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Veröffentlicht am 05.01.2022

Setzt du dich ans Feuer?

Das Lied der Nacht
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Allgemeines:

C. E. Bernard ist eine aufstrebende Autorin, die dem ein oder anderen bereits aus ihrer ersten Trilogie, der Palace-Saga ein Begriff sein könnte. Das Lied der Nacht ist der erste ...

Allgemeines:

C. E. Bernard ist eine aufstrebende Autorin, die dem ein oder anderen bereits aus ihrer ersten Trilogie, der Palace-Saga ein Begriff sein könnte. Das Lied der Nacht ist der erste Band ihrer neuen Trilogie, der Wayfarer-Saga. Das broschierte Buch hat 416 Seiten und ist im März 2021 bei Penhaligon erschienen.

Band 2 und 3 der Trilogie sind ebenfalls bereits erschienen. Wer also gerne Reihen in einem Rutsch durchliest, kann das bereits tun. Ich möchte bereits an dieser Stelle eine Leseempfehlung für die Trilogie aussprechen. Wäre ich im Laden aufgrund der optischen Gestaltung möglicherweise an den Büchern vorbeigelaufen, so kann ich euch sagen, ihr dürft das nicht tun. Diese Reihe gehört in das Regal eines jeden Fantasyliebhabers.


Inhalt:

„Ich erzähle euch eine Geschichte. Sie beginnt in einem finsteren Tal mit hohen, schneebedeckten Bäumen. Sie beginnt mit einem einsamen Wanderer in den fahlen Stunden des Zwielichts, in der bläulich glänzenden Dämmerung. Sie beginnt mit einer Frage. Fürchtet ihr euch?«

Die deutsche Fantasy-Autorin C.E. Bernard hat ein episches, bewegendes und beeindruckendes Meisterwerk geschaffen, das High-Fantasy-Leser feiern werden. »Das Lied der Nacht« ist die Geschichte des in sich gekehrten Wanderers Weyd und der mutigen Bardin Caer, die gemeinsam vor einer fast nicht zu bewältigenden Aufgabe stehen: Feuer in einer Welt entzünden, in der Schatten, Albträume und Furcht regieren. Und die einzige Hoffnung, die sie in diesem Kampf haben, ist ein Lied …“ (Quelle: Bloggerportal)

Meine Meinung:

Wie fängt man eine Rezension an, wenn man auch nach dem Beenden des dritten Teils der Trilogie noch beeindruckt vom ersten Band ist!? Ich weiß es nicht. Ich sitze hier und beginne einfach mal zu schreiben. Vielleicht kommt dabei das heraus, was ich gerne sagen will. Wenn nicht, dann lest ihr auf jeden Fall eine Rezension voller Begeisterung, die zwar nicht den gesamten Zauber des Buches einfängt, euch aber hoffentlich dazu ermutigt, die Reihe ebenfalls zu lesen.

Bevor wir in die Handlung einsteigen, möchte ich gerne noch eine Altersempfehlung für die Reihe aussprechen. Anders als eventuell angenommen, handelt es sich nicht um ein Jugendbuch. Die Trilogie enthält gewaltvolle Szenen, die nicht für Jugendliche geeignet sind. Auch Gewalt gegen Kinder und sexuelle Gewalt kommen vor. Meine Altersempfehlung richtet sich also an junge Erwachsene und Erwachsene, aber nicht an jugendliche Leserinnen.

Wir bewegen uns zu Beginn der Geschichte direkt in einer Rahmenhandlung, die uns mit zum Ort des Geschehens nimmt. Die Autorin kreiert eine Stimmung, durch die wir das Gefühl erhalten, an der Geschichte teilzuhaben. Wir können entscheiden, ob wir uns an das Feuer des Erzählers setzen. Die dunkle Geschichte hören wollen, die er erzählt. Vielleicht haben wir auch zu viel Angst vor der Finsternis. Furcht und Hass sind groß in den Herzen vieler. Manchmal zu groß, zu furchteinflößend. Die Entscheidung ist jedem selbst überlassen. Wie entscheidest du dich?

