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Veröffentlicht am 28.09.2021

Freiheitskämpfer im alternativen Steampunk-England

Florance Bell und die Melodie der Maschinen
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England 1820: Der französische Kaiser Napoleon errang zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Sieg über England. Unter seiner Regierung verbleiben den Engländern seitdem nur eingeschränkte Rechte, während in ...

England 1820: Der französische Kaiser Napoleon errang zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Sieg über England. Unter seiner Regierung verbleiben den Engländern seitdem nur eingeschränkte Rechte, während in den Highlands die Freiheitskämpfer die Befreiung des englischen Königs planen. In dieser Zeit wächst Waisenkind Florance im Haushalt eines englischen Earls auf. Der französische Chefmechaniker des Erfinders erkannte ihre Begeisterung für Maschinen und bildet sie seit einigen Jahren zu seiner rechten Hand aus. Die einzige Herausforderung neben ihrer Tätigkeit als Mechanikerin sind die Zusammentreffen mit den Kindern des Earls, beide ebenso versnobt wie arrogant. Dies ändert sich, als bei einer Veranstaltung des Hausherren ein Überfall stattfindet und die neueste Erfindung des Kaiserreiches gestohlen wird - in ihr verborgen Florance.
Die Idee des Worldbuilding ist recht interessant mit einer alternativen Zeitlinie und so manchen mechanischen Erfindungen, welche dem Ganzen einen Hauch von Steampunk verleihen. Zunächst lernt man die toughe Florance kennen, welche als Mechanikerin recht geschickt ist, mit den verzogen wirkenden Kindern des Earl, Victoria (14) und Edward (17), doch eher etwas überfordert. Die Steampunkelemente sind verhältnismäßig eingesetzt, ohne übertrieben zu wirken. Auch die Besetzung durch Napoleon und deren Folgen werden zu Beginn deutlich erläutert, u.a. durch vorangehende Zeitungsauschnitte. Entsprechend hatte ich schnell ein Bild dieser alternativen Zeitlinie im Kopf. Das eigentliche Abenteuer mit dem Überfall und der Entführung beginnt erst nach rund 100 Seiten, wobei die Steampunk-Komponente immer mehr in den Hintergrund gerät und das pro und contra der Freiheitskämpfer thematisiert wird. Hierbei machen die drei Jugendlichen eine interessante Charakterentwicklung durch, was sich insbesondere bei den versnobten Kindern des Earl anbietet, wobei ich Victoria leider bis zum Schluss als übertrieben nervig empfand. Auch vermisste ich das Steampunk-Feeling zum Ende hin, da war es doch mehr ein Freiheitskämpfer-Roman mit ein paar motorisierten Geräten, so richtiges Steampunk-Feeling hatte ich da nicht mehr.
Ein spannendes Abenteuer für eine starke Protagonistin, platziert in einer alternativen Steampunk-Zeitline. Das Steampunk-Feeling nimmt im Verlauf des Romans leider ab zugunsten der Abenteuer rund um die Freiheits-Rebellen.

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Veröffentlicht am 24.09.2021

Fantastische Mordermittlungen in einer magischen Stadt

Die Stadt ohne Wind
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Hyperborea ist die einzige Stadt, in welcher Magie noch erlaubt ist. Geschützt durch eine Kuppel ist sie die Stadt ohne Wind, zu bewundern auf dem wunderschön gestalteten Cover. Hier hofft die dreizehnjährige ...

