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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.11.2021

Die Stille des Waldes

Phon
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Ein Zoologenpaar lebt einsam in den westrussischen Wäldern. Wir befinden uns in Nadjas Kopf und blicken mit ihr auf die Welt und in ihre Vergangenheit.
Die Umgebung hat den morbiden Charme vergangener ...

Ein Zoologenpaar lebt einsam in den westrussischen Wäldern. Wir befinden uns in Nadjas Kopf und blicken mit ihr auf die Welt und in ihre Vergangenheit.
Die Umgebung hat den morbiden Charme vergangener Zeiten, selbst Touristen kommen her, um dies abzulichten, bevor es zu spät ist. Die Protagonisten erscheinen russisch-hartgesotten, wenn sie beispielsweise wilde Bären bei sich aufnehmen. Doch es fällt schwer, der Handlung aus den Gedankenfetzen zu folgen.
Meiner Frustration darüber stand eine Faszination gegenüber, die die Sprache in mir auslöste. “Da ist es, das Alter, die dumme Kuh, die dir das Fest verdirbt, obwohl deine Seele noch tanzt, da ist sie, hallo, kein bisschen erfreut, Bekanntschaft zu machen.” Zwar habe ich das Buch als besonders empfunden, doch konnte ich es durch die fehlende Nachvollziehbarkeit nicht so recht genießen.

Veröffentlicht am 01.11.2021

Getrennte Leben

Der Panzer des Hummers
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Drei Geschwister bewältigen nach dem Tod ihrer Eltern die Vergangenheit, so war die Essenz, die ich dem Klappentext entnahm. Was ich las, waren Auszüge aus den Leben verschiedener Personen, die abwechseln. ...

Drei Geschwister bewältigen nach dem Tod ihrer Eltern die Vergangenheit, so war die Essenz, die ich dem Klappentext entnahm. Was ich las, waren Auszüge aus den Leben verschiedener Personen, die abwechseln.
Es forderte etwas Aufmerksamkeit, in den Figuren die Geschwister zu erkennen. Dafür wurde ich mit einer ansprechenden sprachlichen Verpackung entlohnt, die tatsächlich Einblicke in das Innerste der Figuren gewährte. “Es war einfach nichts zu machen, die Mutterschaft vibrierte auf einer Frequenz, die sie nicht empfangen konnte, und mit Ende zwanzig bereitete Ea sich darauf vor, einen beängstigenden Kompromiss mit ihrem eigenen Körper einzugehen.”
Mir fehlte die Darstellung der Beziehung zwischen den Geschwistern, vielleicht eine Weiterentwicklung aufgrund eines gemeinsamen Erlebnisses. In dieser Hinsicht wurde ich enttäuscht, und der Roman hallt nicht in meinem Kopf nach. Schade!

Veröffentlicht am 03.10.2021

Talfahrt

2001
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Julia und ihre Crew befinden sich im Jahr 2001 in der Abschlussklasse einer Hauptschule. Das Schuljahr wird geprägt durch ein Experiment, bei dem jeder Schüler in die Rolle einer politischen Figur schlüpft.
Wir ...

Julia und ihre Crew befinden sich im Jahr 2001 in der Abschlussklasse einer Hauptschule. Das Schuljahr wird geprägt durch ein Experiment, bei dem jeder Schüler in die Rolle einer politischen Figur schlüpft.
Wir begleiten die Jugendlichen in der Perspektivlosigkeit, die ihr Leben in einem österreichischen Bergdorf bietet. „Machen wir uns nichts vor: Wir alle haben genau ein Paar Schuhe, und das tragen wir bis zum bitteren Ende.“ Eltern oder Lehrer sind ihnen keine große Hilfe, bleiben abwesend oder haben eigennützige Ziele. Noch nicht einmal das Rollenspiel, das eigentlich originelle Element der Handlung, ändert daran irgendetwas.
In diesem Roman steckt eine ganze Playlist der Musik der Zeit, ein Streifen der Weltpolitik und österreichische Umgangssprache. All das ist gut herausgearbeitet und sprachlich passend umgesetzt worden. Ich habe das Buch gern gelesen, aber mir fehlte der Knall… dass das Experiment etwas mit den Schülern macht.

Veröffentlicht am 26.09.2021

Fluch oder Segen

Die verflixte Erfindung
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Rüdiger erfindet einen Roboter, der ihm und seinem Bruder Walter die Hausarbeit abnehmen soll. Das „Dingsda“ übernimmt bald eine noch viel größere Rolle in ihrem Leben als geplant.
„Die verflixte Erfindung“ ...

Rüdiger erfindet einen Roboter, der ihm und seinem Bruder Walter die Hausarbeit abnehmen soll. Das „Dingsda“ übernimmt bald eine noch viel größere Rolle in ihrem Leben als geplant.
„Die verflixte Erfindung“ ist nicht das erste Gemeinschaftswerk von Martin Widmark und Emilia Dziubak, das ich lese. Doch meine Begeisterung war nicht so groß wie bei den vorigen Bilderbüchern.
Natürlich glänzt es durch einen nett anzuschauenden Zeichenstil und eine originelle Idee. Allerdings konnte mich die Geschichte weniger in ihren Bann ziehen, und das Ende würde die junge Zielgruppe womöglich verstört zurücklassen.

Veröffentlicht am 12.09.2021

Eine Mücke in Bernstein

Fast hell
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Alexander Osang erzählt die Geschichte von Uwe, den er für ein Interview auf eine Schiffsreise nach Sankt Petersburg begleitet hat, und streift dabei immer wieder seine eigenen Erinnerungen.
Einiges davon ...

Alexander Osang erzählt die Geschichte von Uwe, den er für ein Interview auf eine Schiffsreise nach Sankt Petersburg begleitet hat, und streift dabei immer wieder seine eigenen Erinnerungen.
Einiges davon kam mir sehr bekannt vor, hatte er doch die Suche nach einer angeblichen Stasivergangenheit bereits im Roman „Die Nachrichten“ verarbeitet. Anderes wirkte diffus im Wirrwarr der Anekdoten.
Gut gefallen hat mir die Auseinandersetzung mit der ostdeutschen Identität, die an vielen Stellen ihre speziellen Spuren hinterlassen hat und ihn einer aussterbenden Art zuordnet. „Eine Mücke in Bernstein, ein Mauerstückchen in einer Vitrine, von dem irgendwann niemand mehr wusste, was es eigentlich war und warum er es solange aufgehoben hatte.“
Osang kann schreiben, klare Sache. Hätte er weniger Abzweigungen vom Haupthandlungsstrang eingebaut, hätte ich das Buch wohl noch etwas mehr genossen.