Leser
innen, die sich für das Feuer entschieden haben, bewegen sich direkt in die Binnenhandlung der Geschichte und begeben sich auf eine Reise. Ein wenig erinnert diese Grundidee dadurch natürlich an Patrick Rothfuss und den Namen des Windes. Die darauffolgende Handlung ist jedoch eine grundlegend andere, die vom Leitmotiv getragen wird, das auch den Titel des Auftaktbandes bildet: Das Lied der Nacht. Wird das Lied der Nacht Licht in die Finsternis bringen? Werden der Wanderer und seine Bardin auf eine Reise gehen, die die Angst verdrängt? Fragen über Fragen und alle werden von einer ganz besonderen Art der Magie begleitet. Magie scheint in dieser Welt anders zu funktionieren. Sie wird vielmehr als Frage formuliert, man muss gewisse nicht so recht erlernbare Sprachen beherrschen, um sie aussprechen zu können. Und auch dann ist es nicht gewiss, dass die Elemente antworten werden. Insgesamt ist diese Magie so poetisch wie keine andere, von der ich bisher gelesen habe. Mehr Wunsch des Sprechenden als Befehl des Magieausübenden.

Christine Bernard gelingt tatsächlich noch etwas, was ich so noch nicht gelesen oder gehört habe. Sie wechselt innerhalb eines Satzes den Erzählstrang und somit auch die Erzählperspektive ihrer Geschichte. Das klingt komisch. Das klingt schnell, kompliziert und gewagt. Zuerst war ich durch die Wechsel verwirrt, nach wenigen Seiten begann ich diese Art zu schreiben jedoch zu lieben. Dazu gehört eine solch hohe Kunst des Erzählens, da Bernard nicht nur innerhalb der Geschichte an einen anderen Handlungsort wechselt, sondern auch die Stimmung des vorherigen Handlungsortes mitnimmt. Ihre Wechsel wirken dadurch nicht abrupt und unpassend, sie wirken stimmig und unterstützen den Fluss der Geschichte. Bernard spricht dadurch mit dieser Reihe eine andere Zielgruppe an als mit der Palace-Saga. Obwohl auch diese eine anspruchsvolle Reihe war, so müssen Leserinnen der Wayfarer-Saga wesentlich aufmerksamer während der Lektüre sein. Wer gedanklich aussteigt, weiß nach wenigen Zeilen nicht mehr, wo er sich genau befindet.

Mehr möchte ich euch zum Inhalt der Geschichte gar nicht verraten. Ich denke, dass die Innovationen, die ich euch beschrieben habe, überzeugend genug sein müssten.

Es gibt tatsächlich einen kleinen Wermutstropfen, der nichts mit der Geschichte an sich zu tun hat und somit auch zu keiner Abwertung führt. Am Ende des Buches findet ihr eine Leseprobe zum 2. Teil. Mich stört so was immer sehr. Ich möchte nicht angeteasert werden. Ich möchte das Gefühl haben, dass eine Geschichte wachsen darf. Leider entsteht durch das Wissen, dass alles schon fertig in der Schublade liegt und nur wenige Monate später Teil 2 und 3 erscheinen werden, auch etwas weniger Vorfreude auf die Reihe. Die gleiche Strategie wurde bereits bei der Palace-Saga verfolgt. Es ist einerseits natürlich schön zu wissen, dass Band 2 und 3 auf jeden Fall erscheinen werden und nicht wie so oft nach schlechten Verkaufszahlen des ersten Bandes nicht herausgebracht werden, es nimmt einem aber auch die Vorfreude, die durch eine längere Wartezeit entsteht. Anders als in der Palace-Saga hält die Wayfarer-Saga sehr viel Bonusmaterial für ihre Leser
innen bereit. Wer also gerne den Soundtrack des Buches oder anderes medial ergänzendes Material zu der Geschichte genießen möchte, kann das durchgehend tun. Man kann die Geschichte aber auch sehr gut ohne das Bonusmaterial genießen.

