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Veröffentlicht am 22.02.2022

"Sisi" .... - "Franz!"

Sisi - Kaiserin wider Willen
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Band 7 der Reihe „Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe“ konnte mich leider nicht überzeugen.
„Jane Austen und die Kunst der Worte“ von Catherine Bell war für mich in erster Linie eine Fleißarbeit. ...

Band 7 der Reihe „Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe“ konnte mich leider nicht überzeugen.
„Jane Austen und die Kunst der Worte“ von Catherine Bell war für mich in erster Linie eine Fleißarbeit. Ich habe mich nach dieser Enttäuschung dennoch auf Band acht gefreut. Gut, dass ich der Reihe noch eine Chance gegeben habe – Allison Patakis „Sisi – Kaiserin wider Willen“ hat mich prima unterhalten, auch wenn ich mich stellenweise an die Romy – Schneider – Filme (guilty pleasure!) erinnert fühlte. Der Abstecher ins neunzehnte Jahrhundert macht Spaß. Allison Patakis Handwerk ist die Literaturwissenschaft, sie arbeitete auch als Journalistin, ihre Historienromane sind auf starke Frauen fokussiert.
Der Stil der Autorin ist angenehm eingängig und wunderbar bildhaft! Pataki versteht es, das Kopfkino der Leserin (oder das des Lesers) anzukurbeln, majestätische Berglandschaften treffen auf bayerische Wiesen. Die Figuren sind lebendig und farbenfroh gestaltet, beim Lesen spürte ich förmlich die Verzweiflung von Elisabeths Schwester Helene, als diese verheiratet werden sollte. Der schwärmerische Erzählton hat mich nicht gestört, es gibt interessante Einblicke in das Leben der Kaiserin (man erfährt unter anderem, dass „Ein Sommernachtstraum“ Sisis Lieblingsstück war), natürlich taucht die „böse“ Schwiegermutter auf, das Ganze wirkt daher fast wie ein Märchen, aber die Passagen über Hof und Zeremoniell fand ich recht erhellend. Felix Austria! Ein „Spannungskracher“ ist der Roman jedoch nicht, er muss es in meinen Augen auch nicht sein.
Der Name ist Programm: „Sisi – Kaiserin wider Willen“ will primär unterhalten, daher sollte man keine hundertprozentige Faktentreue oder eine wasserdichte historisch – kritische Methodik erwarten. Berührungsängste werden definitiv abgebaut. Die Romanbiographie lädt zum Träumen ein & animiert dabei „zum Weiterlesen“, ich habe jedenfalls Lust auf eine Biographie aus der Feder eines Geschichtswissenschaftlers (m/F) bekommen!

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Veröffentlicht am 22.12.2021

Callie& Leigh

Die falsche Zeugin
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„Die falsche Zeugin“ ist ideal für Leute, die keine Reihen mögen. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen & virtuos konzipiert, es gibt keine losen Handlungsfäden.
Worum geht’s?
Leigh ist eine erfolgreiche ...

„Die falsche Zeugin“ ist ideal für Leute, die keine Reihen mögen. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen & virtuos konzipiert, es gibt keine losen Handlungsfäden.
Worum geht’s?
Leigh ist eine erfolgreiche Anwältin, ihre Schwester Callie hingegen lebt am Existenzminimum. Callie ist suchtkrank. Die Frauen eint ein gemeinsames Schicksal – sie erlebten in ihrer Kindheit Schreckliches, waren Opfer von Missbrauch und Gewalt. Jahre später haben sie sich nichts mehr zu sagen. Die eine lebt den amerikanischen Traum, die andere ist eine Außenseiterin. Leigh glaubt, das Trauma überwunden zu haben, doch als sie den Fall des Vergewaltigers Andrew Tenant übernimmt, reißen alte Wunden auf - Leigh ist keine Unbekannte für den Klienten. Für die Schwestern beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit & sie müssen ihr gestörtes Verhältnis zueinander kitten, um zu überleben…

Der Name ist Programm bei Karin Slaughter. Auch ihr neuer Thriller ist nichts für zartbesaitete Leser und Leserinnen. Routiniert entwirft die Autorin eine spannende Geschichte mit einem abwechslungsreichen plot. Obwohl man manche Elemente bereits aus anderen Exemplaren des Genres kennt, gelingt es Slaughter, diese geschickt zu kombinieren. Hier versteht jemand sein Handwerk, wie immer ist Slaughters Strukturierung der story grundsolide. Die Figuren sind top ausgearbeitet, teilweise fällt eine Identifikation mit ihnen jedoch schwer, was nicht bedeutet, dass man als Leser/in nicht mit ihnen mitfiebert. Nicht alle sind Sympathieträger oder Sympathieträgerinnen (wie könnte es im Thrillergenre anders sein?), aber Callie muss man trotz ihrer Fehler ins Herz schließen. „Die falsche Zeugin“ ist ein Einzelband, der definitiv nichts für schwache Nerven ist! Vor dem Hintergrund der Pandemie entwirft die Autorin einen plot, der an Brutalität kaum zu überbieten ist. Daher ist der Stand – Alone – Roman am Puls der Zeit; dies ist wahrscheinlich nicht jedermanns Sache. Die nicht-lineare Erzählweise gefiel mir sehr gut, da peu à peu ein Gesamtbild aus Vergangenheit und Gegenwart entsteht, nichts ist langweiliger als ein Krimi, der chronologisch angeordnet ist. Man muss als Leser/in allerdings etwas Geduld mitbringen, dann wird man mit einem ‚Spannungskracher‘ belohnt.

