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Veröffentlicht am 08.04.2022

Spannende Fortsetzung! Polizeireporterin Gesa Jansen steht unter einem enormen Druck.

Feuer im Alten Land
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Bei der Hamburger Abendpost herrscht eine Nachrichtenflaute und Chefredakteurin Maike Thomson verdonnert die Polizeireporterin Gesa Jansen und ihren Kollegen Björn Dalmann dazu, über das Apfelblütenfest ...

Bei der Hamburger Abendpost herrscht eine Nachrichtenflaute und Chefredakteurin Maike Thomson verdonnert die Polizeireporterin Gesa Jansen und ihren Kollegen Björn Dalmann dazu, über das Apfelblütenfest und die Krönung der Königin im Alten Land zu berichten. Doch die Idylle wird plötzlich durch eine Brandserie gestört und zu Gesas Entsetzen gehört ihr Bruder Gunnar mit zum Kreis der Verdächtigen. Als dann auch noch eine Leiche entdeckt wird, ist das Medieninteresse groß und Gesa versucht alles um ihrem Job gerecht zu werden und den wirklichen Täter zu finden.

Mit ihrem gelungenen Auftaktroman “Der tote Journalist“ hat Hanna Paulsen meine Lust auf weitere Geschichten um die sympathische Polizeireporterin Gesa Jansen entfacht und meine Neugierde auf den 2. Band war dementsprechend groß. Zu meiner Freunde konnte sie mich auch mit diesem Krimi hier überzeugen. Ich mag ihren leicht und flüssig zu lesenden Schreibstil und den Aufbau der Spannung, der im Laufe dieser Geschichte immer mehr an Fahrt aufgenommen hat, da Gesa in eine Zwickmühle gerät und abwägen muss was wichtiger für sie ist. Kann sie einen Mittelweg zwischen beruflichen und privaten Interessen finden? Ich konnte den Druck, der auf ihr lastet, voll nachempfinden und mich in sie hineinversetzen, da ihre Emotionen und Gedanken sehr gut in Worte gefasst wurden. Hanna Paulsen erzeugt zudem eine sehr authentische Atmosphäre während der Geschehnisse indem sie aufzeigt, wie rasch Menschen und Meinungen sich von ihrer privaten Umgebung und den Medien beeinflussen lassen, die durch Gerüchte, Falschaussagen und Manipulationen entstehen. Hier kann leicht eine Person vorschnell verurteilt werden, die unter den daraus resultierenden Folgen leiden muss.

Sehr gut gefallen hat mir wieder die Zusammenarbeit von Gesa und ihrem Kollegen Björn, die sich nicht davor scheuen auf Konfrontationskurs zu ihrer skrupellosen und berechnenden Chefin Maike Thomson zu gehen und ihr Paroli zu bieten. Beide verfügen noch über Verantwortungsgefühl und die nötige Moral, ganz im Gegensatz zu ihrem Kontrahenten Ingo Görlitz, der bei den Nord Nachrichten arbeitet. Zwischen ihnen herrscht immer ein stetiger Konkurrenzkampf um Exklusivberichte. Sehr reizvoll fand ich auch das angespannte Verhältnis zwischen Gesa und Kriminalhauptkommissar Strauch, der ihr das Leben nicht einfach gemacht hat.

Wer schließlich hinter den Bränden und dem Mord steckt hat mich überrascht.

Mein Fazit:

Hanna Paulsen hat mir spannende Unterhaltung mit „Feuer im Alten Land“ geschenkt und ich spreche sehr gerne eine Leseempfehlung für diesen Kriminalroman aus. Verdient vergebe ich 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 04.04.2022

Beanstocks 8. Abenteuer hat mich wieder sehr gut unterhalten!

Beanstock-Eine mörderische Teatime (8.Buch)-Cosy-Krimi
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„Beanstock -Eine mörderische Teatime“ ist mittlerweile schon der 8. Band um den Butler und Hobbydetektiv und jedes Mal ist es für mich wie ein nachhause kommen zu liebgewonnenen Freunden. A.W. Benedict ...

