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Veröffentlicht am 25.11.2021

Kinderbuch mit schönem Setting, tollem Sprecher, kleinen Schwächen in der Umsetzung

Stella und der Mondscheinvogel
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Stella musste in ihrem Leben schon einige Verluste einstecken, nun steht eine erneute Veränderung bevor, die ihr Hoffnung für die Zukunft macht. Das Waisenmädchen darf zu ihrem Taufpaten ziehen und hofft, ...

Stella musste in ihrem Leben schon einige Verluste einstecken, nun steht eine erneute Veränderung bevor, die ihr Hoffnung für die Zukunft macht. Das Waisenmädchen darf zu ihrem Taufpaten ziehen und hofft, dort ein schönes, friedliches zu Hause zu finden. Bei ihrer Ankunft wirkt das große Anwesen jedoch sehr verlassen und irgendwie gar nicht, wie sie es sich vorgestellt hatte. Die Familie ist aufgrund eines eigenen Schicksalsschlages nicht anwesend, nur ein paar übrig gebliebene Angestellte halten alles am Laufen. Für Stella stellen sich damit immer neue Fragen, die ihr zum Teil nicht beantwortet werden. Es wird immer seltsamer und sie beginnt, auf eigene Faust zu erkunden.
Doch eigentlich beginnt ihr Abenteuer schon am Bahnhof. Als sie auf die Abfahrt des Zuges wartet, begegnet ihr ein nervöser Mann, der sie bittet, auf ein mysteriöses Päckchen aufzupassen, bis er wieder da ist. Es kommt, wie es kommen muss, Stella nimmt das Päckchen mit als der Mann nicht zurückkehrt, schließlich sollte sie es auf keinen Fall allein zurücklassen. Ihre Neugier ist geweckt, was sie dann jedoch vorfindet ist zunächst weit weniger spektakulär als erwartet. Doch schon bald bekommt der Bausatz des Vogels in dem Paket eine neue Bedeutung.

Der Einstieg in die Geschichte fiel sehr leicht und hat mir gut gefallen. Wodurch Stella zunächst allein am dunklen Bahnhof in der Kälte steht, wird direkt eine unheimliche Atmosphäre erzeugt, bei der man sich fragt, was da noch kommt. Und auch der nervöse Unerkannte mit deinem in Zeitungspapier gewickelten Päckchen sorgt sofort für Neugier und Spannung. Der in Einzelteile zerlegte Vogel wird im weiteren Verlauf dann noch eine Bedeutung spielen und Stella einen Teil der Zeit begleiten – wie der Buchtitel auch schon verrät. Die Idee hinter dem Vogel hat mir gut gefallen und ich mochte das etwas verschrobene, teilweise mürrische Kerlchen ganz gern, auch wenn es nicht immer ganz einfach mit ihm ist. Für den Mondscheinvogel ist die Umgebung neu, ebenso wie für Stella, gemeinsam können sie das Haus erkunden und versuchen dabei dem Geheimnis der Familie auf den Grund zu gehen. Dabei gibt es immer wieder kleine Gefahren und Abenteuer, neue Fragen werden aufgeworfen, einige im Laufe der Zeit auch beantwortet, was Stella allerdings eher noch neugierig macht, da die Angestellten des Anwesens nicht bereit sind, ihr einfach Auskunft zu geben.
Die Stimmung innerhalb der Geschichte hat mir gefallen. Teilweise war es etwas düster und sehr geheimnisvoll, besonders durch die phantastischen Elemente wird es abwechslungsreich und ich denke für die jungen Leser oder Zuhörer wird es ein tolles Abenteuer sein, das man da begleiten kann. Mir war es an einigen Stellen etwas zu rasch und oberflächlich bearbeitet. Sowohl bei den Figuren, als auch bei der Handlung selbst hat es mir ein wenig an Tiefe gefehlt. Man lernt Stella zwar schon ein wenig kennen und erfährt, was sie sich eigentlich erhofft hatte und was sie nun stattdessen bekommt. Sie ist ein aufgewecktes, neugieriges Mädchen, das sich zwar nicht immer benimmt, wie die Haushälterin es wünscht, ich empfand sie allerdings eigentlich nicht als besonders frech oder ungezogen, auch wenn ihr das vorgeworfen wurde. Sie möchte eben gern wissen, was ihr verschwiegen wird und wieso die Familie nicht da ist – aus meiner Sicht verständlich. Und auch dass sie dann nachforscht, wenn ihr niemand was sagen will. ;)
Von der Welt, in die sie beim Erforschen der Geheimnisse eintaucht, hätte ich auch gern noch mehr erfahren. Drt gibt es einige interessante und schön gestaltete Elemente, die für mich gern etwas intensiver eingebaut hätten werden können. Bis das Mädchen dort hinkommt, vergeht einiges an Zeit, auch bis dahin erlebt sie verschiedene Dinge, stellt Fragen, forscht nach und beschäftigt sich mit ihrem Mondscheinvogel. Es ist also nicht langweilig oder langatmig, insgesamt ging es mir am Ende dann einfach aber einfach etwas zu schnell, wenn man bedenkt, dass es davor doch deutlich ruhigere Passagen gab, in denen man darauf hinfiebert, dass das Abenteuer auf ein neues Level gehoben wird.
Viele der Beschreibungen waren sehr schön und bildhaft gestaltet. Man kann sich die Umgebung, die verschiedenen rätselhaften Geräusche und Vorkommnisse gut vorstellen und es macht Spaß Stella zu begleiten, auch wenn mir hier und da etwas gefehlt hat.