Fazit:

Ein wirklich innovativer Reihenauftakt, der sehr viel Lust auf mehr Macht und lange nachhallt. Man hofft und bangt mit den Protagonisten, dass sie die Hoffnung nicht verlieren und es gemeinsam schaffen, Licht in die Dunkelheit zu bringen.

Veröffentlicht am 04.01.2022

Beängstigend!

Shelter
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Allgemeines:

Das Hörbuch „Shelter“ zum gleichnamigen Roman der Autorin Ursula Poznanski ist am 18.10.21 im Hörverlag erschienen. Es handelt sich um eine ungekürzte Lesung des renommierten Hörbuchsprechers ...

Allgemeines:

Das Hörbuch „Shelter“ zum gleichnamigen Roman der Autorin Ursula Poznanski ist am 18.10.21 im Hörverlag erschienen. Es handelt sich um eine ungekürzte Lesung des renommierten Hörbuchsprechers Jens Wawrczeck. Wawrczeck hat eine angenehme Leserstimme, die passend zur Geschichte eine mitreißende Atmosphäre kreiert. Schön ist es, dass es sich um eine ungekürzte Version handelt, da sonst mit Sicherheit nicht die Stimmung und rasante Entwicklung der Geschichte deutlich geworden wäre.

Inhalt:

„Die Idee war völlig verrückt und sie wären niemals darauf gekommen, wenn die Party nicht so aus dem Ruder gelaufen wäre. Aus einer Katerlaune heraus erfinden Benny und seine Freunde eine irre Geschichte über außerirdische Besucher und verbreiten sie im Internet. Gespannt wartet die Clique ab, was passiert. Zu ihrer eigenen Überraschung nehmen immer mehr Menschen die Sache für bare Münze und Bennys Versuche, alles aufzuklären, bringen ihn schon bald in Lebensgefahr.

Was, wenn du dir eine völlig absurde Geschichte ausdenkst, sie zum Spaß in die Welt setzt und plötzlich glauben alle daran? Ursula Poznanskis neuer Bestseller ist eine wache Analyse der Mechanismen moderner Verschwörungsmythen und ein schockierender Thriller über einen Streich, der zur verwirrenden Realität wird.“ (Quelle: Bloggerportal)

Meine Meinung:

Wie so oft gelingt es Poznanski ihre Leserinnen oder in diesem Fall Hörerinnen direkt in ihren Bann zu ziehen. Sie kreiert eine Geschichte voller Spannung, die so mitreißend und überraschend ist, dass man manchmal beinahe selbst Paranoia hat.

Ihr neuer Roman ist so realitätsnah, das man an so mancher Stelle den Kopf schütteln muss. Man fühlt sich an viele Ereignisse erinnert, die gerade so oder ähnlich passieren. Poznanski führt uns vor Augen, wie wenig wahrer Kern vorhanden sein muss, um Menschen zu finden, die einer Verschwörungstheorie Glauben schenken, diese verbreiten und beginnen, andere Menschen auszugrenzen, zu hassen, zu jagen.

Sowohl in ihrem Buch als auch in der Realität können Anhängerinnen solcher Theorien häufig nicht mehr zwischen Recht und Unrecht und Wahrheit und ausgedachten Details unterscheiden. Sie glauben alles, hinterfragen nichts und sehen in kleinsten medialen Veröffentlichungen Bestätigungen ihrer Gedanken. Das führt zu Ereignissen, die Ausmaße annehmen, die wir uns teilweise nicht vorstellen können.

