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Veröffentlicht am 29.09.2021

Eine runde Sache

Frei von Angst durch die Heilung der Mitte
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„Der Ansatz des Westens ist es, gegen die Angst direkt vorzugehen, der Ansatz des Ostens ist es, den Körper und den Geist so zu stärken, dass die Angst verschwindet.“

Dr.med. Georg Weidinger studierte ...

„Der Ansatz des Westens ist es, gegen die Angst direkt vorzugehen, der Ansatz des Ostens ist es, den Körper und den Geist so zu stärken, dass die Angst verschwindet.“

Dr.med. Georg Weidinger studierte Medizin &Psychologie in Wien, außerdem Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) an der MedChin (in Europa). Er ist Präsident der Österreichischen Gesellschaft für TCM.
Mit „Frei von Angst durch die Heilung der Mitte“ hat er einen Ratgeber vorgelegt, in welchem er dem Patienten (m/f) auf Augenhöhe begegnet. Westliche Behandlungsmethoden und östliche Heilungsansätze werden gut verständlich präsentiert, das Hauptaugenmerk liegt ganz klar auf der TCM. Die Umschlaggestaltung des Buches finde ich klasse, der Band liegt gut in der Hand und er besitzt die richtige Größe.
Es gibt praktische Tipps, die nicht nur die vielzitierten Atemübungen umfassen, dies gefiel mir sehr gut. Überhaupt ist die Gliederung des Buches sehr gelungen, der Autor spricht kein Fachchinesisch, da das Sachbuch sich nicht nur an Mediziner wendet, es soll eben kein Aufsatz in einer Fachpublikation sein. Georg Weidinger integriert Yogaübungen & eine gesunde Lebensführung in das von ihm präsentierte Pyramidenmodell, er lehnt jedoch die Schulmedizin nicht ab und betont, dass in manchen Fällen Medikamente nötig seien. Bravo! Hier wird kein esoterischer Quatsch propagiert, sondern auf seriöse Weise Hilfe angeboten.
Manche Tipps werde ich sicher ausprobieren. Ein warmes Frühstück etwa soll Körper und Geist stärken. Die klugen und treffenden Analysen des Autors -
„Eine Tablette aus einer Pflanze ist nicht dasselbe wie die Pflanze selbst.“ - haben mich positiv überrascht.
Die zur Auflockerung eingestreuten Illustrationen habe ich aber leider als störend empfunden, ich hätte auf die Bilder verzichten können. Daher ziehe ich bei meiner Bewertung einen halben Stern ab. Ansonsten ist das Buch aber eine runde Sache, daher empfehle ich „Frei von Angst durch die Heilung der Mitte“ von Dr. med. Georg Weidinger gerne zur Lektüre.

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Veröffentlicht am 31.05.2021

Back to the roots

River Clyde
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„River Clyde“ ist wohl der letzte Band meiner Lieblings-Krimi-Reihe rund um die Staatsanwältin Chas Riley. Die Schauplätze sind Norddeutschland (Hamburg) und Schottland (Glasgow).
Worum geht’s?
Nach ...