Minispoiler:
Was ich ebenfalls etwas schade fand, ist, dass es wirkte, als dürfte das Mädchen am Ende nur bleiben, weil sie ihr „Abenteuer“ erfolgreich gemeistert hat – obwohl das von der Familie weder gewollt noch unterstützt wurde. Das ist eigentlich keine Botschaft, die man sich in einem Kinderbuch wünscht, denn es sollte ja jeder verdient haben, bleiben zu dürfen, auch ohne zum „Helden“ werden zu müssen.

Die Hörbuchumsetzung hat mir hingegen richtig gut gefallen. Ich habe schon andere Hörbücher des Sprechers gehört und mag seine tiefe Stimme sehr gern. Uve Teschner liest sehr atmosphärisch und lebendig und passte für mich perfekt zu dieser eher düsteren, mysteriösen Stimmung, die über weite Strecken des Buches herrscht. Auch Stella hat er toll gelesen.
Ich konnte den Geschehnissen sehr gut folgen und hatte an einigen Stellen Gänsehaut weil es einfach so toll und mitnehmend gelesen war – vor allem in der Passage, als es ein Echo gab. Da will ich jetzt nicht inhaltlich etwas zu verraten, aber das Verklingen der Stimmen der Figuren war klasse umgesetzt, außerdem war es angemessen schaurig, passend zu dem Setting.
Fazit

Mit Stella und dem Mondscheinvogel wird es so schnell nicht langweilig. Ganz grundsätzlich hat mir das Kinderbuch schon gefallen. Es gibt tolle Ideen, von denen ich an einigen Stellen aber gern noch etwas mehr gehabt hätte. Vieles bleibt doch sehr an der Oberfläche und als man mit dem Mädchen in die „magische“ Welt eintaucht, geht vieles sehr fix, obwohl es dort so viel zu erzählen und entdecken gäbe. Etwas schade fand ich auch die eine Botschaft, die für mich am Ende mitschwang (unter Minispoiler vermerkt), dadurch bin ich mir keinem so schönen Gefühl aus dem Buch gegangen. Es gibt aber auch viele tolle Beschreibungen und ich mochte die etwas düstere, mysteriöse Atmosphäre, die teilweise herrschte. Sehr gelungen fand ich die sprachliche Umsetzung der Geschichte von Uve Teschner.