„Beanstock -Eine mörderische Teatime“ ist mittlerweile schon der 8. Band um den Butler und Hobbydetektiv und jedes Mal ist es für mich wie ein nachhause kommen zu liebgewonnenen Freunden. A.W. Benedict hat es mir mit ihrer warmherzigen Erzählweise auch einfach gemacht mich sofort wieder wohlzufühlen und ihre Mischung aus britischem Understatement und Spannung genießen zu können. Das Schöne an ihren Geschichten ist, dass Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe darin großgeschrieben werden. Diese Erfahrung durfte Butler Beanstock gerade wieder machen, da er einem Hilferuf aus seiner eigenen Familie nachgehen muss, bevor er mit seinen Herrschaften, den Baronets von Parsley Manor, auf eine Sightseeing-Tour Richtung Schottland geht. Wie immer, wenn er auf Reisen ist, deckt er einen kriminalistischen Fall auf, der sich dieses Mal im angesehenen Cluaran Hotel in Loch Ness abspielt. Sein Beobachtungsposten zur Teatime ist die Lobby des Anwesens und es war schön gefühlt mit ihm dort zu sitzen und die Menschen und die Geschehnisse zu beobachten, die die Autorin sehr anschaulich beschrieben hat. Es wird gefährlich für Beanstock und Chauffeur Gonzales, die in diesem Band wieder als Team auftreten und ganz schön wagemutig sind. Es gilt einen Täter zu überführen der Morde begeht und das Besondere dabei ist, dass dem Papagei Bartholomäus eine wichtige Rolle bei der Aufklärung zufällt. Irgendwie hatte ich im Gespür, wer hinter den Verbrechen steckt, aber das hat dem Spannungsbogen so gut wie keinen Abbruch getan.

Mein Fazit:

Auch der 8. Band der Beanstock-Reihe hat mir sehr gut gefallen und mir eine entspannende Auszeit geschenkt. Ein Wohlfühlroman, für den ich gerne 4 verdiente Sterne vergebe.

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Veröffentlicht am 26.01.2022

Was für eine schöne und warmherzige Familiengeschichte!

Der süße Himmel der Schwestern Lindholm
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Schweden 1936
Seit Generationen führt die Familie Lindholm eine gutgehende Bäckerei in dem idyllisch am Meer gelegenen Örtchen Arild, die sehr bekannt ist für ihre Gebäckspezialitäten. Doch die Auswirkungen ...

Schweden 1936
Seit Generationen führt die Familie Lindholm eine gutgehende Bäckerei in dem idyllisch am Meer gelegenen Örtchen Arild, die sehr bekannt ist für ihre Gebäckspezialitäten. Doch die Auswirkungen der schwierigen wirtschaftlichen Lage in Schweden macht auch vor ihnen keinen Halt. Durch einen Denkanstoß ihre Onkels kommen die 5 Lindholm Schwestern auf die Idee im angrenzenden Garten ein Café zu eröffnen und die Besucher mit ihren süßen Köstlichkeiten zu verwöhnen. Ihr „Söta Himle“ wird ein voller Erfolg, doch durch unvorhersehbare familiäre Ereignisse und Probleme werden sie immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt.

Wer das Herz und die Seele baumeln lassen möchte, ist mit dieser warmherzigen Geschichte über die Familie und die 5 Schwestern der Lindholms sehr gut bedient. Wunderschöne landschaftliche Beschreibungen kommen durch die sehr bildliche Erzählweise der Autorin genauso gut rüber, wie auch die Aromen und die Atmosphäre in der Backstube, in der gefüllte Vanilleherzen und andere landestypische Köstlichkeiten kreiert werden. Werte wie Liebe und Zusammenhalt in der Familie, ein offener und ehrlicher Umgang miteinander, das Teilen von Sorgen und Problemen, streiten und verzeihen, Nachbarschaftshilfe und Dankbarkeit, werden in diesem Wohlfühlroman großgeschrieben. Politische und wirtschaftliche Begebenheiten fließen dabei gekonnt nebenbei mit in die Geschichte ein. Der Start ins Buch beginnt im Jahr 2020, in dem ein Brief der Auslöser für den Rückblick auf das Leben der Lindholms von 1936-1940 ist. Nach einer ruhigen und unaufgeregten Anfangsphase steigerte sich der Spannungsbogen, als ich alle Charaktere mit ihren liebenswerten und besonderen Eigenheiten näher kennengelernt hatte und mit ihnen Glück und Unglück und Freud und Leid teilen durfte. Ich fühlte mich mit in der Familie aufgenommen und konnte das Buch dann auch nicht mehr aus der Hand legen.