Die von Poznanski gewählte Basis für die Verschwörungstheorie ist so abstrus, das man sich nicht erklären kann, dass Menschen an ebendiese glauben könnten. Selbst die WG-Mitglieder, die sich die Theorie an einem lustigen Abend ausdenken, rechnen nicht wirklich damit, dass ihre Theorie weitergesponnen wird. Mit Sicherheit hat die Autorin mit Absicht zu solch an den Haaren herbeigezogenen Elementen gegriffen, um deutlich zu machen, dass Menschen auch in der echten Welt an Dinge glauben, die jederzeit widerlegt und wissenschaftlich fundiert als nichtig beschrieben werden könnten. Ich weiß nicht, was an dieser Stelle erschreckender ist: Die (momentane) Realität oder die Aktualität der Fiktion?

Nun aber zurück zur Geschichte. Shelter ist wie ein Sog. Poznanski entwickelte ihre Charaktere so passend und realistisch, dass man sie vermutlich in jeder größeren Stadt so finden könnte. Man kann sich mit ihnen identifizieren und erlebt das Gefühl der Entstehung der Theorie als Euphorie innerhalb der WG mit. Nach und nach schlägt dieses Gefühl um, man ist betroffen, möchte nicht, dass sich die Theorie weiterentwickelt. Zu dem Zeitpunkt als die WG keine Kontrolle mehr über die Verbreitung der Theorie hat, entsteht eine solche Bedrohlichkeit, dass man am liebsten nur noch wissen möchte, wie alles ein Ende nehmen wird. Und auch dort überrascht uns Poznanski wieder einmal. Hinter alldem steckt etwas so Unerwartetes. Poznanski kann es einfach: Ihr gelingt es erneut, einen völlig anderen Jugendroman zu schreiben. Ihre Bücher sind nicht nach Schema-F konstruiert oder aufgebaut. Sie sucht sich ein aktuelles Thema und bringt es als realitätsnahe Geschichte aufs Papier. Sowohl bei Cryptos als auch hier ist ihr das fulminant gelungen.

Fazit:

Eine dringende Hör- oder Leseempfehlung für alle jugendlichen und älteren Leser
innen der heutigen Zeit. Und besonders für alle, die mal wieder in den alternativen Medien nach der Wahrheit gesucht haben…

Veröffentlicht am 04.01.2022

"Gott schuf, Linné ordnete."

Der Mann, der die Welt ordnete
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Allgemeines:

Axel Meyer ist den Leserinnen und Lesern als Autor historischer Romane bekannt. Mit seiner Hakon-Reihe, die die Christianisierung des Nordens thematisiert, war er sehr erfolgreich und hatte ...

Allgemeines:

Axel Meyer ist den Leserinnen und Lesern als Autor historischer Romane bekannt. Mit seiner Hakon-Reihe, die die Christianisierung des Nordens thematisiert, war er sehr erfolgreich und hatte seinen Durchbruch als Schriftsteller. Meyer lebt heute in Rostock, wo er als Journalist und Redakteur für die Ostseezeitung tätig ist.

Der Mann, der die Welt ordnete erschien am 14.12.2021 als Hardcover bei Rowohlt und umfasst 414 Seiten.

Inhalt:

„«Gott schuf, Linné ordnete»: ein faszinierender Roman über den schwedischen Botaniker Carl von Linné


Von Leidenschaft, Ehrgeiz und Besessenheit getrieben, ringen zwei Forscher in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts um Anerkennung. Carl von Linné will Gottes Schöpfung, die Flora und Fauna, nach einem von ihm entwickelten System ordnen und zum berühmtesten Botaniker aller Zeiten werden. Zunächst wird der Schwede verkannt, publiziert aber schließlich bahnbrechende Schriften und unternimmt abenteuerliche Forschungsreisen. Erbittert bekämpft wird er dabei von dem deutschen Arzt Johann Georg Siegesbeck. Der Wissenschaftler hat sich einen bescheidenen Namen gemacht und verfasst selbst botanische Schriften. Schriften, die hinfällig werden, sollte sich Linnés Sexualsystem zur Pflanzenbestimmung durchsetzen – in Siegesbecks Augen nichts als Ketzerei …“ (Quelle: Verlagsseite des Rowohlt Verlags)

Meine Meinung:

Axel Meyer hat mit seinem Roman Der Mann, der die Welt ordnete ein Buch über den Botaniker Carl von Linné geschrieben.