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Veröffentlicht am 12.11.2021

mordend durchs Märchenland – 14 unterschiedliche Kurzkrimis, abwechslungsreiche Anthologie

Mordsmärchen
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Es war einmal eine Anthologie, die 14 mörderische Kurzgeschichten in sich vereinte und den Lesern zeigte, wie individuell und flexibel die bekannten Märchen im neuen, tödlichen Gewand präsentiert werden ...

Es war einmal eine Anthologie, die 14 mörderische Kurzgeschichten in sich vereinte und den Lesern zeigte, wie individuell und flexibel die bekannten Märchen im neuen, tödlichen Gewand präsentiert werden könnten. In diesem Buch können wahrlich nicht alle überleben, nur für wen es am Ende am tödlichsten wird, das ist in jeder Geschichte anders.

In „Mordsmärchen“ ist keine Geschichte wie die andere, jeder Autor erzählt das ausgesuchte Märchen auf seine ganz eigene Weise. Die Auslegung des Themas ist sehr vielfältig angegangen worden. Teilweise sind die Parallelen zum Originalmärchen sehr deutlich und gewisse Handlungselemente wurden übernommen, in anderen Kurzkrimis ist es etwas dezenter eingebunden, es gibt jedoch überall gewisse Aspekte, die Bezug zum Märchen haben. Sollte man das enthaltene Märchen nicht erkennen, hilft das Inhaltsverzeichnis, in dem aufgelistet ist, welche Märchenvorlage innerhalb der Krimis verarbeitet wurden. Zu Beginn jeder Geschichte gibt es zusätzlich einen kleinen Hingucker in Form einer Illustration, die zum Kurzkrimi oder dem Mordgeschehen innerhalb der Handlung passt.
Die Anthologie führt einen an verschiedene Orte, die mal mehr, mal weniger eine Rolle für die Ereignisse spielen. Größtenteils ist man im Ruhrgebiet unterwegs, einige der Krimis führen einen aber auch von dort Weg, sei es weil die Täter auf der Flucht sind oder weil Figuren woanders ein neues Leben anfangen wollen. Die meisten der enthaltenen Märchenkrimis spielen in der Gegenwart oder einer Zeit, die von der technischen Ausstattung und den Gegebenheiten daran angelegt ist, es gibt jedoch aus Ausflüge in vergangene Zeiten und Jahrhunderte.
Ebenso unterschiedlich wie die Zeitepochen und Schauplätze sind die Perspektiven, aus denen erzählt wird. Manche Kurzkrimis sind aus der Ich-Perspektive einer beteiligten Figur geschildert, in vielen gibt es aber auch einen personalen Erzähler, der einen Überblick über die Ereignisse gibt. Dadurch ist es verschieden, wie intensiv man die Personen kennenlernt und wie viele Einblicke man in ihre persönlichen Gedanken und Empfindungen bekommt. Generell ist es in Kurzgeschichten aber eher so, dass man keine besonders tiefen Eindrücke von den Charakteren bekommt und nur wenig Bezug aufbaut. Mich stört das in Anthologien allerdings nicht unbedingt, da ist für mich die bunte Mischung und die vielfältige Herangehensweise interessanter, als einen der Mörder oder Opfer detailliert kennen zu lernen. Und einen groben Eindruck der Figuren bekommt man ja trotzdem. So weiß man dann auch, dass die Motive sehr verschieden sind. Manche morden aus Neid, Habgier, aus Rache oder falschem Stolz, andere wollen unliebsame Familienmitglieder oder angetraute aus verschiedenen Gründen aus dem Weg räumen. In einigen Kurzkrimis sind es auch einfach die gesellschaftlichen Zustände, die dazu führen, dass durch Ungerechtigkeit, Elend, dem Wunsch nach mehr oder ähnlichen Aspekten Wege gefunden werden wollen, mit denen man eine Änderung der Situation herbeiführen kann – und manchmal führt der Weg halt über einen Mord, so denken die Beteiligten. Ähnlich individuell wie die Motivation für die Taten sind auch die Herangehensweisen und die Erfolgsaussichten. Teilweise geht nämlich doch das eine oder andere schief und es trifft gar nicht die, die es treffen sollte oder die Mörder selbst sind zumindest auch mit unter den Opfern.
In einigen Geschichten ist es eher düster, andere sind geprägt von schwarzem Humor. Mal ist es offensichtlich, wer der Täter ist, mal muss man ein wenig mehr Rätseln. Einige Mörder sind sehr kaltblütig und berechnend, andere sind eher spontan zu Tätern geworden und gehen dabei nicht unbedingt so planungsvoll und geschickt vor. Insgesamt ist es aber nicht zu grausam oder blutig, auch wenn es natürlich immer wieder Stellen gibt, an denen deutlich wird, wie die Opfer zu Tode gekommen sind und wie sie dabei zugerichtet wurden. Zwischendurch kommen die Ermittler ins Spiel, die die Fälle aufklären sollen, teilweise erlebt man aber auch nur das Gespann aus Opfer und Täter oder Tätern und es geht mehr um die Planung und Ausführung der Straftaten und weniger um die Aufklärung. So hat man einen unterschiedlichen Spannungsgehalt innerhalb der Kurzkrimis und man kann immer neugierig sein, was wohl als nächstes kommen wird.
Fazit

