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Veröffentlicht am 28.12.2021

Wenn nur ein Ausweg bleibt...

Als die Stadt in Flammen stand
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"Wenn man die Leute bis an ihre Grenze treibt und sie nicht die geringste Macht haben, dann finden sie einen Weg, sie sich zu verschaffen."

Von diesem Buch habe ich ehrlich gesagt kaum etwas erwartet, ...

"Wenn man die Leute bis an ihre Grenze treibt und sie nicht die geringste Macht haben, dann finden sie einen Weg, sie sich zu verschaffen."

Von diesem Buch habe ich ehrlich gesagt kaum etwas erwartet, weil mich die Bewertungen bislang abgeschreckt haben, aber ich war doch überrascht, wie sehr mich das Buch fesseln konnte!

Man begleitet hier Lena und Campbell in einer Nacht voller Unruhen, erlebt BLM-Demonstrationen und bekommt deutlich vor Augen geführt, welche Auswirkungen Rassismus hat. Dadurch, dass wirklich nur eine Nacht erzählt wird, ist das Buch ein wahrer Paigeturner. Die Ereignisse überschlagen sich, die Gewalt spitzt sich zu, und die beiden Protagonistinnen mittendrin. In der Ohnmacht unterdrückter Menschen, die sich endlich eine Stimme holen, in der Aggressivität von Trittbrettfahrern und Schlägertypen, in der Scheuklappensicht von Polizisten, aber auch in der Wehrlosigkeit von Menschen, die überleben, ja vielmehr leben wollen.

Das Buch versteht es definitiv, den Leser in seinen Bann zu ziehen, und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass ich es in einem Rutsch durchgelesen habe. Der Einstieg viel mir recht schwer, es wurde nicht deutlich, wer "das weiße" und wer "das schwarze" Mädchen ist, so dass ich sie sogar ewig verwechselt habe und dann erst einmal umdenken musste (zur Auflösung: Lena ist PoC, Campbell nicht). Auch der "Ghettoslang", wie Campbell ihn mal beschreibt, war für mich schwierig zu lesen, diese abgekürzten Worte, das lässige. Nein danke. Und wie Lena ihrem Freund hinterhergerannt ist, diese Abhängigkeit, wie ihre Wertschätzung vor sich selbst direkt verschwunden ist, wenn er sie mal wieder hängen gelassen hat. Dickes Minus.

Die Charakterentwicklung ist dadurch aber ein Bereich, der in diesem Buch wunderbar dargestellt wird. Erkennen des eigenen Wertes. Für sich einstehen. Aus Fehlern lernen. Das Buch beinhaltet so viele wichtige Themen zu Rassismus und menschlichen Abgründen und Mut und Freundschaft, dass ich es nur empfehlen kann. Natürlich hätte man hier und da tiefer gehen können, auch einen Epilog hätte ich mir gewünscht, aber diese eine Nacht mit den Veränderungen, die Ausnahmesituationen hervorrufen können, ist einfach Realität. Hochaktuell. Da kann man nichts schönschreiben. Ich vergebe 4/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 25.09.2021

Was tust du, wenn sich die Wahrheit als Lüge entpuppt?

Die Hüter der fünf Jahreszeiten, Band 1: The Lie in Your Kiss (Romantische Fantasy - So aufwühlend wie der Herbstwind, so unvergesslich wie ein Sommerabend.)
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"Ich werde kämpfen, und ich bitte dich nicht, es zuzulassen. Ich bitte dich, mich zu unterstützen. Ich bin nicht mehr das Mädchen, das am Rand steht. Dieses Mädchen hast du tatsächlich verloren."

Die ...

"Ich werde kämpfen, und ich bitte dich nicht, es zuzulassen. Ich bitte dich, mich zu unterstützen. Ich bin nicht mehr das Mädchen, das am Rand steht. Dieses Mädchen hast du tatsächlich verloren."

Die Idee von Herrscherfamilien, die für die Jahreszeiten verantwortlich sind, ist eine neue Storyline, von der ich vorher noch nicht gelesen habe und die ich sehr spannend fand. Man kann sich vorstellen, dass es bei diesen alten Häusern einige Geheimnisse und Intrigen gibt, von denen die Familienmitglieder am besten nichts wissen sollen...