Es ist bemerkenswert, wie gut es ihm gelingt, das Leben Linnés in diese romanhafte Form zu gießen. Historische Romane sind oft entweder langatmig und mit Fakten überladen, so dass eher ein Sachbuch dabei herauskommt, als wirklich spannend geschrieben. Genau dieses ist Meyer aber gelungen. Bereits die ersten Seiten lassen einen nicht los, da sie unmittelbar in das Geschehen einsteigen lassen und so die Aufmerksamkeit des Lesers sofort fesseln.

Es ist nicht klar, zumindest für mich nicht, welche Fakten zutreffen und was Fiktion ist. Das finde ich persönlich nicht schlimm, da ich mir bewusst bin, dass, wenn es sich um einen Roman handelt, niemals alle Fakten stimmen können und sollen. Die Geschichte ist einfach gut erzählt und man kann sich vorstellen, dass alles genauso passiert ist. Erinnerungen werden an Daniel Kehlmanns Die Vermessung der Welt geweckt. In seinem Buch geht es auch um zwei Männer aus der Wissenschaft, die miteinander nicht gerade im Guten konkurrieren -wie so oft, wenn es um Entdeckungen oder Erfindungen geht.

Die Handlung beginnt im Jahr 1753, Linnés 46stem Geburtstag. Meyer lässt ihn aus der Ich-Perspektive erzählen und man merkt schnell, dass Linné auf der einen Seite überheblich ist, auf der anderen Seite aber auch als Vater von sechs Kindern durchaus bemerkt, dass er seine Frau mit der Erziehung vollkommen allein lässt. (Was natürlich für die damalige Zeit völlig normal war.) Daher ist es bemerkenswert, dass er darüber überhaupt nachdenkt. Zudem erfährt man schnell, dass seine Frau Sara mit seiner Arbeit nichts

anfangen kann beziehungsweise über diese genervt ist. Sie bezeichnet ihn als Unkrautsammler. So viel zum Prolog, an dessen Ende man allerdings nicht weiß, ob Linné das alles nur geträumt hat oder ob das Erlebte der Wahrheit entspricht. Auf jeden Fall endet dieser mit einem großen Schrecken. Der Leser fragt sich, ob bereits ein Ausblick auf die Handlung stattfindet…

Es geht zurück ins Jahr 1736. Carl von Linné ist in einem Dauerstreit mit dem deutschen Botaniker Johann Georg Siegesberg, der in Russland lehrt und auch dort lebt. Als dieser von dem jungen Linné einen Brief erhält, fühlt er sich zunächst geschmeichelt, weil er ihn sehr lobt. Als er dann aber dessen Abhandlung über einen biologischen Prozess liest, ist er tief erschüttert, warum wird man später erfahren. Siegesberg ist es auch, der im Prolog des Buches eine Rolle spielt, die Linné zutiefst erschüttert zurücklässt.

Die Charaktere in diesem Buch sind gut ausgestaltet, sie passen zu fanatischen und verschrobenen Wissenschaftlern. Der Stil ist oft ironisch humorvoll, das passt gut zu Handlung und Figuren. Das Nachwort sollte man unbedingt lesen. Es enthält sehr interessante Fakten, beispielsweise, dass Goethe ein großer Bewunderer Linnés war. Außerdem erfährt man, wie bedeutsam Carl von Linnés Klassifizierung der Pflanzen für die Botanik war und ist.

Fazit:

Ein Buch, das man richtig gut weglesen kann. Man sollte sich allerdings für die Thematik interessieren, sonst ist die Lesefreude nur halb so groß.