Es ist eine sehr abwechslungsreiche Anthologie, die mich gut unterhalten hat. Einige der Märchenkrimis empfand ich als spannender als andere, manche haben mich thematisch oder von der Umsetzung mehr angesprochen, andere vielleicht etwas weniger, ich habe mich jedoch in keiner der Geschichten gelangweilt. Es ist einfach eine schöne Mischung aus ganz unterschiedlichen Märchen, die auf verschiedene Weisen in die Kriminalhandlung eingebunden wurden. Mal sind es mehr die Namen und einige kleine Aspekte, die aus den Märchen übernommen wurden, mal findet man deutlichere Parallelen, die sich auch in den Handlungen der Charaktere mehr widerspiegeln. Durch die unterschiedliche Wahl der Perspektiven, Handlungsorte und der Atmosphären innerhalb der mörderischen Kurzgeschichten ist es sehr facettenreich und man kann sich bei jedem Krimi neu darauf freuen, was einen wohl erwarten wird. Am Ende sollte auf jeden Fall für jeden Geschmack etwas dabei sein, so unterschiedlich wie die Krimis sind.

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Veröffentlicht am 30.10.2021

gelungenes Debüt, tolle Ideen, schönes Setting

City of Burning Wings. Die Aschekriegerin
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Für May war schon früh klar, wie ihr weiterer Lebensweg aussehen soll. Genau wie ihr Vater wollte sie Aschekriegerin werden und damit die Stadt und ihren König beschützen. Schon seit einigen Jahren wurde ...

Für May war schon früh klar, wie ihr weiterer Lebensweg aussehen soll. Genau wie ihr Vater wollte sie Aschekriegerin werden und damit die Stadt und ihren König beschützen. Schon seit einigen Jahren wurde sie außerdem darauf vorbereitet, nach dem Abdanken des Königs, den Aschethron zu besteigen und damit die Magie in sich aufzunehmen, die dieser in sich trägt. Sie arbeitet diszipliniert und konzentriert, bereit die Aufgabe anzunehmen, sobald es soweit ist. Doch als es dann dazu kommt, dass der König früher seine Macht verliert, als es geplant war, erscheint die Rune, die den Herrscher kennzeichnet, nicht auf Mays Stirn. Für alle völlig unerwartet soll Luan, ein Geheimnishändler aus dem Elendsviertel, der neue König von Elydor werden. Doch kann er es überhaupt schaffe, anerkannt zu werden? Und kann May ihren Frust soweit zurückschrauben, dass sie ihm wirklich dabei helfen kann, die Magie zu steuern?