„River Clyde“ ist wohl der letzte Band meiner Lieblings-Krimi-Reihe rund um die Staatsanwältin Chas Riley. Die Schauplätze sind Norddeutschland (Hamburg) und Schottland (Glasgow).
Worum geht’s?
Nach dem Tod von Rileys Mentor Faller befindet sich die Truppe rund um die Halbamerikanerin im freien Fall. Als Chastity erfährt, dass sie ein Haus geerbt hat, fliegt sie auf die Insel. Dubiose Immobiliengeschäfte arten in Hamburg in Gewalt aus, Stepanović und Inceman beobachten nur, haben keine Lust auf Polizeiarbeit, während die Bewohner von St. Pauli sich gewohnt solidarisch und heroisch verhalten. Klatsches Reihenhaustraum ist ausgeträumt, die Mutter seines Kindes hat ihn vor die Tür gesetzt. Anne Stanislawski ist sich nicht mehr sicher, ob sie lediglich Frauen mag.
Der Schottland – Trip wird für Chas auch eine Reise in die Vergangenheit…
Die Sprache ist es, die die Reihe so besonders macht. Simone Buchholz‘ Bilder und Metaphern sind spektakulär, der Stil ist lakonisch, Stream of Consciousness - immer her damit. Zwischen Traum und Wirklichkeit, wie schon im letzten Band halluziniert unsere Heldin, in „River Clyde“ fällt das Ganze jedoch viel eleganter aus. Der FC St.Pauli ist selbstverständlich auch den schottischen Fußballfans ein Begriff, im Pub, in dem Johnny Cash gespielt wird, schließt man schnell Freundschaft. Die Protagonistin muss sich mit ihrer ausgesprochen düsteren Familiengeschichte auseinandersetzen. Mir hätten, wenn es um ihren Vater geht, Andeutungen genügt. Den symbolischen Hirsch mochte ich aber. Auch wenn mir das Ende, das man fast mit „die Liebe siegt“ beschreiben könnte, nicht gefiel, war ich traurig, als ich den Roman, den man wirklich nicht mehr Krimi nennen kann, ausgelesen hatte. Andererseits ist es vielleicht gut, dass Riley in Rente geschickt wird – wenn es anfängt, kitschig und fast albern zu werden, ist vielleicht die Luft raus: „Der Eisklotz von Staatsanwältin ist in Wirklichkeit nämlich ein verdammter Vulkan,[…]“.
Wenn Rileys Lover von ihren schönen „Haaren“ schwärmen und gejammert wird: „Der Inceman dachte, […] dass er sie, […]zähmen kann…[…]“, fühle ich mich als Leserin verschaukelt.
Auch über den Salonkommunismus wunderte ich mich.
Buchholz‘ Reihe ist trotzdem besser als der 08/15 Einheitsbrei, den man als Leser sonst serviert bekommt, ihre Gedanken zum Thema Identität und Zugehörigkeit sind scharfsinnig und klug, wenn es zum Beispiel heißt, dass „die Deutschen […] lieber unter sich bleiben“ wollten, zumindest nach dem Zweiten Weltkrieg, ist das ein Befund, der vielleicht nicht nur für amerikanische Besatzungssoldaten – wie Rileys Vater – schmerzhaft ist.
Fazit:
Chas‘ Freunde rücken in den Hintergrund, die Protagonistin ist trotz vieler Verluste endlich mit sich im Reinen. Einen klassischen Krimi darf man hier jedoch nicht erwarten. Finale! Von mir gibt’s viereinhalb von insgesamt 5 möglichen Sternen und eine Leseempfehlung.




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Veröffentlicht am 27.05.2021

Punktsieg für die Liebe

Forever and ever
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Schauplatz Boston:
Seit 13 Jahren ist Parker Brown (30) Single. Eine Festanstellung in der Firma „Horus“ ist ihr Traum. Erneuerbare Energien, Umweltschutz – da geht der passionierten E-Bikefahrerin Parker ...