Veröffentlicht am 06.10.2021

Sankta!

Die Leben der Heiligen
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Allgemeines:

Am 01.09.21 ist ein besonderes Büchlein bei Knaur Hardcover erschienen. Die Leben der Heiligen von Leigh Bardugo. Auf 144 aufwändig illustrierten Seiten erzählt die Autorin Geschichten zu ...

Allgemeines:

Am 01.09.21 ist ein besonderes Büchlein bei Knaur Hardcover erschienen. Die Leben der Heiligen von Leigh Bardugo. Auf 144 aufwändig illustrierten Seiten erzählt die Autorin Geschichten zu der Entstehung der in ihren Büchern häufig erwähnten Heiligen, die so manches Detail des Grishaverse aufnehmen oder vertiefen.

Inhalt:

„Die Geschichten in »Die Leben der Heiligen« bieten Alina Starkov, Nina Zenik oder Nikolai Lantsov immer wieder Trost und Rat in schwierigen Situationen, gerne wird in den »Grisha«-Romanen aus dem mythischen Buch zitiert.
Jetzt können alle Fans der Grisha die Legenden von bekannten Heiligen wie Sankta Lizabeta der Rosen und Sankt Ilya in Ketten oder die eher düsteren Sagen von Sankta Maradi und dem Sternenlosen Heiligen selbst nachlesen – in einer wunderschön illustrierten Ausgabe, die an mittelalterliche Stundenbücher erinnert.“ (Quelle: Verlagsseite Droemer Knaur)

Meine Meinung:

Wer Lust hat, noch tiefer in das Grishaverse einzutauchen, sollte dringend zu Die Leben der Heiligen greifen und sich von den kleinen Geschichten in die Welt Alina Starkovs hineinziehen lassen. Obwohl die Bücher rund um Alina für mich schon eine Weile her sind, steht sie mir noch immer vor Augen als sei es gestern gewesen. Eventuell hat eine gewisse Netflix-Serie daran einen kleinen Anteil gehabt.

So war es für mich beinahe, als könnte ich Alina erneut auf ihrer Suche nach dem Licht, den heiligen Tieren und bei der Entdeckung der Welt der Grisha begleiten. In vielen Geschichten wurden sowohl Figuren, die wir durch Erwähnungen kennen, aber auch Figuren, die wir noch nicht kennen, beleuchtet. All diese Geschichten waren kurz, aber dabei sehr prägnant. Bardugo gelingt es, auf wenigen Seiten die Quintessenz der jeweiligen Heiligen genau zu treffen und ihre Entstehungsgeschichte so geschickt zu erzählen, dass man nach der Lektüre viele neue Eindrücke im Kopf hat, die erst einmal sacken müssen.

Bitte bedenkt, dass Menschen, die heilig gesprochen werden, oft Märtyrer sind, deren Schicksal ein gar Grausames war. So geschieht es auch in der Welt der Heiligen von Ravka. So manch eine Erzählung hat ein fürchterliches Ende, das man als Leserin aber beinahe genau so erwartet oder vielmehr befürchtet.

An manchen Stellen denkt man an die Trilogie zurück, aber auch an die weiteren Reihen, in denen so oft Sankta oder Sankt … erwähnt werden. Ich kann mir vorstellen, dass es schön wäre, immer direkt nachzuschauen, um welchen Heiligen es geht, während man innerhalb des Grishaverse voranschreitet. An manchen Stellen hat man das Gefühl, dass auch Alina einen Blick in dieses Buch geworfen hat. So wird dieser Eindruck beispielsweise durch die sehr gelungene Gestaltung des Buches verstärkt. Der Einband wirkt wie ein Ledereinband, insgesamt entsteht dadurch das Gefühl, ein deutlich älteres Buch in Händen zu halten. Optisch ist es an das Buch, das Alina in der Netflix-Serie in Händen hält, angepasst.