Der Leser begleitet bei "The Lie In Your Kiss" die Protagonistin Bloom, die eher als Außenseiterin oder Rebellin im Winterhaus gilt. Ich habe sie sehr ins Herz geschlossen. Ihre Charakterwandlung mitzuerleben war wirklich beeindruckend - so wie sie am Ende für sich einstehen konnte und ihrem eigenen Weg nachgegangen ist, zeugt von wahrer Stärke! Dazu war das ganze noch mit erfrischendem Sarkasmus gepaart, dass ich mehr als einmal auflachen musste. Ihre Beziehung zu Kevo hat auch mein Herz höherschlagen lassen, denn die beiden passen wunderbar zusammen! Gefühlstechnisch war ich dauerhaft voll dabei, auch wenn mein Herz besonders bei der Offenbarung des Buchtitels ziemlich gelitten hat...

Selbst für die Nebencharaktere konnte ich mich begeistern, was einfach daran lag, dass auch sie so authentisch dargestellt wurden! Jeder hatte seine eigenen Motive, die gut begründet dargelegt wurde, seine eigene Backstory - man hat gemerkt, dass die Randfiguren nicht nur die Story füllen sollen, sondern wirklich zur Handlung beitragen.

Das Ende hat natürlich im erwarteten Cliffhanger geendet und mein Herz noch einmal etwas brechen lassen. Generell sind noch einige Fragen offen, deren Antworten ich beim besten Willen nicht erraten kann, aber unbedingt wissen will!

Mein einziger Kritikpunkt, für den ich auch einen Stern abziehe, bezieht sich auf die ersten 150 Seiten. Hier hat sich die Handlung dermaßen gezogen, dass ich mich wirklich zwingen musste, weiterzulesen, denn der Klappentext war eigentlich vielversprechend. Dazu kam, dass Erläuterungen zu dieser Urban Romantasy-Welt immer doppelt erklärt wurden. Wurde erst berichtet, was es mit diesem und jenem auf sich hat, wurde es 3 Seiten später wiederholt. In genau dieser Ausführlichkeit wie beim ersten Mal. Das war überhaupt nicht notwendig und hat mich ziemlich genervt. So genannte "Plot Twists" sind in diesem Bereich auch im Versuch stecken geblieben. War Bloom noch darüber überrascht, konnte ich leider nur die Augen verdrehen. Aber dann, nach diesen 150 Seiten, hat sich das Blatt vollkommen gewendet; als wäre die Autorin nun auch in der Story drin! Ab dann konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen und auch keiner dieser genannten Kritikpunkte ist nochmal zum Tragen gekommen! Ich kann also nur empfehlen, zu Beginn etwas die Zähne zusammenzubeißen, denn es lohnt sich wirklich!

Ich vergebe für "The Lie In Your Kiss" 4/5 Sterne und bin schon sehr auf den 2. Band gespannt!

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Veröffentlicht am 11.09.2021

Die Liebe findet ihren Weg.

Blackout
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"Die Wahrheit: Alles, was wir zusammen machen, ist eine Erinnerung, die ich nie vergessen will. Jeder Witz, jede Berührung, jede Erfahrung. Meine Notizbücher quellen über. Können all das nicht fassen, ...

"Die Wahrheit: Alles, was wir zusammen machen, ist eine Erinnerung, die ich nie vergessen will. Jeder Witz, jede Berührung, jede Erfahrung. Meine Notizbücher quellen über. Können all das nicht fassen, was er ist... was ich bin... was wir zusammen sind."

"Blackout" behandelt 6 Kurzgeschichten über die Liebe, die alle durch die Story "Der lange Weg" miteinander verknüpft sind. Das Buch thematisiert neben der LGBTQ+ Community auch die verschiedenen Geschlechter und sexuellen Ausprägungen, was mir sehr gut gefallen hat. Solche Jugendbücher sollte es häufiger geben.