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Veröffentlicht am 04.11.2021

Pizza in allen Varianten & Variationen

Die Pizza-Bibel
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Es muss nicht immer Tiefkühlpizza sein!
Der 13-fache Pizza-Weltmeister Tony Gemignani präsentiert mit „Die Pizza - Bibel: Von der Kunst, perfekte Pizza zu backen“ ein Kochbuch der Extraklasse, in welchem ...


Es muss nicht immer Tiefkühlpizza sein!
Der 13-fache Pizza-Weltmeister Tony Gemignani präsentiert mit „Die Pizza - Bibel: Von der Kunst, perfekte Pizza zu backen“ ein Kochbuch der Extraklasse, in welchem auf 310 Seiten mehr als 75 Rezepte enthalten sind. Erschienen ist das hochwertige Hardcover im Ulmer Verlag.
Das Buch wurde aus dem Amerikanischen übersetzt, daher ist die Sicht auf das Sujet eine (italo)amerikanische, dies fand ich als Europäerin besonders spannend. Gemignani liefert einen kleinen kulturgeschichtlichen Überblick der Pizzaherstellung in den USA. Wusstet ihr, dass 1905 die erste US-Pizzeria eröffnet wurde? Er geht auch auf Unterschiede der Esskultur ein – in Italien ist es normal, eine Pizza nebst Besteck serviert zu bekommen, während in Amerika die Pizza vorgeschnitten (portioniert) serviert wird.
Das Buch beginnt mit dem Meisterkurs zur perfekten Herstellung, auch das richtige Zubehör spielt eine Rolle. Der Autor schwört auf Pizzasteine, die vielleicht nicht jeder Hobbykoch (m/f) besitzt. Andererseits betont Gemignani, dass eine Küchenmaschine kein Muss ist. Ob Margherita oder Pizza Seafood – es gibt keine Pizzavariante, die im Buch nicht enthalten ist. Klassisch, exotisch, gerollt oder gewickelt – es bleiben keine Wünsche offen, es gibt auch Rezepte für Focaccia und sogar Cocktails können nach Tonys Anleitung gemixt werden! Ein Rezept für glutenfreien Teig ist jedoch nicht enthalten, und man sollte unter anderem Backmalz parat halten und diverse Mehlsorten kaufen, außerdem genügend Zeit einplanen, im Schnellverfahren lässt sich kein guter Teig zaubern. „Achtung vor dem Handwerk“ ist für Tony Gemignani eine Selbstverständlichkeit. Daher erklärt er alles bis ins kleinste Detail. Allerlei Tipps und Tricks sind in der „Pizza-Bibel“ enthalten, man kann sogar „Holzofenpizza“ aus dem Küchenofen backen, und es gibt Vorschläge zur cleveren Verwertung von Resten. Dies gefiel mir besonders gut.
Die Gliederung des Buches ist äußerst gelungen, die Fotos sind ansprechend und appetitanregend!


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Veröffentlicht am 22.10.2021

Adel verpflichtet

Die unhöfliche Tote
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„Unter den Bediensteten, das wusste sie, wurde immer noch heftig über die tote Cynthia Harris am Pool spekuliert.“

Vorab:

Die Umschlaggestaltung des Buches gefällt mir unheimlich gut, sie ...


„Unter den Bediensteten, das wusste sie, wurde immer noch heftig über die tote Cynthia Harris am Pool spekuliert.“

Vorab:

Die Umschlaggestaltung des Buches gefällt mir unheimlich gut, sie passt perfekt zum ersten Band der Reihe! Der Wiedererkennungswert ist hoch. Das Cover der deutschen Ausgabe von „Die unhöfliche Tote“ gefällt mir sogar noch besser als das englische Originalcover.

Nach der Lektüre von „Das Windsor- Komplott: Die Queen ermittelt“ war ich gespannt auf die Fortsetzung der Reihe ‚Die Fälle Ihrer Majestät‘. Nun schickt die Autorin SJ Bennett erneut das Ermittlerduo Elizabeth Regina & Rosemary 'Rozie' Oshodi in’s Rennen.