Alle habe ich dabei in mein Herz geschlossen, die Großmutter, die das Regiment in der Backstube führt, den brummigen Großvater, der immer etwas zu kritisieren hat und gegen die nationalsozialistische Bewegung im fernen Deutschland schimpft, die Mutter der 5 Lindholm Schwestern, die mehr an das Glück ihrer Töchter als an sich selber denkt, den Vater, der fern von seiner Familie in Lappland das Geld verdienen muss und letztendlich auch die fünf vom Wesen her so unterschiedlichen jungen Frauen. Das Backtalent Hannah ist mit ihren 23 Jahren die älteste und verantwortungsbewusste von den Geschwistern, die sich Hals über Kopf in Karl aus Deutschland verliebt und dadurch in Gewissenskonflikte gerät. Es folgt Ingrid, die gefühlt immer im Schatten ihrer großen Schwester steht und erst das Selbstbewusstsein entwickeln muss um ihr Glück zu finden. Matilda ist mit ihrer verwegenen und auch schonmal berechnenden Art diejenige, die davon träumt die Welt zu entdecken und mehr aus ihrem Leben machen zu können. Schließlich gibt es noch die 14-jährigen Zwillinge Ebba und Ulla, die voller Neugierde stecken, aber mehr im Hintergrund der Geschichte bleiben.

Fazit:

Hinter der wunderschönen Buchgestaltung von „Der süße Himmel der Schwestern Lindholm“ steckt eine spannende Familiengeschichte, die mich gefesselt und alles um mich herum vergessen lassen hat. Besonders hervorzuheben ist auch noch die tolle Rezeptsammlung im Anhang! Noch offene Erzählstränge lassen mich darauf hoffen, dass es eine Fortsetzung geben wird. Von mir erhält der Roman sehr verdiente 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 21.10.2021

It’s Showtime, aber sowas von! Achtung Suchtgefahr!

Reality Show
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Der Zeitpunkt hätte nicht besser ausgewählt werden können. Heiligabend, ein Millionenpublikum sitzt vor dem Fernseher und ist geflasht, dass auf allen Kanälen die gleiche Sendung läuft. „Herzlich willkommen ...

Der Zeitpunkt hätte nicht besser ausgewählt werden können. Heiligabend, ein Millionenpublikum sitzt vor dem Fernseher und ist geflasht, dass auf allen Kanälen die gleiche Sendung läuft. „Herzlich willkommen zur Reality Show“ begrüßt Moderator Zachary Wiseman sein Publikum. „Wundern sie sich nicht. Wir bieten ihnen heute ein spektakuläres Programm, bei dem sie mitbestimmen dürfen, Einfluss auf den Verlauf haben werden und das Beste ist, sie können etwas gewinnen! Wir stellen ihnen 10 von 42 überaus privilegierten Menschen vor, die wir für sie ausgesucht haben. Jeder von den zehn Auserwählten gehört zu Deutschlands einflussreichsten Leuten, die mit ihren finanziellen Mitteln Macht auf die Politik ausüben. Wir zeigen ihnen, wie diese Menschen ihr Imperium aufbauen konnten und sie entscheiden, ob sie dafür bestraft werden sollen oder ungeschoren davonkommen. Geben sie ihr Urteil telefonisch, über unsere App Reality Show oder über unsere Accounts bei allen Sozialen Medien, ab. Sie haben die Wahl, mitspielen lohnt sich“.