Die Geschichten haben mir mal mehr, mal weniger gefallen. Die Botschaften, die dahinter stehen, regen jedoch bei allen zum Nachdenken an. Vertreten sind hier Themen wie die 2. Chance, Coming Out und Eingestehen der eigenen Sexualität, Offen sein für Neues, über den eigenen Schatten springen, Abschließen mit der Vergangenheit und dass Beziehungen kein Muss sind. Gerade Jugendliche hadern dabei häufig oder wissen nicht, was sie tun sollen, so dass diese Kurzgeschichten definitiv bei der Selbstfindung helfen können.

Ab und zu bin ich über den genutzten Sprachslang gestolpert. "Ey", "Yo", "Bro" müssen meines Erachtens nach nicht in wörtlicher Rede auftauchen - ich weiß auch immer nicht genau, ob PoC wirklich so reden oder ob das ein angehängtes Stigmata ist (obwohl die Autorinnen selber PoC sind)? Es hat meinen Lesefluss zumindest einige Male unterbrochen. Apropos: Die einzige weiße Person, die im Buch vorkommt, entspricht voll und ganz dem Bild einer typischen 'Karen'. Das ist mir etwas unangenehm aufgestoßen, wo das Buch sonst so offen allem gegenüber ist.

"Blackout" ist auf jeden Fall ein besonderes Buch mit einigen Schwächen, welches aber wichtige Botschaften vermittelt. Ich vergebe 4/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 21.08.2021

Tolle Mischung aus SciFI, Dystopie und Fantasy!

Die Schöpfer der Wolken
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"Gemeinsam waren wir immer unbesiegbar. Wir waren die Sonne und der Mond, der Himmel und die Erde, das Licht und der Schatten. Wir waren die Schöpfer der Wolken."

Nach Graßhoffs großartiger Neon Birds-Trilogie ...

"Gemeinsam waren wir immer unbesiegbar. Wir waren die Sonne und der Mond, der Himmel und die Erde, das Licht und der Schatten. Wir waren die Schöpfer der Wolken."

Nach Graßhoffs großartiger Neon Birds-Trilogie wollte ich mich auch an ihren anderen Werken versuchen und bin dabei auf diesen Einzelband gestoßen. "Die Schöpfer der Wolken" wird aus 8 verschiedenen Perspektiven erzählt, was die Zuordnung manchmal etwas schwierig gemacht hat. Besonders am Anfang waren diese Wechsel sehr verwirrend, haben sich im Laufe der Geschichte aber als unglaublich aufschlussreich herausgestellt - man konnte sie fast wie verschiedene Puzzlestücke betrachten, die schließlich das große Ganze abgebildet haben. Zusätzlich ziehen sich immer wieder anonyme Briefe, Traumwelten und kurze Ausschnitte eines Comics durch das Buch, wodurch es einen ganz besonderen Touch Mystik erhalten hat. Diese Specials haben mich wirklich begeistert!

Genauso faszinierend war die Idee hinter der Geschichte und das Worldbuilding an sich. Teilweise musste ich das Buch kurz aus der Hand legen, weil die darin beschriebenen Ereignisse in gewisser Weise auch uns zukünftig bevorstehen werden, wenn wir nichts ändern. Das hat mir eine Gänsehaut verursacht.

An einigen Stellen hätte man die Geschichte kürzen können, wenn die Flucht von einem ziellosen Ort zum nächsten überging, ohne einen Mehrwert zur Handlung beizutragen. Wenn man diesen Punkt aber beiseitelässt, zieht sich die Spannung konstant durch die 500 Seiten - was bei so einem Wälzer wirklich beachtlich ist! Einige Plottwists habe ich allerdings von vorne herein kommen sehen und war bei der Aufklärung schließlich nicht mehr besonders überrascht. Das war etwas schade, da das Buch doch eher von den Rätsel lebt. Als dann der Verfasser der Briefe aus seiner Anonymität geholt wurde, musste ich die Tränen dann zurückhalten - erfolglos. Die Gefühle, die dabei in mir ausgelöst wurden, lassen sich schwer in Worte fassen. Trauer, Schock, Verwundbarkeit, Herzschmerz machen nur einen Bruchteil aus. Diese Liebe, die da beschrieben wurde, war wirklich einzigartig und hat mich tief berührt.

