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Veröffentlicht am 23.01.2022

Ein fein gesponnener Psychothriller über Korruption, Gewalt und falsche Freunde

Wenn du mir gehörst
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Phil McCarthy hat ihren Wunsch, eine Polizistin zu werden in die Tat umgesetzt. Nach einem Jahrgangsbestenabschluss arbeitet sie bei der Metropolitan Police und glaubt fest daran, der Gerechtigkeit zu ...

Phil McCarthy hat ihren Wunsch, eine Polizistin zu werden in die Tat umgesetzt. Nach einem Jahrgangsbestenabschluss arbeitet sie bei der Metropolitan Police und glaubt fest daran, der Gerechtigkeit zu dienen. Doch als sie zu einem häuslichen Streit gerufen wird, muss sie erfahren, dass es nicht so ist. Denn Phil nimmt einen hochkarätigen Detective von Scotland Yard fest, der seine Geliebte schwer misshandelt hat und wird vom Dienst suspendiert. Deshalb stellt sie heimlich weitere Nachforschungen an, spricht mit der Geliebten, die schon bald ihre beste Freundin wird und hilft der betrogenen Ehefrau, vor dem gewaltbereiten Mann zu fliehen. Und die ganze Zeit über merkt sie nicht, wie toxisch ihre Beziehung zu der neuen Freundin Tempe ist, bis es ein erstes Mordopfer gibt.

„Wenn du mir gehörst“ ist ein fein gesponnener Psychothriller über Korruption, Gewalt und falsche Freunde, in dessen Mittelpunkt Phil McCarthy steht. Eine junge Poliztistin, die sich trotz immenser Schwierigkeiten nicht verbiegen lässt. Aus einer Familie stammend, die auf unlautere Weise ihr Vermögen angehäuft hat, geht sie einen anderen Weg. Mit klaren moralischen Grundsätzen versieht sie ihren Dienst und muss erkennen, dass ihr genau das zum Verhängnis wird. Eine Erfahrung, die sie schwer trifft, an der sie aber auch wächst. Dabei ist sie nicht die Einzige, die ihre Ziele vehement verfolgt. Auch Tempe gibt alles dafür, ihre Interessen durchzusetzen, und schreckt auch vor verbrecherische Machenschaften nicht zurück.

Der Schreibstil ist angenehm flüssig und sorgt dafür, dass sich das Buch trotz anfänglich moderater Spannung wunderbar lesen lässt. Mit viel Tiefgang und Emotionen werden die verhängnisvollen Ereignisse erzählt und eine Sogwirkung entfacht, der nicht zu entkommen ist. Dabei gibt es einige Schwächen, die hin und wieder zutage treten und wenig förderlich für den Fortgang des Geschehens sind. Wie Handlungsstränge, die ins Stocken geraten, Szenen, deren Sinn fragwürdig ist oder Handlungsweisen, die abstrus und nicht nachzuvollziehen sind. Doch sieht man über diese hinweg oder schieb sie in die Kategorie - das Leben ist manchmal unberechenbar - imponiert die Geschichte der jungen Polizistin Phil McCarthy ungemein.

Fazit und Bewertung:
Voller Manipulationen und Täuschungen, mit vielen Wendungen und psychologischem Tiefgang präsentiert sich „Wenn du mir gehörst“ und nimmt den Leser auf eine emotional fesselnde Thrillerreise mit.

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 09.12.2021

Eine harmonische Freundschaft, die zum Alptraum wird.

Unter Freundinnen
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Die drei Freundinnen Melissa, Rachel und Jenny leben in dem kleinen Ort Dorset, wo sie jeder kennt und sie mit ihren Familien eine vertraute Gemeinschaft bilden. Doch an dem Tag, als Jenny bei einem Kajakausflug ...

Die drei Freundinnen Melissa, Rachel und Jenny leben in dem kleinen Ort Dorset, wo sie jeder kennt und sie mit ihren Familien eine vertraute Gemeinschaft bilden. Doch an dem Tag, als Jenny bei einem Kajakausflug stirbt, wendet sich das Blatt. Plötzlich zieht Misstrauen in ihr Leben ein, während ein Geheimnis nach dem anderen ans Tageslicht tritt. Uns schon bald entsteht der Verdacht, dass Jennys Tod kein Unfall war und einer ihrer Freunde etwas darüber weiß. Deshalb nimmt auch die Kriminalpolizei die Ermittlungen auf und stochert, ohne Rücksicht zu nehmen, in ihrer aller Leben herum. Ein Desaster, das kein Ende nehmen will und der ganze Ort schaut voller Häme zu, wie die einst beliebte Clique an ihren Lügen zerbricht.