Worum geht’s im zweiten Fall der Detektivinnen?
Ein auktorialer Erzähler führt durch das Geschehen, die Erzählung umfasst insgesamt fünfzig Kapitel.
Die Königin von England vermisst ein Ölgemälde, welches die „Britannia“ zeigt, das Brexitreferendum unter Theresa May sorgt für Turbulenzen, und zu allem Überfluss wird auch noch die Leiche einer Haushälterin am Swimmingpool aufgefunden. Als die Polizei die Ermittlungen aufnimmt, stellt sich heraus, dass die Tote nicht wirklich beliebt war, und dass Drohbriefe die Bediensteten bedrücken. Die patente Assistentin der Queen stellt (mit tatkräftiger Unterstützung ihrer Chefin) bald geheime Nachforschungen an, da der Fall immer mysteriöser wird …

Cosy- Crime - Fans kommen bei „Die unhöfliche Tote“ voll auf ihre Kosten, auch Royalisten dürften ihren Spaß haben – SJ Bennett zeichnet ein positives (fiktives!) Bild der englischen königlichen Familie, kritische Distanz darf man nicht erwarten, da die Autorin ein großer Fan der britischen Regentin ist & diese entsprechend liebevoll in Szene setzt. Besonders gut gefielen mir die Wortgefechte, die sich die Queen mit ihrem Ehemann Philip liefert. Der britische Humor ist immer für einen Lacher gut. Für meinen Geschmack hätte es aber ruhig noch mehr banter sein dürfen, stellenweise hätte ich die Geschichte auch etwas gestrafft und peppiger erzählt. Der Stil der Autorin SJ Bennett liest sich zwar durchaus flüssig, aber auch etwas simpel. Insgesamt gefiel mir „Die unhöfliche Tote“ jedoch etwas besser als der Auftaktband („Das Windsor-Komplott“), da der Krimi mich gut unterhalten hat. Ich bin schon gespannt auf den nächsten Fall!

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Veröffentlicht am 15.10.2021

Auf Augenhöhe

Liebe Angst, Zeit, dass du gehst
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Annett Möller kannte ich vor der Lektüre als routinierte TV-Nachrichtensprecherin. Nie hätte ich gedacht, dass die sympathische Frau unter einer Angsterkrankung litt. Mittlerweile arbeitet Möller als ...


Annett Möller kannte ich vor der Lektüre als routinierte TV-Nachrichtensprecherin. Nie hätte ich gedacht, dass die sympathische Frau unter einer Angsterkrankung litt. Mittlerweile arbeitet Möller als Systemischer Coach & als Auftritts - und Motivationscoach. Gemeinsam mit Judith Schneiberg hat sie ein Sachbuch verfasst: „Liebe Angst, Zeit, dass Du gehst. Wie ich mich von Angst und Panikattacken befreite“ ist ein Ratgeber mit stark autobiographischen Zügen. Formal ist das Buch in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil erzählt Möller ihre Krankheitsgeschichte, als Leserin (oder Leser) leidet man richtig „mit“! Sehr offen und emotional berichtet Möller von ihrem Martyrium. Doch das Buch ist kein reiner „Seelenstriptease“, da es im zweiten Teil einen 10-Punkte-Plan mit praktischen Übungen gibt. Kompetente Experten steuern medizinisch-psychologisches Fachwissen bei, und es gibt sogar Online -Bonus – Material. Besonders gut gefiel mir auch der Quellennachweis oder die Tatsache, dass eingeräumt wird, dass nicht jede Übung für jeden Menschen geeignet sein muss. Erfolgsdruck ade! Möller möchte Mut machen, dies gelingt ihr meines Erachtens auch. Die Formalia (beziehungsweise die Verlagspolitik) sehe ich jedoch kritisch – wenn in dem Buch schon gegendert wird, und die Autorin als „Systemische Coachin (sic!)“ bezeichnet wird, wäre es nur konsequent gewesen, eine Triggerwarnung zu integrieren. Menschen mit akuten Beschwerden könnten Teile des Buches womöglich als belastend empfinden, obwohl der zweite große Abschnitt lebensbejahend und motivierend klingt. Der Terminus „Coachin“ klingt arg nach ‚Denglisch`, aus dem Englischen kennt man den Begriff “coach“.
Annett Möllers Buch ist sicherlich die beste Werbung für ihren beruflichen Neuanfang und es ist nicht verwunderlich, dass das Sachbuch bereits einen Platz in der Spiegel – Bestsellerliste erobert hat. „Liebe Angst, Zeit, dass Du gehst“ ist kein 08/15 – Promibuch, sondern eine Publikation, der man die inhaltliche Recherche(tiefe) mit jeder Seite anmerkt. Der Ratgeber kann eine medizinische Untersuchung nicht ersetzen, aber er gibt Hilfe zur Selbsthilfe. Der Ansatz „Von einer Betroffenen für Betroffene“ ist dabei besonders wertvoll.

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