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Veröffentlicht am 01.12.2021

Das Haus der traurigen Frauen

Das Erbe der Blumenmalerin
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… wird das kleine Häuschen am Leuchtturm auf den Klippen von Madeira genannt, weil es den Bewohnerinnen, den Frauen der Familie Lanston, in allen Generationen Unglück zu bringen scheint.
1928 wird die ...

… wird das kleine Häuschen am Leuchtturm auf den Klippen von Madeira genannt, weil es den Bewohnerinnen, den Frauen der Familie Lanston, in allen Generationen Unglück zu bringen scheint.
1928 wird die Blumenmalerin Amelia dorthin abgeschoben, weil sie und ihre Schwester den gleichen Mann lieben.
1955 lebt Emma mit ihrer kleinen Tochter Grace hier. Sie ist verwitwet und das Geld wird immer knapper.
2012 sucht Laura dort Zuflucht. Auch sie hat vor kurzem ihren Mann verloren und damit den Halt im Leben. Schon immer haben die Zeichnungen ihrer Vorfahrin Amelias sie fasziniert und sie hofft, auf Madeira mehr über sie zu erfahren. Als sie in den Klippen eine Schatulle mit Briefen entdeckt, kommt sie einem ungeheuerlichen Familiengeheimnis auf die Spur, die sie zurück in ihre Heimat Cornwall führt …

Was gibt es besseres, als sich in diesen Zeiten und bei diesem Wetter auf eine schöne Insel zu träumen. Christiane Lind macht es ihren Leserinnen leicht, Madeira dank der farbenfrohen Beschreibungen förmlich vor sich zu sehen, die salzige Meeresluft im Gesicht und die rauen Felsen unter den Füßen zu spüren. Sie nimmt uns mit auf eine Reise durch fast 100 Jahre und 3 Generationen der Familie Lanston, vom Familiensitz Tristyans Manor in Cornwall über Madeira bis nach Paris und Amerika.
Doch nicht nur Madeira scheint den Frauen der Familie kein Glück zu bringen, auch in England lauern unglückliche Schicksale und dunkle Geheimnisse. Und nicht immer macht uns das, was wir uns wünschen, am Ende auch wirklich glücklich.

Amelia, Emma und Laura sind starke, selbstbewusste Frauen, die aus ihren Familien ausgebrochen sind, weil sie nicht so leben wollten, wie es für sie vorgesehen war, und Männer gewählt haben, die ihre Eltern nicht befürworteten. Sie sind ihren eigenen Weg gegangen, auch wenn der nicht immer leicht und oft mit großen Verlusten und Verzicht verbunden war.

Ich bin gern mit Laura auf die spannende Suche nach den zum Teil traumatischen Erlebnissen ihrer Vorfahrinnen gegangen, nur die die vielen Personen und Zeit- bzw. Ortssprünge waren etwas gewöhnungsbedürftig – mein Tipp, legt Euch beim Lesen einen Stammbaum an. Und auch wenn es mir an einigen Stellen etwas zu viel Drama war, kann ich „Das Erbe der Blumenmalerin“ allen Fans spannender Familiengeheimnisse empfehlen.

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Veröffentlicht am 15.11.2021

Das gallische Dorf

Rue de Paradis
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„… es ist ein Sturm. Ein fieser Sturm, sonst nichts. Wir haben schon schlimmere Sachen überstanden. … Wir schaffen das.“ (S. 14) sagt Philippe Deschamps, der Bürgermeister des kleinen Örtchens am Cap Ferret, ...

