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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.10.2021

Ein berührendes Schicksal und wenn man muss, ist man stark

Wenn die Faust des Universums zuschlägt
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Dr. Wimmer ist ein auch in der Öffentlichkeit bekannter und präsenter Arzt und fast jeder wird von dem berührenden Schicksal seiner kleinen Tochter Maxi gehört haben. Hier nun erzählt er uns von dieser ...

Dr. Wimmer ist ein auch in der Öffentlichkeit bekannter und präsenter Arzt und fast jeder wird von dem berührenden Schicksal seiner kleinen Tochter Maxi gehört haben. Hier nun erzählt er uns von dieser Zeit, von Beginn an, als das Glück noch so perfekt schien bis zu seinem Ende. Er gibt einen kurzen Einblick in das eine gravierende Erlebnis seiner Kindheit, das in ihm den Wunsch hat wachsen lassen, Arzt zu werden und das ihn immer hat danach streben lassen, dass die Faust des Universums kein zweiten Mal zuschlägt. Aber sie tut es doch. Seine wenige Monate alte Tochter Maxi, das helllachende Baby mit den wachen strahlenden Augen, hat einen hoch agressiven Gehirntumor. Dr. Wimmer und seine Frau Clara, deren noch junge Partnerschaft durch dieses wunderbare Geschenk eines gemeinsames Kindes gekrönt wurde, werden, trotz einiger beunruhigender Vorzeichen, die aber keiner der aufgesuchten Ärzte ernst genommen hat, nahezu von einer Sekunde auf die andere mit dieser unvorstellbaren Diagnose konfrontiert und ihr Baby kämpt nach einer ersten Notoperation ganz akut um sein Leben.
Wir erfahren von den Monaten auf der Intensivstation, von den Rückschlägen, den kleinen Türen der Hoffnung, die sich öffnen und wieder schließen, von der Stärke, die man einfach hat und auch von der sich eingestandenen Möglichkeit, dass Maxi seinem so früh gestorbenen Vater folgen wird.
Die Geschichte berührt sehr und dazu muss die Dramatik dieses Schicksals, die Verzweiflung und das eigentlich unvorstellbare Empfinden der Eltern gar nicht bis ins kleinste Detail ausgebreitet werden und das wird es auch nicht. Das Mitfühlen, das Mitleiden kommt auch so bei uns Lesern an und es ist die Entscheidung des Autors, dass er sein Erleben genau auf diese Ebene, im genau richtigen Maß, mit uns teilt.

Veröffentlicht am 04.10.2021

Das Schicksal eines afrikanischen Dorfes und seiner Menschen

Wie schön wir waren
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Kosawa heißt dieses fikitive afrikanische Dorf, von dem hier erzählt wird, von seinen Menschen, die, von der eigenen Regierung freigeben zur Ausbeutung ihrer Resourcen, von einem westlichen Ölkonzern an ...

Kosawa heißt dieses fikitive afrikanische Dorf, von dem hier erzählt wird, von seinen Menschen, die, von der eigenen Regierung freigeben zur Ausbeutung ihrer Resourcen, von einem westlichen Ölkonzern an den Rand der Vernichtung gebracht werden. Ihr Trinkwasser ist verseucht, die Menschen werden krank und die Schwächsten unter ihnen, die Kinder, sterben. Die mit den Vertretern der Firma stattfindenen Dorftreffen bringen nur leere Versprechungen, um den aus der zunehmenden Verzweiflung der Gemeinschaft heraus geborenen Versuch des Aufbegehrens im Keim zu ersticken. Und der Dorfältste, von dem Großkonzern gekauft, hilft dabei auf skrupellose Weise mit. Doch die junge Thula und mit ihr die anderen Kinder des Dorfes, sie erheben sich dagegen, suchen Hilfe bei Menschenrechtsaktivisten, kämpfen mit aller Kraft gegen die Unterdrückung und Ausbeutung durch diese 'westliche Macht' an. Und wir als Leser erleben dies mit, hautnah dran, mit großer Empathie für dieses junge Mädchen, für das Schicksal ihres Dorfes und mit großer Empörung und viel gefühlter Machtlosigkeit über das, was da, sozusagen auch in unserem Namen, geschieht.
Imbolo Mbue erzählt diese Geschichte so kraftvoll, mit einer solchen Intensität, dass es im wahrsten Sinne des Wortes, wehtut und das von der ersten Zeile an. Es gibt Szenen, da bleibt einem regelrecht der Atem weg. Man kann der Brutalität, dem Spiel der Starken mit den leider nicht nur vermeindlich Schwachen, nicht entfliehen. Und das ist große Autorenkunst, verbunden mit einem sehr ambitionierten Zweck.
Dieser Roman ist einfach großartig!

