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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.09.2021

Tragischer und anspruchsvoller Familienepos

Die letzten Romantiker
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Die Geschichte beginnt im Jahr 2079 mit der 102-jährigen Fiona, einer bekannten Dichterin, die eine Lesung zum Anlass nimmt, ihre Familiengeschichte zu erzählen. Fiona beginnt mit ihren Erinnerung im Sommer ...

Die Geschichte beginnt im Jahr 2079 mit der 102-jährigen Fiona, einer bekannten Dichterin, die eine Lesung zum Anlass nimmt, ihre Familiengeschichte zu erzählen. Fiona beginnt mit ihren Erinnerung im Sommer 1981, als ihr Vater starb. Der erste Teil des Buches war wunderbar atmosphärisch geschildert. Es geht um die „Große Pause“, wie die vier Geschwister es nennen. Eine tiefgreifende Zeit, geprägt von den Depressionen der Mutter, in denen die Kinder eigenverantwortlich zurecht kommen müssen.

Die Liebe zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte: leidvolle Erfahrungen, denkwürdige Momente und die Vielfalt des Lebens. Still und berührend erzählt die Autorin Tara Conklin von Menschen und Orten, von den Beziehungen der Geschwister untereinander und großem Verantwortungsgefühl. Im Fokus steht der einzige Bruder der Schwestern und seine Liebe. Das Leben der erwachsenen Geschwister konnte mich sprachlich nicht so überzeugen, wie die atmosphärische Schilderung der Kindheit. Die Charaktere sind jedoch authentisch und nachvollziehbar dargestellt und die ergreifenden und tragischen Töne machen „Die letzten Romantiker“ außergewöhnlich.

Fazit: Ein tiefsinniger Roman, klug und vielschichtig geschrieben, mit viel Raum für Interpretation. Kein mitreißender Familienepos, der einen bleibenden Eindruck hinterlässt, aber eine einfühlsame Geschichte, die es wert ist, gelesen zu werden.

Veröffentlicht am 13.09.2021

Vielversprechender High Fantasy-Auftakt

Die Stadt ohne Wind
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In diesem imposanten High Fantasy-Auftakt geht es um die dreizehnjährige Arka und den neunzehnjährigen Magier-Minister Lastyanax, die eine Mission eint: sie suchen eine bestimmte Person, um Antworten zu ...

In diesem imposanten High Fantasy-Auftakt geht es um die dreizehnjährige Arka und den neunzehnjährigen Magier-Minister Lastyanax, die eine Mission eint: sie suchen eine bestimmte Person, um Antworten zu finden. Arka will ihren Vater finden - einen mächtigen Magier und Lastyanax den Mörder seines Mentors. Daraus entwickelt sich eine besondere Freundschaft, die es braucht, um die bevorstehenden Herausforderung gemeinsam zu bestehen.

Wer das beeindruckende Cover sieht, würde im Buchladen vermutlich sofort zu diesem Buch greifen, um herauszufinden, was sich dahinter verbirgt. Ich hätte mir gewünscht, es gäbe mehr dieser künstlerisch beeindruckenden Illustrationen im Innenteil.
Hinter dem Kunstwerk verbirgt sich eine vielschichtige und komplexe Fantasywelt, mit vielen Handlungssträngen, und unzähligen interessanten, aber auch eindimensionalen Figuren. Die Autorin Eleonore Devillepoix hat sich interessanterweise gegen Arka als Ich-Erzählerin entschieden und wechselt Abschnittsweise zwischen Arka und Lastyanax in der allwissenden Perspektive. Zu den beiden Hauptfiguren muss man erstmal einen Zugang aufbauen. Hat man den gefunden, fiebert man mit den tapferen Helden. Mir hat die ungewöhnliche Herangehensweisen gefallen, die mit vielem bricht, was man so kennt. Es war erfrischend, dass die Hauptfiguren ausnahmslos eine freundschaftliche Beziehung pflegen und die Autorin auf eine Romanze verzichtet hat. Die politische Zusammenhänge und magischen Ideen bilden ein spannendes Geflecht aus Möglichkeiten. Und vermutlich gefällt einem dieses Zusammenspiel oder man kann gar nichts damit anfangen. Es lohnt sich jedoch, das selbst herauszufinden.