Wow, was für ein polarisierender, sehr spannender und gut durchdachter Roman! Jeder wird hier auf die ein oder andere Weise vorgeführt und bekommt den Spiegel vors Gesicht gehalten, die Auserwählten, die Zuschauer und man selber auch als Leser. Anne Freytag spricht durch den Coup der fünf Freunde hier wichtige Themen wie Politik, Umweltsünden, Ungerechtigkeit in der Welt, Datensicherheit und Datenklau, die Macht der Medien und IT-Spezialisten, Manipulation von Menschen, Sensationslust, Selbstjustiz und die Fragwürdigkeit von solchen Shows, an. Der Schreibstil der Autorin ist wie immer fesselnd, eindringlich, provozierend und spannend. Vor kurzem habe ich mal geschrieben, dass ich noch nie ein Buch gelesen habe, in dem so viele Protagonisten mitspielen. Dieser Roman kann es definitiv toppen. Aber keine Angst, den Überblick verliert man nicht, da die Story einen so in den Bann zieht und man den Roman nicht aus der Hand legen möchte. Alle Charaktere haben ihren Reiz, werden authentisch und lebendig dargestellt und können ihre Gefühle und Gedanken sehr gut zum Leser transportieren. Neugierde kommt auf, als die Auserwählten und die Organisatoren vorgestellt werden und man im Laufe der Geschichte immer mehr über sie erfährt. Es gibt Rückblicke darauf, wie sich die Strippenzieher gefunden haben, auf die Idee für den Coup gekommen sind, alles minutiös und von langer Hand geplant haben, die Geiseln in ihre Gewalt nehmen und wie der Showdown und das Spiel beginnt. Was für Ausmaße das alles annimmt, realisiert man erst durch die Vorstellung des ersten Kandidaten anhand eines Imagefilms und die Zeit bis zur Abstimmung und der Urteilsverkündung. Es ist Wahnsinn, wie man als außenstehender Beobachter auf die Reaktionen der Menschen wartet und über ihre Sorglosigkeit, ihr unüberlegtes schnelles Handeln, ihre Sucht nach Sensationen und die Hoffnung auf einen Megagewinn, nur den Kopf schütteln kann. Zum Glück gibt es so Menschen wie Opa Fritz, der misstrauisch ist, nachdenkt, Dinge hinterfragt und aus dem die Stimme der Vernunft spricht. Die polizeiliche Ermittlungsarbeit in der Geschichte bleibt mehr im Hintergrund. Es ist aber erschreckend mitzuerleben, wie machtlos sie sind und wie sie von den Organisatoren vorgeführt werden.

Bis zum Schluss bleibt es spannend und ich habe mit dem unvermuteten Ende nicht gerechnet.

Mein Fazit:

„Reality Show“ ist definitiv ein Roman der einen zum Nachdenken bringt und der nachhallt. Spannung, Nervenkitzel und Lesesucht werden einem hier geboten und ich spreche für das Buch sehr gerne eine Leseempfehlung aus. Trotz, dass die Geschichte sehr gut durchdacht wurde, sind bei mir aber noch einige Fragen offengeblieben. Ich gehöre hier anscheinend zu der Fraktion „Opa Fritz“.

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Veröffentlicht am 22.09.2021

Ein lesenswerter Roman, der einen nachhaltigen und beklemmenden Eindruck hinterlässt!

Ritchie Girl
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Bedrückende Erinnerungen, Schuldgefühle und Wut kommen bei Paula Bloom wieder hoch, als sie neun Jahre nach ihrer Flucht aus Deutschland wieder in ihre frühere Heimat zurückkehrt, in der sie als Tochter ...

Bedrückende Erinnerungen, Schuldgefühle und Wut kommen bei Paula Bloom wieder hoch, als sie neun Jahre nach ihrer Flucht aus Deutschland wieder in ihre frühere Heimat zurückkehrt, in der sie als Tochter eines einflussreichen amerikanischen Geschäftsmannes groß geworden ist und ein Leben in gehobenen Kreisen führen durfte. Der Krieg hat seine grausamen Spuren hinterlassen und die Besatzungsmächte haben alle Hände voll zu tun, die Verantwortlichen dafür auszumachen und an den Pranger zu stellen. Im Camp Ritchie, dem Ausbildungslager für den US-Militärgeheimdienst, hat Paula das nötige Handwerk gelernt um sich den Aufgaben zu stellen. Die Verhöre mit dem österreichischen Juden Johann Kupfer, der zu einem der größten Spione des Zweiten Weltkrieges zählte, stellt sie vor unglaubliche Herausforderungen. Immer wieder kommt sie ins Zweifeln, ob er ihr Lügen oder die Wahrheit auftischt. Doch sie hofft auch mehr über das Schicksal von Georg Melzer zu erfahren, der damals kurz eine Rolle in ihrem Leben gespielt hat und mit dem sie schon lange nicht mehr in Kontakt steht.