„… es ist ein Sturm. Ein fieser Sturm, sonst nichts. Wir haben schon schlimmere Sachen überstanden. … Wir schaffen das.“ (S. 14) sagt Philippe Deschamps, der Bürgermeister des kleinen Örtchens am Cap Ferret, in einer verhängnisvollen Nacht im März, als er das Dorf eigentlich evakuieren lassen soll. Aber dann würde herauskommen, dass die Häuser in der Rue de Paradies illegal in der Naturschutzzone gebaut wurden und er das möglich gemacht hat. Die Sturmflut lässt die Düne brechen und überflutet das Gebiet. Eine ältere Bewohnerin ertrinkt.
Mühsam bauen die Einwohner alles wieder auf. Doch ein halbes Jahr später kommt der Schock – auf Anweisung des Innenministeriums sollen alle Häuser in der Rue de Paradies abgerissen werden. Die Gefahr ist zu groß, dass sie bei der nächsten Sturmflut wieder absaufen. Alle Häuser? Nein, das des Bürgermeisters darf bleiben, weil es weiter oben steht. Die Emotionen kochen hoch. Commissaire Luc Verlain soll vermitteln und sie zur freiwilligen Umsiedlung überreden. Da kommt wieder ein Sturm auf, die Düne bricht ein weiteres Mal und der Bürgermeister wird ermordet. Abgeschnitten von der Außenwelt und auf sich allein gestellt, beginnt Luc noch in der Nacht, den Mord aufklären. Schnell stellt fest, dass der Tote viele Feinde hatte …

Alexander Oetker hat es geschafft, von Beginn an eine extrem dichte und bedrückende Atmosphäre zu schaffen und den Krimi in ein Kammerspiel zu verwandeln. Das liegt zum einen an der Lage des kleinen Örtchens, am Ende des Cap Ferret, zwischen dem Bassin d'Arcachon und dem Atlantischen Ozean. Und zum anderen an der Sturmflut, bei der man sofort die Bilder des Ahrtals vor Augen, die alles vernichtenden Wasser- und Schlammlawinen. Dann wird Luc zusammen mit den letzten Bewohnern auf engstem Raum eingeschlossen, das Wasser steigt, der Strom fällt aus, das Handynetz bricht zusammen. Von den ersten Gesprächen weiß er, dass alle ein Hühnchen mit dem Bürgermeister zu rupfen hatten. Er hatte ihnen gedroht, ihre dunkelsten Geheimnisse zu verraten, wenn sie nicht freiwillig gehen wollten. Und er wusste alles! Deschamps war ein smarter Typ, ein Menschenfänger der sein Gegenüber überzeugen oder einlullen konnte und damit erpressbar machte. Aber wer von ihnen hat jetzt die Nerven verloren oder die Gunst der Stunde genutzt, um ihn loszuwerden?

„Rue de Paradies“ ist bereits der fünfte Teil der Luc-Verlain-Reihe von Alexander Oetker, kann aber unabhängig von den ersten Bänden gelesen werden – wobei ihr da was verpassen würdet. Und obwohl ich diesmal relativ früh einen Verdacht bzgl. des Täters und Motivs hatte, hat es mich so gefesselt, dass ich das Buch am Stück bis kurz vor Mitternacht ausgelesen habe.
Neben dem wirklich spannenden Fall machen auch das gelungene Setting, die raue Küstenlandschaft, die landestypischen Gerichten und passenden Weine diese Reihe so perfekt für einen kriminellen Ausflug an Frankreichs Atlantikküste.

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Veröffentlicht am 13.11.2021

Die heimliche Königin Schwedens

Selma Lagerlöf - sie lebte die Freiheit und erfand Nils Holgersson
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„… wenn ich schreibe, dann passt zwischen die Welt und mich kein Blatt, dann bin ich nur noch eine dienende Hülle meiner Gedanken.“ (S. 32)
Selma Lagerlöf war eine Frau voller Widersprüche. Mit den Märchen, ...

