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Veröffentlicht am 24.10.2021

Pilgerreise mit verheerenden Folgen...

Das Kreuz des Pilgers
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In dem Auftaktband der Pilger-Trilogie gelingt es der Autorin Petra Schier zahlreiche Charaktere und Handlungsstränge so gekonnt miteinander zu verweben, dass ein vielperspektivischer Blick auf das Mittelalter ...

In dem Auftaktband der Pilger-Trilogie gelingt es der Autorin Petra Schier zahlreiche Charaktere und Handlungsstränge so gekonnt miteinander zu verweben, dass ein vielperspektivischer Blick auf das Mittelalter ermöglicht wird.

Erzählt wird die Geschichte von Palmiro, Reinhild, Gottfried und Conlin, die schon seit ihrer gemeinsamen Kindheit verbunden sind, und deren Leben sich durch einen unerwarteten Hinterhalt plötzlich komplett verändert. So überschattet der Tod Gottfrieds nicht nur die langerwartete Ankunft in Koblenz, sondern auch für Reinhild, die dadurch ihren Ehemann, und Palmiro, der seinen Seelenverwandten verloren hat, scheint die Welt aus den Fugen geraten zu sein…

Nach diesem dramatischen Anfang wird schnell klar, dass dies kein klassischer historischer Roman ist, da Themen wie Mystik, Homosexualität und Inquisition aufgegriffen und aus Perspektive der sehr sympathischen Protagonisten durchlebt werden.
Besonders gefallen haben mir in diesem Zusammenhang die detaillierten Beschreibungen der historischen Orte und Lebensweisen, die die intensiven Recherchen der Autorin zum Leben im Mittelalter verdeutlichen.

Außerdem war die Darstellung der Personen zu Beginn sehr hilfreich, da dadurch die verschiedenen Zusammenhänge – gerade auch wenn man die in engem Zusammenhang stehende Kreuz-Trilogie nicht kannte - besonders deutlich wurden.
Auch wenn bestimmte Handlungsverläufe mir teilweise etwas zu fantastisch waren, bin ich doch sehr dankbar, dass ich auf die Autorin aufmerksam geworden bin, da es ihr sehr gut gelingt, sympathische Charaktere zu erschaffen und in spannende Handlungsverläufe einzubetten, sodass eine spannende mittelalterliche Welt erschaffen wird.

Insgesamt also ein spannender Einstieg in die Pilger-Trilogie, den ich Fans historischer Romane empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 10.10.2021

Hilf mir - DANKE - WOW: Drei unverzichtbare Gebete?!?

Hilf mir. Danke. Wow.
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Das Thema "Beten" ist meiner Meinung nach sehr emotional besetzt. Jede:r hat dazu einen eigenen Zugang.

Insofern war ich sehr neugierig auf die Perspektive der Autorin, die aufgrund des Covers und des ...

Das Thema "Beten" ist meiner Meinung nach sehr emotional besetzt. Jede:r hat dazu einen eigenen Zugang.

Insofern war ich sehr neugierig auf die Perspektive der Autorin, die aufgrund des Covers und des Klappentextes erfrischend anders auf mich wirkte.

Und tatsächlich empfinde ich diese Lektüre aufgrund der vielfältigen alltagsnahen Gedanken und Impulse sehr ansprechend und kann es sowohl denjenigen empfehlen, die auf der Suche nach neuen Impulsen für den Glauben sind, als auch denjenigen, die meinen den Sinn ihres Lebens und ihren Glauben bereits gefunden zu haben, aber offen sind, andere Sichtweisen zuzulassen, um ihren Glauben und das Vertrauen in das Leben auf individuelle Weise für den Alltag anders und neu zu entdecken.

Die einzelnen Abschnitte haben mir sehr gut gefallen, da sie sehr leserfreundlich durch das Buch lenken und die Argumentationslinien der Autorin dadurch sehr nachvollziehbar werden: Die Fokussierung auf das bittende "Hilf mir", auf das "DANKE", im Sinne der Bewusstmachung des Dankbarwerdens, und schließlich das "WOW", die Wiederentdeckung bzw. das Einüben des nicht mehr alltäglichen Staunens über vermeintliche Kleinigkeiten. Hierbei wurde ich immer wieder zum Nachdenken und durch den hohen Aufforderungscharakter der gewählten Beispiele zum Nachmachen angeregt, was mir durchgängig sehr gut gefallen hat.

