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Veröffentlicht am 27.10.2021

Leid aushalten

Wir sind schließlich wer
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Anna und Marie sind Schwestern aber so verschieden wie Tag und Nacht. Dies zieht sich durch Generationen, dieses Wissen ist aber nicht hilfreich. Während Marie, die Wunschprinzessin ihrer Mutter ...

Anna und Marie sind Schwestern aber so verschieden wie Tag und Nacht. Dies zieht sich durch Generationen, dieses Wissen ist aber nicht hilfreich. Während Marie, die Wunschprinzessin ihrer Mutter ist, hat Marie ein Wildfang es mehr mit dem Vater. Die beiden haben noch viel ältere Brüder die aber durch den großen Altersunterschied im Leben der beiden keine große Rolle spielen. Auch als Erwachsene gibt es kaum Gemeinsamkeiten. Während Marie standesbewusst einen Grafen geheiratet hat, ist Anna geschieden und evangelische Pastorin geworden und dass mit einem erzkatholischen, blaublütigen Elternhaus. Während Maries Leben sich zu einer Katastrophe entwickelt, gibt es für Anna nach einem schrecklichen Erlebnis einen neuen Anfang. Als Vertretung des Pastors in einer ländlichen Gemeinde muss sie sich mit den konservativen Mitgliedern auseinander setzen.
Die beiden Frauen und ihre jeweiligen , Lager sind dermaßen gegensätzlich das man wie beim Tennis hin und her schaut. Eigentlich möchte man Partei ergreifen, aber dann geschieht etwas bei den anderen das man so das auch wieder dort zuhalten möchte. Sie sind nicht böse zueinander, sondern helfen im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Da ist Anna klar im Vorteil, sie kann Leid aushalten, nicht nur ihr eigenes sondern auch das von anderen. Die ideale Voraussetzung für ihren Beruf.
Die Frauen spielen in diesem Roman die Hauptrolle, die Männer sind schmückendes Beiwerk. Jede ist für sich ist ein Einzelwesen, mit vielerlei Facetten ausgestattet, dass es faszinierend ist das Geschehen zu verfolgen.
Sie sind nicht nur Mutter, Tante, Schwester, Tochter oder Pastorin, sie sind Frauen mit anerzogenen Denkweisen, die eine akzeptiert diese Grenzen, die andere rebelliert. Die Darstellung wie die Schwestern einerseits versuchen die andere zu verstehen oder sogar beneiden, ist überzeugend dargestellt.
Durch das Leid in diesem Buch ist es eine sehr traurige Geschichte, aber immer wieder gibt es einen Lichtblick der mich als Leserin zum lachen brachte. Freud und Leid liegen trotz allem dicht beieinander.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.10.2021

Wieviel Trauer braucht es

Rigi
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Eliane ist viel zu früh Witwe geworden, um die Trauer zu ertragen geht sie zu einer Selbsthilfegruppe und vergräbt sich in Arbeit. Als freiberufliche Journalistin schreibt sie unter anderem mehrteilige ...

Eliane ist viel zu früh Witwe geworden, um die Trauer zu ertragen geht sie zu einer Selbsthilfegruppe und vergräbt sich in Arbeit. Als freiberufliche Journalistin schreibt sie unter anderem mehrteilige Serien. Sie erfährt das Trauer für jeden anders ist und jeder einen anderen Zeitraum braucht. Die Umwelt hat anscheinend dagegen einen festen Zeitpunkt wie lange und vor allem wie die Trauer aus zu sehen hat. Ihre Tochter erwartet zum Beispiel das in ihrem ehemaligen Zuhause alles an den Vater erinnert ähnlich einem Museum. Aber Eliane will ihren Mann nicht vergessen und trotzdem leben. Ein Auftrag der sie auf den Berg Rigi führt hilft ihr wieder zu sich selbst zu finden.

Das Buch ist eine Mischung aus einem Reisebericht über die Schweizer Bergwelt und einem Roman. Das die Autorin ihre Heimat liebt und auch gut kennt , merkt man mit jedem Wort. ihre Beschreibung des Bergs Rigi und seine vielen verschiedenen Hotels und ihre Besonderheiten war sehr interessant zu lesen. Im Vordergrund stand der Roman mit dem Thema Trauerbewältigung.

