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Veröffentlicht am 15.10.2021

Rasanter Thriller, der zwar keinen komplexen Kriminalfall aufweist, aber durch die psychologische Komponente fesselt und durch den eingängigen Schreibstil wunderbar unterhält.

Im Versteck
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Um vor weiteren Versuchungen gefeit zu sein, kauft sich der aus Norddeutschland stammende Paul Böger ein ruinöses Haus in der Toskana, weit abgelegen in den Bergen in der Nähe des Dorfes Ambra. Er flieht ...

Um vor weiteren Versuchungen gefeit zu sein, kauft sich der aus Norddeutschland stammende Paul Böger ein ruinöses Haus in der Toskana, weit abgelegen in den Bergen in der Nähe des Dorfes Ambra. Er flieht vor sich selbst und seinen Trieben, denn wie ein Wunder ist die Polizei trotz mehrfacher Taten noch nicht auf ihn aufmerksam geworden.
Doch als ein kleines Mädchen aus Ambra spurlos verschwindet, gerät als erstes Paul in Verdacht, der als Einsiedler argwöhnisch beäugt wird und schließlich sind es für Carabiniere Donato Neri die Touristen, die nur für Verbrechen in der beschaulichen Gegend verantwortlich sein können.

"Im Versteck" ist ein packender Thriller, der aus wechselnden Perspektiven geschrieben ist, so dass man als Leser allwissend ist und Oper wie Täter bekannt sind. Dies dämpft die Spannung ein wenig, zudem ahnt man, wie sich das aufgebaute Szenario letztlich auflösen wird.
Dennoch ist man von Anbeginn von der erschütternden Geschichte eingenommen. Durch Rückblenden in eine grausame Kindheit, lernt man Paul Böger mit Anfang 40 nicht nur als Täter, sondern auch als bemitleidenswertes Opfer kennen. Dies entschuldigt seine Taten in keiner Weise, liefert aber eine Erklärung und Motiv für sein Tun.

Die Gewalttaten sind brutal und auch im Hinblick auf die Lebensgeschichte Paul Bögers nimmt die Autorin kein Blatt vor den Mund. Trotzdem ist der Thriller nicht düster oder beklemmend, denn insbesondere durch die Dialoge in Italien ist die Geschichte unterhaltsam und stellenweise amüsant geschildert. Die leitenden Ermittler wie die Nebencharaktere sind herrlich unperfekt und einfach menschlich, Personen mit Ecken und Kanten. Carabiniere Neri ist mit der Anzahl an Toten, die ihm in diesem Sommer in dem verschlafenen Dorf begegnen, sichtlich überfordert und auf seine Frau Gabriella als Ratgeberin angewiesen.
Die Ermittlungen der Polizei in Deutschland und in Italien spielen in diesem Thriller jedoch keine herausragende Rolle, denn die Identifizierung des Serienmörders und die Auflösung der Fälle in Norddeutschland und der Toskana passiert eher zufällig, denn trotz dringenden Tatverdachts und zahlreicher Indizien ist die Beweisführung mangels Spuren erschwert.

"Im Versteck" ist durch die zahlreichen, kurzen Kapitel ein rasanter Thriller, der zwar keinen komplexen Kriminalfall aufweist und bei dem auch die Tätersuche nicht unbedingt im Vordergrund steht, der jedoch durch die psychologische Komponente fesselt und durch den eingängigen Schreibstil wunderbar unterhält.

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Veröffentlicht am 22.08.2021

Ein Blick hinter die Fassade einer Kleinstadtidylle - außergewöhnliche Erzählart mit Sogwirkung, unterschwelliger Spannung und messerscharfer Beobachtungsgabe

Kleine Paläste
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Nach dem Tod seiner Mutter Sylvia kehrt Hanno nach 28 Jahren wieder in sein Elternhaus zurück, um sich um seinen pflegebedürftigen Vater zu kümmern. Dieser ist an Alzheimer erkrankt und sitzt im Rollstuhl. ...