Fazit: Eine originelle Coming-of-Age-Story, die alles enthält, was es braucht: Freundschaft, spannende Abenteuer, Humor, gespickt mit Verbrechen, Intrigen, Geheimnissen und finsterer Magie. Trotz einiger Längen und offenem Ende, eröffnet sich einem ein neues Lese-Universum . „Die Stadt ohne Wind“ ist interessant für alle Vielleser ab zwölf Jahren, die offen für etwas Neues sind, und vor dicken Wälzern nicht zurückschrecken.

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Veröffentlicht am 12.09.2021

Kurzweilige Beziehungsratgeber-Geschichte mit Lösungsansätzen

Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich
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Worum gehts? Eine Ehepaar macht Urlaub in den Bergen. Aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen, wie sie die Zeit verbringen könnten, kommt es zum Streit. Als Konsequenz daraus verbringen sie den Tag getrennt ...

Worum gehts? Eine Ehepaar macht Urlaub in den Bergen. Aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen, wie sie die Zeit verbringen könnten, kommt es zum Streit. Als Konsequenz daraus verbringen sie den Tag getrennt voneinander und die Frau trifft auf ihrer Wanderung einen alten Mann, der sie nicht nur begleitet, sondern sich auch als verständnisvoller und kluger Gesprächspartner entpuppt.

Die Ich-Erzählern schildert Enttäuschung, Wutausbrüche und Streit mit ihrem Mann Chris, und fragt sich, was mit ihrer Liebe in den letzten Jahren passiert ist, während der alte Mann wie ein Therapeut nachfragt und ihr hilft, den Kern des Problems zu finden. Durch die leichte und eingängige Sprache wird schnell klar, wo das Problem liegt. Doch gerade diese vorhersehbare Oberflächlichkeit macht irgendwie auch den Charme aus. Die umperfekte Protagonistin, die sich emotional hochschaukelt, Fehler macht, aber bereit ist, über ihr Verhalten zu reflektieren, ist sowohl interessant als auch tröstlich. Verpackt in die heilsame Kraft der Berge und die Wirkung einer erschöpfenden Wanderung in der Natur.
Der alte Mann suggeriert Vertrautheit, es gibt wenig Informationen über die Protagonisten. Tessa Randau konzentriert sich hier ganz auf die emotionale Reise ihrer Ich-Erzählerin. Dadurch wirken die Dialoge teilweise unnatürlich und konstruiert. Die Protagonisten bleiben auf Distanz, was schade ist. Dafür gibt es keine ausschweifenden Nebensächlichkeiten und das Buch ist in kurzer Zeit gelesen. Neben den auflockernden, minimalistischen Illustrationen ist die gute Verständlichkeit ein großer Pluspunkt. Das Ende fand ich gut gelungen. Die Ich-Erzählerin kommt allerdings unnatürlich schnell zu ihren Lösungen, für die Menschen in der Regel einige Therapiesitzungen benötigen.
Den ersten Roman von Tessa Randau „Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich“ kenne ich nicht, bin nun aber neugierig. Ich war skeptisch und habe auch meine Kritikpunkte an dem Buch, muss aber zugeben, es hat sich gelohnt, dafür offen zu bleiben und ohne Erwartung mit dem Lesen zu beginnen. Die Geschichte war gut geschrieben, hat mich berührt und war eine kurzweilige und angenehme Lektüre, mit wertvollen Denkanstößen, die in jeder menschlichen Beziehung hilfreich sein können. Belletristik erlaubt es, die Komplexität des Lebens besser zu verstehen. Setzt man sich mit den vorgestellten Ideen auseinander, bliebt vermutlich eher ein sprachliches Bild im Kopf hängen, als eine Liste aus einem Selbsthilfebuch.

Ich glaube, dass „Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich“ bei vielen Lesern und Leserinnen einen nennenswerten nachhaltigen Effekt haben könnte, und wenn es nur gute Unterhaltung oder die Inspiration zum Wandern ist. Deshalb würde ich das Buch denen empfehlen, die in ihrer Beziehung einen Rat brauchen und statt ein Sachbuch lieber eine Geschichte lesen möchten. Selbst für glückliche Paare könnte sich ein Blick lohnen. Da nicht jeder gerne Selbsthilfebücher liest, ist es eine tolle Möglichkeit über solche Bücher von Lösungswegen und Denkanstößen zu erfahren.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Der Titel ist Programm

Eskalation
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Der Titel ist wörtlich zu nehmen. Es beginnt mit einem Anruf, während einer Autofahrt. Dina Martin muss tun, was der Anrufer ihr sagt. Sie darf nicht anhalten, sonst würde die Situation eskalieren. Man ...