Viele Fragen die die Autorin aufwirft habe ich mir auch schon gestellt. Wie vermittle ich den Trauernden meine teilnehmenden Gefühle ohne irgendwelche Gemeinplätze von mir zu geben oder der anderen Person zu nahe zu treten. Was darf ich sagen oder tun um Verständnis und Beistand zu vermitteln Anders herum habe ich es auch schon erlebt das sich Bekannte und Freunde zurück ziehen weil sie mit meinen Gefühlen nicht umgehen können.

Die Autorin beschreibt dieses schwierige Thema sehr einfühlsam ohne auf die Tränendrüse zu drücken oder den Respekt zu verlieren. Gleichzeitig gibt es immer wieder humorvolle Szenen die mich haben lächeln lassen.

Ich hätte nie gedacht das ich einen Roman über Trauer manchmal zum Lachen finden könnte. Es ist ein sehr gelungenes Buch.

Veröffentlicht am 17.10.2021

Wer bist du?

Die Enkelin
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Birgit ist zu Kaspar in den Westen geflohen. Jetzt ist sie tot. Selbstmord, Unfall?
Sie hat viel zurück gelassen im Osten, wieviel, erfährt Kaspar erst nach ihrem Tod. Er macht sich auf die Suche ...

Birgit ist zu Kaspar in den Westen geflohen. Jetzt ist sie tot. Selbstmord, Unfall?
Sie hat viel zurück gelassen im Osten, wieviel, erfährt Kaspar erst nach ihrem Tod. Er macht sich auf die Suche nach den Menschen, nach ihrem Leben dort. Findet ihre Tochter von der er nichts wusste und eine Enkelin. Damit beginnt eine Beziehung die er so vorher nicht kannte.
Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt, für jede Frau eins, das Verbindende ist Kaspar, der Buchhändler, der Feingeist, der Liebende und Verständnisvolle. Alle Frauen bekommen den ihnen zustehenden Raum für Gefühle und Gedanken, ihre Handlungen werden beschrieben nicht bewertet. Nur Kaspar steht über allem, sein Gefühl und Denken wird seinem Handeln gleichgesetzt. Er ist Beobachter, Chronist, Mann, Großvater und vor allem für jeden der Halt in einer Welt die überfordert. Er kommt nicht zu kurz in diesem Roman, aber am Ende habe ich ihn lieb gewonnen und hätte ihm gern mehr Raum gegeben.
Es ist auch ein Roman über uns Deutsche, wie wir mit der Teilung und Wiedervereinigung umgehen, auch über dreißig Jahre danach. Das leise Mitleid und Unverständnis mit denen aus und im Osten. Das manchmal von Oben herab, das Unverständnis von uns Wessis zu den Aussagen aus dem Osten ( besonders auffällig wieder nach der Bundestagswahl ).
Der Autor beschreibt die Seele der Menschen. Er zeigt die Zerrissenheit zwischen dem Handeln und dem Denken. Er beschreibt, bewertet aber nicht. Er überlässt es uns Lesern unsere eigenen Schlüsse zu ziehen. Er fordert das Nachdenken noch lange nach dem Buch.
Jedes mal wenn ich ein Buch von Bernhard Schlink gelesen habe, frage ich mich, wie macht er das, dass ich einerseits Mitleid mit den Protagonisten habe, sie andererseits auffordern möchte, tu endlich etwas und dann wieder frage, wie hättest du reagiert. Er fordert mich mit dem ersten Satz auf, nicht nur zu lesen, sondern mit zu denken vielleicht in Gedanken andere Wege zu gehen.

Veröffentlicht am 11.10.2021

Vorfreude

Weihnachten mit Christina
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Eine Riesenauswahl an Weihnachtsgebäck. Und wieder sehr liebevoll und ausführlich präsentiert von Christina Bauer. Die Rezepte werden von schönen Fotos von dem Gebäck und winterlichen Landschaften, Dekorationen ...