„… wenn ich schreibe, dann passt zwischen die Welt und mich kein Blatt, dann bin ich nur noch eine dienende Hülle meiner Gedanken.“ (S. 32)
Selma Lagerlöf war eine Frau voller Widersprüche. Mit den Märchen, Sagen und Legenden ihrer schwedischen Vorfahren aufgewachsen, liebt sie alles Mystische und glaubt an die Trolle und Feen ihrer Heimat. Trotzdem strebt allem Neuen und Modernen zu, setzt sich für eine bessere Schulbildung, die Gleichberechtigung und das Frauenwahlrecht ein und liebt die Annehmlichkeiten moderner Technik. Sie war ein Vorbild für viele Frauen jeder Altersklasse und aus aller Herren Länder, erhielt und schrieb unzählige Briefe und unterstützte zeitlebens nicht nur ihre eigene Familie, sondern auch Freunde, Bekannte, ihre Angestellten und Bittsteller.

Charlotte von Feyerabend zeigt in ihrem Buch viel von Selmas privater Seite. Man kann ihr förmlich ins Herz und Hirn sehen, ist bei den Entstehungsprozessen ihrer berühmtesten Werke dabei und den Dramen, die die beiden Frauen ihres Lebens mit- und gegeneinander ausfechten.
Selma war schon immer anders, hielt sich nie für hübsch, wollte bereits als Kind ein Mann sein, der schöne Frauen lieben darf, und hinkte (wahrscheinlich aufgrund einer Kinderlähmung). Doch sie hat sich deswegen nie einschränken lassen, machte ihr Leben lang Gymnastik, reiste viel und las alles, derer sie habhaft werden konnte, um sich universell zu bilden.

„Kontrolle war eins ihrer Lebensmottos, neben dem starken Willen und dem Fleiß.“ (S. 13) Die Autorin zeichnet das Bild einer pflichtbewussten und disziplinierten Frau voller Träume und Ideen, die um ihre Unabhängigkeit von Männern und ihrem Brotberuf (sie war Lehrerin) kämpfte. Sie zeigt Selmas Ringen um Ideen und Anerkennung – auch monetäre (!), denn sie muss immer wieder auf ihr (Urheber-)Recht und eine angemessene Bezahlung drängen.
Auch die Dreiecksbeziehung zwischen Selma und ihren beiden Gefährtinnen wird sehr respektvoll beschrieben, obwohl da wohl ganz schön die Fetzen geflogen sind. Ich habe Selma für ihren Mut bewundert, im Rahmen ihrer Möglichkeiten (Geld, gesellschaftliche Normen etc.) so zu leben, wie sie wollte. Zudem hat mich fasziniert, dass sie es wirklich geschafft hat, dass vom Vater durch Schulden verlorene Hofgut der Familie wieder zu erwerben und aufzubauen, und damit den Menschen der Umgebung Arbeit zu geben. Sie hat immer versucht, anderen zu helfen und machte sich auch gegen die Nationalsozilisten stark.

Der sehr poetische, etwas ausschweifende und bildliche Erzählstil erinnert an den Selmas und lässt Land und Leute zu ihrer Zeit lebendig werden, machte es mir aber z.T. etwas schwer, der Handlung zu folgen. Ich hätte mir an einigen Stellen auch noch mehr Details und Fakten gewünscht (z.B. über das Buch Nils Holgersson, das ja eigentlich als Schulbuch konzipiert war, und ihren gleichnamigen Adoptivsohn), aber da nur Fragmente ihres Lebens erzählt, einiges nur angerissen wird und zum Teil sehr große Zeitsprünge in der Handlung sind, was das wahrscheinlich nicht möglich.

Trotzdem ist „Selma Lagerlöf - sie lebte die Freiheit und erfand Nils Holgersson“ eine sehr empfehlenswerte Romanbiographie über eine beeindruckende Frau.

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Veröffentlicht am 18.10.2021

Zwei Iren gehen in eine Bar …

Heimweh
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New York 2012: Ein Mann will in einer Bar seinen Kummer ersäufen, weil seine Beziehung vor genau einem Jahr gescheitert ist. Dabei kommt er mit dem jungen Barkeeper ins Gespräch und sie stellen fest, dass ...

New York 2012: Ein Mann will in einer Bar seinen Kummer ersäufen, weil seine Beziehung vor genau einem Jahr gescheitert ist. Dabei kommt er mit dem jungen Barkeeper ins Gespräch und sie stellen fest, dass sie etwas Fundamentales verbindet.

