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Veröffentlicht am 19.10.2021

Die Blumeninsel - eine ganz andere Welt

Vertraute Welt
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Seoul – die Megacity produziert Unmengen von Müll. Eine der reichsten Städte karrte seinen Unrat in den 1980er Jahren auf die riesige Deponie, an dessen Rand diejenigen ihr Dasein fristeten, die in all ...

Seoul – die Megacity produziert Unmengen von Müll. Eine der reichsten Städte karrte seinen Unrat in den 1980er Jahren auf die riesige Deponie, an dessen Rand diejenigen ihr Dasein fristeten, die in all dem Weggeworfenen nach erneut Verwertbarem suchten.

Auf mehr Einkommen hoffend, zieht es Glupschaug und seine Mutter mitten hinein in die „Blumeninsel“. Blumig ist weder ihr neues Zuhause noch sind es die Gerüche, die ihnen anhaften. Ihre ärmlichen Hütten bilden eine eigene Stadt neben einem riesigen Müllhaufen vor der großen, pulsierenden Großstadt. Sie sind unter sich - Menschen am Rande der Gesellschaft.

Die Überflussgesellschaft wirft weg, kauft neu, entsorgt wieder. Die Müllberge werden immer mehr und hier entstanden Arbeitsplätze für diejenigen, die all den Überfluss wieder und immer wieder umschichteten, sich das Wiederverwertbare herausfischten und so ihr Auskommen einigermaßen sichern konnten.

Es geht strukturiert zu, jeder hat seinen Platz. Der Müll wird an vorderster Reihe systematisch durchforstet und erst wenn es diese Vorhut dahin drängt, wo der nächste LKW seine Ladung abkippt, dürfen die nächsten ran. Neben dem ständigen Versprühen von Insektiziden lauern hier noch viele andere Gefahren, aber da müssen sie alle durch, hier haben sie ihre Lebensgrundlage.

Hwang Sok-Yong erzählt von Glupschaug und Glatzfleck und ihrem Umfeld, von zwei Jungen, die auch mit anpacken und doch auch Kind sein wollen, sich ihre Zufluchtsorte schaffen. Bruderherz, so nennt Glatzfleck seinen Freund und Kameraden. Ihr Leben auf der Deponie ist hart und entbehrungsreich, sie holen ihr Essen aus dem Müll. Genug wird weggeworfen, trotzdem möchte man bei so mancher kulinarischen Beschreibung nicht unbedingt Gast sein.

Neben dem doch oftmals desillusionierenden Alltag blitzt immer wieder ein blaues Licht auf. Meister Kim und seine Familie nimmt sie mit in eine Traumwelt. Es sind die früheren Bewohner als durchscheinende Gestalten, als Geister, die sich ihnen zeigen, um dann im Nebel zu entschwinden. Dieses mystische Bild, die heile Welt, weit entfernt vom Ist-Zustand, hat was Tröstliches. Ein Wunschland gar nicht weit weg und doch unerreichbar. Da ist einerseits das nicht Greifbare, Nebulöse und andererseits der nüchterne Alltag. Dieses immer wieder aufflackernde wunderschöne Gemälde vermittelt Geborgenheit.

Der Autor nimmt seine Leser mit in eine Welt, von der wir alle wissen, dass sie existiert. Beschreibt das Leben derer, die hier leben, sehr einfühlsam. Sie arbeiten, leben und lieben, lachen und sind traurig wie jeder von uns. Deren „Vertraute Welt“ hat nichts anrüchiges, seine Sprache ist leicht verständlich.

Südkoreas bekanntester Schriftsteller Hwang Sok-Yong bringt seinen Lesern sowohl das Mystische seiner Heimat als auch den Konsumirrsinn mit seinen nur zu bekannten Auswüchsen näher. Nicht anklagend, aber doch sehr eindringlich. Auf der Sonnenseite sind diejenigen, die bald achtlos all diese Dinge entsorgen, die den anderen ein bescheidenes Auskommen sichern. So schließt sich der Kreis des Konsums, des Wegwerfen und Wiederverwertens. Ein Buch, das alle möglichen Gefühle freisetzt. Es ist traurig und doch schimmert immer wieder ein Hoffnungsstrahl durch, es ist entmutigend und dann wieder so voller Leben.

Seoul hat sie nicht mehr, die unendlich weiten Mülldeponien. Sie sind den modernen Projekten zur Müllbeseitigung gewichen, wir waren in der Vergangenheit. Glupschaug und die seinen haben einen Einblick in ihre „Vertraute Welt“ gewährt. Gerne habe ich hineingeblickt, bin ein Stück ihres Weges mitgegangen.

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Veröffentlicht am 19.10.2021

Mit allen Sinnen genießen trotz Glutenunverträglichkeit

Meine glutenfreien Kuchen und Torten
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Zöliakie verleidet jeden Genuss, glutenfreie Ernährung ist der einzige Weg, beschwerdefrei zu leben.