Veröffentlicht am 21.09.2021

Trotzdem eine starke Frau und der Kampf ums Überleben in schwerer Zeit

Die vier Winde
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Es sind die 1920er Jahre. Elsa verlebt ihre Kindheit in einem wohlhabenden Elternhaus, doch ein umsorgtes warmherziges Zuhause ist es nicht. Im Gegenteil, ihre Eltern sind ihr gegenüber absolut gefühlskalt ...

Es sind die 1920er Jahre. Elsa verlebt ihre Kindheit in einem wohlhabenden Elternhaus, doch ein umsorgtes warmherziges Zuhause ist es nicht. Im Gegenteil, ihre Eltern sind ihr gegenüber absolut gefühlskalt und ohne Achtung vor diesem kleinen Wesen. Elsa fühlt sich minderwertig und als auch ihr Wunsch, zu studieren, so gar nicht in Frage kommt, zieht sie sich endgültig in sich selbst zurück. Die Welt, die ihr bleibt, sind die Bücher. Doch dann findet sich doch eine Möglichkeit, diesem Leben zu entkommen. Sie heiratet den Sohn eines Getreidebauern und gründet so, dort auf der einsam gelegenen Farm in Texas, eine Familie. Ein Sohn und eine Tochter kommen zur Welt und sie gibt ihr Bestes für sie, doch dann kommt die große Dürre, die über Jahre anhält und den Bauern im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser abgräbt und ihnen die Existenzgrundlage nimmt. Und so muss Elsa, zusammen mit ihren Kindern, erneut weiterziehen, nach Kalifornien, in das Land, das für die Hoffnung auf ein besseres Leben steht. Was sie drei dort erwartet, ist allerdings etwas anderes, Abgrenzung, Lohnarbeit zu einem Preis, der nicht einmal zum Überleben reicht und das Campieren in Lagern, bei denen die eigene Menschenwürde vollkommen auf der Strecke bleibt.
Eine Geschichte, die so authentisch den Gegebenheiten dieser Zeit entspricht, so real die gesellschaftlichen Begingungen wiederspiegelt und uns zeigt, dass die (gestörte?) Natur in seinen extremen 'Ausfällen' dem Menschen auch damals schon seine Grenzen aufgezeigt hat. Und die Sprache der Autorin lässt uns das alles erfahren, als würden wir uns selbst, mit den Kindern an der Hand, durchkämpfen, dem Sturm entgegen, mit der prallen Sonne auf der Haut und dem Sand, der über unsere Körper reibt und einem die Sicht nach vorne raubt. Einfach sehr berührend und spannend dazu!
Und die Hoffnung, sie stirbt zuletzt und manchmal funktioniert das tatsächlich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.09.2021

Das Leben ist gar nicht so einfach und trotzdem eine tolle Sache

Leo und Lucy 1: Die Sache mit dem dritten L
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Leo ist ein ziemlich netter Kerl und eigentlich ist auch alles ganz in Ordnung in seinem Leben. Er hat eine tolle beste Freundin Lucy, die im selben Hochhaus in Köln-Chorweiler lebt wie er, eine Mutter, ...