„Unter Freunden“ ist ein geschickt erdachter und zum Ende hin immer spannender werdender Roman, der sich anfangs mit ganz alltäglichen menschlichen Verhaltensweisen auseinandersetzt. So lernt der Leser die drei Freundinnen Melissa, Rachel und Jenny und ihre Familien besser kennen, erfährt, wie ihre Kindheit und ihre Jugend verlaufen ist und welche Umstände zu ihrem engen Bündnis führten. Eine beneidenswerte Verbundenheit, die erste Risse bekommt, als der geplante Kajakausflug ohne eine der Freundinnen stattfinden soll. Von diesem Moment an, gibt es kein Halten mehr. Das Unglück geschieht und die Handlung entwickelt sich undurchsichtig und abwechslungsreich.

Der Schreibstil ist flüssig. Die Handlung wird aus verschiedenen Sichten heraus erzählt und um Rückblicke in die Vergangenheit ergänzt. Dazu kommen die Klatschbasen des Ortes in kurzen Einschüben zu Wort und das Fortschreiten der Ermittlungen wird in allen Einzelheiten nachvollziehbar dargestellt. Und obwohl manche Handlungsweisen der Figuren nur schwer nachzuvollziehen sind und Beziehungen untereinander sehr oberflächlich erscheinen, unterhält die gelungene Kombination aus Familientragödie, Klatschroman und Krimi ungemein. Die Auflösung, was an dem verhängnisvollen Nachmittag wirklich geschehen ist, erfährt der Leser erst zum Schluss, wird aber noch einmal ordentlich überrascht.

Fazit:
Ein Roman, dessen anfängliche Harmonie zu einem Alptraum wird und der voller Rätsel und Geheimnisse steckt.

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Veröffentlicht am 05.12.2021

Ein psychologisch ausgefeilter Roman, der tief in das Seelenleben eines zwiegespaltenen Menschen blicken lässt.

Im Versteck
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Der erfolgreiche Werbefotograf Paul Börger kauft sich in der Toskana ein Haus, um von nun an in völliger Abgeschiedenheit zu leben. Zu schwer wiegt seine Vergangenheit, in der er Schlimmes durchmachen ...

Der erfolgreiche Werbefotograf Paul Börger kauft sich in der Toskana ein Haus, um von nun an in völliger Abgeschiedenheit zu leben. Zu schwer wiegt seine Vergangenheit, in der er Schlimmes durchmachen musste und selbst zum Verbrecher geworden ist. Doch das heruntergekommene Anwesen in den Bergen bietet ihm nicht die Ruhe und Einsamkeit, die er braucht, um seinen unstillbaren Trieben zu entfliehen. Als kurze Zeit später ein 8-jähriges Mädchen spurlos verschwindet, gerät Paul unter Verdacht, dafür verantwortlich zu sein. Hat er die kleine Viola umgebracht oder gibt es eine ganz andere Erklärung dafür, dass sie nach einem geplanten Schwimmausflug, nicht nach Hause zurückgekommen ist?

„Im Versteck“ ist ein psychologisch ausgefeilter Roman, der tief in das Seelenleben eines zwiegespaltenen Menschen blicken lässt. Denn zum einen ist der Werbefotograf Paul Börger in seinem Job brillant, sieht ungemein gut aus und weiß, wie er Menschen für sich gewinnen kann. Schaut man aber tief in ihn hinein, lauert dort eine unsichtbare Gefahr. Eine dunkle Seite, die immer dann an die Oberfläche tritt, wenn er alleine mit kleinen Mädchen ist. Niemand von seinen Kollegen und Freunden weiß davon. Auch sein engster Vertrauter, sein Mitbewohner Donnie ist ahnungslos. Deshalb zieht er die Reißleine und kämpft mit allen Mitteln gegen das immer wieder aufflammende Begehren an.

Sabine Thiesler ist eine wunderbare Autorin. Sie versteht es, Figuren und Handlungen so zu beschreiben, dass sie plastisch und greifbar in Erscheinung treten. Dadurch haucht sie ihren Geschichten viel Leben ein, wobei diesmal ein entscheidender Aspekt fehlt. Es gibt zu wenig Überraschungen in der Story und darunter leidet auch die von ihr gewohnte Unvorhersehbarkeit. Viel zu zeitig wird die Neigung des renommierten Fotografen offenbart, wird sein Kampf gegen sich selbst und seine Dämonen dargestellt und anschließend sein Versagen. Dafür aber ist der erklärende Rückblick in die Vergangenheit interessant, in dem der Leser beobachten kann, welche unrühmliche Rolle Pauls Mutter spielt und wie ihr kleiner Sohn nur verlieren kann.

Fazit und Bewertung:
Ein bewegendes Buch, das eher ein Roman, als ein Thriller ist und auch ohne durchgängigen Spannungsbogen zu fesseln vermag.

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Veröffentlicht am 23.10.2021

Ein subtiler Thriller mit Sogwirkung

Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen
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Auf einem Londoner Hausboot wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden, der brutal ermordet worden ist. Erste Ermittlungen führen die Kriminalbeamten zu Laura, die sich nach einem One-Night-Stand mit ...

