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Veröffentlicht am 28.05.2023

Faszination Leuchtturm

Kleiner Atlas der Leuchttürme am Ende der Welt
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Kein wissenschaftliches Kompendium eines Experten, sondern eine ehrfürchtige Hommage an die stillen Wächter der See - und ihre Bewohner:innen. Ein Buch, das zu lesen und darin zu blättern Freude bereitet ...

Kein wissenschaftliches Kompendium eines Experten, sondern eine ehrfürchtige Hommage an die stillen Wächter der See - und ihre Bewohner:innen. Ein Buch, das zu lesen und darin zu blättern Freude bereitet (und Fernweh weckt). Und nun weiß ich auch, was gegen Skorpione zu tun ist, warum Ketchup und Bohnen die wahren must haves wie für die abgelegene Insel sind und was Virginia Woolf, Jules Verne, Ray Bradbury und Edgar Allan Poe mit Leuchttürmen verbindet.


Seit ich durch Leuchttürme - Von Borkum bis Usedom meine Faszination für Leuchttürme entdeckt habe, komme ich um Bücher zu den Lichtwächtern der See nicht mehr herum - egal ob Romane oder Sachliteratur. Als ich diesen Augenschmaus in der Vorschau entdeckte, war es sogleich um mich geschehen.

Und als ich dann zwischen den Buchdeckeln Leuchttürme fern und nah besuchen konnte, waren der Zauber und die Gänsehaut wieder da - in dieser Hinsicht bin ich wahrlich ins falsche Zeitalter geboren worden; wie gerne wäre ich Leuchtturmwärterin! Ich glaube, das wäre mein Traumberuf - Alltag und Routine, aber doch jeden Tag anders, bezahlt werden fürs Aufs-Meer-Gucken und die Ruhe und Abgeschiedenheit.

Besonders gefallen an diesem Büchlein hat mir, dass die Geschichten um Turm und Menschen nicht nur so verschieden sind, sondern auch zeigen, dass Frauen sehr wohl eine Rolle für und in den Türmen spielten - explizit auch als Leuchtturmwärterinnen. Sonst wird ja gerne nur "die Frau des Leuchtturmwärters" erwähnt. Gerade die Geschichten von Ida Lewis auf Lime Rock, Abbie Burgess auf Matinicus Rock, Grace Darling auf Longstone oder auch der Katze Tibbles auf Stephens Island berührten und begeisterten mich. Und natürlich - Eilean Mòr. Über das mysteriöse Verschwinden der drei Leuchtturmwärter habe ich nun schon etliche Male und zwei Romane gelesen.

Aber auch sonst allerhand kuriose, faszinierende, aufwühlende und bewegende Geschichten - zwischen Staunen und Fernweh konnte ich die Brandung, das Tosen des Meeres und die Stille des Ozeans förmlich hören; das Salz in der Luft schmecken und mit diesem kleinen feinen Atlas an die entlegensten Orte reisen. Die meisten Türme werde ich wohl leider nie bereisen können; nur beim dänischen Rubjerg Knude kann ich mich rühmen, bereits vor Ort gewesen zu sein.

Die Gestaltung ist einladend und wertig, die Seiten von weicher Haptik und das Farbkonzept ausgesprochen harmonisch - die Illustrationen und Karten sind vorwiegend türkis wie der Einband gehalten; rot als Akzentuierung wie der Leinenrücken des Buches. Häufig waren mir die Karten zu "nah dran" als dass ich Ihnen viel entnehmen konnte - glücklicherweise gab es aber immer zwei kleine Ausschnittskarten, denen ich entnehmen konnte, in welchem Teil der Welt ich mich gerade befinde.

Jedem der 34 Leuchttürme sind zwei Doppelseiten gewidmet - eine große Illustration, eine Seite Text, eine kleine Umrisszeichnung des Turms inklusive einiger Daten wie Bau- und Betriebszeiten, Höhe, Kennung und Koordinaten, sowie eben besagte Karten. Sortiert ist der Atlas nicht geographisch sondern alphabetisch; eine Weltkarte am Anfang gibt Überblick über die vorgestellten Türme.