Eine Riesenauswahl an Weihnachtsgebäck. Und wieder sehr liebevoll und ausführlich präsentiert von Christina Bauer. Die Rezepte werden von schönen Fotos von dem Gebäck und winterlichen Landschaften, Dekorationen zu Weihnachten und Bastelanleitungen für kleine Weihnachtsdekorationen begleitet.
Die Rezepte sind wie immer bei dieser Autorin ausführlich mit verschiedenen Einzelheiten zu den Zutaten oder wie man mit kleinen Malheurs umgeht beschrieben.
Es ist von allem etwas dabei um uns Weihnachten zu versüßen. altbekannte Kekse wie Vanillekipferl oder Spekulatius, Lebkuchen oder Christstollen, winterliche Marmeladen, gebrannte Mandeln, Eierlikör oder Pralinen. Genauso gibt es Rezepte für Torten und Früchtebrot.
Das Backbuch strahlt von jeder Seite die Liebe zum Backen und für Weihnachten aus. Es vermittelt Vorfreude auf die Adventszeit und auf Weihnachten. Dank der vielen Tipps ist das Nachbacken kinderleicht. Die Informationen zu verschiedenen Mehlsorten oder anderen Zutaten helfen schon beim Einkaufen damit alles gelingt.
Die Basteleien für Adventskränze, Weihnachtskarten oder Baumschmuck sind nicht schwierig nach zu machen und bei der Herstellung entsteht sehr viel Spaß.

Veröffentlicht am 07.10.2021

Alles passt

Unter dem Schnee
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Ein Buch bei dem alles zusammenpasst. Der Titel, Inhalt und das Cover, Schnee überall. Vordergründig geht es um die Schneekatastrophe 1978/79. Norddeutschland und die DDR waren unter dem Schnee begraben, ...

Ein Buch bei dem alles zusammenpasst. Der Titel, Inhalt und das Cover, Schnee überall. Vordergründig geht es um die Schneekatastrophe 1978/79. Norddeutschland und die DDR waren unter dem Schnee begraben, nichts ging mehr. Ganze Ortschaften waren abgeschnitten.

Hier setzt das Buch an, Louise Gräfin von Schwan, Besitzerin einer großen Baumschule ist verstorben, die Familie reist zur Beisetzung an. Durch den Schneesturm werden alle auf dem Gutshof gefangen. Auch eine junge Französin anscheinend Louises Tochter.

Das Buch erzählt die Fragen, die Reaktionen und Folgen dieses Besuchs. Denn es kommen Themen auf mit denen sich niemand beschäftigen wollte. Grausame Erinnerungen werden wach, es wird klar warum sich die Personen so verhalten.

Jedes Kapitel wird von einer anderen Figur erzählt. Die Haushälterin, die Neffen der Verstorbenen, ihre Schwester, ihre Großnichte und die junge Französin. Alles dreht sich um ein Thema aber jeder hat eine andere Sichtweise oder andere Erinnerungen. Es geht um Verantwortung, nicht eingestandene Schuld, die große Liebe zu den Kindern und den übergroßen Schmerz wenn ihnen etwas zustößt.

Der Erzählstil der Autorin ist einzigartig, ihre Art und Weise ein Thema von vielen Seiten zu beleuchten kann für manche wie eine Wiederholung vorkommen, für mich ist es vielschichtig, als ob sie nach und nach eine Schicht vom Thema abträgt und darunter eine andere Variante zum Vorschein kommt. Sie arbeitet sich immer tiefer vor, bis am Ende alles zum Vorschein gekommen ist. So das alle Beteiligten und wir Leser endlich wissen was geschehen ist und warum die Figuren ihre Entscheidungen so und nicht anders getroffen haben.

Ich habe schon einige Bücher dieser Autorin gelesen, in allen war dieser sezierende Schreibstil, der mir sehr gut gefällt. Das Warum und Wieso wird von allen Seiten beleuchtet, es gibt immer einen guten Grund so zu handeln, wie es die Protagonisten tun, wir müssen damit nicht einverstanden sein oder ihn verstehen aber er ist da. Es ist nichts einfach so dahin geschrieben,. alles baut auf einander auf.