Nach dem Tod seiner Mutter Sylvia kehrt Hanno nach 28 Jahren wieder in sein Elternhaus zurück, um sich um seinen pflegebedürftigen Vater zu kümmern. Dieser ist an Alzheimer erkrankt und sitzt im Rollstuhl. Hanno ist sichtlich überfordert mit der Situation, bemüht sich, aber kann nicht umhin, einen gewissen Ekel vor der körperlichen Pflege zu empfinden.
Susanne im Haus nebenan ist im gleichen Alter wie Hanno, als Kinder haben sie gemeinsam gespielt und bei einer Geburtstagsfeier von Hannos Vater sind sie sich als Teenager näher gekommen. Susanne hat ihr Elternhaus nie verlassen, selbst als beide Eltern verstorben waren. Sie hatte dagegen immer ein Auge auf das Nachbarhaus der Familie Holtz, beobachtet nun den überforderten Hanno und greift beherzt ein. Sie kümmert sich um Haushalt und Pflege von Carl, denn sie kennt die Abläufe und Gewohnheiten durch ihren Blick aus dem Fernglas. Hanno ist einerseits erleichtert, entwickelt aber zunehmend ein schlechtes Gewissen in Bezug auf Susannes bereitwilliges Engagement. Im Umgang miteinander sind die beiden zudem gehemmt und wissen nicht so recht, welche Art der Beziehung sie führen oder aufbauen.

"Kleine Paläste" ist ein Roman, der den Leser schon nach dem ersten Kapitel durch die unverblümte, direkte Sprache und präzise Beobachtungsgabe für sich einnimmt.
Der Roman wechselt zwischen der Vergangenheit im Jahr 1986 und der Gegenwart im Sommer 2018 sowie zwischen den unterschiedlichen Perspektiven von Sylvia, Hanno und Susanne. Er handelt von einer Geburtstagsfeier, die Hannos Eltern zum Anlass genommen haben, um den Umbau ihres Hauses zu präsentieren. Vor allem Sylvia wollte damit demonstrieren, endlich dazuzugehören, Teil der Kleinstadtidylle zu sein und die anderen mit ihrem Besitz noch zu übertrumpfe. Doch die Feier lief aus dem Ruder, brachte die Fassade zum Einstürzen und führte zu getrennten Wegen der unmittelbaren Nachbarn.

Die Erinnerungen an dieses Ereignis beschäftigen die Charaktere, als Hanno wieder zurückkommt. Im Gegensatz zu Susanne, die ihren Mikrokosmos nie verlasen hat und in einer zunächst nicht nachvollziehbaren Abhängigkeit zu ihren Nachbarn steht, hat Hanno ein rastloses Leben geführt und steht vor der Entscheidung, ob und unter welchen Umständen er bleiben soll.

Der Roman ist vielschichtig, erzählt von schwierigen Familienkonstellationen, von Konflikten unter den Generationen, vom Neid und Argwohn unter Nachbarn und dem Gefühl einer permanenten Konkurrenz und dem Wunsch sich gegenseitig übertrumpfen zu wollen.
Hanno und Susanne sind anders als ihre Eltern, rebellieren jeder auf seine eigene Weise, wirken aber im Alter von Mitte 40 seltsam verloren und hilflos. Trotz der Nähe, die sich schon allein durch den zeitweiligen Einzug Susannes bei Hanno als Haushälterin und Pflegerin ergibt, herrscht zwischen den beiden zwischenmenschlich Unsicherheit und Schweigen.

Der Roman kommt mit wenigen Dialogen aus, konzentriert sich vielmehr auf die Gedankenwelt der einzelnen Charaktere und ihre messerscharfen Beobachtungen. Eine unterschwellige Spannung wird vor allem dadurch entwickelt, dass man nicht abschätzen kann, was als nächstes passieren wird und worin die Geschichte ihr Ende finden wird.
Es sind vor allem die außergewöhnlichen Erzählstimmen und die fein gezeichneten, authentischen Charaktere, die das Buch zu einem fesselnden Leseerlebnis machen.
Das Streben nach Höheren ist menschlich und nachvollziehbar, sorgt jedoch unweigerlich für Neid, Enttäuschungen und Überheblichkeit. Der Autor wirft einen Blick hinter die Fassade, bringt sie zum Bröckeln und lässt dabei auch die Toten nicht zur Ruhe kommen. Sie geistern weiter in ihren Häusern, beobachten und kommentieren, was ihre Nachkommen falsch machen, ohne einschreiten zu können.