Hyperborea ist die einzige Stadt, in welcher Magie noch erlaubt ist. Geschützt durch eine Kuppel ist sie die Stadt ohne Wind, zu bewundern auf dem wunderschön gestalteten Cover. Hier hofft die dreizehnjährige Arka, ihren Vater zu finden, der dort ein mächtiger Magier sein soll. Zudem hilft sie dem jungen Magier Lastyanax, den Mörder seines Mentors zu finden.
Mit ihrem Roman entführt uns die Autorin nicht nur in eine faszinierende magische Stadt, sondern auch in eine Welt voller Magie, Intrigen und Geheimnisse, zu welchen sich noch ein mysteriöser Fluch gesellt. Allein das Erkunden der äusserst vielfältigen Stadt ist eine wahre Freude, hier hat sich die Autorin wunderschöne Details einfallen lassen, von denen ich nichts vorweg nehmen möchte, um nicht zu spoilern.
Gelungen sind auch die beiden jungen Protagonisten des Abenteuers, welche sich auf ihre Art ergänzen. Arka ist ein cleveres und mutiges, teils etwas eigenwilliges Mädchen, fernab jeglichen Braven-Mädchen-Klischees, während der wenig ältere Magier Lastyanax eher als verschrobener Denker daherkommt. Um eine zusätzliche Liebesgeschichte zwischen den beiden muss man sich entsprechend keine Sorgen machen. Erzählt wird hauptsächlich abwechselnd aus ihrer beider Perspektive, wodurch zusätzliche Abwechslung ins Spiel kommt. Der Stil ist unterhaltsam, die Handlung komplex, wenn auch mit einigen Längen. Die Beschreibungen sind bildhaft und die Ideen für das Worldbuilding brilliant. Unterstützend werden Begriffe und magische Ränge in einem Anhang kurz erläutert.
Spannung, Humor, faszinierende Details und überraschende Wendungen ergeben einen gelungenen AllAge-Fantasy-Krimi, der Spaß macht zu lesen und den ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 06.09.2021

Aussergewöhnlich und märchenhaft, mit verwirrendem Anfang und einigen Längen

Unsichtbar im hellen Licht
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Ein Buch, welches beim Leser zunächst für ebensoviel Verwirrung sorgt wie bei der Protagonistin. Diese findet sich plötzlich in einem ihr bisher unbekannten Leben wieder, welches sich in manchen Punkten ...

Ein Buch, welches beim Leser zunächst für ebensoviel Verwirrung sorgt wie bei der Protagonistin. Diese findet sich plötzlich in einem ihr bisher unbekannten Leben wieder, welches sich in manchen Punkten mit der bisherigen Realität überschneidet, ansonsten jedoch stark davon abweicht. Ein mysteriöser Mann im smaragdgrünen Anzug bezeichnet das Ganze als ein Spiel namens „Die Abrechnung“, Celestes Chanzen zu gewinnen tendieren angeblich gen Null. Der Gewinn wäre das Überleben einer gesamten Schiffsbesatzung, an welche Celeste sich jedoch nicht erinnern kann, ebenso scheint ihr bisheriges Leben wie ausradiert aus ihren Erinnerungen. Ihr Spiel beginnt im Kostümkorb der Königlichen Oper der Stadt K.
Wie bereits erwähnt ist die Handlung insbesondere zu Beginn ziemlich verwirrend und erfordert einiges an Durchhaltevermögen, bis sich langsam ein roter Faden sowohl für Celeste wie auch für den Leser erkennen lässt. Das Ganze gestaltet sich wie ein Märchen, basierend auf einem Märchen, welches im späteren Verlauf Gestalt annimmt.
Die Anzahl der Charaktere bleibt angenehm übersichtlich auf einige wenige beschränkt, welche sich relativ schnell gut zuordnen lassen. Der Stil ist bildhaft und verständlich. Etwas befremdlich empfand ich die Tragödie, wie eine Person dem eigenen Kind wiederholt seelische und körperliche Gewalt angetan hat, ohne, dass Aussenstehende mal beherzt eingriffen. Ebenso verwunderte mich, dass niemand im Roman das Wortspiel „Albert Ross - Albatross“ bemerkt haben will. So manche Längen im Buch minderten die Spannung zudem hier und da ein wenig.
Im Großen und Ganzen ist der Roman eine wunderschöne Idee, ein Märchen mit durchgehend etwas surrealer Atmosphäre. Allerdings ist der Einstieg recht verwirrend und zwischendurch mindern einige Längen in der Handlung die Spannung.

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Veröffentlicht am 04.09.2021

Bleibt spannungstechnisch ein wenig hinter den ersten beiden Fällen zurück

Neben wem du erwachst
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Nach einer durchzechten Nacht liegt ein Fremder neben Louise im Bett - tot. Und alles voller Blut! Weder kann sie sich an irgendwas erinnern, noch darf ihr Mann davon erfahren, dass ein anderer Mann im ...