Natürlich findet man auch die Geschichte, die man eigentlich gar nicht finden möchte. Ebendiese ist aber nicht so geschrieben, wie man es erwartet. Ganz anders und nicht vorhersehbar gelingt es Bardugo eine kleine, aber feine Erzählung über die bei ihren Leser
innen wohl beliebteste Sankta zu schreiben.

Ein Blick nach innen lohnt sich nicht nur der Texte wegen. Wie bereits von Die Sprache der Dornen (Rezi hier) gewohnt, ist das Büchlein aufwändig illustriert. Passend zum Einband wird die Farbe Gold aufgenommen. Zu jeder Erzählung gibt es ein stimmiges Titelbild, das grauenvoll, aber auch wunderschön sein kann. Ich kann mir vorstellen, dass einige der Bilder auch als Inspiration für kreatives Schreiben oder freies Erzählen dienen könnten.

Ihr wisst, dass ich für immer ein Fan der Bücher sein werde. Ich habe die Serie zwar gerne geschaut, für mich sind aber nur die Bücher das Medium, das Bardugos Universum so darstellt, wie es wirklich ist. Ein kleiner Wehrmutstropfen ist für mich daher, dass das Buch als ideale Begleitung der Netflixserie beworben wird. Ich empfinde die Serie nicht als tiefgründig und glaube, dass man dem „Nutzen“ des Buches mit einer solchen Werbung leider nicht gerecht wird.

Fazit:

Alles in allem ist Die Leben der Heiligen eine gelungene Ergänzung zum Grishaverse, die ich mit Sicherheit heute nicht zum letzten Mal in Händen gehalten habe. Durch solche kleinen Bücher und Erzählungen macht Bardugo ihr Werk noch einzigartiger und lesenswerter als es ohnehin schon ist. Bitte in angemessenen Abständen mehr davon.

Veröffentlicht am 21.07.2021

Eindeutige Leseempfehlung!

Nachttod
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Allgemeines:

Nachttod ist der Auftakt einer Trilogie um die Polizistin Hanna Duncker.

Johanna Mo wurde zum Schreiben dieser Krimireihe animiert, da in ihrer Heimatstadt Kalmar ein ähnliches Unglück geschah. ...

Allgemeines:

Nachttod ist der Auftakt einer Trilogie um die Polizistin Hanna Duncker.

Johanna Mo wurde zum Schreiben dieser Krimireihe animiert, da in ihrer Heimatstadt Kalmar ein ähnliches Unglück geschah.

Nachttod erschien am 05. Juli 2021 bei Heyne als Paperback und umfasst 496 Seiten.

Inhalt:

„Ein toter Junge weckt die Geister der Vergangenheit – Der erste Fall für Hanna Duncker.

Hanna Duncker ist zurück auf Öland. Hier in ihrer Heimat kennt man sie nur als die Tochter von Lars Duncker, dem Mann, der vor sechzehn Jahren einen grausamen Mord beging. Inzwischen ist Hanna diejenige, die Verbrecher jagt. Ihr erster Fall auf Öland: Ein toter Teenager, mitten in der Nacht erstochen an einem beliebten Ausflugsziel. Und niemand kennt seine Mutter besser als Hanna. Die Ermittlungen werden für Hanna zu einer Abrechnung mit ihrer eigenen Jugend, und Nachforschungen im Fall ihres Vaters reißen alte Wunden auf. Nicht alle sind froh darüber, dass die Tochter von Lars Duncker zurückgekehrt ist.“ (Quelle: Verlagsseite Random House)

Meine Meinung:

