Falsche Erwartungen, sehr konservative und heteronormative Kurzgeschichten
Die schnelle und die langsame LiebeAuf Grund des Klappentextes habe ich leider mit einem vollkommen anderen Buch gerechnet. Ich hatte Kurzgeschichten von mehr oder weniger echten Paar erwartet, gepaart mit einer Einordnung oder einem Kommentar ...
Auf Grund des Klappentextes habe ich leider mit einem vollkommen anderen Buch gerechnet. Ich hatte Kurzgeschichten von mehr oder weniger echten Paar erwartet, gepaart mit einer Einordnung oder einem Kommentar vom Autor.
Geboten werden hier jedoch acht Kurzgeschichten, die zwar verschiedene Formen und Arten der Liebe aufzeigen, jedoch nicht kommentiert werden und die der Autor sich, beruhend auf seiner langjährigen Erfahrung als Therapeut, selber ausgedacht hat.
Das Vorwort fand ich noch wirklich gut geschrieben und sehr verlockend, merkte da jedoch schnell, dass in mir die falschen Erwartungen geweckt wurden. Denn der Autor kommentierte diese Kurzgeschichten nicht, sondern lädt den Leser oder die Leserin dazu ein, die Geschichte zu überdenken, eigene Schlüsse zu ziehen, selber zu bewerten und etwas zu lernen. Der Ansatz gefällt mir gut, der bestehende Rahmen ist für mich jedoch nicht dazu passend.
Die Kurzgeschichten selber haben mir mal mehr, mal weniger gut gefallen. "Blindflug", die erste Kurzgeschichte, fand ich noch gut, irgendwie niedlich, doch darauf folgende Kurzgeschichten gefielen mir einfach weniger gut. Ja, abwechslungsreich handeln sie von verschiedenen Formen von Liebe und Zuneigung und Problemen und Hindernissen menschlicher Beziehungen. Eigentlich aber lassen sich fast alle Kurzgeschichten unterbrechen auf einen Punkt: mangelnde Kommunikation. Ich hatte die Erwartungen, dass an genau dieser Stelle angesetzt wird, es Hinweise, Tips oder Vorschläge gibt, was Paare in bestimmten Situationen machen könnten, um Knoten zu lösen. Die Erwartungen wurden nicht nur auf Grund des Klappentextes geweckt, sondern liegen auch dem zu Grunde, dass ich persönlich den Verlag mit Ratgebern in Verbindung bringe und diese Sammlung an Kurzgeschichten für mich keinen Ratgeber darstellen.
Abgesehen von den falsch geweckten Erwartungen sind mir die Kurzgeschichten zu einseitig, denn für meinen Geschmack sind diese sehr konservativ und viel zu heteronormativ.
Verbundenheit zu Charakteren zu wecken ist eine absolute Kunst, vor allem bei Kurzgeschichten. Ich habe schon ein paar Bücher gelesen, bei denen Autor:innen es trotz der Kürze geschafft haben, dass ich mich Charakteren verbunden fühlte oder in irgendeiner Art und Weise mitfieberte. Dies gelang dem Autor leider nur bei der ersten Kurzgeschichte, die anderen ließen mich eher kalt.
Für mich ist das Buch leider mit falschen Versprechungen beworben worden, die Kurzgeschichten selber fand ich durchwachsen. Schade!