Auf einem Londoner Hausboot wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden, der brutal ermordet worden ist. Erste Ermittlungen führen die Kriminalbeamten zu Laura, die sich nach einem One-Night-Stand mit dem Toten gestritten hat. Doch nicht nur sie steht unter Verdacht, etwas mit dem Mord zu tun zu haben. Auch eine neugierige Nachbarin und die Tante des Opfers geraten schnell in das Visier der Ermittler, da jede von ihnen in der Nähe war. Und während eine Lüge nach der anderen enttarnt werden kann, nimmt ein verhängnisvoller Rachefeldzug seinen Lauf.

„Wer das Feuer entfacht – Keine Tat ist je vergessen“ ist ein subtiler Thriller, der von Britta Steffenhagen mit viel Gespür für drei völlig unterschiedlichen und der Tat verdächtigen Frauen gelesen wird. Da ist zum einen Laura, die ihren Teilzeitjob in einem Waschsalon kurz nach dem Mord verliert und deren sperrige und labile Art gut nachvollziehbar zum Ausdruck kommt. Zum anderen lernt der Hörer Miriam kennen, eine gut betagte Nachbarin, die regelmäßig beobachtet, was um sie herum geschieht. Und zu guter Letzt spielt die Tante des Toten eine Rolle, die von Beginn an undurchsichtig erscheint und vor kurzem erst, einen weiteren Angehörigen verloren hat.

Die Handlung wird durch ein geschickt gestricktes Geflecht aus Geheimnissen, vergangenem Unrecht und dem Wunsch nach Vergeltung geprägt und birgt eine ganze Reihe an Motiven und Verdachtsmomenten in sich. Dadurch bewegt sich die Spannung auf einem guten Level, weil immer wieder etwas Neues geschieht, mal die eine und mal die andere Person verdächtigt wird und die Ermittlungen Unerwartetes offenbaren. Zudem kochen die Emotionen hoch und gefährliche Momente gibt es auch. Ein gut durchdachter Plot, der tief in das schicksalhafte Leben aller Beteiligten blicken lässt und bis zum Schluss die Identität des Mörders nicht verrät.

Fazit und Bewertung:
Ein subtiler Thriller mit Sogwirkung und einem Verdächtigentrio, das sich nicht gerne in die Karten blicken lässt.

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Veröffentlicht am 16.10.2021

Eine amüsante, aber auch kritische Betrachtung unseres pandemiegeprägten Alltags

Die Wellenreiter
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Im ersten Coronaherbst ging es Wladimir noch gut. Seine Lesereisen fanden mit Maske, Desinfektionsmittel und Abstand statt. Gefährdeten Städte schaffte er, zu verlassen, bevor sie zum Risikogebiet erklärt ...

Im ersten Coronaherbst ging es Wladimir noch gut. Seine Lesereisen fanden mit Maske, Desinfektionsmittel und Abstand statt. Gefährdeten Städte schaffte er, zu verlassen, bevor sie zum Risikogebiet erklärt worden sind. Und die ihm drohende Quarantäne bezwang er mühelos. Doch irgendwann war auch seine Glückssträhne vorbei. Plötzlich schaute Wladimir vom heimischen Wohnzimmer zu, wie der Kampf gegen die unsichtbare Virenbedrohung immer verrückter wurde und das ganze Land in einen kontaktarmen Winterschlaf verfiel.

Bereits in der „verlorene Sommer“ hat Wladimir Kaminer den Alltag der Coronauten beschrieben und ist dabei mit viel Witz und Herz zu Werke gegangen. Diesmal setzt er noch eine Schippe drauf und berichtet von Infektionszahlen und Hygienekonzepten, von Impfpriorisierungen und Anwesenheitsdokumentation. Und wie es ist, nicht mehr niesen zu dürfen, ohne gleich ein Aussätziger zu sein. Ein Kampf wie David gegen Goliath. Nur, dass neben einst gut funktionierenden Familien auch ganze Brachen in den Ruin getrieben werden, in der Hoffnung, den unsichtbaren Feind besiegen zu können.

Mit einer guten Beobachtungsgabe, dem Gespür für erzählenswerte Details und einer ordentlichen Portion Humor gelingt es Wladimir Kaminer, die Änderungen in unserem pandemiegeprägten Leben so darzustellen, dass sich jeder in seinen Geschichten wiederfindet. Sei es als Hypochonder, der sämtliche Coronasymptome durchlebt, in der heimischen Küche bei Homeoffice und Onlineunterricht oder in der Rolle des folgsamen Bürgers, der in der Öffentlichkeit brav den rot markierten Pfeilen folgt.

Fazit und Bewertung:
„Die Wellenreiter: Geschichten aus dem neuen Deutschland“ ist eine amüsante, aber auch kritische Betrachtung unseres pandemiegeprägten Alltags, in dem ein Lockdown den nächsten jagt und die Coronastatistik die Nachrichten bestimmt.

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