Besonders überrascht hat mich das letzte Kapitel, da ich hier zusätzlich und unerwartet noch einen neuen Zugang zum "Amen - So sei es" erhalten habe, wodurch der tiefe Glaube und das Vertrauen der Autorin in Gottes Wirken für mich noch einmal sehr deutlich wurde.

Insgesamt also ein gelungener Leitfaden, um mehr über sich selbst, die Beziehung zu Gott, zum Beten, über das eigene Tun, die Welt und Mitwelt nachzudenken.

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Veröffentlicht am 25.09.2021

Vorurteilsfreie Liebesgeschichte zwischen Prinz und Ritter - öffnet das Herz und ist ein gelungener Beitrag für mehr Toleranz!

Prinz & Ritter
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Es war einmal ein sehr ansehnlicher und höflicher Prinz,...

... der sich dem Wunsch seiner Eltern entsprechend auf die Suche nach der passenden Partnerin, der zukünftigen Thronfolgerin, macht. Doch trotz ...

Es war einmal ein sehr ansehnlicher und höflicher Prinz,...

... der sich dem Wunsch seiner Eltern entsprechend auf die Suche nach der passenden Partnerin, der zukünftigen Thronfolgerin, macht. Doch trotz der großen Auswahl an geeigneten Bewerberinnen scheint der Funke irgendwie nicht überspringen zu wollen. Doch nicht nur in Liebesdingen scheint der Prinz so einige Hürden bewältigen zu müssen - auf einmal wird das Königreich von einem furchterregenden Drachen angriffen, dem sich der Prinz tapfer zu stellen versucht und so nicht nur sein Königreich rettet, sondern endlich auch die wahre Liebe auf Augenhöhe findet.

Und so ist dieses Märchen meiner Meinung nach nicht nur ein gelungenes Beispiel dafür, dass wahre Liebe, wenn ich mein Herz öffne und meine Gefühle zulasse, möglich ist, sondern auch für Toleranz im Umgang mit den Lebens- und Liebesentscheidungen anderer Menschen. Denn sobald die Untertanen - und insbesondere auch die verschmähten Prinzessinnen - von der Liebe zwischen Prinz und Ritter erfahren, reagieren sie ohne Getuschel oder Missgunst mit großer Empathie und Freude über dieses unerwartete Glück.

Unterstützt wird diese besondere Botschaft durch die liebevoll gestalteten Illustrationen, die mich durchgängig sehr angesprochen und insgesamt einen hohen Aufforderungscharakter haben. Deutlich wurde mir dies, da meine 6-jährige Tochter dieses Buch - ohne Lesekenntnisse - zunächst alleine erkunden durfte und es sie durchgängig fasziniert hat. Interessant zu beobachten war, dass sie selbst zunächst sehr irritiert auf den Kuss von Prinz und Ritter reagiert hat. Nachdem wir die Geschichte dann aber gemeinsam gelesen und besprochen hatten, konnte ich etwas später beobachten, wie sie sie ganz frei ihrer jüngeren Schwester (4 Jahre alt) erzählte und in Bezug auf das Happy End feststellte, dass im Märchen der Prinz ja eigentlich immer die Prinzessin rettet, hier sich aber der Prinz in den Ritter verliebt und dass man den Leuten hier anmerkt, wie sehr sie sich für die beiden freuen.

Insofern leistet dieses Buch einen besonderen Beitrag, Eltern und auch Kinder zu sensibilisieren, tolerant mit anderen Menschen umzugehen, auch wenn sie nicht den bisherigen Traditionen oder Konventionen entsprechen. Die Kinder können lernen, dass es bei der Liebe darauf ankommt, der/dem andere/n ins Herz zu schauen und so angenommen zu werden, wie er/sie ist.

Allerdings kommt es hier meiner Meinung nach auch darauf an, dass die Eltern ein gewisses Maß an Offenheit haben, damit sie ihre Kinder entsprechend beim Lesen begleiten können.

Leider sind die Reime manchmal etwas sperrig, sodass sich für uns ein Mix aus Entdecken, Vorlesen und Erzählen bewährt hat (deshalb auch nur 4 von 5 Sternen).