Autorin Lily S. Morgan hat eine tolle Fantasywelt erschaffen, in die man umgehend eintaucht. Ich mochte die Zusammenstellung und die Elemente des Settings sehr gern. Die meisten Bewohner in Elydor sind Himmelsstürmer, das heißt, sie bewegen sich hauptsächlich fliegend fort, wodurch man einige der Situationen aus einer anderen Perspektive erlebt, als es in den meisten anderen Büchern der Fall ist. Durch bildhafte Beschreibungen war es zudem gut möglich, sich die schwebende Stadt mit den unterschiedlichen Vierteln gut vorzustellen. Auch von den wichtigsten Charakteren habe ich eine ganz gute Vorstellung bekommen, wie sie aussehen. An der einen oder anderen Stelle hätte ich mir zwar noch ein wenig mehr Figurentiefe gewünscht, um noch mehr über das zu erfahren, was sie ausmacht, was sie schon so erlebt haben und so weiter. Bei Luan und May hat es insgesamt jedoch trotzdem soweit gepasst und die meisten ihrer Reaktionen und Entscheidungen für mich nachvollziehbar und greifbar waren.
May ist Teil einer angesehenen Adelsfamilie und wurde in den letzten Jahren auf die Thronfolge vorbereitet. Die Liebe für die Stadt, ihre Disziplin und ihr Kampfeswille ist häufig spürbar. Manchmal ist sie etwas kratzbürstig und aufbrausend, Gründe dafür werden ihr jedoch auch an verschiedener Stelle geliefert. Im Verlauf der Geschichte erlebt man May auch von einer ruhigeren Seite und sie zeigt, dass sie das Herz am rechten Fleck hat, auch wenn sie zunächst sehr geprägt von ihrer Herkunft und ihren Zukunftsplänen ist. Ich fand es gut, dass sie sich entwickelt hat und ihre festgesetzten Ansichten etwa aufgebrochen wurden.
Luan ist im Armenviertel der Stadt aufgewachsen und musste schon früh lernen, sich zu behaupten, um nicht völlig verloren zu sein. Er ist geschickt, clever, aber auch listig und ein wenig verschlagen, was aber eben auch durch seinen Job als Geheimnishändler kommt. Er lebt von den Informationen, an die er gelangt und die er dann gewinnbringend weiterverkaufen oder für die Verschwiegenheit etwas einfordert. Auch wenn er oft etwas barsch und herrisch rüberkommt, erschließt sich mit Voranschreiten des Buches größtenteils, wieso er so reagiert und dass er dennoch von vielen im Elendsviertel geschätzt und geachtet wird, auch weil ihm die Bevölkerung dort mehr am Herzen liegt, als vielen anderen und in ihm mehr steckt, als man zunächst zu sehen bekommt.
Die Geschichte wird aus den Perspektiven der beiden Protagonisten geschildert, so dass man Einblicke in beide Sichtweisen und teilweise auch in die Pläne und Absichten bekommt. Alles geben die Figuren jedoch nicht preis und so ist es auch für den Leser nicht immer absehbar, was die beiden aushecken und planen. An der einen oder anderen Stelle hat man allerdings einen kleinen Wissensvorsprung. Zusätzlich bietet es die Möglichkeit, Luan und May aus den Augen des jeweils anderen zu betrachten und dabei hautnah mitzuerleben wie die beiden sich manchmal gegenseitig in den Wahnsinn treiben. Die Sticheleien und hitzigen Dialoge zwischen den beiden mochte ich sehr, daraus ergibt sich auch eine schöne Dynamik für die Handlung. Außerdem schwingt auch immer einiges ihrer Persönlichkeit, ihrer eigentlichen Erwartungen und enttäuschter Hoffnungen mit, wodurch man die Charaktere noch besser kennenlernt. Im Verlauf des Buches verändert sich dann nach und nach auch das Verhältnis zwischen den beiden. Umso mehr sie von ihrem Gegenüber erfahren, umso mehr sind sie bereit, ihre Vorurteile abzulegen und sich auf das einzulassen, was sie verbindet und wofür sie gemeinsam kämpfen sollten.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und mitnehmend. Das Buch hat sich zügig und flüssig lesen lassen und durch die verschiedenen Aspekte und Elemente, die eingeflochten waren, war die Geschichte abwechslungsreich und interessant zu verfolgen. Ein wenig schade fand ich, dass ein Geheimnis, das schon früh im Buch angesprochen wird, am Ende dann gar nicht aufgelöst wurde. Es ist nicht so, dass es kommentarlos verklingt, es wird schon Bezug darauf genommen. Aber ich hätte es interessant gefunden, dazu etwas mehr zu erfahren. Auch zu ein paar der anderen Aspekte der Handlung hätte ich an der einen oder anderen Stelle gern noch etwas mehr erfahren, teilweise blieb es ein wenig an der Oberfläche und wurde nur angekratzt. Insgesamt haben mir der Handlungsverlauf und die Entwicklungen rund um die Figuren und die Stadt aber gefallen. Es steckten viele tolle Ideen in dem Buch, die mich gut unterhalten haben.
Es gab ein paar turbulente Passagen, in denen Zusammenhalt immer wichtiger wurde, aber auch Raum für die sich wandelnden Gefühle der Protagonisten. Es gab ein paar Wendungen, die für Spannung und neue Fragen gesorgt haben. Im Verlauf spitzen die Gefahren sich zu und man kommt Schritt für Schritt den verborgenen Dingen näher. Dabei haben sich auch die Protagonisten und ihre engsten Begleiter weiterentwickelt, haben sich auf neue Sichtweisen eingelassen und festgestellt, dass es manchmal lohnenswert ist, hinter die Fassade anderer zu schauen.
Fazit