„Meine glutenfreien Kuchen und Torten“ der Foodbloggerin Tanja Gruber bietet neben jeder Menge Infos ...

Zöliakie verleidet jeden Genuss, glutenfreie Ernährung ist der einzige Weg, beschwerdefrei zu leben.

„Meine glutenfreien Kuchen und Torten“ der Foodbloggerin Tanja Gruber bietet neben jeder Menge Infos Rezepte von einfach bis raffiniert, von schnell gebackenen Kuchen bis außergewöhnlichen Festtagstorten, gegliedert nach Torten für besondere Anlässe oder backen mit jahrzeitlich bedingten frischen Zutaten. Alle Rezepte, die ich bis jetzt ausprobiert habe, sind problemlos nachzubacken.

Ich bin sehr angenehm überrascht zum einen ob der Aufmachung aber auch der tollen Rezepte und dem informellen Teil. Ein so schön gestaltetes Backbuch, da macht das Blättern schon Spaß. Es sind zunächst die Grundrezepte und ganz einfache, hilfreiche Tipps wie z B. das Teilen eines Biskuits oder das Herstellen eines Sahnestandmittels. Jeder Kuchen, jede Torte wird auf zwei Seiten präsentiert, wobei die sehr ansprechenden Fotos von Frauke Antholz schon immense Lust auf die Leckereien machen. Da kann und sollte man nicht lange widerstehen müssen. Mittlerweile sind schon etliche Kuchen gebacken und so einige Tortenrezepte markiert, die sehnlichst von den Schleckermäulern erwartet werden.

Was bisher kein Problem war, stellt sich nun als solches heraus – einem Familienmitglied wurde nach schmerzhaften Monaten erläutert, dass es von nun an glutenfrei essen sollte. Da kam mir dieses Buch gerade recht - ein Backbuch, zugleich Ratgeber, gut gegliedert, übersichtlich und mit brauchbaren Infos, aus dem ich schon einiges nachgebacken habe und das mich begleiten wird.

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Veröffentlicht am 13.10.2021

Das Schicksal der jungen Grace

Grace – Vom Preisträger des Booker Prize 2023 ("Prophet Song")
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Mit gerade mal vierzehn Jahren wird Grace weggeschickt. Hinaus, um Geld zu verdienen. Wir sind im Irland des Jahres 1845 und hier herrscht überall Mangel. Die Mutter schneidet ihre Haare, steckt sie in ...

Mit gerade mal vierzehn Jahren wird Grace weggeschickt. Hinaus, um Geld zu verdienen. Wir sind im Irland des Jahres 1845 und hier herrscht überall Mangel. Die Mutter schneidet ihre Haare, steckt sie in viel zu große Männerkleidung und von nun an ist sie auf sich alleine gestellt. Colly, ihr kleiner Bruder, schleicht ihr nach, will unbedingt bei ihr sein. Und so geht es weg von daheim, hinein in ihre Odyssee während der großen Hungersnot.

Es ist schon eine grausame Welt, die die Menschen hart werden lässt. Grace schlüpft in die Rolle eines Jungen, denn als Mädchen ist sie noch ein Stück hilfloser und ohnmächtig all den Gestalten ausgeliefert, denen sie auf der Suche nach ein bisschen Essbarem begegnet. Inmitten lauter Männer muss sie immer auf der Hut sein, sie reift langsam zur Frau heran und es wird schon zunehmend schwieriger, Ausreden jeglicher Art zu finden, warum sie bestimmte Dinge nicht tun will.

Ich brauchte schon ein wenig, um in die Geschichte einzutauchen, mich zurechtzufinden. Die Charaktere musste ich mir erst erlesen. Gerade zu Anfang (der einen Touch ins Surreale hat) entscheidet sich, ob man ein Buch lesen will oder es doch erst zur Seite legt. Nun bin ich dran geblieben und je weiter ich las, desto mehr war ich drin in dieser doch sehr bedrückenden Story.

Eine sehr eindringlich geschilderte Geschichte, die man nicht so schnell vergisst. Dunkel und düster wie das Cover, das diese Trostlosigkeit widerspiegelt. Das Schicksal meint es nicht immer gut, machen wir das Bestmögliche draus. Keine leichte Kost, dennoch lesenswert.

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Veröffentlicht am 10.10.2021

Fantasy für junge Leser

Vergissmeinnicht - Was man bei Licht nicht sehen kann
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Einmal ein anderes Genre lesen wär gar nicht mal so verkehrt, also fiel meine Wahl auf Kerstin Giers „Vergissmeinnicht“. Der erste Teil ihrer neuen Trilogie im Fantasy-Bereich fällt schon mal sehr positiv ...

Einmal ein anderes Genre lesen wär gar nicht mal so verkehrt, also fiel meine Wahl auf Kerstin Giers „Vergissmeinnicht“. Der erste Teil ihrer neuen Trilogie im Fantasy-Bereich fällt schon mal sehr positiv mit seiner bezaubernden Aufmachung auf. Ein wunderschönes Cover, so liebevoll gestaltet, jedes Detail ist ein Hingucker.