Dieses Buch zu lesen; darin zu schmökern, macht einfach Spaß - ferne Orte, kuriose Ereignisse, eigenwillige Menschen, beeindruckende Architektur und Faszination Meer. Wahrlich eine erquickliche Lektüre und optisch ein Fest dazu.

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Veröffentlicht am 27.10.2022

Komplex

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit
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Eine grandiose historische Fiktion, wohlrecherchiert, mit intelligent durchdachten Zeitreisen, facettenreichen Charakteren, einer leisen Liebesgeschichte und geschickt konzipierten Spannungsbogen. Mein ...

Eine grandiose historische Fiktion, wohlrecherchiert, mit intelligent durchdachten Zeitreisen, facettenreichen Charakteren, einer leisen Liebesgeschichte und geschickt konzipierten Spannungsbogen. Mein Seefahrtsherz ist begeistert.


Dieses Buch wollte ich schon seit dem Erscheinen letztes Jahr lesen; als es nun mit diesem wunderschönen Cover ins Deutsche übersetzt wurde, konnte ich nicht länger widerstehen - Leuchtturm, Zeitreise und eine Autorin, die auch auf der Pelican gesegelt ist; das klingt schon nach einem Buch für mich!

Bereits mit Widmung und Dankwort hatte die Autorin mein Herz berühren können - und auch auf allen folgenden Seiten war herauszulesen, dass sie nicht nur in Büchern über Seefahrt informiert hat, sondern selbst an Bord war. Ich liebe es, wie sie mit ihren Beschreibungen das Setting lebendig machte, mich förmlich zwischen die Seiten sog - das ohrenbetäubende Rattern der Ankerketten, dieses Gefühl, mitten in der Nacht geweckt zu werden und wie man sich dennoch an den Wachrhythmus gewöhnt, das Hochgefühl trotz und wegen der Erschöpfung nach dem Steuern, wie die Seekrankheit im Liegen oder bei Konzentration nachlässt, wie Becher wegen des Seegangs über den Tisch rutschen... Ich hatte das Gefühl, selbst dabei, wieder an Bord zu sein. Und auch die Schlacht- und Kampfszenen sind durch die Details realistisch und bildlich; Schrecken und Verlust liegen die ganze Geschichte über in der Luft und lassen das Grauen von Krieg lebendig werden.

Die Geschichte besteht aus vielen Zeitsträngen und möglichen Verläufen, die die Autorin geschickt umeinander gewoben hat, sodass erst ganz am Ende alle Fragen geklärt sind. Okay, nicht alle, aber dafür müsste ich in die Spoilerkiste greifen:

Geschickt reißt die Autorin etwas an, nur um dann die Szene zu wechseln oder einen Bericht abrechen zu lassen, sodass über das gesamte Buch hinweg viel Ungewissheit herrscht, was genau geschieht. Manches ahnte ich dabei, anderes hingegen konnte ich mir nicht zusammenreimen und oftmals musste ich die Geschehnisse kurz zeitlich lokalisieren, um folgen zu können - eine meisterhaft komplexe, unkonventionelle und spannungsreiche Erzählung! Keine Geschichte, die ich einfach so nebenbei lesen konnte, sondern eine, auf die ich mich einlassen musste und die mich nach Beenden noch immer nicht losließ. Es ist alles erzählt und doch würde ich so gerne noch länger in dieser Welt verweilen, bei liebgewonnenen Charakteren und sicherstellen, dass es ihnen (jetzt) gutgeht...

Denn die Charaktere sind ein weiterer Grund, dieses Buch zu lieben - sie sind vielschichtig und von Schicksal, Krieg und Leid gezeichnet; keine 0815-Figuren, sondern Menschen mit Ecken und Kanten, die sie realistisch und greifbar, liebenswert, machen. Und ja, es gibt eine Liebesgeschichte, die sich durch die Zeitstränge windet, zart und verzweifelt und genau deshalb so berührend. Sie schimmert bis zum Ende immer wieder durch, nimmt aber nie viel Raum ein, sondern taucht nur an den Rändern der Wahrnehmung auf und ist dennoch essentiell. Eine Liebe, die sich langsam entwickelt, die Zeit überdauert und mich auf den letzten Seiten atemlos mitfiebern ließ.

