Ein Buch mit thematischer Schlagkraft
Erfahrungen eines schönen MädchensSasha wächst in einem Vorort von Cleveland in Ohio auf und merkt schon früh, was es heißt, ein Mädchen zu sein, welchen Bestimmungen sie sich unterwerfen sollte. Doch alles in ihr sträubt sich. Sasha will ...
Sasha wächst in einem Vorort von Cleveland in Ohio auf und merkt schon früh, was es heißt, ein Mädchen zu sein, welchen Bestimmungen sie sich unterwerfen sollte. Doch alles in ihr sträubt sich. Sasha will nicht nur schön sein. Sie ist geistreich, aufgeschlossen und hat ihren eigenen Kopf. Und so flieht sie schon früh aus der Provinz in den Osten um zu studieren, in der Hoffnung sich hier voll entfalten zu können. Doch auch hier ist nicht alles so schön, wie sie gern hätte. Sie erlebt Affären, Enttäuschung, Flucht vor sich selbst und der ständige Kampf gegen die Vorstellungen der Männer und der Gesellschaft.
Das Buch enthält definitiv einige Überraschungen. Stilistisch zuerst einmal die unchronologische Erzählweise. Man begleitet Sasha an den verschiedenen Abschnitten ihres Lebens und hat so den direkten Vergleich zwischen ihr in den frühen 20ern, den späteren 20ern und als junges Mädchen. An jeder dieser Stellen ihres Lebens muss sie den gleichen Kampf führen, auch wenn er sein Gesicht verändert und sich auch Sasha immer weiter charakterlich steigert. Im Generellen finde ich Sasha als Protagonistin brillant umgesetzt. Zunächst einmal, dass sie die alleinige Position als Hauptcharakterin des Buches innehat und man alle anderen Akteure der Geschichte durch ihre Augen wahrnimmt, zwar durchaus subjektiv, aber dafür umso interessanter und für die Leser:innen verständlicher. Vor allem nimmt man den Kampf eine Frau zu sein in all seiner Intensität beim Lesen direkt wahr. Beeindruckt hat mich auch, wie reflektiert Sasha mit ihrem Schicksal umgeht. Mann bekommt dadurch einen ganz anderen Blick auf alltägliche Dinge der 40er, 50er und 60er Jahre, aber auch auf Dinge, die heute noch alltäglich sind. Der Schreibstil der Autorin ist im Großen und Ganzen auch überzeugend, allerdings merkt man sehr oft beim Lesen auch, dass das Buch bereits rund 50 Jahre alt ist, was an und für sich nicht störend ist, bei mir allerdings nicht diese sogartige Wirkung erzeugen konnte, die ich bei Büchern schätze, die mich sprachlich komplett überzeugen konnten. Ein stilistisches Mittel, das mir besonders ins Auge gestochen ist, sind die Ausschnitte aus einem Fachbuch zur Kindererziehung, die im letzten Drittel des Buches mit eingebaut wurden. Man bekommt direkt Einblick darin, was damals als perfekte Erziehung für Babys galt. Interessant und gleichzeitig schauderhaft. Letztendlich möchte ich auch noch die Übersetzung loben, da diese für mich wirklich sehr gut gelungen ist.
Rundum gefällt mir das Buch sehr gut, und ich muss sagen, dass inhaltlich bei mir definitiv ein Nerv getroffen wurde.