Schauplatz Boston:
Seit 13 Jahren ist Parker Brown (30) Single. Eine Festanstellung in der Firma „Horus“ ist ihr Traum. Erneuerbare Energien, Umweltschutz – da geht der passionierten E-Bikefahrerin Parker das Herz auf! Leider ist Parkers Vorgesetzter stockkonservativ, Singles in Führungspositionen sind ihm ein Dorn im Auge.
Das Fitnessstudio des Ex-Boxers Rhys „Witwenmacher“ Morgan hat schon bessere Tage gesehen. Ein Immobilienhai hat ein Auge auf das „Lights Out“ geworfen, und die Bank sitzt dem Boxchampion im Nacken. Der Geschäftsführer braucht dringend Geld!
Als Rhys erfährt, dass sein kleiner Bruder von Parker bezahlt werden soll, um ihren Freund zu spielen, ist er empört. Sein Bruder, ein Gigolo? Rhys hat ihm das Studium finanziert, damit er sich einen richtigen Job sucht! Rhys beschließt also, anstelle seines Bruders zum Date mit der Upper – Class-Prinzessin zu gehen …
Der Sportler & der Schlaukopf - diese Kombination ist im Liebesroman – Genre nicht neu, schon Penny Reid & L.H. Cosway haben mit „Irish Players - Gefällt mir heißt ich liebe Dich“ einen solchen Roman vorgelegt.
„Forever and Ever“ von Samantha Young & Kristen Callihan hat mich trotzdem gut unterhalten. Die Autorinnen „verwursten“ gekonnt bekannte & beliebte Tropen des New Adult – Genres. Mir gefielen vor allem die Wortgefechte, die das ungleiche Paar sich liefert. Badboy mit Herz trifft auf Kopfmensch. Meinetwegen hätte es noch mehr banter sein dürfen! Zwar ist die Figurenzeichnung nicht besonders filigran, ich mochte aber die liebevoll gestalteten Nebenfiguren, obwohl Parker nicht unbedingt mein Fall war. Der loyale Rhys ist ein absoluter Sympathieträger. Ich fand es schade, dass alle Konflikte in der Geschichte relativ schnell aufgelöst wurden, andererseits fand ich das pacing des Romans genau richtig. „Forever and Ever“ (doofer Titel, der Originaltitel ‚Outmatched‘ gefällt mir viel besser) ist eine temporeiche Geschichte, die sich prima „weglesen“ lässt. Das Hauptziel der Autorinnen ist es, eine romantische story mit heißen Szenen zu präsentieren. Ich finde, dass die Zusammenarbeit der beiden im Großen und Ganzen gut funktioniert hat, die Längen, die es in den Romanen von Samantha Young sonst gibt, fallen hier glücklicherweise weg. Callihan präsentiert ihrerseits keine reine Sportlerromanze, daher finde ich, dass die Autorinnen sich sehr gut ergänzen. Stellenweise driftet das Ganze ins Kitschige ab, manche Formulierungen sind sehr klischeehaft, und natürlich haben der Held & die Heldin schlimme Erfahrungen in der Vergangenheit gemacht. eyeroll. Wirklich irritiert war ich von der Übersetzung, als wiederholt vom „Summen“ Parkers die Rede war. Daher ziehe ich bei meiner Bewertung einen halben Stern ab.
Glücklicherweise gibt es jedoch kein unnötiges Drama. Young & Callihan glorifizieren auch kein toxisches Verhalten, im Gegensatz zu anderen Liebesromanen kommt eine ungesunde Beziehung im plot gar nicht vor – ein ganz klares Plus! Mann’schen Tiefgang oder eine Figurenzeichnung nach Art eines Dostojewski darf man hier natürlich nicht erwarten. Trotz der angeführten Kritikpunkte war ich nicht enttäuscht, ich würde auch einen weiteren Roman des Duos lesen. „Forever and Ever“ ist ein zuckersüßer Liebesroman. Die ideale Lektüre zum Entspannen & Abschalten, ChickLit für’s Herz.


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Veröffentlicht am 25.05.2021

Billie Walker ermittelt in Australien

Die Jägerin
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Sydney 1946:

Die Kriegsreporterin Billie Walker ist aus Europa nach Australien zurückgekehrt, um die Detektei ihres verstorbenen Vaters zu leiten. Unterstützt wird sie dabei vom Kriegsveteran Sam, der ...

Sydney 1946:

Die Kriegsreporterin Billie Walker ist aus Europa nach Australien zurückgekehrt, um die Detektei ihres verstorbenen Vaters zu leiten. Unterstützt wird sie dabei vom Kriegsveteran Sam, der trotz Handicap die gute Büro-Seele ist. Die beiden müssen dringend Erfolge vorweisen, die Agentur steckt in den roten Zahlen und die Konkurrenz schläft nicht.

Eine verzweifelte Mutter bittet Billie, ihren Sohn ausfindig zu machen. Adin Brown ist wie vom Erdboden verschluckt. Die Browns sind Pelzhändler, die eigentlich aus Deutschland stammen. Außerdem möchte Billies Informantin Shyla, eine australische Ureinwohnerin, dass Billie für sie ermittelt, da sie fürchtet, dass Aborigine – Mädchen auf einem entlegenen Gut festgehalten werden. Als Billie sich an die Arbeit macht, ahnt sie noch nicht, in welche Gefahr sie sich begeben wird…

„Die Jägerin“ von Tara Moss ist ein historischer Krimi ganz nach meinem Geschmack. Während der Lektüre musste ich unwillkürlich an Kerry Greenwoods berühmte Reihe rund um eine australisch-britische Detektivin, die in den 1920er Jahren ermittelt, denken. 😊