Kurzum, diese unkonventionelle Erzählung hat einfach alles, um mich zu begeistern - authentische Beschreibungen des Lebens auf See, das Spiel mit der Faszination Leuchtturm, Geheimnisse und Zusammenhänge, die erst nach und nach gelüftet und erklärt werden, überzeugende Charaktere, eine berührende Liebesgeschichte, viel Verzweiflung und Action. Spannung von der ersten Seite an.

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Veröffentlicht am 22.08.2022

¡Viva!

Yadriel und Julian. Cemetery Boys
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Ein wunderbares, ermutigendes Jugendbuch, das Einblick in lateinamerikanische Kulturen und Traditionen gibt, bestens unterhält und mit einer zuckersüßen Liebesgeschichte überzeugt. Eine Ownvoice-Geschichte, ...

Ein wunderbares, ermutigendes Jugendbuch, das Einblick in lateinamerikanische Kulturen und Traditionen gibt, bestens unterhält und mit einer zuckersüßen Liebesgeschichte überzeugt. Eine Ownvoice-Geschichte, von denen die Buchwelt dringend mehr braucht!


Dia de los muertos und queere Charaktere? Call me in! Als ich dieses Buch in der Vorschau entdeckte, war ich sofort interessiert und dem Cover sowieso verfallen.

Queere Bücher braucht der Buchmarkt - und vor allem own voice. Aiden Thomas ist Latinx und trans - genau wie Yadriel, der Protagonist dieser zuckersüßen Geschichte. Sein alltäglicher Kampf darum, einfach sein zu können, wer er ist, steht dabei nicht im Vordergrund und ist doch essentieller Teil der Handlung. Diese Beiläufigkeit, die dennoch voller Emotion ist, gefiel mir besonders. All´ die Ängste, Zweifel und Rückschläge - aber vor allem die wundervolle Unterstützung, die er seitens seiner Cousine erfährt und die in Julians Freundesgruppe gelebt wird.

Ab einem gewissen Punkt konnte ich erahnen, worauf die Geschichte hinauslaufen würde und war über die Enthüllung dann nicht überrascht - die Hinweise und Andeutungen waren für mich offensichtlich. Die Auflösung der ganzen Misere hatte ich dann so aber nicht kommen sehen und bin außerordentlich zufrieden mit dem Ende. Hach... ein bisschen Happy End und love in the air ist manchmal einfach nötig!

Denn diese Liebesgeschichte ist einfach Zucker. Die beiden Jungs, wie sie sich langsam annähern; die Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit, die Julian in Yadriels von rigiden Traditionen und starren Regeln geprägtes Leben bringt... Beide konnten in ihrer Verletzlichkeit mein Herz berühren.

Viel Freude hat mir beim Lesen auch das Setting bereitet - das eingeflochtene Spanisch, all´ die verführerischen Speisen, die bei mir Hungergefühle weckten, die Vorbereitungen auf das große Fest... Dank der farbenfrohen und lebendigen Beschreibungen hatte ich regelrecht das Gefühl, dabei zu sein; Musik, Farben, Gerüche und Geschmäcke selbst zu erleben.

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Veröffentlicht am 25.09.2021

Fantasy meets Piraterie

Die Fehde der Gezeiten
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Seid ihr auf der Suche nach neuen Büchern mit Sirenen, Piraten und ganz viel Meeresrauschen?! Dann seid ihr hier goldrichtig.


Bereits vor einer Weile durfte ich den ersten Band der Above All Else-Reihe ...

Seid ihr auf der Suche nach neuen Büchern mit Sirenen, Piraten und ganz viel Meeresrauschen?! Dann seid ihr hier goldrichtig.


