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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2022

Ein Märchen, das etwas unter seinen Längen leidet

Die sechs Kraniche (Die sechs Kraniche 1)
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3,5 Sterne | Pluspunkte: Charakterentwicklung, märchenhafter Erzählstil | Minuspunkte: auftretende Längen

Was soll ich sagen – irgendwie hatte ich mir von „Die Sechs Kraniche“ mehr erhofft. Dabei war ...

3,5 Sterne | Pluspunkte: Charakterentwicklung, märchenhafter Erzählstil | Minuspunkte: auftretende Längen

Was soll ich sagen – irgendwie hatte ich mir von „Die Sechs Kraniche“ mehr erhofft. Dabei war es nicht schlecht, definitiv nicht. Es hatte in meinen Augen viele starke Punkte, aber eben auch welche, die es mir schwer gemacht haben. Bevor ich genauer darauf eingehe, hier was zum Inhalt:

In Kiata ist Magie verboten, weshalb Prinzessin Shiori ihre Kräfte immer versteckt hat. Doch ein einziger Fehltritt verändert alles: Shioris Stiefmutter verbannt sie, verwandelt ihre Brüder in Kraniche und belegt sie mit einem Fluch, der besagt, dass bei jedem Laut, der Shioris Lippen verlässt, einer von ihnen stirbt. Verzweifelt macht sich Shiori auf die Suche nach einer Möglichkeit, den Fluch zu brechen und ihre Heimat zu beschützen.

Elizabeth Lim hat einen Schreibstil, der sich sehen lassen kann. Mit ihren wohlgesetzten Worten hat sie für mich eine magische und märchenhafte Atmosphäre geschaffen, die wahrlich einzigartig war, ohne kompliziert zu werden. Am Anfang war ich skeptisch, wie man ein ganzes Buch mit einer Protagonistin füllen soll, die selbst nicht sprechen darf, aber tatsächlich hat mich das nicht einmal gestört. Shiori führte wunderbare innere Monologe, die ihre Gedanken und Gefühle greifbar machten. Auch kam die Kommunikation mit der Außenwelt durch Kiki, einen magischen Papierkranich, den man wohl ohne Umschweife als heimlichen Star des Buchs beschreiben kann, nicht zu kurz. Es hat mich wirklich beeindruckt, wie nachvollziehbar und gelungen Elizabeth Lim diesen Teil der Geschichte umgesetzt hat.
So weit so gut: Ein interessanter Grundplot, ein magischer Schreibstil und die herausragende Umsetzung eines Punkts, dem ich zunächst skeptisch gegenüberstand. Wo zur Hölle sind dann die fehlenden 1,5 Sterne hin?! Ich verrate es euch angepinnt in den Kommentaren:
Sie sind den Längen zum Opfer gefallen. Denn auch, wenn mir die Geschichte an sich wirklich Spaß gemacht hat, hatte sie für mich viel zu wenig Tempo. Ich kam in keinen Sog, musste mich stellenweise wirklich aufraffen weiterzulesen. Mir fehlten einfach der nennenswerte Spannungsbogen und das Gefühl, von der Geschichte mitgerissen zu werden. Stattdessen dümpelte ich eher durch die Seiten, wartete sehnsüchtig darauf, endlich final überzeugt zu werden und zum epischen Teil der bisher schönen Erzählung zu kommen. Leider hat der für mich nicht eingesetzt. Es gab einzelne Szenen, die dahingehend stärker waren, aber meist waren sie schnell wieder vorbei. Auch waren die Plot Twists in meinen Augen an sich zwar gut gewählt, aber irgendwie zu lasch umgesetzt. Auch bei ihnen hatte ich schlichtweg das Gefühl, dass ihr Effekt so schnell wieder unter den Tisch gefallen ist.
Zum Abschluss kann ich nur sagen, dass ich das Buch wirklich nicht schlecht fand – vielleicht habe ich nur mit etwas anderem, etwas mehr gerechnet. Vielleicht war es nicht ganz der richtige Zeitpunkt. So oder so freue ich mich aber auf Band 2, auch wenn der Auftakt für mich Schwächen hatte.

Veröffentlicht am 23.01.2022

Ein spannendes Thema, aber hier und da fehlte mir etwas.

Memories of Summer
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3,5 Sterne | Pluspunkte: Grundlegendes Konzept; Gefühlsebene | Minuspunkte: Handlungsebene | TW: (psychische) Krankheiten, Tod

Erinnerungen spenden, um Menschen zu helfen, die an Depressionen erkrankt ...

3,5 Sterne | Pluspunkte: Grundlegendes Konzept; Gefühlsebene | Minuspunkte: Handlungsebene | TW: (psychische) Krankheiten, Tod

Erinnerungen spenden, um Menschen zu helfen, die an Depressionen erkrankt sind, und nebenher die Haushaltskasse aufbessern; das ist Mikas Leben. Für ihn ist nichts dabei, bis er Lynn trifft. Sie kennt ihn noch aus Kindheitstagen, während er sich nicht mehr an sie erinnern kann. Mika wird dazu herausgefordert, sich mit seinem eigenen Leben auseinandersetzen, was immense Folgen hat – und das nicht nur für ihn.