Mullinmore, Irland, 1987: 6 junge Leute verbringen den Tag vor einer Hochzeit am Meer. Auf der Rückfahrt passiert ein Unfall, das Brautpaar und die Trauzeugin sterben, eine weitere junge Frau wird schwer verletzt. Connor, der Fahrer, und Martin, der Beifahrer, gehören eigentlich nicht mal zur Clique und haben kaum eine Schramme. Connor wird für 2 Jahre auf Bewährung verurteilt, aber er kann nicht in dem kleinen Ort bleiben. Alle kennen sich, sind verwandt oder verschwägert. Seine Eltern und seine Schwester werden wegen ihm gemieden, ihr Pub droht pleite zu gehen. Sein Vater schickt ihn nach England ohne zu ahnen, dass der Kontakt für viele Jahre abreißen wird und Connor auch geht, um sein größtes Geheimnis zu wahren.

Es ist schwer, etwas über diese (Hör-)Buch zu schreiben, ohne zu spoilern.
Connor wächst im streng katholischen Irland auf, hat die Schule beendet und keinen Plan, was er mit seinem Leben anfangen will. Den Ausflug hat er nur mitgemacht, weil Martin, der als Fahrer engagiert wurde, ihn dazu eingeladen hatte und er nicht immer als Außenseiter gelten wollte. Nach dem Unfall quälen ihn Selbstvorwürfe und Selbstmordgedanken – vielleicht geht es den anderen besser, wenn er einfach von der Welt verschwindet. Stattdessen wird er in einen Neuanfang geschubst, den er nicht will. Er bricht den Kontakt radikal ab und erfährt nie, was aus seiner Familie oder den anderen Überlebenden und Angehörigen wird, traut sich nicht zurück. Um nicht von seiner Schuld erdrückt zu werden, verdrängt er jeden Gedanken an den Unfalltag.

Graham Norton erzählt in „Heimweh“ von der Enge einer irischen Kleinstadt, dem Festhalten an nichtfunktionierenden Beziehungen um den Schein zu wahren und dem Aufbruch eines jungen Mannes in die große Freiheit, die er so nicht gewollt hat und auch nie findet. Stattdessen orientiert sich Connor immer an anderen, gibt sich so, wie es von ihm erwartet wird und verliert seine Persönlichkeit, wird allein lebensunfähig.
Man dringt tief in die Gedanken und Gefühle der Charaktere ein und verfolgt ihren Lebensweg. Die meisten sind traurige Gestalten, gebrochen und enttäuscht vom Leben und ihren unerfüllten, vielleicht überhöhten Erwartungen. Selbst das schillernde New York wirkt plötzlich trostlos, wenn der Protagonist betrunken im Rinnstein schläft, weil er nicht in die Einsamkeit seiner winzigen Wohnung zurückwill. Dabei ist das Glück nur einen Anruf oder einen Klick entfernt, aber den Mut dazu bringt er ohne fremde Hilfe nicht auf.

Charly Hübner erweckt die verschiedenen Personen gekonnt zum Leben, spricht je nach Handlung mit tragischer, schleppender Stimme oder schneller Euphorie, passt einfach perfekt zu Irland. Trotzdem fiel es mir zum Teil etwas schwer, der Handlung zu folgen. Die Sprünge innerhalb der Kapitel zwischen den verschiedenen Personen und Zeitebenen waren mir zu plötzlich und wenig abgegrenzt, aber vielleicht liegt das auch am Medium Hörbuch und ist im Buch besser gegliedert / dargestellt.

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Veröffentlicht am 16.10.2021

Zwischen Kunst, Krieg und Liebe

Die Maskenbildnerin von Paris
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Was wissen wir eigentlich noch vom ersten Weltkrieg, von den grausamen Verletzungen, die die neuen Waffen und das Giftgas hinterlassen haben, von den Spätfolgen und Entstellungen, mit denen die Soldaten ...