Der Titel ist wörtlich zu nehmen. Es beginnt mit einem Anruf, während einer Autofahrt. Dina Martin muss tun, was der Anrufer ihr sagt. Sie darf nicht anhalten, sonst würde die Situation eskalieren. Man fragt sich, warum und was mit ihr passieren wird, als es ungewollt zum Stillstand kommt. Wer einen Thriller wie den Film „Speed“ erwartet, irrt, denn das anfängliche Szenario findet schnell ein dramatisches Ende. Polizeiliche Ermittlungen werden aufgenommen, der Fall ist äußerst brisant und die Presse gnadenlos. Der Täter mordet, entführt und gewährt immer wieder Einblicke in sein erschreckendes Denken. Wenn er sein Opfer mit einem „na, na, na“ maßregelt, dann bekommt man schon eine Gänsehaut. Die Tortur der Opfer wird eindringlich und packend beschrieben. Immer wieder gibt es einen erzählerischen Sichtwechsel, der gekonnt gewählt wird, weshalb man einen vielfältigen Eindruck von den Ermittlungen erhält, der Pressearbeit, den Opfern und Angehörigen und dem Täter. Durch diese vielen Sichtweisen kam die Ermittlungsarbeit leider etwas kurz.

Ich habe „Eskalation“ als gelungenen Debütroman wahrgenommen, der unterhält und mit Spannung zu überzeugen weiß. Besonders das abschließende Plädoyer der Verteidigung als Romanausklang fand ich als Idee gelungen. Lose Fäden wurden miteinander verknüpft, abschließende Worte schlugen einen runden Bogen. Es kam mir allerdings etwas konstruiert vor, um den Leser oder die Leserin möglichst das ganze Buch über im Dunkeln tappen zu lassen, wer der Täter ist. Deswegen würde ich den Thriller zwar gut bewerten, aber im Vergleich mit anderen Thriller, die mich mehr gepackt haben, verpasst man in meinen Augen auch nichts, wenn man ihn nicht liest.

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Veröffentlicht am 02.07.2021

Kein Muss für Thrillerfans

Die Karte
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Ein kurzes und typisches Winkelmann-Vergnügen, aber kein Muss für Thrillerfans.

Im vierten Band der Thrillerreihe um Kerner und Oswald geht es um einen, in sich abgeschlossenen, brisanten Fall: Joggerinnen ...

Ein kurzes und typisches Winkelmann-Vergnügen, aber kein Muss für Thrillerfans.

Im vierten Band der Thrillerreihe um Kerner und Oswald geht es um einen, in sich abgeschlossenen, brisanten Fall: Joggerinnen werden auf ihren Laufrunden grausam ermordet. Der Einstieg ist packend: Jens Kerner geht den neuen Fall gewohnt zielorientiert und hartnäckig an, bis etwas passiert, womit er nie gerechnet hätte. Nur mit Unterstützung schafft Kerner es, fokussiert zu bleiben, während sich immer mehr Verstrickungen in dem Fall auftun. Schließlich kann Kerner nicht länger die aufkommenden Gefühle verdrängen und verliert sich in Schuldzuweisungen und festhängenden „Was wäre, wenn…" Fragen. Ein Fall, indem es für alle Beteiligten auf eine emotionale Reise geht, die alles verändern wird.

Thematisiert werden starke Frauen, die sich von Männern nichts gefallen lassen, Drogensucht, GPS-Tracking und die Schattenseiten der sozialen Medien. Schreibstil, Handlung und Figuren sind authentisch und gekonnt konstruiert und der Grund, warum Winkelmann’s Thriller Vergnügen machen. Für Auflockerung sorgen die verschiedenen Blickwinkel, die zwischen den Ermittlern, Opfern und dem Täter wechseln. Mir fehlte am Ende jedoch die Erklärung zum genauen Motiv der Taten, als dürfte man nach den letzten Seiten nicht mehr allzu genau über die Geschichte nachdenken. Deshalb hatte ich beim Lesen zwar Spaß, aber die Geschichte wird mir nicht in Erinnerung bleiben.

Auch als Winkelmann-Neuling kann man in die Reihe einsteigen. Besser ist es aber natürlich, wenn man die Charaktere bereits kennt und ihre Entwicklung nachvollziehen kann. Ich empfehle das Hörbuch zu hören. Charles Rettinghaus verleiht dem Täter eine angsteinflössende Aura und transportiert Emotionen beispielhaft zum Zuhörer.

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