Tara Moss‘ Roman hat mich sehr gut unterhalten, die Handlung ist durchweg spannend, die Figuren sind mir richtig an’s Herz gewachsen. Billies Mutter ist eine waschechte (verarmte) niederländische Baronin, Billies Assistent Sam scheint ein Geheimnis zu haben. Außerdem gibt es einen smarten Ermittler und Polizistinnen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in einem Männerberuf Pionierarbeit leisten. Ich mochte es, en passant etwas über die Geschichte Australiens zu lernen. Die Geschichte ist spannend und abwechslungsreich, es gibt keine Längen im plot, und es gibt einen spektakulären Showdown. Manchmal trägt die Autorin für meinen Geschmack etwas zu dick auf, auch das Faible der Protagonistin für den „Fighting Red“ - Lippenstift wird oft betont, über „die kleine Frau im Billies Magengrube“ habe ich mich gewundert. Bauchgefühl? Daher ziehe ich bei meiner Bewertung einen halben Stern ab.

Obwohl manche Zusammenhänge von Anfang an klar sind, habe ich mich keine Sekunde lang gelangweilt. Ich würde sehr gern mehr über Billie Walker erfahren – ich kann’s kaum erwarten, den nächsten Band der Reihe zu lesen.

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Veröffentlicht am 22.04.2021

(K)ein klassischer Bildungsroman

Der Junge, der das Universum verschlang
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„Ich bin erst zwölf, doch Slim ist der Meinung, dass ich die krassen Geschichten schon abkann.“
Brisbane, 1983:
Eli Bell, dessen Bruder August stumm ist, hat es nicht leicht. Seine Mutter sitzt ...

„Ich bin erst zwölf, doch Slim ist der Meinung, dass ich die krassen Geschichten schon abkann.“
Brisbane, 1983:
Eli Bell, dessen Bruder August stumm ist, hat es nicht leicht. Seine Mutter sitzt im Gefängnis, sein Stiefvater Lyle dealt, der leibliche Vater hat sich längst aus dem Staub gemacht, an dessen „Gesicht“ kann sich Eli „kaum erinnern“. Gibt es überhaupt einen ehrlichen Menschen im Umfeld des zwölfjährigen Jungen? Auch der Babysitter Slim nahm es nicht so genau mit dem Gesetz. Doch Eli ist fest entschlossen, ein guter Mensch zu werden, und er hat einen Traum – er möchte Journalist werden…
Der Journalist Trent Dalton präsentiert mit „Der Junge, der das Universum verschlang“ zwar keine Autobiographie, seine Erlebnisse haben ihn jedoch zur Ausarbeitung des Romans inspiriert.
Es ist keine idyllische (und erst recht keine romantisierende) Coming-of-Age story, die entworfen wird, da der Autor drastische Gewaltszenen in die Geschichte einbaut. „Der Junge, der das Universum verschlang“ ist sicher keine Wohlfühllektüre, das Australien des Protagonisten bietet keinen Strand - Kitsch, nach Buschromantik kann man lange suchen. Insofern ist es ein bedrückender Bericht, aber es gibt auch poetische Momente und durchaus humorvolle Passagen in der Geschichte, und natürlich, wie kann es bei einem Heranwachsenden anders sein, soll auch die Liebe noch eine Rolle spielen. Stil und Sprache machen die Geschichte so besonders; eine knappe, präzise Schilderung der Dinge darf man als Leser jedoch nicht erwarten: Eli fabuliert gerne, und so schweift er in seinem Bericht immer wieder ab. Traum und Wirklichkeit vermischen sich, man fragt sich oft, wie die knallharte Lebensrealität des Ich-Erzählers ihn nicht die Hoffnung verlieren lässt. Seine Situation ist schlecht, er muss einige Rückschläge einstecken, bevor es endlich aufwärts geht. Auch als sein Erzeuger wieder in das Leben der Familie tritt, stellt sich nicht unverzüglich ein happy ending ein: Vater Bell ist ein abgehalfterter Alkoholiker, aber er ist bereit, für seine Jungs zu kämpfen. Die Figurenzeichnung ist insofern filigran, da die Personen nicht auf ihre schlechten Eigenschaften reduziert werden; das macht ihre Handlungen nachvollziehbar. Beim Lesen durchlebt man eine Achterbahn der Gefühle, Elis Geschichte fand ich deprimierend, tragisch, aber auch lustig und anrührend. Die Protagonisten waren mir nicht immer unsympathisch, auch wenn es schräge Vögel sind.
„Der Junge, der das Universum verschlang“ ist ein lesenswerter Roman, der dem Leser Einiges abverlangt.

4,5/5

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