Insgesamt ist dies aber ein herzerwärmendes Leseerlebnis, dass einen wichtigen Beitrag für mehr Vielfalt im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur leistet.

Ich danke lovelybooks und Windy Verlag GmbH für das Rezensionsexemplar.

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Veröffentlicht am 16.09.2021

"Tubariki watoto wa Tanzania - segne uns Kinder von Tansania"

Mai bedeutet Wasser
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In „Mai bedeutet Wasser“ wird die Geschichte der Familie Mukendi aus der kindlichen Perspektive des Mädchens Tshadi, genannt Adi, erzählt, die mit ihren Eltern und den Schwestern Dina und Mai in Daressalam, ...

In „Mai bedeutet Wasser“ wird die Geschichte der Familie Mukendi aus der kindlichen Perspektive des Mädchens Tshadi, genannt Adi, erzählt, die mit ihren Eltern und den Schwestern Dina und Mai in Daressalam, Tansania, aufwächst.
Obwohl die Familie, die aufgrund der Anstellung des Vaters in einer Wohnung in einem bewachten Gebäudekomplex im Diplomatenviertel lebt, zu Beginn der Erzählung verhältnismäßig gut situiert scheint, wird vielfach auch die Einfachheit ihrer Lebensverhältnisse deutlich. In Adis Wahrnehmung ist die gemeinsame Familienzeit durch die Bemühungen des Vaters bestimmt, den Kindern Glaube und Bildung zu vermitteln, was jedoch z.B. im Hinblick auf das allabendliche Rezitieren nicht konfliktfrei geschieht, da Dina und Adi häufig den hohen Ansprüchen des Vaters nicht gerecht werden, wodurch insbesondere bei Dina trotziges, rebellisches Verhalten provoziert wird.
Adi ist die stille Beobachterin. Sie teilt ihre Gedanken mit den Leser:innen und zeigt dadurch, wie sehr die kulturellen Einflüsse und Traditionen, Glaube und Aberglaube gleichermaßen ihr Denken und Handeln beeinflussen. Dies wird insbesondere im Zusammenhang mit der Geburt ihrer schwer kranken Schwester Mai deutlich, in der Adi ein Geistwesen sieht, dass sie immer wieder zu schikanieren versucht. Bestätigung für ihre ablehnende Haltung gegenüber Mai scheint Adi durch die teilweise sehr tragische Familiengeschichte zu erhalten, die durch Gewalt, plötzlichen Kindstod und persönliche Schicksale geprägt ist.
Fragmentarisch wird der Stammbaum der Familie nacherzählt, wodurch insbesondere die Grausamkeiten des Kolonialismus und die schwierige Rolle der Frau deutlich werden. Dies wird meiner Meinung nach auch in Bezug auf das traumatisierende Geheimnis, das Adi mit sich trägt, deutlich.
Durch die sehr authentische Erzählweise hatte ich das Gefühl, die persönliche Entwicklung von Adi hautnah mitzuerleben und gleichsam einen tiefen Einblick in eine mir fremde Kultur zu erhalten. Aufgrund der vielen schonungslosen Darstellungen musste ich häufig innehalten und versuchen, die erzeugten inneren Bilder zu verarbeiten.
Insofern war dieses Leseerlebnis ganz anders als erwartet, da ich das Buch aufgrund des Covers und der Beschreibung eher im Bereich der Jugendliteratur eingeordnet hätte. Zwar sind einige Passagen geeignet, um auch mit Jugendlichen über Themen wie Missbrauch, Kolonialisierung, Aberglaube und Unruhen zu sprechen, aber ohne Lesebegleitung könnte die Lektüre dieses Romans für heranwachsende Leser:innen meiner Meinung nach sehr verstörend sein.

Insgesamt hat mich „Mai bedeutet Wasser“ tief berührt und ich werde dieses Buch deswegen mit der entsprechenden Vorwarnung gern weiterempfehlen, weil es durchgängig zum Nach- und Weiterdenken anregt und somit lange im Gedächtnis bleibt.

Ich danke dem CulturBooks Verlag und Netgalley für das Rezensionsexemplar.

netgalley,

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maibedeutetwasser

kayompoyi

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