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Veröffentlicht am 27.07.2021

Spannendes Familiendrama voller Tragik mit der Chance auf einen Neuanfang

Solange es Liebe gibt
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Nach dem tragischen Unfalltod ihres Ehemannes und ihrer beiden Kinder verfällt Julie in schwere Depressionen und zieht sich in sich zurück ohne an ein morgen zu denken. Zurück ins Leben findet sie notgedrungen ...

Nach dem tragischen Unfalltod ihres Ehemannes und ihrer beiden Kinder verfällt Julie in schwere Depressionen und zieht sich in sich zurück ohne an ein morgen zu denken. Zurück ins Leben findet sie notgedrungen erst nach Monaten der Verwahrlosung, als ihr Vater stirbt und sie das Erbe des Kaffeemanufakturbesitzers im bayerischen Dinzing antreten soll. Die Verantwortung für die Firma und ihre Mitarbeiter erschlägt die lebensmüde junge Frau zunächst, die sich vor elf Jahren von der Familie und dem Betrieb abgewandt hatte. Unerwartet begegnet sie in Dinzing Menschen, die ihr ganz selbstverständlich helfen. Sie findet eine Aufgabe, eine Familie und neuen Halt und erhält die Chance, sich mit der Vergangenheit zu versöhnen.

"Solange es Liebe gibt" ist das Prequel von "Solange es Schmetterlinge gibt" und "Unter Wasser kann man nicht weinen", kann aber unabhängig von den beiden Romanen gelesen werden, denn es handelt sich jeweils um abgeschlossene Geschichten.

Das Buch handelt auf zwei Zeitebenen, wobei der Fokus der Geschichte auf der Gegenwart und Julies traurigem Schicksal ruht. In der Vergangenheit taucht man in die Kindheit und Jugend ihrer Großmutter Klara ein, die sich fanatisch in ihren späteren Ehemann Friedrich verliebt. Um diesen für sich zu gewinnen, nimmt sie eine Schuld auf sich, die noch in der Gegenwart auf ihr lastet. Durch Julies tragischem Verlust erhält sie das Gefühl, dass die Erbsünde an Julie weitergetragen wurde und möchte Buße tun.

Der Roman beginnt mit einem folgenschweren Drama, das Julies Leben komplett verändert. Sehr lebensnah ist geschildert, wie Julie an dem Verlust fast zerbricht. Das Buch ist deshalb sehr melancholisch und bedrückend. Es ist schwer zu ertragen, wie Julie nach dem Verlust ihrer Familie ihre eigene Existenz aufs Spiel setzt. Eine Wende ergibt sich durch die Rückkehr in ihre Heimat Bayern. Ganz allmählich findet Julie durch die Hilfe vieler liebenswerter Menschen, die ihr dort neu und wieder begegnen, ins Leben zurück. Auch dieser Wandel ist authentisch und berührend geschildert. Es fällt leicht, sich in Julie hineinzuversetzen, auch wenn sie kein einfacher Charakter ist. Wie schon ihre Großmutter Klara ist sie eigenwillig und stößt andere Menschen leichtfertig von sich. Beide Charaktere haben mir aufgrund ihrer ruppigen Art, hinter der sich aber ein weicher Kern versteckt, gut gefallen. Die Nebencharaktere sind vielfältig und individuell gezeichnet, wenn auch etwas offenkundig in Gut und Böse eingeteilt.
Die etwas klischeehaften Bösewichten sorgen jedoch in Bezug auf Julies Erbe für Spannung und geben der dramatischen Familiengeschichte den Hauch eines Kriminalromans. Darüber hinaus fesseln die Passagen aus der Vergangenheit und das Geheimnis von Klaras Schuld, das am Ende offenbart wird.