Leo ist ein ziemlich netter Kerl und eigentlich ist auch alles ganz in Ordnung in seinem Leben. Er hat eine tolle beste Freundin Lucy, die im selben Hochhaus in Köln-Chorweiler lebt wie er, eine Mutter, mit der man viel Spaß haben kann, nur gerade ist sie irgendwie ein bisschen komisch und eine Menge netter Menschen um sich herum, wo man jede Woche einmal zum Torte essen oder bei Lucys Eltern zum Spaghetti-Bolognese-Tag eingeladen wird. Aber es gibt eben auch die nicht so schönen Dinge, die Leo manchmal ganz schön zusetzen. Da ist sein Problem mit dem Lesen, sein nicht gerade netter Lehrer sagt Legasthenie dazu, aber für ihn fühlt sich das so an, als wenn die Buchstaben einfach nicht still stehen könnten auf dem Papier und dann wird es für Leo schwierig. Und dann gibt es noch die drei Mitschüler, die immer über ihn lästern, auch weil sein Vater nicht bei ihnen lebt und er eben nur in einem Hochhaus wohnt und nicht, wie sie selbst, in Einzelhäusern. Aber mal ganz davon abgesehen ist da noch Leos Traum, statt seines Schrottskateboards ein XWgo zu besitzen, dann die Skateboardmeisterschaft zu gewinnen und mit dem Gewinn Lucy den Sportrollstuhl zu kaufen, den sie dringend braucht. Eigentlich hat er sich das Board zum Geburtstag gewünscht, ist ja nur alle vier Jahre, aber seine Mutter hat es irgendwie nicht kapiert, trotz der vielen Hinweiszettelchen, die er in der Wohnung verteilt hat. Doch jetzt kommt es. Bald soll es einen Vorlesewettbewerb geben und genau dieses Board ist der erste Preis. Also muss Leo dieses Lesen, so unwahrscheinlich das auch erscheint, gewinnen. Und dafür muss er üben, üben, üben und er bekommt dabei ganz viel Hilfe, nicht nur von Lucy, sondern von ganz vielen anderen Menschen und das ist richtig schön.
Dass in dieser klasse Geschichte ordentlich was los ist, das merkt man ja. Da wird einem, Hundeentführungsabenteuer inklusive, nie langweilig. Hier ist jede Menge echtes Leben unterwegs, wobei es Leo dabei durchaus auch einmal zu viel werden kann. Aber dafür hat man ja dann seine Freunde und die sind so toll, dass man sich wünscht, es wären die eigenen. Und weil da auch ein paar Erwachsene mit dabei sind, noch ein kleiner Hinweis am Rande. Die Großen haben es auch nicht immer leicht und die meisten geben sich richtig viel Mühe.
Viel Spaß beim Lesen!

Veröffentlicht am 14.09.2021

Das Manhattan-Projekt zur Entwicklung der Atombombe und das Interesse der Anderen

Schach mit dem Tod
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Das Manhattan-Projekt, das 1942 in den USA unter der Führung von Robert Oppenheimer seine Arbeit aufnahm, es gab es wirklich und sein Ziel war die Entwicklung einer Atombombe zum späteren Einsatz in Europa ...

Das Manhattan-Projekt, das 1942 in den USA unter der Führung von Robert Oppenheimer seine Arbeit aufnahm, es gab es wirklich und sein Ziel war die Entwicklung einer Atombombe zum späteren Einsatz in Europa und Japan zur Beendigung des 2. Weltkriegs.
Und dieses Projekt mit seinen führenden Köpfen aus diesem wissenschaftlichen Bereich findet seine fiktionale Umsetzung hier in diesem Buch, zusätzlich umrankt von dem verständlichen Bestreben der zweiten Supermacht zu dieser Zeit, der Sowjetunion.
David Adler ist Elektroingenieur und die verwandtschaftliche Beziehung zu Niels Bohr, deren Assistent er wird, öffnet ihm die Tür zu eben diesem hochgeheimen Manhattan-Projekt. Aus eigenem Bestreben nimmt er nicht daran teil und überzeugt ist er auch nicht davon, dass der vorgegebene Grund die Entwicklung einer solchen Waffe rechtfertigt. Aber darauf kann er keine Rücksicht nehmen, denn für ihn geht es nur um die Rettung seiner Familie, dem Druckmittel der Sowjets, um für diese als Informationsquelle zu fungieren. Was sich daraus ergibt, ist ein absolut spannender, in hohem Maße den tatsächlichen Abläufen nachempfundener Roman, ein Spionagethriller, der diese Thematik aber nicht im Übermaß in den Vordergrund stellt. Denn allein die Abläufe in dem Projekt selbst, die Entwicklung bis hin zu dem Moment, wo man davon sprechen kann, wir können sie einsetzten, diese Waffe, die Millionen von Menschen töten kann, das wird hier sehr faktenreich und durchaus mit wissenschaftlichem Anspruch erzählt. Filmisch umgesetzt wäre hierfür sicherlich der Begriff Doku-Drama zu verwenden, hier in der Welt des geschriebenen Worts macht diese Mischung den, wie vom Autor selbst noch einmal betont, doch weitgehend fiktiven Roman auf jeden Fall extrem packend und es wird einem durchaus schwer ums Herz, denn wir Leser wissen ja, was und das es dann tatsächlich passiert.
Spannung pur und manchmal schon ein bisschen sehr reale Gänsehaut.