Nach einer durchzechten Nacht liegt ein Fremder neben Louise im Bett - tot. Und alles voller Blut! Weder kann sie sich an irgendwas erinnern, noch darf ihr Mann davon erfahren, dass ein anderer Mann im Ehebett liegt. Also versucht sie zunächst, das Ganze zu vertuschen, auch wenn die Ermittler schnell dahinter kommen, dass an Louises Version so einiges nicht stimmt. Doch was geschah wirklich in besagter Nacht?
Der dritte Fall für Detective Chief Inspector Sheens und sein sympathisches Team. Wieder einmal gefiel mir das Teamwork der vier, wobei als Nebenthema das bedrohliche Stalking von Juliette Hansons Exfreund die Handlung bereichert. Der Fall selbst gestaltet sich zunächst als undurchsichtig, zumal klar ist, dass viele Beteiligte es mit der Wahrheit nicht so ganz genau nehmen. Dennoch empfand ich den Roman zunächst als anstrengend, da Louise und ihre Sauftouren bzw. ihr zweites Ich als besoffene Louise sehr präsent sind und sie für meinen Geschmack zu sehr darauf herum reitet, wie mutig sie doch erst durch Alkohol würde und wie besorgt sie sei, nüchtern als langweilig und uninteressant zu gelten. Mit der Zeit nimmt der Roman jedoch mit den Ermittlungen deutlich an Fahrt auf und bietet bald wieder die von der Autorin gewohnte Spannung.
Auch wenn sich der Fall wieder ziemlich komplex gestaltet, empfand ich den Roman im Gegensatz zu den ersten beiden Bänden zunächst als etwas anstrengend, primär durch Louises Subjektivität und ihr nerviges Selbstmitleid bedingt. Die Polizeiarbeit gefiel mir dann wiederum ganz gut, so manche Überraschung wurde mit der Zeit aufgedeckt und lud beim Lesen zum Miträtseln ein. Nicht ganz so überzeugend wie die ersten beiden Fälle um DCI Sheens und sein Team, dennoch lesenswert.

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Veröffentlicht am 04.09.2021

Wenn Verhalten das Zusammenleben vergiftet

Die Leuchtturmwärter
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1972 verschwanden vor der Küste Cornwalls drei Leuchtturmwärter spurlos: Der Tisch in der Küche war gedeckt, die Uhren alle zur selben Zeit stehengeblieben und die Tür von innen verschlossen. Zwanzig Jahre ...

1972 verschwanden vor der Küste Cornwalls drei Leuchtturmwärter spurlos: Der Tisch in der Küche war gedeckt, die Uhren alle zur selben Zeit stehengeblieben und die Tür von innen verschlossen. Zwanzig Jahre später möchte ein Autor sich des Geheimnisses rund um das Verschwinden der Männer annehmen und beginnt, die Partnerinnen der Wärter zu befragen.
Aufgebaut ist das Buch so, dass man zwischen den Zeitebenen 1972 und 1992 hin- und herspringt. Man erlebt die Zusammenarbeit der Männer, in welche sich nach und nach eine ungesunde Atmosphäre einschleicht und deren Leben vergiftet. Ebenso lernt man die Frauen kennen, wie sie mit ihrem Schicksal jeweils umgegangen sind, ihre Gedanken und Emotionen sowie ihre Theorien zum Verschwinden ihrer Partner. Tatsächlich gab es damals schnell einen mutmaßlichen Täter, dem alles in die Schuhe geschoben werden konnte, doch nicht alle sind derselben Meinung. Langsam entwickelt sich während des Romans ein Bild der drei Paare, ihr Leben, ihre Probleme sowie ihre Charaktere, welche mehr oder weniger zur Tragödie führten. Das Ende bleibt nicht offen, man erlebt als Leser mit, was damals wirklich geschah, auch wenn die Menschen im Roman dies womöglich nie erfahren werden.
Ich empfand es als lesenswert, die charakterlichen Entwicklungen der Beteiligten zu verfolgen, wobei mir im Laufe des Romans klar wurde, dass nicht jeder Charakter für derlei Leben tauglich ist und so manche Personen die Atmosphäre mit der Zeit einfach vergiften. Vermisst habe ich etwas mehr Details zum Leben damals auf einem Leuchtturm, der mitten im Meer stehend vom Rest der Bevölkerung buchstäblich abgeschlossen ist. Das hätte die Stimmung noch greifbarer gemacht. Ebenso ist der Schreibstil etwas ungewohnt, wenn die Perspektive auf die Frauen in der Gegenwart umschwenkt.
Insgesamt ein interessantes Buch über aussergewöhnliche Charaktere und wie manche davon langsam toxisch auf eine enge Gemeinschaft wirken können.

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