk echauffieren. Auch hier beweist sie Humor, in dem sie genau die von ihr bedienten Genre – Frauen- und Kriminalliteratur – hochnäsig behandeln lässt und damit herabwürdigt.
Wie immer kreiert Neuhaus eine Personenschar, die – bis auf das erste Mordopfer – absolut ambivalent erscheint: Menschen mit Ecken und Kanten und vielen Facetten. Genau das, was „echte“ Charaktere ausmacht. Ebenso vielschichtig ist die Motivlage, durch die sich ermittelnde Beamte und die Leserschaft durchkämpfen müssen, - ein Dickicht, welches sich erst nach und nach lüftet. So bietet die Autorin viel Spaß, für den man sich auch gerne einmal ein paar Stunden mehr als geplant um die Ohren schlägt.

Mein Fazit:
Perfekte Unterhaltung!

Veröffentlicht am 04.12.2021

Gefangen

Escape Room: Mörderspiel
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Zum Inhalt:
Sieben Freunde feiern auf dem Dach, - am Ende stürzt eine Frau zu Tode. Tragischer Unfall, Suizid oder Mord. Zweifel sind berechtigt, denn obwohl das Opfer beliebt schien, hatte Valerie ihre ...

Zum Inhalt:
Sieben Freunde feiern auf dem Dach, - am Ende stürzt eine Frau zu Tode. Tragischer Unfall, Suizid oder Mord. Zweifel sind berechtigt, denn obwohl das Opfer beliebt schien, hatte Valerie ihre Abgründe. Und die übrigen sechs erhalten eine Einladung in einen Escape Room. Den sie erst wieder verlassen können, wenn sie den Mörder unter sich identifizieren.

Mein Eindruck:
Wirkt der Beginn des Krimis noch wie eine typische Jugendgeschichte mit den üblichen Problemen (Er liebt mich, sie liebt mich nicht, Alkohol, Drogen, Aussehen), zieht die Spannung bald immer weiter an. Schließlich sieht man sich mit einem Psychothriller konfrontiert, der sich über diesen Einheitsbrei erhebt. Ähnlich gestalten sich die Charakter - zuerst indifferent und einander ähnlich, arbeitet die Autorin Stück für Stück Besonderheiten heraus. Die Sichten - immer wieder wechselnd, immer wieder die einer anderen Person - und die Zeitsprünge in die Vergangenheit wirken wie ein Stroboskop, welches Blicke erhaschen lässt, um sich erst zum Ende hin schlüssig zusammenzufügen. Ein unkomplizierter, eingängiger Schreibstil und viel Identifikationspotenzial tun ihr Übriges, um die Leser/innen bei der Stange zu halten, - bis zum überraschenden Ende.

Mein Fazit:
Kurzweilig, spannend, überraschend - was will man mehr?

Veröffentlicht am 19.09.2021

Perfekt

Tote schweigen nie
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Zum Inhalt:
Cassie redet mit ihren Kunden, - das wäre nicht weiter verwunderlich, wenn es sich bei ihr nicht um eine Assistentin des Pathologen und bei ihren Gegenübern nicht um Leichen handeln würde. ...

Zum Inhalt:
Cassie redet mit ihren Kunden, - das wäre nicht weiter verwunderlich, wenn es sich bei ihr nicht um eine Assistentin des Pathologen und bei ihren Gegenübern nicht um Leichen handeln würde. Als sie die Frau auf dem Tisch liegen hat, die Cassies Leben eine Wendung zum Guten gegeben hat, bemerkt sie Unregelmäßigkeiten und wendet sich an die Polizei. Genauer an eine Polizistin, die ihr zwar nicht wohlgesonnen ist, jedoch die gleiche Beharrlichkeit an den Tag legt, die Cassie auszeichnet.

Mein Eindruck:
"Tote schweigen nie" legt einen fulminanten Start hin. Im Gegensatz zu vielen anderen Autoren geht A.K. Turner direkt in die Vollen und hält sich nicht lange mit einer behutsamen Einführung ihrer Charaktere auf. Ihre Hauptpersonen sind zwei starke Frauen, vom Leben gebeutelt, aber nicht kleinzukriegen. Die frühere Streunerin Cassie und die penible Polizistin Phyllida zeigen ihrer Umwelt zwar oft die Krallen - und das auch mit ihrer äußeren Erscheinung - doch ihre Menschlichkeit und Empathie haben sie sich bewahrt und gehen deshalb aufeinander zu. Und diese Differenziertheit wahrt Turner bei sämtlichen Figuren, - auch bei den scheinbar nebensächlichen. Es gibt nicht nur schwarz und weiß, sondern viele Grautöne und Turner spielt auf der Klaviatur der Farbenlehre.
Aber das Beste ist - wie es sich für einen Thriller gehört - dass auch der Fall sich nicht zu leicht erschließt, trotzdem wunderbar hergeleitet ist und mit einem doch überraschenden Finale aufwartet.
Ein Highlight in der Landschaft der kriminellen Unterhaltung.

Mein Fazit:
Very british, very cool