Bereits vor einer Weile durfte ich den ersten Band der Above All Else-Reihe The Ocean Wind´s Desire lesen und habe mich auf den wenigen Seiten bereits in David, Gabriel und ihre Dynamik verlieben können. Mit Die Fehde der Gezeiten ist nicht nur Teil 1 sondern auch die Fortsetzung What We May Be nun erhältlich - auch außerhalb von Weltbild. Auf deutlich mehr Seiten erfahren wir nicht nur mehr über die Sirenengeschichte, den historischen Kontext des Spanischen Erbfolgekrieges und die Situation in der Karibik bezüglich Piraterie, Sklaverei und Piratenjagd, sondern eben auch mehr über die beiden Hauptfiguren - wobei einige spannende neue Charaktere hinzukommen! Ich liebe diese Mischung aus historischem Roman, Fantasy und aufkommender Liebesgeschichte - Segel, Piraten, Sirenen?! Call me in.

Ganz begeistert bin ich auch von der aufwendigen Recherche, die die beiden Autorinnen betreiben - nicht nur bezüglich des historischen Kontextes sondern auch inn puncto Seefahrt. Ich darf Roberta und Judith ja ein wenig beraten; kann aber verraten, dass ich wenig zu korrigieren/konkretisieren habe, weil die beiden sich bestens informiert haben ;) Aber keine Sorge an alle Landratten da draußen: Es wird nicht wild mit Fachbegriffen um sich geworfen, sondern in den Handlungsverlauf eingebettet erklärt und ein Glossar gibt es auch.

Also Enterhaken hervor; schnappt euch dieses Buch - bzw. die beiden, denn in diesem Taschenbuch sind wie gesagt Band 1+2 vereint. Lesevergnügen pur.

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Veröffentlicht am 25.09.2021

Arrrr!

Dragon Princess 2: Inferno aus Staub und Saphiren
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Wenn Piraterie auf Drachen, eine Kick-ass-Prinzessin, eine Portion Liebe und Teresa Sporrers witzigen Schreibstil trifft, kann daraus nur eine hervorragende Unterhaltung werden.


Bereits Teresa Sporrers ...

Wenn Piraterie auf Drachen, eine Kick-ass-Prinzessin, eine Portion Liebe und Teresa Sporrers witzigen Schreibstil trifft, kann daraus nur eine hervorragende Unterhaltung werden.


Bereits Teresa Sporrers (ägyptische) Hexen konnten mich begeistern - wie sollte ich da Piraten und Segelschiffen widerstehen?!

Genau: Gar nicht! Und so machte ich mich auf, mit Ruby die Piraterie zu erkunden, die Welt der Menschen aufzumischen und die Drachen zu beschützen - warum auf den Prinz warten, wenn man Königin werden könnte?!

Wieder einmal hat die Autorin großartige Charaktere geschaffen - starke Frauen, Diversität at its best und herrliche Dynamiken voller Sarkasmus und Biss. Im wahrsten Sinne des Wortes... Ich liebe es, wie Identitäten und Sexualitäten jenseits der Heteronormativität einfach vorkommen, ohne groß thematisiert werden zu müssen; davon braucht die (Literatur-)Welt viel mehr ^^

Das besondere bei Teresa Sporrers Büchern ist ihr unwiderstehlicher Humor und die Kratzbürstigkeit, die ihre Figuren bisweilen an den Tag legen - so auch hier. Ich musste des Öfteren Grinsen oder Lachen ob der witzigen Situationen. Obwohl mir im Großen und Ganzen von Anfang an klar war, worauf die Geschichte hinauslaufen würde und das Ende nicht allzu viel Überraschung für mich bereithielt, blieb die Spannung für mich zu jedem Zeitpunkt durch Nebenentwicklungen und die Besatzung erhalten.

Kurzum, eine klasse Dilogie - starke Frauen, Diversität, Meer und Piraterie, Freiheit und schicke Kleider, Freundschaft, eine Prise Liebe und ganz viel Humor!

Früher habe ich ja ausgesprochen viele im.press-Titel verschlungen, wovon ich aber mehr und mehr abgekommen bin, da mich die immergleichen Liebesgeschichten in verschiedenen Fantasygewändern zu langweilen begonnen haben - hier jedoch hatte ich meinen Spaß; gerade mit der Crew und den Ereignissen rund um die Haupthandlung. Über Eleanore durfte ich schon eine Kurzgeschichte lesen - hoffentlich dann auch über Ophelia, Celica oder Scada!

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