„Memories of Summer“ glänzt mit einer emotionalen Ebene, die wahrlich überzeugend ausgearbeitet ist. Sei es die Dynamik der Familie des Protagonisten, die Beziehung zu Lynn oder die Auseinandersetzung mit wirklich schwierigen Themen. All das verwebt Janna Ruth mit einer Geschichte, der ich in dieser Form noch nie begegnet bin. Das umrissene Szenario ist fesselnd und regt zum Nachdenken an, hat mich auch während der Lesepausen sowie über das Ende des Buchs hinaus beschäftigt. Ich habe ganz automatisch damit begonnen, mich mit mir selbst auseinanderzusetzen und mich zu fragen, wie ich mich verhalten hätte – kein Wunder, bei den wichtigen Aspekten, die hier auf ehrliche und sensible Weise angesprochen werden!
Allerdings konnte mich das Buch trotzdem nicht gänzlich überzeugen. Der Fokus lag eindeutig auf Mika und Lynn – weshalb wohl auch die Emotionen so gut transportiert werden konnten. Leider sind dadurch aber auch Punkte hinten rüber gefallen, die mich brennend interessiert hätten. Solch ein spannendes Konzept birgt so viele Möglichkeiten für gesellschaftliche Entwicklungen und ähnliches, dass der Blick über den Tellerrand hinaus meiner Meinung nach noch mehr Tiefe hätte schaffen können sowie der Geschichte gerade zu Anfang etwas mehr Schwung hätte geben können. Speziell das Ende hätte für mein Empfinden noch etwas breiter aufgearbeitet werden können, um wirklich rund zu sein.
Trotzdem gibt’s eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 17.10.2021

Vielleicht liegt's an der Übersetzung...?

Erbe der sieben Inseln
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3,5 Sterne | Pluspunkte: Charaktere; Weltenbau | Minuspunkte: Schreibstil, Plotverwirrungen

Spoiler Band 1! An der Seite von Amora kehren wir nach Visidia zurück. Sie hat ihren Platz auf dem Thron angetreten, ...

3,5 Sterne | Pluspunkte: Charaktere; Weltenbau | Minuspunkte: Schreibstil, Plotverwirrungen

Spoiler Band 1! An der Seite von Amora kehren wir nach Visidia zurück. Sie hat ihren Platz auf dem Thron angetreten, doch ihr Volk hat wenig Vertrauen in sie. Der Fluch, der ihre Magie geraubt hat und die Beziehung zu Bastian überschattet, erschwert die Sicherung ihres angeschlagenen Königreichs zusätzlich und stellt Amora schließlich vor eine grausame Wahl...

Fangen wir mit dem an, was mir gefallen hat: Die Kombination der verschiedenen Charaktere! Ich habe es geliebt, der alten Truppe erneut zu begegnen und es hat nicht lange gedauert, bis ich das Gefühl für ihre Dynamik zurückgewonnen hatte. Schon in Band 1 ist mir positiv aufgefallen, wie die Beziehungen zwischen den Charakteren gestrickt wurden, und meiner Meinung nach hat sich das in Band 2 fortgesetzt. Darüber hinaus fand ich es wunderbar, mehr über die verschiedenen Inseln und ihre Bewohner*innen zu erfahren. Auch die gesellschaftlichen sowie politischen Konflikte und Amoras innerliche Zerissenheit empfand ich als gut eingearbeitet. Der Plot hatte für mich aber dennoch kleinere Schwächen, war gleichzeitig vorhersehbar wie etwas instabil, weshalb ich manchmal Probleme hatte, ihm zu folgen.
Auch der Schreibstil hat es mir nicht immer leicht gemacht. Während er an manchen Stellen wunderbar bildhafte Beschreibungen hervorgebracht hat, waren andere Sätze außerordentlich holprig formuliert, brachten auffällige Wortwiederholungen oder Fehler mit sich. Diese Aspekte würde ich weniger dem Buch an sich zuschreiben, als der Übersetzung oder dem Lektorat und Korrektorat - was ich sehr schade finde. Ich glaube, da wurde Potential verschenkt. Allerdings habe ich das Buch nur auf Deutsch und nicht in der Originalsprache gelesen, sodass es sich in Bezug teilweise um Vermutungen handelt. Normalerweise würde ich das auch nicht erwähnen - kleinere Fehlermengen sind meiner Meinungen nach normal, aber hier hat es mich tatsächlich mehrmals den Lesefluss gekostet.

Veröffentlicht am 25.07.2021

Beschwingtes Buch für zwischendurch!

Energiewandler-Chroniken / Lichtherz
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3,5 Sterne | Pluspunkte: Angenehmer Schreibstil; Hauptcharaktere | Minuspunkte: Teilweise recht vorhersehbar; widersprüchlich
Yukiko war sich immer sicher, dass alles Übernatürliche nur erfunden ist, doch ...