Eine Fantasy-Liebesgeschichte mit tollen Elementen, ideenreichem Setting, schön angelegten Figuren -auch wenn ich mir da manchmal noch etwas mehr Informationen und Tiefe gewünscht hätte-, guten Wendungen und Offenbarungen, einer Portion Intrigen und Vorurteilen, sich steigernden Gefahren, aufgewühlten Gefühlen und einem Ende, dass mich zufrieden zurückgelassen hat, auch wenn ich gern noch etwas mehr darüber gewusst hätte, wie die Zukunft von Elydor verlaufen wird.

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Veröffentlicht am 15.10.2021

Bilderbuchgeschichte ab 4 Jahren

Ich gehör dazu!
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Isabel und ihre Familie besitzen nicht viel, aber sie haben etwas ganz Wichtiges: einander. Als die Familie in einen anderen Stadtteil ziehen muss, ändert ich für das kleine Mädchen einiges. Rausgerissen ...

Isabel und ihre Familie besitzen nicht viel, aber sie haben etwas ganz Wichtiges: einander. Als die Familie in einen anderen Stadtteil ziehen muss, ändert ich für das kleine Mädchen einiges. Rausgerissen aus ihrer gewohnten Umgebung wird sie von vielen übersehen und ignoriert. Und obwohl sie sich so allein fühlt, ist sie nicht allein, denn es gibt noch viele wie sie: die Unsichtbaren. Gemeinsam können sie allerdings viel bewegen und sich ihr Leben, auch ohne Reichtum schön gestalten.