Eine letzte Sache, die mich etwas gestört hat: Warum nur hat Ciara das Manuskript ihres Bruders erst so spät gelesen? Sie hatte wirklich ausreichend Möglichkeiten, und ihre Erklärung, sie sei noch nicht bereit dafür, war etwas unzureichend bei dem Maß an Verwirrung und Geheimnistuerei, das dadurch hätte vermieden werden können. Ein Zugeständnis: Auch danach und auch nach Ende des Buches war mir noch immer nicht alles vollkommen klar :') Vielleicht sollte ich das Buch ein 2. Mal lesen, um weitere Ungereimtheiten aus dem Weg zu räumen.

Alles in allem gibt es von mir für den wortgewaltigen Schreibstil, das Worldbuilding und die etwas in die Länge gezogene Handlung 4/5 Sterne und eine Leseempfehlung für diejenigen, die der Mischung aus SciFi, Dystopie und Fantasie nicht widerstehen können.

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Veröffentlicht am 27.07.2021

Gelungene Mischung aus NA und Krimi

Everything We Feel
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Schon von der Beschreibung her lässt sich erahnen, in welche Richtung dieses Buch gehen wird. Hier wäre eventuell auch die TW "Häusliche Gewalt" angebracht. Das hat die Handlung ziemlich vorhersehbar gemacht, ...

Schon von der Beschreibung her lässt sich erahnen, in welche Richtung dieses Buch gehen wird. Hier wäre eventuell auch die TW "Häusliche Gewalt" angebracht. Das hat die Handlung ziemlich vorhersehbar gemacht, da solche Geschichten meist nach dem gleichen Schema ablaufen. Nichtsdestotrotz gab es Momente, wo man nochmal ein paar Seiten zurückgehen musste, weil man sich dachte: WTF ist hier gerade passiert?! Das hat den Spannungsbogen dann doch wieder steigen lassen.

Was ich auch beeindruckend fand, waren die Charaktere. Gerade bei solch einem sensiblen Thema wie Häusliche Gewalt müssen Motive und Verhaltensweisen exakt erklärt werden, weil der Charakter vom Leser sonst schnell als dumm, naiv oder "böse" abgestempelt wird. Die Autorin dieses Buches hat diesen schmalen Grat wunderbar begehen können, was "graue" Personen wie Zoeys kleinen Bruder wirklich menschlich gemacht hat. Auch der Einfluss, den jemand in einer Machtposition beruflichen und körperlichen Aspekts ausnutzen kann, insbesondere auf Personen, die mental nicht gefestigt sind, wurde hier sensibel und doch offen dargelegt. Das hat mich wirklich beeindruckt.

Die Liebesgeschichte zwischen Tristan und Zoey war durch dieses ernste Thema zweitrangig bzw. hatte auch für mich keinen so hohen Stellenwert. Nachdem sich die beiden seit der Kindheit nicht gesehen hatten, war es quasi "Liebe auf den ersten Blick" - es gibt ein paar Hoch und Tiefs, fokussiert sich aber primär darauf, wie Tristan Zoey in dieser schwierigen Zeit unterstützt. Das war mir besonders wichtig, da alles andere die Problematik und Ernsthaftigkeit, die mit häuslicher Gewalt einhergeht, untergraben hätte.

Ab und zu gab es wieder die typischen Heldenmomente (Achtung, Ironie) der Charaktere, in denen sie sich ohne nachzudenken alleine in gefährliche Situationen begeben, getrieben von dem Beweggrund, heroisch für jemand anderen da zu sein. Dass dabei der eigene Kopf riskiert wird, ist eher nebensächlich. Vor allem in Situationen, die eh statisch waren und nur durch das Auftauchen der Charaktere risikoreich wurden. Was soll ich dazu noch sagen :')

Alles in allem hat mir die Mischung aus NA und fast etwas Krimi weitestgehend sehr gut gefallen. "Everything We Feel" ist ein Buch, was man in einem Rutsch durchlesen kann, aber nach einigen Tagen bereits langsam verblasst. Wer ernste Themen mit Happy End sucht, ist hier richtig. Ich vergebe 4/5 Sterne.

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