Auf die Geschichte von “Ritchie Girl” bin ich neugierig geworden, nachdem mich Andreas Pflüger mit seiner Jenny Aaron Thriller-Reihe so begeistert hat. Ich war mir bewusst, dass dieser Roman ein ganz anderes Kaliber ist. Der Klappentext jedoch lässt nicht ganz darauf schließen, dass man so einen beklemmenden, schockierenden und unter die Haut gehenden Lesestoff geboten bekommt, der einen aber aufgrund der Thematik nicht mehr loslässt. Sprach- und wortgewaltig hat der Autor hier einen Roman erschaffen, in dem Fiktion und Geschichte gekonnt miteinander verwoben werden. Andreas Pflüger hat sich schon 30 Jahre lang mit dem Nationalsozialismus und der Shoah beschäftigt und man spürt, wieviel Herzblut von ihm in diesem Buch steckt. Es liest sich nicht ganz so flüssig, da viele Hintergrundinformationen zu Personen, Schauplätzen und Ereignissen auf einen einfließen und zeitliche Gedankensprünge der Charaktere erfolgen, die ein aufmerksames Lesen von einem fordern. Sehr authentisch wurde von ihm eine bedrückende Nachkriegskulisse erschaffen, die man bildlich vor Augen hatte. Das ans Licht bringen und Aufarbeiten der furchtbaren und irrsinnigen Machenschaften hochrangiger NS-Funktionäre macht einen regelrecht sprachlos. Verabscheuungswürdig finde ich es, wenn mit ehemaligen Feinden kooperiert wird und diese Menschen nach all ihren Gräueltaten unbehelligt unter einer neuen Identität weiter ihr Leben fristen können. Eine persönliche Note bringt Paula Bloom mit in die Geschichte hinein, da ihre Schuldgefühle und eine Last, die auf ihren Schultern liegt, einen neugierig auf ihr zurückliegendes Leben machen. Sie und Sam waren mir durch ihre Menschlichkeit sehr sympathisch. Während ihres Auftrages macht Paula die Erfahrung, dass man sich nie sicher sein kann, wer zu den Guten und Bösen gehört und es auch schonmal ein dazwischen gibt. Sogar die Schacherei in den eigenen Reihen macht ihr das Leben schwer. Doch mit Sam, einem Freund aus Camp Richie hat sie einen verlässlichen Menschen an ihrer Seite, der ihr Rückhalt gibt und für sie da ist. Paulas Verhöre mit Kupfer haben mich ungemein gefesselt. Sie glichen einem Schachspiel, bei dem sie sich gegenseitig getäuscht, aus der Reserve gelockt und ausgetrickst haben. Mit Spannung habe ich darauf hin gefiebert, dass sie ihn enttarnen kann. Doch auch er wird zum Spielball zwischen den Besatzungsmächten. Richtig dramatisch und emotional war ihr letztes Gespräch mit ihm, in dem er ihr ein schreckliches Geheimnis enthüllt, dass sie aus der Fassung bringt und bei ihr Tränen fließen lässt. Mit der Offenbarung habe ich nicht gerechnet. Der Wahnsinn damals hatte zu viele Namen. Ich kann Paula nicht verdenken, dass sie nach ihrer Pflichterfüllung ihren Dienst zusammen mit Sam quittiert hat.

Fazit:

„Ritchie Girl“ ist ein sehr lesenswerter Roman, den ich jedem empfehlen kann, der sich für die deutsche Geschichte und das Thema Holocaust interessiert. Das Nachwort des Autors und die ausführlichen Anmerkungen von Bodo Hechelmann, dem Chefhistoriker des Bundesnachrichtendienstes, haben für mich den Eindruck vom Roman noch einmal unterstrichen.

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