Mit Quinn Jonathan Yuri Alexander von Arensburg und der blauhaarigen Kim bin ich gleich mittendrin, aber noch weiß ich nicht, was mich erwartet. Die Martins von nebenan spielen eine Rolle und Matilda, die ständig mit den anderen weiblichen Familienmitglieder verwechselt wird, sticht doch bald heraus, zumindest einer kann sie sofort als die erkennen, die sie nun mal ist.

Das Personenverzeichnis am Ende ist sehr hilfreich, lese ich doch von den Erdencast, den Saumcast und den Saumwesen, den Arkadier und Feen und von noch ganz vielen anderen. Gefahren lauern – sind sie nur hier, sind sie real? Oder in einer Art Zwischenwelt? Eine Fantasy-Reise, gewürzt mit Teenagerliebe, sehr unterhaltsam geschrieben.

Kerstin Gier erzählt eine fantastische Geschichte, die leicht zu lesen ist, in die man schnell und gerne abtaucht. Ihre Charaktere sind muntere Wesen, jeder hat so seine Eigenheiten. Es sind da skurrile Szenen, humorvoll angereichert, kurzweilig dargeboten.

Der Auftakt einer Trilogie - die Herzen der Fantasiefans
schlagen hier höher. Für mich ein Abstecher in eine magische Welt, die mir kurzweilige Lesestunden beschert hat, ich aber nicht unbedingt zu dieser Zielgruppe gehöre. Die Geschichte bekommt von mir drei Sterne, das Erzählen einen Stern mehr – kurzum bewerte ich „Vergissmeinnicht“ mit vier Sternen.

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Veröffentlicht am 07.10.2021

Liebe und noch viel mehr in der Weihnachtszeit

Plätzchen gesucht, Liebe gefunden
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Petra Schier mal ganz anders – sie kann auch Liebe, wenngleich ich sie von ihrer historischen Seite kennen- und liebengelernt habe (ihre Bücher wohlgemerkt). Der sechste Band ihrer Weihnachtshund-Reihe ...

Petra Schier mal ganz anders – sie kann auch Liebe, wenngleich ich sie von ihrer historischen Seite kennen- und liebengelernt habe (ihre Bücher wohlgemerkt). Der sechste Band ihrer Weihnachtshund-Reihe war mein erster. Natürlich wäre es schön gewesen, die Vorgängerbände zu kennen, aber ich hab mich auch ohne Vorkenntnisse in der Geschichte schnell zurechtgefunden, hab mich pudelwohl (im wahrsten Sinne des Wortes) gefühlt. Denn Naila, das Pudelmädchen, spielt hier eine tragende Rolle. Gewitzt teilt sie ihre Gedanken mit, sie ist eine gute Beobachterin und einfach zum knuddeln – ich hab sie sofort ins Herz geschlossen.

Ja, und zu einer guten Weihnachtsgeschichte gehört natürlich er – Santa. Elfen an seiner Seite - allen voran Elf-Siebzehn und Elfe-Sieben - helfen nicht nur bei der weihnachtlichen Routine, oh nein. Sie fühlen sich auch zuständig für all das Liebesglück auf Erden und einfallsreich gehen sie ans Werk. Es scheint, als ob sie so manches Mal Goldstaub (Freundschaft, Zuneigung und Liebe beigemischt) herniederregnen lassen.

Und da sind noch unsere Hauptakteure Ricarda und Frank. Nach längerem Aufenthalt in den Staaten kommt er zurück und sie treffen sich wieder, die Freunde seit Kindertagen. Und es knistert gehörig zwischen ihnen, aber soll das wirklich so sein? Was ist besser – Liebe oder Freundschaft? Was hält länger? Inmitten ihres ganzen Familienclans (und der mischt kräftig mit) wollen sie herausfinden, was da ist, was sie denn immer noch verbindet, sie einander wie magisch anzieht. Ob wohl aus Ricarda und Frank ein Paar werden wird?

Sie alle sind präsent, packen kräftig mit an, backen Berge von Plätzchen, gehen über den Weihnachtsmarkt. Es ist wie ein Verweilen in deren Leben in der Vorweihnachtszeit, eine vergnügliche Reise mit launigen, amüsanten und zuweilen ganz pfiffigen Protagonisten – stimmungsvoll und dann wieder ganz schön turbulent. In ihrem ganzen Familientrubel habe ich mich wohlgefühlt, hab mich unauffällig dazu geschlichen und ihrer Geschichte gelauscht.

In diese besinnliche Zeit passt ein wenig Romantik, ein Tupfer Herz-Schmerz und ganz viel Liebe. Humorvoll verpackt wird daraus ein bezauberndes Märchen, das so oder so ähnlich wahr werden könnte. Gerne empfehle ich dieses Wohlfühlbuch für schöne Lesestunden weiter, ein kurzweiliges und vergnügliches Warten aufs Christkind.

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