Was wissen wir eigentlich noch vom ersten Weltkrieg, von den grausamen Verletzungen, die die neuen Waffen und das Giftgas hinterlassen haben, von den Spätfolgen und Entstellungen, mit denen die Soldaten danach kämpfen mussten? Darüber erzählt Tabea Koenig in „Die Maskenbildnerin von Paris“ aus der Sicht einer jungen Frau und Künstlerin.

Valérie wird in eine Künstlerfamilie in Cherbourg hineingeboren, wächst behütet und privilegiert auf, erhält von ihren Eltern eine umfassende (Aus)Bildung. Sie will in Paris Malerei studieren und verlässt dafür sogar ihre Jungendliebe Gabriel, weil sie glaubt, sich zwischen Kunst und Liebe entscheiden zu müssen und auf keinen Fall das Leben einer Hausfrau und Mutter führen will.
Doch bald bricht der Krieg aus. Auch Gabriel muss an die Front und wird bald vermisst. Sie hofft lange auf seine Rückkehr, dass sie dann endlich ihre Beziehung wieder aufnehmen.

Als ihr Freund Apollinaire durch einen Granatsplitter an der Schläfe verletzt wird und mehrfach operiert werden muss, kommt sie zum ersten Mal näher mit den Kriegsversehrten in Berührung. Apollinaires Narbe wird später durch seine Haare verborgen werden, aber seine Mitpatienten sind z.T. extrem gezeichnet. Valérie will den Männern irgendwie helfen, am besten künstlerisch. Gertrude Stein stellt ihr Anna Coleman Ladd vor, die das amerikanische Rote Kreuz „Studio for Portrait-Masks“ in Paris aufbaut, um die Masken für die Versehrten herzustellen und ihnen eine Anlaufstelle zu bieten, in der der sie ganz normal behandelt, nicht entsetzt angestarrt oder bemitleidet werden. Valérie findet in der Arbeit mit ihnen ihre Erfüllung und verliebt sich in einen Patienten – den Soldaten Louis. Doch als es ernster zwischen ihnen wird, droht ihr größtes Geheimnis aufzufliegen …

Tabea Koenig schreibt sehr anschaulich und mitreißend, lässt historische Bezüge und Persönlichkeiten oder die Eigenschaften der Protagonisten fast spielerisch in die Handlung einfließen. Neben Cherbourg wird auch Paris sehr stimmungsvoll wiedergegeben, man sieht die Boulevards und Cafés förmlich vor sich, sitzt mit den Künstlern am Tisch und genießt das Leben oder diskutiert über die Arbeit. Valérie ist eine von ihnen und mit den Großen ihrer Zeit auf Du und Du. Ich fande es immer wieder spannend, wenn ich einen berühmten Namen entdeckt und die Bilder oder Skulpturen sofort vor Augen hatte.

Die Schilderungen, wie der Krieg den Alltag verändert, sind sehr interessant und die beschriebenen Giftgasverletzungen erschreckend, aber ich fand es spannend, wie das „Problem“ der Prothetik gelöst und den Versehrten neue Hoffnung gegeben wurde. Die Anweisungen von Anna Coleman Ladd, wie die „Maskenbildner“ mit den „Kunden“ umgehen sollten – einerseits sehr professionell, andererseits aber auch nicht gefühllos – fand ich sehr gut. Es war sicher nicht leicht, die Balance zu halten. Besonders beeindruckt hat mich dabei Louis‘ mutiger Weg zurück ins Leben.

An dieser Stelle komme ich zu einem Kritikpunkt, der allerdings zu Lasten des Verlages geht. Ausgehend vom Titel und Klappentext hatte ich erwartet, dass es um die Masken der Kriegsversehrten geht, allerdings dreht sich das Buch vor allen um Valéries Leben, ihre dramatische Liebesgeschichte und die Entwicklung der Kunst- und Künstlerszene in den 1910er Jahren.

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