Hanni Münzer schreibt mit Herzblut, was auch noch durch ihr persönliches Nachwort unterstrichen wird und mich nicht nur neugierig auf die bereits erschienene "Fortsetzung" der "Schmetterlings"-Reihe, sondern auch auf weitere Romane der Autorin gemacht hat.

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Veröffentlicht am 19.07.2021

Warmherziger, erfrischend unterhaltsamer Roman über einen "ordentlichen" Neuanfang mit vielen liebenswerten Protagonisten und einer Liebesgeschichte frei von Kitsch

Liebe braucht nur zwei Herzen
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Liv ist selbst ernannte Ordnungsfee und hat sich mit ihrer Passion für das Ausmisten selbstständig gemacht. Als ein Projekt und ein Job nach dem anderen Platzen, zieht sie nach ihrer Rückkehr aus Andalusien ...

Liv ist selbst ernannte Ordnungsfee und hat sich mit ihrer Passion für das Ausmisten selbstständig gemacht. Als ein Projekt und ein Job nach dem anderen Platzen, zieht sie nach ihrer Rückkehr aus Andalusien notgedrungen bei ihrem Vater und ihrer Stiefmutter in Berlin ein. In ihrem Elternhaus würde sie auch gern einmal ausmisten, ihren Minimalismus kann dort jedoch niemand nachvollziehen.
Als Liv gerade dabei ist, ihre alten Sachen wegzuwerfen, an denen ihr Herz nicht hängt, trifft sie nach zehn Jahren auf ihren Nachbarn Florian, dessen Liebesbriefe darunter sind. Er ist inzwischen verheiratet, hat eine vierjährige Tochter und leitet erfolgreich eine Werbeagentur. Als vorübergehende Nachbarn begegnen sie sich häufig und lassen ihre alte Verbundenheit wieder aufleben. Florians Tochter Mia ist dabei kein Hindernis, sondern animiert geradezu zu gemeinsamen Aktivitäten. Auch beruflich werden sie ein Team, als Florian Liv für ein Projekt als Testimonial engagiert. Liv hatte eigentlich niemals vor, auch nur vorübergehend einen Bürojob anzunehmen, der Druck ihres Vater lässt ihre jedoch kaum eine andere Wahl. Als ihr Herz ihr dann auch noch in den Rücken fällt, dass die Liebe nicht nur ein "biochemischer Prozess" ist, gerät Livs Welt ins Wanken.

"Liebe braucht nur zwei Herzen" ist ein warmherziger, erfrischend unterhaltsamer Roman mit vielen liebenswerten Protagonisten. Der Aufbau des Romans spiegelt Livs Denkweise wieder, denn die einzelnen Kapitel sind mit den Lektionen aus Livs Sachbuch für ein minimalistisches Leben, ihrem Leitfaden zum Loslassen, überschrieben.
Liv ist ein Menschen, der nicht an die Liebe glaubt, der sich innerlich davor verschließt und durch ihre weltweiten Reisen von Auftrag zu Auftrag von einer festen Struktur und einem Zuhause davonläuft. Es ist jedoch zu spüren, dass sie dieses Nomadenleben nicht glücklich macht, auch wenn sie ihre Ungebundenheit und Freizügigkeit genießt. In Berlin erfährt sie wieder, was es heißt, Freunde und eine Familie zu haben.

Die Liebesgeschichte entwickelt sich angenehm gemächlich, denn zunächst verhalten sich Liv und Florian wie alte Freunde ohne Hintergedanken. Sehr authentisch ist beschrieben, wie die Anziehungskraft, die schon als Teenager zwischen ihnen vorhanden war, als Erwachsene wieder lebendig wird, wie sie sich neu kennenlernen, ihre Gefühle für einander vertiefen und Liv nur noch den Mut haben muss, die Gefühle zuzulassen und ihr Herz zu öffnen.
Aufgrund von Livs nüchterner Art und als Liebesverweigerin ist die Liebesgeschichte erfrischend anders und frei von Kitsch erzählt. Durch den holprigen Neuanfang, der von Liv so gar nicht gewollt oder gar ordnungsgemäß geplant war, ist der Roman lebendig und abwechslungsreich gestaltet, so dass es eine Freude ist, die in ihren Prinzipien festgefahrene Liv bei ihrer persönlichen Weiterentwicklung zu begleiten.