Diese Bilderbuchgeschichte kommt mit wenigen Worten aus und lebt durch die unglaublich tollen Illustrationen, die mir richtig gut gefallen haben und intensiv mit durch die Geschichte nehmen. Isabel lebt in Armut und doch hat sie etwas ganz Bedeutendes: ihre Familie, die sie liebt und für sie da ist. Das Buch ist ab 4 Jahren und soll den Kleinsten zeigen, dass Geld allein nicht alles ist und dass jeder dazu gehört, egal ob er ein Handicap hat, ob er Geld hat oder nicht, egal wo er lebt und was er kann. Und vor allem kann man auch gemeinsam viel erreichen und etwas bewegen. Sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen, ist wichtig. Jeder gehört in der Gesellschaft dazu, auch wenn man sich manchmal nicht beachtet fühlt oder unsichtbar. Und geht es einem selbst nicht manchmal auch so, dass man andere zunächst nicht sieht, bis man sie sich bewusst macht?
Wäre das Buch für ältere Kinder, so würde mir auf jeden Fall einiges fehlen, denn am Ende der Geschichte bleiben die Armen, die Unsichtbaren, unter sich und werden im Grunde nicht in die Gesellschaft integriert und dennoch ist es ein hoffnungsvolles Ende, da es zeigt, dass auch die, die nicht viel haben, zusammen etwas schaffen und erreichen können. Und es ist eine Bildergeschichte, die eben darauf aufmerksam macht, dass es nicht allen gut geht, dass nicht alle ein schönes, warmes zu Hause haben, in dem es reichlich Spielzeug und andere Dinge gibt. Armut, auch bei Kindern, ist ein wichtiges Thema und ich finde es gut, dass darauf aufmerksam gemacht wird, auch schon bei den Kleinen, für die das Buch empfohlen wird. Ältere Leser*innen werden aber intensiver über das Thema nachdenken und dabei eben feststellen, dass es hier doch noch etwas einseitig beleuchtet ist und es keine komplette Integration in die Gesellschaft gibt, dass die Schichten eben doch wieder unter sich bleiben und längst nicht alles gut läuft.

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Veröffentlicht am 10.10.2021

(Hörbuchrezension) gelungener Abschluss der Dilogie

Das Reich der Schatten, Band 2: His Curse So Wild (High Romantasy von der SPIEGEL-Bestsellerautorin von "One True Queen")
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Achtung: zweiter und finaler Band der Dilogie! Vorwissen zum Hören erforderlich. Meine Rezension kann kleine Spoiler in Bezug auf den ersten Band enthalten.

Nach Laires Ausflug ins Reich der Daema hat ...

Achtung: zweiter und finaler Band der Dilogie! Vorwissen zum Hören erforderlich. Meine Rezension kann kleine Spoiler in Bezug auf den ersten Band enthalten.

Nach Laires Ausflug ins Reich der Daema hat sich einiges verändert und das nicht nur für sie. Nicht alle können seitdem in eine rosige Zukunft schauen, manche mussten schwere Opfer bringen, sind enttäuscht, verletzt oder gar verzweifelt. Besonders für Laire und Alaric ist nichts mehr, wie es zuvor gewesen ist und nun stehen neue Herausforderungen an, die kaum zu meistern scheinen. Rachegedanken, Wut, Frustration, tiefsitzender Schmerz und schwer zu kontrollierende Gegenspieler machen allen das Leben schwer und die Zukunft des gesamten Reiches wird immer ungewisser…

Nach dem Cliffhanger am Ende des ersten Bandes, der noch mal vieles durcheinander gewirbelt hat, war ich sehr gespannt, wie es nun weitergehen würde. Kurz vor Schluss hatte sich für einige der Figuren erneut alles geändert. Innerhalb des Buches gibt es kleine Rückblenden, Erinnerungen an geschehene Ereignisse und Hinweise auf die vorausgegangene Handlung, vor allem auf die wichtigen Wendungen. So kann man kleine Erinnerungslücken gut füllen und ich empfand diese Passagen als gut in das Gesamtgeschehen eingebunden. Es wirkte nicht zu ausgedehnt oder langatmig. Häufig waren die Informationen auch nützlich, um das aktuelle Geschehen voranzutreiben bzw. die Zusammenhänge zu den derzeitigen Erlebnissen wieder herzustellen und damit sehr passend platziert.