3,5 Sterne | Pluspunkte: Angenehmer Schreibstil; Hauptcharaktere | Minuspunkte: Teilweise recht vorhersehbar; widersprüchlich
Yukiko war sich immer sicher, dass alles Übernatürliche nur erfunden ist, doch dann stolpert sie zusammen mit ihrem besten Freund Toby über den charmanten Bonnie – und ab da wird ihr gesamtes Leben auf den Kopf gestellt. Es folgt ein gefährliches Abenteuer voller Magie, alten Geheimorden und fragwürdigen Gestalten.
Evelyne Aschwanden hat mit „Lichtherz“ auf jeden Fall bewiesen, dass sie schreiben kann. Der erste Teil der „Energiewandler-Chroniken“ überzeugt mit schnellem Erzähltempo, anhaltender Spannung und trotzdem greifbaren Charakteren. Mir hat es gut gefallen, dass die Autorin es geschafft hat, vor allem ihren Protagonist*innen solch unterschiedliche Persönlichkeiten zu geben, welche allesamt Schwächen und Stärken mit sich brachten. Speziell Yukiko hat mir mit ihrer sarkastischen Art sehr gut gefallen – für mich hat das der Geschichte nochmal einen zusätzlichen Schwung gegeben. Trotzdem muss ich gestehen, dass speziell der romantische Teil der Erzählung für mich nicht wirklich greifbar war und mir dahingehend der Tiefgang fehlte. Platonisch harmonierten die Love Interests in meinen Augen gut zusammen, aber die romantischen Gefühle kamen nur bedingt bei mir an.
Außerdem war ein großer Teil der Storyline für mich recht vorhersehbar. Speziell die geplanten Twists habe ich früh erahnt. Die Spannung hat in meinen Augen zwar nicht darunter gelitten, weil ich trotzdem permanent durch die Seiten geflogen bin, aber ich hätte mir trotzdem dann und wann eine größere Überraschung gewünscht. Weiterhin erschienen mir einzelne Aspekte oder Problematiken verhältnismäßig „einfach gelöst“ und dadurch widersprüchlich aufbereitet.
Alles in allem war „Lichtherz“ für mich definitiv eine Abendbeschäftigung, die mich gut unterhalten hat und die ich als beschwingtes, mitreißendes Buch für zwischendurch empfehlen kann!

Veröffentlicht am 10.01.2021

Gemischte Gefühle

Eve of Man (2)
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[SPOILER BAND 1] Mit „Die Rebellin“ konnte ich endlich erneut in die dystopische Welt von „Eve of Man“ eintauchen. Und das bedeutet so viel wie: In eine Zukunft, in der die Technik weite Schritte nach ...

[SPOILER BAND 1] Mit „Die Rebellin“ konnte ich endlich erneut in die dystopische Welt von „Eve of Man“ eintauchen. Und das bedeutet so viel wie: In eine Zukunft, in der die Technik weite Schritte nach vorn gemacht hat, die Erde aber leidet – und mit ihr die meisten Menschen. Mittendrin befindet sich Eve, die es geschafft hat, dem unterdrückenden Gefängnis ihres bisherigen Lebens zu entkommen. Doch als letzte Frau der Menschheit werden ihre Verfolger alles tun, um sie zurückzubekommen. [SPOILER ENDE]
Einige Aspekte, die die Geschichte rund um Eve mit sich bringt, sind bereits aus anderen dystopischen Erzählungen bekannt – allerdings längst nicht alle. Der zweite Teil von „Eve of Man“ glänzt erneut mit dem Einfallsreichtum von Giovanna und Tom Fletcher, welcher mir immer mal wieder einen kalten Schauer über den ganzen Körper geschickt hat. Zwischendurch war es mir allerdings fast etwas zu viel. Die daraus resultierende Spannung kann aber natürlich nicht von der Hand gewiesen werden, auch wenn sie mich persönlich erst ab der Hälfte wirklich zu fassen bekam. Der Wiedereinstieg in die Geschichte fiel mir nämlich recht schwer, was aufgrund der Kürze des Buchs stärker ins Gewicht fiel, als es sonst vielleicht der Fall gewesen wäre. So fühlte sich das Ende für mich an, als hätte das Buch eigentlich gerade erst angefangen. Eigentlich umso erstaunlicher, dass mich die Emotionen in der Erzählung aber trotzdem so gut mitreißen konnten. Ich habe gelitten, geschwärmt, gehofft, gefeiert und gebangt. Es war wirkliche eine Gefühlsachterbahn, besonders das Ende, weshalb ich trotz meiner offensichtlich gemischten Eindrücke schon jetzt wirklich gespannt auf den dritten Teil bin. Und auch wenn ich einen Teil des Cliffhangers erwartet habe, bleibt er trotzdem das, was er ist: Ein Cliffhanger. Und was für einer!
Alles in allem kann ich also nur sagen: Ein emotionaler und spannender Mittelteil, der etwas schwächer ist als sein Vorgänger, aber einen wunderbaren Grundstein für das Finale legt. 3,5 Sterne von mir.