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Veröffentlicht am 16.07.2021

Ein Buch #gegendasVergessen, das in Bezug auf eine altbekannte Thematik eine emotional bewegende, atmosphärische und spannende Lebensgeschichte erzählt.

Die Bucht der Lupinen
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Nachdem ihre Großmutter Louise gestorben ist, reisen die drei Schwestern Judith, Anna und Greta Berenberg nach Neufundland, um die Beisetzung zu organisieren und den Nachlass zu regeln. Beim Aufräumen ...

Nachdem ihre Großmutter Louise gestorben ist, reisen die drei Schwestern Judith, Anna und Greta Berenberg nach Neufundland, um die Beisetzung zu organisieren und den Nachlass zu regeln. Beim Aufräumen und Ausmisten im Sea Garden House wird ihnen wieder bewusst, wie wenig sie über die Vergangenheit ihrer Großmutter wissen, die nie über ihre Flucht nach Neufundland sprechen und auch keine Angaben zu ihrem Großvater machen wollte.
Die Geschichte handelt auf zwei Zeitebenen und wechselt dabei zwischen der Vergangenheit, die aus der Sicht von Louise von 1935 bis zu ihrem Neuanfang nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges erzählt wird, und der Gegenwart aus der Perspektive der mittleren Schwester Anna, die vor ihrer Abreise überraschend einen Heiratsantrag von ihrem Freund bekommen hatte, sich aber unsicher ist, ob ihre Beziehung eine Zukunft hat.
Die drei Schwestern sind ganz unterschiedliche Charaktere, stehen sich aber nahe. Die älteste Judith ist Juristin und geht die Dinge pragmatisch an, Anna und Greta verlassen sich mehr auf ihre Gefühle und Intuition. Anna agiert jedoch mit Bedacht, während Greta spontan und impulsiv aus dem Bauch heraus entscheidet. Bei der Regelung des Nachlasses ergänzen sich sich auf diese Weise ideal.
In der Vergangenheit taucht man in die Lebens- und Leidensgeschichte von Lou ein, die als jüdisches Mädchen und heranwachsende Frau alle Gräueltaten des Nationalsozialismus in Hamburg und Umgebung erleben musste. Halt und Unterstützung gab ihr stets der Industriellensohn Carl von Hohenstetten, in den sie sich als Teenager verliebte.
Die Geschichte über Judenverfolgung, Gewalt, willkürliche Verhaftungen, Flucht und Vertreibung erzählt in Bezug auf den Zweiten Weltkrieg nichts Neues, ist jedoch so einnehmend geschildert, dass sie zu keinem Zeitpunkt langweilig oder gar abgedroschen wäre. Ohne zu sehr zu dramatisieren, liest sie sich authentisch und lebendig. Man fühlt und leidet mit Louise mit und ist gespannt darauf zu erfahren, wie sie letztlich nach Neufundland gelangt ist und was am Ende mit Carl geschehen sein mag.
Die Gegenwart ist weitaus weniger tragisch und schicksalsträchtig, überzeugt jedoch durch das malerische Setting auf Neufundland und die liebevoll herausgearbeiteten Charaktere mit ihrem im Vergleich zu Louise kleineren Sorgen und Problemen. Auch hier erzeugt der Bezugspunkt zu Carl Spannung, bei dem es sich um den Großvater der drei Schwestern handeln könnte. Dabei bleibt trotz Auffinden eines Tagebuches, von Briefen und Fotos unklar, warum Louise so beharrlich geschwiegen hat.
"Die Bucht der Lupinen" ist ein Buch #gegendasVergessen, das in Bezug auf eine altbekannte Thematik eine emotional bewegende, atmosphärische und spannende Lebensgeschichte erzählt. Beide Handlungsstränge sind gleichermaßen wendungsreich und unterhaltsam, da die Geschichte zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar ist und Lous Geheimnis um ihre große Liebe lange Zeit gewahrt bleibt.

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