Obwohl man schon Vieles von der komplexen Welt erfahren hat, gab es noch weitere, neue Aspekte, die man nun entdecken konnte. Die Reiche mit ihren unterschiedlichen Schauplätzen sind sehr bildhaft und anschaulich beschrieben. Besonders die Vielfalt der Handlungsorte, der Wesen und der verschiedenartigen Magie haben mir richtig gut gefallen. Als Leser oder Hörer kann man in eine sehr fantasievolle, facettenreiche Welt eintauchen, in der es an jeder Ecke etwas Neues zu entdecken gibt.

Der Stil des zweiten Bandes war sehr ähnlich, wie im ersten Buch. Man begleitet im Verlauf verschiedene Figuren, den Großteil der Zeit erlebt man die Geschehnisse jedoch aus Laires Perspektive. Daher ist man auch am intensivsten in der Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonistin, die sich erneut zahlreichen Herausforderungen stellen muss. Auch wenn sie ein paar treue Gefährten hat, ist sie auch immer wieder auf sich allein gestellt, weil die Freunde sich trennen müssen oder weil nur Laire selbst die anstehende Entscheidung treffen kann. Im Verlauf des Buches wird ihre Gefühlswelt ebenfalls mehrfach durcheinander gewirbelt. Herz, Verstand und die Gedanken an die Zukunft der Welt kämpfen in ihr um die Vorherrschaft.
Durch die Einblicke bei den anderen Charakteren erhält man einen umfassenderen Blick auf die Handlung und erfährt, was in den parallel laufenden Strängen passiert. Damit setzt sich das Gesamtgeschehen gut zusammen, ohne dass man zu viel vorweggenommen bekommt. So kann man auch einige der Figuren etwas besser einschätzen und ihren ganz persönlichen Weg gut mitverfolgen. Einer der Stränge hätte für mich allerdings noch etwas mehr thematisiert werden können. Für mich persönlich ist das etwas zu kurz gekommen, allerdings gibt es auch zahlreiche „Baustellen“ innerhalb der Geschichte, die bearbeitet werden müssen.

Insgesamt hat mir die Hörbuchumsetzung gut gefallen. Ich fühlte mich trotz all der unterschiedlichen Schauplätze und der wechselnden Perspektiven gut mitgenommen. Anpassungen in der Tonlage und Sprechweise sorgen dafür, dass man die Figuren gut voneinander unterscheide kann. Zusätzliche Orientierung bieten die Namen, die zu Beginn jedes Kapitels zeigen, mit wem man als nächstes unterwegs sein wird. Besonders gefallen haben mir die beschreibenden Passagen, in denen die facettenreiche Welt lebendig dargestellt wird. Bei den emotionalen Szenen fehlte mir hingegen teilweise etwas die Intensität. Zwischendurch ist mir da ein wenig was auf der Strecke geblieben und ich habe nicht gespürt, was verbal vermittelt wurde. Vor allem zum Ende der Geschichte, als die Handlung nochmals turbulenter und dramatischer wird, gab es jedoch auch Abschnitte, die ich sehr gelungen gelesen fand und in denen die Anspannung, Verzweiflung und Hoffnung gut deutlich wurde.
Fazit

Im Buch gibt es verschiedene, turbulente, rasante Passagen mit großen Herausforderungen, neuen Schwierigkeiten, düsteren Überraschungen, kleinen Wundern und auch immer wieder mit verschiedenartiger Magie. Die bunte Mischung der unterschiedlichen Elemente in der abwechslungsreichen Welt hat mir gut gefallen. Auch die Emotionen der einzelnen Charaktere spielen immer wieder eine Rolle, werden durcheinander gewirbelt, teilweise jedoch auch auf eine gute Weise. An diesen Stellen ist für mich in der Hörbuchumsetzung zwischendurch ein bisschen was an Gefühl auf der Strecke geblieben. Einige der Dialoge wirkten nicht ganz so intensiv und dynamisch, wie ich es im ersten Band beim Lesen wahrgenommen hat. Alles in allem auf jeden Fall ein gelungener, ereignisreiche Abschluss der Dilogie, in dem noch mal einiges los war.

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