Mit dem ersten Band ihrer Trilogie Nachttod, legt Johanna Mo einen sehr spannenden Krimi vor. Schauplatz der Handlung ist ein kleines Dorf in Schweden, in das die Protagonisten Hanna nach vielen Jahren zurückkehrt. Wir haben verschiedene Schauplätze und auch Rückblenden. Durch die Kapitelüberschriften hat der Leser aber eine sehr gute Orientierung und weiß jederzeit, an welchem Handlungsort er sich gerade befindet. Johanna Mo versteht es sehr gut, Spannung zu erzeugen, indem Sie zunächst wichtige Informationen zurückhält. So kann der Leser selbst kombinieren und bekommt nicht alle Fakten auf dem silbernen Tablett serviert. Das ist positiv für den Lesegenuss und macht einfach Lust, das Buch weiter zu lesen, um zu überprüfen, ob die eigene Kombinationsfähigkeit zu dem passt, was Johanna Mo sich für ihren Plot überlegt hat.

Die Protagonistin Hanna Duncker, bislang Polizistin in Stockholm, kehrt nach vielen Jahren in ihr Heimatdorf zurück und kauft sich dort ein Haus. Die Großstadt ist nicht wirklich etwas für sie, die Insel Öland, auf der sie ihre Kindheit und Jugend verbracht hat, ist ihr in den ganzen Jahren, in denen sie auf dem Festland gelebt hat, nicht aus dem Kopf gegangen. Sie möchte sich ihrer Vergangenheit stellen, weiß aber noch nicht so recht, wie sie das genau anfangen soll. Ihr ist klar, dass ihre neuen Kollegen neugierig sind, da sie alle um ihre Vergangenheit wissen. Zudem ist ihr direkter Vorgesetzter in Hannas Vorgeschichte involviert. Das ist nicht einfach für sie und wird ihr erst bewusst, als sie ihren Dienst antritt. Hanna fällt es aber schwer, zu dem zu stehen, was vor 16 Jahren geschehen ist. Sie ist ausgesprochen misstrauisch und vermutet hinter jeder Bemerkung versteckte Botschaften und Kritik an ihrem Vorleben und ihrer Entscheidung, wieder in ihrem Heimatort zu leben. Nach und nach öffnet sie sich und lässt ihre Erinnerungen und Gespräche mit anderen zu. Aus dem Klappentext des Buches weiß man, dass Hannas Vater vor 16 Jahren als Mörder verurteilt wurde, was für sie ein Grund war, Polizistin zu werden. Als sie nun wieder in ihrer alten Heimat lebt, kommen ihr Zweifel an dem, was vor 16 Jahren geschehen ist. Vieles wird angedeutet, nichts ist klar. Alte Freunde und die eigene Familie werden von ihr zunehmend hinterfragt. Ein zusätzlicher Spannungsmoment dieses Buches.

Hannas erster Fall auf Öland katapultiert sie direkt in ihre Vergangenheit, denn die Menschen, die dort leben, sind geblieben und sie muss sich ihre Rolle als Polizistin erst einmal erarbeiten. Distanz zu halten und Professionalität zu wahren fällt ihr nicht immer leicht.

In diesem Buch gibt es unterschiedliche Beziehungsgeflechte. Zum einen Hanna und ihre Kolleginnen und Kollegen, die es nicht alle gut mit ihr meinen, zum anderen Hanna und ihren früheren Freundeskreis und außerdem Hanna und diverse Familiengeschichten. Es gibt viele Wendungen in der Handlung, man muss oft das, was man vermutet hat, revidieren und sich wieder auf eine neue Spur begeben. Das macht diesen Krimi so interessant.

Viele Figuren haben hohes Identifikationspotential. Man soll sich selber ein Bild machen und entscheiden, wie glaubwürdig, sympathisch oder abstoßend sie sind. Zudem gibt Nachttod einen realistischen Einblick in das gesellschaftliche Gefüge des Dorflebens. Jeder kennt irgendwie jeden, meint man zumindest… Alltägliche Probleme, die dort auftreten sind allen jedem bekannt und man kann sich als Leser gut mit ihnen identifizieren.

Fazit:

Man darf sich auf die Fortsetzung freuen. Ich gebe eine eindeutige Leseempfehlung!